Читать книгу Die Verführung aus dem Bauch - Marlis Maria Brehmer - Страница 9

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1 Geheimnisse, die dich sofort von Stress befreien

1.1 Das Wichtigste haben wir nicht gelernt

»Leben« heißt rückwärts gelesen »Nebel«.

Kein Wunder, dass ich nie durchblicke.

Heutzutage gibt es für alles eine Gebrauchsanweisung. Selbst die einfachsten Dinge wie ein Haargummi haben eine Anleitung. Nur fürs Leben, da gibt es nichts. Gar nichts. Keine Anweisung, kein Leitfaden, kein Wegweiser, keine Bedienungsanleitung, kein Handbuch. Nicht mal eine kleine abenteuerliche Gebrauchsanweisung aus China, die von einem automatischen Übersetzungsprogramm in 17 Sprachen gedolmetscht wurde. Nichts.

Als Kind hatte ich mir das anders vorgestellt. Das Erwachsensein musste großartig sein. Ich war mir sicher, allein die Tatsache, erwachsen zu sein, ist die Lösung für alles. Man wüsste dann schon, wie das Leben geht. Ich dachte, Erwachsene sind aus sich heraus kompetent und in der Lage, das Leben souverän zu meistern. Das war wohl ein Irrtum. Denn als ich erwachsen war, habe ich festgestellt, dass ich mich überhaupt nicht auskenne. Woher sollte es auch kommen?

Richtig zu spüren bekam ich das, als ich, junge Frau, nach einem Wochenendausflug zurückkehrte und aus meiner anfänglichen Freude ein großes Drama wurde. Ich öffnete die Wohnungstür und wusste sofort, mein Freund ist nicht da. Kein Problem, es ist 1996 und es gibt Telefone. Telefone mit Schnur. Unser Telefon hatte eine sehr lange Schnur. Damit konnte ich in jede Ecke der Wohnung gelangen, also unbegrenzte Erreichbarkeit. Ich nehme eben dieses Telefon und werfe mich mit einem Schwung aufs Bett, um ein paar Freunde meines Freunds anzurufen und meine Rückkehr mitzuteilen. Irgendwo wird er schon sein. Ich liege mit dem Telefon gemütlich auf dem Bett und plötzlich – ich dachte, ich sehe nicht richtig. Oh bitte, lass das nicht wahr sein. Da liegt auf dem Kopfkissen – damals noch schwarze Bettwäsche, du siehst, es ist schon ein paar Tage her – also da liegt wie aufgebahrt ein langes, blondes, gelocktes Haar. Glaub mir, ich war mal jünger, aber niemals blond gelockt.

In meinem Kopf überschlägt es sich: „Miststück – kaum bin ich 2 Tage, besser gesagt 2 Nächte, weg, da hat er … in unserem Bett. Wie pietätslos! Wie lange läuft das schon? Das ganze Wochenende? Länger? Ist er jetzt gerade bei ihr? Das lasse ich mir nicht gefallen! Ich bin stolz wie eine Rose. Ich ziehe aus. Ich ziehe in eine eigene Wohnung. Das habe ich eigentlich nicht geplant. Das kann ich mir gar nicht leisten. Ich muss zu meinen Eltern zurück. Wie erbärmlich. Aua.“ Mein Kopf spielt verrückt, das Herz bummert, meine Beine sacken weg.

Kennst du das? Wenn dir von einer auf die andere Minute, die Gemütlichkeit im Leben wegrutscht? Wenn etwas passiert und hinterher nichts mehr so ist, wie es gerade noch war. Aber vor allem, wenn du keine Idee hast, was du machen kannst, um dich von diesem Schock zu erholen.

„Bis zur Hochzeit ist alles wieder gut!“ und „Die Zeit heilt alle Wunden!“ Das sind die Trostpflaster, die ich für Krisensituationen in meiner Kindheit mitbekommen habe. Aber so richtig alltagstauglich scheint mir das nicht. Den Typ heiraten, damit alles wieder gut ist oder meinen Schmerz auszusitzen, bis Gras über die Sache gewachsen ist? Nein.

Ich bin ungeduldig, ich möchte schnell wieder auf die Beine kommen, selbst etwas tun können, um mich aus so einer Nummer zu befreien. Ich will die Kontrolle behalten, wenn mich ein körperliches Problem oder ein starkes Gefühlschaos überwältigt. Ich will meine Probleme schnell und unkompliziert lösen und mich wieder gut fühlen. Das muss doch drin sein. Das ist doch nicht zu viel verlangt!

All das ist in der Tat möglich. Aber warum hat uns niemand beigebracht, wie das Leben funktioniert? Ich hätte gut aufgepasst. In der Schule gab es nur interpretieren, konjugieren und potenzieren. Aber niemand hat uns gesagt, wie die alltäglichen Dinge zu händeln sind.

Heute weiß ich, wie es geht. Ich kann mich und meinen Körper schnell wieder unter Kontrolle bringen. Hätte ich diese Techniken schon damals gehabt in der unglücklichen Situation mit der goldenen Locke, dann hätte ich sofort reagieren können. Statt mich monatelang zuhause zu verstecken und mich zu bedauern, hätte ich mich innerlich aufgerichtet, mich äußerlich zurechtgemacht und wäre hinausgegangen – auf in eine neue Runde Sozialakquise. Wie heißt es doch so schön? Andere Wege haben auch schöne Steine, ach nein, andere Mütter haben auch schöne Söhne.

Wie du dich in akuten Stress-Situationen sofort wieder in den Griff bekommst, werde ich dir im nächsten Kapitel zeigen. Im weiteren Verlauf des Buches erfährst du dann, wie du dich mental richtig aufstellst, um im Notfall und unter Stress schnell wieder in deine Mitte zu kommen.

Los geht’s.

1.2 Mit dem Orient-Express sofort aus dem Stress

»Wo finde ich den Ort, der den Hunger meiner Seele stillt?«

»Begib dich in deinen Körper, denn damit stehst du auf festem Grund.«

Kabir, sufischer Mystiker

Das Leben in vollen Zügen genießen

Die Leute sagen, du sollst das Leben in vollen Zügen genießen. Das habe ich getan. In der Bahn auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Ich schleppte mich mit meinem großen Koffer durch den völlig überfüllten Zug, in der Hoffnung, irgendwo doch noch einen Sitzplatz zu ergattern. Voller Einsatz hat sich hier schon oft ausgezahlt. Genervt ziehe ich in den nächsten Wagen. Ein junger Mann scheint mich gesehen zu haben, denn als ich auf seiner Höhe bin, steht er auf und bietet mir mit einladender Geste seinen Platz an: „Bitte schön.“ Ganz naiv frage ich ihn: „Warum?“

Er antwortet laut und gut hörbar für alle: „Ich bin jung, ich kann stehen.“ WAS?! – brüllt es in mir. Das ist doch nicht wahr, oder? Wie wäre denn da die Schlussfolgerung: Und du bist alt und musst sitzen? Hey, ich bin erst 46! Das war mein erstes Mal. Das hat gesessen. Ich frage in die Runde der Mitreisenden: „Ist das gerade gut oder schlecht für mich gelaufen?“ Die meisten lachen. Immerhin. Ein kleiner Trost, mein Humor funktioniert noch. Jetzt, wo ich ins Alter komme, soll ich nichts mehr für selbstverständlich halten.

Natürlich setze ich mich, den Platz hatte ich teuer bezahlt. So unterhaltsam diese Geschichte auch ist – ich hatte Stress. Die freundliche Geste hat mein junges Ego hart getroffen.

Wenn wir mit einer Situation überfordert sind, die Kontrolle verlieren, die Dinge nicht mehr im Griff haben, dann spricht man von Stress. Dabei ist dieser Stress eine sehr individuelle Angelegenheit. Was den einen überfordert und anhebt, lässt den anderen vollkommen kalt.

Ich jedenfalls war froh, dass ich über Techniken verfüge, mit denen ich mich schnell wieder „entstressen“ konnte. Diese Techniken möchte ich dir jetzt verraten, damit du ebenfalls keiner Situation mehr hilflos ausgeliefert bist und schnell wieder die Kontrolle zurückgewinnst, unabhängig davon, ob dein Stress klein oder groß ist, ob er von dir selbst oder durch andere verursacht wurde. Die Geheimnisse aus dem Orient-Express werden dich in jeder Lebenslage, überall und sofort von Stress befreien.

Der Orient-Express gegen Stress

Geheimnis 1: Den Stress wegatmen

Atme durch die Nase ein und zähle dabei bis vier.

Atme durch den Mund wieder aus und zähle dabei bis acht.

Mache mindestens fünf Wiederholungen.

Das funktioniert auch gut im Gehen, wenn du schnell von A nach B musst und gestresst bist. Dann atme auf 4 Schritte ein und auf 8 Schritte wieder aus.

Geheimnis 2: Den Stress wegklopfen

Mach eine flache Hand mit durchgestreckten Fingern, als ob du eine Karateschlag ausführen willst. Statt gegen einen Gegenstand schlägst du die Außenkante dieser „Karate-Hand“ im rechten Winkel gegen die Innenseite der anderen flachen Hand. Klopfe, bis sich der Stress aufgelöst hat.

Geheimnis 3: Den Stress abschalten

Schließe deine Augen.

Atme ein und rolle deine Augen (hinter den geschlossenen Augenlidern) sanft nach oben, als ob du hochschauen willst.

Atme aus und schaue hinter dem geschlossenen Augenlid wieder gerade.

Mache 5-6 Wiederholungen.

Wie? Was? Das soll schon alles sein? Das soll bei richtig starkem Stress helfen?

Deine Zweifel sind berechtigt. Normalerweise gilt: Was nichts kostet, ist nichts wert, und was nicht kompliziert ist, kann nicht helfen. Aber Achtung – unterschätze nicht die Wirkung dieser Übungen.

Geheimnis 1 kannst du völlig unbemerkt machen, im Meeting, am Telefon, in einem Streitgespräch, an der Kasse im Supermarkt, einfach überall. Niemand wird merken, dass du dich gerade regulierst. Du musst deine Tätigkeit dafür nicht einmal unterbrechen.

Egal, in welcher Situation, ob du Stress im Job hast oder zuhause mit den Kindern, der Schwiegermutter, deinem Partner, ob du Ärger im Straßenverkehr hast oder Angst auf dem Zahnarztstuhl, ob Schwindel oder Übelkeit – mit diesen Übungen, kannst du dich von jedem körperlichen und emotionalen Stress befreien. Die Wirkung setzt schon nach einer Minute ein, allerdings nur, wenn du die Übungen auch machst.


Um Stress abzubauen,

maleic h jetzt Mandalas au s.

Geheimnis gegen Angst- und Panikattacken

Bei Angst- und Panikattacken wende 1 und 2 gleichzeitig an. Statt dem Impuls nachzugeben, die Situation schnellstmöglich zu verlassen, bleibe, wo du bist, atme und klopfe. Halte dich aus. Gehe nicht aus der Situation.

Sei dir bewusst, egal, was deine Gedanken dir versuchen, einzureden: Du stirbst nicht an einer Panikattacke und sie geht immer vorüber. Steige nicht in das chaotische Gedankenkarussell ein und füttere die Attacke dadurch weiter. Bekomme dich unter Kontrolle, indem du deinen Geist mit diesen Übungen beschäftigst, denn was du pflegst, gedeiht. Ob Panikattacke oder Alltagsstress – mit dem Orient-Express gegen Stress hast du ein machtvolles Instrument, mit dem du dich jederzeit von Stress befreien kannst.

Was du pflegst, gedeiht.

Die zauberhafte Einheit von Körper, Geist und Seele

Aber wie kann es sein, dass diese einfachen Übungen tatsächlich wirken? Das funktioniert über die Einheit von Körper, Geist und Seele. Das klingt esoterisch, nicht zuletzt, weil spirituelle Leute dir gern zeigen wollen, wie du diese Einheit findest. Aber da gibt es nichts zu suchen oder zu finden. Die Einheit von Körper, Geist und Seele ist immer da, seit deiner Geburt.

Wenn du einen richtig großen Lottogewinn machst, dann wird dir nahegelegt, möglichst keinem davon zu erzählen. Ich frage mich, wie das in der Praxis gehen soll, eben wegen der Einheit von Körper, Geist und Seele. Die Freude über den Gewinn wird riesig sein. Du bist glücklich und das wird man (an deinem Körper) sehen können. Wahrscheinlich wirst du den ganzen Tag grinsen und bekommst diesen wippenden, federnden Gang. Du brauchst es gar keinem sagen, jeder wird sehen, dass bei dir etwas Großartiges passiert ist. Es ist das Gleiche, wie wenn du verliebt bist. Da kommt dann noch der leicht verklärte Blick dazu. Du wirst es nicht verstecken können. Aber auch, wenn deine Kollegin am Montag mit leicht gebeugter Haltung ins Büro kommt und einen eingefrorenen Blick hat, dann weißt du, was bei ihr am Wochenende los war. Das heißt, jeder Gemütszustand ist am Körper zu sehen. Wie du dich innerlich fühlst, hat eine Auswirkung auf deinen Körper.

Den Sieger erkennt man am Start.

Die unzertrennliche Einheit von Körper, Geist und Seele kannst du hervorragend zur Entspannung nutzen. Wenn du deinen Geist mit Meditation, autogenem Training oder beruhigender Musik ansprichst, dann wirst du innerlich ruhig und kurze Zeit später wird dein Körper folgen und sich ebenfalls entspannen, denn es gibt keine intimere Beziehung als die zwischen Körper und Geist. Den Geist zu beruhigen, um den Körper zu entspannen, ist ein Weg, aber leichter ist der umgekehrte Weg. Entspanne deinen Körper und dein Geist wird folgen. Die Wechselwirkung besteht immer in beide Richtungen.

Das vermittle ich in meinen Seminaren und freue mich jedes Mal wieder, wenn es aufgeht. Ich lade die Teilnehmer zu einer Runde Qigong ein. „Die 18 Bewegungen der Harmonie“ sind eine einfache Bewegungsabfolge, die Ungeübte sofort umsetzen können. Die einzige Herausforderung ist das Tempo der Bewegungen. Das ist nicht etwa hoch. Es ist genau das Gegenteil davon, nämlich eine Art Zeitlupe. Für Menschen, die das Tempo der westlichen Welt gewohnt sind, ist das eine echte Herausforderung. So sind die ersten Minuten für manche Teilnehmer unerträglich. Sich dermaßen langsam zu bewegen, können sie kaum aushalten und kostet ihnen paradoxerweise größte Anstrengung. Aber wenn sie zulassen, dass sich der Körper in der Langsamkeit entspannt, dann sind viele erstaunt, wie relaxt sie sich auf einmal auch mental fühlen.

Die Geheimnisse aus dem Orient-Express gegen Stress setzen genau hier an: Entspanne deinen Körper und du wirst auch innerlich zur Ruhe kommen. Das ist das Geheimnis der intensiven Wirkung der Übungen. Der Stress-Auslöser selbst ist dabei völlig irrelevant.

Aha

Wissenswertes über Geheimnis 1 – Atme dich frei:

Unsere normale Atemfrequenz beträgt 12-16 Atemzüge pro Minute. Unter Stress wird der Atem flacher und schneller. Es können dann schon mal 20 oder mehr Atemzüge werden, wobei das Gehirn schlechter mit Sauerstoff versorgt wird.

Da wir auf den Atem bewusst Einfluss nehmen können, kannst du mit dieser Übung ein neues Tempo vorgeben. Mit der Übung vom Geheimnis 1 reduzierst du die Zahl deiner Atemzüge auf 5-6 pro Minute. Bei dieser Atem-Frequenz aktiviert der Körper automatisch das parasympathische Nervensystem, anders gesagt: Du schaltest in den Entspannungsmodus. Du bringst deinen Körper in eine Situation, als befände er sich gerade im Urlaub, in einer Hängematte zwischen Palmen, am Strand mit Blick aufs Meer. Wie du bereits weißt: Wenn der Köper entspannt ist, folgt der Geist automatisch, denn die Einheit von Körper und Geist ist untrennbar.

Wissenswertes über Geheimnis 2 – Klopfe dich frei:

Allein durch einen einfachen Klopfimpuls an der Handkante, wird deine Stress-Kette unterbrochen. Es werden keine weiteren Stresshormone mehr in den Körper ausgeschüttet. Diese Übung stammt aus der Klopfakupressur. Sie wird auch als Tapping, EFT (Emotional Freedom Techniques) oder MET (Meridian-Energie-Techniken) bezeichnet und basiert auf Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin. Stelle dir das wie eine Art Akupunktur ohne Nadeln vor. Der Punkt an der Handkante wird auch als Karatepunkt bezeichnet.

Falls die Situation es nicht erlaubt, so auffällig an der Hand zu klopfen, kannst du den Punkt auch unauffällig durch eine Massage aktivieren. Du findest den Punkt sowohl an der linken als auch rechten Handkante, in der Kuhle zwischen dem kleinen Finger und dem Beginn der Handfläche. Die Stimulation des Karate-Punktes über eine Massage hat die gleiche positive Wirkung auf den Körper wie das Klopfen.

Ein weiterer Punkt, der im Notfall hervorragend hilft, ist der Schlüsselbeinpunkt, der auch als Niere 27 bekannt ist, siehe Abbildung 2. Diesen Punkt kannst du ebenfalls durch Klopfen oder eine Massage mit den Fingern aktivieren. Auch hier gilt wieder, die Punkte so lange zu bearbeiten, bis der Stress nachlässt. Viele Frauen machen das im Laufe des Tages automatisch. Unbewusst streichen sie mit der flachen Hand unterm Hals lang und entlasten damit sich und den Körper. Hast du das mal bei anderen beobachtet oder machst du das womöglich selbst?

Egal, was passiert, solange du diese Notfall-Punkte „bearbeitest“, bist du sicher, bleibst in deiner Kraft. Du kannst damit jede noch so furchtbare Situation überstehen. Es ist sogar möglich, durch den Klopfimpuls einem Schock vorbeugen bzw. die körperliche Reaktion eines bereits bestehenden Schocks zu regulieren. Klopfe so lange, bis die stressige Situation vorbei ist, du dich wieder beruhigt hast und dich besser fühlst.

Wissenswertes über Geheimnis 3 – Rolle die Augen:

Allein durch das Schließen der Augen werden 80 Prozent unserer Sinneswahrnehmungen ausgeschaltet. Das ist schon entspannend. Wenn du nun noch das Rollen der Augen hinter dem geschlossenen Augenlid durchführst, kannst du den Entspannungseffekt noch steigern.

Es kann sein, dass es sich anfangs etwas fremd anfühlt. Das ist es aber nicht, denn jede Nacht beim Einschlafen machst du unbewusst diese Augenbewegungen. Die Übung katapultiert dein Gehirn in den Frequenzbereich der Alpha-Wellen, einem Zustand tiefster Entspannung, in den man normalerweise erst durch stundenlange Meditation gelangt. Stelle dir vor, diesen Zustand kannst du mit Geheimnis 3 innerhalb von einer Minute erreichen.

Trotz des Gefühls, leicht entrückt und bedeppert zu sein, bist du in einer Verfassung erhöhter Konzentration. Jetzt lassen sich schwierige Probleme lösen, denn dein Tor zur Kreativität ist weit offen. Im Gegensatz ist der Zugang zu Spontanität, Kreativität und zur parallelen Informationsverarbeitung unter Stress nicht mehr möglich. Aus deinem Weit- wird ein Tunnelblick. Aus diesem Grund befinden sich die Notfall-Knöpfe im Cockpit eines Flugzeuges auch alle auf Augenhöhe des Piloten, damit er sie unter extremem Stress auch mit Tunnelblick noch sehen kann.

Mache dir ein Bändchen ums Handgelenk, dass dich die nächsten Tage daran erinnert, dass du ab jetzt über Techniken verfügst, die dich sofort von Stress befreien.

Ist Stress noch zeitgemäß?

Vor Millionen von Jahren war die Stress-Reaktion die Grundlage unseres Überlebens. Sobald eine Gefahr bestand, wurden Stresshormone produziert, die Unmengen an Energie freisetzten. Der Körper lief auf Hochtouren, war bereit für Kampf oder Flucht, mit dem einen Ziel: das Überleben zu sichern.

Heutzutage ist das Leben so sicher wie nie zuvor. Keiner von uns befindet sich in Lebensgefahr und die Stressreaktion wird eigentlich überflüssig. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Kaum waren die Menschen gestresster als heute. Sogar Schulkinder klagen schon über Stress. Statt auf Säbelzahntiger reagiert der Mensch heute auf Zeitdruck, Ärger im Job oder in der Familie, auf soziale Ängste, Isolation, Lärm, Reizüberflutung, Gedanken oder die hohen Ansprüche an sich selbst. Heutzutage reicht das Klingeln eines Telefons schon aus und dein Körper reagiert. Wie zu Urzeiten schaltet er auf Stress, also auf Lebensgefahr um.

Doch statt die jetzt im Körper zur Verfügung gestellte Energie mit „Zu- oder Abhauen“ abzuarbeiten, bleiben wir fein hinterm Schreibtisch oder Lenkrad sitzen. Dafür ist der Deutsche bekannt: immer schön brav und pflichtbewusst. Stelle dir mal eine Italienerin vor, wie sie mitten auf der Kreuzung aus ihrem Auto steigt, herumbrüllt und die Lage ein für alle Mal klarmacht. Stressbewältigung auf italienisch – großartig. Nichts mit Ruhe bewahren und lösungsorientiert denken. Das geht auch gar nicht, denn unter Stress schaltet unser Großhirn ab und das Reptilienhirn übernimmt. Der Vorteil: Jetzt bist du in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen. Der Nachteil: Die Fehlerquote ist unglaublich hoch. Übrigens schaltest du auch dann in diesen Reptilienhirn-Modus um, wenn du verliebt bist. Wie war das noch gleich? Dann bist du in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen, aber die Fehlerquote …

Hättest du gedacht, dass Verliebtsein, eine Hochzeit oder eine Fahrt mit der Achterbahn auch die Stresskette auslösen? Dein Körper macht keinen Unterschied, ob es sich um sogenannten positiven oder negativen Stress handelt. Es läuft immer aufs Gleiche hinaus. Kalte Hände, Kurzatmigkeit, das Herz schlägt dir bis zum Hals – nichts als Stress-Symptome.

Wer hat sich für das Verliebtsein nur das schöne Bild von Schmetterlingen im Bauch ausgedacht? Du wirst mir zustimmen, es handelt sich eher um einen Tornado, der in einem tobt. Auch beim „Stress“ durch Verliebtsein wird ein hohes Maß an Energie zur Verfügung gestellt, um blitzschnell auf die „Gefahr“ reagieren zu können – mit Kampf oder Flucht. Wissen wir zu diesem Zeitpunkt etwa schon, dass es besser wäre, jetzt schleunigst die Beine in die Hand zu nehmen und zu flüchten, um später dem ganzen Liebesleid, Herzschmerz und Ärger zu entkommen?

Tanz der Hormone

Was denkst du, wie lange sind die Stresshormone in deinem Körper noch aktiv, wenn du sie aussitzt und nicht körperlich abreagierst? Was glaubst du, wie lange braucht die Biochemie, bis die Hormone wieder abgebaut sind? Anders gefragt: Wie lange fühlst du dich gestresst? Sechs Stunden? Eine Nacht? Drei Tage? Eine ganze Woche?

Im Prinzip sind es nur 1,5 bis 2 Stunden, bis der Körper sich wieder reguliert hat. Aber machen wir uns nichts vor: Bei deinem stressigen Alltag steht in dieser Zeit doch schon der nächste Stress vor der Tür, klopft an und macht dir das Leben zur Hölle. Also steigen die Stresshormone wieder an, denn der moderne, hektische Lebensstil erlaubt keine Pausen. Der Cortisol-Spiegel im Blutkreislauf bleibt erhöht und der Stress wird chronisch.

Es gibt Menschen, die von Stresshormonen abhängig sind, um überhaupt ein Gefühl von Lebendigkeit zu spüren und das lassen sie sich von niemandem nehmen. Es ist die Sucht nach Adrenalin, um sich wach und leistungsfähig zu fühlen. Das kannst du gut bei ehrgeizigen Menschen beobachten, wie sie nach einem Tag unter Volldampf im Auto nach Hause rasen, um dort unter Hochdruck das Freizeit- und Familienprogramm abzuarbeiten. Der Adrenalinspiegel wird konsequent hochgehalten und die Pause elegant umgangen, um mit dem Gefühl der Ermüdung gar nicht erst konfrontiert zu werden. Der Gipfelstürmer liebt das Hochgefühl. Aber es ist wie beim Flugzeug: Runter kommen sie alle, wenn nicht kontrolliert, dann mit einer Bruchlandung.1 Es ist eben ein Trugschluss, einen gut gefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben zu halten.

Stelle dir mal vor, 70 % der Menschen in den westlichen Ländern sind permanent gestresst, leben also immer in einer Art Überlebensmodus. Bei ihnen befindet sich der Körper grundsätzlich im Ausnahmezustand, als ginge es um Leben oder Tod. Gehörst du auch dazu? Die Folgen sind klar: Konzentrationsstörungen, Blutzuckerungleichgewicht, hoher Blutdruck, Verdauungsbeschwerden, Gefäßerkrankungen, Tinnitus, Herzinfarkt, Schlaganfall … Unter uns Frauen gesagt: Stress verursacht auch graue Haare und ein schwaches Bindegewebe.

Der Mensch ist nicht für Dauerstress gemacht und so wundert es nicht, dass mittlerweile 75-90 % aller Krankheiten, mit denen die Menschen heute zum Hausarzt gehen, auf Stress zurückzuführen sind. Und wir Frauen holen auf. Der Herzinfarkt ist inzwischen auch bei Frauen mit Abstand die häufigste Todesursache. Vor allem bei jüngeren Frauen im Alter zwischen 35 und 54 Jahren stieg die Rate an.

Aber es ist nicht die Menge der Arbeit, die den alltäglichen Stress verursacht, sondern der Mensch, der sich deswegen unter Druck setzt. Dieser Mensch, der bist du, oder?

Die gute Nachricht: Ein stressfreies Leben ist möglich. Die Vorstellung, dass du dafür viel Zeit brauchst, ist ein Irrtum. Du musst nicht erst Stressliteratur studieren, deinen gesamten Tagesablauf umbauen und Freiräume schaffen, um abends auf der Yogamatte dein Entspannungsprogramm zu starten. Keine Frage, das ist auch schön, aber es geht viel einfacher. Mit den 3 Geheimnissen aus dem Orient-Express bekommst du dich schnell wieder in den Griff, wirst ruhig und bleibst handlungsfähig.

Dein Körper – Der Weg aus der Stressfalle

Hättest du gedacht, dass ausgerechnet dein Körper der Weg aus der Stress-Falle ist? Stress beginnt im Kopf und Entspannung im Körper. Über deinen Körper wird es dir gelingen, dich in einer Minute von Stress zu befreien. Ab sofort fang den Stress gleich da ab, wo er entsteht, beim Meeting, am Schreibtisch, im Auto oder an der Kasse im Supermarkt.

Stress beginnt im Kopf,

Entspannung im Körper.

Wenn du jetzt denkst: „Entschuldigung, aber so einfach geht das bei mir nicht, ich habe ausgewachsene Probleme, richtigen Stress für Erwachsene, mit ein bisschen Atmen und Augenschließen bekomme ich meine Probleme nicht in den Griff“, dann lass dir sagen: Du brauchst nur deinen Körper und diesen Moment unter Kontrolle bringen. Bleibe im Hier und Jetzt. Etwas anderes gibt es nicht. Das Leben ist bekanntlich nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Augenblicken.

Wenn du gestresst bist, bist du kopflos, unkonzentriert und steigerst dich immer weiter in deine Probleme hinein. Doch nur wenn du entspannt bist, bist du handlungsfähig und kannst die Lösung für dein Problem finden. Deshalb sorge dafür, dass du bei Stress schnell wieder in einen entspannten Zustand zurückfindest. Das garantiert dir einen klaren Verstand. Dann kannst du der Situation wieder entsprechend angemessen reagieren und die Lösungen können sich zeigen.

Der Orient ruft – Raus aus dem Kopf, rein in den Körper

Worum handelt es sich beim Raks Sharki?

a) Ein Gericht aus der indonesischen Küche?

b) Eine seltene Haiart im Pazifik?

c) Eine exotische Tanzart?

Wenn du an ein Gericht oder einen Hai denkst, liegst du vollkommen daneben. Raks Sharki bedeutet wörtlich übersetzt „Tanz des Ostens“, was dir bestimmt als orientalischer Tanz oder Bauchtanz ein Begriff ist.

Der Bauchtanz wird bedauerlicherweise oft vorschnell abgewertet, auch von Frauen. Es wird belächelt, wie sich deutsche „Sulaikas“ halbnackt in exotischer Verführung versuchen. Aber wenn du dir einen Moment Zeit nimmst und den Tanz genauer anschaust, wirst du sehen, er ist so viel mehr als das. Anmut und Schönheit, ein Ausdruck von Weiblichkeit und Freiheit. Aber bis es so weit ist, dass eine orientalische Tanzdarbietung wirklich gekonnt, leicht und spielerisch aussieht, sind 1001 Stunden Fleiß und Disziplin nötig.

Bauchtanz ist meine große Liebe und ich möchte dir ein bisschen davon vorschwärmen. Die Kunst besteht darin, Körperteile isoliert voneinander zu bewegen. Aber auch die auffälligen Hüft- und Bauchbewegungen und das vibrierende Zittern gehören dazu. Bauchtanz zu lernen ist ein Abenteuer für sich, denn in unseren Breitengraden bewegt man sich beim Tanzen eher im Block, so auf und ab. Kaum jemand weiß, dass sich der Oberkörper unabhängig vom Unterkörper bewegen kann und umgekehrt. Kaum jemand ahnt, welche Kraft und Energie in den Bewegungen von Hüfte und Becken wohnen.

Auch die Schönheit des weiblichen Körpers bewusst darzustellen, zu genießen und sich zu zeigen, ist anfangs nicht einfach, aber letztlich eine sehr heilsame Erfahrung. Die größte Schwierigkeit liegt allerdings in dem feinen Vibrieren der Hüfte, was auch Shimmy genannt wird. Das fällt vielen Frauen schwer, weil es ein komplettes Loslassen voraussetzt. Loslassen ist Entspannung. Obwohl Entspannung weiblich ist und das Frauen eigentlich entsprechen müsste, sind sie anfangs meilenweit davon entfernt. Aber sobald der Shimmy erstmal geglückt ist, erlebst du ein Gefühl euphorischer Befreiung und manch Menstruations- und Rückenbeschwerden verschwinden dabei wie von selbst.

Tanz ist der schnellste

Weg zur Entspannung.

Beim Zittern handelt es sich um eine angeborene Fähigkeit, die Erwachsene allerdings als peinliche Schwäche empfinden, während Babys und Tiere das ganz instinktiv machen. Wenn ein Zebra gejagt wurde und dem Löwen im letzten Moment entkommen konnte, legt es sich anschließend zum Ruhen unter einen Baum und macht zitternde Bewegungen, um die überschüssigen Stresshormone abzuschütteln. Es gibt sogar eine Therapieart, das neurogene Zittern, bei der dieses Schütteln bewusst eingesetzt wird, um körperliche und psychische Belastungen aufzulösen. Beim Bauchtanz gibt es das inklusive.

Aber jede Art von Tanz ermöglicht uns, aus dem Kopf heraus- und wieder in den Körper hineinzukommen. Mittlerweile weißt du um die Bedeutung des Körpers beim Thema Stressbewältigung. Also mache das Radio an oder suche dir aus deiner Playlist deinen Lieblingstitel heraus und tanze. Mache dich locker. Keine Sorge: You can dance! Löse den Stress über Tanz. Die ständig kampfbereite und deshalb völlig verspannte Muskulatur wird es dir danken. Es heißt: Tanzt, damit ihr eure Fesseln nicht spürt! Also schüttele dich, schwing und drehe dich.

Begehren ganz

von Barbara Krippendorf 2

von Barbara Krippendorf 2

Ächzen. Stöhnen. Tanzen.

ach

das macht alle Nöte schwach

Ich begehre unverhohlen

Tanz oh Tanz

auf heißen Sohlen

Wenn die Welt sich dreht im Kreis

Feuer glühen

Funken sprühen

Flüssiges quillt aus den Poren

Gedanken haltlos und verloren

entfliehn vor tobenden Ergüssen

Gefühle fahren aus der Haut

Augen kippen

Mark und Bein erschauern

Herzen lodern Flammen rot

Was ist Leben

Was ist Tod

Auflösen

jetzt

im Tanz

ist

mein Begehren

ganz.

Jetzt bist du dran

Mit der Übung Innere Ruhe aus der Klopfakupressur kannst du dich schnell entspannen. Sie eignet sich hervorragend nach einem langen Arbeitstag, aber auch jederzeit zwischendurch. Du benötigst dafür 10 Minuten Zeit und wirst unmittelbar einen Unterschied wahrnehmen können. Um Herunterzukommen und deine Gedanken abzuschalten, werden bei dieser Übung nacheinander 6 Akupunkturpunkte beklopft. Nimm dazu ein oder zwei Finger, von welcher Hand spielt dabei keine Rolle. Die Finger sind dein „Werkzeug“, mit dem du jeden Akupunkturpunkt etwa 10-mal sanft beklopfst. Sprich dabei laut den dazugehörigen Satz. Die Punkte findest du auf der Abbildung Klopfpunkte.

Klopf-Runde 1
Klopfe 10-mal an jedem der folgenden Punkte
Klopfe 1: Augenbraue innenSage dabei laut: Ich bin ruhig und gelassen.
Klopfe 2: Auge außenSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Klopfe 3: unterm AugeSage dabei laut: Ich bin ruhig und gelassen.
Klopfe 4: unter der NaseSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Klopfe 5: unterm MundSage dabei laut: Ich bin ruhig, gelassen und entspannt.
Klopfe 6: SchlüsselbeinSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Atme tief ein – halte den Atem kurz an – atme wieder aus.
Klopf-Runde 2
Klopfe 1: Augenbraue innenSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Klopfe 2: Auge außenSage dabei laut: Ich bin ruhig und gelassen.
Klopfe 3: unterm AugeSage dabei laut: In jeder meiner Zelle ist Ruhe und Gelassenheit.
Klopfe 4: unter der NaseSage dabei laut: Ich bin ruhig und gelassen.
Klopfe 5: unterm MundSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Klopfe 6: SchlüsselbeinSage dabei laut: Ich entscheide mich für innere Ruhe und Gelassenheit.
Atme tief durch.
Klopf-Runde 3
Klopfe 1: Augenbraue innenSage dabei laut: Innere Ruhe.
Klopfe 2: Auge außenSage dabei laut: Innere Ruhe in mir.
Klopfe 3: unterm AugeSage dabei laut: Ruhe und Gelassenheit.
Klopfe 4: unter der NaseSage dabei laut: Ich wähle Ruhe und Gelassenheit.
Klopfe 5: unterm MundSage dabei laut: Ich bin ruhig und gelassen.
Klopfe 6: SchlüsselbeinSage dabei laut: Trotz alledem, wähle ich innere Ruhe und Gelassenheit.

Atme tief ein und wieder aus. Spüre in dich hinein. Was hat sich verändert? Bist du gelassener? Spürst du tatsächlich Ruhe? Wiederhole die Übung.3

Die Übung Innere Ruhe und mehr über die Emotional-Freedom-Technik und deren Einsatz bei Stress, Gewichtsproblemen, Zahnarztangst und Schmerzen erfährst du in meinem Onlinekurs „Abenteuer Entspannung“ unter www.abenteuer-entspannung.de.


Abbildung Klopfpunkte

Die Klopfakupressur zählt zur energetischen Psychologie, die auf der traditionellen chinesischen Medizin beruht. Wenn wir bestimmte Akupunkturpunkte stimulieren, beispielsweise durch einen Klopfimpuls, werden über die Energiemeridiane stagnierte Blockaden und Emotionen gelöst, so dass du dich frei und entspannt fühlst.

DIE GEHEIMNISSE IM ÜBERBLICK:

Sofort stressfrei

- Egal, was dich aus dem Gleichgewicht bringt, nutze den Orient-Express gegen Stress.

○ Klopfen

○ Atmen

○ Augen rollen

- Bei Angst- und Panikattacken kombiniere Klopfen und Atmen.

- Jede Panikattacke geht vorüber. Du stirbst nicht daran.

- Ein Bändchen am Handgelenk erinnert dich, dass du ab jetzt gegen Stress gewappnet bist, bis es dir in Fleisch und Blut übergegangen ist.

- Mit der Klopfakupressur kannst du dich ebenfalls schnell entspannen.

- Tanz ist der schnellste Weg zur Entspannung.

1.3 Basar der Gefühle – Dein Umgang mit Problemen

Du kannst in die Knie gehen, um zu kriechen,

aber auch um dich zu erheben.

Mit Problemen kenne ich mich aus. Als ich einmal auf einem Konzert war, hat sich mir ein großes Problem in den Weg gestellt. Allerdings hatte ich keine Lust, mich damit abzufinden.

Fräulein Groupie

Das Konzert war in der Berliner Volksbühne im roten Salon. Clubatmosphäre, cooles Mobiliar – die besten Voraussetzungen für ein Wiedersehen mit einem Typ, den ich in meiner Heimatstadt kennengelernt habe. Es war mein erstes Mal, dass ich mich ausgerechnet in den Frontmann einer Band verknallt hatte. Auch deshalb bin ich supersexy gestylt, aber nicht zu doll, eher der Look Ach-so-gut-seheich-zufällig-immer-aus.

Langsam lässt sich meine Aufregung nicht mehr unterdrücken, was wiederum gewaltig auf meine Blase drückt. Fräulein Groupie beschließt vor Konzertbeginn, noch schnell einen Gang zur Toilette zu machen. Das Herz und ich hüpfen voller Vorfreude Richtung WC. Hinein in die Kabine, Tür zu, die Blase befreit und nun steht meinem Abenteuer nichts mehr im Weg. Ich will die Tür wieder öffnen, hey, ich will die Kabinen-Tür wieder öffnen, aber die geht nicht mehr auf. Bitte. Ich rüttele mit ganzer Kraft an dem Ding. Blöde Tür. Ich trete mit dem Fuß dagegen. Aua. Ich stecke fest, richtig fest. Eins ist sicher, hier kommt in der nächsten Stunde keiner vorbei. Niemand von den Ladys wird sich die sanften Balladen, gesungen von dieser wohlig rauchigen Stimme entgehen lassen, um mich zu befreien. Mir wird bewusst, dass es hier drin sehr eng ist. Hilfe, ich bekomme Angst. Platzangst.

Wir haben 1998 und es gibt immer noch keine Handys. Ich klopfe gegen die verdammte Tür. Keiner hört mich. Das Konzert beginnt. Die Panik wird größer. Ich lasse mir den Abend von niemandem kaputtmachen, schon gar nicht von einer kaputten Tür. Da draußen singt der Vater meiner ungeborenen Kinder – ich muss hier raus.

Ich sehe, die Kabine ist nach oben hin offen. Instinktiv setze ich einen Fuß auf den Deckel, den anderen auf den Griff. Ich verfüge über wahnsinnige Kräfte und ziehe mich hoch. Diesen Anblick sollte meine Sportlehrerin aus Schulzeiten mal sehen, von wegen ich wäre für Geräteturnen ungeeignet. Mittlerweile hänge ich oben über der Kabine. Lieber Gott, bitte, lass jetzt niemanden hereinkommen. Mein sexy Outfit – ist jetzt auch egal. Ich springe ab und lande wie Super-Spider-Woman sicher auf dem Boden. Pah, ich lass mir doch von so einer blöden Tür den Abend nicht versauen. Ich greife nochmal von außen an den Griff und …. die Tür geht auf. Das kann doch nicht wahr sein. War das nur ein Anwenderfehler?

Die Moral von der Geschicht‘: Wenn sich eine Tür schließt – öffne sie wieder. Dafür sind Türen doch da.

Die Tür zu deinem Drama

Darf ich dich daran erinnern, wenn du ein Problem hast, dass du die Tür dafür selbst geöffnet hast? Ich meine, wenn ich in der Klokabine eingesperrt bin, dann habe ich mich selbst in diese Lage gebracht. Alle Entscheidungen, die mich dahingeführt haben, habe ich getroffen. Ich fahre nach Berlin zum Konzert, an ebendiesem Ort, gehe auf Toilette, wähle die dritte Kabine von rechts … Mache ich hier gerade ein Vergleich mit Toiletten und deinem Leben? Entschuldige, aber du verstehst bestimmt, was ich meine.

Kaum, dass ein Problem auftaucht, stehen auch schon die Gründe dafür in Reih und Glied, wer daran Schuld hat. Wer sonst sollte für dein Problem verantwortlich sein, wenn nicht die anderen? In erster Linie trifft es den Partner, Eltern, Arbeitskollegen und Vorgesetzte. Es eignen sich aber auch hervorragend Lebensumstände als Auslöser deines Problems: das Haus, die Kinder, zu wenig Geld, die schwere Kindheit und, und, und … Herrlich, wie kreativ dein Geist dann unterwegs ist. Nur du selbst bist raus.

Man muss die Schuld auch mal bei anderen suchen.

Aber was wäre, wenn du die Tür zu deinem Drama tatsächlich selbst geöffnet hättest? Wer außer dir, hat es zu dieser schwierigen Situation kommen lassen? Der Ärger in der Familie, der Verlust des Jobs, der Stress mit Partnern oder Kollegen, die Scheidung, die schwere Krankheit oder dein Basar der Gefühle, wo du zum Schluss gar nicht mehr sagen kannst, um welches Problem es genau geht.

Stelle dir vor, alles, was du heute in deinem Leben vorfindest, hast du tatsächlich selbst erschaffen, bewusst oder viel wahrscheinlicher unbewusst. Das klingt im ersten Moment schrecklich. Du liegst am Boden und jemand sagt, du hast es so gewollt. Das ist Hohn, aber darin liegt auch die Lösung und der Trost. Denn nur wenn du bereit bist, für alles, wirklich alles in deinem Leben die Verantwortung zu übernehmen, bist du frei. Solange du glaubst, die Ursache deines Problems läge außerhalb von dir, jemand oder etwas sei für dein Leid verantwortlich, ist die Situation hoffnungslos verfahren.

Dein Problem ist ziemlich heftig? Dann denke: „Oha, es ist wirklich intensiv und schmerzvoll, aber ich habe es so gewollt. Ich selbst habe die Tür dazu geöffnet.“ Dann wirst du sofort ruhig. Denn wenn du es so gewollt hast, fällt der Schmerz weg, der allein durch die Vorstellung entsteht, andere hätten dir das angetan. Mit diesem Gedanken bist du nicht länger Opfer von anderen Menschen oder Umständen. Du hast alles selbst gemacht! Autsch.

Aber wenn du es erschaffen hast, dann kannst du es auch wieder ändern. Mit diesem Ansatz bekommst du Macht. Du bist nicht länger Spielball des Lebens, du übernimmst wieder die Regie. Manche Türen, von denen du glaubst, sie seien verschlossen, klemmen nur ein wenig, wie in meiner Situation beim Konzert damals.

Dein Problem – Ein verschleiertes Geschenk

Das Problem am Problem ist das Problem. Das verstehst du nicht? Ein erfolgreicher Geschäftsmann hat mir mal gesagt, es gäbe keine Probleme, es gäbe nur Herausforderungen. Das ist doch mal eine Ansage. Er bewertet schwierige Situationen nicht als unlösbare Probleme.

Ich verstehe, wenn das bei dir anders ist. Kaum kommt ein Problem, verurteilst du es. Das Problem selbst ist das Problem, denn es steht deinem Glück im Weg. Deshalb soll es auch auf dem schnellsten Weg wieder weg. Aber was, wenn dein Problem gar nichts Schlechtes ist, sondern ein verschleiertes Geschenk? Du hast richtig gelesen, ein Geschenk. Klingt verrückt, ist aber gar nicht so abwegig, denn Krisen sind Geburtswehen für etwas Neues. So wachsen wir nirgends besser als im Garten unserer Probleme. Das Leben schenkt dir eine Krise für dein Wachstum. Das wird nie bei Sonnenschein stattfinden, sondern nur unter Schmerz. Nur in einem Tief kannst du dermaßen Anlauf nehmen, um dich in Höhen zu katapultieren, die du sonst nie erreicht hättest. Probleme machen dich stärker. Manchmal braucht es eben den Druck des inneren Leidens, um etwas zu verändern.

Betrachte schwierige Zeiten nicht als Strafe. Alles, was passiert, passiert aus einem Grund, auch wenn du den zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erkennst. Auch das „Dunkle“ macht Sinn. Sobald du dich dem Gedanken der Sinnhaftigkeit hinter allem öffnest, kann sich der Sinn zeigen. Glaub mir, alles, was passiert, ist das Einzige, was passieren konnte. Alles, was passiert, geschieht für dich, zu deinem Besten.

Die Steine im Weg,

sind der Weg.

Rebellion blockiert

Wie heißt das Zauberwort? Akzeptieren. Dem Leben und der Situation keinen Widerstand mehr entgegensetzen. Ich höre schon deinen Einwand: „Ich kann doch nicht alles einfach so hinnehmen?“ Du musst, denn das, was gerade ist, das ist. Sich darüber aufzuregen, ändert gar nichts.

Die Zukunft können wir beeinflussen, aber nicht das, was momentan ist. Rebellierst du dagegen, kostet es Energie, Zeit oder Geld. Dann blockierst du auch den Zugriff auf deine Intelligenz, auf deine Handlungsfähigkeit und die damit verbundene Lösung. Deshalb stehe dir nicht im Weg und akzeptiere alles, was ist, wie schlimm es auch sein mag. Verstehe mich nicht falsch, akzeptieren bedeutet nicht, den Wunsch nach Veränderung, nach einem anderen SOLL-Zustand aufzugeben.

Wie es ist, ist es.

Früher gab es Holzstempel mit dem Schriftzug: Zur Kenntnis genommen. Damit wurden Dokumente als gelesen gekennzeichnet. Das ist mein Rat für dich. Taucht ein Problem auf, setzt du einfach deinen Stempel darunter: Zur Kenntnis genommen. Das bedeutet, ich habe gesehen, was ist. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn du in völliger Akzeptanz dessen lebst, was ist, dann endet damit alles Drama, alles Leid.

Du willst mehr? Eine richtige Herausforderung? Die kannst du bekommen. Wie groß dein Problem auch immer sein mag, wenn du es schaffst, für alles, was dir geschieht, zu danken, dann wird sich dein Leben innerhalb von ein bis drei Jahren stark verändern. Das wird auf eine Weise geschehen, wie du es nie für möglich gehalten hättest. Die Zeit, die du dafür benötigst, ist davon abhängig, wie intensiv du für alles in deinem Leben dankst. Auch wenn es drei Jahre dauern würde, was sind schon drei Jahre im Leben eines Menschen?4

Dein Problem lässt sich vielleicht nicht sofort lösen, aber den Widerstand dagegen, den kannst du auflösen und in Dankbarkeit gehen. Ich gestehe, das ist die ganz hohe Schule, aber unbedingt einen Versuch wert.

Gehe ins Vertrauen

Das Akzeptieren gelingt dir, wenn du ins Vertrauen gehst. Vertraue darauf, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, dass alles gut wird. Was auch immer passiert ist, du wirst dich da durchkämpfen. Sei dir gewiss, es wird dir nichts zugemutet, was du nicht auch bewältigen kannst. Selbst wenn du erschöpft bist und nicht mehr kannst, du schaffst es, denn Gott verlangt nichts von dir, ohne dir die Kraft dafür zu geben. Wer weiß, vielleicht steckt hinter allem tatsächlich ein Plan. Gottes perfekter Plan.

Eine kleine Geschichte dazu. Du kannst anstelle von Gott auch das Leben setzen, das Universum, die Quelle oder was für dich passt.

Ich: Gott, kann ich dir mal eine Frage stellen?

Gott: Aber ja.

Ich: Warum hast du mich heute so oft enttäuscht?

Gott: Wie meinst du das?

Ich: Ich habe heute morgen verschlafen.

Gott: Aha.

Ich: In der Kantine habe ich mein Lieblingssandwich nicht bekommen.

Gott: Okay.

Ich: Dann ist mein Handy kaputtgegangen, genau zu dem Zeitpunkt, als ich einen Anruf bekam.

Gott: Oh.

Ich: Als ich zuhause war, wollte ich den Massagesessel anschalten, aber das Gerät funktionierte nicht! Alles ging drunter und drüber. Warum hast du das zugelassen?

Gott: Ich ließ dich länger schlafen, weil zu deiner gewohnten Zeit auf der Strecke zur Arbeit ein betrunkener Autofahrer unterwegs war, dem du dadurch nicht begegnet bist. Du hast kein Sandwich bekommen, weil heute etwas drin war, was bei dir eine allergische Reaktion ausgelöst hätte. Dann hättest du morgen nicht in den Urlaub fahren können. Der Anruf hätte dich nur unnötig beunruhigt, die Angelegenheit ist längst erledigt. Der Massagesessel hatte einen technischen Fehler und hätte alle Sicherungen im Haus durchknallen lassen. Ich dachte, du wolltest nicht den ganzen Abend im Dunkeln sitzen oder dich darum kümmern müssen.

Ich: Oh. Es tut mir leid.

Gott: Es muss dir nicht leidtun – du musst mir vertrauen, in allen Dingen, ob sie nun gut laufen oder schlecht. Zweifle nicht daran, dass mein Plan immer besser ist als deiner.

Wenn du nicht mehr weiterweißt, dann bitte um Schutz und Führung. Gib dein Problem ab, überantworte es an eine höhere Stelle und verlasse dich darauf, geführt zu werden. Auch diese Gedanken können dir helfen, loszulassen:

- Ich bin offen für die optimale Lösung.

- Mich erwartet nur Gutes.

- Das Universum ist freundlich.

Wenn alles einer Ordnung unterliegt, die Seele einen Plan hat, wenn wir über 90 % von unserem Unterbewusstsein geleitet werden, warum versuchst du dann immer noch, deine Probleme mit Kopf und Verstand zu lösen? Wäre es nicht sinnvoller, gleich ins Vertrauen zu gehen und abzugeben? Das nimmt dir die Angst, den Stress und das Unbehagen. Dann ist das Leben nicht länger blockiert, es kann wieder frei fließen.

Trust the process.

Das WIE zur Lösung musst du heute noch gar nicht kennen. Es wird dich finden und zeigt sich zur richtigen Zeit von allein. Auch hier vertraue, dass sich alles fügen wird. Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Du brauchst heute noch nicht wissen, was neu werden soll. Du musst nur zuversichtlich sein.

Wenn dir Akzeptanz und Vertrauen schwerfallen, besonders in Situationen, die richtig verfahren sind, dann hilft dir die Botschaft dieser alten Sufi-Geschichte:

Der Ring des Königs

Es wird berichtet, dass ein König die Weisen an seinem Hof befragte: „Ich lasse mir einen Ring machen. Ich habe die besten Diamanten, die man bekommen kann, und ich möchte in dem Ring eine geheime Botschaft haben, die mir in Zeiten völliger Verzweiflung helfen soll. Sie muss sehr kurz sein, damit sie unter dem Diamanten des Rings verborgen werden kann.“

Die großen Gelehrten grübelten, aber dem König eine Botschaft zu geben, die nur zwei oder drei Worte enthielt und ihm in Zeiten größter Verzweiflung helfen würden, vermochten sie nicht. Der König hatte einen Diener, der ihm wie ein Vater war. Der alte Mann sagte: „Ich bin kein Weiser, bin nicht gebildet und nicht gelehrt, aber ich kenne die Botschaft. Denn es gibt nur eine.“

Er schrieb sie auf einen kleinen Zettel, den er zusammenfaltete, und sagte zum König: „Lies sie nicht jetzt. Halte sie in deinem Ring verborgen und öffne sie erst, wenn alles gescheitert ist, wenn es keinen Ausweg mehr gibt.“

Diese Zeit sollte bald kommen. Das Land wurde überfallen, und der König verlor sein Reich. Er musste auf seinem Pferd fliehen und die feindlichen Reiter verfolgten ihn. Er kam an einen Ort, wo er halten musste, weil der Weg zu Ende war. Der König stand an einer Klippe über einem tiefen Abgrund. Er konnte nicht zurück, weil dort die Feinde waren.

Plötzlich erinnerte er sich an den Ring. Er öffnete ihn, nahm den Zettel heraus, und darauf stand die kurze Botschaft: „Auch dies geht vorüber.“ Während er den Satz las, wurde er ganz still. „Auch dies geht vorüber.“ Und es ging vorüber. Die Feinde, die ihn verfolgt hatten, hatten sich wohl verlaufen.

Der König verspürte große Dankbarkeit gegenüber seinem Diener. Diese Worte hatten wie ein Wunder gewirkt. Er faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn zurück in den Ring. Er sammelte seine Truppen um sich und eroberte sein Reich zurück. Der Tag, an dem er siegreich wieder in den Palast einzog, wurde in der ganzen Stadt mit Musik und Tanz gefeiert.

Der alte Diener sagte zu seinem Herrn: „Auch jetzt ist es wieder der richtige Moment. Schau die Botschaft noch einmal an.“ „Was meinst du damit?“ sagte der König. „Jetzt bin ich siegreich. Das Volk feiert mich. Ich bin nicht verzweifelt, ich bin in keiner ausweglosen Situation.“

„Hör mir zu,“ sagte der alte Mann. „Diese Botschaft ist nicht nur für Zeiten der Verzweiflung, sie ist auch für Zeiten der Freude. Sie gilt nicht nur, wenn du Verlierer bist. Sie gilt auch, wenn du Sieger bist.“ Der König öffnete seinen Ring und las die Botschaft: „Auch dies geht vorüber.“

Das einzig Beständige ist der Wandel.

Friedrich Engels

Deshalb hadere nicht mit deinen Problemen. Sie gehen vorüber. Doch verliere dich ebenfalls nicht in Hochmut, wenn es für dich gut läuft, denn auch das geht vorbei. Nichts bleibt, wie es ist. Das einzig Beständige ist der Wandel – wie traurig, wie tröstlich.

Ein buddhistischer Mönch sagte mal: „Alles, was ich in den zwanzig Jahren als Mönch gelernt habe, kann ich in einem Satz zusammenfassen: Was entsteht, vergeht auch wieder.“

Deine beste Zeit: Jetzt

Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen du dich eines Tages zurücksehnen wirst. Aber wer ist sich dessen schon bewusst? Wer kann von sich sagen, gerade 100 % gegenwärtig zu sein?

Ich kann mir vorstellen, dass du immer auf dem Sprung bist. Auf dem Sprung in die Zukunft, die dir das langersehnte Glück verspricht. Kennst du den Gedanken? „Wenn …, dann … Im Moment ist es nicht so toll, aber wenn ich erst den Mann meines Lebens geheiratet habe, wenn ich schwanger bin, das Kind endlich da ist, der Malediven-Urlaub stattfindet, die Schuhe aus dem Schaufenster mir gehören, ich das neue Auto gekauft habe und endlich fünf Kilo abgenommen habe, dann werde ich mich richtig, richtig glücklich fühlen.“

Dabei geht es meist gar nicht um die Dinge und Ereignisse selbst, sondern um das Gefühl, das du dir von ihnen versprichst. Das Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Warum, willst du diesen Moment deines Lebens so schnell wie möglich hinter dich bringen, um zu einem anderen zu gelangen, der besser scheint? Was erhoffst du dir? Dass dir der nächste Moment die langersehnte Erlösung und Glückseligkeit bringt? Ist nicht jeder Moment, zu seiner Zeit, nicht weniger als unser Leben?5

Im Laufe des Arbeitstages sehnst du erst die Mittagspause und dann den Feierabend herbei. Spätestens am Mittwoch schielst du nach dem Wochenende und am Wochenende fragst du dich, wann es endlich soweit ist, dass du wieder Urlaub hast. Im Urlaub, mit Abstand erkennst du ganz klar, wie du deine Wohnung und dein Leben zuhause neugestalten könntest und kannst gar nicht schnell genug zurückkommen.

Du bist wie das Maultier, dass eine Möhre vor dem Kopf trägt. Du rennst und rennst, der Blick starr auf dein Ziel gerichtet und wirst doch nie satt. Die Lösung ist einfach: mal stehen bleiben und sich umschauen, was das Hier und Jetzt bietet. Vielleicht ist die ganze Zeit die saftigste grüne Wiese unter dir, die dich ausreichend nährt.

Die Möhre steht für deine Zukunft. Die vielversprechende Zukunft, die du nie erreichen wirst. Die Vergangenheit und die Zukunft sind eine Fata Morgana. Illusionen, die nur in unseren Gedanken existieren.

Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man gar nichts tun kann:

Der eine heißt gestern, der andere heißt morgen.

Dalai Lama

Glückstempel Körper

Sicher stellst du dir jetzt die Frage: Wie komme ich in den wunderbaren Zustand des JETZT? Ich verrate dir das Geheimnis. Das geht über den Körper, denn dein Körper ist immer in der Gegenwart.

- Bewege dich nicht, aber spüre mal in deine Hände. Sind sie im Moment kalt oder warm? An welchen Stellen haben sie Kontakt zum Körper oder anderen Gegenständen?

- Nimm deine Füße wahr. Ohne dich zu bewegen, fühl mal deinen Schuh, wie er den Fuß umfasst. Spürst du den Kontakt deiner Füße zum Boden? Ist das im Moment eine Fläche oder nur ein Punkt?

- Kneift dich gerade ein Kleidungsstück am Körper?

- Kannst du Umgebungsgeräusche hören?

Die Antworten dieser Fragen katapultieren dich in Windeseile in die Gegenwart. Bleibe noch einen Moment im Körper. Ist das nicht angenehm? Wie wohlig, wenn du mit geschlossenen Augen ganz in den dunklen, warmen, ruhigen Innenraum deines Körpers abtauchst. Lege das Buch einen Moment zur Seite und genieße diesen Zustand. Es gibt nur diesen Moment und viele dieser Momente aneinander gereiht ergeben unser Leben.

Mit dem JETZT eins zu sein, bedeutet, eins zu sein mit dem Leben. Das spürst du besonders, wenn du verliebt bist. In der Gegenwart eines Geliebten bist du absolut präsent und im gegenwärtigen Augenblick. Du wirst bei einem leidenschaftlichen Kuss weder an die Arbeit noch an dein Problem mit dem Finanzamt denken, sondern dich ganz dem sinnlichen Moment hingeben.

Welches Problem?

Bitte beantworte drei Fragen: Ist dir kalt? Hast du gerade Hunger? Hast du Schmerzen? – Nein?! Dann hast du in diesem Moment kein Problem. Die meiste Zeit haben wir eben gar kein Problem, die gibt es nur in unserem Kopf.

Klingt dir das vielleicht zu philosophisch? Dann betrachte einmal folgende Überlegungen: Hast du Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäreinrichtungen und Strom? Hast du Folter und Gefangenschaft nie erfahren? Darfst du deine Religion frei wählen? Hast du ein Dach über dem Kopf, ein Bett und einen vollen Kühlschrank? Allein damit bist du reicher als 75 % aller Menschen. Wow. Wenn du etwas Geld im Portemonnaie, auf der Bank oder im Sparschwein hast, gehörst du zu den privilegiertesten 8 % der Menschheit.6

Freue dich über das, was du hast,

dann bleibt dir keine Zeit mehr,

über das zu klagen, was dir fehlt.

Sobald ein Problem auftaucht, musst du nicht sofort die Lösung für alles parat haben. Du musst nur dich und diesen Moment unter Kontrolle bringen. Mehr nicht. Nutze dazu den Orient-Express gegen Stress. Schau nicht verzweifelt auf das große Drama, sondern mache dir stattdessen kleine Einheiten. Lebe von Tag zu Tag, besser noch von Stunde zu Stunde. Komme in den gegenwärtigen Moment, denn das Problem kann im JETZT nicht überleben. Gehe dein Problem dann Schritt für Schritt an, nach und nach und die Lösung wird dich finden.

7 Schritte zur Problemlösung:

1. Bekomme dich wieder unter Kontrolle und zurück in einen entspannten Zustand.

2. Akzeptiere das Problem. Setze der Situation keinen Widerstand entgegen.

3. Vertraue darauf, dass alles einen Sinn hat, auch wenn du den jetzt noch nicht sehen kannst. Vertraue darauf, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Vertraue darauf, dass sich alles für dich entwickelt.

4. Dein Problem bleibt nicht bestehen, es geht vorüber.

5. Gib dein Problem ab. Überantworte es an eine höhere Stelle. Verlasse dich darauf, geführt zu werden.

6. Sei für alles, was dir geschieht, dankbar.

7. Reflektiere, ob dich dein Problem gerade jetzt, in dieser Minute überhaupt beeinträchtigt.

8. Komme in den gegenwärtigen Moment. Nutze deinen Körper dafür.

Der Ruf des Orients – Die Kunst des Augenblicks

Der Tanz ist immer in der Gegenwart. Jede Bewegung ist vorbei, kaum dass sie entstanden ist. Die ganze Schönheit ist ausschließlich für den Moment da. Du kannst sie nicht einfangen oder festhalten.

Von allen Künsten gehört keine so ausschließlich der Gegenwart an wie der Tanz. Es gibt für ihn keine Vergangenheit, er ist die Kunst des Augenblicks, vorbei schon im Entstehen.

Max von Boehm

Sobald du deine Aufmerksamkeit also auf deinen Körper richtest, in welcher Form auch immer, ob beim Tanzen, Sport oder Küssen – bist du im Hier und Jetzt und damit sofort frei. Frei von allen Gedanken, von der Vergangenheit und der Zukunft. Das JETZT ist der einzige Ort, wo das Leben stattfindet. Hier kann dein Problem nicht überleben, weil es immer an deine Gedanken gebunden ist.

Jetzt bist du dran

Ich möchte dich an eine großartige Medizin erinnern, die dich unmittelbar von deinen belasteten Problemen befreit. Nimm dir Stift und Papier und schreibe einfach alles herunter, was dich auch immer bedrückt, was dich nervt und ärgert. Erzähle es dem Papier. Schreibe es nieder und lege es auf diese Weise ab.

Wenn alles gegen dich zu laufen scheint,

erinnere dich daran,

dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.

Henry Ford

DIE GEHEIMNISSE IM ÜBERBLICK:

der Blick auf Probleme

- Du hast die Tür zu deinem Problem selbst geöffnet.

- Dein Problem ist ein verschleiertes Geschenk.

- Alles hat einen Sinn.

- Wachstum und persönliche Entwicklung erfolgen nur durch Schmerz.

- Akzeptiere alles, wie schlimm es auch sein mag.

- Setze deinen Stempel darunter: Zur Kenntnis genommen.

- Zeige Dankbarkeit auch für schlechte Ereignisse im Leben.

- Es gibt für jedes Problem eine Lösung.

- Alles geschieht für dich.

- Nichts ist beständig.

- Dein Körper ist immer im JETZT.

- Das Problem kann im JETZT nicht überleben.

- Du musst nur den Moment unter Kontrolle bringen.

1 Helen Heinemann: Warum Burnout nicht vom Job kommt. Die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1.

2 www.dancing-raven-woman.de

3 Übung inspiriert von Michaela Thiede

4 René Egli: Das LOLA-Prinzip

5 Eckard Tolle: Jetzt

6 Veit Lindau: Seelengevögelt

Die Verführung aus dem Bauch

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