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Nach dem Maschinenmenschen

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Die Neigung der Niederländer, Missstände nicht nur anzuprangern, sondern durch gemeinsames Nachdenken und geteilte Anstrengungen in Reformen zu verwandeln, hatte Auswirkungen auf die Struktur der Armee, die in den sechziger Jahren in das Kreuzfeuer der Kritik geriet. Man hielt sowohl die strengen äußeren Disziplinarregeln wie Grußpflicht, frühes Aufstehen und verordnete Kurzhaarfrisur für unzeitgemäß als auch die innere Organisationsstruktur der Armee. Der Ruf nach einer Modernisierung und Demokratisierung wurde laut. Die Führung der Streitkräfte überlegte, wie sie auf die gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren sollte, der Prozess des Disziplinabbaus griff in die Struktur der Armee ein, die innere Organisation der Streitkräfte wurde flexibler und weniger hierarchisch. Man schaffte nicht nur die Grußpflicht und die vorgeschriebene militärische Haartracht ab, sondern die gesamte äußere Disziplin wurde laxer gehandhabt. Doch keine Armee der Welt kann vollkommen auf Disziplin verzichten. Nur durch eine strikte Disziplin lässt sich in Kriegssituationen möglichst effizient operieren und somit die Überlebenschancen für die Soldaten erhöhen.

Im Laufe der Zeit geriet die strenge militärische Disziplin stets |53|mehr in Misskredit. Das Verhältnis zwischen Armee und Gesellschaft kehrte sich in Bezug auf die Disziplin vollkommen um. Während im 17. Jahrhundert die Neuerungen der Armee große Auswirkungen auf die Struktur der Gesellschaft hatten, orientierte sich die moderne Armee mehr und mehr an der Gesellschaft: Der Widerwille gegen die Disziplin beeinflusste sogar die militärische Kultur.

Auch in anderen Disziplinarinstitutionen wie in den Schulen, am Arbeitsplatz, in den Krankenhäusern und Gefängnissen befand sich die Disziplin auf dem Rückmarsch, die Organisationen wurden flexibler, waren weniger hierarchisch strukturiert und die Entscheidungsfindung erfolgte öfter demokratisch.

Disziplin!

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