Читать книгу SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten - Martin Kipka - Страница 18

4 Struktur der Methode

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Im ausklingenden letzten Jahrtausend bin ich noch in nahezu jedem SAP-Projekt auf ein anderes Vorgehensmodell gestoßen. Im Grunde folgte jedes Beratungsunternehmen seiner eigenen Methodik. Zwar ähnelten sich alle Projekte dahingehend, dass sie wasserfallbasiert und in Phasen gegliedert waren, aber sowohl die Anzahl der Phasen als auch die Begrifflichkeiten waren stets ein wenig anders. Heute stellt die SAP all ihren Kunden und Partnern die Activate-Methode inkl. Beschleuniger und jeder Menge Informationsmaterial zur freien Verfügung. Daher lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Struktur der Methode und ihre Begrifflichkeiten zu werfen. Anders als bei ASAP scheint sich dieses Vorgehensmodell am Markt zunehmend durchzusetzen.

Die strukturierenden Elemente der Methode werden wie folgt bezeichnet:

 Phase – Eine Phase beschreibt einen bestimmten Fortschritt im Projekt. Jede Phase endet mit einem sogenannten Quality Gate, also mit einer Prüfung, ob die für die Phase geplanten Aktivitäten erfolgreich abgeschlossen wurden. Abbildung 4.1 zeigt z.B. die Deploy-Phase.

 Workstream – Workstreams (linke Spalte in Abbildung 4.1) beschreiben Bündel zusammenhängender Aufgaben. Ein Workstream, z.B. das Projektmanagement in der Abbildung, kann mehrere Phasen überspannen. Häufig wird ein Workstream von einem festen Team von Mitarbeitern bearbeitet.

 Deliverable – Dies ist ein erwartetes Projektergebnis. Mehrere Deliverables werden einem Workstream zugeordnet. Der »Production Cutover« ist beispielsweise ein Deliverable für den Workstream »System and Data Migration«.

 Task – Ein Task ist eine zu erledigende Aufgabe. Ein oder mehrere Tasks beschreiben ein Deliverable. Die Tasks sind in der Grafik nicht mehr abgebildet. Zum Deliverable »Production Cutover« gehört beispielsweise eine ganze Reihe von Tasks, die Sie in Abschnitt 10.1.2 nachlesen können.

Abbildung 4.1 veranschaulicht die verschiedenen Begriffe noch einmal.


Abbildung 4.1: Struktur der Methode am Beispiel der Deploy-Phase

Häufig taucht die Frage auf, welche Workstreams ein Projekt benötigt. Nachstehende Auflistung zeigt eine entsprechende Empfehlung der SAP:

 Projektmanagement – Das Projektmanagement beinhaltet Planung, Terminplanung, Governance, Kontrolle und Überwachung der Projektdurchführung.

 Application: Design & Configuration – Dieser Workstream umfasst die Validierung des Scopes, die Identifizierung von Anforderungen an detaillierte Geschäftsprozesse, die Fit-Gap-Analyse sowie das funktionale Design der Lösung; außerdem: Konfiguration, Einrichtung und Komponententest des Systems (ohne kundenspezifische Entwicklung) zur Erfüllung der Kundenanforderungen pro Lösungsansatz.Zu den Elementen, die konfiguriert werden können, gehören: Formulare, Workflows, Benutzerberechtigungen und -Sicherheit, Screenlayouts, Berichte, Stammdaten-Set-up, Benachrichtigungen etc. Zur Erlangung der Kundenakzeptanz und zur Identifizierung der für die nächste Iteration erforderlichen Anpassungen beinhaltet dieser Workstream schließlich nach jedem Iterationszyklus die Demonstration der konfigurierten/entwickelten Lösung für das Kundenprojektteam. Schließlich sind RICEFW-Leistungen und Data-Volume-Management-Inhalte weitere Bestandteile.

Was bedeutet RICEFW?


 R = Reports: Berichte und Auswertungen aus dem System

 I = Interfaces: Schnittstellen zu externen Systemen

 C = Conversions: Konvertierungen zwischen unterschiedlichen Dateiformaten, z.B. für die Migration oder auch im Rahmen der Schnittstellen

 E = Enhancements: Erweiterungen, die über das Customizing hinausgehen, also Programmierung erfordern

 F = Forms: Formulare, in denen das Layout bestimmter Belege, z.B. von Bestellungen oder Rechnungen, definiert wird.

 W = Workflow: Hierbei geht es darum, bestimmte Abläufe im Unternehmen softwaregesteuert zu automatisieren und einen regelkonformen Ablauf sicherzustellen.

 Application: Testing – umfasst Teststrategie, Planung und Testfallentwicklung sowie die Durchführung von Integrations-, Performance-, System-, Regressions- und User-Acceptance-Tests.

 Application: Solution Adoption – umfasst die Nutzenanalyse, das Organisational Change Management (OCM) und das Endbenutzertraining.

 Analytics – Dieser Workstream deckt die analytischen Aspekte eines SAP-S/4HANA-Implementierungsprojekts ab.

 Application: Customer Team Enablement – umfasst die Befähigung des Kundenteams, effektiv an dem Projekt zu arbeiten. Dazu gehören die Erläuterung der Standard-Produktausrichtung, um den Kunden auf die Diskussionen zu den Systemanforderungen und das Systemdesign vorzubereiten, sowie Key-User- und Admin-Trainings zur Vorbereitung des Kunden auf die Testfallentwicklung und Testdurchführung. Die Aufgaben führen zu einem vollständigen Enablement des Projektteams.

 Custom Code Extensions – umfasst das Design und die Entwicklung von Systemfunktionen, die nicht durch das Standardprodukt bereitgestellt werden können und deshalb individuell entwickelt werden müssen. Anmerkung: Der Schwerpunkt liegt auf der Erweiterbarkeit der Lösung über RICEFW hinaus, welche ja bereits im Workstream »Design Configuration & Integration« behandelt werden.

 System & Data Migration – umfasst die Erkennung, Planung und Ausführung der Übertragung von Altdaten auf das neue System sowie deren Archivierung. Dieser Arbeitsablauf beinhaltet außerdem Umstellungsplanung, -vorbereitung, -management und -durchführung von allen Aufgaben zur Überführung des Systems in die neue Produktivumgebung. Dazu gehört auch der Zeitraum der Hyper-Care-Unterstützung kurz nach der Umstellung.

 Technical Architecture & Infrastructure – umfasst die Lösungslandschaft, das Bereitstellungskonzept, die Systemarchitektur, das technische Systemdesign, die Umgebung (Entwicklung, Test, Produktion, Failover), das Set-up, die Standards und den Prozess des Technologiebetriebs.

 Transition to Operations – umfasst das Aufsetzen und die Einrichtung der Prozesse Helpdesk, Incident Management, Post-go-live Change Management sowie die benutzerbezogenen Betriebsstandards und Prozesse.

Natürlich können Sie Ihr Projekt auch anders zuschneiden. Insgesamt liegt der Schwerpunkt vieler Projekte sicherlich im zweiten Workstream »Application: Design & Configuration«. Meistens werden hier die SAP-Module wie Finanzwesen & Controlling (FI/CO), Fertigung (PP), Beschaffung (MM) oder Vertrieb (SD) dazu verwendet, mehrere Teams parallel arbeiten zu lassen. Dieser Zuschnitt orientiert sich nach wie vor an der Ausbildung der Berater. Denkbar und langfristig erfolgversprechender wäre aus meiner Sicht eine Aufteilung in End-2-End-Prozesse. Dies setzt einerseits voraus, dass die Berater in der Lage sind, den gesamten Prozess im Customizing modulübergreifend einzustellen, erwartet andererseits aber auch auf der Kundenseite eine Organisation, die in der Lage ist, Entscheidungen entlang des Prozesses zu treffen. Häufig ist die Unternehmensaufbauorganisation ebenfalls noch an Abteilungen und nicht am Prozess ausgerichtet.

SAP Activate - Agilität in SAP S/4HANA-Implementierungsprojekten

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