Читать книгу Gesund essen in der Schwangerschaft - Mathilde Betti - Страница 66
ОглавлениеGESUND LEBEN IN DER SCHWANGERSCHAFT
Ernährung ist ein wichtiger Baustein für die Schwangerschaft, aber nicht allein für eine gute Gesundheit zuständig. Auch andere Faktoren wie Gewicht, Bewegung und Entspannung spielen eine wichtige Rolle dabei, ob ihr euch wohlfühlt in eurer Haut. In der Schwangerschaft vollbringt der weibliche Körper unglaubliche Höchstleistungen, um einen neuen Menschen in sich heranwachsen zu lassen. Was für ein Wunder!
Leider leben wir in keiner besonders schwangerenfreundlichen Zeit. Das gesellschaftliche Diktat, einen perfekten Körper zu haben, macht auch vor werdenden Müttern nicht halt: Als Schwangere wird man gelobt, wenn sich nur der Bauch verändert und der Rest des Körpers gleich (schlank) bleibt. Zudem wird allgemein erwartet, dass man genauso funktioniert wie immer. Frau soll also ganz nebenbei schwanger sein? Ich schreibe das so, weil ich zu genau diesen Schwangeren gehört habe. Ich wollte genau die gleiche Leistung bringen, die ich von mir gewohnt war, ja sogar noch mehr, weil ich wusste, dass ich weniger Zeit haben würde, wenn das Baby erst einmal da ist. Die Natur hat mich allerdings eines Besseren belehrt und mir gezeigt, dass jetzt nicht nur ich und das, was ich will, zählen, sondern dass es um ein Wir geht und darum, dass sowohl ich als auch mein Baby gesund und munter bleiben.
Die Schwangerschaft ist wahrhaftig eine außergewöhnliche Zeit. Neue Gedanken, Gefühle und Fragen tauchen auf. Die werdende Mutter muss mit vielen Veränderungen klarkommen. Vor allem die körperlichen Veränderungen stellen eine Herausforderung dar und sind oft mit der Befürchtung verbunden, dass man sich und anderen nach der Geburt nicht mehr gefällt. Der Bauch wächst, der Busen wird größer, das Hautbild verändert sich und bisher unbekannte Beschwerden tauchen auf. Unzählige Empfehlungen, Verbote und Untersuchungen sowie Diagnosen verunsichern weiter.
VERTRAUEN ENTWICKELN
Hier hilft es, das eigene Bauchgefühl zu stärken: Informiert euch, hinterfragt Empfohlenes, vertraut auf eure Intuition und bestimmt die Schwangerschaft selbstbewusst mit. Und ja, der Körper wird nach der Geburt anders aussehen, aber in diesen neun Monaten ist es, wie es ist, und ihr könnt versuchen, die Veränderungen, die mit der Entstehung neuen Lebens einhergehen, liebevoll anzunehmen und die Zeit auch zu genießen. Setzt euch nicht unter Druck, denn es wird nicht nur ein Kind geboren, sondern auch eine Mutter – und das braucht mitunter viel Zeit.
Ich habe lange dafür gebraucht, wirklich zu akzeptieren, dass mit der Geburt meines ersten Kindes auch ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat, der viele dauerhafte Veränderungen mit sich bringt und eine enorme Anpassungsfähigkeit von mir verlangte und immer noch verlangt. Aber ich bin daran gewachsen.
Der Natur ihren Lauf lassen
Das, was man so sagt, stimmt: Keine Schwangerschaft gleicht der anderen. Oder ich müsste sagen, das, was eine Schwangerschaft mit mir (oder einer anderen Frau) macht, ist niemals gleich. In meiner ersten Schwangerschaft habe ich nicht nur viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt, sondern auch darauf, dass ich mich möglichst viel bewege und auch genug Schlaf und Entspannung bekomme, da all dies für ein gesundes Heranwachsen des Kindes wirklich wichtig ist. Das hat gut funktioniert: Energiegeladen und voller Tatendrang ging ich durch meine Schwangerschaft.
Keine Schwangerschaft ist wie die andere
Die zweite Schwangerschaft verlief anders. Ich hatte weniger Kraft und Energie und zudem ein sehr anstrengendes und forderndes Kleinkind, das auch nachts nicht durchschlief. Mein Mann und ich haben uns die Nächte zwar geteilt und ich konnte mich mittags hinlegen, aber das großartige Energielevel der ersten Schwangerschaft konnte ich nicht mehr erreichen. Ich habe auch in dieser Schwangerschaft auf eine gesunde Ernährung geachtet und darauf, dass ich mich genug bewege. Aber dann kamen – vermutlich aufgrund von Stress und Überforderung – vorzeitige Wehen mit ins Spiel, die es erforderten, dass ich mich körperlich schonte. Im Alltag mit Haushalt, Arbeit und Kleinkind hat das nicht wie geplant funktioniert und daher landete ich im Krankenhaus, das ich erst drei Wochen später wieder verlassen durfte. Und auch danach musste ich mich natürlich weiterhin schonen. Mein Mann war in der Zeit wirklich ein Held. Er hat alles alleine gestemmt: seinen Vollzeitjob, den Haushalt und alles, was damit zusammenhängt. Und er war dem Kleinen ein zugewandter Papa, um die Lücke zu füllen, die ich durch meine Abwesenheit hinterlassen habe. Meiner Mutter gebührt ebenfalls ein Orden – sie hat uns unheimlich unterstützt in dieser Zeit und war oft bei uns.
Glücklicherweise haben alle diese Maßnahmen dazu geführt, dass unser zweites Kind nicht viel zu früh, sondern zum errechneten Termin zur Welt kam – es gab also ein Happy End für diese anstrengende Schwangerschaft, wofür ich unendlich dankbar bin.
DURCH DICK UND DÜNN
Am Anfang dieses Kapitels habe ich bemängelt, dass Frauen gelobt werden, wenn sie auch während ihrer Schwangerschaft schlank bleiben. Das ist jedoch in gesundheitlicher Hinsicht tatsächlich erstrebenswert. Eine gewisse Summe zusätzlicher Kilos ist natürlich völlig normal, aber so wie es aussieht, müssen wir hierzulande die Babys vor einem »Zuviel« schützen – eine aktuelle Studie der DGE sagt im jüngst erschienenen 14. Ernährungsbericht klipp und klar: »Immer mehr Schwangere sind zu dick.« In Zahlen ausgedrückt: 2007 waren 34 Prozent aller schwangeren Frauen übergewichtig, 2017 schon fast 40 Prozent. Und nicht nur das: Werdende Mütter entwickeln auch immer häufiger Schwangerschaftsdiabetes.
Nachteile von Übergewicht in der Schwangerschaft
erhöhtes Risiko für Bluthochdruck
erhöhtes Risiko für Präeklampsie
erhöhtes Geburtsgewicht des Kindes (mit späterem Übergewichtsrisiko)
erhöhtes Risiko des Kindes für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und das Metabolische Syndrom
Die DGE (und nicht nur die) sieht es so: Um starkes Übergewicht zu stoppen, müssen die Betroffenen bei der Ernährung, bei der Bewegung und generell beim Lebensstil ansetzen. Gleichzeitig wird jedoch von Diäten strikt abgeraten, um das Baby vor Mangelernährung und damit vor Schäden in seiner Entwicklung zu bewahren. Das umzusetzen scheint paradox, ist aber möglich.
Gewicht: Was ist normal?
Jede Frau ist anders und jede Schwangerschaft auch. Daher gibt es kein absolutes Normal für den Verlauf schwangerschaftsbedingter Veränderungen des Körpers. Man kann die folgenden Empfehlungen jedoch als grobe Richtwerte betrachten: Wie viel eine Frau in der Schwangerschaft zunehmen darf, bemisst sich an ihrem Body-Mass-Index (BMI). So gilt man als untergewichtig, wenn der BMI unter 18,5 kg/m² liegt, als übergewichtig mit einem BMI ab 25 kg/m² aufwärts und als adipös bei BMI-Werten ab 30 kg/m².
SO BERECHNET IHR EUREN BMI
Bei Untergewicht gelten 12 bis 18 kg mehr als empfehlenswert, bei normalgewichtigen Frauen sind es 10 bis 16 kg und Übergewichtige sollten maximal 10 kg zunehmen. Was eine Schwangere isst, ob sie sich genug bewegt und ausreichend Entspannung in ihr Leben einbaut, spielt auch mit eine Rolle bei der Bewertung, was ein paar Kilos zu viel auf der Waage bedeuten. Eine schlanke Frau, die sich nur von Fast Food ernährt und sich kaum bewegt, lebt sicher auch nicht besonders gesund. Es kommt auf das Gesamtpaket an.
Normalgewicht schützt in der Schwangerschaft vor Komplikationen und ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit von Mutter und Kind.