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Kapitel 3: „Totes Kreuz“
ОглавлениеEs war ein kalter Abend im Dezember
Als jemand lag auf nem Geländer
Der Schnee fiel leis vom Himmel nieder
Bedeckte steifgefrorne Glieder
Von jener traurigen Gestalt
Die auf der Trepp lag, tot und kalt.
Durch eis‘ge Luft kommt Börk herbei
Und schaut sich an die Sauerei.
Ein Mann ist tot und liegt im Schnee
Der Mord tat sicher ziemlich weh:
In seiner Brust klafft nun ein Loch
Ein tiefer Einstich der wohl noch
Den Umriss eines Sternes trägt
– Und seine Händ‘ sind abgesägt...
„Und sowas kurz vor Weihnachten“, murmelte Börk. „Mann Mann Mann!“ Er sah Dr. Schnippler an. „Was können Sie mir sagen, Doktor?“
„Sieht so aus, als hätte man ihn mit einem Zimtsternstecher ermordet.“
„Mit einem Zimtstern... was?“
Börk sah Schnippler verwirrt an, der die Leiche interessiert ansah.
„Mit so einem dieser Teile, mit denen man Zimtsterne aussticht. Für Kekse. Zum Backen. Weihnachtsgebäck.“
„Ah, ja, verstehe.“
Börk nickte.
„Irgendjemand hat ihm so ein Teil durchs Herz gejagt.“
„Woher wissen Sie das so genau?“
Schnippler deutete auf das Opfer.
„Das Teil steckt noch.“
„Hmmm... Das erinnert mich an was!“
„An einen anderen Fall? Einen wahnsinnigen Mörder, der auf ähnliche Weise zugeschlagen hat?“
„Nein...“ Börk, der nur seinen üblichen schwarzen Anzug trug, begann zu bibbern, „daran, dass ich mir was Wärmeres hätte anziehen sollen! Mann, das ist echt verdammt kalt heute!“
Ein Mann ist tot, der Schnee fällt leis
Und alles, was die Kripo weiß:
Ein Zimtsternstecher – ohne Scherz! –
Steckt in des Toten toten Herz...
„Wird ne Zeit dauern, das wieder rauszukriegen“, meinte Schnippler. „Anschließend hat man ihm die Hände abgehackt, um die Identifizierung zu erschweren.“
„Ja. Wirklich clever“, murmelte Börk, der die Jacke des Toten untersuchte. „Aaaaaaber... nicht clever genug... uaaaaahhhh...“ Er zog dem Toten die Brieftasche aus der Hosentasche. „Da haben wir sie ja...“ Er öffnete die Brieftasche und sah Schnippler an. „Was halten Sie davon?“
Schnippler schüttelte den Kopf.
„Unprofessionell! Manchen Leuten sollte es einfach verboten sein, Menschen umzubringen.“
„Es IST verboten. Eigentlich allen Leuten.“
„Richtig, das vergesse ich immer. Aber, mal ehrlich, das ist doch keine gute Arbeit. Das ist doch nichts, auf das man als ein Mörder stolz sein kann. Ich meine, warum hack ich jemandem mühsam die Hände ab, wenn ich seine Brieftasche mit seinen Papieren dann da lasse?“
„Sie wären also dafür, dass sich die Leute mehr Mühe geben, wenn sie andere Menschen umbringen?“
„Welchen Sinn hat es denn sonst, jemanden umzubringen? Da kann ich dann doch auch gleich meine Visitenkarte da lassen oder mich bei der Tat fotografieren. Wer ist es denn?“
„Gute Frage.“ Börk warf einen Blick in die Brieftasche. „Horst Klavitter.“
„Horst Klavitter? DER Horst Klavitter?“
Börk nickte unbeeindruckt. „Das nehme ich an.“ Er dachte kurz nach. „Wer is n DER Horst Klavitter?“
Der Pathologe wurde ganz aufgeregt.
„Der Erfinder des Schokoladen-Maronen-Müsli-Plätzchenbackens ohne Backformen.“
„Hmmm, na wenn das mal keine Spur ist!“ Börk hielt Schnippler seine Kekstüte hin. Dabei betrachtete er den Toten. „Wollen Sie n Keks?“
„Nein, danke.“
Börk betrachtete den Toten. Irgendetwas schien ihn an der Leiche zu stören.
„Warum ist der Typ überhaupt so weiß? Es hat doch erst vor ner halben Stunde angefangen zu schneien!“
„Das ist Puderzucker!“
„Wie süß!“ murmelte Börk.
Müller war derweil mit anderen Dingen beschäftigt. Er verfolgte eine Frau. Sie ging die Straße hinunter. Müller blieb an ihr dran.
Die Frau blieb stehen.
Müller drückte sich in einen Hauseingang.
Wartete.
Und holte sein Handy heraus.
Börk befand sich mit Dr. Schnippler in der Gerichtsmedizin, als sein Handy klingelte.
„Ja?“
„Ich hab sie gefunden!“ flüsterte Müller ins Handy.
„Sehr gut!“ kam es zurück.
Müller spähte vorsichtig um die Ecke.
Die Frau sah sich ein Schaufenster an.
Müller beobachtete sie vorsichtig.
„Ich bin jetzt ganz dicht an ihr dran!“
„Hat sie dich gesehen?“
„Nein, ich war ganz vorsichtig!“
„Versau es jetzt nicht!“ meinte Börk. „Wenn sie dich sieht, war alles umsonst!“
„Das musst du mir nicht extra erzählen. Ich bin viel länger an dieser Sache dran, schon vergessen?“
Die Frau ging weiter.
„Sie geht weiter!“
„Lass dich bloß nicht von ihr abhängen!“
Müller folgte ihr wieder.
Die Frau überquerte eine Straße.
Müller wollte ihr folgen, aber der Verkehr machte ihm zu schaffen.
Nach einer Weile hatte er es geschafft und befand sich wieder auf der gleichen Straßenseite wie sie.
„Okay, sieht geht jetzt auf ein Café zu.“
„Das könnte deine Möglichkeit sein!“
„Was, wenn sie nicht reingeht?“
Sie blieb unschlüssig vor dem Café stehen.
„Ruhe bewahren!“ sagte Börk.
Die Frau sah sich um.
Müller versteckte sich.
„Scheiße!“
„Hat sie dich gesehen?“
Die Frau schien sich nicht ganz sicher zu sein. Hatte sie da jemanden gesehen? War da irgendwas? Sie blickte über die Straße, doch sie konnte nichts ausmachen.
„Hat sie dich gesehen?“ wiederholte Börk.
Die Frau blickte noch einmal in Müllers Richtung, dann ging sie auf das Café zu.
Müller lugte vorsichtig um die Ecke. Sie sah nicht in seine Richtung, sondern ging jetzt ins Café.
Müller seufzte.
„Nein, sie hat mich nicht gesehen.“
„Ein Glück!“
Müller beobachtete weiter.
„Sie geht jetzt ins Café.“
Dort nahm sie an einem Tisch Platz, sah in die Karte und bestellte sich einen Kaffee.
„Hat sie was bestellt?“ fragte Börk.
„Ja, sieht ganz so aus.“
„Dann los!“
Müller war unsicher.
„Ich weiß nicht...“
„Das ist DIE Gelegenheit!“
„Vielleicht sollte ich noch warten...“
„Du gehst da jetzt rein, verdammtnochmal!“
Müller seufzte.
„Okay.“
Er ging langsam auf den Laden zu. Unbemerkt von ihr betrat er das Café.
„Ich bin jetzt drin.“
„Vorsichtig weiter.“
Müller ging durch das Café. Sie saß an einem Tisch mit dem Rücken zu ihm. Er sah sich um.
„Okay, sieht gut aus. Der Laden scheint okay zu sein.“
Vorsichtig näherte er sich ihr von hinten. Ein Kellner kam auf ihn zu. Mit der freien Hand zeigte er ihm seine Polizeimarke und deutete ihm an, still zu sein.
Die Frau drehte ein wenig den Kopf. Nur ein paar Zentimeter mehr und sie würde ihn bemerken. Müller blieb stehen. Seine Hand tastete nach etwas unter seiner Jacke, da, wo man die Waffe trägt.
Die Frau bemerkte die Bewegung aus den Augenwinkeln. Sie drehte den Kopf und sah Müller direkt an. Überraschung. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Müller zog etwas aus der Jacke und richtete es auf sie. Es war... ein hübscher Strauß Blumen.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ rief er.
Börk steckte das Handy weg.
„Was war das denn? Ein wichtiger Fall?“
„Nein, nur Müllers Liebesleben.“
Er gähnte.
„Ich mach Schluss für heute. Oh Mann, hoffentlich kann ich morgen endlich mal ausschlafen!“
Doch das konnte er natürlich nicht. Viel zu früh am Morgen wurde er zu einem Tatort gerufen. Müde und übellaunig stieg er aus seinem Wagen und ging auf den Ort es Geschehens zu – eine Kirche!
„Also?“
„Wir haben hier drei Priester“, brachte ihn ein Polizist in Uniform auf den Stand der Dinge.
„Ist das für eine Gemeinde nicht etwas viel.“
„Naja, sie gehören nicht unbedingt zu der Gemeinde.“
„Was machen die denn dann hier? Halten sie gemeinsam eine Messe ab? Moment... ich hatte letztens mal einen Priester. Der war nicht wirklich ein Heiliger. Hat Menschen umgebracht. Kein netter Zug. Ob der wohl exkommuniziert wurde? Wie geht die Kirche wohl mit sowas um?“
„Ähm...“
„Ja?“ Börk, der sich in seinen Gedanken verloren hatte, sah auf. „Ach ja, drei Priester. Also was ist mit denen?“
„Man... man hat... irgendjemand hat sie... hat da über dem Portal der Kirche drei Kreuze angebracht... und an jedem der Kreuze hat er... hat er einen Priester angebracht!“
Der Polizist deutete zitternd nach oben, wo genau das zu sehen war, was er gerade beschrieben hatte.
„Wow!“ meinte Börk.
„Äh... wow?“
„Was soll ich sonst sagen? Huh!“
„Wer... wer würde so etwas tun?“
„Keine Ahnung.“ Börk zuckte die Schultern. „Die Gilde der Haushälterinnen? Eine Schar missbrauchter Messdiener? Eine Gruppe Fundamentalisten, die den Unser-Gott-ist-besser-Wettbewerb gewinnen will... ich weiß es nicht.“ Er öffnete die Kirchentür. „Na, dann wollen wir mal schauen, ob Gott uns ein paar Antworten geben kann!“ Er zog eine Zigarette aus der Packung, dann erinnerte er sich. „Ach ja, hier drin ist ja Rauchen verboten!“
In der Kirche kam sofort ein Kirchendiener auf sie zugelaufen.
„Ist Gott zu hause?“ fragte Börk launig.
„Was? Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?“
„Ich stelle hier die Fragen, ja?“
„Bitte?“
„Na, so sagt man doch in so einer Situation. ICH stelle hier die Fragen. Weil ich von der Polizei bin. Und hier ermittle. Logisch?“
„Moment!“ Der Kirchendiener erschrak. „Ich erkenne Sie. Sie sind dieser... Borg...“
„Börk!“
„Sie haben letztens einen Priester verhaftet.“
„Hat sich das schon rumgesprochen? Hey, er war schuldig, okay?“
Börk schritt weiter. Der Kirchendiener versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
„Wo wollen Sie denn hin?“
„Ich will Gott sprechen.“
„Bitte?“
„Gott ist doch allwissend und überall, oder?“
„Äh, ja...“
„Na, da wird er doch sicher die Tat beobachtet haben. Und ich nehme doch an, dass er vor Gericht aussagen wird. Immerhin geht es um drei seiner Leute.“
„Aber...“ Der Kirchendiener wedelte mit den Händen. „Sie werden Gott hier nicht finden!“
Börk blieb stehen.
„Ach nein?“
„Nein!“
„Ist n ziemlich schlechtes Zeichen für ne Kirche, finden Sie nicht?“
Während Börk sich noch bei der Kirche unbeliebt machte und Dialoge führte, die jeden Sender sofort dazu veranlassen würden, Änderungen zu verlangen oder gar die ganze Szene zu streichen, lag Müller mit seiner Freundin im Bett. Sie lächelte und fuhr ihm zärtlich durch seine Brustbehaarung.
„Du bist der erste Mann, der für mich gekocht hat“, hauchte sie.
„Aber ich bin sicher nicht der erste Mann, den du zum Kochen gebracht hast.“
Sie lächelte. Dann dachte sie nach.
„War das ein Kompliment?“
Er küsste sie.
„Es war eins!“
Dann löste er sich von ihr.
„Wie wäre es mit Nachtisch?“
„Musst du nicht ins Büro?“
Müller schüttelte den Kopf.
„Nein, ich hab mir extra für dich frei genommen!“
„Wie süß! Dann...“ Sie zog verführerisch langsam die Decke weg und präsentierte mehr und mehr von ihrem nackten Körper. „...kannst du auch gerne noch ein bisschen vom Nachtisch naschen.“
„Oh ja...“ Er fiel über den Nachtisch her. „...die kommen auch ohne mich klar!“
Börk deutete auf die Kreuze über dem Kirchenportal.
„Die drei werden abgehängt, und zwar SCHNELL! Wir wollen der Presse nicht zuviel Futter geben.“
„Jawohl“, sagte der Polizist.
„Besorgen Sie sich Verstärkung und klappern Sie die Nachbarhäuser nach Augenzeugen ab, irgendeiner wird was gesehen haben. Niemand hängt mitten in der Nacht drei gekreuzigte Priester auf, ohne dass die Nachbarn was davon mitbekommen.“
„Jawohl.“
„Abmarsch!“
Der Polizist eilte davon.
„Und was kann ich tun?“ fragte der Kirchendiener.
Börk sah ihn an. „Holen Sie mir Gott ans Telefon!“
Die Mörder laufen frei herum
Und bringen viele Leute um
Man sucht sie eifrig, leider nur
Fehlt unserm Börk die heiße Spur...
Man organisierte Leitern, um die Kreuze abzuhängen. Während die Aufräumarbeiten auf Hochtouren liefen, kamen ein paar Jungs auf Fahrrädern vorbeigefahren. Angelockt von dem Licht und dem Trubel zu dieser frühen Stunde hielten sie nun an, um sich dieses einmalige Schauspiel näher anzusehen.
„Na Jungs“, meinte Börk zu ihnen, „hättet wohl nie gedacht, dass Kirche mal so interessant sein könnte, was?“ Er schob sich eine Zigarette in den Mund. „Hat einer von euch Feuer?“
„Müssen Sie hier rauchen?“ rief ein älterer Mann.
„Ist das etwa auch vor der Kirche verboten?“
„Nee.“
Börk entdeckte etwas auf dem Boden.
„Moment, was haben wir denn hier?“
Er hob es auf, sah es sich an – und lächelte.
Am Hauptportal der Kirche begann man nun mit dem Abhängen der Priester.
„Die sind voll fest, Mensch“, meinte ein Monteur. „Ich brauch ma n Dreierschlüssel!“
Börks Chef erschien am Tatort.
„Morgen, Börk.“
„Morgen, Chef.“
„Und, irgendwas gefunden?“
„Japp!“
Börk hielt das, was er eben gefunden hat, seinem Chef vors Gesicht.
„Sieht mir nach einem Dübel aus!“
„Nageln war offensichtlich nicht sicher genug.“
„Und was haben Sie jetzt vor?“
„Wir geben eine Pressekonferenz!“
Müller stand in seiner Küche und zauberte etwas Leckeres. Dabei trug er nur seine Pyjamahose. Seine Freundin dagegen trug nur sein Pyjamaoberteil – was beides ziemlich als Klischee durchging. Auf dem Weg in die Küche schaltete sie den Fernseher an.
„Ich möchte es einmal sehen, dass der Mann das Pyjamaoberteil trägt und die Frau die Hose“, sagte Müller lächelnd.
„Sollen wir tauschen?“
Sie fingerte sich an der Hose herum. Müllers Blick wurde starr – allerdings nicht wegen ihr. Er starrte auf den Fernseher.
„Oh... mein... Gott...“
Im Fernseher war Börk zu sehen, der vor einer Kirche stand.
„Morgen“, begrüßte Börk die anwesende Presse. „Also, ich muss hier wohl offensichtlich etwas klarstellen.“
Noch während seiner Ansprache versammelten sich dort ein paar Schaulustige. Hinter Börk, perfekt im Blick der Kameras, wurden derweil die drei Kreuze demontiert.
„Es handelt sich nicht, wie ich im Radio hören musste, um drei Priester, die diese Nacht genagelt worden sind und jetzt wegen unerlaubter Sexualität aus der Kirche ausgeschlossen werden.“
Müller starrte den Fernseher an – seine Freundin auch.
„Oder deren Geschlechtspartner aus der Kirche ausgeschlossen werden, während die Priester auf eine althergebrachte Methode der katholischen Kirche bereuen.“
Müllers Freundin deutete auf den Fernseher.
„Das ist doch...“
Müller nickte.
„Börk! Hoffentlich sagt er nichts Taktloses!“
„Und keineswegs sind die drei Jungs von den letzten Passionsspielen übrig geblieben, okay?“ klang es aus dem Fernseher.
Müller seufzte.
Börk sah die Reporter fragend an.
„Ja, Sie da?“
„Was ist denn nun wirklich passiert?“
„Nun, wir sind der Ansicht, es handelt sich bei dieser Tat... um einen Publicity Gag.“
„Was? Der Tod von drei Menschen...“
„Ein misslungener Gag, das möchte ich hinzufügen. Offensichtlich jemand aus der Baubedarfs- oder Heimwerkerbranche.“
„Das ist doch Schwachsinn.“
„Ja, in der Tat.“ Börk nickte. „Ich danke Ihnen für Ihre... Zeit.“
Er verließ das Pult.
Bei den Reportern war der Unmut zu spüren.
Börks Handy klingelte.
„Ja? --- Und, hat es Ihnen gefallen? --- Nicht? Na, da kann man nichts machen. --- Schon wieder? Okay, ich mach mich gleich auf den Weg.“
Er steckte das Handy ein und winkte den Wachmeister zu sich heran.
„Wachtmeister!“
„Ja?“
Börk deutete auf die Anwesenden.
„Nehmen Sie jetzt die Personalien der Leute auf.“
„Aber wieso, die sind doch alle von der Presse!“
„Meinen Sie? Ich glaube, unser Kreuzigungskünstler hier ist ziemlich stolz auf seine Tat. Und er will bestimmt wissen, was wir darüber denken.“
„Der ist noch hier?“ fragte der Polizist überrascht.
„Kann gut sein. Wer sowas macht, der will, dass seine Tat bewundert wird. Und da wird er sich die Pressekonferenz doch nicht entgehen lassen.“ Er steckte sich eine Zigarette an. „Schicken Sie mir die Namensliste dann ins Büro.“
„Und wo wollen Sie jetzt hin?“
„Frühstücken!“
Während Börk noch überlegt
Wird nah entfernt wer umgelegt
Mit einem Utensil aus Holz
Kriegt ein armer Küchenstolz
Einen übers Hirn gezogen
Denn einer fühlt sich hier betrogen
Von weihnachtlichen Süßigkeiten
Und der Art sie zu bereiten
Deshalb sticht er – hier schon wieder –
Mit seinem Lieblingsutensil
Dem Zimtsternstecher auf und nieder
Denn so blutet’s richtig viel!
Börk saß derweil bei Mäckes und aß einen Hamburger. Dabei kam ihm etwas komisch vor. Er nahm den Hamburger auseinander und schaute sich die Frikadelle an. Das war… merkwürdig. Falten bildeten sich auf seiner Stirn.
In einer kühlen, dunklen Küche
Ohne ihre Wohlgerüche
Fand man vor gar kurzer Zeit
Eine Leiche, die nicht freut.
Denn der Mann war Küchenmeister
Und nun kocht er für die Geister.
Doch der Mörder war nicht kleinlich
Mit dem Nougat und – wie peinlich –
Auch nicht mit der Creme Suzette
Der Leichnam eingefärbt adrett
Und aufgebaut auf dem Gesicht
Ein Knusperhaus, man glaubt es nicht.
Und aus seiner toten Brust...
„Ragt ein Zimtstern...“
„...was n Frust!“
Dr. Schnippler betrachtete eingehend das Knusperhaus, das man auf dem Gesicht des Toten errichtet hatte. Er schien regelrecht fasziniert davon zu sein. Börks Faszination hielt sich dagegen in Grenzen.
„Lassen Sie mich raten“, sagte er. „Selbstmord.“
„Sicher“, stimmte Schnippler zu. „Wer Creme Suzette zusammen mit Nougat verwendet, sollte besser Selbstmord begehen!“
„Was zur Hölle ist Creme Suzette?“
„Das ist...“
Der Chef kam herein.
„Börk? Kommen Sie hier weiter?“
„Kommt drauf an, Chef. Ich lasse mich gerade in die höhere Küche einführen.“ Börk hielt dem Chef seine Kekstüte hin. „Keks?“
„Nein, danke! Und, was haben Sie herausgefunden?“
Börk hob die Schultern.
„Dass ich vom Kochen keine Ahnung habe! Schade, das hier wäre eigentlich genau der richtige Fall für Müller gewesen. Hm, was der wohl gerade macht?“
Müller machte…
…in seiner eigenen Küche mit seiner Freundin herum.
Börk brach sich ein Stück vom Knusperhaus auf dem Gesicht der Leiche ab.
„Diesmal hat er etwas wirklich Grausames gemacht.“ Schnippler deutete auf das Stück Gebäck. „Ähm, sollten Sie das essen?“
„Wieso? Meinen Sie, es könnte vergiftet sein?“
„Ich meine, es könnte EIN BEWEISSTÜCK sein!“
„Oh!“ Börk nickte zustimmend. „Gut mitgedacht!“ Dann biss er hinein. „Mh, gar nicht schlecht! Auch n Stück?“
„Später, wenn ich mit der Autopsie fertig bin.“
Schnippler zeigte Börk einen blutigen Zimtsternstecher.
„Es handelt sich übrigens eindeutig um unseren Zimtsternmörder.“
„Guter Name“, meinte Börk kauend.
„Bitte?“
„Das ist immer wichtig. Für die Presse. Dass der durchgeknallte Soziopath auch einen wohlklingenden Namen hat. Der Axtmörder. Der Kettensägen-Massakerer. Der Zimtsternmörder. Klingt doch besser als der Kleine-Mädchen-mit-Schokolade-ins-Auto-lock-vergewaltige-und-anschließend-Umbringer. Vielleicht haben die Leute deswegen keine Lobby? Wo waren wir?“
„Bei diesem grausamen Fund!“
„Richtig. Und was ist nun das wirklich furchtbare? Hat er Teile der Leiche gegessen? Sie zu einem schmackhaften Mahl verarbeitet? Als Füllung im Knusperhaus verwendet?“
Börk ließ das Stück Knusperhaus fallen.
„Viel schlimmer!“ sagte Schnippler
Börk atmete auf.
„Er hat... Fleisch- und Fischmesser an derselben Leiche verwendet!“
„Das ist ja widerlich! Manche Mörder haben echt keinen Geschmack. Oder Anstand. Oder... einen Knigge.“
Leich und Gruft schoben nun den toten Koch in einem Metallsarg hinaus. Schnippler sah Börk an.
„Ihr Kollege Müller würde wissen, dass das ein untragbares Verhalten ist. Selbst für einen gemeinen Mörder.“
„Tja, wenn Serienkiller sich noch nicht mal mehr an die einfachsten gesellschaftlichen Regeln halten, wo soll das mit unserer Gesellschaft dann noch hinführen?“
Schnippler schnappte sich seine Arzttasche.
„Es ist kein Serienkiller.“
„Ach nein?“
„Nein“, sagte Schnippler bestimmt. „Zu wenig Tote.“
„Na, da würd ich mir keine Sorgen machen“, Börk nahm eine Zigarette aus der Packung, „die kriegt er bestimmt noch zusammen.“
Ein Koch liegt tot im eignen Saft
Die Frage ist ob Börk es schafft
Den Mörder dieser Tat zu fassen?
Doch darauf kann man sich verlassen...
„Sie dürfen hier...“
„...nicht rauchen, schon klar. Könnte ja sein, dass einer Ihrer Patienten... stirbt.“
Auf einem von Dr. Schnipplers Operations- oder vielmehr Autopsietischen lag eine der drei Leichen – noch immer am Kreuz befestigt. Schnippler war gerade mit der Autopsie beschäftigt, als Börk, einen Hamburger in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand, in das Untersuchungszimmer trat.
Börk öffnete seinen Hamburger und sah hinein.
„Was mit dem Burger nicht in Ordnung?“
„Nein. Ja. Nur so ein Gedanke. Aber der Burger ist normal.“
„Wenn auch nicht eben gesund. Wollen Sie zur Kreuzigung?“ „Japp!“
„Gute Arbeit, soweit ich das beurteilen kann. Aber er wurde nicht...“
„...festgenagelt, sondern gedübelt, ich weiß. Todesursache?“
Schnippler reichte ihm einen Klarsichtbeutel mit einer Kugel.
„Haben wir in den Leichen gefunden. Die drei wurden erschossen. Mit einem Gewehr. Weil ihre Kutten so schwarz sind hat niemand was davon gesehen.“
„Gut. Hmm, setzen wir mal voraus, die wollten nicht nur mal Ihrem großen Vorbild nacheifern. Was bleibt da noch?“
Er trat näher an den Gekreuzigten heran.
„Ich weiß nicht.“
„Was ist mit dem Kreuz?“
„Keine brauchbaren Spuren. Außer, dass es sehr professionell gemacht ist.“
„Was?“
„Das ist wirklich gut verarbeitet. Wenn Sie mich fragen, ist das eine ausgezeichnete Arbeit. Eigentlich schade, dass wir ihn davon lösen müssen.“
Als Börk das Gerichtsmedizinische Institut verließ, wartete dort schon ein Reporter auf ihn.
„Kommissar Börk? Kommissar Börk? Ich bin vom Tageblatt. Was halten Sie von diesem Mordfall?“
„Da müssen Sie schon etwas präziser werden, ich arbeite viel mit Toten zusammen. Also... Sie wissen, was ich meine.“
„Ich meine den Mordfall an den drei Priestern“, präzisierte der Journalist.
„Wer hat gesagt, dass das n Mord war?“
„Ich bitte Sie, drei Priester werden gekreuzigt...“
„Könnte immer noch religiöse Erfüllung sein.“
„Vielleicht aber auch ein fundamentalistischer...“
Börk blieb stehen.
„Hören Sie, drei Priester sind festgenagelt und stranguliert worden und bisher hat sich noch keine einzige fundamentalistische Splittergruppe dafür verantwortlich erklärt. Vielleicht warten wir mal, bis es so weit ist!“
Ein Keller. Dunkelheit. Stickige Luft. Zwei dunkle Gestalten...
ERSTE STIMME: Sie sind uns bereits auf der Spur.
ZWEITE STIMME: Das glaub ich nicht.
ERSTE STIMME: Warum haben sie dann nach der Pressekonferenz unsere Personalien aufgenommen.
ZWEITE STIMME: Reine Routine.
Irgendetwas donnerte zu Boden.
ZWEITE STIMME: Autsch. Mist!
ERSTE STIMME: Was ist?
ZWEITE STIMME: Ich bin gegen die Fräse gelaufen. Müssen wir unsere Treffen immer im Dunkeln abhalten?
ERSTE STIMME: Sind wir eine Geheimorganisation oder nicht?
ZWEITE STIMME: Wir wissen doch alle, wer wir sind, also was soll das alles?
ERSTE STIMME: Das lass mal meine Sorge sein. Wir machen weiter wie bisher.
ZWEITE STIMME: Gut. Können wir dann jetzt endlich das Licht anmachen? Mir is nämlich ne Kontaktlinse runter gefallen!
Im Polizeipräsidium herrschte leichte Aufregung. Sein Chef kam nervös auf Börk zugelaufen und wedelte mit einer Zeitung herum.
„‚Drei Priester von fundamentalistischer Splittergruppe gekreuzigt worden.’ Ist das auf Ihrem Mist gewachsen?“
„Nicht direkt.“
„Ach nein?“
„Aaaach, Sie wissen doch, wie die Presse ist. Da lässt man mal ein zwei Begriffe fallen und schon... Was steht da über die Todesart drin?“
„Dass die Opfer stranguliert wurden.“
„Hervorragend.“
Der Chef sah ihn fassungslos an.
„Wieso ist das bitte hervorragend?“
„Es werden ne ganze Menge Idioten anrufen, die sich zu dieser Tat bekennen wollen. Wenn einer von Erschießen spricht, könnt ihr ihn zu mir durchstellen.“
Derweil, in einem anderen Büro, irgendwo in der Stadt...
ERSTE STIMME: Ich... ich bin nicht mehr sicher, ob das richtig war.
ZWEITE STIMME: Das war es. Wir hatten mit unserer Tat etwas zu sagen. Etwas Wichtiges! Und wieso flüstern wir eigentlich?
Börk stand einmal mehr vor dem Süßigkeitenautomaten. Der Automat war – einmal mehr – kaputt. Ob mal wieder oder immer noch war nicht geklärt. Börk zog seine Knarre heraus um die Scheibe des Automaten einzuschlagen, doch in diesem Moment beugte sich Justen, einen Telefonhörer in der Hand, aus seinem Büro und rief:
„Heh, Börk, Telefon!“
„Wer ist es?“
„Erschossen!“
„Auf meinen Apparat!“
„Einen Moment bitte“, sagte Justen höflich in seinen Hörer, „ich stelle Sie durch.“
Börk ging in sein Büro. Sein Apparat klingelte. Er nahm den Hörer ab.
„So Displaytelefone sind doch echt was Tolles!“ murmelte er mehr für sich. „Fundbüro, was kann ich für Sie tun?“
Er machte sich eine Notiz.
„Fundbüro?“ sagte eine verzerrte Stimme. „Ich wollte doch...“
„Es geht doch sicher um die drei toten Priester, die wir gefunden haben, oder?“ unterbrach Börk.
„Ja, genau“, sagte die Stimme. „Wie ich bereits Ihrem Kollegen erzählt habe, möchten wir uns zu dieser Tat bekennen.“
„‚Wir’ bedeutet im Einzelnen?“
„Also das sind... Wir sind die Rächer der Messdiener.“
„Ist vermerkt. Okay, ich sorge dafür, dass Sie ins Register gewalttätiger Organisationen eingetragen werden. Kann ich sonst noch was für Sie tun? Irgendwelche Forderungen vielleicht?“
„Nein, das wär erstmal alles.“
„Okay, danke für den Anruf.“
Börk legte auf. Als er aufblickte, sah er seinen Chef in der Tür stehen.
„Und, wer war das?“
Börk erhob sich und ging zur Tür.
„So eine Art... Jugendorganisation!“
Während sie den Korridor hinunter gingen, reichte Börk seinem Chef einen Zettel.
„Ich hab mir n paar Notizen gemacht. Hier, könnten Sie das für mich überprüfen?“
„Ich bin der Chef, sollte ich sowas nicht zu Ihnen sagen?“
„HABEN Sie einen Zettel mit Informationen, die überprüft werden sollten?“
„Äh... nein.“
„Na dann liegt die Sache ja wohl ganz klar“, meinte Börk trocken.
Er drückte dem Chef den Zettel in die Hand und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Und was machen Sie jetzt?“
„Ich seh mir die Leute an, die auf unserer Pressekonferenz waren.“
Börks Wagen hielt vor einem Schreinerbetrieb. Über dem Eingang stand:
„Gebrüder Zug, Schreinerei und Baumarkt“
Börk betrat den Laden.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte freundlich eine Verkäuferin.
„Japp.“ Börk nickte. „Ich suche den Geschäftsführer... einen gewissen Herrn Arnold Zug?!“
„Einen Moment bitte. Wer soll ich sagen will ihn sprechen?“
„Das Gesetz!“
Es klopfte an der Tür.
„Ja?“ sagte Arnold Zug.
Die Tür öffnete sich einen Spalt und die Verkäuferin steckte ihren Kopf herein.
„Herr Zug, da ist ein Mann von der Polizei.“
Die Tür wurde aufgestoßen. Börk trat ein.
„Tag. Schätze, Sie sind mit dem Gesetz in Konflikt geraten!“
„Hast du das gehört?“
Peter Zug sah auf. Er befand sich zusammen mit seinem Bruder Stefan in der Werkstatt. Beide arbeiteten sie. Sie lauschten.
„Nein“, sagte Stefan.
Börk nahm auf einem Sessel gegenüber dem Schreibtisch Platz und fingerte eine Packung Zigaretten aus seiner Jacke.
„Was... was kann ich für Sie tun?“ fragte Arnold Zug unsicher.
„Nun... wie wäre es mit einem Geständnis?“
Börk lächelte.
„Was denn für ein Geständnis?“
„Wegen des Befestigens von Leichen an einem Kreuz und von drei beleichten Kreuzen an einer Kirche!“
„Aber... aber... wie kommen Sie darauf...“
Die Tür wurde aufgestoßen. Peter und Stefan Zug stürzten herein und richteten ihre Waffen auf Börk.
„Schätze, das sind die anderen Kreuz-Ritter!“ knurrte Börk. „Hmmm, ein Bohrer als Waffe ist ja noch vertretbar, aber was wollen Sie mit dem Spachtel?“
„Okay, Bulle, dein letztes Stündlein hat geschlagen“, rief Stefan.
„Denk ich nicht.“
Börk steckte sich eine Zigarette an.
„Was macht dich da so sicher?“
„Guck doch mal aus dem Fenster!“
Stefan ging zum Fenster und sah hinaus. Es war nichts zu sehen.
„Ich seh nix.“
Börk seufzte. „Wie clever wären Scharfschützen, wenn sie sich zeigen würden, häh?“ Börk deutete auf den Boden. „Ist das n teurer Teppich?“
„Hey, das ist jedenfalls kein Aschenbecher!“
„Jetzt schon!“
Müller lag mit seiner Freundin im Bett. Das einzige, was sie trug, war die Zeitung. Und die stand ihr ausgezeichnet, wie er fand.
„Du solltest öfter Geburtstag haben!“
„Sag mal…“
Sie hielt ihm die Zeitung hin. Darin befand sich ein Bild von Börk. Die Überschrift lautete: „Priester von fundamentalistischer Splittergruppe gekreuzigt“.
Müller seufzte.
„Ich hab Urlaub... und trotzdem taucht dieser Kerl IMMER WIEDER AUF!“
„Okay, ihr Pappnasen, kommen wir zum Geschäftlichen.“ Börk aschte einmal mehr auf den Teppich. „Wir haben drei tote Priester und wir haben drei hervorragend gezimmerte Kreuze. Ich schwör euch, wenn Kreuzigungen wieder in Mode kommen, dann seid ihr dick im Geschäft.“
„Sie haben nichts gegen uns in der Hand.“
„Au contraire!“ Börk kramte etwas aus seiner Tasche und hielt es ihnen vor die Nasen. „Düblein, Düblein in der Wand, wer ist der Schreiner in diesem Land?“
„Ein Dübel!“
„Volltreffer! Und nun raten Sie mal, wessen Fingerabdruck wir auf diesem Dübel gefunden haben? Und raten Sie mal, in wessen Hand er gesteckt hat!“
Stefan Zug starrte noch immer aus dem Fenster.
„Ich seh da draußen keinen. Vielleicht auf dem Dach?“
„Also gut“, gestand Arnold Zug, „wir haben’s gemacht.“
„Wir dachten, das wäre wirklich n guter Werbegag für unseren Laden“, fügte Peter Zug hinzu.
„Ich fass es nicht!“ meinte Börk. „Das sollte nur ein Scherz sein!“ „Aber wir haben die Kerle nicht umgebracht!“ sagte Arnold Zug schnell.
„Nein, das waren wir nicht! Wir haben nur die Leichen gefunden.“ „Und weil es Priester waren...“
„...dachten wir, das wäre ne witzige Idee. Ist dann aber wohl nach hinten losgegangen!“
„Könnte man so sagen!“ Börk deutete auf den Schreibtisch. „Geben Sie mir mal das Telefon rüber.“
Arnold Zug reichte es ihm.
„Wen wollen Sie anrufen?“
„Soll ne Überraschung werden.“ Börk wählte. „Chef? Ja, Börk hier. Sieht so aus, als hätten wir unsere fleißigen Handwerker gefunden. Ich brauch zwei Wagen und die Spurensicherung. Okay, bis gleich.“ Er legte auf. „Gut, gehen wir.“
Arnold Zug deutete nach draußen.
„Und was ist mit den Scharfschützen?“
„Ach, machen Sie sich doch nicht lächerlich!“
Ein schmuckes Verhörzimmer im Präsidium. Man hatte die Rollos heruntergezogen, um die rechte Verhör-Stimmung aufkommen zu lassen. Alles wirkte relativ düster, Zigarettenrauch lag in der Luft und Börks Laune schien auch gerade für ein Stündchen zu Tisch zu sein...
„Okay“, begann er, „also ihr habt die Leichen gefunden. Und wo? Vielleicht im Versandhauskatalog?“
„Nein“, sagte Peter Zug. „Auf dem Kinderspielplatz!“
„Vom Kindergarten!“ fügte Arnold Zug hinzu.
„Um 19 Uhr!“
„Nachdem wir unsere Nichte abgeholt haben!“
„Und wo waren die drei Leichen?“ wollte Börk wissen. „Im Sandkasten verscharrt?“
„Nein, sie waren da... aufgebaut!“
„Aufgebaut?“
„Naja“, sagte Arnold Zug, „also, der eine tote Priester saß halt auf der Rutsche...“
„...einer saß auf der Schaukel und der dritte...“
„...hing an der Kletterstange. Das sah schon irgendwie witzig aus.“
„Aber dann hatten wir eine bessere Idee.“
„Ja, ich schätze von da an kenn ich die Geschichte! Schonmal in Betracht gezogen, dass das Herumspielen mit fremden Leichen strafbar sein könnte?“
Er stand auf und ging zur Tür.
„Ähm, eine Frage noch“, kam es nun von Stefan Zug, der sich die ganze Zeit über recht still verhalten hatte. „Waren da nun Scharfschützen oder nicht?“
Derweil in einem düsteren, finsteren Keller mit zwei düsteren, finsteren Gestalten.
ERSTE STIMME: Die ganze Sache entgleitet uns. Wir müssen etwas unternehmen!
ZWEITE STIMME: Das hab ich dir die ganze Zeit gesagt!
ERSTE STIMME: Und warum läuft in letzter Zeit alles schief?
ZWEITE STIMME: Weil wir unsere Pläne immer im Dunkeln schmieden.
ERSTE STIMME: Verdammt! Wir müssen etwas unternehmen!
Das Weihnachtsfest rückt immer näher
Doch Börk der Lösung keinen Schritt
Die Leichen werden immer mehr
Der Mörder kommt nicht aus dem Tritt.
Börk saß mit hochgekrempelten Ärmeln in seinem Büro. Es war nur spärlich von einer Schreibtischlampe beleuchtet. Der Aschenbecher war voll, das Zimmer völlig verraucht. Auf dem Schreibtisch neben dem überquellenden Aschenbecher lagen Bilder der Opfer, eine Zigarette lag im Aschenbecher und rauchte.
Ein Kritiker, Gourmet, ein Koch
Der Küchenmeister und dann noch
Die Frau die stets von sich behauptet
Sie hätt‘ den „Weihnachts Mäck“ erfunden
Hat man letzte Nacht gefunden
Und sie wurde wohl enthauptet.
Börk sah sich die Leiche an, deren Kopf man in einem BigMäck-Behälter neben dem Körper gefunden hatte.
Was die Leichen eint ist eins:
Der Zimtsternstich als Mal des Kains
Er ist des Mörders Markenzeichen
Doch wird das für die Lösung reichen?
Börk brütete über einem Burger. Er war geöffnet, das Fleisch eindeutig mit einem sternenförmigen Umriss versehen. Börk hielt einen Zimtsternstecher daneben – das Muster passte.
Die Morde nehmen gar kein Ende!
Und Börk? Der kommt nicht weiter!
Was er jetzt braucht, ist eine Wende
Sonst wird das Fest nicht heiter...
„Hast du nicht Urlaub?“ fragte Börk ohne aufzusehen.
„Ich dachte, ich schau mal vorbei“, meinte Müller, der in der Tür stand.
„Nett.“
Müller ging zu seinem Schreibtisch und holte eine größere Packung Kondome aus der Schublade. Börks Blick sprach Bände.
„Was denn? Ich hab die nach dem Einkaufen hier vergessen.“
„Ich hab doch gar nichts gesagt.“
„Das ist bei dir noch schlimmer!“ Müller sah sich die Sauerei mit den Hamburgern an. „Und was ist das? Ne neue Diät? Nimmst du die Dinger jetzt auseinander? Isst du nur noch die Salatblätter?“
„Nee. Ich... ich weiß nicht. Es gibt da einen Killer, der seine Opfer mit einem Zimtsternstecher umbringt. Das ist...“
„Ich weiß, was das ist.“
„Oh.“ In Börk flackerte neue Hoffnung auf. „Dann weißt du sicher auch, was Créme Suzette ist?“
„Ja. Eigentlich heißt es...“
Das Telefon klingelte.
„Moment.“ Börk ging ran. „Ja? Nein, da sind Sie hier falsch. Oh… doch, die hat er gefunden. Ja, sag ich ihm. Viel Spaß damit. Tschüß.“ Börk legte auf. „Deine Freundin. Wo war ich?“ Er dachte nach. „Wie auch immer, dieser Kerl hinterlässt in seinen Opfern halt einen Zimtsternstecher...abdruck!“ Er hielt einen der Burger hoch, in dem man das Muster bestens erkennen konnte. „Und ich weißt halt nicht, ob das vielleicht irgend n Weihnachtsgag sein soll oder so. Oder n Trittbrettfahrer. Oder einfach irgendein bescheuerter Vollidiot.“
Börk zog an seiner Zigarette.
„Worum geht’s bei der ganzen Geschichte überhaupt?“ wollte Müller halbherzig wissen. Genau genommen hatte er nämlich das, wofür er gekommen war.
„Aaaaaaaaalso, dieser Typ hat es offensichtlich auf eine ganz bestimmte Zielgruppe abgesehen.“
Börk erhob sich und begleitete Müller den Korridor entlang Richtung Ausgang.
„Was für eine Zielgruppe?“
„Er hat den Erfinder des Leichtentzündlichen Styropor-Weihnachtsbaumes umgebracht, die alte Schnalle, die behauptet sie hätte den ‚Weihnachts Mäck’ erfunden...“ Sie erreichten den Süßigkeitenautomaten. „...den Typ, auf den dieser grauenvolle Tannen-und-Keksduft-Spender zurückgeht...“ Der Automat streikte. Börk hämmerte mit der Faust darauf ein. „SCHEISSDING!“ Er wandte sich wieder Müller zu. „Mit anderen Worten all die Leute, die einem das Weihnachtsfest so richtig versauen!“
„Bleibt die Frage: Wer bleibt da noch?“
Sie gingen zu den Aufzügen.
„Tjaaaaa, das ist echt die Frage.“ Dann hatte er eine Idee. „MOMENT! Was ist mit dem Typen, der letztes Jahr allen das Fest vermiest hat? Verdammt, was hat der noch mal gemacht?“
„Einen Waldmeister-Wackelpudding-Weihnachtsbaum.“
„Genau. DAS war ekelhaft! So jemanden kann man bei solchen Morden doch nicht übergehen!“
„Und du meinst, das gibt dir die Gelegenheit, den Täter auf frischer Tat zu fassen!“
„Jaaaaaa, ich glaube schon.“
Müller stieg in den Aufzug.
„Tja... das ist echt ein Problem!“
„Wieso?“
Die Aufzugtüren begannen sich zu schließen.
„Naja, ich meine, willst du den wirklich retten?“
Börk dachte darüber nach.
„Vielleicht muss ich das gar nicht...“
Börk wusste, dass er auf der richtigen Spur war. Qualmend schmökerte er in den Akten, als auf einmal eine Kugel sein Fenster zerschmetterte.
„Herein“, sagte er gedankenversunken.
Eine zweite Kugel schlug in die Wand ein.
„Ich sagte herein!“ wiederholte er angesäuert. Dann hatte er begriffen. „Mist!“ murmelte er, stand auf und trat neben das zersplitterte Fenster.
„Wisst ihr Arschlöcher eigentlich, was so ein Fenster kostet?“ schrie er hinaus in die Nacht, dann ging er lieber in Deckung.
„Wo ist jetzt mein verdammtes Telefon? Ahh, da. Okay, Freunde, dann wollen wir doch mal sehen, ob euch das schmeckt!“
Ein Dach ganz in der Nähe. Ein Handy klingelte.
ERSTER: Na geh ran!
ZWEITER: Aber... wir sind hier auf nem Dach!
ERSTER: Na geh schon ran!
ZWEITER: Ja? Hallo?
BÖRKS STIMME: Spreche ich mit Ewald Brunner?
ZWEITER (unsicher): Jaaaaa? Wer ist denn da?
„Ich geb Ihnen nen Tipp: Sie haben gerade auf mich geschossen!“ sagte Börk trocken.
„Woher haben Sie meine Nummer?“
„Schon mal was von ISDN gehört?“
Brunner deutete auf das erleuchtete Fenster Börks.
„Mach ihn alle!“
„Das hab ich gehört!“ scholl Börks Stimme aus dem Handy.
„Okay, ich hab nen guten Tipp für euch Knalltüten: Kommt von dem Dach runter und ergebt euch.“
Ein paar Kugeln schwirrten durchs Fenster.
Börk seufzte.
„Also auf die harte Tour!“
Schnaufend erklomm Börk die letzten Stufen. Japsent lehnte er sich an die Wand und verfluchte den Architekten, dass er dieses Haus ohne Fahrstuhl gebaut hatte. Als er wieder zu Atem gekommen war, ging er zu der Tür vor ihm und klopfte.
„Wer ist da?“ fragte eine Stimme.
„Glücksspirale. Sie haben im Lotto gewonnen!“ Die Tür ging auf. Börk lächelte. „Brunner, nicht wahr? Wir haben telefoniert!“
„Es war nicht klug von Ihnen, allein hierher zu kommen!“ sagte Brunner.
„Dacht ich mir auch.“
„Okay, Börk“, erscholl nun eine körperlose Stimme, „wir haben ihn genau im Visier. Wenn er eine falsche Bewegung macht ist er geliefert.“
„Deswegen hab ich auch meine netten Kollegen von der Scharfschützenabteilung mitgebracht. Glauben Sie mir, die sind ziemlich aus der Übung und sehnen sich danach, endlich mal wieder so richtig zu trainieren!“ Er steckte sich eine an. „Tja, wollen Sie noch zur Beichte, bevor wir gehen?“
„Damit kommen Sie nicht durch!“ schrie Brunner, der es sich in Handschellen auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens unbequem gemacht hatte. „Sie mögen mich kennen, aber Sie kennen nicht die Identität meiner Kameraden! Meine Gruppe wird mich rächen!“
„Na, da bin ich aber mal gespannt. Ihre Kameraden sind der Typ mit dem Gewehr, der heißt Siggi Fenster – und wir sind gerade auf dem Weg zu ihm!“
„Aber... wie...“
„Ach kommen Sie.“ Börk drehte sich zu Brunner um, während der Wagen losfuhr. „Drei alte Priester, ermordet auf dem Spielplatz eines Kindergartens. Das sagt nichts anderes als: Wir haben uns an diesen Säcken gerächt!“
„Das hätte es ihnen gezeigt.“
„Ja, hat aber leider nicht geklappt, weil ein paar andere Idioten die Leichen gefunden haben und zeigen wollten, wie toll ihre Möbel sind.“
„Aber... es gibt keine Verbindung zu mir!“
„Nein, aber dann haben Sie freundlicherweise durch Ihren idiotischen Anruf Ihre Identität preisgegeben und von dem Punkt an war alles ganz einfach.“
„Ach ja?“
Brunner war erstaunt.
„Ja. Wir hatten Ihren Namen. Das hat uns dazu geführt, dass Sie früher mal Messdiener bei den Pfarrern waren. Sowas findet man alles im Internet. Dann mussten wir nur noch vergleichen, wer zur selben Zeit auch Messdiener war und schon waren wir bei Siggi Fenster.“
„Wir sind bei Siggi Fenster“, sagte der Fahrer.
„Sag ich ja!“ sagte Börk.
„Ich hasse Sie!“ sagte Brunner.
„Da sind Sie nicht der einzige!“
Börk stieg aus.
„Sie werden Siggi niemals lebendig kriegen!“
„Das is okay für mich!“
Börk schloss die Tür und der Wagen fuhr los. Gelassen zündete er sich eine Zigarette an. Kurz vor dem Haus blieb er stehen, sah daran hinauf und rief: „Hey, Fenster! Sind Sie auf?“
In ein paar Fenstern ging das Licht an – nur in einem ging es aus! Das hatte Börk sehen wollen. Das war sein Fenster. Fensters Fenster, um genau zu sein. Im vierten Stock, direkt unter dem Giebel des Daches und neben einer brüchig wirkenden Regenrinne.
„Schätze er ist zu Hause!“ murmelte Börk.
Das betreffende Fenster öffnete sich einen Spalt und ein Gewehrlauf erschien.
„Was wollen Sie?“ rief Fenster.
„Sie verhaften!“ Eine Kugel schlug neben Börk in den Asphalt. „Falsche Antwort, hmmm?“
„Sie werden mich niemals lebend erwischen, Bulle!“
„Ja, ich weiß, deswegen geh ich auch gar nicht davon aus!“ Börk deutete auf das Haus. „Sie sollten vorsichtig sein, in Ihrem Treppenhaus befindet sich ein ziemlich brutales Kommando, das nur darauf wartet, dass Sie zur Tür hinaus spaziert kommen.“ Börk hob die Schultern. „Die sind ziemlich übellaunig, weil die schon lange keinen mehr umgelegt haben. Und sie freuen sich darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen!“
„Die werden mich nicht kriegen!“
Damit schien es ihm ernst zu sein, denn nun öffnete Fenster das Fenster ganz und kletterte hinaus. Sein Plan war es wohl, an der Regenrinne hinauf aufs Dach zu klettern.
Während er noch mit der Ausführung dieses Plans beschäftigt war, trat ein Mann in Arbeitskleidung aus dem Haus. Er wischte sich seine schmutzigen Hände an einem Tuch ab, entdeckte Börk und ging neugierig auf ihn zu.
„Hallo Börk.“
„Hi.“
„Also ich hab alles so gemacht, wie du es mir gesagt hast, aber ich verstehe nicht ganz, wieso ich...“
„Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh...“
„...die Dachrinne lösen sollte.“
Fenster knallte vor ihnen auf den Boden.
„Deswegen. Dieser Typ hatte eine Affinität zu Dächern.“
„Da... war... kein... Kommando... oder... ?“ röchelte Fenster.
„Ich wusste doch, ich hatte irgendwas vergessen!“
Polizeiwagen kamen um die Ecke.
„Brauchen wir nicht nen Krankenwagen!“ fragte der Mann nervös.
„Sie... mieses...“
Fenster sackte zusammen.
„Nein“, meinte Börk, „sieht nicht so aus.“
Er schnippte seine Zigarette weg, drehte sich um und ging die Straße hinunter.
Ein Mörder mordet weihnachtlich
Und hinterlässt den Zimtsternstich
Doch Börk entdeckt bei all den Taten
Ein Muster – und er riecht den Braten.
Und nur ganz wen’ge Stunden später
Schlägt wieder zu der böse Täter
In einem Fast-Food-Restaurant
Wird wohl ein „Bürger“ abgebrannt.
In seiner Brust das Markenzeichen
Auf seiner Stirn, der kalten bleichen
Wird mit lautstarkem Getöse
Und der Hilfe der Friteuse
Ein schönes Muster hinterlassen.
Doch bevor – kann man es fassen –
Sich der Mörder kann verdrücken
Hört man starkes Missverzücken
Von einem ungehalt‘nen Kunden
Der nun barsch und unumwunden
Ohne dass er dabei lacht
Seiner Meinung Heißluft macht.
Und während Börk sich noch beklagt
Schlägt zu der Killer unverzagt...
„Wie schwierig ist das, zwei Hamburger zu machen?“ Börk sah die Mäckes-Bedienung sauer an. „Ich meine, das hier nennt sich doch ‚Schnellrestaurant’. Was meinen Sie, woher der Begriff kommt?“
„Ich muss Sie auffordern, noch einmal auf Ihr Essen zu warten.“
„Das muss ich doch auch ohne Aufforderung.“
„Dann muss ich Sie auffordern, ohne Aufforderung darauf zu warten.“
„Warum gehen Sie nicht einfach in diesen Bereich, den Sie da vielleicht euphorisch als Küche bezeichnen und sehen nach, wo meine zwei Hamburger bleiben?“
„Und wer kümmert sich dann um die Gäste?“
„Es ist kurz vor Mitternacht an einem scheißkalten Winterabend, hier sind keine Gäste!“
„Und was ist mit uns?“ fragte einer von zwei heruntergekommenen Typen.
„Schnauze! Also was ist jetzt? Okay, geh ich eben selber nachsehen...“
Börk zog seine Knarre und drängte sich an der Bedienung vorbei.
„Hey, das dürfen Sie... sind der Mann mit der Waffe, Sie dürfen!“
Börk stürmte in die Küche, die Waffe noch immer in der Hand. Ein altmodischer Koch mit hoher weißer Mütze stand dort und fuhr erschrocken zurück, als er hereinstürmte.
„Wer sind Sie?“ fragte er mit französischem Akzent. „Was wollen Sie hier? Ist das ein Überfall? Ich habe kein Geld!“
Börk ließ die Waffe sinken.
„Hi. Sind Sie Albert Grauhans?“
„De Grauhans!“ korrigierte ihn der Koch.
„Sie haben den Waldmeister-Wackelpudding-Weihnachtsbaum erfunden?“
„Ganz genau. Woher wissen Sie das?“
„Ich hab recherchiert. Und dabei hab ich herausgefunden, dass Sie hier arbeiten.“
„Ich bin ein Maitre der Küche, ein Meisterkoch, und ich bin gezwungen, HIER zu arbeiten. Diese Welt ist verrückt.“
„Ja.“ Börk sah sich, die Waffe in der Hand, um. Er kontrollierte die Ausgänge und versuchte herauszufinden, ob sich noch jemand dort befand. „Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie. Sie sind in großer Gefahr. Ein Mörder hat es sich zur Aufgabe gemacht, Leute wie Sie, die anderen das Weihnachtsfest vermiesen, umzubringen.“
„Und jetzt bin ich in Gefahr, ermordet zu werden?“
„Nein, SIE sind in Gefahr, VERHAFTET zu werden!“ Börk sah ihn an. „Sie sind der Zimtsternmörder, hab ich Recht?“
Grauhans drückte seinen Zimtsternstecher in eine brutzelnde Hamburgerbulette und hinterließ dort eine eindeutige Spur. Daneben lagen andere Buletten mit genau demselben Brandmahl.
„Ich werde Ihnen...“ sagte Grauhans bedrohlich wollte nun mit einem Bulettenwender als Waffe in der Hand auf Börk losgehen.
Börk hob nur seine Waffe.
„Aufs Wort gehorchen?!“ schlug er vor.
„Ja“, war Grauhans kleinlaute Antwort.
„Brav!“
Grauhans ließ geschlagen seine „Waffe“ sinken. „Wie... wie haben Sie mich gefunden?“
„Durch das nette Muster, das Sie auf meinen Hamburger gebrutzelt haben.“ Börk deutete auf die verunstalteten Buletten. „Ich ess hier öfter, müssen Sie wissen, und seit einiger Zeit find ich immer mal wieder einen Burger mit diesem komischen Sternenmuster drauf.“
„Ich verstehe nicht... wieso haben Sie mich verdächtigt?“
„Das ist einfach: Sie haben den Waldmeister-Wackelpudding-Weihnachtsbaum erfunden – und Sie leben noch! Ergo können nur Sie der Täter sein.“
„Wieso das?“
„Ganz einfach“, Börk steckte sich eine Zigarette in den Mund. „Wenn man sich an denen rächen will, die einem das Weihnachtsfest vermiesen, dann hätte man Sie doch als Nummer Eins auf seiner Liste!“
Der Zimtsternmörder ist gefunden
Und nun kann er unumwunden
Und für alle zu verstehen
Seine böse Tat gestehen...
„Mist!“ sagte er. „Ich wollte alle meine Widersacher aus dem Weg räumen, alle die mich an Weihnachten übertrumpft haben, so dass ich dieses Jahr meinen großen Coup landen konnte.“
Ein paar Polizisten kamen herein.
„Ich habe meinen Plan ausgeführt... und morgen ist es so weit. Morgen werden sie in die Geschäfte kommen. Unangefochten, konkurrenzlos, genial: Die Heilige Familie aus Nougat und Kartoffelchips, abgeschmeckt mit Creme Suzette...“
„Häh?“
„...und eingegossen in einen leckerleichten Würfel aus Waldmeister-Wackelpudding... ein Traum.“
„Leider hab ich da noch eine schlechte Nachricht für Sie“, sagte Börk und deutet den Polizisten an, Grauhans Handschellen anzulegen.
„Was?“
„Das Zeugs ist Beweismaterial und wird deshalb nicht ausgeliefert werden!“
„Oh neinnnnn!“ rief Grauhans verzweifelt. „Mein ganzes Lebenswerk – umsonst!“
„Na, so würd ich das nicht sehen. Sie kriegen lebenslänglich – passt doch zum Lebenswerk! Schoko-Keks?“
Börk hielt ihm die Kekstüte hin.
„Nein, ich mag nur Spekulatius-Lakritz!“
„Ich wusste es doch... man hat die falschen ermordet!“
Börk biss in den Keks.
Der Mörder wird nun abgeführt
Die, die es sehen sind gerührt
Der Weihnachtsmann am Nordenpol
Packt seinen alten Schlitten voll
Und Börk verschwindet in der Nacht
Denn er hat seine Tat vollbracht
Der Mörder steht unter Arrest
Drum wünschen wir nun: Frohes Fest!