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Vorwort
Markus, glaubst du an den lieben Gott?

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Mit Liebe betrachtet

„Ich schreibe meine Biografie!“, höre ich eines Tages von meinem Mann. Gut, denke ich, viel Spaß! Nur: Wie will er all das fantasievolle Chaos auf Papier bringen? „Gut“, sage ich, „dann fang mal an. Gibt es einen roten Faden?“ – „Ja, den lieben Gott“, antwortet Markus.

Mit einem Künstler zu leben ist aufregend. Es gibt keine Routine, keine Gewohnheiten, jeder Tag ist anders. Das Leben ist wie Schokolade: zartbitter, cremig, edelsüß, knackig, trüffelig, mit Schuss, fruchtig und immer wieder voller Überraschungen!

Das war mir anfangs alles nicht klar. Eine Urlaubsbekanntschaft! Damals habe ich mich regelrecht gewehrt, mich in ihn zu verlieben – aus vielen Gründen. Letztendlich ist es mir nicht gelungen, und das war auch gut so.

Ich tauchte ein in die „Welt des Films und Glamours“ – was für verrückte Leute! Was für ein Schweben in bunten Lüften: Sie sind in einer ihrer vielen Rollen, fantasieren und feiern und sind ganz fernab vom Boden. Bei jeder Theater- oder Filmpremiere oder sonstigen öffentlichen Ereignissen gibt es Blitzlichtgewitter und Prickelwasser – willkommen im Promi-Karussell!

Das Leben mit Markus ist eine Achterbahnfahrt: rauf in den Himmel, runter zur Erde – die nächste Kurve ist nicht zu sehen, und wann eine Runde zu Ende ist, ist kaum zu erahnen!

Um so ein Leben zu meistern, braucht es ein wenig Struktur, eine Prise Gewohnheit und einen Partner mit Bodenhaftung. Innerlich bestimmt auch eine Instanz, die sich mit der realen Welt und dem alltäglich Gewöhnlichen beschäftigt. Es braucht Ausgleich und kurzfristig auch Harmonie, wenn man sich häufig zwischen den extremen Polen bewegt. Sich kurz auf eine Konstante zu besinnen, tut dann gut und gibt Kraft, um wieder mit Vollgas zum anderen Pol loszusteuern. Wer dies nicht schafft, der stürzt ab.

Markus ist auf dem Weg. Er fand das Gebet, die Korrespondenz mit Gott, um sich dieser kräftigen Herausforderung zu stellen. Künstlerische Begabung auszuleben, verantwortungsvoller Familienvater, zärtlicher Ehemann, Freund und geselliger Mitmensch zu sein, hat Markus in einem bisher spannenden Balanceakt geschafft, durch seinen Blick zu sich selbst nach innen und zum großen Ganzen.

Er hat Schicksalsschläge erlebt, hat seelische und körperliche Schmerzen gespürt sowie den Ruhm und klatschenden Beifall im Scheinwerferlicht. Und kaum ist ein Projekt geschafft, sucht er sich neue Ziele und Herausforderungen, egal, ob sie privater Natur sind oder beruflicher.

Wir sind jetzt dreizehn Jahre zusammen, ein Bruchteil von dem, was wir noch gemeinsam erleben wollen. Ich darf sein ganzes Spektrum sehen – dies ist ein spannendes, aufregendes, anstrengendes und wunderbares Abenteuer. Ich bin gespannt und denke: Fortsetzung folgt. Jeder Tag ist ein Geschenk und mal eine kleine, mal eine große Herausforderung, besonders in Bezug auf meinen Markus.

Wochenlang sagt er mir: „Ich trinke keinen Kaffee mehr!“ – doch jeden Tag am frühen Morgen höre ich die kleine Espressomaschine dampfen, und das heißt: Markus kommt in die Gänge.

Es ist kompliziert, momentan haben wir einen kleinen italienischen Espressokocher, der auf einer separaten Herdplatte heiß wird, es gibt also viel zu beachten. Meistens vergisst Markus irgendetwas: die Herdplatte danach auszuschalten, das Wasser in den Kocher zu gießen, das Pulver einzufüllen, das Kabel weit genug von der Herdplatte wegzulegen oder schlicht und ergreifend den ganzen Vorgang. Einige Kaffeekocher haben sich daher schon in kürzester Zeit von uns verabschiedet, mit oder ohne große Geräusche.

Was wollen dir diese Ereignisse wohl sagen, mein Lieber? Der Genuss dieses Getränks ist stärker als dein Wille, und deine Schlacht bei der Zubereitung und Handhabung wird so lange andauern, bis du das rechte Maß gefunden hast. Ich bin dabei auf der Hut, um größere Schäden zu vermeiden.

„Liebling, wo stehen bei uns die Gläser?“, „Wo finde ich die Butter?“, „Was ist heute für ein Tag?“, „Wo bin ich?“ – Mit solchen oder ähnlichen Fragen bin ich oft konfrontiert. Es sind die gewöhnlichen Standorte alltäglicher Dinge, die dich, den Raumfahrer, zurückbefördern in das Jetzt: Willkommen im Leben, mein Lieber!

Morgens im Morgengrauen an einem Sonntag auf Tournee, ich bin zu Besuch und noch im Tiefschlaf, als mein Liebster im Hotelzimmer unruhig auf und ab läuft. Er setzt sich auf meine Bettseite, er steht auf, macht zum zweiten oder dritten Mal den Wasserkocher an, es klappert. Immer klappert oder scheppert etwas, wenn Markus in der Nähe ist. Nichts Ungewöhnliches. Will er mich wecken?

Ich bemerke eine starke Unruhe und blinzele ab und zu durch die Lider, bis ich langsam erwache. Markus zieht zum zweiten Mal sein Schlafanzugoberteil an und aus, die Dusche läuft, eiskalter Wind fegt durchs Zimmer, er lüftet. Noch einmal der Wasserkocher. Jetzt frage ich: „Was ist eigentlich los?“

„Ich habe heute Nacht auf meinem Telefon geschlafen, WLAN, Bluetooth und Mobilfunk waren an – alles auf Empfang. Ich hab allein 58 Facebook-Benachrichtigungen! Mein Gehirn ist verbrannt, ich habe Schweißausbrüche, mir ist schlecht. Bin ich verseucht? Ich brauche erst mal einen Espresso.“

Ich lache aus ganzem Herzen bestimmt einige Minuten. „Wirklich, Espresso?“ Ich zaubere auch ihm ein Lächeln auf die Lippen, wir umarmen uns und beginnen den Tag – ohne Espresso.

Barbara Majowski, Dezember 2012

Ich, Markus, bin ein pausbackiger Mensch. Über die Jahre reife ich zu einem wahren Wonneproppen, der eine große Euphorie und Harmonie in seiner Mitte trägt. Die Euphorie nährt mein Ego, und das bereitet mir auf Dauer Schwierigkeiten. Die Harmonie gefällt meiner Seele. Um sie zu beschützen, riskiere und opfere ich viel. Die Kraft, die in mir entsteht, ist ein Geschenk. Sobald ich aber außen auf Widerstand stoße, bläst sich mein Ego auf. Es wird ein großer Ballon mit einer dünnen Haut. Und meine Seele schrumpft, je größer mein Ego wird. Wenn der Ballon endlich zerplatzt, liegt meine Seele am Boden, und die Harmonie ist beschädigt.

Ich habe im Lauf der Jahre gelernt, meine Euphorie ein wenig zu dämpfen. Meine innere Harmonie bleibt mein Antrieb. Nur hat diese ein neues Ziel: Nicht für mein Ego strebe ich nach Höchstleistungen, sondern für eine höhere Macht, die meine Seele nährt. Etwas, das größer ist als ich selbst. Wenn mal etwas schief läuft, braucht mein Ego sich nicht gekränkt zu fühlen. Es ist nicht betroffen. Die Prüfungen, die ich zu bestehen habe, wachsen mit meiner inneren Stärke – und mir manchmal über den Kopf. Als ich sehr spät in meinem Leben erkenne, dass nur Gott diese höhere Macht für mich sein kann, wird meine Harmonie zu etwas Unzerstörbarem in meiner Mitte! Perfekt wird mein Leben dadurch allerdings nicht.

Blitze hier und Hagel,

Draußen tobt der Sturm so arg.

Er rüttelt alles Leben

Durcheinander, das ist stark.

Und alles, was kaputtgeht,

Sucht ’ne Chance zum Neubeginn.

All der Schutt und alle Scherben

Schreien tief im Herzen drin.

Ein Sturm wirbelt alles durcheinander,

Und wer dann ein Steher ist,

Hat auch die Kraft noch für die Schwachen.

Ich weiß, dass du so einer bist!

Kein Zaubertrank,

Kein Drache kann

Die Hand, die du im Donner reichst,

jemals zerbrechen, ja ich weiß:

Dein Mut ist groß, du wirst schon sehen.

Abenteuer können kommen,

Ab ins Geschehen!*

*Aus: „Herbststürme“, von Chris Wirsching, Hanno Bruhn und Markus Majowski.

So ist das bei mir: „Und alles, was kaputtgeht, sucht ’ne Chance zum Neubeginn. All der Schutt und alle Scherben schreien tief im Herzen drin.“ Richtig laut. Ich möchte in diesem Buch die eine oder andere Geschichte davon erzählen, wie es bei mir zum Umdenken kam. Jeden Tag drei Seiten aus meinem Leben. Okay, ich versuche es. „Ist der Tag nicht dein Freund, so wird er dein Lehrer sein!“, sagt ein japanisches Sprichwort.

Markus Majowski, Januar 2013

Markus, glaubst du an den lieben Gott?

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