Читать книгу Whitney Houston - Mark Bego - Страница 7
ОглавлениеWhitney Houston wurde im wahrsten Sinne des Wortes ins Musikgeschäft hineingeboren. Im Sommer 1963, als Cissy Houston mit ihrer Tochter schwanger war, sang sie in den Atlantic Studios Background-Vocals für große Musikproduktionen ein. Wie Whitney später berichtete, waren die Toningenieure im Studio recht besorgt, weil Cissy auch in den letzten Wochen vor der Geburt noch vor dem Mikrofon stand, aber sie sang trotzdem.
„Mommy erzählte, die Produzenten seien damals deswegen ziemlich nervös gewesen“, berichtete Whitney, „aber sie sagte ihnen einfach, sie sollten sich keine Gedanken machen, und dann arbeitete sie weiter.“
Ihr Vater John Houston scherzte einmal gegenüber Whitney: „Du kannst dich nicht an das erste Mal erinnern, dass du in einem Plattenstudio warst, weil deine Mutter damals noch mit dir schwanger war!“
Als Cissy zur Geburt ins Krankenhaus kam, lenkte sie sich zwischen den Wehen ein wenig mit Fernsehen ab und sah dabei unter anderem auch die Sitcom Hazel. Shirley Booth spielte darin das Hausmädchen einer wohlhabenden Familie, während die Frau, für die sie arbeitete und die sie stets nur „Mrs. B.“ nannte, von der Schauspielerin Whitney Blake verkörpert wurde. Cissy beschloss, wenn sie ein Mädchen zur Welt bringen würde, dann sollte es den Namen Whitney tragen.
Whitney Houston wurde am 9. August 1963 als jüngstes von drei Kindern geboren. Ihre Eltern John und Cissy hatten bereits zwei Söhne, den zwei Jahre älteren Michael und Whitneys sechs Jahre älteren Halbbruder Gary Garland. Cissy verriet nie sehr viel über ihre Beziehung mit Garys Vater, aber John erzog ihn stets so, als sei er sein eigener Sohn.
Das Haus ihrer Eltern in New Jersey war, wie Whitney sich später erinnerte, ein Ort, an dem eine äußerst kreative Atmosphäre herrschte. Durch die Karriere ihrer Mutter und die Tatsache, dass auch ihre Cousine Dionne Warwick eine äußerst erfolgreiche Sängerin war, deren Karriere gerade in Schwung kam, spielte Musik bei den Houstons stets eine große Rolle. Whitney kam in der Kirche zudem viel mit Gospelmusik in Berührung, und von daher hatte sie stets das Gefühl, zum Singen geboren zu sein.
Als kleines Mädchen bekam sie den Spitznamen Nippy, mit dem sie später auf der Rückseite des Plattencovers von Whitney Houston Danksagungen an enge Freunde unterschrieb. Whitney erklärte dazu: „Mein Vater hat mir den Namen gegeben, als ich noch ganz klein war. Ich weiß nicht wieso, es war einfach so ein Einfall von ihm: Nippy!“
Whitney erinnerte sich vor allem an die schönen Erlebnisse jener Zeit, in der sie als jüngstes von zwei Kindern aufwuchs, bewacht von zwei großen Brüdern, die sie durchaus auch hätten piesacken können. „Da ich ja das einzige Mädchen war, hätte man denken können, ich hätte es schwer gehabt“, sagte sie später. „Hatte ich auch. Aber ich muss zugeben, dass ich es auch gar nicht anders hätte haben wollen!“ Stolz setzte sie hinzu: „In meiner Familie können alle Geschwister meiner Mutter singen, und ihre Kinder auch, sodass es für mich nichts Besonderes war, eine gute Stimme zu haben und den Ton halten zu können.“
Die kleine Tochter von Cissy Houston war natürlich schon als Baby von Gesang umgeben. „Ich wuchs gewissermaßen in der Kirche auf, und Gospelmusik war stets ein sehr wichtiger Teil unseres Lebens“, erinnert sie sich. „Dadurch habe ich viel über das Singen gelernt. Ich habe dadurch auch einen Zugang zu Gefühl und Spiritualität bekommen, und es half mir herauszufinden, worüber ich sang, denn in der Gospelmusik ist der Text das A und O. Heute ist es so, dass ich es fühle, egal was ich singe, ob es Gospel ist oder Pop oder R&B. Diesen Zugang zur Musik habe ich durch den Gospelgesang entwickelt, dem ich durch meine Mutter schon so früh ausgesetzt war. Man kann das Publikum nicht emotional bewegen, wenn man nicht selbst die Emotionen empfindet.“
Whitney erinnert sich gern an das Leben im Haus ihrer Eltern. „Überall war Musik. Gospelmusik natürlich, aber meine Eltern hörten auch alles mögliche andere – Rhythm & Blues, Jazz, Pop.“
Dank ihrer Mutter ging Whitney schon als kleines Mädchen in den großen Aufnahmestudios ein und aus und konnte miterleben, wie einige der großen Namen im Musikgeschäft ihre Platten einspielten. Besonders lebhaft erinnert sie sich daran, wie sie mit ihrer Mutter über den Hudson River von New Jersey nach New York fuhr, weil Cissy mit Aretha Franklin singen sollte. Whitney saß im Regieraum hinter der riesigen, schalldichten Glasscheibe und sah der Session zu.
„Ich war ungefähr sechs oder sieben“, erinnerte sich Whitney, „und ich kletterte zum Fenster hoch, damit ich meine Mutter singen sehen konnte. Und ich redete mit ‚Tante Ree‘. Dass Aretha Franklin berühmt war, davon hatte ich keine Ahnung – ich wusste nur, dass ich sie gerne singen hörte!“
Die Fahrten zu den Aufnahmestudios machten großen Eindruck auf die kleine Nippy. „Ich unterhielt mich sehr viel mit Aretha und Wilson Pickett“, erinnerte sie sich später sehr genau. „Es war eine überaus kreative Atmosphäre. Als ich Aretha singen hörte, konnte ich ihre emotionale Ausdruckskraft ganz stark spüren. Es kam von ganz tief in ihr drin. Ich dachte damals, das will ich auch.“
Zusammen mit ihren älteren Brüdern begleitete sie ihre Mutter oft nach New York, wenn Cissy mit den großen Showbiz-Legenden sang. „Natürlich lernten wir Leute kennen, mit denen andere Kinder nicht so ohne weiteres in Kontakt kamen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie Stars waren. Aber wir wurden dazu erzogen, dafür dankbar zu sein, dass wir diese Leute kannten“, sagte Whitney. „Es machte Spaß, aber meine Mom sorgte dafür, dass wir die Stars in ihrer Nähe nicht zu ehrfürchtig bestaunten, die Showbiz-Freunde, die im Scheinwerferlicht standen und mit großen Limousinen unterwegs waren.“ Angesichts dieser Erfahrungen wundert es nicht, weshalb Whitney zu Beginn ihrer Karriere den großen Erfolg der ersten Alben so gelassen aufnahm. Damals erklärte sie: „Ich hatte Glück, weil ich einen Star aus nächster Nähe kannte – meine Mutter, die auch meine Freundin und meine beste Lehrerin war.“
All dem zollte sie in dem Video zum Song „Greatest Love Of All“ Tribut: Der Musikclip zeigt ein kleines Mädchen, das zu einer Talentshow geht und von ihrer Mutter ermutigt wird. Cissy Houston spielte hier die Mutter der Kleinen, die dann in späteren Szenen zur erwachsenen Whitney wird. Zwar ist das Video ein rein fiktiver Rückblick, aber dennoch ist es sehr dem wahren Leben nachempfunden. Cissy unterstützte Whitney in jungen Jahren sehr und beriet sie, als sie sich dafür interessierte, ebenfalls Sängerin zu werden.
Whitney war als Heranwachsende aber auch sehr von ihrem Vater geprägt, John Houston, der Mitte der Achtzigerjahre in der Verwaltung der Stadtbehörde von Newark arbeitete. Als Whitneys Karriere in Schwung kam, wurde er Teil ihres Managementteams. Zur Zeit ihrer ersten Plattenerfolge erklärte Whitney: „Mein Vater ist der Rückhalt unserer Familie. Immer, wenn ich ein Problem hatte, egal was für eins, war er für mich da. Er überwacht auch meine ganzen Verträge und so. Die meisten wissen gar nicht, dass mein Dad schon seit langer Zeit im Geschäft ist. Er hat früher die Sweet Inspirations, die Gruppe meiner Mutter, gemanagt.“
John Houston hatte einst erklärt: „Niemand kam je an die Sweet Inspirations heran.“ Er konnte damals noch nicht ahnen, dass unter seinem eigenen Dach bereits eine der größten Sängerinnen der 1980er- und 1990er-Jahre heranwuchs.
Wie ihre Mutter und ihre Cousine Dionne machte auch Whitney ihre ersten Gesangserfahrungen in der Kirche. Das erste Lied, das sie mit dem örtlichen Kirchenchor zusammen sang, war der Gospelstandard „Guide Me O Thou Great Jehovah“. Whitney sagte später über diese Hymne, es sei „ein Lied, das sich mir für den Rest meines Lebens eingeprägt hat“.
Mit zwölf Jahren sang sie schließlich ihr erstes Solo in der Kirche: „Ich stand steif wie ein Brett da. Aber ich sang das Lied, und die Leute sind völlig ausgeflippt.“ Es war Whitneys erster Schritt ins Rampenlicht.
„Als ich beschloss, Sängerin zu werden, war ich zwölf“, erzählte sie. „Ich wusste, das war es, was ich tun wollte. Gott hatte mir eine Gabe verliehen, und die sollte ich auch nutzen.“
John Houston erinnert sich an die ersten Gesangsversuche seiner Tochter: „Wenn ich aus dem Keller Geschrei und Gekreische hörte, war mir klar, dass Whitney dort unten ein Mikrofon von Cissy herausgekramt hatte und zu Platten von Chaka Khan und Aretha Franklin sang. Ich wusste, dass ihre Mutter ihr Stunden gab, aber ich verfolgte das nur am Rande. Eines Tages sagte Cissy dann: ‚Unsere Kleine singt diesen Sonntag zum ersten Mal in der Kirche ein Solo. Komm auf alle Fälle.‘ Was ich an diesem Tag dann hörte, war die Stimme einer jungen Frau aus der Kehle einer Zwölfjährigen. Ich war hin und weg.“
Whitney übte also anhand von Songs von Aretha und Chaka – wer hätte damals ahnen können, dass sie später, als sie ein großer Star geworden war, mit beiden Frauen echte Duette aufnehmen würde!
Whitney: „Es war eine der glücklichsten Erfahrungen meines Lebens, als ich merkte, dass ich singen kann. Wenn man jung ist, dann ist man ja in jeder Hinsicht furchtbar unsicher. An einem Tag will man Lehrer werden, am nächsten Arzt. Als ich anfing, in der Kirche zu singen, war das zunächst im Chor, und als man mich dann für ein Solo auswählte, war ich starr vor Angst! Ich war mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde. Aber dann versuchte ich es, und ich stellte fest, dass da etwas in mir war, was mir immer dieses irre Gefühl gab, wenn ich sang. Ein unglaubliches Gefühl, im Grunde so etwas wie Magie.“
Whitney wuchs in Newark, New Jersey nicht gerade in der feinsten Gegend auf, und sie hatte stets den Eindruck, anders zu sein als die anderen Kinder. Ihre Mutter zog ihr Rüschenkleidchen an und flocht ihr Schleifen ins Haar. Als sie klein war, kam sie oft weinend nach Hause, weil die anderen Mädchen sie geärgert oder ihr die Schleifen heruntergerissen hatten. Ihre Mom erklärte ihr, dass sie lernen müsse, sich nicht unterkriegen zu lassen und sich zu verteidigen. Es dauerte nicht lange, und die kleine Whitney entwickelte eine gewisse Härte und Zähigkeit, die es ihr bald erlaubte, sich durchzusetzen. Dennoch fühlte sie sich oft als Einzelgängerin, und sie hatte nur wenige Freundinnen.
„In der Mittelstufe hatten ein paar Mädchen ein Problem mit mir“, berichtete Whitney. „Meine Haut war zu hell. Meine Haare waren zu lang. Es war die Zeit, in der man sehr stolz darauf war, schwarz zu sein, und ich fühlte mich ziemlich mies. Aber irgendwann wurde mir dann klar, dass es keine Schande ist, wenn man keine Freunde hat. Wenn man allein ist, hat man auch weniger Probleme. Als ich beschloss, Sängerin zu werden, warnte mich meine Mutter: Ich würde oft allein sein. Grundsätzlich sind wir das aber alle. Einsamkeit gehört zum Leben dazu.“
1977, als Whitney gerade mitten in der Pubertät steckte, zerbrach die Ehe ihrer Eltern. John Houston zog zuhause aus. Whitney erzählte Ende der Achtziger: „Sie haben viel gelacht. Und wenn die Zeiten schwer waren, dann haben sie gestritten, was mir viel über Liebe und Opfer gezeigt hat. Eine Zeitlang haben sie versucht, unseretwegen zusammenzubleiben. Aber dann stellten sie fest, dass sie nur dann Freunde bleiben könnten, wenn sie sich trennten. Es war komisch, dass mein Vater nicht mehr bei uns lebte, aber seine Wohnung war nur zehn Minuten von unserer entfernt. Und davon abgesehen ist es doch so, dass die Liebe, auch wenn man nicht mehr zusammen wohnt, deswegen nicht vergeht.“
John Houston blieb auch nach seinem Auszug ein wichtiger Faktor in Whitneys Leben. „Ich habe ihr Blumen geschenkt“, erzählte er später. „Und ich habe ihr bei den Seminararbeiten in der Highschool geholfen – sie rief mich dienstags wegen einer Arbeit an, die sie mittwochs abgeben musste. Sie wusste immer, wie man die Daddy-Karte richtig ausspielt.“
Durch die Scheidung ihrer Eltern wurde Whitney noch verschlossener und trotziger als zuvor. Damit ihre Tochter beschäftigt war, nahm Cissy Whitney überallhin mit. „Meine Mutter war ein großer Einfluss auf mich. Als ich den Entschluss fasste, ernsthaft mit dem Singen anzufangen, nahm sie mich an die Hand und zeigte mir, wie man es richtig macht. Mit zwölf war mir schon klar, dass ich das wollte, aber professionell arbeitete ich erst, als ich siebzehn war. In den Jahren dazwischen sang ich Background-Vocals und trat mit meiner Mutter an den Wochenenden in Clubs auf. Dass sie mich beraten konnte, hat mir sehr geholfen, mich auf das Business vorzubereiten, zu wachsen und zu begreifen, worum es überhaupt ging“, erklärte Whitney dankbar.
Andere hätte es möglicherweise verdorben, wären sie mit den Möglichkeiten aufgewachsen, die sich Whitney boten, die bereits in jungen Jahren mit internationalen Popstars auf Du und Du war. Whitney nicht. Sie konnte später voller Dankbarkeit auf die Zeiten im Studio, auf den Chor und auf die Tourneen mit ihrer Mutter zurückblicken. „Es hat viel Spaß gemacht“, betonte sie, „aber ich wurde kein bisschen verzogen. Natürlich machte ich einige Erfahrungen, die andere Kinder nicht machen können, und lernte zum Beispiel einige Stars kennen. Aber für mich waren sie wie Familie. Und auch wenn vielleicht manche denken, man müsste dann wie eine verzogene Showbiz-Göre aufwachsen, war das überhaupt nicht so.“
In den Achtzigern berichtete Whitney von der strengen Disziplin, die Cissy bei ihrer Erziehung walten ließ. „Ich halte nichts davon, Kinder nicht zu züchtigen“, erklärte sie. „Meine Mutter auch nicht. Manchmal befahl sie mir etwas, und ich ging dann weg und maulte vor mich hin, und das konnte sie nicht leiden. Dafür bekam ich oftmals eine geklebt. Heute weiß ich, dass das richtig war, und ich würde mein eigenes Kind genauso behandeln.“
Über ihre Stimme sagte Whitney zu Beginn ihrer Karriere: „Gott hat mir diese Gabe verliehen. Meine Gesangsausbildung habe ich im Grunde genommen im Gospelchor in der Kirche absolviert, denn ich habe dort gelernt, Inspiration und ganz viel Gefühl in die Stimme zu legen.“
Gleichzeitig betonte sie erneut, dass ihre Mutter ihr von Anfang an einen Sinn für die Realität vermittelt hätte: „Als ich meiner Mom sagte, was ich machen wollte, hat sie mich auf all das vorbereitet, was mir bevorstand. Sie brachte mir bei, dass Ruhm nicht immer so großartig ist, wie man immer behauptet, sondern dass man ihn manchmal hasst und manchmal liebt.“
Cissy sorgte dafür, dass Whitney auf eine Schule kam, an der man Wert auf die Disziplin legte – die Mädchenschule Mount St. Dominic Academy. „Whitney war ein sehr zartes Kind, und deswegen brauchte sie meiner Meinung nach eine bestimmte Umgebung“, erklärte Cissy. „Außerdem dachte ich, sie würde dort bessere Bildungschancen haben. Natürlich, man war dort auch streng, aber das war nicht mein Hauptgrund. Davon abgesehen brauchte ich auch niemanden, der meine Regeln durchsetzte. Frühes Ausgehen mit Jungs, rumhängen – das würde sie sowieso nicht tun. Sie trug nicht einmal Perlonstrümpfe, bevor ich es ihr erlaubte, obwohl all ihre Freundinnen es taten. Kein Make-up, kein Lippenstift, keine hochhackigen Schuhe. Und keine Diskussion! Ihr gefiel das nicht, sie fand das schon ziemlich ätzend. Manchmal ging sie zu ihrem Vater, genau wie ihre Brüder, weil sie dachte, dass er leichter zu überreden sei. Aber an mir kamen sie nicht vorbei, ich ließ mich nicht umstimmen.“
Da sie sich sorgte, weil Whitney so wenige Freundinnen hatte und generell recht zurückhaltend war, ermutigte Cissy ihre Tochter, mehr zu unternehmen. Es war Cissys Idee, dass sich Whitney als ehrenamtliche Betreuerin für Kinderfreizeiten meldete. In dem Freizeitheim in der Nähe lernte sie dabei ein Mädchen kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.
Robyn Crawford war zwei Jahre älter als sie und sollte in ihrem Leben großen Einfluss haben.
Sie war sportlicher und kräftiger als Whitney, und schon bald kamen Gerüchte auf, dass die beiden mehr wären als nur gute Freundinnen. Aber Whitney scherte sich nie darum, was man über ihre Freundschaft dachte. Die zwei Mädchen knüpften schnell ein enges Band, das lange Jahre hielt.
Kevin Ammons berichtete in seinem 1996 erschienenen Buch Good Girl, Bad Girl: „Die Kinder im Freizeitheim lästerten über sie, nannten sie Lesben und machten Kussgeräusche, wenn sie vorbeigingen, eingehakt und die Köpfe im vertraulichen Gespräch zusammengesteckt. Aber den beiden Mädchen schien das egal zu sein. Sie waren beide zähe, störrische junge Frauen, und sie hatten eine sehr stürmische Beziehung.“
Noch während ihrer Zeit an der Mädchenschule Mount St. Dominic Academy in West Caldwell begann Whitney als Fotomodell zu arbeiten, und sie begleitete zudem Cissy als Sängerin, wenn die in Nachtclubs auftrat. Schule, die Arbeit vor der Kamera und die Gesangsauftritte bedeuteten, dass sie sich schon früh an eine ganze Reihe von Terminen halten musste. „Es war ein Opfer“, sagte sie. „Aber ich tat Dinge, die ich gerne tat – ich sang. Meine eigentliche Ausbildung fand erst nach meinem Schulabschluss statt.“
Diese Fähigkeit, sich selbst gut zu organisieren und unterschiedliche Aktivitäten unter einen Hut zu bekommen, trug dazu bei, dass sie so gut mit der Belastung der ersten Soloerfolge umgehen konnte, als ihr Terminplan plötzlich für große Hektik sorgte. Sie war damit aufgewachsen, gleichzeitig an verschiedenen Fronten tätig zu sein, und später half ihr das, alle Projekte gleich gut im Blick behalten. Als ihr Leben ein Wirbelsturm aus Aufnahmen, Fotosessions, Interviews, Videodrehs und Reisen wurde, war Whitney bereit, willens und gut darauf vorbereitet, all ihre Ziele zu erreichen. Noch zu ihrer Teenagerzeit schlug man ihr vor, die Schule abzubrechen und sofort ins Musikbusiness einzusteigen, aber ihre Eltern bestanden darauf, dass sie erst ihren Abschluss machte. „Ich unterschrieb erst mit 18 meinen ersten Vertrag“, berichtete sie. „Meine Eltern sorgten dafür, dass ich eine richtige Kindheit hatte – dass ich ein kleines Mädchen sein konnte, als ich auch eins war, und dass ich ein Teenager sein konnte, als ich einer war.“
Cissy Houston fügte hinzu: „Ich wollte, dass sie zuerst die Schule beendete, denn ich wusste, wenn sie erst einmal ins Musikgeschäft einstieg, dann würde sie nicht mehr aufzuhalten sein.“
Wollte Whitney schon immer Sängerin werden? „Nein, ich wollte Lehrerin werden oder Tierärztin. Aber als ich meinen Mund öffnete und sang, dachte ich plötzlich: ‚Wow. Jetzt warte mal einen Augenblick. Warum denn nicht?‘“ Cissy erkannte, wie ernst es ihrer Tochter mit dieser Karriere war, als Whitney mit dreizehn, vierzehn Jahren in der Junior High School war. „Da merkte meine Mom, hey, sie will wirklich diesen Weg einschlagen.“ Aber wieder legten ihre Eltern Wert darauf, dass sie es mit dem Einstieg ins Showgeschäft langsam angehen ließ und ihre Teenagerzeit genoss. „Sie sagten: ‚Sie ist noch so jung, sie soll erst mal die Schule fertig machen, ein Teenager sein, verrückte Sachen machen.‘ Und ich hatte damals wirklich viel Spaß, deshalb hörte ich auf ihren Rat und wartete ab.“
Noch während ihrer Schulzeit stellten sich dennoch die ersten Weichen für eine Profikarriere als Sängerin. Sie hatte die Stimme, jetzt brauchte sie nur noch ein wenig Erfahrung. Und die sollte sie bekommen.