Читать книгу 30 Minuten Lebensenergie - Markus Hornig - Страница 7

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1. Die erschöpfte Gesellschaft

Unser Leben hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten mehr verändert als in den Hunderten von Jahren davor. Der Computer und das Internet sind die Beschleuniger der Menschheitsgeschichte. Im digitalen Zeitalter muss alles schnell gehen: Tempo, Zeitdruck, Informationsüberflutung, permanente Erreichbarkeit, Entgrenzung von Berufs- und Privatleben und ständige Ablenkung sind Begleiterscheinungen der digitalen Revolution und wurden zur Signatur unserer Zeit. Interessant ist, dass sich parallel zu dieser Entwicklung immer mehr Menschen beklagen, chronisch erschöpft und ausgepowert zu sein, und über immer weniger Lebensenergie verfügen.

Wie lässt sich Lebensenergie in der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts managen? Welche Strategien helfen dabei, so zu leben, dass sich die Batterien regelmäßig wieder aufladen können, damit man nicht Gefahr läuft, in die Erschöpfungsfalle zu geraten?

1.1 Das Zeit-Paradoxon

Unsere Lebensenergie bestimmt unser Wohlbefinden, unsere Lebensqualität und unsere Motivation. Sie hat maßgeblichen Einfluss auf unsere Gesundheit und unsere psychische Verfassung. Um zu verstehen, warum unsere Gesellschaft zunehmend erschöpft ist und über weniger Lebensenergie zu verfügen scheint, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung unserer Zeitwahrnehmung. Denn der Verlust von Lebensenergie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem weitverbreiteten Gefühl der Menschen, immer weniger Zeit zu haben und sich permanent unter Zeitdruck zu befinden.

Im Alltag unserer Urahnen gab zu 99,9 % die Natur den Takt vor und ihre Lebenswelt veränderte sich kaum. Die Zukunft der Kinder sah über Jahrtausende ähnlich aus wie das Leben ihrer Eltern und Großeltern. Die Menschen lebten als Jäger und Sammler, Fischer oder Bauern, und die Söhne gingen der Arbeit ihrer Väter und Großväter nach. Die Natur diktierte den Verlauf des Lebens. Die Zyklen von Tag und Nacht und der Rhythmus der Jahreszeiten waren die natürlichen Taktgeber.

Dies veränderte sich schlagartig mit Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Mit der Entwicklung von Dampfmaschine und Eisenbahn entstanden die ersten Fabriken. 1880 erfand Thomas Alva Edison die Glühbirne, und die Nutzung des elektrischen Lichts machte die Nacht zum Tag.

Damit begann die Abkopplung von den Rhythmen der Natur. Die industrielle Revolution war eingeläutet. Jetzt konnte rund um die Uhr gearbeitet werden – nicht mehr der Takt der Natur, sondern der Takt der Maschinen hatte das Kommando. Nicht von ungefähr stammt das von US-Präsident Benjamin Franklin geprägte Zitat „Time is money!“ aus dieser Epoche.

Die Beschleunigung des Alltags

Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, hat sich unser Leben im Gegensatz zu dem des Fabrikarbeiters des 19. Jahrhunderts nochmals um ein Vielfaches beschleunigt. Der Computer und das Internet sind die Beschleuniger der Menschheitsgeschichte, und Smartphones sorgen dafür, dass wir über die digitalen Informationen immer und überall auf der ganzen Welt verfügen können. Unser Leben hat sich durch die digitale Revolution und viele andere zeitsparende Erfindungen in den letzten beiden Jahrzehnten schneller verändert als in den tausend Jahren zuvor. Tempo und Beschleunigung prägen unsere Zeit. Gleichzeitig beklagen immer mehr Menschen, zunehmend erschöpft und ausgepowert zu sein und über weniger Lebensenergie zu verfügen. Und sie sind sich einig: Früher war das Leben gemütlicher und entspannter.

Ständiger Zeitdruck und das Gefühl, nie Zeit zu haben, fordern einen hohen Preis: Der moderne Mensch hetzt wie ein gejagtes Tier durchs Leben. Die Ressourcen der Lebensenergie erschöpfen sich vorzeitig. Nicht zufällig sind in den letzten beiden Jahrzehnten, in denen sich das gesellschaftliche Leben so enorm beschleunigt hat, die stress- und erschöpfungsbedingten Krankheiten sprunghaft angestiegen. Die Gefahr, dass wir unsere Lebensenergie vorzeitig verschleißen und dadurch ausbrennen, war noch nie so groß wie heute. Dass ständiger Zeitdruck ein alle Gesellschaftsschichten betreffendes Phänomen ist, belegt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts FORSA, die nach den Vorsätzen der Deutschen für das Jahr 2013 fragte. Für 59 % stand an erster Stelle „Stress vermeiden und abbauen“, über 50 % wünschen sich mehr Zeit für die Familie. Die Techniker Krankenkasse stellte im selben Jahr fest, dass 67 % der Deutschen ständige Hektik und Unruhe als den größten Auslöser von Stress empfinden.

Zeitsparen führt zu Zeitnot

Was das Phänomen Zeit anbelangt, so leben wir zweifellos mit einem Paradoxon: Obwohl die letzten Jahrzehnte maßgeblich geprägt waren von zeitsparenden Erfindungen, die eigentlich dazu führen sollten, uns das Leben zu erleichtern, um mehr Freizeit zu haben, ist genau das Gegenteil eingetreten. E-Mail statt Brief, ICE statt Bummelzug, Fast Food statt Selbstkochen: Je mehr Zeit wir sparen, desto weniger davon haben wir zur Verfügung, und es scheint, als ob sie immer schneller verrinnen würde. Wie kann das sein?

Wissenschaftler erklären dieses Paradoxon wie folgt: Je mehr Zeit der Mensch spart, desto mehr steht ihm folglich für andere Aktivitäten zur Verfügung. Gleichzeitig ist aber – nicht zuletzt durch das Internet – die Anzahl der Möglichkeiten, für die wir die eingesparte Zeit verwenden können, inflationär angestiegen. Allein die Vergleichsportale für Tausende Produkte und Reisen, die unzähligen E-Mails und die sozialen Netzwerke sind Zeitfresser ungeahnten Ausmaßes. Die Soziologen sprechen daher von einer „Multioptionsgesellschaft“ , da sie dem Menschen nahezu unendlich viele Möglichkeiten gibt, seine eingesparte Zeit zu reinvestieren. Genau diese Vielfalt führt zum Problem des „Keine-Zeit-Habens“. Mit der Anzahl der Möglichkeiten steigt auch der innere Drang, alles, was geht, mitzunehmen und zu erleben. Diese „Nur nichts verpassen!“-Einstellung und die „Wenn’s geht, alles sofort!“-Mentalität sind verantwortlich dafür, dass der Zeitdruck steigt, obwohl wir eigentlich mehr freie Zeit haben müssten als jede Generation vor uns. Denn heute werden im Durchschnitt lediglich 35 bis 40 der 168 Wochenstunden von Arbeit beansprucht. Vor 100 Jahren ackerten die Menschen noch ca. 60 und zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch über 80 Stunden pro Woche.

Seit der industriellen Revolution ist der Takt unseres Alltags von den Rhythmen der Natur entkoppelt. Die Digitalisierung brachte zudem eine extreme Beschleunigung mit sich und schuf eine Multioptionsgesellschaft, die paradoxerweise trotz zeitsparender Hilfsmittel zunehmend unter Zeitnot leidet.

1.2 Energiemanagement für mehr Lebensenergie

Energiemanagement ist der Schlüssel zu mehr Lebensenergie, Wohlbefinden und Ausgeglichenheit. Effektives Energiemanagement bedeutet, sich Energiekompetenz zu erwerben und die Selbstwahrnehmung zu schärfen. Es basiert auf drei zentralen Säulen:

Säule 1: Im Einklang mit der Natur sein

Energiemanagement bedeutet, möglichst im Einklang mit den von der Natur vorgegebenen Rhythmen zu leben und seinen Alltag an die Biologie des Menschen anzupassen – und nicht umgekehrt. Dazu gehört, zu verstehen, dass der Mensch keine Maschine ist, die rund um die Uhr Leistung erbringen kann. Menschliche Energie folgt bestimmten Zyklen von erhöhter und verminderter Leistungsfähigkeit. Das Verständnis der Biorhythmen und der Chronobiologie, ein kluges Pausenmanagement und eine intelligente Tagesplanung bilden die Basis dieser ersten Säule. Gerade der Kopf arbeiter der modernen Arbeitswelt, der seine Arbeit selbstständig einteilen kann, wird von Energiemanagement enorm profitieren.

Säule 2: Bewusst Prioritäten setzen

Energiemanagement beinhaltet auch, sich bewusst zu machen, was man vom Leben will und wo man seine Prioritäten setzt. Prinzipien, Ziele und Perspektiven zu haben, stellt eine wichtige Energiequelle dar. Sich darüber im Klaren zu sein, dass man in einer Multioptionsgesellschaft nicht alles haben kann, nicht überall dabei sein muss und sich auf seine persönliche Ausrichtung fokussieren kann, steigert die Energie. Auch die Lebenseinstellung beeinflusst unsere Lebensenergie: Optimismus, Lebensfreude und Gelassenheit fördern sie und wirken nachweislich positiv auf unsere Gesundheit

Säule 3: Ganzheitlich leben

Energiemanagement ist ein ganzheitliches Phänomen. So sind beispielsweise auch andere Menschen wichtig für unsere Lebensenergie. Gute zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaften oder das Gefühl, gebraucht zu werden, fördern unseren Energiestatus, wogegen Streit, ungelöste Konflikte oder andere psychosoziale Stressfaktoren Energie rauben. Neben sozialen Kontakten spielen auch noch Bewegung, Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Entspannung etc. eine entscheidende Rolle für unsere Lebensenergie.

Im digitalen Zeitalter hat sich unser Leben extrem beschleunigt. Immer mehr Menschen geben an, zunehmend erschöpft zu sein. Diesem Phänomen sollte man mit einem bewussten Management der Lebensenergie begegnen. Dies beinhaltet,

 im Einklang mit der Natur zu leben,

 bewusst Prioritäten zu setzen und

 ganzheitlich zu leben.

30 Minuten Lebensenergie

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