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2. INDIANERSOMMER

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Es war an einem Spätsommerabend. Die Sterne funkelten bereits am Himmel und die Indianer rückten näher ans wärmende Lagerfeuer. Die Luft war merklich kühler geworden. Ja, bald würde der Herbst, der Indianersommer, ins Land ziehen und die Wälder bunt färben.


Auch Satsch-Kwatschel, der Geschichtenerzähler, saß am Feuer und fragte die Kinder: „Soll ich euch erzählen, wie unser Gott Manitu, der Große Geist, die Farben an die Blätter der Bäume verteilt hat?“ – Natürlich wollten Kinder und Erwachsene die Geschichte hören. Es ist doch immer schön, vor dem Schlafengehen noch etwas erzählt zu bekommen.

Da hatte also vor langer, langer Zeit der Große Geist die Bäume des Waldes um sich versammelt. „Wäre es nicht schön“, fragte er, „wenn im Herbst euer Blätterkleid bunt würde? Der Übergang vom grünen Sommer zum kalten weißen Winter wäre nicht so traurig. Wir könnten das farbige Ausklingen des Sommers Indianersommer nennen!“

„Welch genialer Einfall!“, schmeichelten die Bäume höflich. Aber schon ging das Gerangel los. Jeder wollte nämlich die schönste Farbe, das Rot, für sich reklamieren. Die riesigen Douglasfichten behaupteten, dass nur sie diese Farbe mit ihrem würdevollen Nadelkleid übers Land tragen dürften. Sofort meldeten sich die Hemlocktannen und betonten, dass sie es mit der Würde der Douglasien allemal aufnehmen könnten. Als dann der Mammutbaum das Wort ergriff, schwiegen die anderen Nadelbäume lieber. Gegen so einen majestätischen Riesen konnte es natürlich keiner aufnehmen.

Da rief eine vorlaute Birke: „Dass ich nicht lache! Majestätisch, was für eine Angeberei! Eleganz, das ist es, was man zum Tragen eines roten Kleides benötigt. Und wer schon könnte das Rot eleganter ins Land tragen als die Birken?“


So ging es endlos weiter. Jeder Baum war davon überzeugt, dass er es verdient hätte, das feurige Rot des Indianersommers anzuziehen. Der Große Geist hörte sich das in aller Ruhe an. Dann sagte er: „Ich habe euch gehört. Nun hört meine Entscheidung!“

Es waren weise Regeln, die der Große Geist verkündete. Zunächst ermahnte er die Nadelbäume: „Ihr dürft das Grün des Sommers sogar im Winter behalten. Also seid zufrieden!“ – Und dann sagte er noch, dass die Birken mit ihrer weißen Rinde tatsächlich elegante Bäume seien. In einem gelben Blätterkleid würden sie das Auge des Großen Geistes noch viel mehr entzücken. Und die Birken nahmen das Gelb dankbar an.


Nun waren die Espen an der Reihe. Sie waren eifersüchtig auf die Birken, weil sie oft mit ihnen verwechselt wurden. Dabei konnte man sie doch so leicht erkennen. Ihre Rinde war nicht weiß. Sie war eher silbergrau, aber niemals so angeberisch weiß wie bei den Birken! Und ihre Blätter erst! Sie zitterten beim leichtesten Lufthauch und zauberten silbriges Blinken in das warme Sonnenlicht.

Der Große Geist beruhigte die Espen: „Seid nicht so neidisch. Zu eurem sommerlichen Silberblinken passt doch das noch viel edlere Gold! Ihr sollt das goldene Leuchten des Indianersommers sein! Ihr werdet erstaunt sein, welch prächtige Farbharmonie ihr mit dem tiefblauen Himmel eingehen werdet!“ – So also sprach Manitu, der Große Geist. Die Espen verstanden zwar nicht alles, waren aber sichtlich zufrieden und vergaßen ihren Neid.

Nun war immer noch nicht das Rot verteilt. Der Große Geist machte es aber erstaunlich kurz als er bestimmte: „Das Rot sollen die Bäume und Büsche tragen, die den Menschen das Leben versüßen!“ – Satsch-Kwatschel schaute seine jungen Zuhörer an und fragte: „Wen hatte Manitu denn damit gemeint?“ – Die Kinder wussten sofort die Antwort und riefen: „Die Ahornbäume und die Blaubeerbüsche!“ - Natürlich, denn nichts war süßer als Ahornsirup und dicke sonnengereifte Blaubeeren!


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