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„Muss ich Ihnen mitteilen, ...“

Robert las den Brief zum zehnten Male. Blutleere im Hirn.

„... mitteilen, dass unser Forschungsantrag ...“

Tabula rasa im Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein!

„... leider nicht die nötige Unterstützung erfahren hat.“

So ein verfluchter Mist! Gestern noch war es wenigstens die ferne Aussicht auf Besserung gewesen, die ihn noch hoffen ließ, er hätte ja nur ein halbes Jahr überbrücken müssen. Bis zum Beginn des Projekts. Aber jetzt? Was soll er ein halbes Jahr überbrücken? Wozu? Was käme nach dem halben Jahr? Nichts! Absolut nichts!

Scheiße!

„Muss ich Ihnen mitteilen, ...“

Gottverdammtesch...

Kein Projekt. Keine VHS-Kurse. Und Morgen ist der Termin mit Frau Kottenbeck. So, und was mache ich jetzt mit Frau S. Kottenbeck? Hallo Frau Kottenbeck, alles kein Problem, ab nächsten Monat bekomme ich Harz IV. Nein, geht ja auch nicht, bei dem Vater und seinem Einkommen. Scheiße! Also, was? Was soll ich sagen?

Gedankentornado.

Ich könnte erst mal Papa fragen. Ein kleiner Überbrückungskredit. Nein, geht nicht, der ist ja gar nicht da im Moment. Kommt erst übermorgen wieder. Scheiße! Ein Tag! Einen Tag zu spät.

Ich könnte ihr vorspielen, dass dieses grandiose Forschungsprojekt immer noch im Herbst beginnt, ha, da ist schon alles so gut wie sicher, tjaha, wäre ja gelacht, wenn das nicht zustande käme, ein halbes Jahr noch und dann hätte ich eine grandiose Stelle! Ja, vor allem grandios! Wenn ich grandios sage, weiß sie doch sofort Bescheid. Völlig überzogen. Und so ’n Scheiß wird mir garantiert passieren, so was passiert mir doch immer, wenn ich nervös bin! Das merkt sie doch! Dass was nicht stimmt. Dass ich lüge. Und dann?

Ich möchte sie nicht anlügen.

Schuld und Lüge

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