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Prolog

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November 2056, Hunter’s Lane, kanadische Wildnis

Rebellen

»Habe ich es nicht gesagt? Der Kerl hat ein neues Modell entwickelt, das alle vorherigen Robots in den Schatten stellt.« Silvers Lider verengten sich, während er zusammen mit seiner Chefin die Aufnahmen einer winzigen Spionagedrohne auswertete. Dabei handelte es sich um holografische Aufzeichnungen aus einem geheimen Militärlabor, das zum MacIntyre-Konzern gehörte. Es befand sich irgendwo unter der Wüste von Nevada und sorgte von dort aus für den stetigen Nachschub an absolut menschlich aussehenden Kampfmaschinen.

»Geh näher ran!«, befahl ihm Cathrin, die als Anführerin der Rebellen von Hunter’s Lane für Hunderte von Widerstandskämpfern verantwortlich war. Die meisten von ihnen waren Kriegsroboter, die nicht nur ein menschliches Äußeres besaßen, sondern entgegen ihrer Bestimmung ein menschliches Bewusstsein entwickelt hatten. Als Kämpfer der Panamerikanischen Allianz waren sie im Krieg gegen die Panasiatische Front eingesetzt worden und gehörten zu den wenigen, denen es gelungen war, den grausamen Schlachtfeldern zu entkommen. Eine sinnlose Vernichtung von Robotern und militärischem Material, bei der es nicht nur um die technische Vorherrschaft ging, sondern auch um die Unterhaltung der Massen, denen man dafür Unsummen an Steuergeldern abverlangte. Zumal der Verlierer einer Schlacht dem Gewinner die Kosten ersetzen und darüber hinaus noch einen Bonus zahlen musste.

Das Hauptquartier der Rebellen, die unter der Leitung von Cathrin Porter für die unverzügliche Beendigung dieses Krieges kämpften, lag versteckt in einer ehemaligen Uranmine in einem unzugänglichen Gebirge inmitten der kanadischen Wildnis und war die Basis für eine Revolution gegen diesen Wahnsinn, der die gesamte Menschheit früher oder später in den Ruin treiben würde.

In letzter Zeit kamen zudem immer mehr Menschen nach Hunter’s Lane, denen Cathrin zur Flucht vor den Rekrutierungskommandos der panamerikanischen Regierung verholfen hatte.

Denn so wie es aussah, war zumindest einer der beiden Parteien die glorreiche Idee gekommen, die teuren Kriegsroboter gegen billig produzierte, menschliche Cyborgs zu ersetzen.

Seitdem verschwanden immer mehr Menschen aus den Armenvierteln der Panamerikanischen Allianz, die Mithilfe des MacIntyre Konzerns und ohne das Wissen der Öffentlichkeit in kampffähige Maschinen umgewandelt wurden.

Allein der MacIntyre-Konzern verdiente unvorstellbare Summen mit der Konstruktion von militärischen Robots, die tagtäglich zu Hunderten in dessen geheimen Produktionshallen erschaffen wurden. Währenddessen litten weite Teile der menschlichen Bevölkerung in den Slums der Städte, aber auch auf dem Land unter unvorstellbarer Armut.

Und nun war ein neues Problem hinzugekommen, das für die Menschheit weitaus vernichtender sein würde als jeder Krieg.

»Ist dir eigentlich klar, dass wir Mac 2 noch nie so nahe waren?«, triumphierte Silver. »Zum ersten Mal ist es uns gelungen, mit unseren Spionagedrohnen in sein neustes Entwicklungslabor einzudringen.«

Cathrin legte behutsam ihre Hand auf Silvers ausgeprägte Schultermuskulatur und ließ sie für einen Moment dort ruhen. »Diesen Fortschritt haben wir allein dir zu verdanken.«

Ihre simple Anerkennung bedeutete Silver mehr als tausend Worte. Er spürte Cathrins steigende Anspannung, da sich ihr Herzschlag beschleunigte. Als Robot besaß er sensible Messsonden, die ihm unentwegt den physischen Zustand seines Gegenübers vermittelten. Ganz gleich, ob es sich dabei um einen Menschen oder eine Maschine handelte. Allerdings hätte es einer solchen Fähigkeit gar nicht bedurft, um zu bemerken, wie nervös seine Chefin war. Beiläufig beobachtete er, wie sie sich fortwährend eine graue Strähne ihres perfekt geschnittenen Bobs hinters Ohr strich, die aber dort nicht verblieb, weil sie genauso widerspenstig zu sein schien wie ihre Besitzerin.

Während die Drohne unerkannt ihren Weg durch das feindliche Labor fortsetzte, konzentrierte sich Cathrins Blick auf einen mannshohen gläsernen Kasten, in dem sich ein hochkomplexer biologischer 3D-Drucker befand. »Fahr bitte näher ran«, bat sie. »Ich möchte mir den Produktionskokon des Robots näher ansehen.«

Silver steuerte den winzigen Flugkörper durch das hochauflösende plastische Abbild des Labors und stoppte unmittelbar vor dem durchsichtigen Aufbau, den Cathrin ins Auge gefasst hatte. In dessen Innern wurde biotechnologisch erzeugtes Zellmaterial, das mit dem eines Menschen zu 98% übereinstimmte, zu einem Robot verwoben, der sich optisch nicht von einem menschlichen Wesen unterschied. Wenn man einmal davon absah, dass die Muskulatur einer solchen Maschine gewöhnlich ausgebildeter war und ihre Intelligenz die der meisten Menschen um Längen schlug.

»Ich bin ehrlich beeindruckt«, flüsterte Cathrin fast andächtig, die sich selbst zu den begabtesten Robotik-Ingenieuren des 21. Jahrhunderts zählen durfte. Ihr interessierter Blick galt der makellosen Erscheinung einer jungen Frau, die mit ihrem biegsamen, athletischen Körper und den dunklen, hüftlangen Haaren nicht nur optisch jedem Laufstegmodel Konkurrenz machen konnte. Auch deren innere Werte hatten offenbar einiges zu bieten.

»Angeblich soll die R9-Reihe deutlich intelligenter und schlagkräftiger sein als die bisherigen Modelle«, gab Silver mit einem leicht sorgenvollen Blick zu bedenken. Er war beunruhigt. Nicht nur weil ihn der Anblick dieser ausgesprochenen Schönheit faszinierte. Auch weil er selbst zur legendären R8-Reihe gehörte, dem Vorgängermodell, das zu den fähigsten Robofightern aller Zeiten zählte, und er sich nun mit einer erheblich optimierten Konkurrenz konfrontiert sah. »Wenn Mac 2 sie ins Rennen schickt, benötigen Jack und ich ein Update«, stellte er nüchtern fest. »Sonst haben wir dieser Lady nicht viel entgegenzusetzen.«

»Du hast doch nicht etwa Angst vor ihr?« Cathrin schaute mit gespieltem Entsetzen zu ihrem blonden, zwei Meter großen Super-Robot auf und lächelte verhalten. »Ich denke nicht, dass du dir Sorgen machen musst«, fügte sie beschwichtigend hinzu. »Du und deine Kameraden sind das Beste, was je mein Labor verlassen hat. Ich vermag mir nicht vorzustellen, was an diesem neuen Modell so viel fortschrittlicher sein soll. Zumal sie auf Grundlage der gleichen Konstruktionskonzepte erschaffen wurde wie alle R8-Modelle.«

»Ich habe keine Angst vor ihr, ich habe Respekt«, korrigierte Silver seine Anführerin mit einem stoischen Unterton in der Stimme, während er seinen Blick kaum von dem makellosen, weiblichen Modell abzuwenden vermochte. »Ich stelle mir gerade vor, wie Jack und ich sie in den Griff bekommen sollen, falls sie uns attackiert. Immerhin will Mac 2 sie als Bodyguard der First Lady einsetzen. Und er will eben diese First Lady mithilfe dieses Robots töten lassen, um sie gegen eine identisch aussehende Robot-Kopie zu ersetzen. Das Gleiche, was er mit ihrer Schwester getan hat und deren Familie. Und genauso will er mit dem Präsidenten der Panamerikanischen Allianz verfahren. Jedenfalls sagen das die Pläne, die unsere Spionageprogramme auf dem Hauptrechner der MacIntyre LLC aufgespürt haben.«

»Damit war spätestens nach unserem letzten Einsatz zu rechnen«, stellte Cathrin unmissverständlich klar. »Deshalb möchte ich, dass du dir schleunigst etwas einfallen lässt, wie wir Monty MacIntyres Robot-Klon stoppen können. Gleichzeitig müssen wir den Präsidenten der Panamerikanischen Allianz davon überzeugen, dass die Gefahr für sein Amt und sein Leben nicht von den Rebellen ausgeht, sondern von Mac 2, der MacIntyre unbemerkt ersetzt hat. Die Frage ist nur, ob Jonathan Junger uns glaubt. Es klingt wie eine Verschwörungstheorie, dass sein wichtigster Vertrauter und zugleich größter Waffenlieferant der Panamerikanischen Allianz durch einen identisch aussehenden Robot-Klon ersetzt wurde. Der damit nicht nur die Zügel des Konzerns in der Hand hält, sondern das Schicksal der gesamten Menschheit bestimmt.«

»Misslich genug, dass Junger bisher nicht einmal ahnt, wo der Feind wirklich steht«, fügte Silver leise hinzu. »Woher soll er auch wissen, dass Mac 2 seinen Verteidigungsminister und dessen Familie auf dem Gewissen hat, wenn er nicht einmal weiß, dass Montgomery MacIntyre selbst der eigenen Sicherheitskopie zum Opfer gefallen ist? Schließlich hat MacIntyre Mac 2 absichtlich so konzipiert, dass er ihm bis aufs Haar gleicht. Als er sich mit einem identischen Robot-Klon gegen Attentäter schützen wollte, hat er garantiert nicht damit gerechnet, eines Tages von ihm ins Jenseits geschickt zu werden.«

Cathrin blickte Silver für einen Moment in die saphirblauen Augen, die ihr genauso perfekt gelungen waren wie sein silberblondes Haar, das, je nachdem wie das Licht darauf fiel, in der gleichen blauen Farbe schimmerte. Sie wusste nur zu gut, wie schwierig es war, einen solchen Robot äußerlich von einem Menschen zu unterscheiden. Und am Ende war sie es gewesen, die mit der Konstruktion der ersten R8-Modelle die Verantwortung dafür trug. Sie hatte den gutaussehenden Kämpfer mit den ausgeprägt männlichen Zügen vor Jahren selbst entwickelt, als sie für Montgomery MacIntyre in der Robotik-Industrie gearbeitet und dessen Kriegsroboter entworfen hatte. Für sie, die eigenen Nachwuchs nie in Erwägung gezogen hatte, waren die Robots so etwas wie Kinder gewesen, deren Aussehen sie nach ihren Vorlieben gestaltet hatte. Was dazu geführt hatte, dass sie am Ende nicht wie künstlich konstruierte Maschinen aussahen, sondern wie echte Menschen. Ein Umstand, der beim menschlichen Publikum, das die Schlachten auf den Killingfields auf Holobildschirmen verfolgte, wahre Begeisterungsstürme ausgelöst hatte. Zumal sich Cathrins Robofighter im Kampf wie echte Helden verhielten. Furchtlos und todesmutig, ganz so, als ob sie sieben Leben besäßen. Was in gewisser Weise zutraf, weil man sie im Gegensatz zu menschlichen Soldaten selbst nach schweren Verletzungen zumindest in Teilen wiederherstellen konnte. Ihre gestählten Körper steckten während des Einsatzes in einem ultraleichten Exoskelett aus Titan, das den feuerfesten Kampfanzug umgab und die Eleganz ihrer kraftvollen, absolut menschlichen Bewegungen so anschaulich machte.

Zu Beginn hatte Cathrin bei der Herstellung dieser Robots keinerlei Skrupel empfunden. Für sie und alle anderen waren es Maschinen ohne eigenes Seelenleben. Erst nach einer ganzen Weile hatte sie bemerkt, dass ihre Robots, zu denen auch Frauen zählten, ab einer gewissen Energiedichte in ihren hochkomplexen Quantenhirnen offenbar ein Bewusstsein produzierten, das dem eines Menschen in nichts nachstand. Es ermöglichte ihnen nicht nur menschliche Emotionen, sondern ließ sie auch Schmerzen in der gleichen Intensität empfinden wie ein Mensch.

Für die betroffenen Robots, die ihre plötzliche Verwandlung zunächst nicht begriffen, war das alles ein nicht enden wollender Albtraum. Zumal sie von ihren militärischen Befehlshabern auf der Stelle verschrottet wurden, wenn sie auch nur den geringsten Ansatz einer eigenen Persönlichkeit zeigten.

Und nicht nur Kriegsroboter schienen von dieser Entwicklung betroffen zu sein. Auch immer mehr Escort-Robots in den Bordellen waren nicht länger bereit, sich die rüde Behandlung durch die Menschen gefallen zu lassen, und flohen in Scharen von ihren Einsatzorten.

Nachdem Cathrin die ersten Fälle einer solchen Entwicklung bekannt geworden waren, wurde ihr die Verantwortung bewusst, die sie mit der Konstruktion solcher Robots übernommen hatte. Als man ihre Warnungen, die Produktion der hochentwickelten Robots sofort zu stoppen, in den Wind schlug, warf sie ihren Job hin und tauchte unter, um betroffenen Robots eine sichere Zuflucht zu bieten und sie im Kampf gegen skrupellose Politiker und Konstrukteure zu unterstützen.

Silver gehörte zu jenen Modellen, die Cathrin vor einem grausamen Schicksal bewahrt hatte. Wie auch die anderen Robots, denen die Flucht in ihr Rebellennest gelungen war, hatte man ihn für brutale Kriegsspiele geschaffen, die man auf großen, künstlich angelegten Schlachtfeldern stattfinden ließ.

Vor gut einem Jahr war ihm die Flucht nach Hunter’s Lane gelungen. Seitdem arbeitete er für Cathrin und ihre Mission, die Welt zu einem besseren Ort zu verändern. Er übernahm vorwiegend heikle Aufgaben, besonders wenn es um das Ausspionieren von regierungsnahen Organisationen ging. Oder wenn Mac 2 – wie sie ihren gefährlichsten Feind nannten – einen neuen Angriff plante, um endlich die Weltherrschaft zu übernehmen.

»Ich habe für heute Nachmittag eine Konferenz mit Jack, Lennox und Max einberufen«, erklärte Cathrin beiläufig, während sie bei ihrem weiteren holografischen Erkundungsflug auf unvollständige Robot-Klonmodelle stießen, die Mac 2 offenbar vom Präsidenten der Panamerikanischen Allianz und seiner First Lady angefertigt hatte. Aber auch von ranghohen Regierungsmitarbeitern, die allem Anschein nach ebenso getötet und dann von einem völlig gleichaussehenden Robot ersetzt werden sollten.

»Verdammt«, zischte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass Mac 2 in seiner Planung schon so weit fortgeschritten ist. Wir müssen sofort etwas unternehmen. Es wäre sträflich, auch nur einen Tag länger zu warten.«

»Ich habe inzwischen intensiv das Umfeld der First Lady studiert.« Silver, der bereits einen Plan entwickelt hatte, präsentierte Cathrin ein paar holografische Aufzeichnungen, die Patricia Junger bei verschiedenen Aktivitäten zeigten. »Ihr Leben erscheint mir nicht viel anders als das ihrer ermordeten Schwester. Mit dem Unterschied, dass sie keine Kinder hat und noch mit Junger verheiratet ist. PJ, wie sie als Studentin von ihren Kommilitonen genannt wurde, leidet unter den sexuellen Eskapaden ihres Ehemannes. Eheliche Treue scheint für ihn ein Fremdwort zu sein. Allerdings betrügt er sie nicht öffentlich. Er treibt es mit seinen Angestellten und bezahlt die jungen Frauen für ihr Schweigen. Dabei ist Patricia eine attraktive Frau. Schlank, hübsches Gesicht, trotz ihrer 50 Jahre ziemlich faltenfrei und mit seidigen, braunen Locken gesegnet, die ihr bis über die Schulter reichen. Man könnte meinen, sie hat irgendwelche Schönheits-OPs hinter sich. Was aber nicht der Fall ist.«

»Hat sie Freunde oder einen Geliebten?«

»Nicht, dass ich wüsste. Seit dem Tod ihrer Schwester hat sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sie lebt mit ihrem Hund und ihrer verschrobenen Haushälterin in einer Villa unweit des Weißen Hauses. Sie hat freiwillig einen räumlichen Abstand zwischen sich und ihrem Ehemann geschaffen, indem sie aus dem gemeinsamen Apartment im Weißen Haus ausgezogen ist. Offenbar erträgt sie es nicht, ständig von ihrem Mann betrogen zu werden.«

»Und nun lässt sich der Präsident von seinem zukünftigen Mörder ein neues Spielzeug bauen, ohne auch nur zu ahnen, dass es seine Ehefrau als Erste erwischt, bevor er selbst an der Reihe ist? Wie nennt man das? Ironie des Schicksals?«

»Wer weiß«, gab Silver zu bedenken. »Vielleicht ist Jonathan Junger selbst auf der Suche nach einem Ersatz für seine Frau.«

»Zutrauen würde ich es ihm.« Cathrin warf einen abschließenden Blick auf den fast fertigen weiblichen Robot, der in seinem gläsernen Produktionskokon seiner Vollendung entgegen sah. Sie war so makellos schön, dass die First Lady es trotz ihrer eigenen Attraktivität schwer haben würde, mit ihr in Konkurrenz zu treten. Zumindest was die Vorlieben ihres Gatten für junge Gespielinnen betraf.

»Bis morgen früh sollte es uns gelingen, Patricia Junger so zu beeinflussen, dass sie einem von uns Zutritt zu ihrem Haushalt verschafft«, erklärte Silver mit einer guten Portion Optimismus im Blick. »Ich habe mir gedacht, wir bombardieren sie mit Werbung für einen eigenen Fitnesscoach. Sie ist sehr sportlich und sucht bereits seit längerer Zeit nach der passenden Begleitung. Vielleicht könnte ich mein Glück bei ihr versuchen. Sie hat zwar schon unzählige Probanden gefeuert, und Frauen stellt sie überhaupt nicht ein, aber wie ihr Profil in den Suchmaschinen verrät, steht sie auf blonde, athletische Männer.«

Cathrin setzte eine zufriedene Miene auf. »Was für ein Zufall. Worauf wartest du noch?«

»Falls sie mich einstellt, bin ich jetzt schon gespannt, wann Junger ihr seinen neuen weiblichen Robot vorstellen will. Und wie er darauf reagiert, wenn seine Frau ihm im Gegenzug einen neuen männlichen Fitnessrobot präsentiert.«

»Hauptsache, du bist dir im Klaren darüber, wie gefährlich ein solches Unterfangen ist. Und darüber, dass die Planung für einen solchen Einsatz um einiges perfekter ausfallen muss als gewöhnlich. Immerhin stocherst du in einem Hornissennest herum – und das in unmittelbarer Nähe der Königin.«

»Da ist es ganz gut, dass mir Insektenstiche nichts anhaben können«, witzelte Silver.

Cathrin warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Es wird uns ohnehin nichts anderes übrigbleiben, als zuerst die Ladys unter Kontrolle zu bringen. Ganz gleich ob es sich dabei um Patricia Junger oder den neuen Robot des Präsidenten handelt. Denn nur so kommen wir an Jonathan Junger heran und können ihn vor der unmittelbaren Gefahr warnen, die ihm droht.«

»Ich bin sicher, wir kriegen das hin«, sagte Silver selbstbewusst. »Du weißt, du kannst dich auf mich und die anderen verlassen. Wir werden dich über den Fortgang unserer Pläne laufend informieren.«

»Lasst euch nicht allzu viel Zeit«, mahnte Cathrin ihn und erhob sich von ihrem Stuhl. Bevor sie ging, legte sie ihre Hand noch einmal auf seine Schulter. Genau auf die Stelle, an der auf seinem schwarzen Overall das Zugehörigkeitszeichen von Hunter‘s Lane prangte. Ein symbolischer QR-Code, der gewöhnlich in den Konstruktionshallen von MacIntyre in das tiefere Schultergewebe der Robots eintätowiert wurde. Die Tätowierung war das Erste, was den Geflüchteten nach deren Ankunft entfernt wurde, damit sie bei ihren Einsätzen gegen ihre Peiniger nicht als ehemaliges Regierungseigentum erkannt werden konnten.

»Ich verlasse mich auf dich«, sagte sie nur und nickte ihm aufmunternd zu.

»Aye, Aye!«, versicherte er ihr, bevor sie das Besprechungszimmer verließ.

Bis seine Kameraden zum anschließenden Briefing eintrafen, hatte er einen Moment, sich den weiblichen Robot in der holografischen Darstellung noch einmal genauer anzuschauen. Eingehend studierte er ihre harmonischen Gesichtszüge mit den feinen Brauen, die schrägstehenden Augen und die langen Wimpern, die wie schwarze Federn auf ihren hohen Wangenknochen ruhten. Nicht nur ihr voller Mund war verführerisch, auch ihr schlanker Hals lud zum Küssen ein. Obwohl Silver ein Robot war, schätzte er die körperlichen Vorzüge eines weiblichen Wesens, ganz gleich ob es sich um einen Menschen oder einen Robot handelte. Mit der unerwarteten Entwicklung eines eigenen Bewusstseins waren nicht nur Schmerz und emotionales Chaos über ihn hereingebrochen – auch Lust und Liebe waren nun Teil seines Daseins. Wobei er seine Gefühle nach wie vor besser unter Kontrolle halten konnte als ein Mensch. Doch beim Anblick dieses wunderschönen, noch unfertigen Wesens verspürte er einen unerwarteten Beschützerinstinkt. Ganz gleich was Mac 2 mit ihr vorhatte: Silver würde nicht zulassen, dass der verdammte Robot-Klon sie zu seinem willfährigen Werkzeug machte und dabei ihre Zukunft aufs Spiel setzte.

Er würde nicht nur den Präsidenten und die First Lady vor einem Austausch gegen identische Robots bewahren. Als Erstes wollte er dafür sorgen, dass diese ahnungslose Schönheit ein eigenes Bewusstsein erlangte, um ihr ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu ermöglichen.

RoboLOVE #3 -  Operation: Silver Soul

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