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III

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Der Tod schwieg. Rauchschwaden hingen in der Luft, bildeten Wolken über den Lichtinseln der Tische, über den verschwommenen, nicht genau erkennbaren Gestalten an der Theke, bevor sie sich verteilten, solange, bis sie unsichtbar wurden, zuvor die kauernden Schemen einhüllend in diesem Zwischenreich. Er hatte die Lust verloren zu erzählen.

„Und? Wie geht es weiter?“, bohrte Frank.

„Weiter? Es gab kein Weiter. Das war es.“

„Kein Weiter? Der Mensch! Er ist erschaffen! Nach Seinem Abbild! Sie waren dabei. Und es soll kein Weiter gegeben haben? Ich dachte wirklich immer, dass all diese Geschichten erstunken und erlogen sind. Und sie erzählen nun, dass ich mich geirrt habe? Und hier soll es kein Weiter geben?“

„Nein. Der Mensch war erschaffen. Der Rest: eine Wiederholung. Es hat begonnen. Es wird enden. Dazwischen: dasselbe. Ein Beginn. Ein Ende. Das ist menschlich.“

„Sind Sie Pessimist?“

„Nein. Realist. Ich weiß. Und ich beobachte. Bereits seit langer Zeit. Ich bin gewesen, schon bevor der Mensch war. Dann bin ich geworden, weil der Mensch war. Heute bin ich so wie euer Wesentlichstes. Und ich werde sein. Auch danach.“

„Nach mir?“

„Natürlich“.

„Nach dem Menschen?“

„Natürlich.“

„Warum?“

„Warum?“ Der Tod griff nach seinem Glas. Er betrachtete die Lichtreflexionen darin. „Irgendwann wird der Mensch nicht mehr sein. Dann wird etwas anderes sein. Denn der Mensch lernt nicht.“

„Wir lernen ständig. Unser gesamtes Leben besteht aus Lernen. Wir lernen nur.“

„Ja, aber ihr merkt euch nichts.“ Der Tod mochte nicht mehr über Menschen nachdenken.

„Trotzdem: Wie ging es weiter?“, fragte Frank.

Wie sollte es weitergehen? Sollte er alles erzählen? Sollte er darüber sprechen? Es würde das erste Mal sein, dass er darüber sprach. Noch nie hatte er mit jemandem darüber geredet. Außer mit Herbie. Der Tod zögerte. Sie hatten noch Zeit. Vielleicht war es gut so. „Mögen Sie eigentlich Äpfel?“, kam es als Antwort.

„Äpfel? Ja.“

„Ich nicht.“

Jakob der Träumer

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