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Kapitel 1- Auf geheimer Mission

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Mit einem leisen Surren öffnete sich die Schleuse, die von der Raumstation Ega zu deren ausgelagerten Hafenvierteln führte.

Sie enthüllte einen trostlosen, runden Gang, dessen Wände genauso grau und langweilig waren, wie der Rest der Station.

Die Bildschirme zeigten abwechselnd Sicherheitshinweise und die Öffnungszeiten für Besucher. Die Wände waren zusätzlich mit Werbung beklebt. „Rudi hat den besten Fisch!“, hieß es auf einem halb verblichenen Aushang.

Der Fischverkäufer war seit drei Jahren tot. Wie die meisten Händler, die sich viel im Weltraum aufhielten, hatte er Krebs bekommen und war seiner Krankheit erlegen. Das Universum war grausam und kümmerte sich nicht um einzelne Menschen. Das war eine Lektion, die ich in meinem kurzen Leben schon früh gelernt hatte.

Ich war heute, für meine Verhältnisse, früh aufgestanden und hatte mich in einen, den Vorschriften entsprechenden, zweckmäßigen Einteiler gekleidet, den schon damals meine Schwester getragen hatte, bevor sie aus ihm herausgewachsen war. Am Hafen war nur feste, schmutzabweisende Kleidung erlaubt, die durch den chemischen Reinigungsprozess beim Betreten und Verlassen der Dockanlagen dekontaminiert werden konnte. Wenn so viele Menschen aus verschiedenen Ecken der Galaxie zusammentrafen, musste jeder besonders auf die Mikroorganismen achten, die er mit sich herumtrug.

Gelangweilt wurden meine Fingerabdrücke abgeglichen und ein neues Foto von mir gemacht. Nachdem die Sicherheitsbeamte Gina zum vierten Mal in diesem Monat festgestellt hatte, dass ich noch immer dieselbe Person war, winkte sie mich mit einem Kopfnicken durch. Den Mitarbeitern der Stationssicherheit machte dieses Prozedere genauso viel Spaß wie mir. Mit dem Unterschied, dass sie dafür bezahlt wurden, während ich Stunden meiner Freizeit opfern musste, um von der einen Kontrolle zur nächsten zu gelangen und zu warten, bis ich an die Reihe kam.

Ich hatte nun endlich die nervige Sicherheitsüberprüfung und darauf folgende Dekontamination hinter mich gebracht und befand mich auf den letzten Metern meines Weges.

„Ha-Ni, Ha-Ni, o wunderschöne Ha-Ni…“

Ich summte mit, als die ersten Töne des kitschigen Schlagers erklangen. Ohne es zu wollen, kannte ich den Text in- und auswendig. Dem Lied konnte ich nicht entkommen. Ich wurde jedes Mal damit beschallt, wenn ich mich am Hafen oder in den Gängen dorthin aufhielt.

Aus den Augenwinkeln sah ich einen Schatten, drehte mich jedoch nicht danach um. Es war sicher nur eine Einbildung, eine kurze Erinnerung an meine verstörenden Träume, die mich regelmäßig heimsuchten. Oder waren es doch Visionen? Ich unterdrückte den Gedanken daran. Die Bilder wühlten mich zu sehr auf, zogen mich in ihren Bann und ließen mich die Welt um mich herum vergessen. Das konnte ich mir jetzt nicht leisten. Ich musste im Hier und Jetzt bleiben, sonst war der anstrengende Weg umsonst gewesen.

Ich hasste diese letzten dreihundert Meter, die zwischen der Raumstation und ihrem Hafen lagen. Auch wenn der Gang sauber und gut beleuchtet war, konnten weder die penetrante Werbung noch die freundliche Musik mir das Gefühl der Klaustrophobie nehmen. Zu bewusst war ich mir des Umstandes, dass nur eine dünne Wand aus Metall zwischen mir und dem Weltraum lag. Ein kleines Loch würde reichen, um mein Leben zu beenden.

Zum Glück war um diese Uhrzeit niemand außer mir in Richtung Hafen unterwegs. Ich erreichte mit den letzten Klängen des Schlagers das andere Ende.

Die letzte Schleuse öffnete sich und ich fühlte mich für einen Moment von den verschiedenen Geräuschen erschlagen. Händler, die ihre Waren anpriesen, Kunden die antworteten. Geschäftsmänner, die in kleinen Grüppchen über den Markt schlenderten und dabei tuschelten. Schreiende und lachende Kinder, die ihren Eltern vorausliefen.

Ich atmete kurz durch, dann war ich bereit, mir meinen Weg durch das Getümmel zu bahnen. Durch meine Größe konnte ich nicht über die Masse an dunklen Schutzanzügen hinwegsehen. Nur mein roter Haarschopf musste optisch herausstechen. Ich hatte das Gefühl, zwischen den Menschen unterzugehen.

Auch wenn es auf den ersten Blick chaotisch wirkte, herrschte hier eine strikte Ordnung. Jeder hatte strenge Auflagen zu erfüllen. Hier war alles genau geregelt. Welche Kleidung getragen werden durfte, wie lange und wo sich normale Besucher der Station Ega, zertifizierte Händler sowie Reisende, die hier nicht lebten, aufhalten durften. Meteoritenfarmer aus dem naheliegenden Gürtel verkauften die abgebauten Mineralien und Edelmetalle sowie Kalkstein für die Papierproduktion in Sektor A. Händler boten Fische und andere Meerestiere und deren Nebenerzeugnisse in Sektor B an. Sie stammten alle von Daganu-B, dem nächsten Planeten unseres Sonnensystems, der ungefähr zwei AU von uns entfernt lag.

Ich mochte diesen Sektor am wenigsten. Auch wenn alle Nahrungsmittel in Plastik und unter Vakuum verpackt waren, hing ein unangenehmer Geruch von Fisch an den Ständen und Händlern. Noch dazu war es hier immer schmutzig und die Aromen von frischem Fisch, der sich mit den fauligen Nuancen von falsch etikettierten, abgelaufenen Waren mischte, machte besonders den Bereich mit den billigen Ständen und Waren niedrigster Güteklasse zu Bereichen, die ich lieber mied.

Jedoch half all das Jammern nichts. Ich musste hier durch, wenn ich den schnellsten Weg zu meinem eigentlichen Ziel erreichen wollte. Ich hätte auch um den Sektor herumgehen können, aber dann würde ich eine Stunde länger brauchen, um Sektor C zu erreichen. Hier arbeiteten die Händler, die aus den Tiefen des Weltalls kamen, um exotische Gewürze, Kunstgegenstände sowie allerlei Luxusgüter zu verkaufen. Kurzum: Alles, was ich mir niemals leisten könnte.

Als ein Verkäufer mit seinem Wagen an mir vorbeikam, zog ich meinen Rollkragen etwas höher, in der Hoffnung, ihn als eine Art Mundschutz verwenden zu können, ehe der Geruch nach Fisch mich erreichte.

„Mollusken! Frisch geräucherte Mollusken!“

Wie jemand freiwillig daran denken konnte, diese graue Masse zu essen, blieb mir unverständlich. Bei dem Anblick seiner Waren drehte sich mir der Magen um und ich sah eilig zur Seite.

Es dauerte länger als erhofft, mir einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Ich war erleichtert, als ich den Sektor wechseln konnte.

Der Unterschied war gewaltig.

Dies merkte man schon am Boden, der aus marmoriertem Stein bestand und in dem ich mich spiegelte, als ich nach unten sah.

In Sektor C roch es nicht nur angenehmer, sondern es hielten sich auch weniger Menschen darin auf und diejenigen, die es taten, sahen freundlicher und gepflegter aus.

Grobschlächtige Männer mit vernarbter Haut wurden hier durch schick gekleidete Damen aus gutem Haus ersetzt, deren fein gearbeitete Schutzanzüge mit funkelnden Halbedelsteinen besetzt waren und die einen höheren Wert besaßen, als mein gesamter Besitz zusammengerechnet. Meist in Gruppen oder begleitet von Kindern oder Enkeln schienen sie die Einzigen zu sein, die sich hier aufhielten und fleißig daran arbeiteten, das Geld ihrer Männer auszugeben, die im Stationsrat saßen oder gerade auf einem der anderen Sektoren handelten. Sehr oft traf beides zu, denn hier auf Ega hatten die Händler das Sagen.

Ohne mich umzusehen, steuerte ich einen bestimmten Stand an. Dieser gehörte Miraklo, der einmal im Jahr die Station als Zwischenstopp nutzte und für ein paar Tage lang seine Waren anbot.

Ich bezweifelte stark, dass dies sein echter Name war. Bisher hatte ich mich nicht getraut, ihn zu fragen. Miraklo gehörte zu der Art Händler, der Schätze verkaufte und dabei meinem Bild von einem Weltraumpiraten am nächsten kam: groß, breitschultrig und mit einem wilden Bart, der sich langsam grau färbte und der ihm kunstvoll geflochten bis an die Brust reichte.

Die Waren bestanden aus Relikten und Antiquitäten, mit denen er auf seinen Reisen durch die Galaxie handelte. Dinge, die ich schon in meiner frühsten Kindheit bestaunte, als ich noch regelmäßig mit meinem Vater den Markt besuchte.

Damals war ich noch ein willkommener Gast gewesen: „Wenn du groß bist, kommst du mit deinem Ehemann vorbei. Der kauft dir dann all diese schönen Dinge“, hatte Miraklo gesagt. Jetzt war ich zwar erwachsen, aber nicht wirklich groß. Einen Ehemann hatte ich auch nicht. Mein Vater hatte den Handel aufgegeben und arbeitete bei der Stationsverwaltung, genauso wie meine Mutter.

Ich wusste nicht einmal, ob der Händler mich überhaupt noch erkannte. Fest stand jedenfalls, dass ich arm aussah. Das war hier nicht erwünscht.

Ich suchte mir einen Platz ein paar Meter vom Stand entfernt, wo ich relativ unauffällig seine neuen Schätze bewundern konnte. Meistens wurde ich für eine Diebin gehalten und freundlich, aber bestimmt, vom Standpersonal verjagt. Man wollte ja die anderen Kunden nicht beunruhigen.

Ich wollte auch keinen Ärger mit den korrupten Mitgliedern der Stationssicherheit kriegen. Diese waren hier am Markt viel unfreundlicher als ihre Kollegen auf der Station. Sie verhafteten einen auch ohne Grund oder versuchten, Personen mit Vorstrafen – oder Verwarnungen, wie bei mir – zusätzliche Verbrechen anzudrehen, wenn sie kein Schutzgeld zahlten. Ich hatte zum Glück die meisten dieser Geschichten nicht selbst erlebt, sondern erzählt bekommen. Ich wusste aber, wenn die Händler mich verdächtigten, würden sie Wachbeamte anfordern.

Ganz zu Unrecht misstraute das Standpersonal mir nicht. Im Laufe der Jahre hatte ich den einen oder anderen Gegenstand mitgehen lassen, jedoch niemals bei Miraklo. Eigentlich war es fast schon meine Pflicht, etwas von ihm zu stehlen, wenn ich ständig verdächtigt wurde. Nur sprach mich nichts so sehr an, dass es den Aufwand wert wäre. Ich mochte seltsame Gegenstände: Fetische, Okkultes und Mystisches. Dinge, die auf den ersten Blick gewöhnlich wirkten, aber doch so abnormal waren, dass man sie nicht öffentlich ausstellte. Ich war mir sicher, dass er auch solche Schätze besaß.

Im Laufe der Jahre hatte ich Menschen kennengelernt, die meine Leidenschaft für das Abnormale teilten. Da war zum Beispiel ein Meteoritenfarmer, der in seiner Freizeit Gesichter in die spröden Steine gemeißelt hatte. Diese harte Arbeit hatte ihren Tribut gefordert und er war mit vierzig an Krebs gestorben. Ein anderer Mann, der mit dem Fleisch von Riesenkrabben handelte, hatte von seltsamen Sichtungen von Hybriden aus Fisch und Mensch berichtet und war kurz darauf verschwunden. Man erzählte sich, dass er betrunken ins Meer gestürzt sei.

Und dann gab es noch Becher. Seine Eltern waren betrunken, als sie seinen Namen registriert hatten. Insgeheim faszinierte es mich, dass sie trotz ihres benebelten Zustands dazu in der Lage gewesen waren, das Wort Becher korrekt zu schreiben. Becher war wie ein Großteil der Bewohner dieses Sonnensystems ein Meteoritenfarmer. Er sprach viel über Dinge, von denen er keine Ahnung hatte und war dumm wie Brot. Beides waren Eigenschaften, die ihm sehr oft Probleme einbrachten.

Er ernährte sich nur vom billigsten Dosenfisch und selbst gebranntem Alkohol. Wenn er richtig betrunken war, wurde es mit ihm unterhaltsam. Mit einer hohen Promillezahl wurde er zu einer wandelnden Datenbank voller mystischer Geschichten und Geheimnisse, die er nur in diesem Zustand freiwillig preisgab. So hatte er mich dazu gebracht, Miraklo wieder zu besuchen. Laut eines Gerüchts, das Becher vor kurzer Zeit aufgeschnappt hatte, transportierte der alte Händler seit geraumer Zeit immer dieselben Vasen hin und her. Sie wurden nie vom Zoll kontrolliert und jedes Mal von Mitgliedern der Stationssicherheit von seinem Stand abgeholt. Bei seinem nächsten Besuch hatte er sie jedoch wieder dabei. Becher schwor auf seine tote Mutter, die er hasste, dass es jedes Mal dieselben Vasen waren. Er behauptete, dass Miraklo darin verbotene Gegenstände schmuggelte, die für einen Kult bestimmt waren. Er wusste jedoch auch nicht, ob es sich hierbei um Substanzen, Ritualobjekte oder Körperteile von exotischen Tieren handelte. Was den Wert der Objekte betraf, war er sich jedoch sicher. Sie mussten unbezahlbar oder zumindest sehr teuer sein. Nachdem er die Geschichte erzählt hatte, wollte ich ihm noch ein paar Fragen dazu stellen, jedoch war er in seinem Suff eingeschlafen. Sein Bruder Ido hatte ihn aus der Spelunke tragen müssen. Also musste ich mich nun selbst darum kümmern, den Wahrheitsgehalt seiner Geschichten zu überprüfen.

Selbst unter den Meteoritenfarmern, die ganz unten in der Gesellschaft standen und die sich kaum um Normen oder Konventionen scherten, gab es ein ungeschriebenes Gesetz, das den Besitz und die Erwähnung von Bizarrem und Unmenschlichem untersagte und jeden Mystiker ins Abseits stellte. Ich fragte mich, ob es daran lag, dass Mystiker einen Hang zum Wahnsinn hatten, oder dass sie wenig produktiv waren und einer ohnehin schon leidenden Bevölkerung zur Last fielen. In den letzten Jahren hatte sich dieser Hass auf das Unbekannte noch dadurch verstärkt, dass der Vereinte Rat der Stationen sich offen gegen jegliche Art von Religion aussprach. Ich hatte bemerkt, dass in Unterhaltungsmedien wie Filmen, Büchern oder auch Videospielen bösartige Kulte immer öfter zu dem Feind wurden, gegen den sich alle aufrechten und anständigen Menschen wehren mussten.

Ich war froh, dass Ega so abgelegen lag und in Bezug auf aktuelle Themen immer etwas langsamer war und wir nicht alles mitbekamen.

Auf der Suche nach den Vasen schlenderte ich näher an den Stand. Große Statuetten aus Stein und Metall dominierten ihn und waren fein säuberlich auf den weißen Pulten aufgereiht. Teure, handgeknüpfte Teppiche, die in kräftigen Farben strahlten und hauptsächlich florale Muster zeigten, hingen neben geradlinig gebauten, seltenen Möbeln aus dunklem Holz. Ich kannte mich nicht besonders gut damit aus. Wenn Miraklo es verkaufte, konnte es sich jedoch nur um Echtholz von richtigen Bäumen handeln. Er legte zu viel Wert auf seinen Ruf als Händler für einzigartige Qualität, als dass er Imitate verkaufen würde.

In einer Vitrine ruhten gut geschützt mehrere Schmuckstücke aus Gold und anderen Edelmetallen, die filigran in Form von zarten Blumen verarbeitet waren und mit orange-gelben Steinen verziert waren. Ein Trend, der sich von Eanna, der nächsten größeren Station, langsam ausbreitete und bei den reichen Frauen in Ega ebenfalls Gefallen fand.

Mir fiel erst jetzt auf, wie sehr sich das Blumenmuster als beherrschendes Motiv auf seinen Waren wiederfand. Möglicherweise kam er von Eanna – oder die Station war sein nächstes Ziel.

Ich wusste ein paar Dinge über Eanna, weil meine kleine Schwester Sidonia von nichts anderem sprach. Sie wollte unbedingt in einem Internat auf dieser Station angenommen werden, da alle ihre Freundinnen dort ab dem nächsten Jahr zur Schule gehen würden. Ich hoffte, dass es ihr gelingen würde, obwohl ich ahnte, dass ich sie schrecklich vermissen würde.

Von den gesuchten Gegenständen fehlte zu meinem Bedauern jede Spur. War ich vielleicht schon zu spät? Vielleicht waren die Vasen auch eine bloße Geschichte und existierten nur in den Geschichten betrunkener Meteoritenfarmer.

Während ich enttäuscht meinen Blick über den Stand gleiten ließ, fiel mein Blick endlich auf die gesuchten Gegenstände, die von zwei Standhelfern nach vorne getragen wurden. Sie waren einen halben Meter groß und bis auf zwei kleine Ornamente schmucklos. Durch ihre graue Farbe, die mich an die Wände der Station erinnerten, wirkten sie äußerst unscheinbar.

Zwei Mitglieder der Stationssicherheit standen mit dem Rücken zu mir bereit, die Vasen auf einen kleinen Wagen aufzuladen und mitzunehmen. Zu spät, ärgerte ich mich. Ich wollte nicht noch ein ganzes Jahr warten, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, denn so lange würde es dauern, bis Miraklo wieder Ega besuchte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich einen der beiden Männer kannte. Ich ging zu ihm hin. Vielleicht konnte ich durch ihn herausfinden, wohin sie ihre Fracht brachten, oder die Männer zumindest lange genug belauschen, um selbst etwas herauszufinden.

„Hallo Linus“, begrüßte ich ihn.

Er drehte sich gemächlich zu mir um. Mein Erscheinen schien ihn nicht großartig zu überraschen. „Oh, hallo. Wenn das nicht unsere galaktische Momo ist. Was führst du wieder im Schilde?“, begrüßte er mich gut gelaunt.

Ich spielte die Unschuldige, obwohl ich genau wusste, dass er mich durchschaute. „Ich? Ich bin doch immer lieb. Und was machst du hier? Solltest du nicht in der Station arbeiten?“

Er warf den Standhelfern und seinem Kollegen einen verstohlenen Blick zu, die sich mit den Vasen plagten. „Ich arbeite. Das siehst du doch.“

Sein Kollege mischte sich ein, nachdem er schnaufend und unter großer Anstrengung die Vase auf den Transporter gehoben hatte. Er wollte Linus’ Faulheit nicht akzeptieren. „Was hältst du davon, wenn du nicht einfach herumstehst, sondern wirklich arbeitest?“

Genervt drehte sich Linus um. „Ich arbeite. Diese Bürgerin braucht eindeutig meine Hilfe. Du siehst doch, dass es ein Notfall ist.“

Der junge Mann schnaubte und warf Linus einen vernichtenden Blick zu. „Die Dinger sind verdammt schwer! Und es gibt Ärger, wenn wir wieder so lange brauchen. Willst du Basset den Grund dafür erklären?“

Linus seufzte resigniert. „Tut mir leid. Ich muss noch etwas tun, aber wir sehen uns. Ich weiß immerhin, wo du wohnst, Nachbarin. Also brav bleiben.“ Linus zwinkerte mir zu und machte sich an die Arbeit.

Enttäuscht sah ich den Männern zu, wie sie ihre Arbeit beendeten und in Richtung der Schleuse fuhren. War es das? Konnte ich Linus vielleicht ein anderes Mal ganz zufällig auf diese Vasen ansprechen? Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich wieder ein ganzes Jahr lang warten müsste, um deren Geheimnis zu ergründen. Ich konnte es ja zumindest versuchen. Wirklich gut kannten wir uns nicht, aber er kam hin und wieder zum Abendessen vorbei.

Dann fiel mein Blick auf einen gefalteten Zettel, der am Boden lag. Hatte Linus ihn verloren? Das Stück Papier war zwar etwas knittrig, aber viel zu weiß, um schon länger hier zu liegen. Ich nahm es in die Hand und entfaltete es vorsichtig.

Neben den unsauber verfassten Notizen befand sich eine Skizze. Ich wusste nicht genau, um was es sich handelte, aber mir war sofort klar, dass diese Information nicht für meine Augen bestimmt war. Mein Herz schlug schneller, als ich das Papier aufgeregt in meiner Hosentasche verschwinden ließ.

Ich machte mich auf den Weg zu einem Ort, an dem ich den Zettel ungestört studieren konnte.


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