Читать книгу (K)eine Frau zum Verlieben - Mary Green - Страница 5

Das erste Date von dem ich dir erzählen möchte, hat den Namen Date wahrhaftig verdient. Kennengelernt hatten wir uns – wie sollte es anders sein – über Tinder. Durch vorherige zweifelhafte Erfahrungen, ging ich mit keinerlei Erwartungen hin und rechnete fest damit, nach einer Stunde wieder mit meinem Ben&Jerry’s Peanut-Butter-Cup-Eis zu Hause im Bett zu sitzen und mich mit Bridget Jones‘ gemeinsam selbst zu bemitleiden.

Es kam jedoch anders. Denn Modelo war 1,90 m groß, Hollister-Model und so gutaussehend, dass sich jedes Mädchen nach ihm umdrehte.

Wir trafen uns in der Weihnachtszeit in einem Café in der Dortmunder Innenstadt. Ich war direkt von seinem Zahnpasta-Lächeln verzaubert und in meinen Ohren klingelten schon die Hochzeitsglöckchen. Unter dem Vorwand, er lege großen Wert auf gepflegte Hände, ob er meine mal halten dürfe, berührte er mich zum ersten Mal. Er wärmte meine Finger, bezahlte mein Getränk (nicht, dass ich darauf bestehe, aber dann kann man zumindest sicher sein, dass es sich wirklich um ein Rendezvous handelt und das Gegenüber das Interesse erwidert) und brachte mich zum Lachen.

Schon nach kurzer Zeit brachen wir auf, schlenderten über den Weihnachtsmarkt, kauften Geschenke für seine Eltern – denn er bastelt jedes Jahr einen Adventskalender für seine Familie und an Ostern bemalen sie gemeinsam Eier. Auch wenn das ein bisschen kitschig ist, wer will schon nicht so einen Ehemann?! – und kehrten in ein Restaurant ein, das Freunden von ihm gehört. Gentleman-like schwing er seine Jacke um mich (ich habe immer noch gefroren und das bei so viel Herzklopfen!) und stellte mich vor. Ich durfte von seinem Teller naschen, lernte seine Freunde kennen und unter dem Tisch hielt er ab und an, immer mal wieder, meine Hand.

So jemand konnte ja nur ernste Absichten haben und wäre bestimmt nicht wieder so ein Reinfall, wie man es als Single-Frau gewohnt war, dachte ich mir. Denn wer gibt sich schon so viel Mühe und will dann doch nur Sex?!

Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen hatten, gingen wir zurück zum Weihnachtsmarkt, damit ich ihm endlich den versprochenen Glühwein spendieren konnte. Wir verbrachten den Abend an einem der berühmtesten Glühweinhäuschen des Ruhrgebiets und blieben so lange dort, dass es vor unseren Augen schloss und wir nicht einmal die Tassen zurückgeben konnten. Zum Abschied küssten wir uns und er brachte mich – wie ein echter Traumprinz eben – bis zur Tür nach Hause (zugegeben, ich wohnte damals nicht weit entfernt).

Natürlich wollte ich mehr. Wir trafen uns immer häufiger, er nahm mich mit zu seinem Gesangsunterricht und oh Mann, Modelo hatte auch noch eine engelszarte Stimme und er brachte mir Klavierspielen bei. Das einzig Enttäuschende an ihm war der Sex. Bei seiner Statur und seiner Größe hatte ich mir auch einen großen Liebesdolch erträumt. Leider war das Gegenteil der Fall. Modelo war so schlecht bestückt, dass man tatsächlich kaum etwas spürte. Und trotzdem, ich fing an, ihn zu mögen und mich in ihn zu verlieben.

Irgendwann (Gott sei Dank relativ zeitnah) nahm ich dann meinen Mut zusammen und fragte ihn, ob ich die einzige Frau in seinem Leben sei und ob auch er dabei sei, Gefühle zu entwickeln.

Modelo erklärte mir dann ganz selbstbewusst, dass er sich stets mit mehreren Frauen treffe und auch eine Art Beziehung mit jeder einzelnen führe. Er könne mir anbieten, dass ich, zumindest vorübergehend, seine primäre Freundin wäre, aber er möchte keine der anderen aufgeben. Als ich dann fragte, ob die anderen Mädels davon wissen, verneinte er das und verdeutlichte, dass er die Frauen nie voneinander wissen lässt, es sei denn, sie fragen konkret danach. Lag Modelo vorher bei einer glatten 9 auf einer Skala von 1 bis 10 (das Penisproblem gab einen Punkt Abzug), rutschte er durch diese Aussage auf eine -25. Dass sich meine Gefühle innerhalb von so kurzer Zeit verflüchtigten, ist mir vorher noch nie passiert. Wir blieben danach noch für einige Wochen befreundet, aber der Zauber war auf beiden Seiten verflogen.