Читать книгу Lieferung frei Haus - Martin Carter - Страница 5

Glückliche Gedanken

Оглавление

Der Blick wanderte durch das Fenster meines Apartments auf die riesige Stadt hinab, in der ich mein Leben verbringe. Dabei ließ ich die Gedanken schweifen. Ich sollte anmerken, dass das Apartment im hundertsten Stockwerk eines im Stadtkern liegenden Gebäudes lag. So betrachtet, war es eine schöne Stadt. Sie war sauber, geordnet, friedlich und einfach prachtvoll, was ihren einzigartigen und bemerkenswerten Bauwerken zu verdanken war. Wohin man schaute, jedes Gebäude erschien in warmen Farbtönen. Es gab hohe Häuser, niedrige, breite und auch schmale. Millionen von Menschen nannten diese mächtige Metropole ihr Zuhause.

Selbst an die Natur hatte die Stadtorganisation gedacht, indem Bäume und Grünflächen die einzelnen Gebäude voneinander trennten und so farbliche Akzente setzten. Einige der großen Parks besaßen mehr Pflanzenbewuchs, als die heutigen Regenwälder. Das Schöne an diesen einzigartigen Parks war, das hier die Pflanzen in der Form gedeihen, wie es vor langer Zeit einmal war, bevor wir sie überzüchteten.

Mit den Augen blickte ich zum blauen Himmel. Ich konnte sehen wie sich rote, orange und gelbe Farben zwischen ein angenehmes Hellblau legten. Die Abenddämmerung setze ein. Dank kleiner in der oberen Stratosphäre herumschwebender elektronischer Mikrolichter, hatten Wissenschaftler es geschafft den klassischen Himmelslook zurückzubringen, nachdem unsere Vorväter wichtige Elemente der Atmosphäre unwiderruflich zerstört hatten.

Ich wollte das Spektakel beobachten und dabei weiter nachsinnen und so glitt ich mit meiner Wohnkugel auf den Balkon des Apartments. Eigentlich war es keine richtige Kugel, eher ein Ei. In diesem eiförmigen Lebensraum lag ich auf einer Art Couch. Jede Wohnkugel besaß alles, was zum Leben nötig war. Selbst eine eingebaute Toilette, die ich für das letzte Geschäft benutzte, welches wir Menschen noch selber verrichten und eine Apparatur, die mir jederzeit Eß- oder Trinkbares reichte. Die Wohnkugel brachte uns überall hin, wohin man die Lust verspürte. Außerdem schützte sie gegen all die gefährlichen Dinge, wie Bakterien und Viren, also Krankheiten und verhütete sogar Unfälle.

Auf dem Balkon angekommen füllte ich meine Lungen mit der sauberen Abendluft und sonnte mich in den letzten Sonnenstrahlen des Abends. Früher einmal gab es eine Zeit, wo Atmen oder sich den Sonnenstrahlen auszusetzen Lebensgefährlich war, so sagte man jedenfalls, doch dank unser wunderbaren Sauerstoffreiniger gab es nur noch diese saubere, gesunde Luft. Und unsere neue Ozonschicht verhinderte das Eindringen jeglicher schädlicher Strahlungen aus den Tiefen des Weltraums.

Neulich bin ich durchs Historische Museum unserer Stadt geschwebt und hatte einen Computer gesehen, der einst mit den Fingern bedient wurde. Ich war erstaunt, dass es so etwas je gegeben hatte. Steinzeitlich, war mein Gedanke dabei. Dort erklärte man mir, dass Computer erst mit den Fingern und dann mit der Stimme programmiert wurden. Zum Glück war das heute anders, ich denke, was getan werden muss und keine Millisekunde später wird es oder ist es bereits getan. Ja, wir haben es geschafft, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Schließlich besitzen wir Maschinen, die für uns alle anstehenden Arbeiten verrichten, wie essen und trinken bringen, den Haushalt machen, unsere Räumlichkeiten reinigen oder einfach sich selbst warten oder instand setzen. Wir haben also Maschinen für uns, Maschinen für unsere Tätigkeiten, Maschinen für unsere Maschinen und wiederum Maschinen für die Maschinen unserer Maschinen. So wird alles geregelt, ohne dass wir Menschen jemals Hand anlegen müssen. Das war schließlich der Fortschritt, den wir immer angestrebt haben.

Und wenn uns einmal langweilig wird, entwickeln wir unsere eigenen Holospielfilme, schauen Holo-TV, lassen uns ein Buch vorlesen oder uns einen künstlichen Partner für die intimen Stunden bringen. Die Technik erfüllt uns unsere wildesten und verrücktesten Phantasien. Wir könnten natürlich auch unsere Freunde über den Holotransport treffen. So sind wir ohne Zeit zu verschwenden als Hologramm bei ihnen und brauchen dabei nicht einmal unsere Wohnung verlassen.

Um alles zusammenzufassen, haben wir Menschen es geschafft in Frieden zu leben, im Einklang mit der Natur zu sein, all unsere körperlichen Tätigkeiten durch die Technik vereinfachen zu lassen und alle menschlichen Probleme wie Krankheit, Hunger und Armut zu beseitigen. Selbst das Streben nach Geld und seine damit verbundene Habgier haben wir abgeschafft. Wir haben alles, um uns herum soweit automatisiert, dass alles jedem frei zur Verfügung steht. Wozu noch stehlen oder ein Verbrechen begehen?

Nun können wir das lang ersehnte glückliche Leben führen, nachdem wir uns immer gesehnt haben, bis wir im Tode entschlafen.

Manch einer meint noch glücklicher zu sein, wenn er eine Familie gegründet. Ich denke auch darüber nach. Ich weiß einfach noch nicht. Vielleicht schaue ich mal bei diesen Familieninstituten vorbei. Dort würde mir dann eine passende Partnerin nach meinen Persönlichkeitsmerkmalen zugeteilt und wir würden gemeinsam unsere Kinder züchten. Nachdem unsere Kinder schlüpften, könnten wir zusehen, wie sie langsam heranwuchsen und erzogen werden.

Welch schöner Traum: die eigene Familie gleitet in ihren Wohnkugeln gemeinsam durch einen der bildschönen Parks.

Ich bin bisher zufrieden mit meinem Leben, schließlich leben wir in einer wunderbaren, einzigartigen Welt, die wir uns selbst geschaffen haben. Eine Welt, die wir immer angestrebt haben oder nicht?

Lieferung frei Haus

Подняться наверх