Читать книгу Die Katze - Mark Fuehrhand - Страница 8

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2 – Die Hackerin

LISAS HAGERES GESICHT spiegelte sich im Display ihres Computers. Interessiert beobachtete sie die Suchbegriffe, die oben auf der Liste auftauchten, um dann von neuen Begriffen nach unten verdrängt zu werden:

»Nietenhalsband« – ein interessantes Wort. »Kostenloser Download« – das wiederum war langweilig und wurde häufig eingegeben; nicht so häufig wie »hemmungsloser Sex« natürlich, der die Mutter aller Suchbegriffe war, auch wenn das natürlich niemand zugeben würde. »Moralvorstellungen der Kirche im 13. Jahrhundert« – nun ja … Lisa hatte ihre eigenen Moralvorstellungen. Ein unvoreingenommener Beobachter würde zudem sagen, dass sich diese unvorteilhaft entwickelt hatten, was sich darin äußerte, dass sie sich bedenkenlos in den Datenstrom fremder Menschen einhackte. Ein Techniker würde ihr allerdings Respekt zollen, denn mit dem Sniffer hatte sie ihr Meisterstück abgeliefert. Obwohl heutzutage immer mehr untalentierte Menschen Systemadministrator werden konnten, wodurch immer seltener die notwendigen Updates aufgespielt wurden, war es nicht einfach, in die relevanten Systeme einzudringen und einen Sniffer so zu installieren, dass er nicht gleich entdeckt wurde. Die geschnüffelten Daten dann live so weiterzuleiten, dass es niemand merkte – das musste ihr erst mal jemand nachmachen. Kleinste Verzögerungen im Nanosekundenbereich ließen ja schon die Alarmglocken schrillen.

»Oskar-Preisträger« kam als nächstes – Film, Glamour, Anerkennung. Lisa fand, dass Anerkennung überschätzt wurde. Nach unerfreulichen Erfahrungen in der Vergangenheit wollte sie sich nicht mehr davon abhängig machen, was andere von ihr hielten. Sie verfolgte nun ihre eigenen Ziele. »Baumwollseil« – das könnte eher etwas werden. Lisa war zuversichtlich, dass sich nun bald ein Kunde einfinden würde. Sie fieberte dem nächsten Begriff entgegen.

Ausgerechnet jetzt strich Paula um ihre Beine. Mit lautem Maunzen tat sie kund, dass es Zeit zum Mittagessen sei. »Ja, mein Schatz, ich gehe gleich.« Widerwillig unterbrach sie ihre Computersitzung, um die angebrochene Dose Katzenfutter aus dem fast leeren Kühlschrank zu holen. Eine halbe Tüte Chips fand sie auch noch in der Küche. Nach einer Minute war sie zurück und las nach, was sie verpasst hatte.

»Handschellen« – ja! »Aufblasbarer Knebel« – Bingo! »Zeitschloss«, »Selbstfesselung« – das war es. Lisa hatte ihren ersten Kunden. Er benutzte offenbar die Suchfunktion eines Webshops. Nun musste sie dran bleiben, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, wenn er seine Bestellung abschickte. Ah, da war die Bestellung – und auch die Lieferadresse! Sie wurde ihr auf einem silbernen Tablett serviert: Der Kunde wohnte im Westend, in bester Wohnlage. Lisa lehnte sich zurück. Sie konnte es kaum fassen: Alles hatte so funktioniert, wie sie es sich in ihrer Phantasie ausgemalt hatte. Nun bekam sie fast Angst vor der eigenen Courage: War sie wirklich bereit, auch den zweiten Schritt zu tun? Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken daran. Ja! Natürlich würde sie es wagen, und das schon bald, denn der Kunde brannte ja sicher darauf, die neu erworbenen Sachen auszuprobieren. Sie wurden am Donnerstag geliefert, also würde er es am Wochenende machen, wahrscheinlich am Samstagabend.

Lisa stand vor der Haustür der Villa. Ja, sie war aufgeregt. Es war schließlich ihr erstes Mal. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Trotzdem war sie weiter fest entschlossen, ihren gut durchdachten Plan umzusetzen.

Lange genug war sie allen Menschen aus dem Weg gegangen und zu Hause versauert. Selbst das Einkaufen war ihr schwer gefallen: Penibel hatte sie erforscht, wann am wenigsten Menschen im Supermarkt und auf der Straße waren. Dabei hatte sie herausgefunden, dass viele ihre Vorräte nach Wochenenden und Feiertagen auffüllten. Seither war sie nur noch dienstagmorgens direkt nach Ladenöffnung einkaufen gegangen. Am Wochenende war ihr Kühlschrank dann oft schon ziemlich leer, und selbst das Katzenfutter musste rationiert werden.

So konnte es nicht weitergehen.

Ihr gut durchdachter Plan sah jedenfalls vor, dass sie nun klingeln musste. Also klingelte sie; so weit so harmlos. Wenn jemand öffnen würde, wäre sie nur die Frau von zwei Straßen weiter auf der Suche nach einer entlaufenen Katze.

Aber es öffnete niemand, und das war ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie richtig kombiniert hatte. Wenn samstagabends bei einbrechender Dunkelheit ein Mercedes im Carport einer Vorstadtvilla parkte, dann war jemand zu Hause – und wenn dieser Jemand nicht öffnete, dann war er ziemlich sicher alleine und mit anderen Dingen beschäftigt. Lisa stellte sich den Schrecken vor, den dieser Jemand nun haben musste, als die Klingel unerwartet und sehr ungelegen ertönte. In ihr selbst brach sich ein Gefühl bahn, das sie noch nicht kannte, ein Überlegenheitsgefühl, das durch das unbeantwortete Klingeln wuchs, ganz langsam und dann immer mehr. Voller Genuss klingelte sie noch einmal. Und dann noch einmal, ganz lange. Und noch einmal, sie klingelte sich in einen Rausch. Ja, wer mochte das wohl so unerwartet und hartnäckig sein? Ahnst du schon, dass ich komme? Er konnte es natürlich nicht ahnen.

Es war dunkel genug. Lisa sah sich um, nahm ihre Tasche und huschte über den Gartenzaun. Der Rausch war schnell verflogen, da es nun ernst wurde, aber sie beruhigte sich, denn es war alles wie erwartet. Sie hatte sich mit Google Earth einen Überblick über das Grundstück und die Umgebung verschafft. Im Schutze des Schattens zog sie ihren Catsuit an. Zum Catsuit gehörte eine Latexmaske mit Katzenohren daran, die sie sich über den Kopf zog.

Hinter dem Haus war die Terrasse. Im Wohnzimmer brannte eine funzelige Kerze. Ohne Zögern trat Lisa vor die gläserne Terrassentür. Drinnen nahm sie eine Bewegung wahr. Ihr Herz tat einen Sprung vor Schreck und vor Freude. Es war wirklich alles so, wie sie es erwartet hatte.

Er hatte sich auf einem Bürostuhl fixiert und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu ihr herüber. Er war nackt. Seine Füße waren sauber unter dem Stuhl verschnürt, so dass er den Boden nicht berühren konnte. Den Oberkörper und die Beine hatte er mit vielen Seilen am Stuhl festgebunden. Auch die Arme waren am Stuhl festgebunden, und die Handgelenke hatte er hinter seinem Rücken und hinter der Lehne in Handschellen gesteckt: Eine einfache Methode, die Selbstfesselung so zu vollenden, dass er sich nicht mehr befreien konnte. Außerdem hatte er sich geknebelt, was die Sache absolut perfekt machte. Sicherlich hätte er auch ohne Knebel nicht gleich um Hilfe geschrien, denn wer will schon in einer so peinlichen, selbst verschuldeten Lage von den Nachbarn vorgefunden werden? Aber mit Knebel war es besser; sie musste nicht mit ihm reden, und er würde sie später nicht anhand ihrer Stimme identifizieren können.

Lisa grinste, als sie durch die Glastür seinen hilflosen Blick sah. Sie hatte längere Zeit geübt, Türen zu öffnen, und für den Fall, dass es nicht gelang, hatte sie einen Glasschneider in der Werkzeugtasche. Voller Vergnügen zeigte sie dem Mann den Glasschneider. Er wurde noch unruhiger. Sie setzte den Glasschneider auf das Glas und demonstrierte, wie er zu bedienen war. Der Mann begann, an seinen Fesseln zu zerren – erfolglos, denn er hatte bei der Selbstfesselung ganze Arbeit geleistet. Keine Angst, murmelte Lisa vor sich hin. Wir wollen es erst mit den Schlüsseln versuchen. Vielleicht können wir deine Scheibe retten. Sie zog die gebogenen Eisen aus der Tasche, was den gefesselten Mann aber nicht beruhigte. Immer heftiger zerrte er an den Seilen, um sich zu befreien. Vergeblich. Es gelang ihm nicht einmal, auf seinem Drehstuhl davonzurollen. Zu gut hatte er sich die Beine hoch gebunden.

Es dauerte nicht lange, und Lisa stand vor ihm.

Na, mein Süßer, dachte sie, wie willst du denn da herauskommen? Einen Plan musste er ja haben. Und der Plan würde nicht darin bestehen zu warten, bis die Ehefrau und die Kinder vom Besuch der Großeltern zurückkamen, zu dem sie wahrscheinlich aufgebrochen waren. Suchend sah sie sich um, konnte aber nichts entdecken.

Langsam beugte sie sich vor und sah dem Mann tief in die Augen. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Unstet wanderten seine Augen hin und her, aufwärts und abwärts. Alles klar. Sie wusste genug. Ein neckendes Lächeln spielte über ihren Mund, als sie sich langsam aufrichtete. Je weiter sie ihren Kopf hob, umso größer wurde das Entsetzen des Mannes. Denn da oben hing er – an der Lampe. Aha, dachte Lisa: die Eismethode. Er hatte den Schlüssel zusammen mit einem Seil eingefroren und an die Lampe gehängt. Das Eis würde tauen, und der Schlüssel würde herunterfallen – in zwei bis drei Stunden. Und da der Mann mit dem Drehstuhl direkt unter dem Kronleuchter saß, würde ihm der Schlüssel in den Schoß fallen. Durch ein paar Verrenkungen würde er mit den Händen drankommen und sich befreien können. Genüsslich sah sich Lisa den Schlüssel an und streckte langsam ihre Hand danach aus.

Der Mann geriet in Panik, als sie den Schlüssel abhängte und in ihre Werkzeugtasche steckte. Er zerrte noch verzweifelter an seinen Fesseln und gab unverständliche Laute von sich. Der Speichel tropfte ihm neben dem Knebel aus dem Mund.

Oh, was haben wir denn da?, dachte Lisa, als sie das steif erigierte Glied des Mannes bemerkte. Das war doch eben noch nicht da? Langsam ging sie in die Hocke und betrachtete seinen erheblichen Schwengel aus der Nähe. Gefallen dir Angst und Hilflosigkeit?, dachte Lisa. Haben die den kleinen Kerl so wachsen lassen? Aber, aber, warum sich denn gleich so aufregen? Lisa konnte es nicht lassen und streckte die Hand aus, um das feuchte Ding zu berühren. Der Mann gab ein leise geknebeltes Stöhnen von sich. Seine sinnlosen Befreiungsversuche wurden weniger. Langsam und vorsichtig schob sie mit zwei Fingern die Vorhaut einmal rauf und einmal runter. Das Stöhnen verstärkte sich daraufhin. Lisa hatte Spaß daran, diesen Vorgang zu wiederholen. Die Anspannung des Mannes in seinen Seilen schien unübertrefflich, aber Lisa hatte das Gefühl, dass noch mehr ging. Sie machte mit den Fingern einen Ring und umfasste das geile Glied. Einmal noch sehr, sehr langsam rauf und runter. Dann … ließ sie vorsichtig los, bevor etwas passieren konnte. Sie war ja nicht zum Vergnügen hier – zumindest nicht zu seinem Vergnügen.

Der Mann wusste nicht, wie ihm geschah, als sie den Schlüssel mit dem angefrorenen Band zurück an die Lampe hängte. Er machte sich nun wohl Hoffnung auf ein gütliches Ende. Dann begann sie, die Wohnung zu erkunden und nach Wertgegenständen zu suchen. Hinter sich hörte sie unverständliche Flüche aus dem geknebelten Mund.

Nach einer Weile hatte Lisa gefunden, was sie suchte. Ihr erster völlig beabsichtigter und gut geplanter Konflikt mit dem Gesetz schien ein voller Erfolg zu werden. Er würde ihr einen längeren Urlaub an einem einsamen Strand auf den Malediven bescheren.

Noch einmal ging sie zurück ins Wohnzimmer. Sie kramte in ihrem Seesack und zeigte dem Mann genüsslich all die schönen Dinge, die sie in seinem Haus gefunden hatte. Besonders unglücklich schaute er, als er den Schmuck seiner Frau zum letzten Mal zu sehen bekam. Da würde er sich eine schöne Geschichte ausdenken müssen. Vielleicht würde Lisa darin vorkommen.

Sie fasste mit den Händen auf die Lehnen des Bürostuhls und beugte sich noch einmal so weit vor, dass sie dem Mann tief in die Augen sehen konnte. So verharrte sie für einen Moment, horchte in sich hinein, spürte, wie das starke Gefühl zurückkam, das so neu für sie war, ließ es wachsen. Dann …

… genoss sie es, wie seine Augen sich weiteten, während sie den Stuhl ein kleines Stückchen zurück schob, so dass er sich nicht mehr unter der Lampe befand. Ja, in einer Stunde würde der Schlüssel direkt vor dem Mann auf den Boden fallen … Ja, das war bösartig, aber es machte ihr solchen Spaß! Dumm für ihn, dass er seine Füße so festgebunden hatte, dass sie nicht bis zum Boden reichten. Dadurch war es unmöglich, den Drehstuhl umzuwerfen, um noch an den Schlüssel zu kommen. Hach ja, was für ein Pech!

Ohne weiteres drehte sie sich um, nahm den Seesack und ihre Werkzeugtasche und verließ das Haus.

Wer weiß, wann seine Familie zurückkehren würde …

Aber sie war ja kein Unmensch. Vielleicht würde sie ihm den Pizzaservice schicken – wenn sie Lust hatte.

Natascha kreuzte auf ihrem Roller durch die sonntäglich ruhigen Straßen des Frankfurter Westends und rätselte über die Geheimnisse der hier ansässigen, gut verdienenden gehobenen Mittelschicht: Was konnte man sich denken, wenn eine Frauenstimme eine Pizza »Domina extra scharf« mit Bedienservice bestellte? Hatte diese Frau Erwartungen? Wollte sie dominieren oder dominiert werden? War es wirklich eine Frau? Die Stimme klang verfremdet wie die eines Teenagers im Stimmbruch.

Egal, bald würde Natascha es erfahren.

Zum wiederholten Male beglückwünschte sie sich, mit ihren Freundinnen diesen Pizzaservice hochgezogen zu haben. Es war so einfach: Man brachte die Pizza in einem Lack-, Leder- oder Latexanzug, und schon konnte man ein Drittel mehr verlangen und bekam auch noch mehr Trinkgeld. Der Bedienservice setzte dem Ganzen die Krone auf: Für dreißig Euro blieb man bis zu zwanzig Minuten beim Kunden und schnitt die Pizza auf. Wenn es gewünscht war, servierte man sie häppchenweise und wackelte dazu mit dem Po.

Ah, da vorne war es! Sie stellte den Roller vor der Vorstadtvilla ab, passierte einen Mercedes in einem Carport und erreichte die Haustür. Auf ihr Klingeln reagierte allerdings niemand. Sie versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Auch ein ausgedehntes, langes Klingeln brachte keinerlei Erfolg.

So ein Mist! dachte sie. Will mich hier jemand verarschen? Eine Viertelstunde bin ich gefahren, und wenn ich nicht ausliefern kann, ist die Pizza verdorben. Irgendjemand muss doch da sein – wer hat denn sonst bestellt?

In ihrem Ärger umrundete sie das Haus und ließ sich von einem kleinen Zaun nicht aufhalten. Hinter dem Haus war die Terrassentür angelehnt. Natascha spiegelte sich in der Scheibe in ihrem schwarzen Ledereinteiler. Ein geiles Teil, dachte sie; es liegt hauteng an und fühlt sich so gut an.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat langsam ein.

Verdammt!, dachte sie erschrocken.

Nicht weit von ihr entfernt saß ein Mann auf einem Bürodrehstuhl. Bauch und Schultern waren mit einer Vielzahl von Seilen an der Rückenlehne festgebunden. Die Arme verschwanden hinter seinem Rücken und waren dort wohl ebenfalls befestigt. Die Füße waren so unter den Stuhl gebunden, dass sie den Boden nicht berührten. In seinem Mund steckte ein dicker Knebel. »Hmpf, hmpf!«, machte der Mann angstvoll und zerrte an seinen Fesseln; und er war nackt.

Verdammt, was sollte das? Sie hatte keinen Bock auf nackte Männer. Sie hatte keine Lust, sich zur Nebendarstellerin in undurchschaubaren Sexspielchen anderer Leute machen zu lassen, schon gar nicht mit Männern. Was dachten sich diese Typen? Warum hatte der Mann Angst? Wusste er denn nichts von der Pizzabestellung? Womöglich wurde sie verhaftet, wenn man sie so mit ihm erwischte. Sie machte auf der Stelle kehrt, um nach Hause zu fahren.

Aber dann fiel ihr die lauwarme Pizza wieder ein. Scheiße, dachte sie. Bestellung ist Bestellung – Pizzabotenehre! Sie ging zu dem Mann und nahm ihm den Knebel ab.

»Gott sei Dank!«, schrie der Mann atemlos. »Ich bin überfallen worden! Machen Sie mich los, ich muss die Polizei anrufen!«

»Aha«, sagte Natascha zweifelnd, drehte den Mann auf dem Drehstuhl und besah sich die Angelegenheit. »Ich bräuchte dann den Schlüssel für Ihre Handschellen.«

»Da unten, da liegt der Schlüssel auf dem Boden«, sagte der Mann und deutete mit dem Kopf zu Nataschas Füßen. Tatsächlich lag dort ein Schlüssel in einer kleinen Pfütze.

»Wo kommt denn das Wasser her?«, fragte Natascha.

»Jetzt fragen sie nicht dumm, machen Sie mich endlich los«, verlangte der Mann ungehalten.

»Nicht so eilig«, entgegnete Natascha. »Ich hab das Gefühl, hier geht was Schräges ab.« Wollte er vielleicht über sie herfallen, wenn sie ihn losband? Eigentlich machte er nicht den Eindruck. »Jetzt erklären Sie mir erst, wo das Wasser herkommt!«

»Hören Sie, ich muss dringend aufs Klo!«, jammerte der Mann.

Natascha hatte langsam die Nase voll.

»Nein, jetzt hören Sie mal! Sie haben eine Pizza ›Domina extra scharf‹ mit Bedienservice bestellt. Bedienservice heißt nicht ›Vom-Drehstuhl-Losbind-Service‹. Bedienservice heißt, dass ich ihnen die Pizza jetzt aufschneide und serviere, wenn nötig auch häppchenweise.« Sie stellte die Pizza auf den Wohnzimmertisch und schnitt sie auf. Dann hielt sie dem Kunden ein Stück lauwarme Pizza unter die Nase. »Hier, essen Sie das!«

»Sie sind ja verrückt!«, sagte der Mann.

Natascha war mit ihrer Geduld am Ende und stopfte ihm die Pizza in den Mund. »Und unterstehen Sie sich, sie auszuspucken! Dann werden Sie erfahren, was richtiger Ärger ist.«

Der Mann mampfte leidend vor sich hin.

»Kann ich einen Schluck Wasser bekommen?«, fragte er, als er die Hälfte der kalten Pizza hinuntergewürgt hatte.

Natascha schaute entnervt auf die Uhr. »Hören Sie«, sagte sie, »die zwanzig Minuten Bedienservice sind jetzt um. Ich hole Ihnen das Wasser, aber dann kauen Sie schneller. Ich habe keine Lust auf unbezahlte Überstunden!«

In diesem Augenblick wurde die Haustür aufgeschlossen. Jemand kam in den Flur und rief: »Schaa-aatz! Ist alles in Ordnung?«

Natascha und der Mann erstarrten.

Eine Frau öffnete die Wohnzimmertür.

Eine Handtasche fiel zu Boden.

»Was! Machen! Sie! Mit! Meinem! Mann?«

Die Katze

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