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Spring Hajo! Spring

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hämmerte die Stimme in seinem Kopf. „Oh Gott! Sie werden mich umbringen!“ …

Starr vor Angst, hinter einem Baum kauernd, blickte er sich um. Vor ihm klaffte eine tiefe Schlucht, aus der das wilde Rauschen eines Flusses, der sich vor Jahrtausenden sein Bett durch den dichtmaschigen Dschungel gefräst hatte, zu hören war.

Hinter Hajo lag nur Urwald. Ein Dickicht, das sich aus einer Pflanzenvielfalt in facettenreichen Grüntönen bis zum Horizont erstreckte, wie es Hajo nur aus Filmen kannte. Immer näher kommende Geräusche, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließen, verfolgten ihn bis tief in die Nacht hinein. Undefinierbares Gejaule und Geheule mischte sich unter das mysteriöse Knacken aus dem dichten Unterholz und ließ ein Kulissengeräusch aufkommen, das Hajo noch zusätzlich einen kalten Schauer auf den Rücken zauberte.

Noch war es dunkel. Das angsteinflößende Knistern und Rascheln hatte irgendwann in der Nacht aufgehört. Hajo fühlte sich in der Stille relativ sicher. Doch er spürte, dass tausende Augenpaare ihn beobachteten und jede einzelne seiner Bewegungen genauestens registriert wurde.

Der Morgen war nahe. Sehr nahe! Hajos einzige Hoffnung war, dass es nur die Augenpaare der nachtaktiven Tiere des Dschungels waren und nicht von den Kannibalen, die Jagd auf ihn machten.

Er war alles andere, nur nicht ängstlich. Leicht braun gebrannt, groß und sportlich mit hellbraunen, leicht gewellten Haaren und immer einem Lächeln im Gesicht. Ein Sonnyboy! Ein Beachboy, der auch am Strand von Malibu eine gute Figur gemacht hätte. Aber der Ernst der Lage verschaffte ihm Respekt. Respekt vor dieser Meute von wilden Kriegern!

Etwas verunsichert sah sich Hajo um. Außer unverwechselbare Urwaldgeräusche war nichts Auffälliges zu hören. Doch das konnte sich schlagartig ändern. Hajos Blick war ständig auf seinen Aqua-Pulser gerichtet, der wie ein übergroßer Armreif an seinem linken Unterarm befestigt war.

Noch pulsierte er rot. Erst bei grün konnte er den Sprung aktivieren. Den Sprung in eine andere Zeit! „Lieber auf einer römischen Galeere rudern, als von einem Eingeborenenspeer durchbohrt und zum Schrumpfkopf verarbeitet zu werden“, stammelte Hajo nervös und ungeduldig vor sich hin.

Langsam erschien die Sonne über dem Horizont. Und plötzlich waren sie wieder zu hören, die Trommelschläge seiner Verfolger. „Bum, bum … bum, bum …“, immer im gleichen Takt.

Hajo fühlte sich wie die Trophäe auf einer Treibjagd. Die Helfer gaben laute Geräusche von sich, um das Wild aufzuscheuchen und es vor die Flinten der Jäger zu treiben. Doch heute war er das Wild. Am liebsten würde er jetzt laut nach seiner Mama schreien. Doch das wäre sein Todesurteil!

Seine Verfolger waren schon bedrohlich nahe, denn die Trommeln wurden immer lauter! Doch mit einem Schlag verstummten sie. Wie auf Kommando, war der Ton im Urwald abgedreht. Kein Knacken im Unterholz mehr, auch das Vogelgezwitscher, das zuvor noch von den Baumkronen herunter drang, war nicht mehr vorhanden. Hajo zitterte am ganzen Körper! Er versuchte so flach wie möglich zu atmen und sich zu sammeln. „Jetzt bloß keinen Laut“, dachte er.

Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn! Starr vor Angst klebte Hajos Blick auf den Signallichtern seines Aqua-Pulsers. Noch sechzig Sekunden bis grün! Sechzig Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden sollten. Das schnell-pulsierende Rot wechselte in Orange. Vorbereiten zum Sprung!

Erst jetzt, mit der aufgehenden Sonne konnte er erkennen, wie weit es unmittelbar vor ihm, in die Tiefe ging.

„Verdammt!“, stieß er in seinem ersten Schrecken aus und noch fast im selben Moment streifte ein Speer den Baum, der ihm bis jetzt als Schutz gedient hatte.

Auf seinem Aqua-Pulser leuchtete noch immer das orangene Licht. Doch Hajo blieb keine Sekunde mehr. Er musste sofort in den tiefen Abgrund springen und konnte nur hoffen, dass sein Aqua-Pulser auf grün schaltete, bevor er unten aufschlug. Er fasste allen Mut zusammen.

Mit einem Satz stürzte er sich in die Tiefe, begleitet von den Speeren der Eingeborenen.

„Grün!“ Hajo war verschwunden und die Speere flogen nur noch ins Leere. In letzter Sekunde hatte der Zeitsprung Hajos Leben gerettet, und ihn in eine andere Zeit geschleudert.

Hans-Joachim van den Bosch, von Kindesalter an von allen immer nur Hajo gerufen, war zu einem Aqua-Jumper geworden!

Zufällig? Nein! Es fällt uns nichts zu! Alles hat seinen Sinn! Aber alles Begann wie folgt…







Zeithüter

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