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2. Sie erfinden eine romantaugliche Figur

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ichSCHREIBE ist ein praxisorientierter, interaktiver Schreibkurs in Form eines Lernbuches. Um dabei die in diesem Kurs behandelten Arbeitsteile des kreativen Schreibprozesses übersichtlich zu gestalten, habe ich die Erfahrungen, Tipps und handwerklichen Techniken in Schreib-Formeln gegossen und in einzelne Lektionen unterteilt. Überblick ist alles beim Schreiben. Die Übungen fordern Sie enorm – bleiben Sie dran! Schreiben heißt schreiben, nicht schreiben wollen.

Sie benötigen nichts weiter, um mit diesem Buch effektiv zu arbeiten, als einen Stift und ein liniertes Heft. Darin sammeln Sie Ihre Arbeitsergebnisse kompakt. Bitte besorgen Sie sich diese Utensilien, Sie werden gleich zu schreiben beginnen.

Am Ende jeder Lektion finden Sie die Arbeitsvorlagen zum jeweiligen Thema abgedruckt - als Arbeitsabschnitt getitelt. Übertragen Sie diese Aufgaben, wenn Sie mit ›Sie sind dran‹ zum Schreiben aufgefordert werden, in das Arbeitsheft (natürlich können Sie auch Dateien am Computer anlegen) und schreiben Sie. So wird Ihr Fortschritt deutlich sichtbar. Diese Übungen werden Sie enorm fordern, aber von nichts kommt nichts. Bleiben Sie dran!

Einsteiger werden damit die Grundlagen des Schriftsteller-Handwerks, das kreative Schreiben, schnell lernen und Zusammenhänge beim Schreiben leichter erkennen.

Fortgeschrittene und Profis, die die schriftstellerischen Techniken bereits kennen, frischen auf, wozu diese gut sind.

Die Schreib-Formeln erleichtern Ihnen das Schreiben enorm. Sie sorgen dafür, die Übersicht über das Meer an Ideen nicht zu verlieren. Natürlich dürfen Formeln auch gebrochen werden. Aber nur, wenn Sie wissen, wann, warum und vor allem wie Sie das tun.

Kursive Textstellen, die mit ›Sie sind dran‹ eingeleitet sind, bedeuten, dass Sie nun selbst schreiben. Gehen Sie in diesem Fall an die jeweilige Textstelle im entsprechenden Arbeitsabschnitt und absolvieren die praktische Übung sorgfältig. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit! Beispiele zu den jeweiligen Schreib-Techniken sind ebenfalls schräg gedruckt.

Fett gedruckte Block-Textstellen markieren die Regeln des Schreibens, Schreib-Formeln genannt.

Herkömmliche Textstellen erläutern, vertiefen das Gesagte und geben anschauliche Beispiele. Nicht ich habe diese Schreib-Formeln erfunden. Sie sind die Summe der Erfahrungen von internationalen Bestseller-Autoren.

Wenn Sie erfolgreiche Bücher lesen, egal aus welcher Epoche, egal ob hohe Literatur oder Unterhaltungsromane, fällt Ihnen auf, dass praktisch alle nach einem gleichen Muster gestrickt sind: Irgendjemand will unbedingt ein bestimmtes Ziel erreichen und das wird ihm schwer gemacht.

Und schon beginnen wir mit der ersten Lektion, denn aus dieser Erkenntnis leiten sich die ersten zwei Schreib-Formeln ab:

Schreib-Formel 1:

Irgendjemand muss ein bestimmtes Ziel unbedingt erreichen wollen.

Schreib-Formel 2:

Dieser Jemand sollte Ihre Hauptfigur sein.

Die Hauptfigur wird auch Held (Heldin) oder Protagonist (Protagonistin) genannt. In einer Geschichte gibt es aber weitere wichtige Figuren, Nebenfiguren und Platzhalter. Wer ist nun Ihre Hauptfigur? Wie erkennen Sie diese?

Schreib-Formel 3:

Die Hauptfigur ist immer jene Figur, die entscheidet, was getan wird.

Ihre Hauptfigur muss auf den Leser lebensecht (dreidimensional) wirken.

Schreib-Formel 4:

Ohne eine lebensechte Hauptfigur entsteht keine glaubhafte Geschichte.

Fangen wir also an. Erfinden wir zuerst Ihre lebensechte Hauptfigur, einen Helden, der sich unvergesslich im Gedächtnis des Lesers festsetzt. (Sie können natürlich eine bereits von Ihnen erfundene Figur verwenden.)

Schreib-Formel 5:

Erfinden Sie zuerst Ihre Hauptfigur, dann die Geschichte und deren Handlung. Die Story entspringt dem Ziel des Helden.

Warum ist es wichtig, zuerst die Hauptfigur zu erschaffen?

Schreib-Formel 6:

Wenn Sie zuerst Geschichte und Handlung erfinden, diese dann mit Figuren bevölkern, bleiben diese Figuren flach, unecht, weil sie bloße Sklaven der Handlung werden.

Die Hauptfigur macht die Geschichte. Die Handlung eines Werkes bilden bestimmte Episoden aus ihrem Leben.

Schreib-Formel 7:

Erschaffen Sie aber zuerst die Figuren, entsteht die Handlung automatisch aus deren Zielen und Wünschen.

Das Geschehen in einer Geschichte spricht die Gefühle des Lesers (Zusehers) erst dann wirklich an, wenn er die handelnden Personen kennt. Kennen wir einen Menschen, nehmen wir an seinem Leben und Schicksal Anteil, weil unsere Gefühle angesprochen werden. Wie erschaffen Sie eine lebensechte Figur? Indem wir einen Helden erschaffen, den der Leser genau kennt.

Schreib-Formel 8:

Je genauer der Leser eine Figur kennt, desto lebensechter empfindet er diese und umso stärker identifiziert er sich mit ihr.

Das ist deshalb so, weil Ereignisse bedeutsamer sind, je näher wir die Menschen kennen, die von ihnen betroffen sind. Stirbt Ihr eigenes Kind, trifft Sie das stärker, als der Tod irgendeines Kindes in China von dessen Ableben Sie in der Zeitung gelesen haben.

Schreib-Formel 9:

Es sind die Personen, die Ereignisse bewirken, weil die Ereignisse diese Personen betreffen.

Es sind also die Personen, die uns nach dem Lesen einer guten Geschichte im Gedächtnis haften bleiben. Hat der Leser einen Roman begonnen, liest er weiter, weil er wissen möchte, was mit den Figuren geschieht.

Wo beginnen Sie beim Erschaffen eines Helden, den der Leser genau kennt? Beim Namen. Personen (selbst Tiere und Gegenstände) tragen einprägsame Namen.

Schreib-Formel 10:

Namen spiegeln Charakterzüge der Figuren wider.

Dirty Harry (Clint Eastwood) alias Inspector Callahan hat einen schmutzigen (dirty) Job zu machen. Er provoziert Schwerverbrecher, um sie dann in Notwehr zu liquidieren.

Schreib-Formel 11:

Namen können auf die soziale oder ethnische Herkunft verweisen.

Laszlo Bogdan ist kein Italiener und Gloria von Herberstein kommt bestimmt nicht aus dem Arbeitermilieu.

Schreib-Formel 12:

Namen können das Umfeld der Figur andeuten.

Luke Skywalker aus ›Krieg der Sterne‹ fliegt durch das All. Sein Name verbindet sky (Himmel) und walker (Wanderer).

Schreib-Formel 13:

Namen sollen sich rund lesen.

Peter Pan kann unmöglich Peter Schmidt-Mosbrucker heißen. Sind Namen Zungenbrecher, legt der Leser ein Buch weg. Das Lesen ist dann mühsam.

Schreib-Formel 14:

Namen von Bösewichten tragen meist dunkle Vokale (o, u).

John Murdock wirkt für einen Schurken dramaturgisch treffender, als der hell klingende Name Edi Pinter.

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Hauptfigur bitte jetzt einen treffenden Namen. Tragen Sie diesen Namen im Personigramm in die Rubriken „Nachname“ und „Vorname“ ein. Sie finden das Muster des Personigramms am Ende von Schreibblock 1 (übertragen Sie dieses händisch in Ihr Heft, das ist ein intensives Schreibtraining). Denken Sie bitte ausführlich über den Namen nach. Versuchen Sie mehrere Varianten, spielen Sie Namen durch. Beachten Sie die genannten Schreib-Formeln.

Insider-Tipp: Das eBook WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN bietet Ihnen im Detail alles Wissenswerte zum Themenkomplex der Figurenerschaffung. Es erleichtert Ihnen die Arbeit enorm.

Achten Sie darauf, eine Figur wertfrei und unvoreingenommen zu erfinden. Dadurch kopieren Sie weder bestehende Figuren, noch beschreiben Sie sich selbst oder Personen, die Ihnen nahe stehen.

Schreib-Formel 15:

Es ist leichter, eine völlig neue Figur zu erfinden, wenn Ihnen diese selbst möglichst wenig ähnelt.

Ein charakteristischer Name reicht nicht aus, um einen Helden ausreichend kennenzulernen. Jeder Mensch sieht anders aus. Um eine Figur im Gedächtnis des Lesers festzusetzen, müssen Sie als Autor Ihre Figuren genau vor sich sehen. Sonst können Sie diese Figuren dem Leser nicht zeigen.

Schreib-Formel 16:

Geben Sie dem Aussehen einer Figur unverwechselbare Details, die es dem Leser ermöglichen, eine Figur unter 20 Personen sofort wieder zu erkennen.

Unverwechselbare Details (Merkmale) können das Aussehen, die äußerliche Erscheinung der Figur betreffen: Haare, Gesicht, Körper, Kleidung.

Im Film ›Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh‹ (Pierre Richard spielt einen etwas einfältigen Schussel) ist die Figur eben groß, blond und trägt zwei verschiedenfarbige Schuhe, einer davon immer schwarz (was den einfältigen Schussel ausdrückt). Es genügt, die beiden Schuhe zu zeigen, schon weiß der Zuseher, um welche Figur es geht.

Sie sind dran:

Füllen Sie jetzt die Punkte des angefügten Personigramms aus, die die äußere Erscheinung, das Aussehen und die Kleidung Ihrer Hauptfigur betreffen: Alter, Größe, Gewicht/Statur, Haarfarbe/Frisur, Augenfarbe, Kleidung …

Schreib-Formel 17:

Besondere Eigenheiten machen Figuren ebenfalls unverwechselbar.

Solche Eigenheiten können sein: Gang, Mimik, Gestik, Verletzungen, Sprachgewohnheiten, Angewohnheiten, Hobbys, Neigungen, Wünsche, Lebensziele, Macken, Bedürfnisse …

Im Italo-Western ›Spiel mir das Lied vom Tod‹ ist es das Lied vom Tod, das die Hauptfigur sofort erkennbar macht. Charles Bronson spielt es immer wieder auf jener Mundharmonika, die ihm sein Gegenspieler in den Mund steckte, als er noch ein Junge war. Damals stand der Vater auf den Schultern des Jungen, einen Strick um den Hals. Der Junge brach unter der Last - ständig das Lied vom Tod spielen müssend – zusammen und erhängte so seinen Vater.

Schreib-Formel 18:

Die Details, die Sie wählen, um eine Figur sofort erkennbar zu machen, sollten einen Bezug zum Leben der Figur aufweisen und damit in enger Verbindung stehen.

Solche Merkmale nennt man ›Charakteristisch wesentliche Details‹. Zum Beispiel könnte das Hinken eines Mannes auf eine Kriegsverletzung hinweisen.

Sie sind dran:

Tragen Sie nun ›Charakteristisch wesentliche Details‹ in das Personigramm ein, sofern Sie sich für Merkmale aus dem Bereich „Besondere Eigenheiten“ entschließen möchten. Bedenken Sie: Sie müssen nicht zu jedem Detail ein Merkmal ausdenken.

Nach und nach nimmt Ihre Hauptfigur Gestalt an. Fahren wir fort, Ihren Helden kennenzulernen:

Schreib-Formel 19:

Haltung, Einstellung und Weltanschauung charakterisieren Figuren ebenfalls.

Ein Liberaler sieht Dinge anders als ein konservativer Mensch. Ein Christ denkt anders als ein Buddhist. Ein Tierfreund verhält sich anders, als jemand der Tiere hasst. Denken Sie darüber nach, welche Haltung, Einstellung und Weltanschauung Ihre Hauptfigur hat. Wir sprechen hierbei vom Standpunkt der Figur.

Untersuchen wir diese Aspekte. Wenn Sie verstehen, was mit den Begriffen Haltung, Einstellung und Weltanschauung gemeint ist, dann sind Sie in der Lage, den Charakter Ihrer Figur weiter zu verfeinern.

Sie sind dran:

Definieren Sie jetzt im Personigramm den Begriff ›Haltung‹. Sehen Sie aber nicht in einem Lexikon nach. Sie können beliebig viele Begriffe notieren. Denken Sie genau über den Begriff nach. Nur wenn Sie ihn entsprechend Ihrem eigenen Verständnis definieren, können Sie sich überhaupt auf Ihre eigenen Figuren einlassen. Später im Verlauf des Kurses entspringen dem Standpunkt Ihrer Figur Ideen für Handlungsabläufe.

Wechseln Sie jetzt zum Personigramm und schreiben Sie.

Und hier ist meine Definition. Vielleicht hilft sie Ihnen und Sie möchten Teile davon in Ihre Definition einarbeiten:

Haltung: die Art, wie eine Figur handelt und fühlt, wie sie auf anderen Personen, auf den Alltag und auf Gegebenheiten reagiert, sich positiv, negativ, optimistisch, pessimistisch, gelassen, aggressiv, überlegen, unterlegen, distanziert, einfühlsam. Wie die Figur sich gegenüber anderen verhält.

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Figur nun eine – unverwechselbare – Haltung. Schreiben Sie diese in das Personigramm ein.

Sie sind dran:

Der nächste Schritt: Definieren Sie jetzt im Personigramm den Begriff ›Einstellung‹. Sehen Sie aber nicht in einem Lexikon nach. Sie können beliebig viele Begriffe notieren. Denken Sie wieder genau über den Begriff nach. Später entstehen aus dem Standpunkt Handlungselemente.

Wechseln Sie jetzt zum Personigramm.

Und hier ist meine Definition. Vielleicht hilft sie Ihnen und Sie möchten Teile davon in Ihre Definition einarbeiten:

Einstellung: die Sichtweise, mit der eine Figur Gegebenheiten und Personen gegenübersteht. Die Art, wie eine Figur über andere Menschen, Zustände und Ereignisse denkt. Auffassung, Überzeugung, Meinung, Anschauung, Blickwinkel, Betrachtungsweise, Meinung, Mentalität.

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Figur nun eine – unverwechselbare – Einstellung. Schreiben Sie diese in das Personigramm ein.

Sie sind dran:

Der nächste Schritt: Definieren Sie jetzt im Personigramm den Begriff ›Weltanschauung‹. Sehen Sie aber nicht in einem Lexikon nach. Sie können beliebig viele Begriffe notieren. Denken Sie genau über den Begriff nach. Später entstehen aus dem Standpunkt Handlungselemente.

Wechseln Sie jetzt zum Personigramm.

Und hier ist meine Definition. Vielleicht hilft sie Ihnen und Sie möchten Teile davon in Ihre Definition einarbeiten:

11 Weltanschauung: die Art und Weise, wie eine Figur die Welt sieht und beurteilt. Weltbild. Ideologie, Gesinnung. Welchen Ideen folgt die Figur politisch, religiös. Hängt sie einer philosophischen Schule, Lehre an? Humanismus. Sozialismus. Marxismus. Liberalismus. Freiheitlich gesinnt. Grundwerte die eine Figur vertritt: Heimat, Familie, Vaterland …

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Figur nun eine – unverwechselbare – Weltanschauung. Schreiben Sie diese in das Personigramm ein.

Ihre Figur besitzt nun einen eigenen Standpunkt.

Denken Sie wieder nach: Sind alle gewählten Details wirklich charakteristisch für das Wesen Ihrer Figur? Das sollten sie sein, denn: Die Figuren erschaffen Ihre Geschichte. Nur wenn Sie Ihre Figuren kennen, wenn Sie wissen, wer sie sind und wie sie in bestimmten Situationen reagieren werden, können Sie schreiben.

Schreib-Formel 20:

Je genauer Sie Ihre Figuren kennen, desto besser schützen Sie sich vor Schreibblockaden.

Menschen haben Fehler. Niemand ist perfekt. Erschaffen Sie Figuren ohne Schwächen, sind das Engeln, keine lebensechten Menschen.

Schreib-Formel 21:

Statten Sie Ihre Hauptfigur mit einer Schwäche, einem Fehler aus, das macht sie zu einem lebendigen Menschen.

Diese Schwäche kann körperlich sein – ein Hinken zum Beispiel. Aber auch seelisch – eine Depression, spirituell - eine Figur glaubt, Visionen zu haben, oder emotional – eine Figur ist ein bedingungsloser Logiker.

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Figur nun eine Schwäche. Schreiben Sie diese in das Personigramm ein. Sie müssen nicht zu jedem Punkt eine Schwäche erfinden. Einen Schwachpunkt sollte die Figur aber haben. Suchen Sie sich jene aus, von der Sie das Gefühl haben, sie passt am besten zu Ihrer Figur.

Jeder Mensch ist auf irgendeine Art verletzlich, hat einen Schwachpunkt. Verletzlichkeiten wecken im Leser den Beschützerinstinkt.

Schreib-Formel 22:

Geben Sie Ihrer Hauptfigur eine Achillesferse, die sie verletzlich macht.

Sie sind dran:

Geben Sie Ihrer Figur nun eine Verletzlichkeit. Schreiben Sie diese in das Personigramm ein.

Kein Leser ist vollkommen. Deshalb will er auch keine perfekten Figuren vorgesetzt bekommen.

Schreib-Formel 23:

Ist eine Figur in einem Bereich perfekt, sollte sie in einem anderen unvollkommen sein.

Der Detektiv etwa, verfügt über einen messerscharfen Kombinationsgeist, leidet aber an Platzangst.

Lassen Sie Ihre Figuren Schwächen zeigen, Fehler machen und Irrtümer begehen.

Verpassen Sie Ihrem Helden nicht zu viele charakteristische Details. Überfrachtung wirkt schon wieder unecht.

Es ist empfehlenswert, der Hauptfigur Merkmale zu geben, die es erlauben, den Helden aus verschiedenen räumlichen Distanzen unverwechselbar zu beschreiben.

Sieht der Leser die Hauptfigur aus einiger Entfernung (Totale), spielen Größe, Statur oder der Gang eine Rolle. Zoomen wir näher an die Person heran (Nahaufnahme), kommen Details wie Narben, Mimik, Gestik ins Spiel. Führen Figuren Dialoge, können Haltungen, Anschauungen oder Einstellungen mitgeteilt werden. Wie eine Figur handelt, kann zeigen, wo sie Schwächen oder Ängste besitzt.

Schreib-Formel 24:

Wählen Sie die charakteristischen Details der Figur so aus, dass Sie diese aus verschiedenen räumlichen Distanzen sofort erkennbar darstellen können.

Sie sind dran:

Denken Sie jetzt darüber nach, welche Merkmale Sie verwenden wollen, um Ihre Figur aus der Entfernung, aus der Nähe, und wenn man sie nicht sieht, sondern nur hört, sofort erkennbar zu gestalten. Wechseln Sie zum Personigramm und tragen Sie Ihre Merkmale nun ein.

Insider-Tipp: Vielleicht wollen Sie bereits erfundene Merkmale verwenden. Sie müssen das Rad nicht ununterbrochen neu erfinden. Ziel ist es, eine menschenechte Figur zu kreieren.

All die genannten Möglichkeiten der Figuren-Erschaffung ergeben zusammen eine mehrschichtige, lebensechte Hauptfigur – einen Menschen. Und so muss es sein. Gewöhnen Sie sich an, diese Fragen zum Charakter beim Entwickeln von Figuren selbst zu stellen. Fügen Sie Ihren Figuren Schritt für Schritt ganz konkrete Eigenschaften hinzu. So entstehen spannende Figuren, die den Leser interessieren.

Schreib-Formel 25:

Der Leser lernt eine Figur dadurch genau kennen, indem Sie diese durch konkrete Details beschreiben.

Mittlerweile hat Ihre Figur ein Gesicht und einen Körper erhalten. Sie wissen, wie der Held aussieht, sich kleidet, welche Schwächen er hat, dass er auf eine Art verletzlich ist und manches mehr ist Ihnen bezüglich der Person durch den Kopf gegangen.

Sie sind mit anderen Worten dabei, Ihre Hauptfigur kennenzulernen.

Es gibt beinahe unendlich viele Möglichkeiten, eine Figur unverwechselbar zu gestalten. Ich stelle Ihnen deshalb noch ein paar eitere Fragen zu Ihrer Hauptfigur.

Nehmen Sie sich Zeit. Denken Sie sorgfältig nach. Geben Sie zu jeder Frage eine Antwort. Diese ›Vertiefenden Merkmale‹ leiten bereits über zu Schreibblock zwei. Je genauer Sie arbeiten, umso leichter fällt Ihnen die Arbeit in der zweiten Lektion.

Sie sind dran:

Wechseln Sie zum Personigramm. Ergänzen Sie Ihre Figur um die Rubrik ›Vertiefende Merkmale der Figur‹. Betiteln Sie diese Version dann bitte mit ›Personigramm 1‹. Das ist wichtig, um später Ihren Fortschritt zu sehen.

Ist es Ihnen gelungen, alle Punkte zu beantworten? Wenn ja – gratuliere! Sie haben begonnen, nachdem Sie Ihrer Figur ein Aussehen gegeben haben, Tiefe, also ein Leben einzuhauchen.

Und genau darum geht es dann in Schreibblock 2: Aus der Figur einen Menschen mit Vergangenheit zu machen. Vorher jedoch haben Sie noch etwas zu tun.

Jetzt kommt ein besonders wichtiger Schritt:

Sie sind dran:

Wechseln Sie bitte zum Arbeitsblatt ›Meine Hauptfigur‹ und legen Sie das angefertigte Personigramm 1 zur Seite.

Beschreiben Sie Ihre Hauptfigur nun rein aus dem Gedächtnis. Wie ist sie? Was macht sie einzigartig? Woran erkennt man sie sofort und unverwechselbar wieder? Seien Sie so detailliert wie möglich! Notieren Sie jede Eigenart bezüglich Haare, Gesicht, Körper, Kleidung, Macken, Sprache, Einstellung …

Vergleichen Sie jetzt das Personigramm 1 mit Ihrer Figurenbeschreibung aus dem Gedächtnis. An welche Details haben Sie sich erinnert? Vermutlich an jene, die wirklich vielsagend und einzigartig sind. Welche Details haben Sie vergessen? Warum? Sind sie zu schwach? Denken Sie darüber nach. Ändern Sie schwache Details.

Haben sich neue Details in Ihr Gedächtnis eingeschlichen, die nicht im Personigramm 1 stehen? Wenn ja, sind dies vermutlich aussagekräftige Merkmale. Überlegen Sie, ob Sie diese Eigenschaften verwenden möchten.

Sie sind dran:

Führen Sie nun beide Figurenentwürfe, das Personigramm 1 und ›Meine Hauptfigur‹ zusammen, indem Sie ein zweites Personigramm mit dem Titel ›Personigramm 2‹ anfertigen, das die Stärken der beiden Entwürfe vereint. Betiteln Sie diese Version mit ›Personigramm 2‹. Mit dieser vereinten Fassung werden Sie die weiteren Schreibblöcke absolvieren.

Nehmen Sie sich für das Erschaffen von unvergesslichen Figuren Zeit. Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn aus Namen einzigartige Figuren – lebendige Menschen – entstehen. Ändern und feilen Sie, sooft Sie das für nötig halten, denn:

Schreib-Formel 26:

Schreiben heißt ändern, umschreiben.

Sehen Sie sich nun das Personigramm 2 an. Genießen Sie den Fortschritt, den Sie in dieser ersten Lektion bereits gemacht haben. Wenn Sie meine Ratschläge befolgt haben, sollten Sie das Gefühl haben, mit Ihrer Hauptfigur einen neuen Menschen so gut kennengelernt zu haben, als wäre er schon lange ein Freund. Sie haben auch gelernt, dass Schriftsteller Texte oft umschreiben, Ideen verwerfen und neue einarbeiten. Ohne Überarbeiten gibt es eben kein Schreiben.

Gratulation! Sie haben eine romantaugliche Hauptfigur erfunden und Schreibblock 1 bereits geschafft. Seien Sie stolz auf sich und Ihre Leistung.

Schreibblock 2 geht in die Tiefe der Hauptfigur. Wir ergründen, warum Ihr Held so ist, wie er ist. Das ist wichtig, um die Figur dem Leser plausibel schildern zu können. Das ist spannend!

Wie bereits erwähnt, das gesamte weite Feld der Figuren-Charakterisierung finden Sie im Praxisbuch „So erschaffen Sie unsterbliche Figuren“. Besorgen Sie sich das Praxisbuch, es vertieft Schreibblock 1 und erleichtert Ihnen die Arbeit an Schreibblock 2.

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