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Die Drossel und die Elster

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Eine Fabel

Am Rande der Siedlung, wo die Gärten in freies Gelände übergehen, wo das Bächlein unter grünem Gebüsch durch die Wiesen plätschert, ist das Reich der Vogelwelt. Hier kann man sie alle finden: Amseln, Finken, Lerchen, Meisen, Zaunkönig, Schnäpper, Elstern und die vielen anderen.

Hier hat auch die Drossel ihr wohlgeformtes Nest gebaut. Tag für Tag flötet und zwitschert sie viele Stunden ihren fröhlichen, melodischen Gesang in die Welt und erfreut damit nicht nur ihre Artgenossen, sondern vor allem die Menschen, die hier leben, und erleichtert ihnen ihr Tagwerk.

Im höchsten Baum ist das Nest der Elster. Von hier aus hat sie den Überblick über den gesamten Hain, die angrenzenden Gärten und die angegliederten Höfe. Ihren Augen entgeht nichts. Alles, was leuchtet und blinkt, weckt ihre Gier. In vollem Flug stürzt sie sich auf den Gegenstand, greift ihn mit dem Schnabel und bringt ihn in ihr Nest mit Dach, wo sie ihr Beutegut ansammelt. Laut und triumphierend schallt ihr Ruf über das Gelände: „Schack-schackschack!“ Hohn ist in ihrer Stimme.

Eines Tages beim Erkundungsflug über das buschige Bachufer fühlt sie sich belästigt vom Gesang der Drossel.

„Was flötest und tirilierst du den ganzen Tag? Als hättest du einen Grund dazu. Solltest dich lieber um dein armseliges Nest kümmern! Ohne jeden Schmuck. Dagegen ist meines ein Palast. Was ich für Schätze habe! Dir würden die Augen übergehen, wenn du das sehen würdest! Ich hätte Grund, Tag und Nacht zu jubeln. Du aber halt endlich den Schnabel. Schack-schackschack!“

Die Drossel aber lässt sich von den Drohungen nicht einschüchtern. Mit Selbstbewusstsein und voll Überzeugung entgegnet sie:

„Wer hier den Schnabel halten sollte, muss erst noch festgestellt werden. Du frohlockst über deine Beutezüge, über dein Diebesgut. Du bist eine Diebin! Ich an deiner Stelle würde mich schämen. Jeder Ton bliebe mir im Halse stecken!


Ein Richter mag entscheiden, wessen Tun Gott und den Menschen besser gefällt: deine Anhäufung von Gestohlenem oder mein Gesang.“

Sie drehte den Schwanz Richtung Elster, ließ gezielt einen Klecks fallen, hüpfte auf einen anderen Zweig und ließ erneut ihr Lied erschallen.

Fuchsi auf Hühnerjagd und andere Begebenheiten

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