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Teil 1: Hohngemeinschaft

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Eine breite Autostraße

Führt in eine enge Gasse.

Pfützen, Tonnen, Autoreifen,

Penner, die nach Hunden pfeifen,

Zeitungen und Dreck und Müll.

Doch heute ist die Gasse still

Denn dort liegt zwischen all dem Kot

Ein Mann – und dieser Mann ist tot!

Die Polizei sperrt alles ab.

Die Antworten sind ziemlich knapp:

„Haben Sie hier was gesehn?“

„Nein – und ich muss weitergehn!“

Ein Unfall? Raubmord? Suizid?

Ein Mörder, der jetzt vielleicht flieht?

Was war es? Was ist hier passiert?

Muss einer Witwe kondoliert

Werden? Liegt hier noch die Knarre?

Hat die Leiche Leichenstarre?

Ließ sich das Opfer vorher schinden?

All das gilt’s herauszufinden!

Ein Pathologe untersucht

Die Leiche, während er laut flucht.

Die Freundin hat ihn heut verlassen.

Er kann es immer noch nicht fassen.

Sie nahm den Fernseher, das Bett

Geschirr, Besteck und die Toilett‘!

Sie hat sie einfach ausgebaut

Und mitgenommen, wie den Besen.

Wut hat sich in ihm aufgestaut

Denn nach dem Essen beim Chinesen

Ging sein Magen auf und nieder,

Zwang ihn ins Bad auch immer wieder,

Wo er mit Erschrecken sah:

Die Kloschüssel war nicht mehr da!

Am Waschbecken ein Zettel klein:

„Ich verlass dich mieses Schwein!“

Dann grummelts wieder laut im Magen...

Er hasst die Frau – und seinen Wagen

Hat sie auch noch eingesackt.

Dieser Tag wird echt vertrackt!

Inspektor Kaff tritt auf den Plan

Und sieht sich dann den Toten an.

Ein Messer ragt aus seiner Brust.

„Was meinen Sie, war das nur Frust?“

Der Doktor übersieht den Scherz.

„Das Messer steckt in seinem Herz!“

Seufzt er, während sein Magen knurrt.

„Wie geht’s der Frau?“ Der Doktor murrt.

„Kein gutes Thema“, murmelt er,

Selbst das fällt ihm heut ziemlich schwer.

Wie kann man nur das Klo mitnehmen?

Seine Freundin sollt sich schämen!

Ex-Freundin! Das war sie jetzt.

„Er wurde vorher hier verletzt

Mit einem spitzen Gegenstand,

Hier am Kopf und an der Hand.

Das hat die Tat etwas erschwert.“

„Okay – er hat sich wohl gewehrt!“

„Nichts, was auf einen Unfall deutet!“

Die Leiche wurde ausgeraubt.

Das war ein Mord.“ Der Doktor schnaubt

Als plötzlich laut sein Handy läutet.

Es ist die Ex, man sieht es gut

Denn sein Gesicht wird rot vor Wut.

Er will was sagen, das geht nicht

Weil sie ihn ständig unterbricht.

Sie schreit, sie ruft, sie kreischt, sie schnauft,

Er sagt, vieles hätt‘ er gekauft.

Sie brüllt ihn an, er solle sich

Verpissen – er sagt: „Lächerlich!

Ich kann nicht!“ meint er dann ganz laut.

„Du hast mir doch mein Klo geklaut!“

Inspektor Kaff sieht sich jetzt um,

Ein Mülleimer, ne Flasche Rum,

Eine Pfütze aus Urin,

Da ist etwas, das wundert ihn.

Etwas, das nicht ins Bild reinpasst...

Dann hat er es endlich erfasst:

Die Kleidung, die der Tote trägt

Ist teuer, nobel, handgeprägt,

Nur passt sie nicht an diesen Ort!

Was wollte er hier vor dem Mord?

„Schlampe!“ – „Arschloch!“ – „Dumme Sau!“

„Doktor?“ – „Es ist meine Frau!“

„Ex-Frau!“ kreischt’s aus dem Gerät.

„Doktor, es wird langsam spät!“

Der Arzt beendet nun sein Fluchen,

Fragt: „Kann ich dich zurückrufen?“

Die Frau stimmt zu und er legt auf.

„Ich bin heut wirklich nicht gut drauf!“

„Ich weiß“, sagt Kaff und deutet dann

Auf den armen toten Mann.

„Warum“, fragt er jetzt kaum betroffen.

„Warum ist seine Hose offen?“

Da liegt die Leiche auf dem Boden,

Gekleidet in sehr feine Loden.

Teurer Schlips und teure Schuhe

Liegt sie dort in aller Ruhe

Auf dem Boden und ganz spitz

Ragt was aus dem Hosenschlitz.

„Wie konnte mir das nur entgehn?“

„Sie haben’s einfach übersehn,

Wegen Ihrer Frau, das war’s.

Beenden wir für heut den Spaß.“

„Und der Autopsiebericht?“

„Schicken Sie ihn ins Gericht.

Da hab ich gleich noch nen Termin.“

„Okay, dann schick ich ihn dahin.“

Kaff will die Gasse schnell verlassen.

Er blickt noch einmal auf den blassen

Leichnam – und bleibt plötzlich stehen.

Da hat er doch etwas gesehen.

Neben nem Karton aus Pappe

Liegt dort eine Aktenmappe.

„Testament“ steht drauf geschrieben…

Doch wo ist der Rest geblieben?

Das wundert den Inspektor sehr

Denn die Mappe, die ist leer!

Vorm Gericht auf der Allee

Staut es sich, oh je, oh je!

Kaff beginnt nun laut zu fluchen,

Er muss einen Parkplatz suchen

Doch der Weg ist viel zu voll.

„Da wird was frei“, denkt Kaff, „jawoll!“

Er blinkt, doch in die freie Lücke

Prescht ne Omi, die mit Krücke

Wütend droht und sie parkt ein.

„Scheiße!“ brüllt er. Sie ruft: „Schwein!“

Sie zückt den Regenschirm und stürmt

Auf Kaff zu, der nun ganz rasch türmt.

Er gibt schnell Gas und rast dann weg,

Bespritzt Passanten mit viel Dreck

Als er durch eine Pfütze fährt.

Es regnet, was den Tag erschwert.

Zu spät und nass und ziemlich sauer

Kommt er später ins Gericht.

Erstarrt. Und stutzt. Und glaubt es nicht!

Denn Omi... sie ist Richt’rin! Aua!

Der Prozess läuft nicht so gut,

Kaff schwitzt Wasser und auch Blut.

Frau Richter ist nicht gut gestimmt

Weshalb sie ihn oft hart ran nimmt.

Sie hat kein Mitleid mit dem Mann

Und schnauzt ihn immer wieder an:

„Haben Sie vielleicht Beweise?“

„Hör‘n Sie doch auf mit dieser Scheiße!“

Kaff wird verwarnt, zum dritten Mal,

Dabei ist alles zu banal.

Der Fall liegt deutlich auf der Hand,

Kaff fasst zusammen: „Edgar fand

Die Leiche seines Freundes Gerd,

Gebeugt über den heißen Herd.“

„Hat das die Autopsie erschwert?“

„Nein! Kann ich jetzt weiterreden?

Es gab da also einen Schweden,

Der wohl sehr verdächtig war.“

„Na, das ist doch wohl wunderbar.

Fall gelöst.“ Frau Richter lacht.

„Der Schwede wurde umgebracht!“

„Vielleicht beginnen Sie von vorn!“

„Okay.“ Kaff unterdrückt den Zorn.

„Der Wert von Gerd über dem Herd

Ist null, denn der ist tot – nicht umgekehrt!

Dann ist da noch der Schwede Ede,

Von dem war eben kurz die Rede.

Der war verdächtig – bis er starb,

Was uns die Theorie verdarb.“

„Wer sind nun die Verdächtigen?“

„Wir haben da den schmächtigen

Edgar, der die Leichen fand.“

„Die Leichen waren abgebrannt?“

„Einer, der wurde erschossen,

Anschließend mit Benzin begossen

Und dann sauber angesteckt.“

„Was sich mit meinen Akten deckt.“

„Nun gut, neben dem Leichenfinder

Sind da noch zwei andere Kinder

In die Sache involviert.

Da ist Heinz, der ständig friert

Und die Moni, die mit allen

Ein Verhältnis hatte. Fallen

Tschuldigung, ich meine fassen

Wir das ganze mal zusammen

Haben wir drei Mann beisammen

Die vielleicht der Mörder waren,

Einer davon, ja genau,

War ne Frau.

Lehramtsstudentin ist die Moni,

Hat ne Anlage von Sony

Und ein nettes kleines Pony

Denn sie reitet eben gern –

Auf Pferden, Männern, in Luzern.

Ihr Alibi wär hier der Sex

Mit ihrem wilden scharfen Ex.

Doch da das Schwede Ede war

Hilft’s nicht beim zweiten Mord, voila!

Dann ist da der Verdächtige,

Der Heinz, das ist der Schmächtige,

Er fährt so gerne mal nach Wien,

Trägt Handschuh wegen Allergien,

Sieht fast aus wie‘n Proletarier,

Ist aber doch nur Vegetarier,

Und Fleisch, das sagt er ganz verdrossen,

Hat er in Moni nur genossen!

Bleibt Edgar, schüchtern, höflich, nett,

Gekleidet immer schön adrett,

Er spielt Spinett, kokett, sein Bett

Geteilt mit Moni, im Quartett

Mit Heinz und Ede und auch Gerd,

So lebte sich’s ganz unbeschwert.

Und er hat auch ganz unumwunden

Beide Leichen hier gefunden.

So frage ich Sie ganz geduldig:

Welcher von den drei‘n ist schuldig?“

Kaff geht redend auf und ab

Die Richterin weist ihn nun knapp

Drauf hin, dass er sich setzen solle.

Er streicht sich eine wilde Tolle

Aus der Stirn und setzt sich hin.

„Okay, womit ich jetzt beginn‘

Wird von uns Tathergang genannt.

Der Schwede wurde abgebrannt

Doch dazu kommen wir erst später.

Also, wer war hier wohl der Täter?

Der erste Tote war der Gerd,

Er hat sich selten nur beschwert.

Aß gern Fleisch, kochte für alle,

Flog im Urlaub gern nach Malle,

Liebte Moni, schenkte ihr

Nen Verlobungsring für vier-

Tausend Euro, hatte Katzen,

Vier davon, macht 16 Tatzen

Und so wie das ganze schien

Wollte er da mit einziehn.

Doch man erschoss den lieben Gerd

Und briet den Leichnam auf dem Herd.

Am Herdschalter in einer Lücke

Fanden sich Fingerabdrücke

Die zu Ede wohl gehörten

Den wir anschließend verhörten.

Von Eifersucht war da die Rede.

Der Schwede Ede in Blutfede?

Er nähm‘ jede, sagt der Ede,

Nur Gerede,

Nicht der Rede

Wert.

Den Gerd?

Ermordet? Alles sprach dafür.

Der Abdruck und unser Gespür

Für Täter, doch dann nahm er sich

Das Leben, einfach unglaublich!

Ein Selbstmord: Er hat sich erschossen,

DANN mit Benzin noch übergossen

Und sich dann noch angezündet,

Ich weiß nicht, wovon sowas kündet,

Von Geschick jedenfalls nicht!

Was alles wieder für Mord spricht!“

Die Richterin, sie unterbricht:

„Das sind die Fakten, vielen Dank.

Mord macht mich immer wieder krank!“

Sie sieht zum Publikum im Saal:

„Wir vertagen uns dann mal,

Bis ihr, die ihr hier alle döst,

Den Fall erst einmal selber löst!“

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