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2. Wiederaufbau Afghanistan

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Zuerst, nach dem Martin seine Grippe auskuriert hatte, landete er direkt neben dem größten Puff in Frankfurt, in einem Steuerberater-Büro, wo viele Frankfurter der Öko-Partei, auch der Metzger-Sohn ohne Berufsausbildung Josef Fischer, bekannt unter dem Namen Joschka Fischer, der ehemalig Fizekanzler und Bundesaußenminister und viele Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks verwaltet wurden. Daher wusste er auch, wieviel die Ex-Jura-Studentin, die sich von seinem Bruder Erwin mal hat vögeln lassen, womöglich auch sein Bruder Ullrich ist über sie rüber gerutscht, an Neben-Einkünften hatte und wieviel Sabine Lustig beim Hessischen Rundfunk ohne jegliche Berufsausbildung an durch Steuergelder finanziertes Einkommen als Studien-Abbrecher bezog. Da kam er nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dafür zahlen wir also Rundfunk-Zwangsgebühren. Die Position kann sie sich nur erfickt haben und die Verantwortlichen im HR stehen scheinbar, wohl unter Drogeneinfluß, auf quallige Fettärsche mit einer ekelerregenden Stimme, grübelte Martin darüber nach. Angefangen hatte ja die Zicke als Sportreporterin bei der Rundschau oder einem anderen Blättchen und später war sie auch im Hessischen Rundfunk im HR 3 im Nachtprogramm im Radio zu hören. Das war schon schlimm genug. Ihrer besten Freundin Anke, die mit Martin seinem Bruder Ullrich und dem Bruder von Martin´s Freundin Bert die Schulbank in einer Klasse gedrückt hatten, hat sie den kurz vor der Hochzeit stehenden, aus Kassel stammenden Lebensgefährten, ebenfalls damals noch Jura-Student, ausgespannt, später auch geheiratet und hat geworfen. Und nun arbeitet er als Verwaltungs-Richter in Frankfurt und sie hat sich gut versorgt.


Martin wechselte dann aber schnell über ein Zeitarbeitsunternehmen die Stelle. Es war ein widerlicher Laden, der ein paar Jahre später auch Pleite ging. So fing er nahtlos in der GTZ, der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Eschborn an, wo, zumindest in der Abteilung, in der er arbeitete, ein gutes Arbeitsklima herrschte. Er bewarb sich auch für ein Tiermedizin-Studium und konnte tatsächlich halbtags in der GTZ arbeiten, besser gesagt, er hatte eine halbe Stelle inne, so dass er mal vormittags, nach Absprache mal nachmittags arbeiten konnte.


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„Oh hallo Herr Sabatabei. Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören. Eigentlich ist es ja üblich, anzuklopfen oder zumindest beim Eintreten sich bemerkbar zu machen und zu grüßen. Naja. Andere Kulturräume andere Sitten. Ich habe mehr Erfahrungen mit dem lateinamerikanischen Raum und nicht mit dem Orient. Und in Lateinamerika verfährt man so, wie ich es beschrieben habe, es sei denn, man will jemanden hinterrücks umlegen… Spaß bei Seite, Herr Sabatabei. Wie ich sehe, sind sie mal wieder auf Besuch in der Zentrale in Eschborn aus Afghanistan angereist. Wie steht´s um die Sicherheit in Ihrem Land?“


Sabatabei, ein afghanischer Diplomat mit hervorragenden Deutschkenntnissen, arbeitet hochdotiert als Vermittler für die GTZ und der afghanischen Regierung, den Staatspräsidenten Karsai vertretend bzw. der Bundesregierung zwecks Wiederaufbau Afghanistan. Adrett und hervorragend gestylt mit wertvollem Anzug, Hemd, Krawatte, schwarze, hochglanz-poliertes Leder-besohltem Manager-Schuhwerk, dass Martin fast seine Sonnenbrille aufsetzen musste, wirkte genauso schmierig, wie unser kleine Mädchen mißbrauchende Fernsehmoderator, der die zwangsprostituierten Mädels zum „willig-machen“ vorher noch fein mit Drogen eingepudert hat, Siegmann oder wie der Typ heißt.


„Ein eklig-schmieriger Kotzbrocken, dieser afghanische Kamel-Treiber“, dachte sich Martin. Martin stellte sich ihn daher lieber als Kamel-Treiber in Afghanistan in landesüblicher Tracht vor, damit er seine Tötungsgedanken gegenüber dieses Widerlings im Zaun halten konnte und amüsierte sich über den Gedanken, erleichtert darüber, dass diese Gedanken nicht mit gleichfalls eingebildeten Geruchsempfinden verbunden waren. Afghanischer Kamel-Treiber sechs Wochen auf Karawane, sechs Wochen ungewaschen: Ein lecker Mix aus Geruchskomponenten, wie Kamel-AA, Kamel-Pippi, Kamel-Schweiß vermengt mit den gleichen Komponenten menschlichen Ursprungs des Kamel-Treibers. Sein inneres Lächeln, den Burschen musternd, wurde daher etwas durch Würg-Reiz belastet, den er aber wiederum über seine Gedankengebäude selbst innerlich grinsend, unterdrücken konnte. Aber, sein womöglich teures Rasierwasser (Opium?) ist ja auch kein Deut besser. Den lieblichen Knoblauchduft im Niedwald, wenn der Bärlauch blüht, sollte man mal als Parfum-Duft auf den Markt bringen! Das wäre allemal besser, als dieser üble Rasierwasser-Gestank eines arabischen Erdokaan-Männer-Puff-Gängers, ging Martin durch den Kopf.

„Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Sabatabei?“ fragte Martin nun lächelnd.

Sabatabei sammelte sich irritiert ob Martin´s Ansprache und mit Namen angesprochen zu werden, wollte hochnäsig loslegen, konnte Martin an seiner Gesichtsmimik ablesen, so dass er mal vorsichtshalber zuvor einwarf: „… aber sicher sind sie so beschäftigt, einfach nicht daran gedacht zu haben, anzuklopfen. Dass ich aber in Gedanken es selber auch einfach vergessen hatte, die Tür stand ja offen, die Tür zu schließen. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich ich Ihr Anklopfen nicht gehört habe, da ich in meiner Arbeit „Controlling Wiederaufbau Afghanistan“ zu sehr vertieft war. Aber es ist ja auch ein zu interessantes Thema. Ich habe das in dieser Form noch nie gemacht, die aktuell laufende Buchführung zu kontrollieren, vor allem bei diesen Beträgen. Normal kontrolliere ich die Buchführung in der nahen Vergangenheit und nicht parallel. Das hier ist daher sehr spannend und da müssen sie verstehen, dass jedes Detail für mich hochinteressant ist…“

Sabatabei wurde etwas gelassener, weil Martin ihm damit gekonnt die Luft aus den Segeln genommen hatte, war aber noch etwas angespannt und Martin wusste auch warum.

Und Sabatabei legte los: „Herr -ich weiß nicht, wie Sie heißen- aber ich bin etwas irritiert über Ihre bunten Zahlen der Aufstellungen, die sie uns mehrfach per E-Mail nach Kabul beziehungsweise nach Islamabad geschickt haben. Das irritiert uns etwas und behindert uns auch in unserer Arbeit, uns damit befassen zu müssen. … Was sollen wir damit?“ fügte er leicht zornig, energisch vorwurfsvoll hinzu. „Was haben Sie denn für eine Berufsausbildung? Das wirkt mir alles recht unprofessionell!“

Martin´s Mordgelüste diesem Trottel gegenüber erstarben gänzlich, denn hier gab er sich eine Blöße, die ihm bitter aufstoßen würde… „Hm…“ antwortete Martin nachdenklich. „Also in der GTZ steht außen neben jeder Büro-Tür auf einem Schildchen, das an die Wand geschraubt wurde, die Zimmernummer und der oder die Namen der Arbeitnehmer, die im jeweiligen Büro arbeiten.“ stellte Martin in den Raum. „Das dürfte als keine allzu große Aufgabe bewältigbar sein, sich daran zu orientieren. Mein E-mail-Absender entspricht auch meinem Vor- und Zunamen. Naja, sei es drumm. Ja wissen Sie, Herr Sabatabei, ich bin nur ein kleiner Steuerfachangestellter….“ warf er in das Gespräch ein, was erheblich an Martin´s schütteren Haupthaar herbei gezogen war.

Da Sabatabei ohnehin einen Anlass suchte, den Verursacher dieser Tabellen rund machen zu wollen, polterte Sabatabei los: „…und da muss ich mir von einem kleinen Steuerangestellten….“ wurde von Martin jedoch kläglich unterbrochen: „…und habe noch Agrarwissenschaften an der Uni in Bonn, Gießen und Salzburg studiert und erfolgreich abgeschlossen. Die Kombination beider Berufe mit absolvierten Zusatzprüfungen gestatten mir daher, mich als Agraringenieur, Wirtschaftsingieur FH, Steuerfachwirt FH, Bauingenieur FH, aber auch einfach nur als Steuerfachangestellten zu bezeichnen. Und was sind Sie von Beruf?“

`Saba´, so wurde Sabatabei nur abfällig in der Abteilung von Martin´s Chef, Herrn Altmüller und dessen Sekretärin Frau Müller-Zwiedorn genannt, errötete leicht zornig und erwiderte in einem arrogant-aggressivem Ton nur kurz: „Diplomat!“

„Na super!“ dachte Martin, „doch kein Kamel-Treiber. Ziegen-Effer, würde aber auch zu ihm passen. Das eine schließt das andere aber ja auch nicht zwangsläufig aus... Diese dummen, rassistischen Vorurteile immer! Tse, tse, tse, lästerte Martin über sich selbst, dann muss der Typ wohl Sohn eines reichen afghanischen Teppichhändlers sein, der nebenher als Diplomat Teppiche importiert, die vor der Reise nach Deutschland schnell noch mit Opium oder Heroin getränkt aufgewertet wurden und die Gebets-Teppiche dem Burschen als Diplomaten-Gepäck durchgehen… darf ja nicht kontrolliert werden, das Diplomaten-Gepäck…“


Martin hatte große Schwierigkeiten, seine Gesichtszüge neutral zu halten und geriet daher leicht ins Schwitzen, weil das laut Loslachen zu unterdrücken, ist überaus anstrengend. Zu allem Überfluss quälte Martin sich auch noch mit dem Gedanken: „Welche Kamel-Art kommt eigentlich in Afghanistan vor? Das Dromedar oder das Trampeltier? Es müsste eigentlich das Trampeltier, das mit zwei Höckern auf dem Rücken sein.“ schloß Martin seine Gedanken damit ab. Er lag mit der Vermutung auch richtig: Das Trampeltier.


„Das ist ja interessant! Welche Berufsausbildung benötigt man denn, um Diplomat werden zu können?“ fragte Martin ihn doof anlächelnd, sich innerlich auf dem Boden kugelnd vor Lachen. „Kann ich das mit meinem geringen Berufsbild womöglich auch? Da sollte ich mich gleich mal beim Auswärtigen Amt in Bonn..., ach neh, die sitzen ja jezze schon in Berlin, bewerben… andererseits, okay, die zahlen gut, aber in diesen Ländern ist es ja nicht immer ungefährlich. Blödsinn. Das lass ich lieber dann doch mal sein, nicht, und bleibe daheim bei Muttern. War nur so ein Gedanke… . Aber das hat mich ganz von Ihrer Frage eingänglich abgelenkt. Wo waren wir noch? Ach ja: In der Buchhaltung. Hm. In der Buchhaltung ist es durchaus nicht unüblich, dass man Positionen farbig in den Arbeits-Vorlagen von Excel-Tabellen hervorhebt, eben um diese hervorzuheben. Das hat den Zweck, diese für den Ersteller immer aufmerksam unter Beobachtung zu halten, aber einfach auch nur, um verschiedene Positionen voneinander abzugrenzen. Das ist Usus so im Controlling, der Buchhaltung und Buchprüfung, nicht etwa, oder weil an diesen Zahlen etwas zu bemängeln wäre. Und der kundige Empfänger“, wobei Martin das Wort `kundige´ besonders scharf betonte, „der diese Tabellen zur Prüfung erhält, interpretiert das auch so, -normalerweise. Das dient nicht nur zur Kontrolle für den Geldgeber, sondern auch zur Kontrolle für den Empfänger der Finanzmittel in den Projekten, damit er sein Budget leichter überblicken kann, wohin die Mittel geflossen sind und wofür sie überwiegend Verwendung finden. Mehr ist das nicht. Es ist eine Arbeitserleichterung für die Projekte, damit die Projektmitarbeiter sich in den Projekten damit nicht großartig befassen müssen. Verstehen Sie?“

Sabatabei guckte nur blöd aus der Wäsche. Der Zufall kam Martin zu Hilfe. Im Nebenzimmer vernahm Martin deutliche Geräusche. Die Büro-Tür seines Chefs wurde laut zugeschlagen. Er war also schon längst da. Die Gelegenheit war super, diesen hyper-arroganten Arsch eines potentiellen Drogen-dealenden Kamel-Treiber Diplomaten-Teppichhändlers, wie Martin über ihn, ab nun nur noch, urteilte, jetzt aus seinem Bureau heraus zu befördern.

„Oh, wie ich höre, Herr Sabatabei, Herr Altmüller scheint jetzt da zu sein. Ich denke, Sie sind nicht extra aus Kabul angereist, um sich mit mir kleinem Nichtswürdigen über diese wertlosen Tabellen zu unterhalten. Der Petersberg ruft und die Aufbau-Konferenz Afghanistan will vorbereitet sein. Sie sind sicher nur deswegen in Eschborn, um mit Herrn Altmüller persönlich darüber zu sprechen…“

„Saba“ zog sichtlich verärgert ab und verabschiedete sich nicht, schloss auch hinter sich nicht die Tür. „Gut“, dachte Martin und schloss seine Büro-Tür an seiner Stelle wieder, „dann brauch ich wenigstens die Türklinke auch nicht zu desinfizieren, wenn er sie nicht angefaßt hat. Die Jungs waschen sich nachm Klo üblicherweise nicht die Hände, schon gar nicht Kameltreiber, nach dem sie ihren Haufen zur Mumifizierung den Dünen übereignet haben...“ Martin musste laut loslachen, beherrschte sich aber umgehend, damit im Büro vom Chef das nicht zu hören sei. „Mist, das Fenster ist gekippt. Bei Altmüller sicher auch, denn der qualmt ja wie neh Lokomotive…“, dachte Martin. Die werden mein Lachen gehört haben!“ Kurze Gedankenfalten zeigten sich ernst auf seiner Stirn, um sich schnell wieder zu glätten: „Scheißegal, soll der Kamel treibende Schuhputzer doch mein Lachen gehört haben!“


Altmüller hat explizit Martin dafür engagiert, damit von einem Externen das Finanzwesen für das GTZ-KfW-Projekt „Wiederaufbau Afghanistan“ unter die Lupe genommen wird, angeblich „vollkommen bewertungsfrei“, damit dort wie hier dieses GTZ-Projekt besser kontrolliert werden konnte, wie Martin das dem diplomatischen Teppichhändler deutlich in seiner Weise erklärte. Verschwiegen wurde Martin allerdings, dass Martin seine bunten Excel-Tabellen deswegen anfertigen sollte, damit der Diplomaten-Teppich-Händler sich auch richtig deutlich auf die Füsse getreten und kontrolliert fühlte, weil man ihm auch sonst nicht so richtig traue; - nun, der Beweis ist mit der Darbietung von `Saba´ ja auch eindeutig gelungen.

So doof und naiv, wie Martin war und offenbar immer noch ist, hatte er das nicht gemerkt, bis dahin zumindest. Blöd bleibt blöd. Doch intuitiv nach diesem Auftritt von „Saba“ fiel bei Martin der Groschen.


Altmüller war ein Alter Hase der GTZ. Er fing in der GTZ in Frankfurt-Rödelheim an, wo sie noch GAWI hieß. Mit dem Umzug nach Eschborn wurde der Name auch in GTZ abgeändert. Der Umzug wurde damit begründet, die Räumlichkeiten in Rödelheim würden zu eng und die Miete wäre zu hoch. Für das gemietete Pyramiden-förmige Gebäude in Eschborn am Dag-Hammarskjöld Weg wurden, bevor es von der Bundesregierung gekauft wurde, vierteljährlich auch ca. 250 Tausend Euro gezahlt, also ein Millionen Euro Miete im Jahr, dafür, dass das Gebäude eine grundauf sanierungsbedürftige Bruchbude war.

Altmüller war selbst Auslandsmitarbeiter in verschiedenen Projekten in Pakistan und zum Schluss in dessen Hauptstadt Islamabad gewesen. Er kannte also die übliche Gangart in dieser Region der Welt. Diesen Herbst sollte er zurück in sein geliebtes München gehen und bloß nicht mehr irgend etwas mit der GTZ zu tun haben müssen. Er ging in Rente.

Altmüller wollte sich mit Martin seiner Arbeit ein bleibendes Denkmal setzen. Er ahnte nicht, in welchen Ausmaßen das aber an den Fundamenten der GTZ rütteln sollte. Ob deswegen abermals der Name der GTZ geändert wurde, um die befleckte Weste des allgemeinen Ansehens wieder „rein“ zu waschen, mag sein, in etwa so, wie jemand eine Schein-Ehe eingeht, nur um einen anderen Namen anzunehmen, damit er keinen Eintrag mehr in der Schufa-Liste, weil `neue Identität´, hat.


Der Biber

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