Читать книгу Without Obligations - Marina Ocean - Страница 7
1
ОглавлениеLinda
Das war es also!
Seufzend betrete ich den Flieger und sehe mich um, gehe die Reihen nach unseren Sitzplatz-Nummern durch. 54a und 54b. Ich muss gar nicht lange suchen und lasse mich vollkommen emotionslos auf den Fensterplatz plumpsen.
„Schätzchen, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Dieser Urlaub war scheißteuer, als genieße ihn gefälligst.“ Antonio, mein bester Freund, grinst mich an und macht es sich sogleich auf dem Sitz neben mir bequem. Mein bester, schwuler Freund, um genau zu sein. Er ist kurzfristig eingesprungen, weil meine Freundin Bea auf ein Seminar musste. Sie wird sich jetzt schön in den Allerwertesten treten, dass sie nicht mit mir fliegen kann! Aber das passt irgendwie alles vollkommen zur Situation. Nichts läuft glatt! Es ist ein Wunder, dass Antonio bei mir ist und ich jetzt nicht alleine im Flugzeug sitzen muss. Wobei, ich kurz überlege … In diesem Fall wäre ich vermutlich gar nicht geflogen!
Mein Blick gleitet aus dem Fenster und ich sehe einen Gepäckwagen heranrollen. Zwei Männer steigen ab und werfen emsig noch ein paar Koffer aufs Förderband, die nun in Windeseile in den Flugzeugbauch transportiert werden. Ob unsere Koffer auch dabei sind? Oder sind die schon verladen?
„Linda, Liebes! Bitte, versau uns das nicht und lächele jetzt endlich mal. In wenigen Minuten kehren wir Deutschland den Rücken und dann heißt es zwei Wochen lang ausspannen, Sonne tanken und nichts tun. Klingt das nicht herrlich?“
„Herrlich? Ich hatte mir das alles anders vorgestellt!“ Ich bin geknickt, wirklich! Immer noch!
„Das kann ich ja verstehen, trotzdem ist die Situation jetzt nun einmal wie sie ist. Also kannst du dich genauso gut auch entspannen und das Beste draus machen.“
Antonio hat ja Recht, keine Frage. Ich hatte trotzdem eine andere Vorstellung von diesem Urlaub. Nach Bora Bora fliegt man nun einmal nicht mit seinem besten Freund. Eigentlich! Und wenn ich daran denke, dass ich mir in den nächsten zwei Wochen mit ihm eine Honeymoon-Suite teilen muss, wird mir schlecht!
Nicht weil ich Antonio nicht gerne bei mir habe, sondern weil ich diese Suite nun einmal für Marco und mich gebucht hatte. Bis dieser Arsch alles kaputt gemacht hat! Inzwischen wären wir eigentlich verheiratet gewesen, wenn, ja wenn ihm nicht vor zwei Monaten eingefallen wäre, dass man ja auch alles abblasen könnte. Plötzlich war er sich seiner Gefühle für mich nicht mehr sicher. Ich hielt das erst für einen blöden Scherz, dachte wirklich, dass er einfach nur kalte Füße bekommen hätte. Doch weit gefehlt. Marco meinte das bitter ernst!
Ich kann noch nicht einmal sagen, wo das Problem lag. Ja, wir hatten hin und wieder Streit, aber in welcher Beziehung gibt es das nicht? Ganz im Ernst, es war alles gut! Weiß der Geier, was plötzlich schiefgelaufen ist!
Antonio vermutet, dass da eine neue Frau dahintersteckt, aber ich habe nicht bemerkt, dass er sich mir gegenüber verändert hätte. Ich glaube das einfach nicht, dass es da eine andere gibt. Sowas hätte Marco doch nie getan, oder? Nein, das hätte er nicht!
Nun sitze ich im Flugzeug und er auf der Arbeit. Ob er ebenso an mich denkt? Ob es ihm leid tut? Vermisst er mich zumindest ein wenig?
„Ich weiß ganz genau, was du denkst, Linda! Und ich sage dir, hör auf damit und sei froh, dass du den Depp los bist!“
Depp! Darüber muss ich doch schmunzeln. Irgendwie stimmt das ja sogar. Ein wenig wehleidig sehe ich zu Antonio hinüber und lächele ihn gequält an. Auch wenn ich vor kurzem die Welt nicht mehr verstanden habe, trotzdem haben sich Marco und ich im Guten getrennt. Wir sind beide nicht der Typ für einen Rosenkrieg und wenn er mich nicht mehr will, dann kann ich ihn wohl schlecht zwingen, oder? Aber irgendwie gefällt mir die Vorstellung, dass Marco ein Depp sein soll, denn es tut trotzdem noch verdammt weh.
Ja, er muss wohl einer sein, denn er weiß doch was er aufgibt und was er nun verpasst! Ich zucke lediglich mit den Schultern und schaue dann wieder hinaus. Die letzten Luken werden geschlossen, dann beginnen die Triebwerke zu brummen. Natürlich führen auch die Stewardessen Sicherheitsanweisungen vor und im Anschluss begrüßt uns der Flugkapitän. Er macht uns bereits die Nase lang und informiert darüber, dass es an unserem Zielort derzeit 27 Grad sind. Auch die Wassertemperatur liegt um diesen Bereich herum und in etwa zweiundzwanzig Stunden werden wir bereits im Hotel sein.
Noch einmal seufze ich, dann wird mein Lächeln breiter. Es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, trotzdem befinde ich mich auf direktem Weg ins Paradies! Antonio hat wirklich Recht! Trübsal blasen kann ich zu Hause, aber in den kommenden zwei Wochen lassen wir es uns gut gehen. Nächstes Ziel: Flughafen Papeete-Tahiti und von dort aus geht es dann weiter auf die Trauminsel Bora Bora! Um die ganzen Probleme kann ich mich schließlich auch noch kümmern, wenn ich wieder zurück bin!