Читать книгу Die Katze - Mark Fuehrhand - Страница 9

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3 – Dinner for one

DER ERSTE JOB IHRER VERBRECHERLAUFBAHN war hervorragend gelaufen. Mit einem Schmunzeln dachte Lisa an die Pizzabotin, die an ihrer Stelle verhaftet worden war. Die Polizei konnte in keinem dunkleren Dunkel tappen. Sie machte sich mit der Verhaftung absolut lächerlich – und die Summe, die Lisa gegen die Beute eingetauscht hatte, war nennenswert. Bei so viel Erfolg musste man weitermachen.

Das Klingeln bei ihrem zweiten Kunden ließ erneut die Dämme brechen, die Lisas dunkle Seite bislang verborgen hatten. Sie begann, es zu lieben, dieses Klingeln an der Haustür eines Unbekannten, in der Erwartung, dass er es hörte, aber nicht öffnen würde – weil er nicht konnte.

Der Garten des neuen Kunden war durch einen hohen Zaun geschützt, was Lisa aber nicht vor größere Probleme stellte. Man mochte es ihr nicht ansehen, auf viele Menschen machte sie eher einen schmächtigen Eindruck, aber dennoch war sie durchaus sportlich. Als sie sich unbeobachtet fühlte, war es eine Angelegenheit von Sekunden, ihren Rucksack über den Zaun zu werfen und das Hindernis zu überwinden. Dahinter fand sie eine schattige Ecke, in der sie sich umzog. In ihrem Catsuit konnte sie sich nicht auf dem Bürgersteig blicken lassen, ohne aufzufallen, aber hier drinnen war er notwendig, damit sie nicht erkannt wurde. Die Ungewissheit, was geschehen würde, zusammen mit der Angst, dass etwas schiefgehen könnte, und dem engen Gefühl des Leders auf ihrer Haut versetzte sie in eine positive, aufgeputschte Stimmung.

Schon bald näherte sie sich der Terrassentür der Villa. Drinnen war alles dunkel, nichts konnte sie erkennen. Egal. Die Tür hatte ein Sicherheitsschloss. Auch egal, sie kramte den Glasschneider aus ihrem Rucksack heraus und setzte ihn vorsichtig an. Den Umgang mit dem Gerät hatte sie lange genug geübt, um schnell und professionell ernst zu machen. Kurz darauf klaffte ein Loch in der Scheibe, und sie stand im Wohnzimmer. Vor ihr war alles dunkel, keine Spur vom Kunden. Wo mochte er stecken? Lisa tastete sich voran, bis sie eine Tür fand. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie vom Wohnzimmer in den Flur trat. Vielleicht war der Kunde noch nicht bereit? Vielleicht lauerte er hinter einer Tür, um ihr einen Stuhl an den Kopf zu schmettern? Wahrscheinlich war das nicht, denn wenn er noch nicht bereit gewesen wäre, hätte er ja auf ihr Klingeln geöffnet. Andererseits – wenn er nun gerade auf der Toilette gesessen hatte, als sie klingelte? Auf Zehenspitzen schlich sie voran. Ihr Herz raste in Erwartung des Unbekannten. Ihre Hände zitterten. War da nicht ein unscheinbares Geräusch im nächsten Zimmer? Ja, da hinten … Es war die Küche. Er schien in der Küche zu stecken. Die Küchenfenster waren verhängt; natürlich wollte er seine Perversionen vor den Nachbarn verbergen. Sie sah einen Schatten auf dem Küchentisch. Auf Zehenspitzen schlich sie hinter ihn. Er schien etwas zu ahnen, wurde unruhig, drehte den Kopf hin und her, um herauszufinden, was vorging.

Sie wartete noch einen Moment, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann hielt sie ihm den Mund zu. Er zuckte vor Schreck zusammen und gab unverständliche Laute von sich:

»Mmmmh! Mmmh!«

Sehr gut: Sie fühlte einen dicken Knebel, der bereits in seinem Mund steckte. Gute Arbeit. Warum auch immer er sich geknebelt hatte, er war dabei gründlich vorgegangen.

»Schhhh!«, machte sie sanft und ließ ihn los. Er gab Ruhe. Was sollte er auch sonst tun?

Lisa leuchtete vorsichtig mit ihrer Taschenlampe und sah gestreckte Arme und einen Kopf, der sich geblendet abwandte. Sie beschloss, dass dies ein guter Zeitpunkt war, sich mit dem neuen Kunden bekannt zu machen, und schaltete als ersten Schritt zur »Zusammen-arbeit« die Küchenlampe ein. Überrascht sah sie, dass es sich bei dem Kunden um einen gut aussehenden jungen Mann handelte. Er war einer von der Sorte, die sich früher nie für Lisa interessiert hatte, einer von denen, die Lisa nie gewagt hatte anzusprechen, weil sie Angst vor einer Abfuhr hatte. Versonnen strich sie mit ihren Fingern über die Muskeln seines Waschbrettbauchs und genoss, wie sie reagierten. Nun lag also so eine Sahneschnitte, so ein California Dreamboy, als Geschenk verpackt vor ihr. Mit dem im Webshop erworbenen Equipment hatte er sich auf dem Küchentisch festgebunden. Da er größer war als der Tisch, ragten seine Knie knapp über die Tischkante hinaus. Die Unterschenkel hatte er angewinkelt und mit viel Seil an jeweils eins der Tischbeine gebunden. Die Hände waren an den Handgelenken verknotet und mit einer Winde über den Kopf gezogen, so dass er dalag wie auf einer Streckbank. Unruhig rutschte er auf dem Tisch hin- und her, was Lisa nicht weiter störte. Sie sah sich die interessante Konstruktion an seinem Kopfende genauer an: Ein kleiner Elektromotor hatte das Seil aufgewickelt, das seine Hände hielt, und sich dann abgeschaltet. Ein Hebel war eingerastet und hielt den Zug aufrecht. Eine Zeitschaltuhr, so ähnlich, wie sie auch für Aquarien gebräuchlich war, würde zu gegebener Zeit den Motor umkehren und den Hebel wieder lösen. Lisa lächelte. Sie hatte den Bausatz in einem Webshop gesehen. Da hatte der junge Mann einige Euros für seine Leidenschaft versenkt.

Dem Dreamboy war die Angelegenheit nicht länger geheuer. Er zerrte mit den Händen an seinen Fesseln und versuchte sich zu befreien. Lisa schmunzelte. Richtig gut hatte er die Sache mit dem Elektromotor nicht hinbekommen, die Hände hatten noch Spiel. Aber Lisa würde helfen und etwas Zug in die Angelegenheit bringen. Sie drehte an der Kurbel, und der Hebel klackte fünfmal, bevor er erneut einrastete. Der Dreamboy stöhnte und streckte sich, um seine Handgelenke zu entlasten. Da ging sicherlich noch mehr, dachte Lisa, aber es war gut, noch etwas in der Hinterhand zu behalten. Lisa bückte sich, um die Zeitschaltuhr genauer anzuschauen. Ritsch, ratsch, machte es, als sie mit dem Drehknopf spielte. Der Mann auf dem Tisch zuckte zusammen. Sie konnte sich denken, was nun in ihm vorging, welche Gedanken sein Hirn produzieren musste: Er hatte die Uhr auf eine Stunde gestellt, und nun brachte sie alles durcheinander! Seine Arme hatten jetzt ordentlich Zug, wie lange würde er das aushalten? Länger als eine halbe Stunde? Was wollte diese komische Mieze überhaupt von ihm? Ja, das oder Ähnliches ging mit Sicherheit in ihm vor. Und nun richtete sie sich auf und stellte sich breit vor ihn hin. Den rechten Arm hatte sie zum Spaß hinter dem ihrem Rücken versteckt. Dann zog sie ihn langsam hervor. In der Hand hielt sie die Zeitschaltuhr. Ein weiterer Schrecken für den Dreamboy: Stecker raus, kein Motor mehr, keine Freiheit irgendwann. Aber es kam noch besser: Sie warf die Zeitschaltuhr über ihre Schulter hinter sich, und man hörte sie mit einem hässlichen Geräusch in der Nähe der Mülleimers auf dem Boden zerschellen. Nun konnte sie sich an seiner absoluten Verzweiflung weiden.

Aber auch das war noch nicht alles. Während sie mit ihm spielte, hatte sie Lust bekommen, Lust, auf seinem nackten Bauch zu speisen. Sie holte Besteck und einen Teller aus dem Küchenschrank und öffnete den Kühlschrank. Da gab es leckeren Aufschnitt, und etwas Brot ließ sich auch noch finden. Also hurtig: Tischlein, deck dich, dann konnte es losgehen. Sie stellte die Butterdose und ein Glas auf seine rasierte Brust. Er hob den Kopf, soweit es ihm möglich war, und schaute verdutzt. Dann rutschte er unruhig hin und her, so dass die Butterdose fast hinunterfiel. Ich muss wohl noch etwas nachspannen, dachte sie, damit er nicht so wackelt. Er stöhnte auf, als die Kurbel noch eine Stufe enger einrastete. Um weitere Probleme zu vermeiden, kippte Lisa die Butter aus der Dose direkt auf seine braun gebrannte Haut. Teller brauchen wir dann auch nicht, überlegte sie und drapierte Schinken und Käse mit einigen Scheiben Gurke um seinen Bauchnabel herum. Dazu legte sie eine Scheibe Brot. Er verhielt sich einigermaßen ruhig, während sie das Brot mit dem Messer schmierte. Als sie mit der Gabel hinein stieß, war es allerdings mit der Ruhe vorbei. Seine Muskeln zuckten, und während sie das Messer bewegte, um sich ein Stück abzuschneiden, zuckten sie umso mehr. Ihr gefiel der Tanz der Muskeln ausgesprochen gut. Sie schnitt genüsslich und langsam, um ihn voll auszukosten. Dabei achtete sie darauf, ihn nicht tief zu ritzen, denn wenn sie eins nicht mochte, war das Blut in der Butter.

Sie erwog einen Tomaten-Mozzarella-Salat. Während sie genüsslich kauend darüber nachdachte, wie sie das Dressing in seinem Bauchnabel anrühren würde, bemerkte sie, dass etwas an ihren rechten Ellbogen stieß. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich um sein Glied, das steif stand wie ein Leuchtturm. Es schien, als hätte es Gefallen an der Situation gefunden. Sie schubste das Glied vorsichtig mit der Messerspitze weg, um an den Käse zu kommen, aber der vorwitzige Körperteil kam unverzüglich zurück. Kommentiert wurde der Vorgang mit einem Stöhnen aus dem Mund des jungen Mannes. Lisa versuchte erneut, sein Glied mit der Messerspitze wegzustoßen, aber es stand sofort wieder da. So oft sie auch mit der Messerspitze piekte, sie wurde dieses aufdringliche Ding einfach nicht los. Es kam so schnell zurück, als wolle es sich etwas abholen, als gäbe es etwas kostenlos. Na ja, überlegte sie, etwas Avocadocreme könnte ich vielleicht entbehren – oder Chili. Das Bestreichen mit der Paste versetzte das Glied allerdings in helle Aufregung, es sah jetzt aus wie eine pralle Wurst. Einer Eingebung folgend kippte sie diese Wurst und hielt sie mit dem Messer auf ihrer Stulle fest. Diese Aktion versetzte die Wurst allerdings in konvulsivische Zuckungen. Der Dreamboy stöhnte laut auf, und sein Sperma ergoss sich in mehreren starken Schwällen auf Lisas Butterbrot. Sie sprang empört auf, der Küchenstuhl fiel hinter ihr um.

»Mein Gott!«, entfuhr es ihr ob dieser Schamlosigkeit.

Aber gut, kein Grund zur Aufregung. Sperma soll ja nahrhaft sein und Eiweiß enthalten, überlegte sie, und betrachtete die Stulle zweifelnd von allen Seiten. Manche Frauen mochten so was, hatte sie gehört. Oder entsprang das nur kranken Männerhirnen? Hier war nun die Chance, es zu kosten und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Aber eigentlich hatte sie für das Brot den fettarmen Bio-Käse ohne Zusätze geplant, und der weiße Schleim des Dreamboys sah nicht wirklich lecker aus. Da ihr Ekel überwog, beschloss sie, dass die Stulle verdorben war. Sie klappte das Brot zu und ließ es in die Tonne fallen.

Der Dreamboy schaute irritiert zu ihr auf; Butter und Aufschnitt bebten auf seinem Bauch. War er beleidigt ob der verschmähten Körpersäfte? Lisa war das herzlich egal. Schließlich war sie nicht zu seinem Spaß hierhergekommen. Sie besann sich auf ihren eigentlichen Plan und beschloss, diesen nunmehr professionell durchzuziehen.

Nach einem Rundgang durch das Haus wurde ihr das Problem mit diesen jungen Leuten klar: Sie hatten keinen wertvollen Schmuck, denn dafür fehlte ihnen der Stil, und sie bunkerten auch keine Schätze in einem Tresor hinter einem Wandbild, denn sie hatten ein Online-Konto bei einer Direktbank. Letzteres war allerdings ein Problem, das sich lösen ließ. Es war nicht schwer, die Kredit- und EC-Karten in seinem Schreibtisch zu finden, und das Handy, das die Transaktionsnummern empfangen würde, lag direkt daneben. Dazu steckte sie sich noch sein Notebook ein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit benutzte er überall das gleiche Passwort, nämlich jenes, das sie bei seinem Online-Besuch im SM-Shop abgefischt hatte, als er sich den Lederknebel bestellt hatte. Zu Hause würde sie nicht viel Zeit brauchen, um seine Konten leer zu räumen. Sie schnappte sich noch die Mülltüte mit dem verdorbenen Brot, um keine DNA-Spuren zu hinterlassen.

Er sah ihr nach, jammerte in seinem Knebel hinein und zerrte an seinen Fesseln, als sie die Küche verließ. Tja, du musst noch eine Weile durchhalten, dachte sie und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Wir wollen ja nicht, dass du deine Karten sperrst, bevor ich dein Konto leer geräumt habe. Mit dem letzten Blick über die Schulter sah sie noch, wie die Gurkenscheiben auf seinem durchtrainierten Bauch hüpften und an der verlaufenen Butter kleben blieben.

Die Katze

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