Читать книгу Starke Porträts - Martin Frick - Страница 9
ОглавлениеFür wen dieses Buch gedacht ist
Seit es die Fotografie gibt, ist diese eng damit verbunden, Menschen so abzubilden, dass die Person ins »rechte Licht gerückt« wird, ihr Wesen gekonnt in Erscheinung tritt oder auch nur die Physiognomie des Individuums korrekt wiedergegeben wird – etwa bei biometrischen Passfotos. Seit die Porträtfotografie als Ersatz für die Porträtmalerei entstanden ist, hat sich das Verständnis von dem, was ein Porträt aussagen soll, grundlegend geändert. Wurden am Anfang nur berühmte Persönlichkeiten mit ernster Miene fotografiert, hat sich heute eine Selfie-Kultur etabliert, meistens mit dem Ziel, interessant, erfolgreich und sexy zu wirken.
Manches ist seit den Anfängen der Porträtfotografie aber auch gleich geblieben: Wir interessieren uns dafür, wie andere Menschen aussehen, wie sie leben, wie sie sich selbst sehen, wie sie sich inszenieren und wie sie gesehen werden möchten.
Auch so kann ein Businessporträt aussehen. Für Strategie-Berater Daniel stehen Werte wie Persönlichkeit, Wertschätzung und Empathie im Vordergrund.
Was ist ein gutes Porträt – und wie hilft dieses Buch dabei, es entstehen zu lassen?
Stell dir vor, du bist begeisterter Bergsteiger und möchtest den Mount Everest besteigen. Vielleicht denkst du, dass deine Erfahrung und dein Fitnesslevel noch nicht ausreichen, und du suchst dir einen Trainer, der dir zeigt, wie du Kraft und Kondition aufbaust und welche Techniken du lernen und beherrschen musst, um den Gipfel zu erreichen. Denn genau dafür sind Trainer da.
Andererseits wird dir ein Trainer nicht helfen, zu hinterfragen, ob der Everest wirklich das Ziel deiner Träume ist. Vielleicht entspricht es gar nicht deinen Werten, um jeden Preis auf den höchsten Gipfel der Welt zu kommen. Oder du möchtest zwar hinauf, aber nur, wenn du auch aus eigener Kraft mit dem Rad von deiner Haustüre bis nach Nepal gekommen bist. Das herauszufinden wäre die Aufgabe eines Mentors.
Mit einem interessanten Charakter vor der Linse ist es relativ einfach, ein gutes Porträt zu machen, so wie hier von Ringo, dem es schwerfällt, seine Hippie-Vergangenheit zu leugnen.
Ein Trainer würde dir sagen, was du denken sollst, damit du nicht aufgibst, bevor du den Gipfel erreicht hast. | Ein Mentor wird dich dazu anleiten, dir deiner Gedanken bewusst zu werden. |
Ein Trainer wird dir Tag und Nacht sagen, dass du stark bist. | Ein Mentor wird dich dazu ermutigen, gerade in deinem Scheitern deine Stärke zu erkennen. |
Ein Trainer könnte dir sagen, dass du alles erreichen kannst, was du willst. | Ein Mentor würde dich auffordern, alles in Frage zu stellen, was du zu brauchen glaubst. |
Ein Trainer wird dir zeigen, wie du denken kannst und was du dafür tun sollst. | Ein Mentor ermutigt dich, selbst zu denken, authentisch zu fühlen und selbst eine Lösung zu finden. |
Es ist einfach, die Rezepte eines Trainingsexperten umzusetzen, aber schwierig zu erkennen, wer du bist und was dich antreibt – und zu lernen, wie du dir sinnvolle Ziele setzt. Wenn du dich persönlich weiterentwickeln möchtest, geht das am höchsten Berg der Erde, aber vielleicht auch, indem du einen Nachmittag mit einer nervigen Tante verbringst. Möchtest du deine Bestimmung und deinen eigenen Weg finden, brauchst du eigentlich keinen Trainer, sondern vielmehr einen Mentor.
Auch wenn das Buch keinen Mentor ersetzen kann, ist es doch im Geiste eines solchen geschrieben. Ich möchte kein Rezeptwissen vermitteln, sondern zum selbstständigen Lernen anregen.
Es kommt auf deine Sicht an, deinen Weg, deine Art, Menschen zu begegnen, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihre Geschichte zu erzählen. Dich dazu zu ermutigen, ist mein persönlicher Everest.