Читать книгу Ayurveda für die Schilddrüse - Marianne Teitelbaum - Страница 8
Zum Geleit
ОглавлениеIn den frühen 1960er-Jahren, einer Zeit großer Unruhe, verfasste der Physiker und Philosoph Thomas Kuhn ein einflussreiches Buch namens Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Das Buch löste in der wissenschaftlichen Gemeinde hohe Wellen und Widerstände aus. Kuhn argumentiert darin, dass Fortschritt nicht immer in einer geraden Linie verläuft, sondern eher periodischen Paradigmenwechseln unterliegt, die die etablierten Meinungen in Frage stellen. Wir befinden uns aktuell in so einer Zeit.
Es ist eine Zeit überraschender Wendungen. In den Jahren seit Kuhns Buch sind vielen Patienten die Lücken und Probleme der modernen Medizin bewusst geworden. Wenn die dritthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten ein Krankenhausaufenthalt ist, wäre es wohl an der Zeit für eine Gewissensprüfung – und eine gemeinsame Anstrengung, die Einweisung in ein Krankenhaus zu vermeiden! Verwestlichte „Schnellspur“-Versionen ganzheitlicher Medizin kamen mit neuen und verbesserten Modellen, die auf angeblich „natürlichen“ Behandlungen beruhten. Diese griffen jedoch häufig zu kurz und boten eine Kopie der modernen Medizin, indem sie pharmazeutische Arzneimittel oft durch synthetische Vitamine und Mineralien ersetzten und manchmal den Fokus auf die Behandlung von Symptomen gerichtet hielten. Tatsächlich ist die Zeit reif für eine Neubewertung der alten Modelle.
Und hier kommt „das neue Ayurveda“.
Ironischerweise hat sich herausgestellt, dass das neue Paradigma, das Kuhn propagierte, heute mit der alten Praxis der indischen Kräutermedizin übereinstimmt. Das neue Ayurveda stützt sich auf ewige Prinzipien zur Behandlung der Grundursache(n) von Krankheiten. Sie berücksichtigt unsere modernen Beschwerden, entwickelt eine Reihe neuer Protokolle und hält das Versprechen einer personalisierten Medizin, von der wir so viel gehört haben.
Werfen wir einen Blick auf die Tücken der modernen und angeblich ganzheitlichen Medizin aus der Perspektive von zwei meiner Patientinnen.
Die Zwillinge Elizabeth und Megan wurden vor 13 Jahren geboren und von zwei liebevollen Eltern glücklich in die Welt gebracht. Ihre Eltern befolgten alle Ratschläge des Kinderarztes, damit ihre hübschen Mädchen gesund aufwuchsen. Doch nach einer Reihe von Schutzimpfungen im Alter von zwei Jahren stellten die Eltern zu ihrem Entsetzen fest, dass den Mädchen das Haar büschelweise ausfiel. Zuerst ignorierten sie es in der Hoffnung, dass es bald von selbst aufhören würde, doch im Laufe der nächsten Wochen verloren die Mädchen schließlich ihr ganzes Haar, auch ihre Augenbrauen und Körperbehaarung.
Verzweifelt gingen die Eltern mit den Zwillingen zu ihrem Kinderarzt, der sie nach seiner Untersuchung in die Kinderklinik überwies. Die Ärzte dort stellten fest, dass die Mädchen die Schilddrüsenunterfunktion ihrer Mutter geerbt hatten, was den Haarausfall erklärte. Den Mädchen wurde sofort ein Schilddrüsenhormon verabreicht und dann begann eine schmerzhafte Behandlung mit Steroidinjektionen in die Kopfhaut, was dafür gesorgt hat, dass sie seitdem Angst vor Ärzten haben und, was schlimmer ist, haarlos blieben. Die Ärzte ermutigten die Eltern dazu, ihre Kinder zu einer Selbsthilfegruppe zu bringen, die sich einmal im Jahr in verschiedenen Teilen des Landes traf, damit die Mädchen in dem Bewusstsein aufwachsen, dass es noch andere gibt, die ein ähnliches Schicksal erdulden müssen. Bei einem dieser Treffen hörten sie von einem bekannten Heilpraktiker, der ein umfangreiches Blutbild durchführte und natürlich eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln für Schilddrüsenpatienten verschrieb, u. a. Multivitamine, Mineralien, L-Glutamin, Glutathion, Kurkuma, Vitamin D, Coenzyme, Alpha-Liponsäure, Ashwagandha und Vitamin-B-Komplex. Sie vereinbarten einen Termin bei dem Heilpraktiker und nach der ersten Sprechstunde wurde entschieden, dass die Mädchen weiterhin ihr Schilddrüsenhormon nehmen sollten, während sie das neue Programm an Nahrungsergänzungsmitteln befolgten. Zuerst war die Familie begeistert und hoffnungsvoll, doch im Laufe der nächsten zwei Jahre wurden sie enttäuscht und desillusioniert, weil sich nichts änderte und den Mädchen von der Einnahme dieser Flut von Pillen schlecht war. Dann fand die Familie den Weg in meine ayurvedische Praxis.
Da ich viele Tausend Schilddrüsenfälle behandelt habe, wusste ich, dass ihre Ärzte den falschen Ansatz verfolgt hatten, indem sie sich einzig und allein auf die Funktionsschwäche der Schilddrüse konzentriert und nichts getan hatten, um den Angriff des Immunsystems auf die Drüse zu korrigieren. Ich wusste auch, dass das Schilddrüsenhormon, das man den Mädchen verschrieben hatte, mehr Schaden als Nutzen brachte – durch die Gabe des Hormons hatte man unwissentlich die Notwendigkeit zur Eigenproduktion des Hormons im Körper der Mädchen unterbunden.
Der Naturheilkundler hatte zumindest versucht, ihr Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sein Fehler aber war die Verschreibung einiger synthetischer Nahrungsergänzungsmittel, die, wie Pharmazeutika, unterschiedliche Nebenwirkungen auslösen können. Das andere Problem mit dem von ihm verschriebenen Protokoll war die Tatsache, dass es zu viele oral einzunehmende Tabletten umfasste. Die Leber war ihrer Aufmerksamkeit komplett entgangen, denn sie musste ja all diese Mittel verarbeiten, die ihre Funktion störten und somit noch eine stärkere Autoimmunreaktion auslöste (mehr dazu später).
Da die Behandlung mit pharmazeutischen Arzneimitteln nicht Teil meiner Praxis ist, erklärte ich den Eltern, dass Sie entscheiden sollten, ob sie die Dosierung des Schilddrüsenhormons für die Mädchen reduzieren wollten, sobald sie mit dem ayurvedischen Protokoll begannen, das ich für sie zusammengestellt hatte. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate wurde die Dosierung immer weiter gesenkt und schließlich ganz aufgegeben. Denn nun verlagerten wir das Hauptaugenmerk auf die Ursachen, wieso ihr Immunsystem bis zu so einem Grad gestresst war, dass es tatsächlich ihre Schilddrüse angriff und dadurch den Haarausfall verursachte.
Unser Ansatz bestand darin, echte Naturheilmittel einzusetzen, die aus Kräutern, Nahrungsmitteln und Gewürzen bestehen. So sollte das Immunsystem wieder auf Vordermann gebracht werden, damit es aufhört, ständig die Schilddrüse zu attackieren. Dann erhielt die Drüse Unterstützung, um sich selbst zu heilen, ohne sich auf das Hormon zu verlassen. Außerdem wurden alle Anstrengungen unternommen, um orale Medikationen auf ein Minimum zu beschränken. Es wurden andere Verabreichungswege für die Kräuter gewählt (über transdermale Applikation, homöopathische Verdünnungen der Kräuter in Wasser, die über den ganzen Tag verteilt getrunken wurden, sowie stark verdünnte Tees), um die Leberbelastung so gering wie möglich zu halten.
Langsam aber sicher begannen kleine Haarbüschel zu sprießen, Monat für Monat, bis beide Mädchen ihr glänzendes, braunes Haar wiederhatten – das sie auch von ihrer Mutter geerbt hatten. Abgesehen davon, dass ihr Immunsystem – gestört durch zu viele Impfungen zur selben Zeit – wieder gesund und ausgeglichen war, verschwanden auch ihre Empfindlichkeiten gegenüber Gluten, Milchprodukten und anderen Lebensmitteln. Außerdem wussten die Eltern, dass die Behandlung all dieser Probleme in jungen Jahren ihre Töchter später einmal davor bewahren würde, andere Autoimmunerkrankungen wie Fibromyalgie und Lupus zu entwickeln.
Ich schreibe dieses Buch für Elizabeth und Megan und die Tausenden von Patienten, die sich in ähnlich misslicher Lage befinden.
Elizabeth bei ihrer Kontrolle nach drei Monaten
Elizabeth bei ihrer Kontrolle nach sechs Monaten
Elizabeth bei ihrer Kontrolle nach 1 Jahr
Wir wissen, dass die Menschen weltweit an einer Epidemie schlechter Gesundheit leiden, die sie verzweifeln lässt und zu den Ärzten treibt. Die Litanei ist vertraut: Krebs, Herzerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Verdauungsstörungen, wobei die letzten beiden oft ein und dasselbe sind. Wie können wir in den technologisch fortschrittlichsten Ländern der Erde nur so krank sein, wo es doch modernste Diagnosegeräte, Wundermedikamente und angesehene medizinische Einrichtungen gibt? Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die allopathische und die ganzheitliche Medizin einen Paradigmenwechsel brauchen, wie er von Kuhn vorgeschlagen wurde, sei es bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen oder bei den verschiedensten anderen Krankheiten.
Die allopathischen Ärzte sind dafür ausgebildet, Krankheiten zu erkennen und mit einer Reihe von nebenwirkungsbehafteten Pharmazeutika zu behandeln, die nur auf Symptome ausgerichtet sind und die Ökologie unseres Körpers durcheinanderbringen. Sie verfügen, ohne ihr eigenes Verschulden, über keine Methode, um bestehende Missverhältnisse frühzeitig zu erkennen, wenn sie viel leichter zu bewältigen sind, noch ehe die Krankheit einsetzt.
Die ganzheitliche Medizin steckt in den Kinderschuhen und wie bei jeder neuen Disziplin wird auch hier viel experimentiert. Es lässt sich nicht vermeiden und ist verständlich, dass Fehler gemacht werden. Die Heilpraktiker sind mit ihrem Einsatz natürlicher Alternativen statt chemischer Medikamente auf dem richtigen Weg. Doch darin liegt auch das Problem: Neben der Verwendung unterschiedlicher Kräuter und Lebensmittel zur Heilung verordnen viele auch zahlreiche synthetische Vitamine, Mineralien, Aminosäuren usw. Bei näherem Hinsehen sind viele dieser so genannten natürlichen Produkte, die häufig unter dem Oberbegriff Nahrungsergänzungsmittel geführt werden, fast ebenso problematisch wie Medikamente, da auch sie im Labor hergestellt werden und nichts mit der Natur gemein haben. Sie haben eine Wirkung wie pharmazeutische Medikamente, doch zu welchem Preis? Diese Heilmittel verringern vielleicht manche Symptome, doch allzu oft werden Patienten von der Einnahme dieser menschgemachten Version von Vitaminen krank, da sie in viel höheren Dosen eingenommen werden, als sie natürlich im Essen vorkommen. Der Körper erkennt diese synthetischen Ergänzungsmittel als Toxine, daher müssen die Nieren und die Leber Überstunden machen, um den Körper von diesen Chemikalien zu befreien. Wenn wir also eine wahrlich natürliche Alternative zur allopathischen Medizin bieten wollen, dann muss die Behandlung aus Heilmitteln bestehen, die in der Natur wachsen.
Nicht nur das. Wir müssen berücksichtigen, wie stark die Leber von der Einnahme so vieler Ergänzungsmittel belastet wird, selbst wenn manche aus Kräutern bestehen und wirklich natürlich sind. Es ist die Aufgabe der Leber, alles zu verarbeiten, was wir schlucken, daher wollen wir sie nicht mit so vielen Tabletten und Mixturen belasten. „Wie viel kann die Leber aushalten?“ Diesen Satz habe ich immer wieder gehört, wenn Vaidya Mishra und ich Patienten untersuchten, die uns eine lange Liste an Ergänzungsmitteln (synthetische und natürliche) nannten, die sie einnahmen.
Dieses Buch präsentiert Ihnen eine echte alternative Medizin: Ayurveda.
Ayurveda ist ein 5.000 Jahre altes traditionelles System der indischen Kräutermedizin. Lange vor Hippokrates entwickelten die alten indischen Seher ein umfassendes Heilsystem, das sich mit Disbalancen und deren Grundursachen befasste. Dabei war das ideale Ziel, Krankheit möglichst zu verhindern oder, falls dies nicht möglich war, zu heilen.
Ich habe eine Ausbildung als Chiropraktikerin. Vor 30 Jahren begann ich, mich für Ayurveda zu interessieren, als ich beschloss, etwas über Heilkräuter zu lernen, um meinen Patienten helfen zu können, hartnäckige Gesundheitsprobleme zu überwinden. Schon bald entdeckte ich, dass die einheimischen Heilkräuter in den Feldern brachlagen, unentdeckt und den Massen unbekannt. Die Vereinigten Staaten, ein junges Land, hatten nie die Gelegenheit dazu gehabt, ein umfassendes Arzneibuch zu entwickeln. Daher gab es nur wenige Experten für Heilkräuter, bei denen man lernen konnte.
Ich studierte bei mehreren Ernährungsfachleuten im ganzen Land und lernte, wie man Nahrungsergänzungsmittel benutzt, führte in den Anfangsjahren meiner Praxis Versuche mit dieser Herangehensweise durch und erlebte zusammen mit meinen Patienten enorme Rückschläge. Entschlossener denn je wandte ich mich dem Ayurveda zu, von dem ich durch meine Beschäftigung mit Meditation und östlicher Kultur gehört hatte. Dank dieses Verfahrens erlebte ich einen Schimmer von Erfolg – meine Patienten erholten sich langsam. Doch der Schlüsselmoment kam 1999. In diesem Jahr wurde ich Vaidya Rama Kant Mishra vorgestellt und begann, bei ihm zu studieren. Er war aus Indien in die USA gekommen, um ayurvedische Rezepturen für das führende Unternehmen für ayurvedische Kräuter in den Vereinigten Staaten zu entwickeln.
Dr. Mishra hatte im ayurvedischen Pantheon eine hochrangige Stellung inne, da er von einer Linie von „Raj Vaidyas“ oder ayurvedischen Ärzten abstammte, denen es vorbehalten war, den Adel Indiens zu behandeln. Und nun lehrte er mich! Im Laufe der nächsten 17 Jahre saß Dr. Mishra an meiner Seite, während wir Hunderte von Patienten sahen und brachte mir sorgfältig bei, wie man 500 verschiedene Kräuterrezepturen einsetzt, um alle nur möglichen Krankheiten und Beschwerden zu behandeln.
Doch er hat noch viel mehr getan. Meine Praxis wurde quasi sein Labor. Dr. Mishra erkannte schon bald, dass meine Patienten nicht dazu imstande waren, viele der Kräuter zu verstoffwechseln, die er in Indien verwendet. Sie konnten die in den alten Texten verordneten Reinigungstechniken nicht aushalten und litten an unterschiedlichen modernen Leiden, die in den alten Texten gar nicht vorkommen, wie Fibromyalgie und viele andere. Außerdem kamen viele mit sehr anfälligen Physiologien in die Sprechstunde, was aus der übermäßigen Nutzung von pharmazeutischen Arzneimitteln und der Einnahme industriell verarbeiteter Lebensmittel herrührte. Also adaptierte Dr. Mishra gemeinsam mit mir die traditionelle Praxis und richtete sie neu aus auf das, was wir heute „das neue Ayurveda“ nennen, indem die Weisheit der alten Seher mit moderner Forschung kombiniert wird.
Verglichen mit der traditionellen Praxis beinhaltet „das neue Ayurveda“ einige entscheidende Innovationen von Dr. Mishra:
Seine Heilmittel erfordern nur ein oder zwei Messerspitzen Kräuter in etwa einem Liter gekochten Wasser statt einen Teelöffel pro Tasse gekochtem Wasser wie sonst üblich. Alles, was wir schlucken, geht durch die Leber; doch die „westliche“ Leber ist tendenziell schon durch Exzesse aus Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmitteln und industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln so überfordert, dass sie die normalen Dosen der Kräuter in vielen Fällen nicht erträgt.
Er führte die Anwendung transdermaler Kräutercremes ein, wobei die Kräuter von der Haut direkt ins Blut gelangen und so die Leber umgehen, die so ihre dringend benötigte Pause erhält.
Dr. Mishra hat außerdem ein spezielles Verfahren entwickelt, bei dem die Pranaenergie der Heilpflanze extrahiert wird. Das grobe, physische Kraut wird ausgefiltert und nur die Schwingung oder Intelligenz des Heilkrauts durchdringt einen Biosirup aus gelber Zucchini. Da die daraus entstandenen Nektar-Glycerid-Tropfen keines der physikalischen Moleküle des Krauts enthalten, muss die heiße, reaktive Leber auch kein rohes Kraut angreifen und oxidieren. Doch gleichzeitig profitieren das Zellsystem, die Organe und Drüsen von den gleichen Vorteilen, als wäre das physische Kraut vorhanden. Man sollte nicht vergessen, dass die Pranaenergie für die Wirkungen auf den Körper verantwortlich ist. Durch Einbeziehung dieses genialen Verabreichungssystems können zahlreiche Kräuter also in Form von Tropfen in einem Liter Wasser verabreicht werden, das langsam über den Tag verteilt getrunken wird. So lässt sich die extreme Belastung der Leber vermeiden, die durch das Schlucken von Kräutern, Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Enzymen, pharmazeutischen Arzneimitteln usw. entstanden ist.
Die tägliche Ölmassage – eine verbreitete ayurvedische Praxis, um Toxine zu beseitigen, die Gelenke zu schmieren und den Alterungsprozess zu verlangsamen – wurde von Dr. Mishra abgeändert. Im „neuen Ayurveda“ wurde das herkömmliche Sesamöl für Menschen mit heller Haut in den kälteren Monaten durch Oliven- oder Mandelöl ersetzt. Uns fiel auf, dass hellhäutigere Patienten das schwerere Sesamöl nicht ertragen konnten, das bei indischen Patienten eingesetzt wird: Die Öle blieben auf der Haut und wurden nicht aufgenommen, wodurch zu viel Hitze am Körper entstand, denn Sesamöl gilt als erhitzendes Öl. Wir empfehlen auch den Einsatz von Kokosöl in den Sommermonaten, unabhängig von der Hautfarbe, denn Kokosöl kann als kühlendes Öl die Auswirkungen der Hitze auf unseren Körper besänftigen, die sich während der Sommermonate ansammelt.
In den alten Texten empfohlene Reinigungstechniken wurden aktualisiert, um sie an die modernen Toxine anzupassen, die die Ärzte von einst nicht vorhersehen konnten: z. B. Pestizide, Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmittel und Luftverschmutzung.
Die alten Ärzte gaben uns die Lehrbücher des Ayurveda, um zukünftige Ärzte zu lehren, wie man die verschiedensten Leiden behandelt. Doch sie erklärten auch, dass sie die Lehrbücher offenlassen würden, damit spätere Ärzte ihren Büchern neue Kapitel hinzufügen könnten, denn sie könnten ja nicht vorhersehen, was in ferner Zukunft noch geschehen würde. Und genau das hat Vaidya Mishra getan, als wir zusammen Patienten behandelten. Die oben genannten Änderungen sind Aktualisierungen, wodurch das Ayurveda in der modernen Zeit relevant und wirksam bleibt.
Nachdem wir die Hürden der frühen Jahre genommen hatten, kamen die Patienten zu Hunderten in unsere Praxis, sie strömten aus aller Welt zu uns und gewannen allmählich ihre Gesundheit wieder. Wir teilten unsere Erkenntnisse verschiedensten ayurvedischen Vereinigungen und Kliniken im ganzen Land mit. Nachdem sich unsere Arbeit herumgesprochen hatte, wuchs unser Ruf. Nach den Vorträgen kamen immer wieder Leute zu mir und baten mich, ein Buch zu schreiben. Daher habe ich mich bemüht, all mein Wissen zusammenzutragen, das ich von meinem Mentor erhalten habe, um es mit Patienten wie Elizabeth und Megan und mit Ärzten zu teilen, die diese Behandlungsprotokolle übernehmen möchten.
Ich konzentriere mich aus gutem Grund auf die Schilddrüse. Ich habe in meiner Praxis im Laufe der letzten 30 Jahre mehr als 90.000 Patienten gesehen, die sich mit jeder möglichen Krankheit vorgestellt haben. Doch mehr als alles andere behandle ich Menschen mit Schilddrüsenbeschwerden. An einem typischen Tag haben zumindest die Hälfte meiner Patienten irgendeine Form von Schilddrüsenstörung. Die Stressfaktoren des modernen Lebens können die Schilddrüse schwächen, was Auswirkungen auf den ganzen Körper hat und zu einer Bandbreite an verwirrenden chronischen Leiden führen kann.
Die alten Gelehrten, die diese Lehrbücher über Ayurveda schrieben, warnten die Ärzte: „Wenn ihr dem Patienten nur Kräuter verabreicht, seid ihr schlechte Ärzte.“ Und dann fügten sie hinzu, dass wenn man Patienten wirksam behandeln will, man die zugrundeliegende sogenannte Hetu diagnostizieren muss, was sich auf die Grundursache oder, wie man es heute nennt, die Ätiologie bezieht. Danach muss man den Patienten die richtige Ernährungsweise, den richtigen Tagesablauf und Reinigungstechniken beibringen, um echte und anhaltende Veränderungen in ihrer Gesundheit zu bewirken.
Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, wieso jemand ein Problem mit der Schilddrüse bekommt, und diese Gründe unterscheiden sich je nach Patient. Über die Pulsdiagnose und entsprechende Fragen kann man die Hauptursachen ermitteln, in Angriff nehmen und dann die Schilddrüse unterstützen. Ohne zur Ursache des Problems vorzustoßen, wird eine Behandlung der Schilddrüse nur geringe Ergebnisse zeigen, wenn überhaupt.
Eines habe ich in den letzten 30 Jahren gelernt: In welcher Weise sich eine Krankheit auch immer manifestieren mag, sie ist nur das Symptom eines tieferliegenden Problems, das man angehen muss. Krebs? Ein Symptom – wodurch wurde es verursacht? Gelenkrheumatismus? Ein Symptom – graben Sie tiefer, um die Ätiologie herauszufinden. Hashimoto-Krankheit? Warum versagt das Immunsystem und greift die Schilddrüse an? Beseitigen Sie die Ursache und die Schilddrüse erholt sich.
Wenn die Grundursachen behandelt werden, wird der Patient sehr erfolgreich damit sein, seine Krankheit zu überwinden und wieder eine ausgewogene Gesundheit zurückzuerhalten. Vor allem muss man der Versuchung widerstehen, nur das Augenfällige zu behandeln, denn die Ursache liegt gewöhnlich weit vom Symptom entfernt. Das ist das Credo dieses Buchs. Es ist eine einfache Botschaft, wird aber dennoch oft übersehen, wenn die medizinische Fachwelt sich bemüht, den Patienten dabei zu helfen, ihre Gesundheit zurückzuerlangen.
Ich schreibe dieses Buch in dem sicheren Wissen, dass die uralte Heilkunst des Ayurveda die Medizin der Zukunft ist. In den letzten Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Heilwirksamkeit des Ayurveda anerkannt und zu weiterer Forschung und Studium ermutigt, da sie seinen Aufschwung im Westen festgestellt hat. Die WHO prognostiziert bis 2050 einen Heilkräuter-Marktwert von 5 Billionen US-Dollar. Ein Artikel im Journal of Ayurveda and Integrative Medicine fasste es so zusammen: „Wenn [Ayurveda] sich öffnet, um neu entstehendes Wissen in das etablierte Ayurveda zu integrieren und gleichzeitig den ayurvedischen Grundlagen treu bleibt, wird dies sicherlich eine weitreichende Chance darstellen, die Mehrzahl der Probleme zu behandeln, die durch das Auftreten neuer Krankheiten und gesundheitsbezogener Fragestellungen entstanden sind.“ Das ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme.