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Vorwort

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Vordergründig ist dies ein Buch über Abraham, über das Bild, das vor allen Dingen der Koran von Abraham zeichnet. Hinter- oder untergründig jedoch ist dies zugleich ein Buch über Muhammad. Denn was der Koran über den Erzvater aus Ur sagt, gilt in vieler Hinsicht ebenso für den Propheten aus Mekka. Den koranischen Abraham kennen und verstehen zu lernen, bedeutet, Muhammad kennen und verstehen zu lernen. Des Weiteren wird in dieser Darstellung deutlich werden, in welchem Maße sich das Abrahambild im Islam unmittelbar demjenigen des Judentums verdankt. So stellt das vorliegende Buch das Gegenstück zu meinem Buch über Jesus im Koran dar, das unter dem Haupttitel „Der Sohn Marias“ bereits in diesem Verlag erschienen ist. Wie die spezifische Gestalt des koranischen Jesus ohne genauere Kenntnisse über die neutestamentlichen Evangelien, vor allem aber über die außerkanonischen Evangelien und die christologischen Konflikte der Alten Kirche in den Jahrhunderten bis Muhammad gänzlich unverständlich bleiben muss, so kann der Abraham des Korans und der islamischen Tradition nur verstanden werden, wenn man neben dem ersten Buch der Hebräischen Bibel vor allen Dingen die außerkanonische jüdische Abrahamüberlieferung hinzuzieht: hellenistisch-jüdische Schriften, den Talmud sowie die erbaulich-erzählende Midraschliteratur. Kurz gesagt: Der Jesus des Korans erschließt sich erst, wenn man ihn nicht nur mit dem Jesus des Neuen Testaments vergleicht, und der Abraham des Korans erschließt sich erst, wenn man ihn nicht nur mit dem Abraham der Tora vergleicht. In beiden Fällen bildet die jeweilige außerkanonische Tradition die zweite, womöglich wichtigere Quelle, und in beiden Fällen spielt die jeweils dritte monotheistische Religion (bei Jesus das Judentum und bei Abraham das Christentum) so gut wie keine vermittelnde Rolle.

Die Vorgeschichte dieses Buches gleicht ebenfalls derjenigen meines Jesusbuches. Die vorliegende Ausgabe ist eine stark überarbeitete und erweiterte Fassung meines älteren Buches mit dem Titel: „Der Spiegel des Propheten: Abraham im Koran und im Islam“. Es war 2008 im Lembeck-Verlag erschienen, jedoch infolge der Insolvenz des Verlages 2011 allzu früh vom Buchmarkt verschwunden. Für die Neuausgabe habe ich die zwischenzeitlich erschienene Literatur berücksichtigt. Die ursprüngliche Anlage ist fast dieselbe geblieben. Die Textauslegung wird noch detaillierter durchgeführt. Hinzugekommen sind die acht Exkurse. Der Mittelteil über Abraham in der islamischen Tradition wurde erweitert. Der Schlussteil wurde völlig neu verfasst. Seitdem Abraham Konjunktur hat und während der letzten beiden Jahrzehnte quasi zum Patron des sog. Trialogs der drei monotheistischen Religionen wurde, sind etliche Beschreibungen des koranischen Abrahambildes erschienen. Allerdings handelt es sich dabei stets um summarische oder exemplarische Überblicksdarstellungen, die nur einen Teil der Abrahamtexte berücksichtigen. Darum wird hier erneut eine Gesamtschau vorgelegt, die sämtliche Verse des Korans über Abraham berücksichtigt und im Zusammenhang beschreibt.

Das Buch wendet sich an eine breite, am Erzvater, am Koran und am Islam interessierte Leserschaft, insbesondere an Religionslehrkräfte, an Imame, Rabbiner, Pfarrer und an die, die es werden wollen. Ob Sie als Leserin oder Leser darüber hinaus auch am interreligiösen Dialog Interesse haben oder nicht, spielt für das Verstehen meiner Darstellung keine Rolle. Vorkenntnisse über Bibel und Koran sind natürlich nützlich, werden jedoch nicht vorausgesetzt, da neben den Koranversen auch sämtliche Vergleichstexte aus der Hebräischen Bibel, der jüdischen Tradition sowie ab und an aus dem Neuen Testament hier mit aufgeführt werden. Damit die Darstellung für diejenigen, die nicht vom Fach sind, gut lesbar bleibt, habe ich alle fremdsprachigen Zitate ins Deutsche übersetzt. Auch wird auf arabische und hebräische Schriftzeichen verzichtet. Zudem werden die arabischen Namen und Begriffe – außer in davon abweichenden Zitaten – in etwas vereinfachter Umschrift wiedergegeben: mit den Langvokalen, doch ohne diakritische Punkte und ohne Sonderzeichen am Wortanfang (also etwa Muhammad statt Muḥammad, alīm statt ‘alīm, hidjra statt hiğra, aber Ka‘ba statt Kaaba). An allgemein eingebürgerten Schreibweisen (z.B. Hadith statt Hadīth, Koran statt Qur’ān) halte ich fest.

In dieser Neuausgabe wird der Koran, wenn nicht anders angegeben, nach der Übertragung von Hartmut Bobzin (2010) wiedergegeben. Dieser hebt oft einzelne Worte kursiv hervor, was ich beibehalten habe. Aus meiner Sicht nötige Verbesserungen seiner Übersetzung werden so kenntlich gemacht: Meine Hinzufügungen sind in eckige Klammern gesetzt; für das Verständnis notwendige Erläuterungen stehen in runden Klammern mit voranstehendem scilicet („das heißt“). Generell sind in allen Zitaten runde Klammern ohne „sc.“ stets Klammern der originalen Quellen. Jahreszahlen und Todesdaten, auch muslimischer Personen, folgen der hier gebräuchlichen Zeitrechnung (u. Z.). Viele Quellen, auch andere Koranübersetzungen, aus denen ich zitiere, verwenden die alte Rechtschreibung. Diese wird in den Zitaten beibehalten.

Zum Schluss bleibt mir, wieder einmal Andreas Ismail Mohr von Herzen zu danken! Denn wie bereits für das Jesusbuch, so hat er auch für diese Ausgabe eine schöne Kalligraphie angefertigt, die das Titelblatt schmückt und den Haupttitel des Buches auf Arabisch wiedergibt: „Abraham, der Gottesfreund“ (Ibrāhīm khalīlullāh).

Berlin, im März 2014 Martin Bauschke
Der Freund Gottes

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