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Diese Sammlung von bedeutenden Reden beginnt mit einem sehr alten Text. Einem Text, der am Anfang der jüdisch-christlichen Tradition steht und der einige zentrale Grundlagen und Erfahrungen dieses neuen monotheistischen Glaubens in den Worten des Moses prägnant formuliert. Moses hielt diese Rede in einem historischen Moment. Vierzig Jahre war er mit den Israeliten durch die Wüste gezogen, und nun standen sie vor dem Einzug in das verheißene Land. Die Aussicht auf das Land, in dem Milch und Honig fließen, hatte das unterdrückte Volk dazu bewegt, seine Häuser in Ägypten zu verlassen, um unter der Führung des Moses in eine neue Zukunft aufzubrechen. Es wurde ein langer und gefährlicher Weg. In Ägypten waren die Nachfahren Abrahams, Josefs und Jakobs zu einer großen Bevölkerungsgruppe geworden. Ihre Vorfahren waren in das Land gekommen, weil sie in ihrer Heimat nicht überleben konnten. Doch die anfängliche Wertschätzung hatte sich gewandelt, und die Israeliten waren zu Knechten und Sklaven geworden. Moses, dem Gott in einem brennenden Dornbusch erschienen war, um ihn dazu zu berufen, die Israeliten aus Ägypten hinauszuführen, organisierte den geheimen Auszug (Exodus) aus dem Land der Bedrückung. Die Flucht wurde entdeckt, und der Pharao nahm mit seiner Streitmacht die Verfolgung auf. Die Israeliten konnten sich mit dem Zug durch das Schilfmeer retten, in dessen zurückströmenden Fluten die Ägypter ertranken. In dieser Rettung der Israeliten aus aussichtsloser Lage bewies Gott seine Unterstützung für sein Volk. Es waren Erfahrungen dieser Art, auf die sich Moses in seiner Rede bezog, wenn er die Israeliten ermahnte, die Gebote Jahwes zu befolgen. Nur dann konnten sie weiterhin auf seine Hilfe zählen. Auf dem Weg durch den Sinai empfing Moses die Zehn Gebote (Du sollst neben mir keine anderen Götter haben / Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen / Gedenke des Sabbats: Halte Ihn heilig / Ehre Deinen Vater und Deine Mutter, damit Du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, Dir gibt / Du sollst nicht morden / Du sollst nicht die Ehe brechen / Du sollst nicht stehlen / Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen / Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen / Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört). Neben diesen elementaren Grundregeln, die auf zwei steinernen Tafeln niedergeschrieben waren und in einem besonderen Schrein, der sogenannten Bundeslade, verwahrt wurden, erhielt Moses zahlreiche Weisungen über die Regeln für den Gottesdienst, das Leben der Priester und das soziale Leben. Auf der Einhaltung dieser Regeln beruhte der Bund, den Gott mit den Israeliten geschlossen hatte, und das schärfte Moses seinen Zuhörern in seiner Rede noch einmal nachdrücklich ein („Denn darin besteht Eure Weisheit und Eure Bildung in den Augen der Völker“). Die Berechtigung der bevorstehenden Landnahme beruhte darauf, dass die Israeliten die Gebote und Weisungen Jahwes befolgten. Wiederholt hatten die Israeliten auf der langen Wanderschaft durch die Wüste an Gott gezweifelt und gegen seine Vorgaben verstoßen. Sie waren dafür hart bestraft worden. Moses zitiert das Beispiel der Israeliten, die gegen das zweite Gebot verstoßen hatten. Sie hatten zu engen Umgang mit den Frauen eines Volkes gehabt, bei dem sie sich auf ihrer Wanderung eine Zeitlang aufgehalten hatten (Num. 25,1-18), und sie hatten auch deren Gott angebetet. Zur Strafe wurden sie getötet. Die lange Zeit in der Wüste sollte dazu dienen, die Israeliten ihre alten Gewohnheite vergessen zu lassen und sie auf die neue Lebenssituation einzustimmen. Der Erwerb des versprochenen Landes hing aber von ihrer Bundestreue ab. Nur wenn sie die Gesetze Gottes befolgten, konnten sie auf seine Unterstützung hoffen. Und von dieser Unterstützung hing ihr Erfolg bei der Eroberung des Landes und bei der Behauptung in dem eroberten Land ab. Gott hatte Moses immer wieder daran erinnert, und deshalb erinnerte Moses die Israeliten in der hier aufgenommenen Rede noch einmal leidenschaftlich an diese Voraussetzung. Wer die Gebote Gottes befolgte, der konnte im Gegenzug aber auch auf seine Hilfe im täglichen Leben rechnen. Darin bestand die Zusage. Es war die Zusage eines Gottes, der streng darauf achtete, nicht in Bildnissen dargestellt zu werden. Darin unterschied er sich von den Göttern der Nachbarvölker. Die Rede des Moses dreht sich um den Bund Gottes mit dem Volk Israel und sie zeigt in formaler Hinsicht die Züge von Verträgen, wie sie zur damaligen Zeit in diesem Umfeld üblich waren. Sie ist überliefert im Buch Deuteronomium, dem fünften Buch des Alten Testaments. Das Buch Deuteronomium bildet damit den Abschluss der fünf Bücher Mose, der hebräischen Tora. Der Name bedeutet das „wiederholte Gesetz“. Tatsächlich verzeichnet das Buch die letzten Reden des Moses, der die Israeliten vor seinem Tod noch einmal eindringlich an die gemeinsamen Erfahrungen der langen Wanderschaft und an die Gebote für das Zusammenleben in dem neuen Land erinnert. Die Worte sind sein Vermächtnis. Er selber durfte das verheißene Land nicht betreten, als Sühne für die Verfehlungen der Israeliten auf der Wanderschaft. Seine Rede ist die Rede eines Mannes, der seine Mission erfüllt hat, und der das Ziel des langen Weges vielleicht noch sehen, aber nicht erreichen kann. Es ist die eindringliche Mahnung eines Menschen, der vierzig lange Jahre die Verantwortung für seine Leute getragen hatte, und der um ihre Schwächen wusste. Er ruft ihnen die gemeinsamen Erfahrungen noch einmal in Erinnerung und hofft, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Der Text hat so den Charakter eines Testamentes und als solches ist das Buch Deuteronomium verschiedentlich charakterisiert worden. Seine Überlieferung ist nicht ganz klar, und es ist umstritten, wieviel von dem Buch auf die Zeit des Moses zurückgeht. Doch soll diese Diskussion hier zurückstehen, denn in der hier vorliegenden Sammlung soll den Texten zunächst der Vorrang gebühren. Die Rede des Moses ist ein kraftvoller Auftakt.

Die großen Reden der Weltgeschichte

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