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Vorwort

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Mein Vater war mein größter Kritiker.

„Sei doch froh, dass Dir jemand sagt, wie man vorliest. Bitte senke die Stimme zum Schluss des Satzes, lies langsamer und deutlicher …. Sei nicht so aufgeregt!“

Wie mich das genervt hat! Sicherlich hatte mein Vater recht, aber ich wollte nicht perfekt sein sondern auch beim Lesen eines Märchens meine eigenen Gefühle erleben, aufgeregt lesen, leise wenn es für mich gut war oder auch einfach laut!

Märchen waren für meinen Vater immer ein schöner Ausgleich zur Arbeit als Ingenieur, Vizepräsident der BAM. Uns, seinen vier Töchtern, erzählte er viele ausgedachte Märchen abends am Bett oder in den Ferien am Lagerfeuer. Wir durften uns Gestalten (Zwerge, Feen, Könige uvm) ausdenken aus denen er spannende Geschichten kreierte.

Zum Geburtstag oder Weihnachten wünschte er sich ein selbstgeschriebenes Märchen seiner Kinder. Jedes Kind hatte ein Buch, in dem die Märchen dann in Schönschrift aufgeschrieben wurden.

In seinem Studierzimmer gab es unter den vielen Fachliteraturen ein Regal mit Märchenbüchern aus allen Ländern. Mir gefielen die „Andersen Märchen“, die schön traurigen, am besten.

Mein Vater schrieb im Alter noch einige esoterische Bücher, in denen er versuchte wissenschaftlich zu erklären, warum Wünschelruten und Pendel funktionierten. Er konstruierte ein neuartiges Pendel, schrieb ein Buch dazu und hatte erstaunliche Erfolge.

Im fortgeschrittenen Alter konnte er nicht mehr seiner Berufung, forschen, Pendeln nachgehen. Dazu kam seine Demenz, die er für sich als katastrophal empfand. Er verlor die kognitiven Fähigkeiten, konnte nicht mehr laufen, nicht mehr am Computer schreiben, vergaß viel.

An den Sessel gefesselt konnte er wenig machen, da auch seine Augen nachließen und er nicht mehr selbst lesen konnte. Er bekam eine Ergotherapeutin, die ihm mit viel Empathie half, aus seiner Depression heraus zu kommen.

Ein Teil der Therapie war, neu damit zu beginnen Märchen zu erzählen. Entweder sprach er mit der Ergotherapeutin auf sein Diktiergerät oder ich gab ihm gemalte Bilder von mir, aus denen er dann ein Märchen formulierte.

Eine witzige Methode war u.a., dass meine Schwester mit ein paar Sätzen eines Märchens begann und mein Vater dann weitererzählte und wir waren überrascht, was für eine enorme Fantasie bei meinem Vater vorhanden war. Sicherlich verlor er zwischendurch den Faden und erzählte dann das Märchen im Märchen, aber so verrückt die Märchen waren, umso abgefahrener und lustiger waren sie.

Wir hatten alle viel Freude beim Mitgestalten einiger Märchen und freuen uns, diese öffentlich machen zu können. Maria Rohrbach Wir verdanken meinem Vater so viel …… er verstarb am 7. März 2014.

Märchensammlung eines demenzkranken Professors

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