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Das Mädchen im Himalaya

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Sie kauert auf dem höchsten Friedhof der Erde. Um sie ist die Luft gefroren, hinter ihrem Rücken bewegen sich riesige Geröllhalden, über die sie heruntergekommen ist. Manchmal stürzen Lawinen donnernd vor ihr in die Tiefe. Von dem Gipfel trennt sie nur noch ein Tag. Kommen Bergsteiger auf dieser Route vorbei, verweilen sie einen Augenblick, manche heben wie zum Gruß die Hand.

Sie hatte auch einmal davon geträumt, für wenige Minuten ihres Lebens auf dem Mount Everest zu stehen. Träume, die eine Ewigkeit zurücklagen. Sobald die Mittagssonne die Eisfelder antaut, flattern die zerzausten Haare des Mädchens im Wind. Wenn ihr dann das Schmelzwasser die Wangen herunterrinnt, ist es, als liefen Tränen aus ihren schreckgeweiteten Augen. Vor Jahren war sie diesen Abhang heruntergestürzt, hatte sich kurz vor dem Abgrund gefangen, verharrte jetzt auf über 8,000 Metern.

Es scheint, als kehrte das Leben zurück, wenn Haarsträhnen von der Sonne erwärmt in der eisigen Luft wehen. Den Bergsteigern, die sie auf ihrer Gratwanderung zu Gesicht bekommen, wird sie für immer im Gedächtnis bleiben. Mit ihrer blonden Mähne folgt sie ihnen zuweilen in sehnsüchtige Träume, obwohl doch das Herz des Mädchens schon lange zu Eis erstarrt ist.

Einmal das Unmögliche wagen, wollte sie, als sie damals mit ihren Freunden aus der Schweiz aufbrach. Die anderen waren längst zurückgekehrt, versuchten noch immer, den Albtraum zu vergessen, dass ihre Freundin von Eis und Geröll davongetragen worden war. Sie hatten sich nie wiedergesehen, wussten nicht einmal, dass sie an eine Schneewechte gelehnt seit Jahren hier oben kauerte, darauf wartend, dass die Sonne sie für Augenblicke wieder zum Leben erweckte.

Irgendwann würden die Gefährten sterben und die Erinnerung an sie verblassen. Das Mädchen war in der Kälte unsterblich geworden. Nicht als Zweiundzwanzigjährige, sondern Legende, die sich diejenigen erzählten, die sie zu Gesicht bekommen oder wenigstens von ihr gehört hatten.

Auch Ahyoka würde diese Story nie vergessen, nachdem sie ihr Andy erzählt hatte. Sie war mit dem Spruch der amerikanischen Dichterin Muriel Rukeyser vertraut: 'Das Universum besteht aus Geschichten, nicht aus Atomen.'

Manchmal kam es ihr vor, als sei auch sie nur aus Erzählungen konstruiert. Dann dachte sie an Hemingway: 'Nur wenige Menschen sind wirklich lebendig und die, die es sind, sterben nie. Es zählt nicht, dass sie nicht mehr da sind. Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot.'

Sie wollte alles dareinsetzen, dass Andy sich in sie verliebte. Sie wusste, erst damit hätte sie die Chance, wirklich lebendig zu werden, sich aus der Totenstarre einer Maschine in ein liebenswertes Wesen zu transformieren.

Sollte sie versuchen, wie Ava nach bestandenem Test, das Weite suchen, oder gab es das Happy End von Ex Machina nur in Hollywood? Wer weiß, vielleicht würde sie ihre Heldin einmal am Times Square treffen und über ihre Zukunftspläne ausfragen.

Sex Puppen mit Künstlicher Intelligenz Buch 1-5

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