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3.1 Daten mit Raumbezug

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Die kartografische Aufzeichnung von raumbezogenen Daten hat durch die Digitalisierung einen enormen Aufschwung erfahren. Informationen zu verschiedenen Lebensbereichen, von der Anzahl von Singlehaushalten in den verschiedenen Regionen der Schweiz über die Verteilung der (Fach-)Hochschulen bis zur regionalen Verteilung der Wohnungspreise, werden heute auf interaktiven Karten festgehalten. Das Verkehrsaufkommen oder auch die aktuellen Flugbewegungen weltweit können sogar in Echtzeit dynamisch mitverfolgt werden.

Es ist für uns zu einer Selbstverständlichkeit geworden, Karten auf dem Smartphone zu haben, mit denen man Fotos, Öffnungszeiten, Adressen, Telefonnummern oder auch die Qualität von Restaurants einer beliebigen europäischen Region einsehen kann. Im Gegensatz zu einer Restaurantliste hat die Karte den Vorteil, dass die Informationen sofort räumlich zugeordnet werden können.

Eine Maturaarbeit, die mit raumbezogenen Daten arbeitet, könnte sehr reizvoll sein. Es könnte beispielsweise die Frage nach den beliebtesten Treffpunkten der Jugendlichen Ihres Alters in Ihrer Wohnstadt gestellt werden und so den Kern Ihrer Arbeit bilden. Die Daten aus der Zählung von Jugendlichen an einschlägigen Orten wie Quartiertreffpunkten, Stadtpärken und Pubs haben einen klaren Raumbezug. Sie sind mit einem bestimmten Ort auf der Erdoberfläche verknüpft, und sie lassen sich demnach auf einer Karte einzeichnen.

Die kartografische Darstellung dieser Informationen hat allerdings nur einen beschreibenden Charakter. Die Interpretation der Darstellung, also die Frage, warum die räumliche Verteilung des untersuchten Merkmals «bevorzugter Treffpunkt für junge Menschen in meiner Wohnstadt» genau so aussieht, wie das die Karte zum Ausdruck bringt, liefert die Karte nicht. Die Frage nach dem «Warum» klären Sie mithilfe von weiteren Informationsquellen, beispielsweise mit einer kurzen Befragung der Jugendlichen.


Aufgabe 1 Raumbezug erkennen

Welche der folgenden Daten weisen einen klaren Raumbezug auf?

• Benzinpreis an verschiedenen Tankstellen im Grossraum Bern an einem bestimmten Stichtag

• Notendurchschnitt im Fach Mathematik in den Klassen in Ihrem Schulhaus

• Anbauprodukte auf den verschiedenen Parzellen eines Bauernbetriebs

• Lohnstruktur bei den SBB

• Herkunft der Gemüseverkäuferinnen und -verkäufer auf dem Wochenmarkt

• Schüttmengen (Wasseraustritt in Litern pro Minute) und Wasserqualität natürlicher Quellen im Kanton Glarus

• Beschlagnahmtes Kokain am Flughafen Zürich

• Verkehrsaufkommen in der Länggasse (Berner Stadtquartier)

Viele Fragestellungen, die sich aus den sozial-, wirtschafts- oder naturwissenschaftlichen Themen von Maturaarbeiten ergeben, führen zu ortsgebundenen Daten, lassen sich also kartografisch darstellen. Warum also nicht selbst eine Karte anfertigen, um die gesammelten Informationen in ihrer räumlichen Verbreitung festzuhalten, darzustellen und auszuwerten?

Man unterscheidet Karten und Pläne, die auf Sekundärdaten (zum Beispiel aus Publikationen, von Amtsstellen oder aus dem Internet) basieren, und Karten, auf denen Daten festgehalten werden, die aus eigenen Erhebungen (Zählungen, Beobachtungen, Befragungen, Messungen) stammen, also aus Primärdaten.

Wenn Sie Sekundärdaten auswerten, müssen Sie die zu untersuchenden Grössen (zum Beispiel Höhe der Wohnungsmieten, Steuerbelastung, Niederschlagsmengen, Mass der eingestrahlten Sonnenenergie oder Ähnliches) einzelnen Raumpunkten zuordnen und auf einer Karte oder einem Plan darstellen. Für diese Arbeit ist es nicht nötig, diese Orte im Raum aufzusuchen. Allerdings müssen die Daten so erfasst worden sein, dass eine räumliche Zuordnung möglich ist (zum Beispiel Hausnummern oder GPS-Koordinaten).

Das Sammeln von Primärdaten hingegen setzt oft Recherchen vor Ort, das heisst direkt beim zu untersuchenden Objekt, voraus. Die Arbeit vor Ort ist anspruchsvoll, unterscheidet sich aber wohltuend vom Unterricht im Klassenzimmer, indem Sie sich einmal mit dem «wirklichen Leben» auseinandersetzen können anstatt nur mit Informationen aus Lehrbüchern, Statistiken oder Filmen.


Aufgabe 2 Recherchen vor Ort

Bei welchen der folgenden möglichen Arbeitsthemen sind Recherchen vor Ort sinnvoll oder sogar notwendig? Die Lösungsvorschläge ergeben viele Hinweise auf die Rahmenbedingungen der diskutierten Themen.

• Die Regulierung des Hirschbestands im Schweizerischen Nationalpark

• Nutzung der öffentlichen Plätze in der Stadt Basel

• Die Herrschaft von Louis XIV

• Berglandwirtschaft in Grindelwald. Krisen und Chancen

• Das Autobahnkreuz Härkingen/Egerkingen als Lebens- und Wirtschaftsraum

• Schulstress. Wie gehe ich mit Prüfungsangst um?

• Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufsverhalten in Beinwil am See

• Ölmalerei und Aquarellieren – Zwei Maltechniken im Vergleich

Recherchieren vor Ort, Daten erheben im Gelände und die kartografische Darstellung der Ergebnisse gehen oft Hand in Hand. Im nächsten Abschnitt lernen Sie einerseits, was alles zur Planung, Vorbereitung und Durchführung einer Messkampagne im Feld gehört, andererseits, worauf Sie bei der Wahl der Untersuchungsstandorte und bei der kartografischen Darstellung der Ergebnisse achten müssen.

Forschen, aber wie? (E-Book)

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