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Sieben Festungen

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Kristin hatte schlecht geschlafen. Nein. Sie hatte genau genommen überhaupt nicht geschlafen. Ihr war natürlich inzwischen klar, dass Alben - und sie war schließlich eine von ihnen - viel weniger Schlaf brauchten als Menschen. Zwei bis drei Stunden pro Nacht reichten in ihrer neuen Existenz völlig. Dass sie aber in dieser Nacht überhaupt kein Auge zugetan hatte, sagte ihr vor allem eines: doch nicht so cool. Die Ereignisse des vergangenen Tages hatten ihre Spuren hinterlassen. Natürlich. Wie denn auch nicht? Silke war tot. Das traf sie, auch wenn Kristin nie wirklich zu ihr hatte durchdringen können. Dazu war Silke zu verschlossen gewesen, zu anders. Vermutlich wären sie auch in einer normalen Welt und in einem normalen Leben niemals Freundinnen geworden.

Aber nichts war schließlich normal. Sie waren beide Verwandelte. Leute, die man am liebsten zusammenschlug oder ins Gefängnis steckte. Oder beides. Das hatte sie verbunden. Kristin hatte sich für Silke verantwortlich gefühlt. Und jetzt war Silke tot. Ihr Leben ausgelöscht von albischen Soldaten mit Spießen und Armbrüsten in einer Welt, die abseits dessen existierte, was Kristin bisher als Realität verstanden hatte.

Ben hatte sich entschuldigt, nachdem sie die Ungeheuer, die er Gorgoils nannte, gerettet hatten. „Wir haben nicht mit einem Angriff gerechnet. Jedenfalls nicht hier und so bald.“

Wie surreal war das alles! Kristin musste an ein paar einschlägige Fantasyfilme denken. In „Narnia“ waren Kinder durch einen Kleiderschrank in eine Fantasiewelt gelaufen. Wissenschaftlich betrachtet natürlich völliger Unsinn. Aber von dem, was sie gerade hier erlebte, war es so weit nun auch wieder nicht weg. Eine Fantasiewelt? Vielleicht war das hier ja die Realität? Und ihr altes Leben, das ihr so unendlich weit weg erschien, war ein einziger Fake gewesen? Kristin hatte noch keine echte Idee, wie sie das alles einordnen und sortieren sollte. Es war eben alles surreal. Immer noch. Auch hier, wo sie jetzt war.

Ben, ein alter Mann namens Gintwain, ein paar andere Alben und diese Gorgoils hatten sie mit einem wolkenähnlichen Zeppelin in eine weiße Burg gebracht, die rund um die Spitze eines Berges gebaut war. Viel mehr hatte Kristin nicht erkennen können. Nur noch, dass die Burg spitze Türme, die rund um den Bau herum angeordnet waren. Und dass sie nicht das einzige Gebäude dieser Art auf Bergspitzen war. Galandwyn nannten Ben und Gintwain diesen Ort. Und sie betonten mehr als einmal, dass sie hier in Sicherheit war. Jetzt aber auch wirklich. Kristin hatte trotzdem nicht schlafen können.

Es klopfte an die Tür der kleinen Kammer, in die Ben sie am Abend davor gebracht hatte. Alles darin war schneeweiß und irgendwie verschnörkelt. Das weiche Bett mit den bestickten Kissen und Decken. Der Beistelltisch mit seinen schlanken geschwungenen Beinen. Und natürlich auch die Wände, die Decke und der Boden. Steril wirkte der Raum zwar trotzdem nicht. Aber auch nicht wirklich gemütlich. Sollte das ihr neues Zuhause sein? Dann hätte sie ein paar entschiedene Wünsche an das Hotel-Management. Aber vielleicht klopfte das ja gerade an.

„Ja bitte!“, sagte Kristin und fragte sich, ob man das in dieser Welt wohl so machte. Eine sehr hübsche schwarzhaarige Frau betrat die Kammer. Sie sah freundlich aus, irgendwie einnehmend. Die Züge ihres Gesichtes waren weich, ihre Augen wach. Wenn man genauer hinsah, erkannte man aber auch eine gewisse Härte und Entschlossenheit in ihnen. Was Kristin aber am meisten wunderte: Diese Frau hatte weder spitze Ohren noch helle Augen. Sie war ein Mensch.

„Hi Kristin. Ich bin Natalie. Hast du ein bisschen schlafen können?“

„Nicht wirklich“, antwortete Kristin wahrheitsgemäß. „Weiß auch nicht, warum. Jetlag vielleicht?“

Natalie grinste. Gut. Wenigstens jemand, der mit ihrem direkten Humor etwas anfangen konnte.

„Darf ich mich setzen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, zog Natalie den einzigen Stuhl in der Kammer an Kristins Bett heran und nahm darauf Platz. Kristin kam sich vor wie bei der Visite im Krankenhaus. Denn sie lag noch immer in den Federn und trug unter ihrer Decke ein weites, langes Nachthemd, das natürlich ebenfalls weiß war. Dass Natalie Jeans, einen dunkelblauen Wollpulli und Sneakers trug, machte ihr Hoffnung. Denn immerhin bedeutet das, dass auch sie in dieser zauberhaften Welt auf ihre gewohnte Kleidung nicht unbedingt verzichten musste.

„Therapie-Sitzung?“, fragte Kristin unumwunden.

Natalie grinste wieder und schüttelte den Kopf.

„Nee. Dafür wäre ich denkbar ungeeignet. Hab Geschichte studiert, nicht Psychologie.“

„Geschichte. Und? Hilft es dabei, diesen ganzen Irrsinn hier auf die Reihe zu bekommen?“

„Ja und nein. Nein, wenn ich ernsthaft davon ausgehen würde, dass es in den gängigen Lehrbüchern Antworten gäbe. Ja, wenn ich mir ein paar der aufgeschriebenen Details genauer anschaue. Denn einige Quellen kommen der Wahrheit erstaunlich nahe. Wenn man diese im Kontext dessen, was ich erlebt habe, neu interpretiert, dann wird es spannend.“

Kristin hob skeptisch die Augenbrauen.

„Fabelwesen mit spitzen Ohren und hellen Augen?“

„Babylon, Ägypten, Griechenland, Kelten, Rom. Überall. Die Isländer verlegen noch heute Straßen, wenn sie glauben, ein Elfenhügel ist im Weg. Das Christentum hat in Europa viele der alten Überlieferungen dämonisiert. Ich schätze, das macht es den Menschen auch heute noch leichter, Böses in deinem Volk zu sehen.“

„Und was ist mit stierköpfigen Riesenviechern auf zwei Beinen?“

„Minotaurus. Im Labyrinth auf Kreta. Um nur das bekannteste Beispiel zu nennen. Hybridwesen gibt es aber auch in anderen Mythologien - angefangen mit denen der alten Sumerer.“

Kristin nickte stumm. Das war alles natürlich noch immer der blanke Irrsinn. Aber Natalies Erklärungen machten es auf einmal um Einiges greifbarer. Da waren sie wieder: wissenschaftliche Thesen und Ideen, denen man nachgehen konnte. Auch wenn sie ziemlich abenteuerlich klangen. Aber bitte sehr: Ist nicht auch Einstein verspottet worden, als er erstmals von der Krümmung von Raum und Zeit gesprochen hatte? Das hier war eben nur eine andere Fachrichtung. Allerdings:

„Die Anderswelt? Wo genau sind wir hier eigentlich?“

Natalie seufzte. „Danke für die Frage. Auch auf eine mystische Schattenwelt gibt es natürlich immer mal wieder Hinweise. Bei den Kelten zum Beispiel. Was nicht wundert, weil sie in der Antike den direktesten Draht zu den Alben hatten. Allerdings haben die Kelten uns leider nicht den Gefallen getan, irgendwas darüber aufzuschreiben. Deshalb ...“

Sie warf Kristin einen verschwörerischen Blick zu.

„Deshalb hoffe ich auf andere Quellen. Und darauf, dass wir selbst etwas darüber herausfinden.“

„Wir?“ Eben noch auf dem Schlachtfeld. Und schon inmitten einer wissenschaftlichen, interdisziplinären Feldstudie. Über eines konnte sich Kristin nicht beschweren: Langweilig war ihr neues Leben nicht.

Und Natalie war ihr außerdem sympathisch. Keine überflüssige Gefühlsduselei. Kein „Du wirst schon sehen. Es ist alles gar nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Stattdessen gab es in Rekordzeit einen Forschungsauftrag. Kristin fand das gut. Sie wollte endlich wieder etwas tun, nicht nur davonrennen. Sie wollte Antworten statt immer nur neue Fragen.

„Ja, wir. Gesetzt den Fall, du hilfst mir dabei, Kristin. Habe gehört, dass du eine ziemlich gute Astro-Physikerin bist. Das könnte nützlich sein. Für diese Welt muss es eine Erklärung geben. Es gibt für alles eine Erklärung. Und wenn nicht, dann hat man sie nur noch nicht gefunden.“

Kristin grinste.

„Gut gesprochen. Gibt es eine Hypothese?“

„Negativ. Ich jedenfalls hab nicht den Hauch einer Ahnung, was die Anderswelt sein könnte. Es gibt hier aber einen steinalten Alben, der dabei gewesen ist, als dein Volk hier sesshaft geworden ist. Vor ein paar Tausend Jahren. Er heißt Geysbin. Weißes Haar. Sehr schlaue, verschwurbelte Sprüche. Der Merlin-Typ. Du wirst ihn mögen.“

Kristin sah sie empört an.

„Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm.“

„Nein. Der Kerl ist wandelnde Geschichte. Litt eine Weile lang unter Amnesie, hat es aber überwunden. Das Problem: Geysbin redet nicht gerne darüber. Und wenn doch, dann sind seine Ausführungen eher blumig, weniger sachlich. Für ihn ist die Frage, warum es die Anderswelt gibt, nicht mehr von Bedeutung. Für alte Alben wie ihn ist sie einfach da - so wie auch die Welt der Menschen einfach da ist. Die meisten hinterfragen ja auch nicht, warum es neben Deutschland auch noch Frankreich gibt.“

„Schwer vorstellbar. Das muss für ihn doch eine Rolle spielen. Es geht immerhin um ein Phänomen, für das es keine naheliegende Erklärung gibt.“

„Willkommen in der Welt der Alben! Nach der alten Lehre streben sie danach, das zu vervollkommnen, was sie haben. Neue Erkenntnisse, die Erweiterung von Wissen? Solche Dinge sind für sie nebensächlich.“

Kristin verschränkte die Arme. Sie verstand. Oder eigentlich auch nicht. Und immer mehr kam sie sich wie ein Fremdkörper in dieser fantastischen Welt vor. Allerdings wie einer, der jetzt eine Aufgabe hatte. Und eine Verbündete.

„Was machst du überhaupt hier?“, fragte Kristin.

Natalie sah sie irritiert an.

„Ich wollte sehen, wie es dir geht. Und dich um deine Hilfe bitten.“

„Nein. Ich meine: Was machst du hier in der Anderswelt? Du bist ein Mensch. Du könntest vermutlich ein normales Leben zu Hause in Deutschland haben.“

Natalie seufzte.

„Eine lange Geschichte. Du hast doch Ben kennengelernt. Der, der dich bei Maus in München abgeholt hat.“

„Klar kenn ich den. Keiner kann elegantere magische Schutzschirme aufspannen und dabei feindliche Alben-Soldaten mit seiner unsichtbaren Faust umhauen“, frotzelte Kristin. Und sie wollte damit noch weitermachen. Dann aber sah sie, dass Natalie lächelte. Nicht wegen ihres blöden Witzes. Es war ein versonnenes Lächeln. Das eines Menschen, der liebte.

„Alles klar“, sagte Kristin grinsend. „Ich weiß Bescheid.“

Galandwyn eine „Zuflucht“ zu nennen, war vermutlich die größte Untertreibung, mit der es Ben jemals zu tun gehabt hatte. Unter Zuflucht stellte er sich ein Provisorium vor, eine Art Auffanglager für Flüchtlinge, eine Behausung, die vielleicht Sicherheit bot, aber darüber hinaus ganz bestimmt keinen großen Komfort. Ben dachte an das Anwesen auf Madeira und an das ehemalige Ferienlager in Neuseeland. Nicht mal für diese beiden Orte wäre „Zuflucht“ vermutlich passend gewesen. Denn auch dort hatten sie es schon zu bequem dafür gehabt. Klar, dachte Ben. Alben tickten anders. Er wusste natürlich, dass sie bei allem, was sie taten, keine halben Sachen machten. Deshalb hatte er auch nicht ernsthaft erwartet, Galandwyn wäre ein Verhau aus Wellblech und Holzlatten gewesen. Vielleicht aber eine Burg, so wie Larinil die alte weiße Festung beschrieben hatte, die Geysbin und seine Gefolgsleute damals in den Alpen gebaut hatten. Aber das hier! Dieses Galandwyn war unglaublich, nicht von dieser Welt. Gigantisch, trutzig, wunderschön. Es war nicht eine Festung, sondern sieben. Alle gebaut auf spitz und schlank in den Himmel ragenden Bergen, die eng nebeneinanderlagen, nicht alle gleich hoch waren, aber in ihrer Form sehr ähnlich. Ben erinnerte sie an riesige, dicke Stalagmiten auf dem Boden einer Tropfsteinhöhle. Nur dass die hier Hunderte Meter hoch waren und sich über den flachen Hang eines noch gewaltigeren Berges verteilten.

Der Anblick Galandwyns hatte Ben jedenfalls restlos überwältigt, als sie vor etwa zwei Monaten zum ersten Mal an Bord einer Himmelsbarke hierher geflogen waren. Die sieben Festungen saßen auf den jeweiligen Bergen wie Kronen, durch deren Mitte der Gipfel hindurchragte. Keine sah dabei exakt so aus wie die andere. Der Grundaufbau war aber immer gleich: Mächtige Schildmauern schützten das Fundament der Bauwerke. Ihre sechs, manchmal auch acht scharfkantigen Ecken standen weit ab. Es sah fast so aus, als würden sie sich am jeweils höher gelegenen Ende vom Berg wegneigen, während sich der untere Mauerteil dagegen eng an ihn schmiegte. Es kam Ben so vor, als wären die Schildmauern so etwas wie eine gigantische eckige Schale. Und darin thronte dann die eigentliche Burg. Hohe, schlanke Rundtürme, dazwischen Gebäude, die nur von außen wie riesige Wehrmauern aussahen mit unzähligen Zinnen und Scharten. In Wahrheit waren sie aber viel mehr als das, wie Ben inzwischen wusste. Sie waren breit wie Wohnbocks. Und tatsächlich waren in ihnen unzählige Wohnungen, Lager- und Aufenthaltsräume untergebracht. Und dahinter war jede Festung wie ein kleines Dorf. Mit dicht aneinander stehenden Häusern, sogar kleinen Plätzen und Promenaden, die sich rund um den Gipfel wandten.

Trotz der vielen Geschütze auf den Wehrgängen: Das waren keine plumpen Bollwerke, die nur zur Verteidigung gebaut worden waren. Jede einzelne Festung kam Ben absolut stimmig vor, geradezu elegant. Es gab keine klobigen Vorbauten, keine schiefen Dächer, kein Fester saß irgendwo außerhalb einer durchdachten Anordnung. Mauern und Wände waren meist in einem makellosen Hellgrau verputzt. Aber warum sollte Ben so viel Perfektion auch ernsthaft wundern? Larinil hatte ihm erzählt, dass die Alben in der alten Zeit auf Vollkommenheit Wert gelegt hatten. Hier war das ganz offenbar nicht wirklich anders.

Noch mehr als bei den sechs übrigen Festungen hatten es die albischen Baumeister aber bei der Hauptfestung Galandwyns krachen lassen. Sie lag ziemlich genau in der Mitte der sieben Gipfel und war als Einzige schneeweiß. Und sie war noch weit größer als die Anderen - mit sechs statt vier bestimmt 80 Meter hohen Türmen an ihren Seiten. Und noch etwas war besonders: Die Festung hatte eine Art Plattform, die aussah, als wäre sie auf Höhe der Turmspitzen auf den Berggipfel gespießt worden. Sie hatte ein flaches Dach und war fast vollständig aus Glas. Supermodern war das Wort, das Ben beim ersten Anblick durch den Kopf gegangen war. An einem anderen Ort und unter anderen Umständen wäre er sich sicher gewesen, dass in der Plattform ein Panorama-Restaurant untergebracht war. Das war natürlich Unsinn. Die Alben nannten die Plattform Mindrai’Coosna, den Raum der Sonne. Und sie nutzten ihn auch nicht, um dort Mittag zu essen, sondern für Versammlungen, Besprechungen und Zeremonien.

In einer Hinsicht erfüllte Galandwyn allerdings dann doch das Kriterium einer Zuflucht: Es war sicher. So sicher, wie ein Ort überhaupt sein konnte. Denn die sieben Festungen waren nur aus der Luft zu erreichen. Keine Treppen, keine Aufzüge. Wohin auch? In den Tälern zwischen den Bergen waren weder Straßen noch Wege. Nur mit Himmelsbarken konnte man Galandwyn anfliegen und das war‘s. Zwischen den Festungen waren darüber hinaus schmale Hängebrücken gespannt - in absolut schwindelerregender Höhe. Bei einigen schätzte Ben die Länge auf einen Kilometer und mehr. Er wollte gar nicht daran denken, wie sehr die Dinger schwankten, wenn auch nur ein bisschen der Wind ging. Bisher hatte er immer eine Ausrede gefunden, wenn ihn jemand - namentlich Larinil - gefragt hatte, ob er mit ihr über eine der Brücken gehen wollte. Er ahnte aber, dass er sich nicht ewig davor würde drücken können.

Da, wo er jetzt gerade war, fiel es ihm allerdings schon schwer genug, mit seinen Schwindelgefühlen klarzukommen.

„Ha Larei jal’Iniai nar’niwa, Ben Hartzberg, Situ’wa jal’Rukkat.“

Geysbin lächelte ihm zu. Er stand vor einem der großen weißen Lehnstühle, die in der Mitte des Mindrai’Coosna, fast direkt über der Spitze des Gipfels, im Kreis gruppiert waren. Die sieben Stühle waren die einzigen Möbel und, wenn man sich das leicht milchige Glas, aus dem Boden, Seitenwände und Dach gemacht waren, nicht genauer ansah, konnte man fast glauben, sie würden frei in der Luft schweben. Ben hatte zwar keine übermäßige Höhenangst, aber der Mindrai’Coosna, der Raum der Sonne, stellte seinen Gleichgewichtssinn auch diesmal wieder gehörig auf die Probe. Denn direkt unter ihm fiel die Bergspitze steil ab. Es waren etwa 80 Meter bis zu den Dächern der weißen Festung. Durch Boden und Wände war außerdem der Blick frei auf das absolut atemberaubende Panorama der Kant’ras-Berge mit den anderen Festungen, dem gewaltigen Riesen, an dessen Hang die spitzen Berge lagen. Bens Gemütszustand pendelte noch immer zwischen Schwindel und Faszination, während er auf Geysbin zulief. Und es fiel ihm schwer, sich in diesem Zustand auf albische Begrüßungsformeln zu konzentrieren.

Wie hatte ihn Geysbin genannt? „Situ’wa jal’Rukkat“. „Bezwinger des Sturms“. Eine nette Floskel. Der Großmeister bezog sie ganz sicher darauf, dass Ben in Frankfurt sein Scherflein dazu beigetragen hatte, den Lichtsturm abzuwehren. Na gut. Er hatte ihn tatsächlich mit Kräften, die er noch immer nicht so ganz verstand, zum Stehen gebracht. Das hatte dabei geholfen, dass Geysbin, Gintwain und Larinil den Lichtsturm auslöschen konnten. „Bezwinger des Sturms“ war trotzdem maßlos übertrieben. Allerdings hatte Ben keinen Bedarf, hier und jetzt mit Geysbin darüber zu diskutieren. Rhetorisch war ihm der alte Mann sowieso haushoch überlegen, umso mehr auf Albisch, einer Sprache, die Ben gerade erst lernte.

„Ha fanaimel, tandrial jal’Galandwyn!“, antwortete er und war sich nicht sicher, ob „Sei willkommen!“ die passende Grußformel war, die einer verwenden sollte, der den Raum selbst eben erst betreten hatte. Und schon gar nicht sicher war sich Ben, ob es richtig war, Geysbin als „Tandrial“, als Großmeister Galandwyns zu bezeichnen. Er war das mal in der alten Festung in den Alpen gewesen. Hier aber war eigentlich Gintwain der Großmeister. Auch der war hier, saß in einem der Lehnstühle neben Geysbin. Beide hatten sie die grauen Gewänder ihres Amtes an, was Ben hoffen ließ, dass die Zuständigkeitsfrage in diesem Punkt wohl kein so großes Thema war. Immerhin beschwerte sich niemand bei Ben über seine Wortwahl.

„Hi Ben!“ Auch Natalie war schon im Mindrai’Coosna, was ihn ein wenig überraschte, weil sie sonst gewöhnlich zusammen zu solchen Terminen gingen. Natalie hatte sich allerdings vor gut einer Stunde aus ihrem gemeinsamen Zimmer verabschiedet, um, wie sie sagte, sich um die Neuen zu kümmern. Sie saß in dem Stuhl neben Gintwain und schenkte Ben einen Blick, der es gar nicht zuließ, sauer auf sie zu sein.

„Ich hatte im Wohntrakt noch eine kleine Besprechung. Sonst hätte ich dich zu unserem kleinen Meeting abgeholt. Sorry dafür.“

‚Meeting‘? So hatten sie ihre Lagebesprechungen in Neuseeland immer genannt. Damals allerdings war die Runde noch deutlich größer gewesen. Aber Maus und Viktoria waren in der Menschenwelt geblieben, Larinil hatte sich auf die Suche nach Andrar gemacht. Und der wiederum? Keine Ahnung. Hatte er sich tatsächlich wieder auf die Seite Sardrowains geschlagen? Larinil wollte das nicht glauben. Ben hoffte, dass sie recht hatte.

Eine ausgedünnte Runde also - mit zwei neuen Köpfen allerdings. Einer gehörte eben Gintwain, dem amtierenden Großmeister, der früher Bogenschütze im alten Galandwyn gewesen war, später zum Anführer der abtrünnigen Alben aufstieg und diese schließlich zurück in die Anderswelt führte. Der zweite Kopf war ein Bärenkopf. Er gehörte Totzal, einem zwei Meter großen Gorgoil, vor dem Ben allergrößten Respekt hatte. Allein schon wegen der wilden Geschichten, die Larinil von diesen Kreaturen erzählt hatte. Totzal allerdings gehörte zu den Guten, hatte Geysbin versichert. Der Bärenköpfige hatte bereits eine beträchtliche Streitmacht hinter sich versammelt, eine, die es immerhin geschafft hatte, ihn, Kristin und die anderen am Übergang aus dem Schlamassel zu ziehen. Ben bedachte Totzal mit einem dankbaren Lächeln und einem Nicken. Schwer zu sagen, ob das irgendetwas in dem Gorgoil auslöste. Seine dunklen Augen blinzelten kurz, stierten ihn dann aber weiter unverhohlen an.

Gintwain sagte etwas auf Albisch, was Ben aber nur in Ansätzen verstand. Zum Glück übersetzte Geysbin.

„Er sagt, dass Totzal mit Begriffen wie Höflichkeit oder Dankbarkeit nichts anfangen kann. Dagegen aber mit solchen wie Loyalität und Tapferkeit. Er kennt deine Geschichte und hat deshalb höchste Achtung vor dir.“

Ben nickte kurz und setzte sich. Diese Unterhaltung könnte zur Herausforderung werden, dachte er. Natalie verstand kein Albisch, Gintwain nur wenig Deutsch und Totzal weder das eine noch das andere. Ben versuchte es trotzdem.

„Sag Gintwain bitte, er soll Totzal sagen, dass es mir eine große Ehre war, an seiner Seite zu kämpfen.“

Keine Ahnung, ob das richtig war. In Star Trek sagte man so etwas, wenn man einem Klingonen eine Freude machen wollte. Vielleicht funktionierte das ja auch bei Gorgoils.

Gintwain nickte anerkennend. „Ich verstanden“, sagte er und drehte sich zu dem Bärenköpfigen. Was dann kam, waren ein paar grunzende, keuchende Laute, die Ben im Leben nicht für eine Sprache gehalten hätte. Als Gintwain fertig war, stieß Totzal einen kurzen, aber lauten Brüller aus und schlug sich zweimal kräftig auf die pelzige Brust.

Ben sah, dass sich Natalie erschrak. Geysbin und Gintwain dagegen blieben ruhig sitzen und sahen dabei sehr zufrieden aus.

„War das gut oder nicht so gut?“, fragte Ben.

„Das war sehr gut, Ben Hartzberg“, antwortete Geysbin. „Totzal scheint dich zu mögen.“

„Wow“, meinte Ben nur mit einem Stirnrunzeln.

Und Natalie ergänzte grinsend: „Na, wenn das Mal nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist!“

Sie hatte allmählich wieder Farbe im Gesicht bekommen, stellte Ben erleichtert fest. Natürlich machte er sich Sorgen. Natalie war der einzige Mensch hier in der Anderswelt. Und damit war sie schwächer, ihr Organismus weit weniger widerstandsfähig als der der Alben. Für sie war es schlicht und einfach saukalt hier in der Festung. Kein Problem für Spitzohren, die sich im wahrsten Sinne mit ein paar warmen Worten schützen konnte. Natalie blieb dagegen nur, zu zittern. Oder sich, so wie jetzt, eine der dicken Antarktis-Jacken überzuziehen, die Ben ihr via Maus organisiert hatte. Niemand konnte aber wirklich wissen, was diese fremde Welt auf Dauer mit ihr machte. Vielleicht hätte Ben mit ihr in Neuseeland bleiben sollen. Da gab es noch Menschen, die in einem Alben nicht automatisch auch einen Feind sahen. Die Anti-Mutanten-Hysterie war dort noch nicht mit voller Breitseite angekommen. Eine Weile lang wäre das sicher noch gut gegangen. Vielleicht jedenfalls.

„Es wäre an Gintwain, diese Zusammenkunft zu leiten“, sagte Geysbin dann. „Es ist sein Galandwyn, in dem er uns Unterkunft gewährt.“

„Hanat ras fanaimel, si Nuvajan“, erwiderte Gintwain freundlich. Das hatte Ben verstanden. „Ihr seid überaus willkommen, meine Freunde!“

Geysbin fuhr fort: „Dennoch bat er mich, das Wort zu führen. Er behauptet, seine Deutschkenntnisse seien noch nicht ausreichend. Doch versteht er längst das meiste von dem, was wir sagen. Darüber hinaus aber wird er für Totzal von Zeit zu Zeit übersetzen müssen - eine Aufgabe, die außer ihm niemand in dieser Festung erfüllen könnte.“

Bemerkenswert war das schon, dachte Ben. Gintwain sollte ein einfacher Krieger gewesen sein, als er und Geysbin sich vor mehr als 2000 Jahren zum ersten Mal begegnet waren. Jetzt hatte er den alten Großmeister in jeder Hinsicht eingeholt, eigentlich sogar überholt, wenn Ben an die Größe des neuen Galandwyn dachte. Einen Machtkampf schien es zwischen den beiden Großmeistern des Lichts trotzdem nicht zu geben. Larinil hatte einmal erzählt, dass es nach der alten Philosophie der Alben so etwas wie eine Hierarchie nicht gab, dafür eine strikte Aufgabenverteilung, die sich ausschließlich nach Fähigkeiten und Anforderungen richtete. So gesehen passte das ins Bild. Gintwain war besser als Übersetzer, Geysbin als Moderator. Die beiden ergänzten sich. Und solange das so war, gab es überhaupt keinen Grund für einen Machtkampf. Ben konnte sich abgesehen davon auch nicht vorstellen, dass jemand wie Geysbin an so etwas Plumpem wie blanker Macht Interesse haben könnte.

„Ich danke dir, Großmeister Gintwain für deine Hilfe“, sagte Natalie. „Die Verwandelten sind hier in den Festungen alle bestens untergekommen. Nach allem, was ich bisher so höre, kümmern sich die Bewohner Galandwyns rührend um die Neuankömmlinge. Und auch die sprachlichen und kulturellen Barrieren sind zunehmend am Bröckeln. Es sollen schon viele Freundschaften geschlossen worden sein.“

Gintwain nickte.

„Neue Elvan jal’Iniai lernen schnell. Hatten gute Lehrmeister.“

„Ja“, sagte Ben. „Das trifft jedenfalls auf die zu, die wir schon auf Madeira und in Neuseeland unter unseren Fittichen hatten. Sie hatten eine Ahnung davon, was hier auf sie zukommen würde. Sie wissen, was sie sind, was die Macht des Lichts bewirken kann und auch, worum es in diesem Krieg geht. Mehr Sorgen mache ich mir um die neuen ... ich nenne sie mal Rekruten. Die, die wir in den letzten Wochen mit Maus‘ und Viktorias Hilfe nachgeholt haben. Ich schätze, viele von ihnen haben ernste Probleme, das hier zu verdauen. Vermutlich wisst ihr alle, was gestern passiert ist?“

Zustimmendes Nicken.

„Und genau darüber haben wir zu reden.“ Geysbins Gesicht nahm sehr ernste Züge an. „Es war leichtfertig von uns, zu glauben, wir seien im Westen vor Sardrowains Truppen sicher. Wir nahmen an, er brauche Zeit, um seine Macht im Osten zu festigen, um dort die Übergänge vor den ständigen Angriffen der Gorgoils zu schützen. Uns war entgangen, dass er vor den Ruinen Sirisil’tweynas bereits ein gut befestigtes Lager errichten ließ.“

„Adro’wiai bringen Soldaten schnell. Mit großen Himmelsbarken“, ergänzte Gintwain und wechselte dann mit Totzal ein paar schnelle Grunzlaute.

„Totzals Krieger haben bemerkt, kamen zu Hilfe.“

„Keine Sekunde zu spät“, sagte Ben. Und das war keine Übertreibung. Die Angreifer waren erschreckend schnell unterwegs. Und sie wussten offenbar recht genau, was sie wollten. Geysbin allerdings schien die Attacke nicht ansatzweise so sehr beeindruckt zu haben wie Ben.

„Und doch griffen sie nicht mit der vollen Wucht ihrer Streitmacht an. Sie hätten uns vernichtet, wäre das geschehen. Ich vermute, dass ein einzelner Offizier Ruhm erwerben wollte mit der Eroberung eines weiteren Übergangs. Er stürmte wohl allein mit seinen Soldaten, ohne die Befehle eines Heerlenkers eingeholt zu haben. Nun, so erreichte er nur, dass wir jetzt gewarnt sind.“

Ben atmete tief durch. Daran würde er sich erst gewöhnen müssen. Für ihn war auch dieses Gefecht ernst gewesen. Todernst, um genauer zu sein. Ein blutiger Kampf, in dem es viele Opfer gegeben hatte. In dem es auch ihn beinahe erwischt hätte. Keine kleine Episode auf dem Nebenschauplatz eines gewaltigen Krieges. Verflucht. In was waren er und Natalie da nur hineingeraten? Und was kam wohl als Nächstes?

„Verstehe ich das richtig, Geysbin? Du gehst davon aus, dass uns Sardrowains Truppen hier angreifen wollen? Hier in Galandwyn? Ist das der Grund, warum er so weit in den Westen vorgedrungen ist?“, fragte Ben.

„Er erst will Sirisil’tweyna“, erklärte Gintwain.

Geysbin nickte. „So wird es wohl sein. Er will die gläserne Stadt zurückerobern.“

„Eher ein gläserner Trümmerhaufen, nach allem, was ich gehört habe“, meinte Natalie und runzelte die Stirn. „Was will er damit? Da ist niemand?“

Geysbin zog die Augenbrauen hoch und sah sie dann eindringlich an. In seinem Blick lag so etwas wie Ergriffenheit - als würde er an etwas sehr Bedeutungsvolles denken, etwas vielleicht, das es schon lange nicht mehr gab.

„Du irrst dich, Natalie. Sirisil’tweyna ist mehr als das. Es war einst die zweite große Metropole Lysin’Gwendains. Ein Ort der Offenheit, ein Ort, in dem Schönheit und Vollkommenheit gedeihen konnten. Wem damals die silberne Stadt San’tweyna zu eng war, die Gedanken der Meister dort zu begrenzt erschienen, der zog nach Sirisil’tweyna. Selbst als vor so vielen Jahrhunderten der Lorrwain losbrach, als die Machtkämpfe in San’tweyna begonnen hatten, wähnten sich die Elvan jal’Iniai in der gläsernen Stadt sicher. Ihnen war das Geschehen in der Ferne so unsagbar fremd. Ähnlich wie damals auch ich, glaubten sie nicht an einen Krieg. Es entsprach nicht der vorherrschenden Vorstellung von Vollkommenheit, wenn sich Elvan jal’Iniai gegenseitig töteten und sich mit Macht über andere erheben wollten. Eine leichtfertige Annahme, die vielen von ihnen das Leben kosten sollte. Denn schon bald belagerten die Truppen der Adro’wiai Sirisil’tweyna, verlangten von den Einwohnern, sich zu unterwerfen. Für diese war das aber ein Gedanke, den sie nicht verstehen konnten. Über die Jahrhunderte hinweg waren sie zu einem Volk geworden, in dem man sich nur dann für eine begrenzte Zeit unterordnete, wenn es einen Nutzen für alle versprach. Verstand es etwa jemand, meisterlich ein Boot zu lenken, so folgten man dessen Anweisungen. Aber nur für die Dauer der Fahrt. Schon am folgenden Tag war es möglich, dass eben dieser Bootslenker zum einfachen Schüler in der Kunst des Bogenschießens wurde.

Aus diesem Grund schlugen die Elvan jal’Iniai der gläsernen Stadt den Belagerern eine Gesprächsrunde vor, in der das rechte Handeln im Angesicht der Mächte des Lichts erörtert werden sollte. Die Truppen antworteten mit Schwert und Feuer. Die Adro’wiai wollten nun nicht mehr nur eine Stadt erobern, sie wollten eine in ihren Augen überkommene Idee ausmerzen. Sirisil’tweyna, das Sinnbild dieser Idee, musste fallen, seine Einwohner sterben. Tausende verloren ihr Leben. Und so wurde auch uns, den Gegnern der Adro’wiai, die wir dem Geschehen bisher tatenlos zugesehen hatten, klar, dass ein Krieg unausweichlich geworden war.“

„Sie haben eine ganze Stadt ausradiert?“, hakte Natalie ungläubig nach.

„Viele der gläsernen Bauten Sirisil’tweynas wurden zerstört, die meisten ihrer Bewohner starben. Einige Hundert Überlebende flohen hierher in die Kant’ras-Berge, bauten die erste der sieben Festungen. Andere blieben in der Stadt und wählten ein Leben in den weitläufigen Stollen, tief unten in der Erde. Dort sind ihre Nachkommen noch heute. Es sind die, die sich Elvan jal’Tionuiai nennen. Kinder der Dunkelheit.“

„Dunkelalben“, murmelte Natalie beinahe andächtig. „Wie schaffen sie es, ohne Sonnenlicht zu überleben? Ich dachte, Alben können nicht ohne.“

„Das großes Geheimnis“, antwortete Gintwain. „In Stollen ist etwas, das hilft. Hat Elvan jal’Tionuiai aber verändert.“

„Verändert?“, hakte Ben nach. Er hatte von diesen Dunkelalben noch nie gehört. Noch ein Geheimnis in dieser fremden Welt. Es würde wohl nicht das letzte bleiben.

„Nun, ich selbst habe noch keinen Elvan jal’Tionuiai zu Gesicht bekommen“, sagte Geysbin. „Es heißt aber, ihr Haar sei von Geburt an weiß und ihre Augen silbern. Und auch ihr Wesen unterscheide sich von dem eines Elvan jal’Iniai. Sie werden gefürchtet als unstet, kämpferisch, unbedacht.“

„Und böse“, ergänzte Gintwain und ließ damit keinen Zweifel daran, dass die Dunkelalben nicht zu seinen Freunden gehörten. Wenn das jemand sagte, der einen Gorgoil zum Kumpel hatte, musste das wohl etwas heißen, vermutete Ben.

„Aber was will Sardrowain mit der gläsernen Stadt?“, fragte er. „Warum lässt er die Elvan jal’Tionuiai nicht einfach in Ruhe und kümmert sich um den Rest der Anderswelt? Man sollte meinen, er hätte Feinde genug.“

„Nun“, meinte Geysbin und rieb sich das Kinn. „Möglicherweise ist Sirisil’tweyna für ihn noch immer ein Symbol des alten Denkens. Vielleicht will er die Stadt, um seinem Volk und seinen Feinden zu zeigen, dass er und nur er der Herrscher dieser Welt sein kann. Vielleicht hat der Angriff aber auch strategische Gründe.“

Ben nickte. „Eine vorgelagerte Stadt, in der seine Schlachtbarken sicher sind und versorgt werden können. Außerdem macht er uns das Leben schwer, wenn er von der Stadt aus unsere Übergänge und Versorgungswege angreifen kann.“

„Dann denkt er aber sehr langfristig“, meinte Natalie. „Die Stadt ist, wie gesagt, ein Trümmerhaufen. Daraus etwas Nützliches zu machen, dauert Jahrzehnte.“

Dann hob sie abwehrend die Hände.

„Ich weiß, ich weiß. Für Alben sind das keine Zeiträume, die der Rede wert sind“

„Na ich denke doch schon, dass Sardrowain da anders tickt“, widersprach Ben. „Er gehört eher zur ungeduldigen Sorte, will Fakten schaffen, bevor wir es tun. Schon vergessen? Die eine Welt reicht ihm nicht. Er will auch die der Menschen haben. Deshalb muss er erst mal uns loshaben, damit er in New York oder Dubai ungestört Lichtstürme zünden kann.“

Geysbin nickte. „Ich stimme dir zu, Ben Hartzberg. Doch egal, welche Pläne Sardrowain hat. Die Frage, die wir uns stellen müssen ist, welchen Weg wir nun gehen werden.“

„Greifen Stellung vor Sirisil’tweyna an, vertreiben Truppen aus Westen. Adro’wiai noch nicht stark genug, um gegen Galandwyn zu ziehen“, schlug Gintwain vor und erntete ein zustimmendes Grunzen von Totzal, der offenbar auch ohne Übersetzung verstanden hatte, was sein albischer Freund wollte.

„Dies wäre ein naheliegender Schritt“, entgegnete Geysbin. „Mit Totzals Hilfe könnten unsere Krieger dort siegen.“

Er ließ eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: „Doch würde uns das einen hohen Preis kosten. In einem offenen Kampf würden viele von uns vergehen. Einer Entscheidung aber über das Schicksal der beiden Welten kämen wir dadurch nicht näher.“

„Was ist mit den Dunkelalben?“, fragte Natalie. „Sollten wir uns nicht gegenseitig helfen? Wir haben immerhin den gleichen Feind.“

Gintwain schüttelte den Kopf. „Elvan jal’Tionuiai kennen nur Feinde, niemals Freunde.“ Er fügte etwas auf Albisch hinzu. Geysbin übersetzte: „Er sagt, dass viele Elvan jal’Iniai vergangen sind, weil sie der gläsernen Stadt nach der Dämmerung zu nahe gekommen waren. Die Elvan jal’Tionuiai hätten sie getötet und ihre Habseligkeiten geraubt. Es sei nicht möglich mit ihnen zu reden. Ihnen zu helfen, würde daran nichts ändern“

Ben seufzte. „So viel zum Thema ‚der Feind meines Feindes ist mein Freund‘. Welche Optionen haben wir dann? Abwarten, bis Sardrowain genügend Barken hat, um hier in Galandwyn aufzukreuzen?“

„Wir hier wären so stark wie nirgendwo“, antwortete Gintwain.

„Das sehe ich auch so“, sagte Geysbin. „Seine stärkste Waffe sind die Schlachtbarken. Er baut mehr davon und bildet neue Halvoyen aus - schneller, als ich das für möglich gehalten hätte. Die Barken sind ein Fundament seiner Macht. Sie wecken Ehrfurcht und Bewunderung. Sie sind sein verwundbarster Punkt. Dort müssen wir ihn treffen. Und wenn er wütend genug ist, wird er Galandwyn angreifen. Bald schon.“

Nach Gesprächsrunden wie dieser kam sich Natalie irgendwie machtlos vor. Zu Hause in der Menschenwelt war sie die Chefin der Elvan-Stiftung gewesen. Sie hatte sich um die Verwandelten kümmern können, hatte psychologische und juristische Betreuung organisiert, Unterkünfte, die ganze Logistik, zuletzt sogar ein paar Waffen. Sie hatte Mails geschrieben, telefoniert, war Formulare und Anträge durchgegangen, hatte mit Behördenvertretern diskutiert. Das war immer anstrengend und manchmal nervtötend gewesen. Aber jetzt aus der Distanz kam es ihr auch irgendwie sehr vertraut vor. Das war ihr Schlachtfeld gewesen, auf dem sie kämpfen konnte. Aber das hier - echte Schlachtfelder, Himmelsbarken, Dunkelalben, Strategien, Angriffspläne - das war so weit weg von ihren alten Leben, wie es nur sein konnte. Sie musste sich hier nicht mal mehr um die Verwandelten kümmern. Die meisten wurden nämlich in Rekordzeit integriert. Alben lernten Sprachen, als ginge es dabei um ein einstrophiges Kindergedicht. Und die Bewohner der Festungen Galandwyns hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Neuen bei sich aufzunehmen. Und wenn Alben eine Aufgabe übernommen hatten, dann hieß das: Sie erfüllten sie mit dem Anspruch von Perfektion. Und so blieb Natalie nur, ihre Hilfe auf einige wenige Verwandelte zu konzentrieren, die so frisch in diese Welt katapultiert worden waren, dass ihnen noch der Kopf schwirrte - so wie Kristin zum Beispiel.

Aber: Worüber beschwerte sich Natalie eigentlich? Es ging doch den Verwandelten auch nicht viel besser als ihr - Ben inklusive. Alles hier war auch für sie fremd, bombastisch, manchmal bedrohlich. Sie war keine Ausnahme. Und immerhin waren sie wenigstens zusammen, Ben und sie. Zusammen in einem großzügigen Zimmer, das eine Aussicht hatte, die selbst die Hotelmanager des Burj al Arab zum Schwärmen gebracht hätte. Vielleicht sollte sie es tatsächlich mal so sehen: Solange keine feindlichen Soldaten angriffen, war das hier wie ein exotischer Urlaub. Einer, in dem sich zur Abwechslung mal die anderen um alles kümmern mussten.

Und sie hatte endlich die Chance, sich einer Frage zu widmen, die sie schon lange beschäftigte: Was zum Teufel war die Anderswelt? In Kristin hatte sie da die perfekte Verbündete gefunden. Sie war ebenso neugierig und aufgabenfrei wie sie. Sie hatte genau den wissenschaftlichen Background, der noch fehlte. Und sie war im Fragenstellen genauso erbarmungslos wie Natalie. Gemeinsam würden sie den ehrwürdigen Geysbin knacken. Wenn das überhaupt möglich war.

„Wie kann ich dir helfen, Natalie?“, fragte der Albe, nachdem der Kriegsrat vorbei war und die anderen weg waren. Sie hatten den Mindrai’Coosna auf dem gleichen Weg verlassen, auf dem sie ihn gut eine halbe Stunde zuvor auch betreten hatten - über eine schmale Wendeltreppe, die dicht an der Bergspitze entlang hinab in die Festung führte. Natalie hatte Ben aufgetragen, Kristin, die unten wartete, nach oben in den Saal zu schicken. Und so kam sie jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt.

„Ich würde dir gerne jemanden vorstellen, Geysbin. Das ist Kristin.“

Der Großmeister des Lichts erhob sich und hieß die Besucherin mit einem warmen Lächeln und einem Nicken willkommen. Dann zeigte er auf einen der freien Lehnstühle.

„Nimm Platz, Kristin. Ich habe gehört, was dir bei deiner Ankunft in Lysin’Gwendain widerfahren ist. Und ich bedaure sehr den Tod deiner Begleiterin. Es ist unverzeihlich, dass wir diesen Angriff nicht vorhergesehen und unterbunden haben.“

Kristin nickte zurück und setze sich unumwunden. Natalie war beeindruckt, dass es ihr offenbar gelungen war, den umwerfenden Eindruck, den der Raum der Sonne bisher noch auf jeden gemacht hatte, auszublenden. Vielleicht eine Fähigkeit, die sie in ihrem Job gelernt hatte: Fokussieren und Prioritäten setzen. Und da standen nun mal Geysbin und seine Geheimnisse ganz vorne. Trotzdem war Kristin auch schlau genug, nicht gleich mit der Türe ins Haus zu fallen.

„Ich nehme an, dass auch ihr euch das anders gewünscht habt. Und ich habe immerhin auf diese Weise frühzeitig begriffen, dass sich der Krieg auch in dieser Welt nicht an Spielregeln hält.“

„Das tut er niemals“, stimmte Geysbin zu. „Und im Gegenteil zu anderen Spielen kennt er keine Sieger, nur Verlierer.“

„Den Eindruck habe ich allerdings auch“, sagte Kristin. „Wenn denn alles stimmt, was mir Maus und Viktoria in München erzählt haben, dann hängen der Irrsinn in meiner Welt mit dem in dieser unmittelbar zusammen.“

„Das ist richtig. Es sind die Folgen einer Kette von Fehlern, deren Anfang in der fernen Vergangenheit liegt. Und ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich keinen Anteil daran gehabt hätte.“

Geysbin senkte die Augen. Seine Schuldgefühle waren echt. Natalie wusste das. Sie hatte ihn erlebt, kurz, nachdem er und seine Tochter Larinil in Kärnten in einer Höhle aufgewacht waren - nach so vielen Jahrhunderten Schlaf. Damals war Geysbin ein verwirrter alter Mann gewesen, der gerade versehentlich die Verwandlung Hunderter ahnungsloser Menschen ausgelöst hatte. Eine Panne, wenn man so will. Aber eine, die diesen uralten Krieg wieder zum Lodern gebracht hatte. Pieter van den Berg alias Druidenhäuptling Bram hatte den Kampf gegen die Verwandelten eröffnet, Sardrowain hatte ihn weitergeführt. Seitdem floss in beiden Welten Blut.

„Kristin weiß, was passiert ist, Geysbin. Es geht uns aber nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Das spielt für uns keine Rolle“, sagte Natalie. „Aber wir wollen begreifen. Wir wollen wissen, wie die Dinge zusammenhängen, was die Kraft des Lichts ist, wo wir hier sind in dieser geheimnisvollen Welt. Kristin und ich sind Forscherinnen. Wir wollen verstehen, lernen und unsere Schlüsse für die Zukunft daraus ziehen.“

Geysbin presste die Lippen aufeinander und faltete die Hände über seinem Bauch zusammen. Er mochte das Thema nicht. Das war offensichtlich.

„Ich verstehe“, antwortet er leise. „Viele Fragen, deren Antworten so tief in der Finsternis verborgen sind, dass ihr euch fragen solltet, ob es gut ist, sie daraus zu befreien.“

„Großmeister Geysbin“, sagte nun Kristin. „Natalie hat es ja schon angedeutet: Schuld, Moral, Unrecht oder nicht. Das sind nicht die Kategorien, in die wir die Dinge einordnen. Wir sammeln Fakten. Wir sind an der Wahrheit interessiert.“

„Die Wahrheit?“ Geysbin lachte bitter. „Wessen Wahrheit? Fragt Sardrowain, ob dieser Krieg richtig ist! Er wird es gut begründen, wird euch erklären, dass es den Elvan jal’Iniai bestimmt ist, über die Menschen zu herrschen. Fragt aber dagegen die Mächtigen unter den Menschen! Sie werden euch erklären, warum sie ihr Volk vor den Elvan jal’Iniai mit allen Mitteln schützen müssen. Sie alle werden sich auf die Wahrheit berufen. Die Wahrheit ist nicht der Fels, der im Strom des Flusses liegt, sondern das Wasser, das ihn umspült. Müssen wir also nicht unsere eigene Wahrheit finden und hoffen, dass wir die richtigen Taten davon ableiten?“

Gut gesagt, dachte Natalie. Wie immer, wenn Geysbin seine Sicht auf die Welt erklärte. Er war klug. Und er blickte lieber auf die Gegenwart und die Zukunft als auf die Vergangenheit. Natalie konnte ihm das nicht verübeln. Sie wusste von Larinil, dass er vor einer Ewigkeit zu den Bösen gehört hatte. Dass er Menschen ermordet und unterdrückt hatte. Und dass er dieses Kapitel gerne geschlossen hätte.

Wenn er das nicht wollte, dann würde Geysbin ihr seine Geschichte nicht erzählen. Schon gar nicht, wenn er davon überzeugt war, dass sie in ihrer momentanen Lage keine Rolle spielte. Aber ein paar direkte Fragen würde er vielleicht beantworten, hoffte Natalie. Solche, die mit seiner dunklen Vergangenheit nicht unmittelbar zu tun hatte. Sie beschloss, es zu versuchen.

„Ich habe gehört, dass dich viele der Alben hier ‚Gründer‘ nennen und dich als einen der Urväter Lysin’Gwendains geradezu verehren. Ist das auch eine dieser austauschbaren Wahrheiten?“

Jetzt lächelte Geysbin. Vermutlich wegen ihrer Forschheit. Und wegen des durchschaubaren Versuchs, ihn mit einer Behauptung dazu zu bringen, etwas preiszugeben.

„Ich verstehe. Ihr wollt wissen, ob es stimmt, dass ich und einige andere Lysin’Gwendain einst erschaffen haben. Nun, tatsächlich glauben das viele Elvan jal’Iniai und so ist es wohl auch in einem der dicken Bücher im Grünen Gewölbe San’tweynas niedergeschrieben. Eine Wahrheit von mehreren. Was glaubst du Kristin? Ist es nicht deine Aufgabe, dich mit fremden Welten zu beschäftigen? Denkst du, ich bin so etwas wie ein Weltenerbauer?“

Kristin zog die Augenbrauen hoch und kratzte sich an der Schläfe. Wenn ihr das Gespräch unangenehm war, dann ließ sie sich das nicht anmerken. Natalie glaubte aber eher an das Gegenteil: Kristin genoss es, mit einem vier Jahrtausende alten Alben zu fachsimpeln.

„Wenn ich ehrlich bin: Viele Weltenerbauern bin ich in meiner Zeit als Astrophysikerin noch nicht über den Weg gelaufen. Ich schätze aber mal, sie müssten ganz furchtbar mächtig sein. Wir reden hier von Planeten, die in genau dem richtigen Abstand um einen Stern kreisen. So was funktioniert nicht mit ein paar Brettern und Nägeln aus dem Baumarkt.“

„Und du glaubst nicht, dass ich diese Macht besitze?“

„Um ehrlich zu sein: nein. Du gibst zu, Fehler gemacht zu haben. Du steckst mitten in einem Krieg und überlegst, wie wir alle aus diesem wieder heil herauskommen. Versteh mich nicht falsch, Großmeister Geysbin. Ich trau dir sehr viel zu. Aber allmächtig bist du nicht. Sonst hätten wir hier ein paar Probleme weniger.“

Geysbin lachte zu Natalies Erleichterung. Dem alten Alben schien das Thema nun doch noch zu gefallen. Humor half in solchen Situationen also. Auch bei Alben.

„Du hast recht, Kristin. Es gehört nicht zu meinen Fähigkeiten, eine Welt zu erschaffen. Und auch sonst ist niemand unter den Elvan jal’Iniai dazu in der Lage. Die Legende von den Gründern Lysin’Gwendains ist ein Mythos, der über die Jahrhunderte geschaffen wurde, wohl um die Umstände zu verschleiern, unter denen unser Volk hierhergekommen ist. Nun, Maus und Viktoria werden dir vermutlich erzählt haben, dass unser Volk einst mit der Kraft des Lichts aus dem der Menschen hervorgegangen ist, dass wir aber unsere Heimatwelt verlassen mussten, nachdem die Menschen unserer Grausamkeiten und Machtgelüste überdrüssig geworden waren.“

Kristin nickte und Geysbin fuhr fort: „Wir haben Lysin’Gwendain nicht erschaffen, wir haben es gefunden. Mit der Kraft des Lichts bauten wir die Pfade, die uns hierherführten. Und auch dies war ein Unternehmen, das einem Meister alleine niemals gelungen wäre. Es waren viele, die hier zusammenwirkten. Und diese erste Gemeinsamkeit war der Grundstock, auf dem wir unser neues Leben hier aufbauten. Ich selbst leistete meinen Beitrag. Alleine allerdings wäre ich kläglich gescheitert.“

„Lysin’Gwendain hat also schon vorher existiert“, stellte Natalie überflüssigerweise fest. Klar. Vermutet hatte sie das schon. Aber es von Geysbin selbst zu hören, war doch etwas Anderes. Es machte das Rätsel der Anderswelt ein kleines bisschen greifbarer. Nur wussten sie natürlich immer noch nicht, was genau diese Welt nun war.

„Aber wo sind wir hier?“ Es war Kristin, die die naheliegende Frage aussprach. „Wie konntet ihr damals ohne Technik und Wissenschaft etwas finden, wovon wir bis heute keine Ahnung haben? Was ist die Anderswelt?“

„Unsere Heimat“, sagte Geysbin mit einem vielsagenden Lächeln. „Die Elvan jal’Iniai leben hier seit 5000 Jahren. Ich wünsche mir, dass es wieder die Heimat ist, die es mal war. Ein Ort, an dem wir in Frieden nach Vollkommenheit streben. Was sonst könnte wichtiger sein?“

Kristin schüttelte energisch den Kopf. „Bitte verzeih mir, dass ich mich damit nicht zufriedengebe, Großmeister Geysbin! Wie könnte ich auch? Mein altes Leben ist von heute auf morgen zerstört worden. Und jetzt soll es mir egal sein, in welchen Teil Fantasiens es mich verschlagen hat? Das schaffe ich nicht.“

Natalie spürte, dass Kristin ganz kurz davor war, richtig ärgerlich zu werden. Oder aber in Tränen auszubrechen. Eins von beidem. Nach außen hin machte sie vielleicht einen auf tough. Das, was sie erlebt hatte, war aber wohl nicht wirklich spurlos an ihr vorbeigegangen. Konnte das Geysbin nicht erkennen? In Natalie kam der Verdacht auf, dass der Großmeister die Antworten womöglich selbst nicht kannte? Weil es ihn nicht interessierte? Schwer vorstellbar.

„Du kannst es selbst herausfinden, Kristin“, sagte Geysbin aber dann. „Besser als jeder andere. Tu einfach das, was du am besten kannst! Frage die Sterne! Sie können dir die Antworten geben, die du suchst.“

Natalie hatte Angst, dass es um Kristin jetzt endgültig geschehen war. Zu ihrer Überraschung machte die aber keinerlei Anstalten, auszuflippen. Im Gegenteil. Sie sah eher so aus, als wäre jetzt alles geklärt.

„Ich Dummerchen“, sagte sie grinsend. „Darauf hätte ich aber auch wirklich selbst kommen können.“

„Sind wir beide hier noch im selben Film, Kristin?“, fragte Natalie fassungslos.

„Aber sicher. Star Trek! Nur eben nicht ganz so, wie wir gedacht haben.“

Lichtsturm IV

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