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Einleitung

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Schlechte Verlierer haben das Glücksspiel in Verruf gebracht. Seit Jahrhunderten. Schlechte Gewinner haben die Sache noch schlimmer gemacht. Frech behaupten sie, ihr Erfolg sei der Liebe Gottes zu verdanken, aber dann gehen sie hin und geben ihren ganzen heiligen Glücksgewinn für Schnaps, Huren und noch mehr Hasardspiel aus.

Dann gibt es da die moralisierenden Kiebitze: Sozialreformer, Kirchenmänner, Wirtschaftspolitiker und Theoretiker, auch Philosophen und Psychiater. Die Verdammung des Glücksspiels ist nahezu einhellig.

Und endlich gibt es die natürlichen Risiken des Spielens. Gezinkte Karten, falsche Würfel und teuflische Schiebungen bei den sonst doch so ›heiligen‹ Sportwettkämpfen.

Nimmt man all dies zusammen, so ist es erstaunlich, daß die Spielleidenschaft noch immer im Herzen der Menschen zu Hause ist. Doch die Wahrheit lautet, daß Spielen eine Art religiöser Urinstinkt unserer Spezies ist!

Der überkluge Mensch der modernen Zeit gibt sich einem primitiven Götzendienst in Form einer besessenen Selbsttäuschung hin, bei dem die Götzenbilder die Rouletteräder, lustig bemalte und rituell numerierte Spielkarten und Würfel aus Plastik sind, die vor Äonen aus den Knochen der Dinosaurier und Antilopen geschnitzt worden waren.

Mehr als jede andere menschliche Leidenschaft ist das Glücksspiel seit jeher ohne jede Milde, ohne jede Entschuldigung als Laster verurteilt worden. Trinker gelten als tragisch oder romantisch, Mörder als interessant. Den Vielfraß und den Casanova läßt man noch gelten, weil sie für ihr Geld doch wenigstens etwas bekommen. Den Politikern und den Geschäftsleuten, diesen Todfeinden des menschlichen Geistes, applaudiert man als Dienern und Baumeistern unserer Gesellschaft. Aber den Spieler verachtet man, halten doch die meisten Menschen das Spiel für ein törichtes Laster: Der Spieler wirft sein Geld zum Fenster hinaus.

Warum glaube ich dann, daß gerade das Glücksspiel meinen Charakter gebessert, mich vor dem Gefängnis bewahrt und mir geholfen hat, meine fünf Kinder auf recht angenehme Weise und, wie ich meine, nicht ganz erfolglos großzuziehen? Nun, weil das Spiel mir geholfen hat, meine Ehe dreißig Jahre zu erhalten, dadurch, daß ich von ihm so sehr in Anspruch genommen war, daß mir keine Zeit blieb, anderen Weibern nachzulaufen, und ich mich zu schuldbewußt fühlte, um es meiner Frau und meinen Kindern übelzunehmen, daß ich sie erhalten mußte. Das Spiel hat mich in Schulden gestürzt und mich dadurch gezwungen, mehr zu schreiben, und es hat meine Gesundheit gestärkt, indem es mich nötigte, Tennis in den Glücksspielorten zu lernen, um so den Spieltischen wenigstens etwas fernzubleiben.

Dies ist ein Buch über Las Vegas. Es zu schreiben, wurde ich doch wohl ausgewählt, weil ich im Rufe stehe, ein ›unheilbarer‹ Spieler zu sein. Schreibe ich also über Las Vegas, so geht dies nicht, ohne ein wenig persönlich zu werden. Über die erstaunliche ›Geburt‹ und Entwicklung von Las Vegas kann man nur berichten, wenn man auch über das Glücksspiel, wie es seit Anbeginn der Geschichte existiert, schreibt, über die Niedertracht, die es in das menschliche Herz gesät, und die Tragödien, die es bei ungezählten Millionen verursacht hat. Was aber sonst unerwähnt bleibt, das sind der Trost und die Freude, die das Spiel ebenso vielen Menschen bedeutet, die sonst in Welten ohne Hoffnung leben – womit man sich abfinden kann – aber auch ohne Träume, die für unser Leben unentbehrlich sind.

Dies soll keine Rechtfertigung des Glücksspiels sein. Auch keine Verherrlichung von Las Vegas und seiner Spielkultur. Aber es ist ganz gewiß auch keine moralische oder soziale Verurteilung. Es ist lediglich die Erkenntnis, daß der Spieltrieb einer der Urtriebe der Menschheit ist. Gewiß verursacht das Spiel eine Menge Leid – das tun aber auch der Krieg, der industrielle Fortschritt, die organisierten Religionen und die Sexualität. Was aber besagt das schon? Vielleicht wären wir wirklich ohne das Spiel glücklicher, doch solch ein Gedanke ist völlig irrelevant. Wir können das Glücksspiel nicht mehr loswerden. Und da ist und bleibt der beste Ort, sein Geld zu verlieren, eben Las Vegas.

Um aber einigermaßen ehrlich zu bleiben, wird dieses Buch auch zu erklären versuchen, warum die Menschen das Spiel so lieben; warum es so vielen Leuten das Leben erträglich macht und warum – obwohl man auf die Dauer stets der ›Verlierer‹ ist – doch die kurzfristigen Gewinne es für alle so verlockend machen, den ›unheilbaren‹ Spieler ausgenommen.

Las Vegas selbst ist der große Wettgewinn, das erlebte Mirakel. Ein Akt des Glaubens, wenn auch vielleicht einer des Teufels. Nichts rechtfertigt die Existenz dieser Stadt da draußen in der einsamen Wüste von Nevada. Aber die vielen Megawatt seiner Neonlichter erleuchten einen Ort, der das Mekka für Millionen von Menschen ist. Sie kommen, um zu spielen, und hoffen auf Wunder. Dabei freilich wird dieses Buch ihnen nicht helfen.

Las Vegas

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