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Vorwort
Wer eine Studieneinführung schreibt, erinnert sich im Stillen an die eigenen Studienanfänge, die bei mir bereits mehr als 25 Jahre zurückliegen. Vieles hat sich seither radikal verändert, manches ist aber auch gleich geblieben. Überfüllte Vorlesungen und Seminare gibt es heute kaum mehr. Die Schreibmaschine wurde vom Computer abgelöst, das Nachschlagen im Lexikon durch das Surfen im Internet, das Exzerpieren von Literatur durch das Kopieren. Unter den Dozierenden gibt es häufiger Frauen, und unter den Studierenden dominieren sie bereits. Noch immer aber fühlen sich Anfängerinnen und Anfänger durch die Fülle der Themen und die neuartigen Anforderungen wissenschaftlicher Arbeit überfordert, und noch immer stellt sich die wichtige Frage nach der Praxisrelevanz universitärer Theologie. Verschärft haben sich die Anforderungen an den Beruf, im Lehramt ebenso wie im Gemeindedienst durch eine ständige quantitative und qualitative Steigerung der Ansprüche. Zugespitzt haben sich die Herausforderungen an die Theologinnen und Theologen, in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft, durch die fortschreitende Säkularisierung und Pluralisierung unserer Kultur: Eine radikale Individualisierung hat das Wohnen, das Essen, den Beruf, die Freizeitgestaltung, die Partnerschaft, die Sexualität sowie das Altwerden erfasst – und eben auch die Religiosität.
Ich habe mich der Aufgabe, ein einführendes Lehrbuch zu schreiben, auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen beim Studieren und Dozieren gestellt. Zu diesem Hintergrund gehören vieljährige Lehr-Erfahrungen an recht verschiedenartigen Universitäten (Tübingen, Siegen, Basel, Osnabrück) und damit verbundene Einblicke in die theologische Wissenschaft und die kirchliche Berufspraxis zweier Länder, nämlich Deutschlands und der Schweiz, und dreier Bundesländer, nämlich Baden-Württembergs, Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens. Dabei hatte und habe ich sowohl mit der Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern zu tun als auch mit der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern. Im Hintergrund stehen ferner eigene Erfahrungen der beruflichen Praxis in Schule und Gemeinde, da ich jahrelang als Pfarrer und Religionslehrer gearbeitet habe, und last, but not least: frühe Erfahrungen mit dem Credit-Point-System, einem modularisierten Studium, und gestuften Studiengängen (Bachelor/ Master-Abschlüssen), also neuen Entwicklungen im Kontext der europäischen Einigung, die in den kommenden Jahren sukzessive auf alle Studierenden zukommen dürften.
Auch auf mir gegebene Grenzen will ich hinweisen. Ich habe dieses Buch als evangelischer Theologe und als Kirchengeschichtler geschrieben. Als letzterer neige ich vielleicht an der einen oder anderen Stelle dazu, eine historisch-relativierende Perspektive einzunehmen. Dies muss jedoch in einem für Anfängerinnen und Anfänger gedachten Buch kein Nachteil sein. Gerade der Kirchenhistoriker hat in der Studienpraxis sehr viel mit Anfängerinnen und Anfängern zu tun, denn häufig belegen sie kirchengeschichtliche Lehrveranstaltungen, für die höchstens lateinische Sprachkenntnisse, sonst aber keine Voraussetzungen gebraucht werden. Als evangelischer Theologe neige ich dazu, an der einen oder anderen Stelle die begrenzte Perspektive meiner Konfession einzunehmen. Allerdings blicke ich auf zahlreiche Begegnungen mit katholischen Fachkolleginnen und -kollegen zurück und auf intensive Erfahrungen in der ökumenischen Kooperation in Schule, Gemeinde und Universität. Katholische Erfahrungen und Perspektiven sind auch bereits in die bewusst ökumenisch angelegte Konzipierung dieses Bandes eingegangen.
Als ich im Jahre 2000 mit der Arbeit an diesem Buch begonnen habe, war als sachkundige und erfahrene katholische Kollegin Dr. Irene Leicht beteiligt. Sie hat ihre Studien- und Unterrichts-Erfahrungen in der katholischen Theologie, ihre Lehr-Erfahrungen aus Freiburg i. Br. und Frankfurt a. M. und frauenspezifische Perspektiven in die Konzipierung des Bandes eingebracht. Leider konnte sie anschließend an der Ausarbeitung und Vollendung nicht mehr teilnehmen, da sich ihre berufliche Situation verändert hatte und sie für Publikationstätigkeiten keine Zeit mehr finden konnte. Die mit ihr erarbeitete Konzeption habe ich dennoch bewusst beibehalten. Ich hoffe, dass dieses Buch dadurch gleichermaßen evangelischen und katholischen Theologiestudierenden sowie Studierenden für den Gemeinde-und den Schuldienst hilfreich ist. Tim Lindfeld aus Paderborn hat mit großem Engagement dazu beigetragen, dass die katholische Perspektive – auch was das Studium der Priesteramtskandidaten anbelangt – ausreichend und ihrem Selbstverständnis entsprechend berücksichtigt werden konnte. Stephanie Gwosdz aus Osnabrück hat das Manuskript aus der Perspektive der Lehramtsstudierenden durchgesehen und Verbesserungen eingebracht. Beiden danke ich herzlich. Für den Inhalt zeichne ich allerdings in jedem Fall allein verantwortlich. Bei Literaturrecherchen, Überprüfungen und Korrekturen sowie dem Erstellen des Registers haben Claudia Bluhm und Martin Keller mitgeholfen.
Osnabrück, im Sommersemester 2004
Martin H. Jung