Читать книгу Master & Slave - Die Entführung der Prinzessin! - Martina de Lestards - Страница 5
Kapitel 2 - Ein böses Erwachen
ОглавлениеVictorias Schädel brummt.
Sie kuschelt sich in die Decke und dreht sich noch einmal um.
»Mist.«, denkt sie. Sie hat sich bewegt.
Sie wirft die Decke nach hinten. »Verflixt, wo bin ich hier?«, murmelt sie laut.
Das Bett ist ein uraltes Metallgestell. So etwas hat sie in uralten Filmen gesehen. Es ist eines dieser Betten, auf denen sonst Gefängnisinsassen schlafen! Ihr Kopf arbeitet langsam. Scheibchenweise.
Sie hat ein dringendes Bedürfnis und setzt sich auf. Irgendetwas rasselt. »Egal«, denkt sie und richtet sich. Erst langsam nimmt sie ihre Umgebung wahr.
Sie befindet sich tatsächlich in einer Zelle mit einer Gitterwand! Das Gitter ist schwarz gestrichen, hat eine Tür, und hebt sich von den weißen Wänden des Ganges dahinter ab. Victoria schüttelt den Kopf.
»Das ist bestimmt nur ein böser Traum«, haucht sie, bleibt sitzen und schaut benommen und doch zugleich suchend ihre Zelle nach Sanitäreinrichtungen ab. Kein Waschbecken, keine Toilettenschüssel nur ein vergittertes Fenster in der rückwärtigen Wand.
Sie steht auf. Es klirrt. Sie spürt, wie etwas Kaltes, Hartes an ihrem Rücken entlang gleitet. Erschreckt springt sie auf und stellt fest, dass sie ein metallenes Halsband trägt, an dem eine lange Metallkette befestigt ist. Sie reißt an der Kette.
Die Kette endet in der Wand. Sie greift an das Halsband. Es ist stabil und ein Vorhängeschloss verhindert das Öffnen. Sie muss dringendst! Ihr ist schlecht. Victoria übergibt sich auf den Boden. »Jetzt ist es auch egal«, denkt sie, zieht ihren Rock nach oben und uriniert auf ihre eigene Kotze. Sie legt sich noch mal hin. Das kann nur ein böser Traum sein.
Es ist dunkel geworden, als Victoria die Augen wieder aufschlägt. Sie hat Durst. Es stinkt nach Kotze und Urin. »Es ist kein Traum!«, fährt es ihr wie ein Blitzschlag durch den Kopf. Sie richtet sich auf. Ihre Kette rasselt. Sie hat eine trockene Kehle.
»Hallo? Hallo?«, ruft sie. Immer wieder auf Antwort wartend. Ihre Worte hallen in Echos aus dem weißen Gang zurück. »Ich habe Durst!«, brüllt sie. Sie klettert auf ihr Bett, versucht aus dem vergitterten Fenster hinaus zu spähen. Sie ist zu klein. Sie sieht nur den Vollmond, der am Himmel steht. »Hört mich jemand?«
»Hilfe!!!«
»Hallo? Hallo?«
»Ich habe Durst!«, ruft sie abwechselnd ohne dass auch nur eine Reaktion erfolgt. Die Grillen zirpen, die kalte klare Nachtluft weht durch das Fenster und der Mond erhellt ihre Zelle. Sie ist alleine und angekettet.
»Wie bin ich hierhergekommen?«
Ihr Verstand arbeitet auf Hochtouren. Sie kann sich nicht erinnern. Eben noch war sie auf dem Konzert der Vengas und nun sitzt sie angekettet in einer Zelle!
Sie sieht unter ihr Bett. Dort steht einen Metallkrug in einer größeren Metallschüssel. Sie steigt aus dem Bett und geht ans Kopfende legt sich auf den Boden. Noch ein Stückchen. Nur noch eine Fingerspitze. Sie hat die Schale mit ihrer Hand erreicht. Zieht daran.
Der Krug kippt um und ein Schwall Wasser ergießt sich in die Schüssel. Langsam zieht sie weiter an der Schüssel bis sie vor dem Bett steht. Sie hat Durst. Begierig trinkt sie aus dem Krug. Das Wasser schmeckt modrig. Sie schüttet den Rest Wasser in die Schüssel.
Den Krug schlägt sie mit voller Kraft auf das Metallgestänge des Bettes. Das Scheppern von Metall hallt aus dem Gang zurück. Sie fängt an voller Wut zu schreien und zu brüllen, schlägt immer wieder auf das Bettgestell in der Hoffnung, dass sie jemand hört.
Doch nur eine Wolke schiebt sich vor den Mond und ihr Gefängnis verdunkelt sich. Aus ihren Schreien wird ein armseliges Wimmern.
Sie klammert sich an die Bettdecke, versteckt sich unter ihr. Stück für Stück realisiert ihr Verstand, dass es niemanden gibt, der sich auch nur im Ansatz um ihr Leben schert. Sie weint, weint sich in einen unruhigen Schlaf.
Victoria hebt den Kopf. Sie fühlt sich benommen, schmutzig. Wie gerädert. Ihre Hand schmerzt. Sie richtet sich auf, nimmt das klirrende Geräusch der Kette wahr. Sie schielt in den leeren weißen Gang.
Vögel zwitschern. Sie steht auf, geht, soweit die Kette es zulässt zum Gitter, zieht ihren Mini-Rock hoch, setzt sich in die Hocke und pisst. Sie hört das plätschernde Geräusch. Und ihr ist scheißegal, wenn das Arschloch, das sie hier angekettet hat, von ihr erst mal nur ihren Hintern sieht.
»Mist!«, denkt sie noch, als sie das große Geschäft erledigt, »Ich hab kein Klopapier!« Angeekelt reißt sie ein Stück ihres T-Shirts ab, putzt ihren herzförmigen Hintern damit ab, wirf den Streifen auf ihren Kot, zieht den Rock nach unten und geht zu ihrem Bett zurück. Sie setzt sich, lässt die Beine baumeln, spielt mit ihren Haaren.
Das tut sie immer, wenn sie nachdenkt. Sie ist eine Gräfin. Wenn sie entführt wurde, wird ihr Vater, egal welche Summe Lösegeld gefordert wird, bezahlen. Wie lange kann so etwas dauern?
Wie lange ist sie schon hier?
Victoria seufzt. Sie ist schon als Kind darauf vorbereitet worden, wie sie sich im Fall einer Entführung verhalten soll: kooperativ.
Gefährlich wird es erst, wenn sie einen Entführer sieht, ihn identifizieren kann und das Lösegeld schon übergeben wurde. Dann ist sie nichts mehr wert. – Oder wollen die Entführer sie hier verrotten lassen? Angekettet an der Wand einer verschissenen, verkotzten und nach Urin stinkenden Zelle. »OH GOTTT!«, ruft sie aus tiefster Seele.
»Nein, kein Gott.«, entgegne ich grinsend und lehne mich lässig an die Wand am Ende des Gangs. Sie hat noch nicht bemerkt, dass genau über mir zwei Kameras installiert sind: eine für Nahaufnahmen, die auf Bewegung reagiert und eine für das Gesamtbild.
Je nachdem, wie sich meine Prinzessin jetzt verhält werde ich mir gleich, oder erst später, die Aufnahmen ansehen und die schönsten Sequenzen zu einem Film zusammenfassen.
Victoria blickt auf. Ihre Augen blitzen vor Zorn. Sie sagt nichts. »Gut, dann kann ich ja wieder gehen, wenn du dich nicht mit mir unterhalten willst.« – Oh, wie gern fordere ich sie jetzt heraus und drehe mich um.
Schade, dass ich nicht schneller zu meiner Prinzessin eilen konnte. Diese blöden Polizisten haben mich eine gefühlte Ewigkeit aufgehalten. Was soll's? Jetzt bin ich hier. Und JETZT, genau jetzt, beginnt ihre Erziehung.
»Ich habe Durst«, sagt Victoria leise. Oh diese wunderschöne wohlklingende Stimme spricht zu mir. »Dann wasch dir mit dem Wasser nicht die Füße, sondern trinke es. Wir sehen uns morgen wieder«, antwortete ich ihr ohne mich umzudrehen und gehe einen Schritt auf die mahagonibraune schwere Tür zu.
»ARSCHLOCH! Du kommst sofort zurück und gibst mir etwas zu trinken!« Die Tür schließt sich hinter mir. Aus ihrer göttlichen Stimme ist die einer alten schrillen und keifenden Hexe geworden.
Das wird sie noch lernen: Bescheidenheit. Es wird die erste Aufgabe sein, die ich meiner Prinzessin stellen werde. Ohne Bescheidenheit kann keine Gräfin die alltäglichen loyalen Aufgaben bewältigen.
Ich habe meine persönliche Schaltzentrale erreicht und beobachte, wie diese Hexe aufbrausend, schimpfend und zeternd auf und ab schreitet, eine zerbeulte Blechkanne auf das Bettgestell hämmert. Soll sie doch!
Jetzt wird sie sich erst einmal selbst kennen lernen. Ich werfe einen Blick auf das, was ich verpasst habe: genieße ihre Blicke. Genieße es, wie sie sich erleichtert und ein Stück ihres T-Shirts abreißt. Gefesselt an meine Ketten, so zierlich und zerbrechlich. So schön, elegant und doch ein ungeschliffener Rohdiamant.
Victoria kocht vor Wut. Sie hat ihren Entführer gesehen. Sie kennt ihn. Es war einer von den aalglatten Typen, die sie auf ein Getränk eingeladen haben. Bruchstückhafte Erinnerungsfetzen schießen durch ihr Hirn.
Sie seufzt und wirft einen Blick in die Schüssel. Sie hat Durst und Hunger. Was gäbe sie jetzt für ein einfaches Hotelfrühstück in einer 3-Sterne-Absteige! Sie hämmert mit der Kanne wieder und wieder auf das Bettgestell. Nichts tut sich.
Sie zetert, flucht, keift und beginnt zu weinen.
Zu weinen aus Einsamkeit und Verzweiflung.
Sie zerrt an ihrer Kette. Nichts ändert sich an ihrer Situation. Sie kniet vor der Schüssel und trinkt aus ihr.
Und wartet.
Wartet auf den Sonnenuntergang und den nächsten Tag.
Genauso wie ich. Nur, dass ich sie bei jedem Schritt, den sie macht beobachte.
Meine Prinzessin, der ich die Hexe austreiben muss.