Читать книгу 30 Fragen und Antworten für Newcomer-Führungskräfte - Markus Fischer - Страница 13

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Frage 4 - Wie erfahre ich, was meine Mitarbeiter wirklich wollen?

Hinter dieser Frage könnte die Vermutung stecken, dass meine Mitarbeiter ihre Wünsche mir gegenüber nicht offen ansprechen und daher sprachlich hübsch verpacken. Möglich ist aber auch, dass meine Mitarbeiter sich selbst noch nicht hundertprozentig im Klaren darüber sind, was sie genau wollen. In diesem Fall bekommt das Gespräch einen Coachingcharakter. Es liegt dann an mir, als Newcomer mit meinem Mitarbeiter das echte Bedürfnis herauszufinden.

Szenenwechsel: Drei meiner fünf Kinder haben in den letzten Jahren eine für mich sehr spannende und zugleich nervenaufreibende Phase hinter sich gebracht. Nein, ich meine nicht die Pubertät. Wenn kleine Kinder die Welt entdecken, dann wollen sie auch begreifen und verstehen. Sie gehen einer Sache wirklich auf den Grund. Als Vater merke ich dabei oft schon ab der zweiten, spätesten ab der dritten Frage, dass ich diese nicht mehr beantworten kann.

Ein Beispiel: „Papa, warum können wir Menschen nicht fliegen?“ Meine Antwort: „Das liegt daran, dass wir keine Flügel wie die Vögel haben.“ Mit vielen Erwachsenen wäre das Gespräch jetzt zu Ende. Kinder laufen nun zu Hochtouren auf und fragen: „Papa, warum haben wir denn keine Flügel?“ Schon jetzt wird es nicht mehr so einfach.

Was hat das nun mit dem Business zu tun? Ich denke, jede Menge. Einer meiner ersten Chefs hatte mich zum Jahresgespräch eingeladen. Ich hatte mir vorgenommen, als Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung einzufordern.

Als mein Chef mich am Ende des Gesprächs fragt, ob er sonst noch etwas für mich tun könne, sage ich: Ich möchte gerne mit Ihnen über eine Gehaltsanpassung sprechen. Er entgegnet: Warum wollen Sie eine Gehaltsanpassung?

Ich stutze für einen Moment. Mein Chef nutzt die Gelegenheit, um mir zu sagen, ich solle mir Gedanken machen, warum und wofür ich eine Gehaltsanpassung brauche, und mit ihm am nächsten Tag das Gespräch zur gleichen Uhrzeit fortsetzen.

Jetzt nach dem Gespräch wird mir vieles klar: Tatsächlich geht es nicht um eine Gehaltserhöhung von x Prozent, bei der das meiste ohnehin durch die Steuer wieder aufgefressen wird. Mir geht es um mehr Freiheit und Unabhängigkeit. Ja, Geld kann das sicherlich auch bewirken. Aber es gibt hierfür zahlreiche andere Möglichkeiten, die für meinen Chef leichter umzusetzen sind.

In dem Unternehmen herrscht eine 35-Stunden-Woche. Als ehemaliger Unternehmensberater bin ich 60 und mehr Stunden Arbeit pro Woche gewöhnt. Vielleicht ahnst Du schon, wie unsere Lösung aussieht?

Wir verständigen uns darauf, die 35 Stunden auf 4 Tage die Woche zu verteilen. So habe ich jeden Freitag frei und kann zu meiner Frau, die zur gleichen Zeit in Tübingen ihr Referendariat absolviert. Ich bin diesem Chef heute so dankbar. Er hatte mich zum Nachdenken gebracht und mir zu einem zusätzlichen Tag mit meiner Frau verholfen. Aus heutiger Sicht hatte mir die „Warum-Frage“ einen unbezahlbaren zusätzlichen Tag gebracht. Wenn ich also wissen will, was meine Mitarbeiter wirklich wollen, dann sollte ich es wie die Kinder machen.

Ich stelle die „Warum-Frage“ so lange, bis beide eine zufriedenstellende Antwort haben.

30 Fragen und Antworten für Newcomer-Führungskräfte

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