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Der sanguine Vampir
ОглавлениеDas Bild, wie ein Vampir einem Menschen in den Hals beißt und das Blut hervorsprudelt, gibt es in der Subkultur so gut wie nicht und wird zumeist verneint und abgelehnt.
Der sanguine Vampir ist die Form des Vampirs, die man sich dennoch am ehesten auch unter dem Begriff des Blutsaugers vorstellt. Hierbei handelt es sich um jene, die tatsächlich das Blut von anderen trinken und daraus Energie und Emotionen ziehen – letztendlich hierdurch das Leben.
Zumeist findet ein solcher Austausch in einem sicheren Umfeld, zwischen Spender (Donor) und Vampir statt, zumeist gesichert durch einen Bluttest seitens des Spenders.
Meistens wird zur Blutgewinnung spezielles Material (Blutabnahme) verwendet, aber auch ein Messer, Skalpell oder eine Rasierklinge, mit der die Haut geritzt oder geschnitten wird. Die Menge an getrunkenem Blut bleibt dabei realistisch meist recht gering.
Der Biss als Technik wird nur sehr selten verwendet, da er erhebliche Gefahren beinhaltet und daher in einem solchen Vertrauensverhältnis, wie es zwischen Spender und Vampir meist herrscht, nicht angewendet wird, um Schaden zu vermeiden. (Was nicht heißt, dass nicht gebissen wird – manchmal mag sogar Blut dabei fließen –, aber der Biss wird normalerweise kaum als Mittel angewendet, um realistisch an Blut zu gelangen.)
In der Subkultur selbst gibt es zumeist Regeln, die dem beidseitigen Schutz dienen und allgemein wird anerkannt, dass Sicherheit im Vordergrund steht.
Solche Blutabnahmen und das Trinken sind nicht selten ein sehr erotischer Akt und jedes Mal ein sehr persönlicher Austausch.
In der Wissenschaft gibt es Begriffe wie Hämatophagie und Hämatophilie für das Trinken von Blut. Dies bezeichnet teilweise auch den körperlichen und / oder geistigen Drang und die Notwendigkeit Blut zu trinken, damit der Vampir bei Kräften bleibt. In der Medizin wird dieses Phänomen auch gerne schnell als eine Art Psychose angesehen und als sexuelle Paraphilie bezeichnet.
Viele sanguine Vampire behaupten, dass es für sie in unbestimmten Abständen notwendig ist, Blut zu sich zu nehmen. Menschenblut ist dabei, rein energetisch und genetisch, besser verwertbar als das Blut eines Tieres.
Die Gefahren des sanguinen Vampirismus, sowohl für den Spender (Blutverlust, Verletzungen, Infektionen etc.) wie für den Vampir (Körperverletzung beim Spender, Krankheiten durch das Blut etc.) sind beiden Seiten zumeist sehr bewusst. Daher wird auch ein gehobenes Maß an Achtung und Sicherheit erwartet und darauf geachtet. Nichts geschieht gegen den Willen.
Der menschliche Leser, für den das Phänomen des Vampirismus eines aus Geschichten und Legenden ist, mag von der Vorstellung, dass jemand das Blut eines anderen trinkt – und dies auch noch im gegenseitigen Einverständnis, vielleicht sogar zur gegenseitigen Lustgewinnung – befremdet, vielleicht sogar angeekelt sein. Doch im Grunde ist diese Form der Abneigung nur eine Reaktion auf etwas Ungewohntes, denn an sich ist dieser Austausch nur ein intimer Akt. Blut und Fleisch haben die meisten Menschen schon im Supermarkt an der Fleischtheke gekauft, zwar nicht das eines Menschen, aber macht es das besser?
Doch die vermutete Natur des Bösen und ein Kern dunkler Wahrheit liegt sehr wohl in den Geschichten, die sich um den Schatten ranken, der durch die Nacht streift und Menschen das Leben nimmt.
Die Subkultur des Vampirismus wird, gerade von christlichen Stellen, sehr kritisch angesehen und darin wird viel Böses vermutet. Dass es diese Natur durchaus gibt, sei unbestritten… Doch findet sich in genannter Subkultur viel mehr Respekt und gegenseitige Anerkennung als in den meisten anderen menschlichen Bereichen. Dieser Respekt bietet auch ein hohes Maß an Sicherheit, durch Selbsterkenntnis und Selbstkontrolle.
Das von den Menschen als solches definierte „Böse“ findet sich in viel häufiger und größerer Form in seinen eigenen Reihen; die Schrecken, welche die heutigen moralisierenden und verurteilenden, großen Religionen anderen angetan haben, sind in keiner Weise mit dem zu vergleichen, was in der Subkultur stattfindet – selbst wenn es auch dort die Dunkelheit in ihrer reinsten Form gibt…
Das seltenste und gefährlichste Phänomen, das auf dem alle warnenden Stellen ihre Parolen aufbauen, sind die Jäger. Dies sind jene Vampire, die – oft sogar in der Subkultur selbst – als psychisch Kranke angesehen werden. Jene, die dunkle Dinge tun, die einen (Straf-)Tatbestand erfüllen. Dies sind Vampire, die über jede Grenze hinausgehen und sich Blut nehmen, ohne einem Codex – außer vielleicht ihrem eigenen oder den verbotenen – zu folgen.
In ihrer Welt wollen sie göttergleich und unsterblich werden; sie dienen der Natur und unterwerfen sich nicht den Regeln der Menschen. Für manche von ihnen mag die Jagd auf die ultimative Beute – den Menschen – einen ebensolchen Reiz ausmachen, wie für den Menschen die Jagd auf ein wildes Raubtier.
Durch die Geschichte sind verschiedene Fälle von solchen „kriminellen“ Vampiren bekannt geworden. Manche mögen in den Statistiken unter Mord oder Folter einfach untergegangen sein. Gegeben hat es sie durchaus und es gibt sie noch immer.
Mit einem zunehmenden Maß an wissenschaftlichen und kriminaltechnischen Möglichkeiten wächst jedoch auch die ‚Herausforderung’ an den Jäger, denn der Jäger ist nur dann vollkommen, wenn er nicht als solcher erkannt wird.