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Lieferung frei Haus

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Erwartungsvoll öffnete das Ehepaar Lamby die Tür zum eleganten Geschäft. Aufgeregt blickten sie sich um. Der Büroraum war fast völlig in weiß gehalten. Lediglich einige Grünpflanzen belebten den Raum. Es gab Sitzecken, die heimischen Sofas ähnelten, wo Angestellte Kunden bedienten. An den Wänden hingen zahlreiche Displays mit Animationen von wunderschönen Stränden und Landschaften. All diese Orte hatten eines gemeinsam, sie zeigten dort Familien mit glücklichen und lachenden Gesichtern. Dezent wurden während dieser Animationen Preise eingeblendet.

„Willkommen bei SCHÖNER WELT. Ich heiße Cool Porter und Sie sind sicherlich Ellen und Rick Lamby?“ grüßte ein attraktiver und adrett gekleideter junger Mann. Der jedes seiner Worte wohlklingend, mit Wärme vermittelte.

„Richtig.” antwortete Rick.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden.” Porter führte die Beiden zu einer freien Sitzecke und ließ Sie Platz nehmen. In der Mitte der Sitzecke war ein kleiner Tisch bereitstehenden Getränken. Porter nahm eine kleine Fernbedienung vom Tisch und drückte einen Knopf, woraufhin ein Hologrammdisplay sich in der Tischmitte aufbaute.

„Sie haben mir zwar schon Ihre Daten übermittelt, doch ich würde gerne einige davon mit Ihnen vervollständigen und überprüfen. Einverstanden?”

Rick nickte.

„Ellen und Rick Lamby, beide dreißig Jahre, verheiratet seit neun Jahren. Rick, Sie sind Angestellter bei HubCom, einem Transportmaschinenhersteller, und Ihre Frau ist Speisenzubereiterin eines Catering-Services. Können Sie mir sagen, ob Sie eher einer körperlichen oder geistigen Tätigkeit nachgehen, Rick?”

„Ich programmiere die Gewichtsüberwachungscomputer unserer Transportgleiter.”

„So genau wollte ich es eigentlich nicht wissen, aber umso ausführlicher, desto besser für Sie. Also weiter im Text. Sie beide haben eine Gesundheitsstruktur von fünfundachtzig Prozent und sind physisch, sowohl psychisch in bester Verfassung. Da sollte nichts schiefgehen.”

Ellen hielt Ricks Hand und drückte so stark zu, dass aus seinen Fingern das Blut wich. Er wusste, es war nicht bös gemeint, denn sie war wie er sehr aufgeregt und angespannt. Heute war nicht jeder Tag.

„Wissen Sie, Mr. Porter.” begann Ellen mit leicht erregter Stimme. “Seit Jahren freuen wir uns schon auf den heutigen Tag. Hart haben wir dafür gearbeitet und eisern gespart. Dies war nicht immer leicht, aber was tut man nicht dafür, sich etwas Besonderes zu gönnen.”

Ellen blickte Rick lächelnd und liebevoll an.

„Wie recht Sie haben, Ellen. Und mit SCHÖNER WELT haben Sie genau den richtigen Ort gewählt; wo sonst kann man sein Geld so sinnvoll investieren.” erwiderte Cool Porter humorvoll und die Lambys lachten mit. „Doch nun zur letzten Formalität, damit auch Sie so glücklich sein können, wie die Familien auf unseren Werbedisplays, die alle zufriedene Kunden von SCHÖNER WELT waren. Mit wie vielen Krediteinheiten können wir arbeiten?”

„Also,” begann Rick leicht unsicher. „unsere gesamten Ersparnisse betragen 125.005 Krediteinheiten. Das ist alles was wir erspart.”

Cool Porter kam für nur eine Sekunde ins Grübeln und zögerte seine Antwort einige weitere Sekunden hinaus. „Etwas weniger, als ich erwartet hatte.” antwortete er ehrlich.

„Wenn es nicht reicht, müssen wir halt noch ein paar Jahre warten.” Ellens Stimme entkam eine Enttäuschung.

„Geben Sie nicht die Hoffnung auf. Es ist meine Bestimmung, Ihnen den Wunsch zu ermöglichen. Am Besten gehen wir Punkt für Punkt sachlich durch. Jede Krediteinheit sollte genauestens umgedreht werden.”

„Danke, Mr. Porter.”

„Nein, ich danke Ihnen, Ellen, das Sie uns Ihr vertrauen schenken. Ich habe noch für jeden Kunden eine befriedigende Lösung gefunden. Rick, Ellen werfen Sie einen Blick aufs Holodisplay und helfen Sie mir Ihren Traum in ein Bild zu verwandeln. Zusätzlich können Sie rechts auf dem Display stets sehen, wie viel Krediteinheiten Ihnen noch zur Verfügung stehen.”

125.005 KE

„Das ist gut.” bestätigte Rick.

„Zuerst müssen wir die ärztlichen Grundkosten von 10.000 Krediteinheiten abziehen.” Porter gab die Daten über die kleine Fernbedienung in seiner Hand ein und nach einigen bestätigenden Pieptönen, veränderte sich die Kreditanzeige.

115.005 KE

„Nun die wohl wichtigste Frage: Junge oder Mädchen? Wobei die Jungs etwas mehr kosten, da die Gen-Programmierung zeitaufwendiger ist.”

„Wir wünschten uns schon immer einen Jungen. Allein der Gedanken zu sehen, wie mein Mann und er zusammen Fußball spielen, macht mich glücklich.”

„Einen Jungen. Kein Problem.”

Auf dem Display baute sich eine dreidimensionale Abbildung eines nackten Jungens auf.

45.005 KE

Porter sprach weiter: „Mit im Preis sind die Augen-, Haar- und Hautfarbe enthalten. Also wenn ich Sie Beide so anschaue: mitteleuropäische Hautfarbe und dunkelbraune Haare. Nur die Augenfarbe, haben Sie da einen Vorschlag, Rick?”

„Blau sieht hübsch aus. Oder was meinst Du, Ellen?”

„Grün passt eigentlich besser zu den Möbeln. Ich weiß nicht.“

„Entscheide bitte, Du hast einen besseren Geschmack.“

„Also grüne Augen.“

Die Holofigur zeigte nun auch die vereinbarten Einzelheiten auf.

„Kriegen Sie. Soll Ihr Junge ein richtiger Mann sein?”

„Wie meinen Sie das?”

„Ganz einfach, Ellen. Mit oder ohne Geschlechtsteil?”

„Er soll schon so ein Ding besitzen.”

„Also ziehen wir 7.500 ab. Aber wundern Sie sich später nicht, wenn sich andere Mütter über die Aktivitäten Ihres Sohnes mit deren Töchtern beschweren.”

„Wir gehen das Risiko ein.” kommentierte Rick.

Auch diese Einzelheit wurde nun in die Holofigur integriert.

37.505 KE

„Alle weiteren körperlichen Einstellungen müssen wir beiseite lassen, denn sonst reichen Ihre Krediteinheiten nicht aus. Kommen wir zum IQ. Wie hoch? ‚Gering’ 1.000, ‚Normal’ 2.000 oder ‚Hoch’ 3.000 Krediteinheiten. Und ich möchte darauf hinweisen, das wir ‚Genial’ gerade im Angebot für nur 9.999 Krediteinheiten haben. Entscheiden Sie sich nicht dafür, nicht verzagen, dies heißt nur, er muss eigenständig lernen. Dies bedeutet natürlich auch etwas mehr Arbeit für Sie.”

„Verlockendes Angebot, aber er soll normal aufwachsen, also ‚Normal’ bitte.”

35.505 KE

„Es ist Ihr Junge, Rick. Sie Beide entscheiden. Bisher haben Sie einen guten Geschmack bewiesen. Wie sieht es mit seinen zukünftigen Beruf aus? Astronaut ist gerade anlässlich des Medien umspannenden Raumfahrtprogrammes der absolute Renner. Sehr im Trend ist ebenfalls Schauspieler. Oder wie wäre es mit der Wissenschaft? Für nur läppische 17.000 Krediteinheiten können Sie sich sogar sein Fachgebiet aussuchen.”

Die Figur auf dem Holodisplay trug die jeweils angesprochene Berufskleidung, um den Kunden die Entscheidung geschmackvoller und leichter zu machen.

„Eigentlich wollten wir, dass er einmal Arzt wird. Er soll den Menschen helfen.” sagte Ellen.

„Arzt ist aber nicht preiswert möchte ich betonen. Es würde Sie etwa 28.000 Krediteinheiten kosten.”

„Das ist sehr teuer, Rick.”

„Du hast recht, Ellen. Wie viel kostet Anwalt, Mr. Porter?”

„Lassen Sie mich kurz nachschauen.” Cool Porter drückte einige Tasten der Fernbedienung und schaute aufs Display. „Sie haben Glück, Anwalt kostet nur sage und schreibe 12.000 Krediteinheiten. Ein echtes Schnäppchen.”

„Nehmen wir.” entschied Ellen.

23.505 KE

„Gut. Kommen wir zu seinen Hobbys und Interessen. Sie sagten vorhin Ellen, dass Sie Ihren Mann und Sohn zusammen Fußball spielen sehen möchten. Soll sich Ihr Sohn nur für Fußball begeistern? Oder wie wäre es für Basketball, Eishockey, Football oder Baseball?”

„Er soll Sport lieben, insbesondere Fußball, weil es mein Lieblingssport ist, aber er darf sich auch für andere Sportarten begeistern.” erwiderte Rick.

„Kostenpunkt 7.500 Krediteinheiten. Einverstanden?”

Rick nickte.

16.005 KE

„Als Mann sollte er sich für Mädchen begeistern. Oder?“

Diesmal nickte Ellen.

„Dafür ziehe ich weitere 5.000 Krediteinheiten ab.”

11.005 KE

„Und wahrscheinlich sollte er echte Charaktereigenschaften besitzen. Also hilfsbereit, gütig, liebevoll, humorvoll und selbstbewusst. Dieses einzigartige Paket kostet weitere 5.000 Krediteinheiten und ich würde es empfehlen, da wir sonst keine Garantie auf seine Charakterzüge übernehmen.”

„Es ist wohl besser so oder?”

„Ja, Rick. Nicht auszudenken, Ihr Sohn würde ein böser und brutaler Mensch werden, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen.”

„Sie haben gute Agumente.”

6.005 KE

„Weil Ihnen nicht mehr so viel Geld zur Verfügung steht, würde ich Ihnen unser Gesundheitspaket ans Herz legen. Für nur 6.000 Krediteinheiten sorgen wir dafür, dass Ihr Sohn immun gegen Krankheiten, wie Malaria, Krebs und Aids, sowie sonstige äußere Umwelteinflüsse ist. Dazu kommt eine Lebenserwartung von 75,36981 Jahren. Das Garantieren wir sein Leben lang. Mit diesem Paket erhalten Sie so unsere einmalige Geld zurück Garantie. Sagen Sie lieber nicht nein.”

„Tun wir ja nicht.” antwortete Rick erfreut.

5 KE

Cool Porter blickte aufs Holodisplay.

„So. Alles Wichtige wurde berücksichtigt und das Eindrucksvolle ist, wir haben es geschafft mit Ihrem Geld auszukommen. Nicht zu übersehen sind die verbliebenen fünf Krediteinheiten, die Ihnen noch weiterhin zur Verfügung stehen.”

„Das ist ja toll.” erwiderte Ellen gerührt. Freudentränen liefen Ihre Wangen runter.

„Brauchen Sie ein Taschentuch, Ellen?”

„Nein, Vielen Dank. Ich bin so glücklich. Wie alt ist er denn, wenn wir ihn kriegen?”

„Tja, da ich diesen Punkt aufgrund des geringen Geldes ausgelassen habe, wird er noch sehr jung sein. Vermutlich drei Tage, können eventuell Fünf sein.”

„Das ist wie in den alten Zeiten.” rief Ellen überglücklich und umarmte Rick mit großer Erwartung.

„Ich freue mich, dass SCHÖNER WELT Sie zufrieden stellen konnte. Es bleibt nur noch eine letzte formale Sache übrig. Wollen Sie Ihren Sohn abholen oder lieber als Lieferung frei Haus?”

Lieferung frei Haus

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