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Indianer

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Als Andreas abends heimkehrte, freute er sich bereits auf das Gespräch mit seiner neuen Geliebten. Er wollte mehr vom Schicksal ihrer Vorfahren hören. Vielleicht konnte er Ahyoka auch dazu bringen, ihm die Fortsetzung ihrer Geschichte in der Pflegefamilie zu erzählen.

Das Mädchen hatte sich für ihn feingemacht. Der Mann fühlte sich vom Glück geschüttelt. Die Androide hatte zwar eher knabenhafte Proportionen, aber ihre Brüste hätten jedem Ladyboy zur Ehre gereicht. Ihre schwarze Mähne umfloss ihr ovales Gesicht und ihre dunklen Augen strahlten ihn fast unheimlich an, als er sie mit einer liebevollen Umarmung begrüßte.

Vermutlich hatten die chinesischen Designer noch nie eine waschechte Indianerin vor Augen gehabt. Doch sie hatten getreulich alle Klischees bedient, von den hohen Wangenknochen bis zur Nase, die sich leicht bog. Das energische Kinn und die vollen Lippen schienen ihm zwar fehl am Platz, aber wann hatte er seine letzte Squaw gesehen. Er war sich auch nicht sicher, ob der olivfarbene Teint und die wohl geformten langen Beine mit den festen Oberschenkeln und schlanken Fesseln typisch indianisch waren. Die meisten Abbildungen von indigenous People zeigten eher kleine gedrungene Gestalten mit braunen wettergegerbten Gesichtern. Aber dann sollte man es mit der Authentizität auch wieder nicht übertreiben.

"Was hast du denn heute den ganzen Tag gemacht?"

"Ich habe über deine Frage nachgedacht, was den Indianerinnen geschehen ist. Es ist eine lange Geschichte der Verluste ihres Lebensraums, ihres Volkes, der Tiere, die einmal ihre Lebensgrundlage waren, und schließlich ihrer Identität. In knapp 500 Jahren Kriegen, Massakern und Vertreibung wurde die indianische Kultur fast komplett ausgerottet. Viele der Überlebenden vegetieren unter erbarmungswürdigen Zuständen in Reservaten. So wie die Aborigines in Australien und Kanada, wo man die Ureinwohner genauso nennt, sind auch viele Indianer alkoholkrank oder haben sich aufgegeben."

"Aber als indianische Androide seid ihr wieder en vogue."

"Ja, ich glaube zu wissen, warum sich so viele Amerikaner heute eine Indianerin als Freundin aussuchen. Die Squaws galten seit jeher als leichte Beute. Als die Kolonialisten herausfanden, dass indigene Frauen ihre eigene Fruchtbarkeit kontrollieren können, gingen sie davon aus, dass freiwilliger oder gewaltsamer Beischlaf keine Konsequenzen haben würde. Auch waren die Verbindungen mit Einheimischen oft von Handelsinteressen geprägt, was den Männern das Gefühl gab, nur eine Warenbeziehung eingegangen zu sein. Man tauschte Felle gegen Gerätschaften und suchte sich bei der Gelegenheit auch gleich eine Squaw als Bettwärmer aus.

Als später Europäerinnen mit den Siedlungstrecks kamen, galten die Beziehungen mit den Einheimischen bald als verpönt und Halbblute wurden sogar verfolgt. Auch heute noch gelten Indianer vielen als minderwertig, nicht gleichberechtigt. Wie den australischen Aborigines hat man den amerikanischen Ureinwohnern krummgenommen, nichts aus sich gemacht zu haben, stattdessen in Reservaten von Sozialfürsorge zu leben."

"Schon damals wurden Indianer von den Siedlern für faul und schwach gehalten. Man beraubte sie ihrer Lebensgrundlage, dann machte man sie dafür verantwortlich, sich nicht den Weißen anzupassen", warf Andy ein.

"Unterzuordnen, sich aufzugeben wäre wohl das richtigere Wort."

"Ja, und ihre vorgebliche Schwäche war wohl eher eine Schwäche ihres Immunsystems."

"Genau. Europäer hatten bereits Jahrhunderte mit Haustieren zusammengelebt und sich an die von Tieren übertragenen Krankheitserreger gewöhnt. Dagegen waren die Ureinwohner Nord- und Süd Amerikas Masern, Grippe, Typhus, Cholera und anderen Erregern schutzlos ausgeliefert. Von den über 10 Millionen Indianern, die um 1500, als die ersten Westler ankamen, Nordamerika bevölkerten, hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur etwa 300,000 überlebt. Man geht davon aus, dass 90% meiner Vorfahren von den eingeschleppten Krankheiten getötet wurden. Wenn die Männer starben, nicht mehr auf die Jagd gehen konnten, hatten die Familien nichts zu essen und viele gingen vor Hunger zugrunde."

"Allerdings wussten auch die Kolonialisten nicht um die tödliche Wirkung der Erreger."

"Sonst hätten sie sich von den Indianern ferngehalten? Es gibt zahlreiche Belege, dass Einheimischen mit Pocken verseuchte Decken aus den Krankenstationen des weißen Mannes ausgehändigt wurden. Dann empfahl man den Kranken, sich in die Pflege ihrer Dörfer zu begeben, damit sie die Erreger dort weiterverbreiteten.

Während 1848 noch über 150,000 Indianer in Kalifornien lebten, waren es 1860 nur noch etwa 30,000."

"Die Ureinwohner wurden durch ständige Epidemien dahingerafft, aber auch von Milizen verfolgt."

"Ja, bewaffnete Gruppen wie die Eel River Rangers brüsteten sich damit, mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder getötet zu haben. Die kalifornischen Siedler versklavten indianische Jugendliche und bildeten Landwehren, die Ureinwohner umzubringen. Selbst im 20. Jahrhundert wurden noch sogenannte 'Rothäute' gejagt und gelyncht, genauso wie man in den Südstaaten Menschen afrikanischer Abstammung drangsalierte."

"Die farbige Sängerin Billie Holiday wurde Mitte des Jahrhunderts 20 Jahre lang vom FBI verfolgt, weil sie in einem Lied besang, wie ein weißer Mob Afroamerikaner lynchte und in Bäumen aufhing."

"Es war ein weiter Weg bis man uns Indianern gestattete, auf ihrem Land Lizenzen für Spielkasinos zu vergeben", bemerkte Ahyoka sarkastisch, bevor sie fortfuhr:

"Vertreter der Kirche und der Regierung arbeiteten Hand in Hand zusammen, dass Indianer zum Christentum konvertierten und ihrem selbstbestimmten Leben abschwörten. Die Überlebenden sollten ihre Kultur aufgeben, sesshaft werden und sich den Gesetzen der neuen Obrigkeit beugen. Man nahm den Indianern erst ihr Land, dann ihre Identität.

Regierungsbehörden finanzierten Internate, die von der katholischen Kirche betrieben wurden. Dort kasernierte man Indigene um Aberglauben und Erinnerungen an die Traditionen ihrer Vorväter aus Jungen und Mädchen herauszuprügeln. Es wurde zur gängigen Praxis, Kinder ihren Eltern wegzunehmen, um sie umerziehen zu können. Noch heute werden jedes Jahr knapp 700 Indianerkinder in Süd Dakota aus ihren Familien gerissen und bei Pflegeeltern untergebracht.

Vor 1978 war es allgemeiner Brauch, Söhne und Töchter aus indianischen Sippen zur Adoption freizugeben. In Minnesota wurde jedes vierte Indianerkind unter einem Jahr an Pflegefamilien gegeben. Von 1941 bis 1978 wurden etwa 68% aller indigenen Kinder entweder Waisenhäusern und Pflegefamilien übergeben, oder von weißen Familien adoptiert."

"Haben die Indianer denn nicht versucht, sich zu wehren, ihre Nachkommen zu verstecken?"

"Natürlich, aber es kam noch schlimmer. In den 60er und 70er Jahren wurden vom indianischen Gesundheitsamt, einer Art Krankenversorgung für Indianerinnen, in einigen Gegenden 25-50% der Frauen sterilisiert. Man wollte deren sogenannten Kinderreichtum eindämmen. Man drohte den Müttern, ihnen die Kinder wegzunehmen oder ihre Sozialleistungen zu streichen, wenn sie nicht einwilligten."

Andy wusste, dass seiner Indianerin die Fakten einprogrammiert worden waren, nicht auf überlieferten Erfahrungen basierten, dennoch war er betroffen. Wahrscheinlich hatte sie den ganzen Tag über Informationen vom Internet heruntergeladen, die sie ihm jetzt herunterratterte.

"Man hat unsere Identität über Jahrhunderte auszuradieren versucht, um aus schlechten Indianern gute Amerikaner zu machen. Diejenigen, die sich dem Assimilierungsprozess widersetzten, wurden gemaßregelt. Oder bestraften sich selber, indem sie Alkohol, Drogen oder dem Verkauf ihrer Körper nachgaben.

Und oft begannen die Schläge und der Missbrauch zu Hause, wenn das Geld nicht reichte oder weil es die anderen ja auch taten.

Duluth, eine Hafenstadt in Minnesota, ist berühmt für die zahlreichen indianischen Prostituierten, die man im Alter von 12 bis 14 Jahren in den nördlichen Reservaten rekrutiert. Die Mädchen werden auf Frachtschiffe gebracht und von Seeleuten für eine Pauschale, eine Flat Rate vergewaltigt.

Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Wir alle haben unsere Identität verloren, aber ich kann zumindest offen darüber sprechen. Vielen sind die Zusammenhänge verwehrt oder ihr Denken ist durch Alkoholmissbrauch, ständige Drohungen und Schläge so eingeschüchtert, dass sie kaum noch wagen, den Mund aufzutun."

Andreas musste staunen, wie hellsichtig seine Freundin war, und beglückwünschte sich erneut, sie in China in Auftrag gegeben zu haben. Wer wüsste, ob die amerikanische Version genauso kritisch mit der Geschichte umginge.

Sex Puppen mit Künstlicher Intelligenz Buch 1-5

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