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Kapitel 2

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Die Aufforderung

Wenn ich die Augen schieße

Wenn ich die Augen schieße und intensiv an das Ereignis zwei Tage später denke, spüre die Berührung noch heute, die Valeria mir zugefügt hat. Mein Jackett war nicht zugeknöpft. Mit ihrer Hand, mehr mit ihren Fingerspitzen hatte sie mich an meiner linken Brust leicht berührt. Das ganze dauerte längstens drei Sekunden. Jetzt, in dem Augenblick, in den ich Ihnen das Erlebnis erzähle, spüre ich ihre Hand, vermutlich mein Leben lang. Kennen Sie so etwas auch? Aber der Reihe nach, verehrte Leserin, verehrter Leser.

Es war schon dunkler Freitagabend beim Wein-Gies in Darmstadt, als ich gutgelaunt Valeria wiedersah. Als ich mir am Ausschank einen Weißwein kaufte, stellte sie mir ihren Mann vor. Eduard war meiner Schätzung nach ähnlich alt wie ich, Handwerker, wie ich später erfuhr.

Bodenständig werden solche Menschen genannt, und anständig. Ich glaube, ich bin nicht an- oder bodenständig, obwohl ich mich ständig auf dem Boden zu stehen wähne. Vielleicht habe ich Valeria enttäuscht, denn ich war nicht in Stimmung, das Ehepaar zu unterhalten. So ging ich zu dem Pulk fröhlicher, verrückter Weintrinker, der sich freitags am Eingang intelligent zusammenrottet. Karl, Heinz und Karl-Heinz sind solche von denen, und sie waren wieder in guter Stimmung.

Es dauerte nicht lange, als Valeria an mir vorbeiging, zurückkam, vor mir stehen blieb, und ich das Erlebnis der Berührung ihrer Hand hatte. Sie sah mich ernst an und fragte nach einer kurzen Pause:

„Ich möchte Dich wiedersehen?“

„Warum?“

„Ich möchte es einfach. Willst Du es auch?“

„Ja.“

Sie nahm jetzt ihre Hand weg, und die Haut an dieser Stelle schien zu brennen. Ich gab ihr meine Karte. Sie lächelte:

„Danke, ich rufe Dich an.“

Am folgenden Montag hörte ich zum ersten Mal ihre Stimme am Telefon. Ihr Timbre mit einem schwachen ausländischen Akzent klang verführerisch, als ich sie zum Essen ins Capone einlud, auf zwei Tage später. Ihre Grammatik war fast fehlerfrei, und ich schätzte sofort ihr kehliges, unverschämtes Lachen, das manchmal in ein ungehemmtes Meckern überging. Ich hatte angebissen, war in die Grube gefallen, in die Reuse geschwommen, im Netz gefangen, mit der Keule betäubt. Sie kennen das, geneigter Leser, wenn eine Frau Charisma und Intelligenz und Schönheit besitzt, was mit Männern dann passieren kann.

Wir hatten viele Abende im Bett. Ich möchte keinen missen. Mitten in der Nacht stand sie auf und ging. Es nervte mich, und ich mußte es ihr immer wieder sagen.

Unversehens im Februar war sie für fünf oder sechs Wochen verschwunden. Dann war sie wieder meine Geliebte, die sich von ihrem Mann endgültig trennte und bei ihrer Freundin Marina Unterkunft fand. Ihre eigene Wohnung hatte sie vermietet, diese war noch nicht frei. Ihre wochenlange Abwesenheit dann und wann gab mir immer wieder Rätsel ohne Schlüssel, für mich nicht erklärbar.

Ich hörte ihre Beschwerde, nur sie halte den Kontakt. Sie hatte sich zu dieser Zeit ein Mobile zugelegt. Ich habe ihren Gedanken ernst genommen und sie aus diesem Grund in Folge häufig angerufen, erhielt viele Absagen in schönen phantasievollen Varianten. Dann war sie wieder da, und wir hatten herrlichen Sex. Es war toll, daß sie nicht mehr nachts aufstand. Und ich war über alle Maßen glücklich, als sie mir ein Bild von sich schenkte, in ihrem Urlaub aufgenommen, ihr langes rostrotes Haar im Wind, ein verhaltenes Lächeln für den Betrachter, von dem ich dachte, daß ich dieser sein sollte.

Das unregelmäßige Wechselspiel von Abwesenheit und Nähe setzte sich fort. Ich begann, mich abzunabeln. Ich mußte es tun. Es war mittlerweile wieder Herbst. Und die Ereignisse hatten ihren Start. Mit meinem Abschiedsbrief im Neuen Jahr sollte alles klar sein.

***

Schnell weg

Warum bist Du geflohen so schnell

Am Morgen, als der Tag grad hell?

Wo warn die Küsse, Deine Zärtlichkeit,

Warum warst Du nicht für mich bereit?

Was wolltest sehen Du nicht mehr?

Gesicht, meine Stimme, am Morgen leer?

Du gingst, ich fühlte es in meinem Bauch,

Bleib hier, meine Liebe! Spürs nächstes Mal auch!

***

Dein schönes Gesicht

Dein schönes Gesicht lacht frei und offen,

Der Mund, diese Lippen laden zum Kuß.

Wir tanzen, die Nähe läßt mich hoffen,

Ich will Deine Liebe, unsern Genuß.

Der Rhythmus der Schritte führt, verleitet,

Musik ist der Klang, den spürt meine Haut.

Doch ach! Deine Schönheit mir bereitet

Die Schmerzen, im Bauch klopfts bang und laut.

***

Stapfen im Schnee

Stapfen im Schnee, weiß ist das Land,

Dich will ich sehn, kalt Deine Hand.

Eis auf dem Dach, Frost lähmt die Stadt.

Lächelst nur kurz, irgendwie matt.

Trauer bricht auf, Sehnsucht mit Macht,

Nichts für mich brennt, kein Feuer entfacht.

Was bringt die Zukunft, hell und blau,

Glück oder schwarz, dunkel und grau?

Morgen mit Dir, fest Dich im Arm

Sag zu mir ja, gib Deinen Charme.

Lieben will ich, Träume erleben.

Laß uns die Welt aus den Angeln heben.

***

Aus Flockenwolle

Aus Flockenwolle strickt der Frost

Ein kaltes Nebelkleid dem Land.

Von mir erhieltst Du e-mail-Post.

Von sehr viel Sehnsucht darin stand.

Mein Körper fröstelt, zittert leicht,

Ich denk an heißen Sommerwind,

Der Winter nicht so schnell jetzt weicht.

Ich weiß, daß es noch Monde sind.

Und weht der Schnee in nassen Wogen,

Der Tag ist schwach, breit ist die Nacht,

Mein Brief mit Herz war nicht gelogen,

Wenn ich Dich säh, mein Auge lacht.

***

Du bist zu klug

Ich liebe Dich, Du liebst mich nicht.

Ein andrer ist Dir immer nah.

Ich träum von Dir, denn Dein Gesicht,

Kein schönres ich bis heute sah.

Du bist zu klug und denkst zuviel,

Was sagt Dein Herz? In welchem Arm

Findst Du das Glück? Ein Liebesspiel

Mit uns? Für immer, stark und warm?

***

Wo bist Du nur?

Wo bist Du nur? Wo stehst Du?

Wo sitzt Du jetzt? Wo gehst Du?

Wie gehts in Deinem Leben?

Wohin willst Du streben?

Was willst Du erreichen?

Warum mir ausweichen?

Dein Herz sagt Dir was?

Wann schenkst Du mir das?

Du fühlst Dich jetzt frei?

Dir paßt, wie es sei?

Ich frag, ob Du allein?

Und, magst Du bei mir sein?

***

Vorbei

Es hat mir nicht das Herz zerstört.

Die Wahl war lange schon getroffen.

Dein Ring am Finger ihm gehört.

Erstickt erleb ich langes Hoffen.

Du sagst kein Wort, doch ists geschehn,

Hast keinen Mut, Dir tut es weh.

Das Leben läuft, wir fallen, gehn.

Ein Blick, kurz, kaum daß ich Dich seh.

***

Daß ich Briefe geschrieben habe

Lange her, daß ich Briefe geschrieben habe. Ich konnte es mal ganz gut. Wir werden sehen!

Hallo, Valeria!

Obwohl ich theatralische Auftritte liebe, möchte ich statt eines gemeinsamen Abschieds vielleicht sogar im Capone, vielleicht sogar am gleichen Tisch, das, was ich Dir sagen will, ein wenig nüchterner vortragen. Emotionen von mir sind sowieso eingebunden. Es bedarf also nichts Aufgesetztes. Also: Deine Arme gekreuzt, in Abwehrstellung!

Ich habe Dich nach relativ kurzer Zeit, zwischen unserem vorletzten und letzten Abend, abgehängt, weggedrängt. Es muß ungefähr Mitte November gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch Dein Foto vernichtet, das ich Dir hiermit ansonsten zurückgeschickt hätte. Aber ich war reichlich enttäuscht, wie wir uns behandelt haben, und deshalb wollte ich nichts mehr von Dir haben.

Sei’s drum: von meinen Emotionen und der Konsequenz, von Dir ein Kind zu wollen, habe ich kein Pünktchen zurückzunehmen! Diese Gefühle gelten immer noch. Aber sie sind ein Traum, eine schöne Seifenblase, die ich festhalten wollte und aus dem Wind rauher Gefühle in zärtliche Liebe hinüberretten wollte. Wie töricht von mir! Trotzdem freue ich mich, daß ich zu solch gigantischen Gefühlen noch fähig bin. Ich lebe also noch.

Und nicht nur dazu, auch zu meiner Naivität, hinter Deinem Geschenk Deines Fotos Liebe bei Dir zu vermuten, stehe ich. Ich bin in Gefühlsdingen sehr schnell aufs Kreuz zu legen, aber nur einmal. So hat das Bild bei mir einen grandiosen Irrtum ausgelöst, der mich viel Energie und Kraft gekostet hat. Trotzdem bin ich froh, Dich geliebt und gefickt zu haben. Es war bis auf die Male zum Schluß einfach genial! Im Herbst hast Du mich schwankend gemacht, aber ich habe mich für Paula, meine große Holländerin aus Köln, entschieden. Aber, meine Liebe, warum hast Du schon im Februar letzten Jahres Versteck gespielt? Du hast damals – auf einmal warst Du sechs Wochen verschwunden – schon nach Deinem Mann Eduard und über mich hinaus den nächsten Mann im Visier gehabt. So sehe ich es heute. Du warst mir zu nichts verpflichtet. Oder? Aber angesichts des wunden Zustands Deiner Seele hättest Du mir kein Foto schenken dürfen. Tus in Zukunft nur dann, wenn Du dazu stehst. Und sag, wenns anders wird. Diese Bitte hätte ich noch.

Du hast einen Platz in meinem Herzen. Wenn Du Probleme hast, auch finanzielle, helfe ich Dir, wenn ich kann. Hör auf zu rauchen und nimm 20 kg zu! Dann siehst Du sexy aus. Mark

P.S Steht zwar auf einen anderen Blatt: Was macht eigentlich Dragomir?

***

Deine Augen will ich sehen

Deine Augen will ich sehen,

Klug und wachsam schaust Du an,

Daß sie lachen und verstehen,

Liebe zeigen, sei mein Mann.

Deine Lippen will ich küssen,

Rot und weich, mal ernst, mal froh.

Oft wirst Dus mir sagen müssen,

Sei mein Mann, ich lieb Dich so.

Deine Brüste will ich kosen,

Nackt und frei, ganz ohne Scham.

Knospen blühen auf wie Rosen,

Schauert Dich, wenn ich sie nahm.

Deinen Bauch will ich begreifen,

Wölbung vor, Dein Nabel fein,

Hände streicheln, sich versteifen,

Fühlen, Du wirst Mutter sein.

Deinen Po will ich genießen,

Stolz sind wir, weil rund und groß.

Zeigst ihn mir, dann läßt er sprießen

Lust, mein Speer in Deinem Schoß.

Deine Beine will ich kneten,

Schwarz in Strümpfen, offen schon,

Große Formen herrisch treten,

Deine Geilheit ist mein Lohn.

Dein Geschlecht will ich probieren,

Riechen, schmecken, Du bist mein,

Will Dich ficken, mich verlieren,

Süßes Weib, nicht mehr allein.

Deine Scheide will ich füllen

Voll mit meiner Liebe Samen.

Willst Dich Weib nie mehr verhüllen,

Du gehörst mir, jetzt, gleich. Amen!

***

Deine Spur

Weihnachten im weißen Wind,

Wogen wie Gefühle sind.

Heiß mein Herz und kalt die Nase,

Frohes Fest, so heißt die Phrase.

Menschen eilen, Lichter fahl,

Bäume zeigen Zweige kahl.

Such ich Dich, wo bist Du nur?

Schnee und Nacht deckt Deine Spur.

***

Bei Dir

Geh mit mir zusammen

Durch die schöne Welt.

Laß Dich hell entflammen,

So wies Dir gefällt.

Sprich mit mir und lache,

Öffne Deinen Mund.

Küß mich, daß ich mache

Unsre Träume bunt.

Nimm mich in die Arme,

Laß mich fest nicht los.

Meine Hand, die warme,

Drück auf Deinen Schoß.

Faß die harte Lanze,

Frage, ob sie Dein.

Sie und ich, das Ganze

Wird immer bei Dir in Dir sein.

***

Unten

Gelähmt, getaucht, erstickt, ertrunken,

Gepfählt, betäubt, erdrückt, versunken,

Im Herz fehlt Hoffnung, wenig Mut,

Das Feuer brennt, noch glimmt die Glut.

Wie leb ich, lieb ich, tot, lebendig?

Dein Bild trag ich vor Augen ständig,

Verloschen bist Du wie ein Licht?

Was bleibt? Ich liebe Dein Gesicht.

***

Tage Nächte

Wenn die Nacht uns umfängt, Dein Po, rund und groß

Sich lüstern preßt bebend in meinen Schoss,

Du bewegst Dich und forderst, so machst Du mich an,

Ich steck in Dich tief, ich anders nicht kann.

Und es jammert, stöhnet, wispert und spricht,

So wie wenn tausend Tode gestorben, ein Schrei,

Zum Ende, dem gültigen, kommen wir nicht,

Ein Gipfel bestiegen, unsre Gier nie vorbei.

Wenn der Morgen uns weckt, ich küß Deine Augen,

Die Brüste berühre, Dein Bauch wölbt sich prall,

Die Schenkel schon offen, mein Speer sollte taugen

Zum Glücksritt mit Dir, empfängst meinen Phall.

Und wir stoßen, berühren, kneten und fassen

So wie wenn niemals ein Halten, ein Schlußpunkt wir wolln,

Uns geben und nehmen, das alles wir lassen,

Zusammen in eins ist das, was wir solln.

Wenn der Morgen uns lockt unters Wasser warm heiß,

Genießen wir Blicke auf Spalte und Schaft,

Du schickst Deinen Mund, mein Stöhnen nicht leis,

Du Süße genießt mich, Du willst meinen Saft.

Und Du trinkest und melkst, saugst aus, fängst auf,

So wie wenn ohne Gefühle verdurstet in Welten,

Ich bebe, fühl Liebe, zieh Dich hinauf

Zum Kusse vereint, jeden Morgen, nicht selten.

Wenn der Mittag in Eile uns nimmt an die Hand,

Erwarten wir uns, vor Sehnsucht geladen,

Dein Rock längst am Boden, gelöst schon das Band,

Du ohne Scham zeigst mir Schenkel und Waden.

Und es spreizt, wird ganz nass, gepackt es zuckt,

So wie wenn Zungen und Lippen tanzen im Takt,

Es ist schnell mit uns schön, wie herrlich es juckt,

Die Pause ist unser, wir genießen uns nackt.

Wenn der Abend uns Muße, Entspannung serviert,

Bereiten wir zu in der Küche, am Tisch

Unsre Mahlzeit, Genüsse von Fleisch und von Fisch,

Perfekt nur durch Dich, die alles verziert.

Und es schlürfet, schlucket, schmatzet und kaut,

So wie wenn Finger in Münder grenzenlos stopfen,

Dein Bein auf dem Tisch zeigt mir mehr als nur Haut,

Ich eß Deine Früchte, trink wild jeden Tropfen.

Wenn die Nacht, diese Hex, in die Federn uns lockt,

Willst zeigen wie schön Du, gibst glatt Dich und naß,

Wir prallen zusammen, der Rhythmus stockt,

Gefangen in Liebe, viel mehr nur als Spaß.

Und es packen, reiten, fangen und halten,

So wie wenn Schenkel und Scham wärn niemals geschlossen.

Du bist meine Frau, wir werden gestalten

Die Liebe, die Lust, jeden Tag uns im Rausche mehr als genossen.

***

Frühling

Dich lieb ich, Du Frühling, gefällige Hur!

Umschmeichelst jeden, bringst Freuden pur.

Wehst jedem das Haar, streichst lau um die Haut.

Keiner, der lüstern nicht nach Dir schaut.

Betöre die Schöne ein Weilchen nur,

Verführ sie und bringe sie mir als Braut.

***

Winter strenger Fürst

Ich freu mich, Winter, strenger Fürst

Du weißt, Vertuschung dauert nicht,

Mit Lachen, krachend, laut Du wirst

Die weiße Landschaft, ihr Gesicht

Befrein von meinen Eisgedanken.

Hoffnung und Ängste werden wanken.

Du freust Dich, denn Dein Eis hat Ruh.

Die Dame Frühling, warm und voll

Ergreift mich fest, was ich auch tu.

Ich denk an Dich, die Liebe frei,

Ich weiß nicht, wie ich leben soll.

Ich glaub, ich wünscht den Schnee herbei.

***

Mit Robespierre fing alles an

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