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Die Königsklasse

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Wenn Profifotografen ihre Kameras zücken, sieht man dort keine Modelle mit APS-C oder Nikon DX – Sensoren. Stattdessen dominieren Vollformatkameras, die Königsklasse der DSRs. Wir zeigen, was sie auszeichnet und welche Unterschiede sich beim Fotografieren in der Praxis offenbaren

Dass die Megapixelanzahl einer Kamera wenig bis nichts über die Bildqualität einer Kamera aussagt, hat sich inzwischen in weiten Teilen der fotointeressierten Bevölkerung herumgesprochen. So ist es auch keine Überraschung, dass es in punkto Megapixelanzahl zwischen DSLR, die 500 Euro kosten zu denen, die 3.000 Euro meist keine nennenswerten Unterschiede gibt. Doch warum genau greifen dann Studio-, Presse- und auch alle sonstigen Berufsfotografen fast ausschließlich zu Kameras, die in gehobenen Preisregionen liegen? Irgendwo müssen wohl doch gravierende Unterschiede zu finden sein!

1. Magnesium statt Plastik

Wer einmal eine wirklich teure DSLR in den Händen gehalten hat, wird festgestellt haben, dass man die unterschiedliche Wertigkeit im Vergleich zu günstigen Einsteigermodellen förmlich spüren kann. Anstatt aus Hartplastik sind die Gehäuse der Spitzenmodelle von Nikon, Canon und Co. aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Die Kameras sind somit deutlich robuster und gewappnet für den alltäglichen Einsatz. Doch alleine diese Konstruktionsunterschiede würden wohl noch keinen Preisunterschied im vierstelligen Bereich rechtfertigen. Neben einigen weiteren gravierenden Qualitätsunterschieden wie zum Beispiel der Aufnahmegeschwindigkeit ist es vor allem der Bildsensor, der die Königsklasse der DSLRs auszeichnet. Hier werden nämlich so genannte Vollformatsensoren verbaut.

2. Mehr Platz pro Pixel

Doch was bedeutet das eigentlich konkret? Zunächst einmal den Fakt, dass Vollformatsensoren schlichtweg größer sind als APS-C oder Four Thirds-Sensoren, die in günstigeren Kameras verbaut sind. Konkret weisen Vollformatsensoren eine Fläche von rund 864 mm2 auf, APS-C bietet mit 329 mm2 nicht einmal eine halb so große Fläche! Mit dem Begriff Vollformat bezeichnet man das „volle Kleinbildformat“ von 24x36 mm, das in der Analogfotografie Standard war. Vollformatsensoren sind in der Herstellung deutlich teurer als kleinere Sensoren – entsprechend sind auch die Kameras teurer und nur für eine im Vergleich zum Massenmarkt kleine Zielgruppe interessant. Schaut man sich den aktuellen Kameramarkt an, findet man nicht einmal ein Dutzend DSLR-Modelle, die mit einem Vollformatsensor ausgestattet sind.


Das ist das Herzstück einer Profikamera: der Vollformatsensor Foto: Canon


3. Vollformat-SLT

Das Vollformat wird nicht nur ausschließlich bei DSLRs verbaut, sondern auch bei den so genannten SLT-Kameras von Sony. SLT steht für Single-Lens Translucent. Sony stellt seit 2012 keine klassischen DSLRs mehr her, sondern nur noch SLT-Kameras, bei denen ein teildurchlässiger Spiegel verbaut wird, der beim Fotografieren nicht hochgeklappt werden muss. Die Kameras sollen so nicht nur leiser, sondern auch schneller werden. Dafür muss der Fotograf jedoch auf einen optischen Sucher verzichten und mit einer elektronischen Alternative vorlieb nehmen. Das neue Spitzenmodell, die SLT-A99 wurde von Sony mit einem Vollformatsensor ausgestattet. Ansonsten sucht man im Systemkameramarkt das Vollformat noch vergeblich, während im Kompaktkamerabereich vereinzelte Exoten wie die DSC-RX1 zu finden sind.

4. Das Rauschverhalten

Nun drängt sich natürlich die Frage auf, warum ein größerer Bildsensor von so entscheidender Bedeutung sein soll, dass er einen vierstelligen Aufpreis rechtfertigt. Je größer ein Bildsensor bei identischer Megapixelanzahl ist, desto mehr Platz hat jeder einzelne Pixel auf dem Sensor. Dadurch, dass die Pixel nicht dicht an dicht platziert sind, kann jeder einzelne von ihnen mehr Licht aufnehmen. Bei einer Landschaftsaufnahme im Sonnenschein bedeutet das für den Fotografen keinen nennenswerten Vorteil – wohl aber, wenn in schlechten Lichtverhältnissen fotografiert wird und die Kamera die ISO-Lichtempfindlichkeit des Sensors erhöht. Während Fotos, die mit Kameras mit kleinem Sensor aufgenommen werden, dann schon ab Werten bei ISO 400 ein störendes Bildrauschen aufweisen, sind Fotos von Vollformatkameras gestochen scharf. Weiterer Vorteil: Fotografiert man mit zwei Kameras mit der gleichen Auflösung und einem identischen ISO-Wert, benötigt eine Kamera mit kleinerem Sensor eine höhere Belichtungszeit. Dies liegt daran, dass ein größerer Bildpunkt bei gleicher Belichtungszeit mehr Licht einfängt. In der Praxis bedeutet das, dass Sie mit Kameras mit großem Bildsensor auch in schwierigen Lichtsituationen noch freihändig fotografieren können.

5. Kreative Unschärfe

In der fotografischen Praxis macht es aber nicht nur bei hohen ISO-Werten einen Unterschied, ob man mit einer Kamera mit zum Beispiel mit einem Micro Four Thirds- oder einem Vollformatsensor fotografiert. Größere Bildsensoren weisen bei einem identischen Blendenwert nämlich eine geringere Schärfentiefe auf als kleinere Sensoren. So lässt sich also mit einer Vollformatkamera bei offener oder mittlerer Blende das kreative Werkzeug der selektiven Unschärfe besser nutzen. So können Sie in vielen Situationen ein Motiv im Vordergrund durch einen unscharfen Hintergrund freistellen, während dies bei Kameras mit kleineren Sensoren bei ansonsten identischen Kameraeinstellungen nicht möglich wäre. Wer hingegen nur Landschaftsaufnahmen mit hoher Schärfentiefe, sprich kleinen Blenden, fotografieren will, wird in der Praxis keinen Unterschied feststellen.

6. Unterschiedlicher Bildausschnitt

Ein entscheidender Unterschied zwischen dem Vollformat und kleineren Sensoren zeigt sich, wenn man beide Kameramodelle mit demselben Objektiv nutzt. Dann nämlich werden Sie die Auswirkungen der so genannten Brennweitenverlängerung (Cropfaktor) einmal in der Praxis zu sehen bekommen. Wenn Sie sich für Ihre DSLR-, SLT- oder Systemkamera ein Objektiv kaufen, finden Sie dabei Angaben zur Brennweite, die damit abgedeckt wird. So ist zum Beispiel eine Spanne von 18-200 mm für ein Reisezoom typisch. Diese Brennweitenangabe bezieht sich jedoch auf das Kleinbildformat – also das Vollformat. In Kombination mit kleineren Sensoren verlängert sich jedoch die Brennweite, wodurch der Bildausschnitt entsprechend kleiner wird. So wird bei APS-C-Kameras (Faktor 1,6) aus 18-200 mm effektiv 27-300 mm. Bei Micro Four Thirds (Faktor 2,0) werden es sogar 36-400 mm. Ob diese Brennweitenverlängerung ein Vor- oder Nachteil ist, liegt im Auge des Betrachters. Die einen freuen sich über die Möglichkeit, preisgünstig im Supertelebereich fotografieren zu können. Die anderen ärgern sich, dass aufgrund des Cropfaktors keine schönen Weitwinkelaufnahmen möglich sind. Fest steht jedenfalls: Wer von einem kleineren Sensor zum Vollformat umsteigt, wird sich an die veränderten Brennweiten erst einmal gewöhnen müssen!

7. Modelle vorgestellt

Wie bereits angedeutet, findet man im Handel kaum mehr als eine Handvoll Kameras mit Vollformatsensor. Canon bietet mit der noch recht neuen 6D (rund 1.700 Euro) eine vergleichsweise günstige Kamera in diesem Segment an, während die EOS 5D Mark III (rund 3.000 Euro) und die EOS-1D X (rund 6.000 Euro) preislich in anderen Sphären schweben. Nikons Einsteigermodell ist die D600 für rund 1.600 Euro. Weitere Modelle sind die D800 (2.200 Euro), die D4 (5.500 Euro) und die inzwischen schon etwas betagte D3X (6.000 Euro). Von Sony finden sich im Internet bei manchen Händlern noch Restbestände der A850 (rund 2.000 Euro), die nicht mehr produziert wird. Sony setzt wie beschrieben inzwischen ausschließlich auf die SLT-Technik und bietet hier die A99 (2.500 Euro) als Vollformatmodell an.


Die Eos 6D ist mit rund 1.700 Euro die derzeit günstigste Vollformatkamera von Canon Foto: Canon

8. Lohnt der Umstieg?

Kaum eine andere Frage wird in Fotoforen im Internet so eifrig diskutiert wie die, ob Vollformatkameras anderen tatsächlich überlegen sind und ein Umstieg lohnt. Tatsächlich sind die teuren Profimodelle bei Berufsfotografen nicht nur aufgrund des Vollformats so beliebt, sondern auch aufgrund der deutlich hochwertigeren Verarbeitung und der höheren Bildrate pro Sekunde. Auch das bessere Rauschverhalten einer Vollformatkamera ist Fakt. Ob diese Gründe genügen, um umzusteigen, muss jeder für sich selbst beantworten. Schließlich ist es häufig nicht damit getan, sich nur eine neue Kamera zuzulegen – auch neue Objektive müssen unter Umständen angeschafft werden!




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