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INTERLUDIUM I

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Herr! Des Himmels heilig Chor, Cherubim und Seraphinen

Singen dir Loblieder vor, alle Engel, die dir dienen,

Rufen dir stets ohne Ruh: Heilig, heilig, heilig zu.

Der Lobgesang der Engel trug ihn empor, über die durchscheinenden Wipfel seiner Wolke hinaus in neue, ihm noch unbekannte Dunstkreise des Äthers. Kaleidoskopeske Luftspiegelungen umflirrten ihn, überirdische Wesen materialisierten sich und verschwanden wieder in der Ewigkeit des Universums. Stufe um Stufe schwebte er höher, durch alle Kreise der niederen und mittleren Engel, der Throne, Mächte und Gewalten, bis die Erde mit all ihren guten und schlechten Werken nur noch als blau-weiße Scheibe unter ihm im Schwarz des Weltalls dahintrieb, während über ihm die Lichter der Sterne sich entzündeten, weiß und rot und blau, je nach der Größe und der Leuchtkraft, die der Herr ihnen zugedacht hatte. Er sah die Wandelsterne über den Himmel ziehen, Merkur, flink, kaum dass er einen Blick auf ihn erhaschen konnte … Venus, der Planet der Liebe, eine schmale Sichel, hell, sanft und warm … Mars in seinem rötlichen Schimmer, er verkörperte Blut und Kampf … der mächtige Jupiter mit seinen Trabanten … Saturn inmitten seiner geheimnisvollen Ringe … Die Erhabenheit der Gestirne weckte Demut in dem Engel, ergeben faltete er die Hände, um Gott für all diese Wunder zu danken, immer und immer wieder.

Und dann sah er es. Weit, weit, in unendlicher Entfernung, jenseits aller Planeten, Galaxien und Sterne, da schwebte es, sein letztes und endgültiges Ziel, das Höchste allen Strebens. Dort, hinter einem gewaltigen Tor aus schwarzem Diamant, umgeben von einer gewaltigen kosmischen Wolke, oszillierend in vielen hunderttausend Farben, dort thronte der Herr des Himmels und der Erde, der Erschaffer des Lebens und Schöpfer aller Engel, der hohen wie der niederen. Gott!

*

Hey, Eugene, wir lieben dich, oh, wir preisen deine Stärke.

Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.

Wie du bist in unsrer Zeit, so dein Ruhm in Ewigkeit.

Die Stimmen der Schüler hallten durch die nüchtern eingerichtete Aula, nicht alle trafen exakt den Ton. Ob Eugene Worthy, der Schöpfer, dem die sängerischen Bemühungen galten, diese Darbietung für würdig befunden hätte? Eher nicht, vermutete Cristos und sah kurz zu der über den Häuptern der Anwesenden schwebenden Holographie auf. Mit väterlicher Strenge blickte Worthys markantes Gesicht auf seine Schutzbefohlenen hinunter und verzog wie stets keine Miene. Zum Glück hing die Karriere der Schüler nicht von ihren musikalischen Fertigkeiten ab.

Hast den Himmel uns geschaffen, von der Not uns all befreit,

Gabst uns allen Arbeitsplätze, wir danken dir in Ewigkeit

Lasst uns mehren deinen Ruhm; alles ist dein Eigentum.

Acht lange Jahre hatte Cristos Mandrakos hier auf dieser Schule im warmen Oslo verbracht, der „norway academy of synthetic brain sciences“, wie sich die Anstalt hochtrabend nannte. Seine Mutter war stolz darauf, dass sie ihrem Jungen einen Platz an dieser Eliteschule hatte sichern können. Fast ein Viertel ihres Eugene sei Dank nicht gerade kleinen Gehalts hatte sie für die Zukunft ihres Sohnes geopfert. Nur wenige Alleinerziehende hätten sich das leisten können. Und nun, in diesem Augenblick, konnten einige wenige Worte all ihre Mühen zunichte machen. Das Drama würde seinen Lauf nehmen, unabwendbar, die schwere Stunde, durch die alle Schüler irgendwann einmal hindurchgehen mussten, warf ihre finsteren Schatten voraus. Cristos spürte, wie die Anspannung in ihm wuchs, fast als wartete er auf seine Hinrichtung. Er warf einen Blick in die hinteren Reihen des Publikums, zu seiner Mutter, die das Geschehen mit bangen Augen verfolgte.

Durch dich steht die Himmelstür allen, die dich preisen, offen.

Gabst uns eine Zukunft, Herr, die wir nicht gewagt zu hoffen;

Machst unser Leben lebenswert, unser Lied dich ewig ehrt.

Direktor Klein trat an das Rednerpult. Mit strenger Miene sah er sich um, bis auch das letzte aufgeregte Tuscheln verklungen war. Tief atmete er durch, ordnete seine Notizzettel, räusperte sich und begann mit seinem Vortrag.

„Liebe Schüler …“ – sein Blick schweifte genüsslich über die Menschenmenge – „… liebe Eltern und Kollegen, es ist mir eine besondere Freude, in diesem Jahr 2088 die Abschlussrede vor unseren Absolventen halten zu dürfen.“

Ein netter Beginn, dachte Cristos, aber das hatte nicht viel zu bedeuten.

„Was wir sind“, fuhr der Schulleiter fort, „verdanken wir einem einzigen Mann: Eugene Worthy, in dessen Schuld wir alle für immer stehen.“

Ja, natürlich, zuerst musste Worthys Name fallen. Immer musste zuerst Worthys Name fallen.

„Dieser große Mann hat nicht nur die ,Heaven Corporation‘ gegründet, den Himmel gebaut, hunderttausende stabiler Arbeitsplätze auf der ganzen Welt geschaffen und allein mit seinen Firmengründungen das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren um durchschnittlich 5,5 Prozent erhöht, nein, was oft vergessen wird: Eugene Worthy ist ebenso verantwortlich für die qualifizierte Ausbildung von fünfzehntausend jungen Menschen in insgesamt 82 Fachschulen auf der ganzen Welt, nicht zuletzt in unserer Anstalt hier, der, so darf ich mit Fug und Recht behaupten, angesehensten Eliteschule in diesem Land, vielleicht sogar der angesehensten Schule im gesamten Süden des bewohnten Teils Europas. Stets hat Worthy großen Wert darauf gelegt, den wissenschaftlichen Nachwuchs umgehend und nachhaltig zu fördern.“

Laber, laber, laber … wann kam der Herr Direktor denn nun endlich zur Sache?

„Unserer Einrichtung hat es daher nie an Mitteln gefehlt, wofür wir neben dem großen Worthy auch Pataya Kahn und Cha Il Kim, den ausführenden Vorständen der Heaven Corp. in aller Bescheidenheit danken wollen sowie nicht zuletzt Ruthlene Handsome, der Bereichsleiterin für das südliche Europa. Schließlich liegt die Förderung unserer Einrichtung gerade Ruthlene Handsome wie keiner anderen am Herzen, hat sie doch auf den Tag genau vor fünfzehn Jahren ihr Reife­zeugnis eben hier an dieser unserer Schule erworben.“

„Die Arme“, flüsterte die neben ihm stehende Carlita in Cristos’ Ohr.

„Psst!“

Es war unpassend, über Halbgöttinnen wie Pataya Kahn oder Ruthlene Handsome Witze zu reißen, über diese überirdischen Gestalten, so fern von der Welt der Normalsterblichen, die sie verehrten, dass sie genauso gut hätten tot sein können. Christos warf einen gespielt strengen Blick auf das dunkelhaarige Mädchen neben ihm, schmunzelte dann aber doch. Innerlich verbrannte er beinahe vor Liebe, wenn er sie betrachtete. Sogar in der hässlichen Schuluniform schaffte sie es noch, einfach nur hinreißend auszusehen.

„Wir alle dürfen stolz darauf sein“, lenkte die Stimme des Schulleiters Cristos’ Gedanken wieder auf die unerbittliche Realität des Augenblicks, „dass wir dazu auserwählt wurden, an dieser unserer Schule lernen oder sogar lehren zu dürfen, und ich will Ihnen nun von einer außergewöhnlichen Tatsache berichten. Vielleicht haben Sie es ja schon geahnt, aber nun ist es zur Gewissheit geworden: Wir Lehrenden dürfen diesmal besonders stolz auf uns sein. Denn unser diesjähriger Absolventenjahrgang hat – vielleicht auch ein wenig dank unserer Hilfe – die beste Durchschnittspunktzahl in einer Abschlussprüfung erreicht, und zwar seit der Gründung dieser unserer Schule.“

Allgemeiner Beifall der Lehrer und Eltern war zu hören, dazwischen einzelne Jubelrufe der Schüler. Auch Cristos spürte ein wenig Erleichterung, auch wenn ein ungutes Gefühl im Magen sich noch nicht ganz verflüchtigen wollte. Nie hatte er wirklich daran gezweifelt, die Prüfung zu bestehen, er hatte sich bei den unzähligen Tests zumindest in seinen Wahlfächern immer im oberen Viertel seines Jahrgangs wiedergefunden, doch hier ging es nicht ums Bestehen. Die Note war entscheidend. Nur die Besten konnten auf einen wirklich lukrativen Job hoffen.

Als hätte der Direktor Cristos’ letzten Gedanken gelesen, nahm er sich des Themas an.

„Achtundzwanzig Absolventen werden nun ihr Berufsleben antreten, und das mit den besten Voraussetzungen, sei es als Wirtschaftswissenschaftler, als Juristen, als Verwaltungsfachkräfte oder als Brain-Ingenieure. Zwölf werden von Heaven Corp übernommen, aber auch für die anderen sehe ich keinerlei Probleme, eine überdurchschnittlich dotierte Stelle bei einem angesehenen Arbeitgeber zu finden.“

Wieder großer Beifall. Zwölf Übernahmen. Das hörte sich doch nun wirklich ganz gut an, überlegte Cristos. Ob er sich auch unter diesen Glücklichen befand? Vielleicht sogar mit einer Stelle in der Firmenzentrale in Elevator City?

„Ich komme nun zur Verteilung der Zeugnisse. Jannick Küppers, bitte treten Sie vor.“

Der Angesprochene folgte der Aufforderung ohne Verzögerung.

„Herr Küppers, Sie haben respektable 862 Punkte erreicht. Ich gratuliere.“

Mit diesen Worten überreichte der Direktor einen dokumentenechten Stick, der all die gesammelten Schulnoten, Aufsätze und Arbeiten des Schülers enthielt, und von jedem potentiellen Arbeitgeber in eine handelsübliche Datenstation eingelesen werden konnte.

„862 Punkte? Das ist aber nicht gerade viel“, murmelte Carlita.

„Wahrscheinlich werden die Zeugnisse nach der erreichten Punktzahl verteilt, von unten nach oben“, flüsterte Cristos.

„Dann war Jannick der Schlechteste?“

„Ich hoffe es. Für uns, meine ich.“

„Ihm geschieht es ganz recht.“

„Carlita Thompson“, ertönte die Stimme des Direktors.

Und die arme Carlita war demnach die Zweitschlechteste, dachte Cristos, während sie nach vorn ging. Das war nicht gut, aber auch nicht wirklich dramatisch, denn Carlita hatte im Gegensatz zu ihm bereits eine halbwegs sichere Stelle in Aussicht. Und umso bereitwilliger würde sie sich später von ihm trösten lassen. Aber wann kam er an die Reihe?

Ein Schüler nach dem anderen wurde aufgerufen und holte sich Zeugnisstick, Applaus und wachsendes Lob des Schulleiters ab. Cristos’ Theorie schien sich zu bewahrheiten, die Punktzahl der Absolventen stieg tatsächlich von Aufruf zu Aufruf, und entsprechend wuchs auch Cristos’ innere Erregung. Bald wartete nur noch ein knappes Dutzend – die Übernahme winkte –, dann acht, dann vier, drei, zwei, einer, und schließlich stand kein einziger Schüler mehr vor ihm. Cristos konnte es nicht fassen. Das konnte nur eins bedeuten: Er war von allen hier … Unglaublich!

Der Schulleiter klappte seine Mappe mit den Notizen zu und machte Anstalten, das Rednerpult zu verlassen, dann fiel sein Blick auf Cristos.

„Oh, da habe ich doch tatsächlich jemanden vergessen“, sagte er und klappte die Mappe wieder auf. „Wo ist er nur …“, murmelte er angestrengt suchend, „… wo … Haben Sie die Prüfung überhaupt bestanden? – Ah, da stehen Sie ja. Cristos Mandrakos, kommen Sie zu mir!“

Cristos folgte der Aufforderung mit leichtem Zögern. Sein Hochgefühl hatte einem flauen Kribbeln unter dem Zwerchfell Platz gemacht. Ganz leise konnte er seine Kommilitonen tuscheln hören. So mancher würde ihm einen Dämpfer durchaus gönnen. Für ihn und seine Mutter käme es einer Katastrophe gleich.

„Mein lieber Cristos Mandrakos“, begann der Direktor mit derart ernster Miene, dass sie Cristos zu einem hörbaren Schlucken veranlasste. „Leider fehlen Ihnen genau zwei Punk-te …“ – Cristos vernahm ein leises Lachen aus den Reihen der Schüler – „… zwei lächerliche Punkte …“ – die Miene des Schulleiters verwandelte sich in ein breites Grinsen – „… und Sie wären als der beste Absolvent seit Gründung dieser Anstalt in die Annalen eingegangen. So sind Sie leider nur der zweitbeste, aber trösten Sie sich: Die Einzige, die jemals besser war, war niemand anderes als Ruthlene Handsome, und aus dieser meiner Schülerin ist schließlich auch etwas geworden.“

Cristos hörte kaum den kräftigen Applaus vor lauter Glück.

„Und auch Ihnen prophezeie ich eine glückliche Karriere bei Heaven Corp, ganz wie bei der großen Ruthlene Handsome. Sie haben schon eine Stelle gefunden?“

„Nein, Herr Direktor, ich …“

„Das trifft sich gut, Herr Mandrakos, denn Heaven Corp macht Ihnen ein außerordentlich gut dotiertes Angebot als … äh … Programmierer des Big Brain, der zentralen Computer­einheit des Himmels.“

„Das … das …“

„Meine herzlichen Glückwünsche!“

Dieses Mal war der Applaus nicht an Lautstärke zu überbieten. Eine Stelle als Big-Brain-Programmierer, das war der im Grunde genommen unerreichbare Traum aller jungen Computerexperten. Normalerweise wurde dort nur alle zwanzig Jahre ein Platz frei. Das bedeutete ein gutes Leben, Reisen in die Tropen, eine anspruchsvolle, aber nicht überfordernde Tätigkeit zusammen mit den besten Programmierern der Welt. Ganz abgesehen von den Aufstiegsmöglichkeiten. Und das Beste: Da Wartung und Aktualisierung der Software Big Brains aus Sicherheitsgründen stets an Ort und Stelle erfolgen mussten, durfte Cristos immer wieder in den Himmel hinauffahren, ein Privileg, das nur ganz wenigen vor dem Erreichen des sechzigsten Lebensjahres gestattet war. Alles war ganz wunderbar – und dabei hatte er gerade eben noch Todesängste ausgestanden – völlig umsonst. Ob es Ruthlene Handsome damals genauso ergangen war?

„Wann kann ich anfangen?“, erkundigte sich Cristos, als die Jubelrufe verklungen waren.

„Moment, ich schaue nach“, sagte der Direktor, „ah, da steht es ja. Übermorgen. Sie werden mit einer Linienmaschine zur Zentrale der Heaven Corp nach Elevator City reisen, und von dort aus geht es direkt in den Himmel.“

*

„Na, ist das Leben nicht wunderbar?“, erkundigte sich Rolf Bauer, der etwa fünfundfünfzig Jahre alte Leiter des städtischen Polizeidienstes. Er wies auf die Palmen, die den künstlichen Fluss säumten, unweit der „Biergarten“ genannten Freiluftlokalität, in der er und Emma sich einen Platz ergattert hatten, um über den Acht-Skelette-Fall zu sprechen. Das Gewässer, ihr Gesprächspartner bezeichnete es als „Mee“ oder so ähnlich, erstreckte sich über die Länge von zwei Kilometern in dem Wadi, das Würzburg von Süd nach Nord durchzog. Der Fluss wurde von einer geschwungenen, auf Mittelalter getrimmten Plastikbrücke überspannt, darauf standen angeblich echte mehrere Meter hohe Heiligenfiguren, jede in einer anderen Farbe. Einen Kilometer nördlich dieses Bauwerks endete das Gewässer, dort leiteten mächtige unterirdische Pumpen und gewaltige Rohre das Wasser an seinen Ausgangspunkt zurück, sodass eine stetige leichte Strömung die Illusion eines echten Flusses verstärkte. Nur eine der zahllosen verschwenderischen Touristenattraktionen, die diese Wüstenstadt angeblich so attraktiv machten.

Emma fragte sich, wie viele Liter Wasser hier ungenutzt verdunsteten, während die Bewohner der umgebenden Slums

in den heißen Sommern regelmäßig an Mangelerscheinungen litten, die durch die Knappheit des teuren lebenspendenden Nass hervorgerufen wurden. Nun, das war nicht ihr Bier. Sie war hier, um einen Fall zu lösen und eine saftige Prämie zu kassieren.

„Zwei Silvaner bitte“, rief Rolf Bauer einer dunkelhäutigen Bedienung zu, die die Bestellung mit freundlichem Lächeln quittierte. Sie stammte sicher aus den Elendsvierteln rund um die Stadt, vermutete Emma angesichts der rauen, nicht ganz reinen Haut der Service-Kraft unter ihrem grellbunten Dienstkittel. Aber immerhin war sie keine Holographie, wie Emma es von den meisten Hamburger Kneipen her kannte. Für die zahlungskräftigen Touristen, die die Stadt mit ihren prall gefüllten Geldbeuteln beglückten, trieb man in dieser Stadt doch einiges an Aufwand. Na ja, dafür langten sie aber auch kräftig zu, die Getränkepreise waren nicht gerade geeignet, die Laune der Kommissarin zu heben. Genauso wenig wie die mangelnde Auskunftsfreude, die ihr Gegenüber an den Tag legte, zumindest dann, wenn es um den Fall ging.

„Immer wieder muss man unsere wunderschöne Stadt mit solch scheußlichen Verbrechen in Verbindung bringen“, hatte er sich beschwert. „Das müssen irgendwelche Zugereisten gewesen sein. Ausländer. Bestimmt eine dieser Extremistengruppen aus Indien oder Afrika. Hier tut keiner keinem was. Alles in bester Ordnung, das können Sie mir glauben. Ich arbeite schon seit achtzehn Jahren bei der Würzburger Polizei, ich weiß das.“

„Was ist mit den Slums?“, erkundigte sie sich.

„Was soll mit denen sein?“, blaffte Bauer zurück.

„Wohnen da nur Engel?“

„Unsere Stadt ist sicher. Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, verläuft ein doppelter Elektrozaun rund um die Stadt, entlang der sogenannten Bischofsmütze, der ehemaligen Stadtmauer, um die Bürger und Besucher vor dem Abschaum zu schützen, der rundherum in den Elendsvierteln haust. Der Zaun wird 24 Stunden am Tag bewacht, dafür sorge ich höchstpersönlich. Seit über zwei Jahren ist kein Urlauber mehr Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.“

„Aber arbeiten nicht viele von den Slumbewohnern innerhalb des Zauns? Unsere Bedienung zum Beispiel?“

„Sicherlich. Sie können gutes Geld verdienen und sich und ihre Familien ernähren. Aber nach der Arbeit müssen sie wieder in ihre Viertel zurück, da achten wir sehr darauf. Sehen Sie …“, Bauer zeigte auf zwei Uniformierte mit Laserpistolen, „jeder Platz, an dem sich Auswärtige aufhalten, wird bewacht. Seit ich die Verantwortung übernommen habe, ist diese Stadt absolut sicher. Deswegen sind wir ja auch bei unseren Besuchern so beliebt.“

… so dass sie sich gern ausnehmen lassen, hätte Emma am liebsten ergänzt, als sie einen Blick auf die Speise-und-Getränke-Karte warf, aber sie beherrschte sich.

„Was wissen Sie über Ruthlene Handsome?“, wechselte sie das Thema.

„Ruthlene wer?“

„Ruthlene Handsome. Hohes Tier bei Eugene Worthy.

Den Namen haben Sie doch hoffentlich schon mal gehört.“

„Sie meinen den Schöpfer?“

„Genau den.“

„Wieso wollen Sie das wissen?“

„Ruthlene Handsome war eines der Opfer, die man in den Dünen gefunden hat.“

„Und? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Ihr Fall nichts mit uns zu tun hat.“

„War sie hier? Hier in Würzburg? Sie führen doch sicher eine Liste über alle Besucher dieser … wunderschönen Stadt.“

„Sie können die Liste gern einsehen, wenn Sie mir eine richterliche Anordnung vorweisen.“

„Sehr freundlich von Ihnen. Sie könnten mir die Liste aber auch sofort übermitteln, ohne den ganzen Behördenkram. Es handelt sich immerhin um achtfachen Mord.“

„Der nichts mit uns zu tun hat. Und außerdem: Ich bezweifle, dass Sie etwas Brauchbares finden würden. Wir löschen die Daten ordnungsgemäß nach sechs Monaten.“

„Nach sechs Monaten?“, wiederholte Emma ungläubig.

„Wir haben hier in dieser Stadt eine Ausnahmegenehmigung durchgesetzt. Den Besuchern zuliebe. Schließlich soll Würzburg ja Spaß machen. Wir löschen alles. Außer natürlich, eine Person ist verdächtig oder stammt aus einem der Viertel rund um die Stadt.“

Emma sank seufzend in ihren Stuhl zurück. Die Bedienung kam herbei und stellte grinsend zwei Kelche mit einer leicht trüben gelblichen Flüssigkeit auf den Tisch. Bauer nahm das Glas in die Hand und führte es zur Nase. Die Kommissarin tat es ihm nach und schnupperte. Der Geruch erinnerte sie irgendwie an Urin.

„Und falls Ihre Ruthlene Handsome wirklich hier in Würzburg war“, ergänzte ihr Gegenüber, „was soll sie hier schon gemacht haben? Frankenwein getrunken, was sonst. Vielleicht hat sie ja sogar ein paar Flaschen für den Schöpfer eingekauft. Prost!“

Er nahm einen Schluck aus dem Glas. Emma nippte höflich an der Flüssigkeit und verzog das Gesicht. Das Zeug schmeckte genauso, wie es roch.

„Das soll der Schöpfer trinken? Diese Pisse?“

„Nein, nicht diese … Pisse.“

Emma betrachtete ihren Gesprächspartner. Er schien über die Herabwertung des hiesigen Nationalgetränks nicht böse zu sein, verzog vielmehr amüsiert die Mundwinkel. Plötzlich wusste sie, wie sie ihn knacken konnte. Demonstrativ schüttete sie den Inhalt ihres Glases auf den Boden.

„Entschuldigen Sie“, erklärte sie, „aber ich kann mich mit diesem alkoholfreien Zeugs einfach nicht anfreunden. Nicht, seit ich einmal einen echten Wein getrunken habe.“

Es war ein nicht ganz ungefährliches Thema. Seit mehreren Jahrzehnten stand Alkoholgenuss unter Strafe. Doch ausgestorben war er beileibe nicht, sondern hatte im Gegenteil dem illegalen Handel mit Rauschmitteln einen neuen, großen Schub beschert.

Doch Emma hatte ihren Würzburger Kollegen richtig eingeschätzt.

„Sie?“, stammelte Bauer. „Sie trinken echten Wein?“ Er betrachtete sie mit völlig neuen Augen.

„Seit meiner Jugend. Der einzige Luxus, den ich kenne. Zumindest beinahe der einzige.“ Wie beiläufig öffnete sie einen Knopf ihrer Bluse. „Heiß ist es hier. – Aber Sie sind echtem Wein doch ebenfalls nicht abgeneigt, wenn ich Ihren Gesichtsausdruck richtig interpretiere.“

„Was für Weine trinken Sie denn?“, erkundigte sich Bauer in gedämpftem Tonfall.

„Nun, meist französischen, ab und zu auch einen Italiener.“

„Sonst nichts?“

Vorsichtig schüttelte sie den Kopf. Vielleicht hätte sie sich vor dem Gespräch besser über Weinanbaugebiete informieren sollen. Doch ihr Gesprächspartner hakte nicht weiter nach, sondern setzte ein breites Lächeln auf.

„Das heißt, Sie haben noch nie in Ihrem Leben echten Frankenwein getrunken?“

Wieder schüttelte Emma den Kopf.

„Dann sollten Sie diese Erfahrung aber schleunigst nachholen.“

„Aber wie?“ Sie setzte ihren unschuldigsten Blick auf. „Könnten Sie mir dabei unter Umständen behilflich sein?“

Bauer schaute sich in alle Richtungen um, als wollte er sich vergewissern, dass auch wirklich keiner zuhörte. Dann legte er seine Hand auf ihren Arm. „Vielleicht sollten wir unsere Unterhaltung in einer intimeren Umgebung fortsetzen, sagen wir mal, bei mir zu Hause. Mal sehen, was sich dort im Keller so alles findet.“

Emma fasste wie zufällig nach Bauers Hand und blickte ihm tief in die Augen.

„Ich kann’s kaum erwarten“, hauchte sie.

*

Nachdem Cristos und seine Kommilitonen die offiziellen Feierlichkeiten hinter sich gebracht sowie fünf weitere Lieder und ein Schlussgebet zu Ehren des großen Wohltäters Eugene Worthy abgesungen und aufgesagt hatten, versammelten sich alle in einem der gehobenen Restaurants Oslos zu einer „zwanglosen“ Runde bei Flüssighacksteak, echtem pürierten Brokkoli, Wein und Bier – natürlich alkoholfrei – und einem undefinierbaren Dessert, das wie eine Mischung aus Vanilleeis und Erdbeerpudding aussah, aber entfernt nach Preiselbeeren schmeckte. Die Bestellungen wurden von vorzüglich programmierten holographischen Kellnern entgegengenommen und von zuverlässigen Roboterwagen an die richtigen Tische ausgeliefert, aber das Angenehmste war: Das Restaurant war absolut frei von Werbeholographien, nur Worthys überdimensionales Antlitz schwebte lächelnd über den Köpfen der Feiernden, den heutigen Gästen zu Ehren.

Cristos durfte als Jahrgangsbester die zweifelhafte Auszeichnung genießen, sich zusammen mit seiner Mutter an den gleichen Tisch zu setzen, an dem auch der Schulleiter und seine Ehegattin Platz genommen hatten. Sehnsüchtig warf Cristos einen kurzen Blick zu Carlita am anderen Ende des Raums. Sie plauderte angeregt mit den beiden Jungs, die links und rechts von ihr saßen, dem dicken Sven und dem doofen Olli. Keine ernsthafte Konkurrenz, befand er, aber er ärgerte sich dennoch. Hätte sie sich nicht wenigstens an den Nebentisch setzen können? Aber das passte, sie hatte schon die ganze Zeit herumgezickt wie ein frustriertes Kleinkind, nur weil er der Beste war und sie so weit hinten. Aber dafür konnte er nichts. Hatte er ihr nicht genug Nachhilfe gegeben, damit sie die Prüfung überhaupt bestand?

In diesem Moment lachte Carlita, und Cristos fühlte, wie all sein Ärger verflog, wie jedes Mal, wenn sie auf diese nette Art ihre strahlend weißen Zähne präsentierte. Der dicke Sven und der doofe Olli lachten mit, Cristos glaubte, von irgendwoher seinen Namen zu hören, und dann sah er, wie der dicke Sven seine Pranke auf Carlitas Schenkel platzierte. Carlita ließ es sich gefallen, und Cristos richtete sich ein wenig auf, um die Szene besser beobachten zu können.

„Herr Mandrakos?“ Die Stimme des Direktors riss ihn aus seinen Betrachtungen.

„Was?“ Cristos wandte sich zu seinen Tischgenossen. „Entschuldigen Sie, Herr Direktor, ich war gerade in Gedanken.“

„Kann ich gut verstehen, Junge, wäre ich auch, wenn ich in die Fußstapfen der großen Ruthlene Handsome treten dürfte.“

„Ja, es ist ein großes Glück“, fügte des Direktors Gattin hinzu, „dass Sie diese Stelle bekommen haben, bei der Lage heutzutage.“

„Der Herr Direktor hat dich gerade gefragt, was für dich an der Arbeit im Himmel am interessantesten ist“, klärte Cristos’ Mutter ihren Sohn auf.

„Dass ich mir dabei gleich mit anschauen kann, wo ich später mal lebe“, antwortete Cristos.

„Das ist eben das Schöne an einer solchen Position“,

mischte sich die Direktorengattin ein. „Sie gehören bald zu den Gutverdienern, zumindest falls Sie sich bewähren, und sie können sich, ihrer Lebenspartnerin und wenn sie möchten auch noch ihrer Mutter einen schönen gemütlichen Platz da oben bezahlen. Viele andere können das nicht.“

„Berta!“, beschwerte sich ihr Mann.

„Die müssen nehmen, was sie kriegen können“, fuhr die Frau ungerührt fort. Cristos erinnerte sich, dass der Direktor irgendwann einmal erwähnt hatte, sie wäre ein hohes Tier in irgendeiner Arbeitergewerkschaft.

„Alle haben es gut dort oben, Berta“, warf der Direktor ein.

„Aber einige haben es besser.“

„So ist nun mal die Welt. Musst du denn dieses schöne Fest durch diese dumme gesellschaftspolitische Diskussion verderben?“

„Also bitte, man wird doch wohl noch was sagen dürfen“, zischte die Frau.

„Also ich werde für meine Mutter nur den besten Platz aussuchen“, versuchte Cristos die Auseinandersetzung zu entschärfen.

„Ist er nicht ein guter Sohn?“, bedankte sich Frau Mandrakos mit einem herzlichen Lächeln, das jedoch schnell wieder den Sorgenfalten Platz machte, die ihr Gesicht verunziert hatten, seit das Gespräch auf den Himmel gekommen war. Cristos fiel dieser Umstand nicht auf, seine Gedanken kreisten wieder um Carlita, darum, ob er auch sie mit in den Himmel nehmen würde, und er riskierte einen kleinen Seitenblick. Der dicke Sven flüsterte Carlita gerade ein paar Worte ins Ohr, was diese zu einem heftigen Gackern veranlasste.

Na dann nicht, fluchte Cristos innerlich. Er nahm sich ganz fest vor, Carlita später zu fragen, seit wann sie einen so schlechten Geschmack an den Tag legte, und wandte sich wieder dem Tischgespräch zu, wo die Frau Direktor sich gerade an ihren wohlformulierten Argumenten berauschte.

„Großräumige Wohnungen, Musikfeste, Vernissagen oder, für die ganz Reichen, sogar persönliche Engel und Appartements mit realem Erdblick. Das können sich die Otto Normal­verdiener nicht leisten. Was meinen Sie, Frau Mandrakos?

„Ja, ja, aber es ist ja trotzdem gut, wenn man im Alter da oben ist.“

„Gut?“

„Eine Freundin von mir hat neulich ihre Arbeit verloren, einen Lebenspartner hat sie auch nicht, oder reiche Verwandte.“

„Mami!“, zischte Cristos leise. Er konnte es überhaupt nicht ertragen, wenn seine Mutter ihn hier vor diesen wichtigen Leuten mit Arme-Leute-Geschichten blamierte.

„Sie wird niemals in den Himmel kommen“, fuhr Frau Mandrakos fort. „Ich habe schreckliche Dinge gehört über die armen Menschen, die hier unten bleiben müssen, wenn sie alt werden. Niemand kümmert sich um sie, sie sitzen auf der Straße und leben vom Betteln, und wenn sie krank werden, dann sind sie ganz schnell …“

„Ich bin mir sicher, sie wird wieder eine Arbeit finden“,

trös­tete der Direktor sie knapp, doch Cristos konnte in der Miene des Schulleiters die Irritation darüber lesen, dass seine Mutter Freunde hatte, die in die Unterschicht abzurutschen drohten.

„Ja, das ist die Kehrseite unseres kapitalistischen Systems“, mischte sich des Direktors Gattin streitlustig ein.

„Berta!“

„Vielen Menschen, die ihr ganzes bisheriges Leben hart gearbeitet und am Rande des Existenzminimums gelebt haben, um ihre Altersvorsorge bezahlen zu können, stehen plötzlich vor dem Aus, nur damit die reichen Aktionäre noch mehr Geld scheffeln können.“

„Berta, bitte!“

„Ihnen geht es nicht besser als den Massen, die in den Slums rund um unsere Städte dahinvegetieren.“

„Nur dass die in den Slums wenigstens nicht ihr Leben lang geschuftet haben“, warf Cristos’ Mutter ein. „Und außerdem hört man immer wieder, dass sich dort draußen noch die Familien um die Senioren kümmern.“

„Womit denn?“, entgegnete Berta. „Laut Statistik jedenfalls liegt die mittlere Lebenserwartung für die Slummies etwa 25 Jahre unter der von uns Städtern. Ein Sechzigjähriger kann im Himmel durchaus noch mit weiteren fünfzehn Jahren rechnen, in einem Slum, wo sowieso nur wenige sechzig werden, vielleicht noch mit fünfzehn Monaten.“

„Berta! Wir sind hier nicht auf einer Wahlkampfveranstaltung“, wies ihr Mann sie zurecht. „Und überhaupt: Was machen wir uns eigentlich so viele Sorgen um diese Slummies? Sind doch selbst daran schuld. Die wollen es doch gar nicht anders. Die sind doch glücklich, so wie sie sind, die sind ja glücklicher als wir.“

„Schönrederei!“

„Ach, was für uns zählt, ist doch einzig und allein Leistung. Wir leisten etwas, und dafür werden wir belohnt. So funktioniert unsere Gesellschaft. Wer ein wenig leistet, bekommt ein wenig, wer mehr leistet, mehr. Und nur wer wirklich viel leistet, bekommt die höchste Belohnung, die es auf dieser Welt gibt: dass er anderen helfen kann, dass er sehen kann, wie sich andere zu guten Menschen entwickeln, zu Leistungsträgern in unserer Gesellschaft.“

„Warum hilfst du statt deinen Eliteschülern nicht auch mal den Slummies?“

„Weil die eben nichts leisten wollen. Eugene Worthy hat einmal gesagt …“

„Ach komm, jedes Mal, wenn du nicht mehr weiterweißt, kommst du mir mit deinem Eugene Worthy!“

Die Gattin des Direktors deutete sarkastisch nach oben, auf das überdimensionale Gesicht des berühmten Mannes. Anlass genug für den Direktor, zu einem längeren Vortrag anzusetzen.

„Berta, bitte! Eugene Worthy ist der größte Mann, der jemals hier auf der Erde lebte. Er kam aus dem Nichts. Und was hat er nicht alles erreicht? Er hat sich hochgearbeitet, Stufe für Stufe, bis er schließlich ein großes, funktionierendes Firmenkonsortium als Haupteigner übernahm. Und aus diesem hat er dann den größten Konzern des Planeten gemacht. Fast elf Pro­zent des jährlichen Geldumsatzes auf der ganzen Welt laufen über die Heaven Corp oder eines ihrer Subunternehmen. Ohne ihn gäbe es keinen Himmel. Damals, als der Big Elevator, der große Fahrstuhl in den Weltraum, seinen ursprünglichen Zweck erfüllt hatte und rapide an Wert verlor, hat er ohne zu zögern die Gunst der Stunde genutzt, all sein Vermögen riskiert und den Fahrstuhl aufgekauft. Und dann hat er dort oben den Himmel gebaut, peu à peu den alten Menschen wieder eine Zukunft gegeben und der Menschheit eine Perspektive.“

„Leider nur einem kleinen Teil der Menschheit“, warf des Direktors Gattin ein.

„Schön, Berta, ich gebe dir ja Recht, aber, und da kannst du sagen, was du willst, es ist der wichtige Teil der Menschheit.“

„Wie bitte?“

„Aber jetzt lass uns bitte über etwas anderes sprechen“, bat der Direktor. „Wir können ja gern zu Hause weiterreden. Lass uns jetzt einfach den Abend genießen.“

Während die gute Berta zu einer längeren Entgegnung ansetzte, schweiften Cristos’ Augen zu seiner angebeteten Carlita ab, und er sah gerade noch, wie sie Arm in Arm mit dem dicken Sven verschwand, nicht ohne Cristos zuvor noch einen triumphierenden Blick zuzuwerfen. Cristos schnellte in die Höhe. Die Direktorengattin unterbrach ihren Vortrag.

„Sind Sie da etwa anderer Meinung“, erkundigte sich Berta bei dem Schüler.

„Nein, nein“, entschuldigte sich Cristos, „ich muss nur mal kurz an die frische Luft.“

Und dann ging er Carlita hinterher, ohne auf den verdutzten Gesichtsausdruck des Direktorenpaares und die verhaltenen Proteste seiner Mutter zu achten.

Cristos' Himmelfahrt

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