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Mit leichtem Klappern fuhr ein Toyota Pickup auf der National Route von Kapstadt kommend, auf der N7 in Richtung Norden.

Die rostigen Flecken an dem Wagen wurden mit brauner Farbe elegant kaschiert. Dem Motor hörte man die 15 Jahre an, die er bereits auf dem Buckel hatte.

Mit gemütlichen 80 km/h fuhr Hajo van den Bosch gut gelaunt nordwärts. Vorbei an Weingütern und Feldern, einer Landschaft die Gott an einem Sonntag bei bester Laune gemacht haben musste. Obwohl es erst Donnerstag war, begann für Hajo das lang ersehnte Wochenende.

Turnschuhe, ausgewaschene Jeans und sein rotes Lieblingsshirt. Er war im Freizeitlook. Halt! Das wichtigste: Die Sonnenbrille a la Men in Black!

„Endlich ein paar Tage faulenzen“, stieß er aus und pfiff vor sich hin „ Das habe ich mir redlich verdient.“

Hajo war in Paarl, einer kleinen Stadt in der Nähe von Kapstadt, aufgewachsen. Seine Familie hatte dort seit Generationen ein Weingut. Die van den Boschs waren seit jeher Weinbarone.

Der Rebensaft hatte der Familie einen beachtlichen Wohlstand beschert.

„Nimm dir ein paar Tage frei Hajo“, sprach das Familienoberhaupt, Hajos Vater Robert van den Bosch gestern beim Mittagessen. „Die letzten Wochen waren hart und du warst mehr als fleißig!“

Hajo sah seinen Vater mit offenem Mund an. „Meinst du wirklich?“ „Ja! Und Mama ist der gleichen Meinung.“ Er blickte zu seiner Frau, die lächelnd nickte.

„Besuch doch Onkel Freddy in Clanwilliam. Er freut sich bestimmt! Du kannst in den Bergen zelten und nach Fossilien suchen“, ergänzte seine Mutter. Hajo blieb die Spucke weg. “Wie geil war das denn“, dachte er. Hajo liebte es, nach Versteinerungen zu suchen und diese Zeugnisse vergangener Epochen zu sammeln.

Die Zederberge bei Clanwilliam sind dafür berühmt. Dort hat man alte Höhlenmalereien der San gefunden, die bereits mehrere tausend e Jahre alt sind. San sind die Ureinwohner des südafrikanischen Busches, von denen es heute noch etwa fünftausend gibt.

Die Landschaft wurde karger, je weiter Hajo in Richtung Clanwilliam fuhr. Von weitem sah er die Zederberge, die mit jedem Kilometer größer und schöner in Erscheinung traten. Kein Gedanke an seine Ex. Er fühlte sich beim Anblick dieser Landschaft einfach nur frei. Dass er die letzten Wochen so hart arbeitete, entsprang nicht nur aus dem Umstand, dass im elterlichen Betrieb die Arbeit überhandnahm. Nein, da war noch was anderes. Er verarbeitete damit auch seinen Trennungsschmerz. Hajo redete sich zwar ein, dass sie eh nicht die große Liebe war. Doch das Aus tat mehr weh, als er sich eingestand. Dabei waren die Beiden erst ein paar Monate zusammen. Hajo van den Bosch war eher der etwas schüchterne Typ, als der Draufgänger, den er Optisch hergab. Genau das bemängelte seine Ex-Freundin des Öfteren an ihn. Bis an dem Abend vor gut vier Wochen. Da feierte ihre beste Freundin Geburtstag. Es kam wie es kommen musste. Seine bessere Hälfte und er zofften sich gewaltig. Wutentbrannt verließ sie anschließend die Party und Hajo gab sich die Kante. Er konnte rückblickend nicht einmal mehr sagen warum sie sich stritten, geschweige denn wie es anfing. Es war irgend so eine belanglose Kleinigkeit wie, trink nicht so viel oder sag halt auch mal was. Auf jeden Fall war eine Menge Alkohol im Spiel, so dass Hajo sich an keine Einzelheiten erinnern konnte. Klassischer Filmriss. Als sich seine Freundin am nächsten Tag für den Streit entschuldigen wollte, ertappte sie Hajo mit ihrer besten Freundin in flagranti. Das war so eindeutig, dass der abgedroschene Spruch „es ist nicht so wie es aussieht“ dem Ganzen noch die Krone aufsetzte. Mit einem sehr unschönen Satz, beendete sie daraufhin abrupt diese Verbindung. Eigentlich schmerzte ihn nur, dass nicht er derjenige gewesen war, der Schluss gemacht hatte. Seitdem hatte er mit den Beiden keinen Kontakt mehr. Die arbeitsreichen letzten Wochen brachten Hajo wieder auf Normalkurs. Er musste lächeln, wenn er an die Geschichte dachte. „Einen Langeweiler nennt sie mich mit Sicherheit nicht mehr.“

Im Autoradio spielten sie gerade den Oldie California Dreamin als Hajo mitpfeifend die N7 verlassen hatte und nach rechts auf die R364 abbog. Er fuhr den Olifants-River entlang und kam am Clanwilliam Staudamm, vorbei.

Der in den 1930er Jahren für die Wasserversorgung und zur Feldbewässerung angestaute See, wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts um etliche Meter erhöht. Er dient heute auch als Freizeit und Naherholungsraum.

„Das Leben ist wunderbar“, trällerte Hajo, während er über den Graafenwaterweg, der direkt in die Augsburg Road mündete, nach Clanwilliam einfuhr.

Nach etwa 100 Meter steuerte er zielbewusst seinen Toyota in die Hoofstraße, vorbei an der Standard Bank. Nur noch 30 Meter. Hajo war am Ziel. Hoofstraße 32.

„Gut schaust du aus mein Junge“, begrüßte Onkel Freddy seinen Neffen. „Wie war die Fahrt mit deiner Nobelkarosse?“

„Hallo Lieblingsonkel! Ich bin gut durchgekommen“, entgegnete Hajo lächelnd und umarmte ihn. „Du weißt doch, dass mit einem neuen Fahrzeug das Diebstahlrisiko enorm steigt!“ „Stimmt allerdings“, antwortete Onkel Freddy und bat seinen Neffen ins Haus.

Frederik Vanderson war durch, wie man so schön sagte. Er war finanziell unabhängig. Sein Weingut hatte der Mitte-50er schon vor Jahren an seinen Schwager verpachtet, an Hajos Vater. Dieser Umstand sicherte Freddy ein sorgloses, unbeschwertes Leben.

Frederik war von mittlerer Statur und so langsam wuchs ihm der Kopf durch die Haare. Die schleichende Glatzenbildung versuchte er mit einem Cowboyhut zu kaschieren. Sein leichter Bauchansatz kam nicht vom üppigen Dinieren, sondern von seiner Liebe zum Bier. Am liebsten wäre er von Anfang an Bierbrauer geworden und nicht Winzer. Frederik war ein gemütlicher Zeitgeist, ein waschechter Südafrikaner, der sein Land liebte.

Noch mehr liebte er es seit dem Ende der Apartheid. Denn seine Freundin, seine Geliebte war eine Couloured. Freddy Vanderson liebte seit über 20 Jahren seine Rosi! Rosi ist eine Farbige. Dazu muss man wissen, dass in Südafrika zu Zeiten der Apartheid die weißen Machthaber, die Bevölkerung in vier Gruppen eingeteilt hatten. In Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten. Als Weiße wurden alle Nachfahren der Europäer bezeichnet. Zu den Schwarzen gehörten alle Schwarzafrikaner und die Mischlinge aus Weißen und Schwarzen wurden Farbige genannt. Die Asiaten waren in der Hauptsache indische und chinesische Einwanderer.

Jeder sexuelle Kontakt zwischen Weißen und einer der anderen Gruppe war per Gesetz verboten. Doch das war Vergangenheit.

„Wo ist denn deine Perle? Wo ist Rosi?“ Hajo schaute sich suchend um. „Sie ist zu ihrer Schwester nach Kimberley gefahren. Da ist Nachwuchs unterwegs und Rosi passt ein paar Tage auf die Neffen auf“, antwortete Freddy „Komm in die Küche! Ich habe Tee aufgesetzt.“

Hajo roch bereits den Rooibostee, was Afrikaans ist und sich sehr leicht übersetzen lässt. Rooi bedeutet rot und Bos heißt Busch. (Rotbuschtee!) Die Gegend um Clanwilliam ist eines der bekanntesten Anbaugebiete des weltbekannten Rotbuschtees.

Bei einer gemütlichen Tasse Tee berichtete Hajo seinem Onkel das Neueste von zuhause. „Ich habe dir ein paar Flaschen Rotwein mitgebracht. Mit ganz lieben Grüßen von Mama.“

„Ich danke dir. Gib ihr einen Kuss von mir!“

„Wie ist dein Plan Hajo“, fragte Frederik seinen Neffen. “Bleibst du in Clanwilliam, oder willst du zum Zelten in die Berge, wie du es am Telefon geäußert hast?“

„Kannst du dich noch an die kleine Höhle erinnern, die über dem Felsvorsprung am schmalen See liegt“, antwortete der Neffe. “Na klar“, stieß Freddy aus. „Ungefähr 40 Kilometer östlich von hier. In den Zederbergen! Und ob ich mich noch daran erinnern kann! Es war doch vor zwei Jahren, bei unserem Jagdausflug, als wir dieses kleine paradiesische Fleckchen entdeckt haben.“

„Genau dort habe ich vor, mein Zelt aufzuschlagen, ein paar Tage einfach nur rumhängen und Fossilien suchen. Was meinst du Onkel?“ Freddy war begeistert „Eine sehr gute Ecke hast du dir ausgesucht. Vorschlag meinerseits: Wir besorgen nachher Proviant und etwas Bier. Alles, was du brauchst, um ein paar gute Steaks zu grillen. Gleich hier um die Ecke hat vor zwei Monaten ein schickes Lokal aufgemacht. Dort können wir zu Abend essen. Und morgen früh fahre ich dich in die Zederberge.“

Hajo war einverstanden. So stellte er sich den perfekten Einstieg in ein erholsames Wochenende vor.

Glutrot stieg morgens um halb sechs die Sonne auf. Ganz Clanwilliam schien noch zu schlafen. Lediglich ein grüner Range Rover hatte die Stadt in Richtung Osten verlassen.

Am Steuer saß Frederik Vanderson. Ihm zur Seite sein gutgelaunter Neffe Hajo. Sie waren bereits von der Hauptstraße abgebogen und fuhren über die Schotterpiste. Die Staubwolke war kilometerweit sichtbar. Es hatte seit fast zwei Monaten keinen Tropfen geregnet. Doch das tat der Schönheit, die die Zederberge ausstrahlten, keinen Abbruch.

„Willkommen im Paradies“, lachte Onkel Freddy „Das ist mein Südafrika, so wie ich es liebe. Natur pur! Keine Touristen, die blindlinks alles niedertrampeln!“ Frederik Vanderson war in den letzten Jahren viel gereist. Er hasste es, wenn Urlauber ihren Müll überall liegen ließen.

Sie verließen die Schotterpiste und fuhren Querfeldein, zu dem Platz, wo Hajo für die nächsten Tage sein Lager aufschlagen wollte.

„Gott muss vor Freude geweint haben, als er diesen Flecken Erde erschuf.“ Hajo pflichtete seinem Onkel bei. Es war hier noch schöner als er es in Erinnerung hatte. Dieses kleine, abgelegene Juwel war von der Ferne nicht einsehbar. Es sah aus wie ein Krater. Ein Fußabdruck Gottes mitten in den Ausläufern der Zederberge. Im Krater lag ein See, der von seiner Größe her, bei den oberen Zehntausend durchaus, als Pool durchging. Direkt darüber spitzte ein Felsvorsprung aus der Kraterwand. Mit viel Phantasie könnte man denken, es wäre ein Sprungbrett für den Naturpool.

Als der Felsvorsprung, vor wahrscheinlich Millionen von Jahren aus der Kraterwand herausbrach, hinterließ er eine winzige Einbuchtung. Eine kleine idyllische Höhle.

Frederik und Hajo verstauten das Zelt und den Proviant in dieser Höhle. Die Getränke, vor allem das Bier, wurde in einem Netz deponiert, das sodann ins kühle Wasser des Sees hinab gelassen wurde. „Wir bauen gemeinsam das Zelt auf und richten eine Feuerstelle her. Danach trinken wir noch gemütlich ein kühles Blondes, bevor ich mich wieder auf die Socken mache“, meinte Frederik und machte sich gleich ans Werk. Es dauerte keine halbe Stunde und das Zelt mitsamt der Feuerstelle war fertig.

Die beiden saßen barfüßig, die Füße bis zu den Waden ins kühle Nass getaucht, am See. Sie ließen sich ihre Dose Windhoek Lager Beer genüsslich durch die Kehle rinnen. Es kam aus Namibia. Ein exzellentes Bier, das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde. Ein Segen für jeden Biertrinker!

„Hajo, soll ich dir meine Flinte da lassen? Für alle Fälle?!“ „Nein, kein Bedarf. Ich habe mein Buschmesser dabei“, kam prompt die Antwort von Hajo zurück. „Na dann“, stammelte Frederik und machte einen großen Schluck aus seiner Dose. „Denke daran, wenn du was brauchst musst du bis zur Schotterpiste laufen. Erst dort hast du Mobilfunknetz. Hier ist tote Hose.“ Onkel Freddy beendete mit, „Ansonsten hole ich dich am Montagmorgen ab.“ „Ok Onkel! So machen wir es“, nickte Hajo.

Frederik zerquetschte die leeren Bierdosen und steckte sie ein. „Umweltschutz beginnt im Kleinen“, pflegte er immer zu sagen.

Mit einem, „Viel Glück beim Fossilien suchen“, stieg Onkel Freddy in seinen Jeep und fuhr winkend davon. Die Staubwolke seines Range Rovers, die er auf der Schotterpiste hinter sich her zog, sah aus wie der Schweif eines Kometen.

„Endlich Wochenende“, dachte Hajo.

Eine innere Zufriedenheit durchströmte seinen Körper. Er zog sein T-Shirt aus und sprang ins Wasser. Hajo wollte seine Auszeit langsam angehen lassen, in seiner Villa mit Pool. Er schwamm ein paar Bahnen im angenehm-temperierten See und relaxte den restlichen Vormittag. Hajo grillte sich ein Steak und schmökerte nach dem Essen in Neue Erinnerungen an die Zukunft sein aktuelles Lieblingsbuch von EVD. Er war begeistert von den Ausführungen des Autors Erich von Däniken.

Hajo träumte vor sich hin und genoss die angenehme Stille, während Cumuluswolken über ihn hinweg zogen. Er schloss die Augen und war kurz vorm einnicken.

Ein lautes Pfeifen, gefolgt von einem explosionsartigen Knall, schreckte Hajo aus seinem Schlummern. „Wow! Was war das?“, schrie er laut. Hastig zog er seine Turnschuhe an und kletterte aus seinem Krater. Hajo blickte sich um und entdeckte Rauchschwaden hinter einem Hügel, der ca. einen Kilometer entfernt lag.

Sein erster Gedanke war, „Vielleicht ein Flugzeugabsturz? Da braucht bestimmt jemand Hilfe.“ Instinktiv holte er seine Wasserflasche, füllte sie, schnappte seinen kleinen Rucksack mit Verbandszeug, setzte das Cap auf und spurtete in Richtung Rauchwolke.

Verschwitzt und völlig außer Atem erreichte er die Anhöhe. Tausend Gedanken kreisten in seinem Kopf herum, „Was war passiert?“ Abgehetzt und mit letzter Kraft kletterte Hajo die Böschung hinauf. Noch bevor er oben war, erschütterte eine weitere Explosion erneut die Stille.

Als er über die Kuppe blickte, stockte ihm der Atem. Es schien, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren! „Das gibt’s doch nicht!“ schrie er und riss vor Schreck die Augen auf!










Commander Torres in Modul 14!

Commander Torres bitte“, ertönte die blecherne Stimme aus dem Lautsprecher. „Commander Torres in Modul 14 !“

„Ja! Ist gut. Ich komme ja schon.“ Torres wusch sich die Hände und stolzierte pfeifend aus der Toilette. „Es gibt Milliarden von Menschen“, dachte er. „Aber nur einer Hand voll war es vergönnt ihr Geschäft in einer Raumstadion, kilometerweit über der Erde zu verrichten. Und ich gehöre dazu!“ Schon alleine darauf war er mächtig stolz. Der Commander war einer der besten Piloten der Raumflotte. Ansonsten war Torres ein arrogantes Arschloch!

Mit seiner stattlichen Größe von 1,65 Meter war er der kleinste in der Staffel. Durch seine schwarze Haarpracht, die er mit einem Pfund Gel nach hinten platziert hatte, sah er aus wie ein kleines verkorkstes Elvis Imitat. Als der Herrgott Größe und Schönheit verteilte, saß Torres wahrscheinlich zeitungslesend auf dem Klo.

Umso mehr strengte er sich beruflich an und wurde einer der Besten. Der Raumflotte interessierte nicht die Optik eines Menschen, sondern deren Leistung.

Nach drei gescheiterten Ehen versuchte Torres seine Minderwertigkeitskomplexe, mit dummen Sprüchen zu übertünchen. Damit konnte er lediglich junge Hühner in einschlägigen Bars beeindrucken, doch zu mehr langte es nicht. Mit jeder schnellen und billigen Bekanntschaft fühlte er sich wie ein James Bond, ohne zu merken, wie tief er bereits gesunken war.

„Commander Torres nehmen Sie Platz! Sie sind spät dran“, begrüßte ihn Udo Lerch, der Sonderbeauftragte der Raumflotte. Der Commander und er kannten sich aus früheren Dienstbesprechungen. Lerch startete umgehend.

„Darf ich vorstellen? Wissenschaftsoffizier Nomi ZbV (Zur besonderen Verwendung).“ Vanessa Nomi war von der wissenschaftlichen Abteilung für besondere Aufgaben. „Dieses Gespräch ist von höchster Geheimhaltung“, fuhr SB Lerch fort. „Haben Sie verstanden?“

Torres und Nomi nickten.

„Torres, was wissen Sie über Wasser“, schaute er fragend den Commander an. „Ohne Wasser gibt’s kein Leben. Man kann es auch trinken. Wenn möglich in Form von Eiswürfel im Whiskey.“ Grinsend schaute Torres SB Lerch und WO Nomi an. „Danke Commander! Um Ihr überragendes Wissen noch ein wenig aufzupeppen, bitte ich WO Nomi ums Wort.“

„Meine Herren! Abgesehen davon, dass ohne Wasser kein uns bekanntes Leben möglich ist, haben wir in langer Studie bewiesen, dass Wasser viel mehr ist, als nur Eiswürfel in Commander Torres‘ Drinks. Das Wasser auf der Erde wird nicht mehr, es wird aber auch nicht weniger. Es ändert, wenn überhaupt, nur seinen Aggregatszustand. Mal flüssig, mal eisförmig, oder als Wasserdampf, wie es in unserer Atmosphäre vorkommt. Es verschwindet aber nicht. So kann es durchaus möglich sein, dass im selben Wasser, mit dem sich der Commander heute früh, so hoffe ich doch, geduscht hat, bereits auch Kleopatra ihren Körper reinigte.“

Torres gefiel dieser Gedanke sichtlich. Im gleichen Wasser mit Kleopatra! Nomi bemerkte die Geistesabwesenheit des Commanders und legte nach. „Oder Julius Cäsar!“

Damit war schlagartig Commander Torres aus seinem Tagtraum erwacht und WO Nomi ging noch tiefer auf Lerchs Frage ein. „Das bedeutet, wenn das Wasser sprechen könnte, hätte es viel zu berichten. So wie ein alter Baum. Nur mit dem Unterschied, dass ein Baum höchstens ein paar hundert Jahre alt wird, aber das Wasser seit der Existenz der Erde da ist.“

„Heißt dass, es würde plappern wie ein Wasserfall?“ Torres konnte sich diesen Joke nicht verkneifen. Nomi nickte lächelnd.

„Wir haben festgestellt, dass jede Zeit eine andere Frequenz im Wasser hinterlässt und von diesem abgespeichert wird wie auf einer Computerfestplatte. Ich will es nicht zu kompliziert machen, aber somit hat Wasser eine Art von Gedächtnis. Es kann sich an alles erinnern was es jemals erlebt hat. Nur man kann es weder sehen, noch hören.

Doch wir haben eine Vorrichtung, einen Aqua-Pulser entwickelt, mit dessen Hilfe wir einen Frequenzsprung in eine vergangene Zeit absolvieren können.“

Die Gesichter von Torres und Lerch nahmen eine leichte Fragestellung ein. Obwohl es für Lerch nichts Neues war, faszinierte es ihn immer wieder aufs Neue.

„Dieser Aqua-Pulser ist handlicher als ein Kulturbeutel und in Form eines unauffälligen Armreifs konzipiert worden.“

Nomi zeigte Ihren linken Unterarm, um den sich ein schlichter grauer mit kleinen Noppen übersäter Armreif befand. „Da der Mensch zum größten Teil aus Wasser besteht und somit eine Eigenfrequenz hat, stellt sich der Aqua-Pulser, im ersten Schritt auf diese Frequenz des Trägers ein.“ Die Herren nickten staunend.

„Es ist leider nicht so einfach wie im Film Die Zeitmaschine, in die man das entsprechende Datum eingibt und punktgenau dort landet, wo man will. Soweit sind wir leider noch nicht, auch wenn wir bereits das Jahr 2196 nach Christi schreiben.“

„Aber dann ist das ja ein Blindflug!“, stürzte es aus Commander Torres heraus. „Hat unser tapferer Ritter ein Problem damit“, grinste Nomi. „Nein! Äh ja! Äh vielleicht“, stammelte Torres.

„Nicht ganz! Lassen Sie es mich erklären. Der Aqua-Pulser bekommt seine Energie aus dem Wasser, vergleichbar mit Wasserstoff. Somit ist er von einer externen Energiequelle unabhängig. Das ist absolut notwendig, wenn man zum Beispiel im Mittelalter landet. Denn dort gibt es keine Steckdosen. Aber der erste Sprung ist tatsächlich ein Blindflug. Man stellt eine Frequenz ein, ohne dass man weiß wo man landet. Nach dem Sprung braucht der Aqua-Pulser 24 Stunden bis er sich erneut aufgeladen hat. Er hat ein integriertes Ampelsystem, bei dem nach 20 Stunden ein rotes Licht aufleuchtet. Nach 23 Stunden fängt das rote Licht langsam an, zu pulsieren. Somit ist der Zeitpunkt erreicht, eine neue Frequenz einzugeben. In den folgenden 60 Minuten blinkt das rote Licht immer schneller. Kurz vor dem Start zum nächsten Sprung, wechselt die Farbe in Orange und springt danach auf Grün. Damit ist der Aqua-Pulser einsatzbereit, für den Sprung in den nächsten Zeitabschnitt.“

Nomi machte eine Pause und trank einen Schluck Orangensaft. Es dauerte nicht lange und schon kamen die ersten Fragen. Diese umspannten das gesamte Spektrum an Sicherheitsfragen, bis hin zum Thema, Rückkehr in die Gegenwart.

„Ich will hier nicht ins Detail gehen! Nur das Wichtigste für heute.“ Torres und Lerch nickten. Der Commander fühlte sich bereits wie der Kapitän Kirk unter den Zeitreisenden. Es war auch seit langem das erste Mal, dass er einer Frau zugehört hatte, ohne ihr permanent auf den Arsch oder auf die Brüste zu stieren.

„Der Aqua-Pulser hat eine spezielle Technik. Er wird, wie könnte es anders sein, mit Wasserstoff betrieben. Zuerst dachte man an Hochleistungsbatterien, damit der Aqua-Pulser nach dem Sprung in die Vergangenheit, sofort wieder für den Rücksprung einsatzbereit ist. Doch davon ist man schnell wieder abgekommen. Die Gefahr, dass während des Sprunges die Batterien, durch Indifferenzen in der Frequenz–Zeitschiene explodieren, war zu groß. Die Sicherheit geht vor!

Das hat aber den Nachteil, dass nach dem Zeitsprung der Aqua-Pulser keine Energie mehr hat. Er ist ausgepowert, wie ein leerer Akku. Nach dem Zeitsprung beginnt er, sich selbstständig aufzuladen. Jetzt kommt der komplizierte Teil.

Er lädt sich in zwei Stufen auf. In der ersten Stufe, die nach 24 Stunden erreicht ist, stellt er die Energie für den nächsten Zeitsprung bereit. In der zweiten Stufe, nach weiteren 24 Stunden, die für den Rücksprung nach Hause.

Nomi bemerkte, dass Commander Torres nicht mehr folgen konnte. „Meine Herren! Ich werde Ihnen das anhand eines Beispiels verdeutlichen. Stellen sie sich vor, Sie springen ins Jahr 1944 nach Europa. Jetzt müssen sie mindestens 24 Stunden dort verweilen. Wenn sie nicht aufpassen, werden sie vielleicht schon nach 5 Minuten im Kriegsgewirr erschossen oder verwundet. Das heißt, Sie müssen 24 Stunden überleben, um von dort wieder weg zu kommen. Erst jetzt hat der Aqua-Pulser die erste Ladestufe erreicht und genügend Energie. Sie haben nun zwei Möglichkeiten. Entweder Sie springen weiter in eine andere Zeit, indem Sie eine neue Frequenz am Aqua-Pulser eingeben, allerdings mit dem Risiko, nicht zu wissen, wo sie landen werden. Oder Sie verweilen dort weitere 24 Stunden, bis die zweite Ladestufe erreicht ist und springen danach nach Hause.“

„Wie groß ist die Überlebenschance?“ Commander Torres schaute WO Nomi fragend an. „Sie meinen den Sprung an sich?“, vergewisserte sich Nomi fragend. Torres nickte.

„Ich habe sechzehn Sprünge mit dem Aqua-Pulser absolviert. Der Sprung ist unproblematisch. Mit jedem weiteren Sprung in eine vergangene Zeit, werden die unterschiedlichen Frequenzen langsam zu einem Frequenzmuster. Dadurch sind wir hoffentlich bald in der Lage wie in einer Zeitmaschine, genaue Zeitfrequenzen einzugeben, und gezielt in eine bestimmte Zeit zu springen.“ Die Augen der beiden Zuhörer leuchteten. Keinen 3D Film über Dinosaurier anschauen, sondern einfach mit dieser neuen Technik dorthin reisen. Die Entdeckung Amerikas live miterleben, oder die Schlacht von Waterloo.

Nomi fuhr fort. „Doch bis dahin ist noch viel Arbeit nötig. Und das wichtigste ist, sich stets bewusst zu sein, dass wir nur Beobachter in der Vergangenheit sind. Wir dürfen sie nicht ändern! Dies hätte ungeahnte Folgen für unsere Gegenwart! So gerne man etwas verändern möchte, wie zum Beispiel das Kennedy Attentat verhindern. Oder stellen Sie sich vor, wir vereiteln das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich, 1914 in Sarajevo. Der erste Weltkrieg wäre nie ausgebrochen, oder Hitler, Stalin in die Quere zu kommen und auch den zweiten Weltkrieg hätte es nie gegeben. Trotzdem sind die Folgen nicht absehbar! Wer weiß, ob es uns durch die Änderung in der Vergangenheit heute gäbe? Vielleicht kämen wir vom Regen in die Traufe, weil wir durch eine gutgemeinte Änderung, ein noch größeres Unglück heraufbeschwören könnten. Deswegen sind wir nur Beobachter, sonst nichts! Haben Sie das verstanden?“ Torres nickte und auch Lerch stimmte dem zu.

„Weiter meine Herren! Wir können jeden Aqua-Pulser und somit seinen Träger orten. Egal in welcher Zeit und an welchem Ort er sich befindet. Dies ist als Schutzmechanismus vorgesehen, falls Probleme auftauchen. Diese Informationen sollten fürs Erste genügen, um einen kleinen Einblick in diese neuartige Technologie zu bekommen.“

Torres fühlte sich bereits als Aqua Jumper des Jahrhunderts, der in der Lage war seine Exfrauen in der Vergangenheit zu liquidieren, um keine Unterhaltszahlungen in der Gegenwart löhnen zu müssen. Doch das war nur ein angenehmer Gedanke der sogleich wieder verflog.

„WO Nomi, wann bekomme ich diesen Aqua-Pulser ans Handgelenk, um die Vergangenheit mit meiner Anwesenheit zu beglücken?“ Torres sah sich fragend um.

„Überhaupt nicht“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

„Was soll das heißen?“ Commander Torres glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. „Sie haben mich hierher zitiert, um mir die neueste und abgefahrenste Entwicklung zu zeigen! Nur, um mir dann mitzuteilen, dass ich diesen Aqua-Pulser nicht benutzen kann? Sie schulden mir eine Erklärung!“

„Commander Torres, setzen Sie sich wieder auf ihren Platz und hören Sie WO Nomi weiter zu!“, befahl der Sonderbeauftragte der Raumflotte Lerch. Torres nahm seine Sitzhaltung wieder ein und ärgerte sich, weil er seine Beherrschung verloren hatte. „Commander Torres, jetzt kommt der Part, der für Sie gedacht ist.“

Nomi schaute Torres von der Seite her an und als sie sein Nicken sah, startete sie Teil zwei ihres Vortrages.

„Um die Technik des Aqua-Pulsers optimal zu nutzen, ist es enorm wichtig nicht nur als Beobachter in der Vergangenheit zu agieren, was aber bedingt notwendig ist, um Geschichtslügen im Nachhinein aufzudecken und zu berichtigen. Neu ist, mit einer Flugscheibe in die Vergangenheit zu fliegen, um auch Tiere und Pflanzen, die heute ausgestorben sind, wieder bei uns in der Gegenwart anzusiedeln beziehungsweise anzupflanzen.“ Jetzt glänzten Commander Torres Augen wieder und er war ganz Ohr. „Wir haben eine Möglichkeit gefunden, eine unserer Flugscheiben so zu modifizieren, dass es machbar ist mit dieser in die Vergangenheit zu springen und wieder zurück. Für dieses waghalsige und streng geheime Unternehmen brauchen wir den besten Piloten der ganzen Raumflotte. Unsere Wahl fiel auf Sie, Commander Torres.“

Torres wurde schlagartig um zehn cm größer und Lerch, der Sonderbeauftragte der Raumflotte übernahm das Wort. „Commander Torres dieser Sprung ist nicht ohne Risiko. Sie können auch ablehnen. Ich würde das verstehen.“

„Aber Sir. Es ist mir eine Ehre, bei dieser Mission dabei zu sein. Risiko ist mein zweiter Vorname und keiner kann mit den Flugscheiben so perfekt umgehen wie ich! Gerade bei brenzligen Situationen.“ Torres stand auf, um damit seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „In Ordnung Commander, dann will ich Sie mit den Einzelheiten vertraut machen. Wir drei treffen uns nach dem Mittagessen direkt vor Ort, bei der Flugscheibe.“ Lerch sah auf die Uhr. „Es ist jetzt kurz nach 12 Uhr. Um 13.30 Uhr sehen wir uns pünktlich in Gate 7. Strengste Geheimhaltung versteht sich!“ SB Lerch stand auf, grüßte kurz und verließ das Besprechungsmodul.

Torres sah WO Nomi fragend an. „Sagen Sie! Wie ist das mit dem Springen? Wie fühlt sich das an?“ Der Commander würde nie zugeben, dass er die Hosen gestrichen voll hatte. Schließlich war er der Mann, dessen Ego seine Körpergröße überragte, wenn seine Unentbehrlichkeit von außen bestätigt wurde. „Es ist als würde man durch einen Tunnel gezogen und währenddessen hört man einen Wasserfall in die Tiefe stürzen. Es tut nicht weh. Im Gegenteil! Es fühlt sich auf eine seltsame Art äußerst angenehm an“, erzählte Nomi entspannt und löste bei Commander Torres eine leichte innere Ruhe aus. „Wollen wir gemeinsam zu Mittag essen WO Nomi?“ „Gerne! Warum nicht? Ich habe schon etwas Hunger.“ Gemeinsam verließen die beiden das Modul 14 und steuerten die Kantine an.

Währenddessen zog die Raumstation ihre Bahn im Orbit. Gleichmäßig, ohne irgendwelche Probleme und das schon über achtzehn Jahre lang.

Galileo2 ist eine militärische Raumstation und steht unter dem Oberkommando der Raumflotte. Doch in der Hauptsache wird sie wissenschaftlich genutzt.

Sie wurde vor 18 Jahren gebaut. Galileo2 ist die modernste und größte in der Erd-Umlaufbahn. Von ihr aus werden neue Satelliten ausgebracht und alte repariert oder verschrottet. Auf der Station leben dauerhaft über 800 Personen und es sind weitere 400 auf Zeit stationiert. Durch die Eigenrotation von Galileo2 wird eine künstliche Schwerkraft erzeugt, was das Leben auf der Station mehr als erträglich macht. Es ist für alles gesorgt, von Werkstatt über Krankenstation bis hin zur Fitnessoase. Mit eigenem Labor, das s auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Nomi und Torres fachsimpelten über die Möglichkeiten, die diese neue Technik mit sich brachte. Nach dem Mittagessen fanden sie sich in Gate 7 ein, wo Lerch schon auf sie wartete. Dort stand eine Flugscheibe. Für Torres sah sie so gewöhnlich aus wie jede andere, die er bereits kannte. Sie hatte einen Durchmesser von 12 Meter und war für maximal ein Besatzungsteam von vier Personen ausgelegt. Somit war diese Flying Disc die kleinste ihrer Art. Der Commander kannte auch ihre Historie. Vor der Flugscheibentechnik waren Raketen und Raumgleiter das Bindeglied zwischen den Raumstationen und der Erde.

Doch alleine die Raumgleiter ins All zu bringen, war schon sehr kostenintensiv. Anfangs wurden sie mit Raketen in die Umlaufbahn geschossen. Im nächsten Schritt wurden die Space Shuttles größer und wie Flugzeuge in die Luft gebracht. Dadurch verbrauchten sie um Längen mehr an Treibstoff, weil sie fast eine Erdumrundung in Anspruch nehmen mussten, bis sie in den oberen Orbit kamen. Doch dies war nur ein Bruchteil der Kosten, die ein Raketenstart verursachte.

Den richtigen Schub nach vorne bekam die bemannte Weltraumforschung vor allem im Bereich Pendelverkehr mit den Raumstationen und Satelliten, durch die Flugscheibentechnik. Diese, von den Deutschen in den 1940er Jahren entwickelte Technik, die aber für den Kriegseinsatz zu spät kam und nach dem Krieg in Vergessenheit geraten war, hatte gegenüber den herkömmlichen Raumgleitern viele Vorteile. Man brauchte keine Startbahn für den Start oder der Landung, denn die Flugscheibe startete senkrecht nach oben, wie ein Hubschrauber. Durch seine in sich rotierenden Magnetfelder sind Flugmanöver möglich, wie sonst mit keinem Fluggerät. Eine Ingenieurskunst, die seinesgleichen suchte. Die Magnetfelder schützen die Scheibe auch vor der Hitze beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Keramik Hitzekacheln, wie bei den Raumgleitern üblich, waren Geschichte.

Diese auf Wasserstoffbasis angetriebenen Flugscheiben kannte Commander Torres in- und auswendig. Seine Augen leuchteten als er mit seiner Hand sanft über die Scheibe strich. „Commander hier ist ihr neues Spielzeug“, lachte SB Lerch. „Würden Sie bitte WO Nomi und mich an Bord bringen?“

„Jawohl!“

Torres öffnete die Einstiegsluke und sie betraten das Cockpit. Das innere der Flugscheibe war sehr geräumig, und Lerch bat WO Nomi und Commander Torres Platz zu nehmen. Torres, der auf dem Kommandantensitz Platz nahm, fühlte sich wie 007, dem von Q gleich gezeigt wurde, welche neuen Waffen in seine Scheibe integriert worden waren.

„WO Nomi, machen Sie den Commander mit allen Neuerungen dieser Flying-Disc vertraut“, ordnete SB Lerch an.

„Zu Befehl!“

Torres wollte alles sehr genau wissen, denn er hatte absolut keine Lust in irgendeiner Zeitschleife stecken zu bleiben, oder eventuell als Dinosaurierfutter zu enden.

„Commander, haben Sie alles verstanden“, fragte Nomi.

Wie auswendig gelernt wiederholte Torres: „Wenn ich das richtig verstanden habe, dann gleiten wir zwei, WO Nomi und ich, aus der Raumstation, in die Umlaufbahn. Nachdem Sie am Zusatzmodul die Frequenz eingestellt haben, beschleunige ich die Flugscheibe auf 20.000 Stundenkilometer und halte Kurs in der Umlaufbahn. Dann startet WO Nomi den eingebauten Aqua-Pulser und wir rauschen in die Vergangenheit.“

Lerch war begeistert. „Morgen werden Sie beide Geschichte schreiben. Der erste Zeitsprung mit einer Flugscheibe.“

Nomi und Torres waren stolz, dass sie für diese Mission ausgewählt wurden. Die beiden hatten die besten Voraussetzungen, jeder auf seine spezielle Art.

Commander Torres war einer der besten Flugscheibenpiloten der Raumflotte. Wissenschaftsoffizier Nomi hatte die größte Einzelsprungerfahrung und war bestens mit der Aqua-Pulser Technologie vertraut. „Commander Torres! WO Nomi ist bereits genauestens mit dem Ablauf der Mission vertraut. Wir haben eine Sprung-Frequenz ausgewählt, die schon dreimal gesprungen wurde. Zweimal von WO Nomi. Damit sind wir zeitlich gesehen auf der sicheren Seite und landen nicht mitten im dreißigjährigen Krieg. Der Landepunkt wird im Kongo in Zentralafrika sein. Ihre Aufgabe ist es, ein Berggorillababy einzufangen, es zu betäuben und hierher in die Gegenwart zu bringen. Da die Berggorillas mittlerweile ausgestorben sind, haben wir jetzt die Möglichkeit, diese in der Gegenwart wieder anzusiedeln. Sollte das Tier die Reise gut überstehen, werden wir noch mehr Exemplare hierher holen und eine neue Berggorilla Kolonie gründen. Im Laderaum der Flugscheibe wurde bereits ein Käfig eingebaut. Gewehre mit Betäubungspfeilen befinden sich ebenfalls dort.“ SB Lerch dankte und bestimmte den Start der Mission auf den nächsten Tag, um 9.00 Uhr.

„Commander Torres, Sie tanken heute noch die Flugscheibe auf und kontrollieren diese, damit morgen ohne Verzug die Mission gestartet werden kann!“

„Zu Befehl!“, kam es zackig zurück.

„WO Nomi, Sie bekommen einen zweiten Aqua-Pulser an Ihr anderes Handgelenk.“ Nomi und Torres schauten verständnislos den SB an und Lerch erklärte gleich von sich aus „Wenn irgendetwas schief geht, müssen Sie die Flugscheibe sprengen und mit dem Aqua-Pulser zurückspringen! Verstanden?“ „Warum bekomme ich beide und nicht jeder einen?“ Auch Torres nickte bejahend auf Nomis Frage hin.

„Weil: Erstens, nichts schief geht! Und zweitens, wenn doch, ist WO Nomi in der Lage, den Aqua-Pulser korrekt einzustellen, um ihn danach an Ihr Handgelenk zu schnallen.“ Damit war es für ein paar Sekunden still geworden im Cockpit.

„Lassen Sie uns aussteigen! Es gibt für uns alle noch jede Menge zu tun, bis zum Start.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich SB Lerch.

Der nächste Morgen war für die Besatzung der Raumstation Galileo2 ein Tag wie jeder andere. Nicht aber für WO Nomi und Commander Torres. Beide hatten vor Aufregung schlecht geschlafen, gepaart mit etwas Angst vor dieser waghalsigen Mission. Pünktlich eine Stunde vor dem Start trafen sie am Gate 7 ein. Beide hatten für die 48 Stunden, die sie auf jeden Fall im Kongo der Vergangenheit verweilen mussten, ihren persönlichen Rucksack mit dabei. An Nomis Handgelenk war auch bereits der zweite Aqua-Pulser umgeschnallt. Gleich nachdem Torres die Rucksäcke verstaut hatte, kam auch schon der Sonderbeauftragte der Raumflotte, Udo Lerch ums Eck.

„Guten Morgen WO Nomi! Guten Morgen Commander Torres!“

Die beiden grüßten freundlich zurück. Lerch grinste. „Man hätte die Flugscheibe Santa Maria taufen sollen. So wie das Schiff von Christoph Kolumbus, mit dem er ins Ungewisse segelte und Amerika entdeckte.“

„Das werden wir mit dieser Technik nachprüfen! Mal sehen, ob das mit dem Kolumbus seine Richtigkeit hat“, konterte Nomi frech und alle drei lachten laut los.

„Ich wünsche Ihnen maximale Kampferfolge und kommen Sie heil wieder!“ Lerch verabschiedete sich mit Handschlag und ihm war anzumerken, dass auch er gerne mitgeflogen wäre.

Commander Torres und WO Nomi stiegen in die Flugscheibe, nahmen Platz und schnallten sich an. Sie setzten ihre Helme auf und Torres stimmte die Starteinzelheiten über Funk mit dem Stationstower ab.

„Commander Torres, Sie haben Startfreigabe. Guten Flug“, ertönte die Stimme aus dem Bordlautsprecher.

„Danke Tower!“

Torres startete die Flugscheibe. Diese Technik war fantastisch. Kein lautes Dröhnen wie bei den Triebwerken der Raumgleiter! Fast lautlos! Nur ein leises Zischen war zu hören, als der Commander die Scheibe einen Meter in die Höhe steuerte. Er öffnete per Sensor das Außengate und schob die Flugscheibe nach draußen ins All.

„Wow! Das war ja mehr als sanft“, lobte Nomi und Torres schmunzelte. „Wenn ich etwas perfekt kann, dann ist es das Steuern einer Flugscheibe. So, und nun zu unserer Mission“, fing sich Torres wieder. „Ich schwebe jetzt in der angegebenen Umlaufbahn und beschleunige Zug um Zug auf 20.000 Stundenkilometer. Sie können die Sprung-Frequenz eingeben.“ Nomi nickte.

„5000 Stundenkilometer“, gab Commander Torres an und zeigte mit dem Zeigefinger auf die Geschwindigkeitsanzeige. Langsam stieg die Geschwindigkeit in Richtung 20.000 Stundenkilometer. Durch das Magnetfeld im Cockpit war von all dem absolut nichts zu spüren. Es fühlte sich fast so an, als würde man zuhause im Wohnzimmer sitzen. Die Aussicht auf den blauen Planeten war phantastisch. Doch Torres und Nomi hatten im Moment keinen Blick dafür. Ihre Augen waren ausschließlich auf die Geschwindigkeitsanzeige gerichtet. „Gleich ist es soweit. Bei 20.000 km/h starte ich den Sprung.“

„Ok! Ich zähle runter“, antwortete der Commander. „5-4-3-2-1 … Jetzt!“ Nomi drückte den Startknopf!

Die Flugscheibe verschwand vom Radarschirm.

Torres und Nomi wurden durch einen Zeittunnel gezogen. Er wurde enger und die Flugscheibe schneller. Mit einem lauten Schrei von Commander Torres durchquerten sie das Nadelöhr des Tunnels und wurden schlagartig langsamer.

„Wir haben es geschafft“, schrie Torres vor Begeisterung und Nomi schrie mit. „Wow! Ist das geil! Ich habe mir fast in die Hose gemacht“, lachte der Commander. Nomi musste ebenfalls grinsen.

Im selben Moment krachte es fürchterlich laut! Die Flugscheibe ruckte heftig. Die Bordinstrumente spielten verrückt und akustische Warnsignale dröhnten. „Torres! Was ist passiert?“ „Wir sind getroffen! Wir haben beim Sprung, besser gesagt nach dem Sprung einen Satelliten gerammt! An Satellitenberechnung hat bei der Raumflotte definitiv keiner gedacht. Mist!“

„Mach was Torres! Mach was“, schrie Nomi hysterisch.

„Der Antrieb und die Steuerung sind beschädigt. Wir müssen notlanden. Nomi halten Sie sich fest! Es geht nach unten und es wird rumpeln!“

Die Angst war in Nomis Gesichtsausdruck deutlich zu sehen. Während Torres alles versuchte, die Flugscheibe sicher nach unten zu bringen, rauschte die Santa Maria mit einem Affenzahn an Geschwindigkeit in Richtung Erde.

„Wir sind zu schnell! Aussteigen Nomi! Aussteigen!“

Instinktiv drückte Nomi den Schleudersitz.

Ihr wurde schwarz vor Augen.










Mit offenem Mund

starrte Hajo über die Anhöhe. Ein Bild der Verwüstung breitete sich vor ihm aus. Verstreut auf einer Fläche von vielleicht drei bis fünf Hektar, lagen brennende und rauchende Flugzeugteile. Was ihn aber noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, als er bei genauerem Hinschauen feststellte, dass es gar keine Flugzeugteile waren, die da herumlagen.

„Mein Gott ein UFO!“, schrie Hajo auf.

„Heilige Scheiße, was mache ich nur?“ Er versuchte ruhig zu bleiben und stieg vorsichtig über die Kuppe. Als erstes sondierte Hajo die Lage. Es waren fünf große und etliche kleine Wrackteile, die teilweise brannten bzw. rauchten. Hajo sah keine Menschen oder Aliens, oder irgendwelche andere Besatzungsmitglieder der besonderen Art. „Vielleicht wurde dieses Ding, das zusammengefügt wie eine Scheibe aussah, von Robotern gesteuert“, überlegte er. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. „Das mit dem ruhigen und entspannten Wochenende hat sich hiermit erledigt“, stammelte er vor sich hin, als er sich vorsichtig zu den Wrackteilen herantastete. „Wenn schon Roboter, dann wenigstens so ein R2D2 aus Star Wars.“ Wie in Trance kam er etwas näher an das größte Teil heran. Es hatte etwas Cockpitähnliches! Dunkler Rauch stieg empor! Das, was man noch als Inneres bezeichnen konnte, war völlig ausgebrannt. Jetzt stand Hajo, von der Statur her ein Mann, stark wie ein Baum, da und zitterte am ganzen Körper.

In dem Wrackteil befand sich eine verkohlte Leiche. Sie sah aus wie ein Mensch und nicht wie ein Alien in Insektenform.

Hajo wurde schlecht, sehr schlecht! Er hoffte innständig, dass dies alles nur ein Traum war.

Dem war nicht so. Er wachte nicht auf, sondern kotzte sich die Seele aus dem Leib.

Doch ein leises Wimmern ließ ihn aufhorchen. Suchend schweiften seine Blicke umher. Keine Menschenseele war zu sehen. „Bin ich schon total verrückt? Das gibt’s doch nicht“, ging es ihm durch den Kopf.

„Hallo! Hallo, ist hier jemand? Verdammt, antworten Sie doch!“ Hajo durchforstete das Gebiet bei den übrigen Wrackteilen und hielt Ausschau nach Überlebenden. Seine Gedanken überschlugen sich und seine anfängliche Angst wurde von purer Neugier abgelöst.

Keine Ahnung was er eigentlich suchte. Hajo hoffte, dass das, was er vorhin gehört hatte ein Lebenszeichen war und nicht nur aus seinem Kopf kam. Es war unfassbar! Er, Hajo van den Bosch, Fan von Erich von Däniken, stand vor einem abgestürzten Ufo. Einer fliegenden Untertasse.

Plötzlich wurden die Bilder in seinem Kopf klarer und sein Verstand ratterte auf Hochtouren. Wenn das ein Ufo war, und das war es mit Sicherheit, dann war er in Gefahr! In großer Gefahr! Vom Radar war diese fliegende Untertasse bestimmt nicht unbemerkt geblieben.

Die Regierung hatte mit Bestimmtheit bereits ein Einsatzkommando losgeschickt, um danach zu suchen, um diesen Ufo-Absturz, sowie die Existenz von Außerirdischen weiterhin verleugnen zu können. Nein! Niemand durfte jemals von diesem Ereignis hier erfahren! Die Regierung setzte alles daran, dass dieses Spektakel hier nicht an die Öffentlichkeit kam und somit war Hajo innerhalb weniger Augenblicke zu einem nationalen Sicherheitsrisiko geworden.

Ihm wurde wieder speiübel. „Verdammt! Ich muss meine Kotze verschwinden lassen und dann ab durch die Mitte. Kein Hajo da, bedeutet kein Sicherheitsrisiko. Aber nicht ohne Fotos.“

Er holte sein Handy aus der Hosentasche und filmte die Ufo-Teile. Seinen Auswurf bedeckte er mit Erde, die durch den seit Monaten ausbleibenden Regen staubtrocken war.

Gerade als er seinen Rucksack aufnehmen wollte, hörte er wieder etwas.

„Ist jemand hier?“, schrie er laut „Hallo! Ist da jemand?“

„Hier bin ich. Helfen Sie mir bitte!“

Diese Stimme war weiblich und sie kam nicht aus Hajos Kopf. Er blickte über seine linke Schulter, in die Richtung, aus der die leise Stimme kam. Hinter einem Busch kroch langsam eine Person hervor. Hajo lief hinüber zu der Frau, wie er jetzt erkannte. „Kann ich Ihnen helfen?“ Mehr fiel ihm nicht ein.

Das waren seine ersten Worte zu einer Frau aus dem Weltraum! Das war als hätte Neil Armstrong, als er seinen Fuß auf die Mondoberfläche setzte, gesagt: „Scheiße! Jetzt wäre ich beinahe ausgerutscht.“ Aber das war Hajo in diesem Moment nicht bewusst, aber Worte wie, „Ich bin Hajo van den Bosch und komme in Frieden“, interessierten die Lady in diesem Moment bestimmt nicht.

„Bitte bringen sie mich weg von hier! Wenn die mich finden, bringen sie mich um! Bitte!“

Hajo sah in zwei strahlend-blaue Augen und er wusste, dass Sie Recht hatte. „Sind Sie schwer verletzt?“

„Nein! Nur ein paar Schürfwunden und einen verstauchten Knöchel.“

„Hier ist ein Schluck Wasser.“ Er öffnete seine Feldflasche und lies sie trinken, dann nahm auch er noch einen kräftigen Zug aus der Buttel. „Kann ich Sie tragen? Dann sind wir schneller! Es wird nicht mehr lange dauern und wir sind hier nicht mehr allein.“ Sie nickte! Hajo schnallte seinen Rucksack um und nahm die Fremde über seine Schultern.

„Kann‘s losgehen?“

Ohne die Antwort abzuwarten, spurtete Hajo davon. Sein ehemaliger Sportlehrer aus der Schule wäre stolz auf ihn gewesen, hätte er ihn jetzt sehen können. Hajo van den Bosch rannte ohne Pause, als hätte er eine Batterie in seinem Hintern.

Seine Gedanken kreisten immerzu um diese Fremde, dem Ufo und der Regierung, die bald am Absturzort auftauchen würde. Als er in seinem kleinen Krater ankam, brachte er seinen Gast in den Höhlenvorsprung. Vorsichtig legte er sie auf seinen Schlafsack. Sie lächelte Hajo dankbar an und machte Anstalten ein wenig zu schlafen. Behutsam deckte er seinen Besuch zu. Das Sternenkind schlief sofort ein. Es war angenehm kühl in der kleinen Höhle, im Vergleich zu der brütenden Hitze draußen. Hajo setzte sich neben die Schlafende und schnaufte erst einmal kräftig durch.

Er war völlig ausgepumpt und konnte es noch gar nicht so richtig begreifen, was passiert war. Seine leicht wirren Gedanken wurden jäh von einem lauten Donner unterbrochen. „Nein, nicht schon wieder ein Ufo!“, schreckte er hoch. Und im selben Augenblick goss es wie aus Kübeln. Es war ein Wolkenbruch und Hajo lachte laut. Das war die lang ersehnte Wasserspritze für die Natur. Dass dieser Regen auch die letzten Spuren der zwei verwischte, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht ins Bewusstsein gekommen. Nach zehn Minuten Dauerregen war es vorbei mit dem kühlen Nass und Hajo betrachtete erneut seine schlafende Besucherin. Sie war ca. 1,70 Meter groß und schlank, mit einer sehr sexy Figur. Das konnte er so beurteilen weil sie keinen Raumanzug anhatte, sondern eine Art zweiteiligen Neoprenanzug.

„Vielleicht wollte sie ans Meer zum Tauchen“, schmunzelte er. Dieser Taucheranzug war dunkelblau, fast schon schwarz. An den Ärmeln und den Außenseiten der Beine verliefen in Längsrichtung jeweils zwei gelbe Streifen, die dem ganzen Outfit einen modischen Touch verliehen. Am Oberteil war eine Kapuze, die sich über ihren Kopf schmiegte. Nur ihr Gesicht kam zum Vorschein. Und das, was er sah, gefiel ihm.

Etwas schlicht waren ihr Gürtel und der Armschmuck. Die Schuhe aber waren unseren Turnschuhen sehr ähnlich. Interessant fand er Ihren Rucksack. Er war mit einer Art von Metallbügeln, die aus leichtem Material bestanden, an der Trägerin befestigt. Diese Bügel schmiegten sich über die Schulter und passten sich der Körperform an. Es gab auch keine Gurte zum Festzurren. Diese Metallbügel wurden irgendwie vom Neoprenanzug gehalten, vergleichbar mit Magneten. Hajo hoffte, dass dieses Wesen aus dem Ufo nicht nur aussah wie ein Mensch, sondern auch einer war. Oder zumindest einem mit dem Menschen verwandte Rasse. Ihm war der Gedanke nahe, es könnte sich auch um eine künstliche Lebensform handeln. Aber innerlich glaubte er das nicht. Spätestens, wenn die Ufo-Lady wieder aufgewacht war, wollte Hajo seinen Wissensdurst stillen.

Er betrachtete die Fotos und die Videoaufnahmen vom Absturzort und konnte es immer noch nicht ganz fassen, was da passiert war. Dann schaute er zu seinem Gast und irgendwie war er ein bisschen Stolz auf sich. Er, Hajo van den Bosch hat ihr das Leben gerettet! „Wenn sie aufwacht, ist sie bestimmt hungrig und durstig“, überlegte Hajo. Eine Kleinigkeit hatte er da. Ein Feuer zu machen, war ihm zu riskant. Aber Getränke hatte er genügend, von Wasser bis hin zu Bier.

„Wenn sie aber eine Maschine sein sollte, Motoröl hatte er keines dabei“, dachte Hajo und musste schmunzeln.

Nach ungefähr zwei Stunden passierte etwas, auf das Hajo schon gewartet hatte. Er hörte die Rotoren von Hubschraubern, die langsam näher kamen. Es waren mindestens vier Maschinen. Die Staatsmaschinerie hatte das Ufo entdeckt und sicherte das Gelände. Hajo und das unbekannte weibliche Wesen waren in der kleinen Höhle relativ sicher.

Dieser kleine Krater war von oben her kaum sichtbar und somit war auch die Standardprozedur, vom Luftraum her, mit Hilfe von Wärmebildkameras etwas Brauchbares für die Regierung aufzuspüren, kaum denkbar.

Ganz vorsichtig weckte er die Schlafende. Als sie die Augen öffnete, zeigte er mit seinen Finger nach oben. „Psst!!!! Sie suchen das Gelände ab.“ Sie verstand sofort und richtete sich leise auf. „Danke, danke dass Sie mich gerettet haben. Ich bin Nomi, Vanessa Nomi“, flüsterte sie.

„Angenehm. Van den Bosch, Hajo van den Bosch. Sind Sie ein Mensch? Von welchem Planeten kommen Sie? Haben Sie Hunger? Wieso sprechen Sie meine Sprache“, sprudelte es aus Hajo heraus. Nomi musste lachen und Hajo lachte mit.

„Ich werde Ihnen alles erklären! Und ja, Hunger habe ich!“ Sie streifte ihre Kapuze ab und schüttelte ihr schulterlanges Haar. Hajo saß mit offenem Mund da. „Stimmt etwas nicht Hajo? Ich darf Sie doch Hajo nennen?“ „Doch! Alles bestens. Nur auf unserem Planeten gibt es keine blauen Haare.“ Derweil kamen die Hubschrauber näher, drehten aber genauso schnell wieder ab. Nomi schmunzelte.

„Auf meinem Heimatplaneten reiten wir normalerweise auf grünen und roten Drachen und alle Tiere können lesen und schreiben.“

Hajo brachte seinen Mund vor Staunen nicht mehr zu. „Normalerweise bin ich eine Meerjungfrau, aber für weitere Weltraumflüge bekommen wir andere Unterteile.“

„Eine Meerjungfrau? Ich werde verrückt!“ Hajo war baff und schüttelte fassungslos den Kopf. Nomi konnte Ihre ernste Miene nicht mehr aufrechterhalten und lachte gerade heraus.

„Hajo, ich bin ein Mensch! Genauso wie du.“

„Ja jetzt, wo du ein anderes Unterteil hast“, konterte er.

„Hajo! Das war ein Witz! Keine Meerjungfrau! Keine Drachen! OK? Und die blauen Haare habe ich von meinem Friseur!“

Jetzt war Hajo tatsächlich ein wenig verwirrt.

„Ich komme genauso von der Erde wie du.“

„Dann ist diese Untertasse nicht außerirdisch, sondern von hier.“ Hajo schaute Nomi fragend an.

„Jain.“

„Wie? Ja oder nein?“

„Ich will es dir erklären Hajo. Wie ich bereits erwähnte, komme ich von der Erde, genau wie du. Aber ich komme aus einer anderen Zeit. Ich komme aus der Zukunft. Aus dem Jahre 2196 nach Christus.“

„Ist das jetzt auch wieder ein Witz?“

„Nein! Ich habe dich vorhin nur auf die Schippe genommen, weil du dachtest ich bin ein Alien. Sorry, das war nicht so gemeint. Meine Lage ist ernst genug. Wo befinden wir uns genau?“

„Schon verziehen Vanessa. Ich darf doch?“ „Natürlich, Hajo.“

„Du bist in Südafrika gelandet, im 21.Jahrhundert Aber ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Bei deinem Ufo habe ich eine verbrannte Leiche entdeckt.“

Nomi hielt ihre Hände vors Gesicht und fing zu weinen an. „Der Tote ist bzw. war Commander Torres von der Raumflotte. Nach dem Zeitsprung kollidierten wir mit einem Satelliten und mussten notlanden. Nur seinem Können war es zu verdanken, dass wir von der Umlaufbahn her, auf der Erde landen konnten. Sein Schleudersitz klemmte und er krachte voll mit der Flugscheibe auf die Felsen. Sie explodierte und brach auseinander. Commander Torres hatte keine Chance“, erzählte sie unter Tränen. Während Vanessa Nomi ihrem Retter alles erzählte, bereitete er einen kleinen Imbiss zu.










Zur gleichen Zeit


riegelte das südafrikanische Militär die Absturzstelle ab. Major Colten vom Heeresamt West leitete die Aktion. Der Major betrachtete besorgt die Wrackteile. „Wenn das nicht eine geheime Sache der Amis ist, haben wir ein echtes Problem“, dachte er und runzelte die Stirn.

„Lieutenant Winter! Wo bleibt die Spurensicherung? Und unsere Männer sollen – verdammt noch mal – aufpassen beim Absperren und keine Spuren zerstören!“

„Die Spezialeinheit ist unterwegs und das Absperren erfolgt planmäßig, ohne dass die Spuren in Mitleidenschaft gezogen werden.“

„Und dass mir ja nichts angerührt wird! Wir wissen noch nicht, womit wir es zu tun haben“, legte der Major nach.

„Major Colten! Der LKW mit dem Zelt und der Verpflegung ist soeben eingetroffen“, machte ein Soldat Meldung.

„Wird aber auch Zeit. Oder soll ich mir bei der Hitze das Gehirn verbrutzeln lassen?“










Vanessa Nomi

war in Südafrika gestrandet und befand sich nun in besten Händen. Der Imbiss schmeckte ihr vorzüglich. Eine solche Hausmannskost gab es auf Galileo2 nicht. „Ich muss zur Absturzstelle, die Flugscheibe sprengen“, schreckte sie hoch, „Sie darf nicht in die Hände der Militärs gelangen! Zumindest nicht intakt.“

„Ich glaube, du hast vergessen, dass es dort bereits von Militär nur so wimmelt. Und viel ist eh nicht übrig, zumindest nichts was noch funktioniert.“ Hajo zeigte Vanessa die Fotos und das Video von der Absturzstelle. Damit konnte er sie von ihrem Vorhaben abbringen.

„Ich muss wieder zurück in meine Zeit!“

„Wie willst du das machen, deine Untertasse ist zerstört?“

„Mit dem Aqua-Pulser. Mit dem kann ich zurück.“

„Was zum Teufel ist ein Aqua-Pulser?“

Nomi zeigte auf Ihr Armband. In den folgenden Stunden weihte sie Hajo in die Technik des Aqua-Jumpens ein. Seine Augen wurden immer größer. Wissbegierig sog er alle Informationen wie ein Schwamm auf.










Lieutenant Winter!

Wann kommen die Räumfahrzeuge und wo bleibt der Bergungskran?“ Major Colten wurde zunehmend unruhiger.

„Die brauchen noch eine Weile, Sir! Wir sind, wenn Sie erlauben, am Arsch der Welt!“

„Ja verdammt! Sie haben Recht, Winter!“ Ein paar Minuten später landete ein Hubschrauber innerhalb des abgesperrten Areals.

„Welches Arschloch landet mitten in der Absperrzone, wirbelt Staub auf und vernichtet damit Spuren“, schrie der Major, während er sich eine Zigarre ansteckte.

„Das ist der Hubschrauber mit der Spurensicherung, Sir“, kam die Antwort von Winter blitzartig zurück.

„Ich bin ja mal gespannt welche Blindfische uns geschickt wurden?“ Fünf Spezialisten in Zivil meldeten sich beim Major zum Dienst.

„Major Colten, wir kommen auf direktem Befehl des Vizegenerals Jackson von der South African Navy. Wir, damit meine ich die SAN übernimmt die Spurensuche.“

„Junger Mann, wie heißen Sie“, schaute Colten ihn fragend an. „Miller! Sir! Jan Miller.“

„Warum schickt die Navy ihre Spezialisten und nicht unsere Abteilung?“

„Wir waren in der Nähe, Sir und Schnelligkeit ist hier oberstes Gebot“, antwortete Jan Miller.

„Dann mal los meine Herren! Ich erwarte, dass Sie fertig sind, bis das Räumkommando da ist und die Überreste einpackt.“

Endlich kam Bewegung in das Ganze. Der Major setzte sich vor das Kommandozelt, schlürfte genüsslich seinen Tee und war mit sich zufrieden. Systematisch untersuchten die Spezialisten die Absturzstelle. Wrackteil für Wrackteil wurde bis ins kleinste Detail katalogisiert. Die verkohlte Leiche wurde in einem Leichensack verbracht.

„Miller! Kommen Sie mal her!“, schrie Colten über den Platz. Im Laufschritt folgte dieser der Anweisung. „Miller, sagen Sie mir, ist die Leiche ein Mensch oder ein Alien?“

„Sie ist eindeutig menschlich, aber so eine Flugmaschine habe ich noch nicht gesehen. Ich habe die einzelnen Teile fotografiert und mein Computerprogramm hat sie zusammengesetzt. Schauen Sie Major. Dieses Ding ähnelt den fliegenden Untertassen und Flugscheiben, die in den 1960er Jahren öfters gesichtet wurden. Damals waren Gerüchte im Umlauf, dass die USA, oder die damalige Sowjetunion diese Scheiben bauten.“

„Danke Miller! Weitermachen!“ Der Major sorgte sich. „Wenn das Ding von der Erde stammt, hat irgendeine Macht eine Technologie, die der unseren um Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte voraus ist.“ Seine Überlegung stützte er auf die Radarüberwachung, auf der dieses Ding mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit aufgetaucht war und Flugmanöver absolvierte, die nach dem Stand der Technik unmöglich waren. Zumindest für die Flugzeuge, die er kannte.

Mit lauten Motorengeräuschen kündigten sich am nächsten Morgen sechs große Trucks des Räumungskommandos, samt Bergungskran an. Major Colten bat zur Einsatzbesprechung. Der Lieutenant, Miller von der Spurensicherung und der soeben eingetroffene Leiter der Räumungsfahrzeuge saßen beim Major im Zelt.

„Meine Herren! Wir haben es hier mit einer Wrackbergung der besonderen Art zu tun. Wir wissen noch nicht woher dieses, sagen wir Flugzeugobjekt stammt. Es wurde die höchste Geheimhaltungsstufe ausgerufen. Ich möchte nun wissen, wie weit die Spurensuchung mit ihrer Arbeit ist, damit der Bergungstrupp damit beginnen kann, die bereits untersuchten Teile aufzuladen. Wir gehen folgendermaßen vor: Die Trucks bleiben soweit wie möglich außerhalb der Absperrzone. Nur der Bergungskran begibt sich zu den Wrackteilen, um diese aufzunehmen und sie in die Trucks zu verladen.“ Die Anwesenden nickten. Der Major sah fragend zu Miller hinüber.

„Wie weit sind wir? Sind schon Teile bereit zum Abtransport? Wo kann der Bergungskran ohne eventuelle Spuren zu verwischen fahren?“

„Herr Major! Meine Herren! Das würde ich Ihnen gerne draußen vor Ort zeigen“, entgegnete Jan Miller und ging mit den Herrschaften vor das Zelt. Beim Abschreiten des Areals machte ein Soldat Meldung. „Herr Major, am Absperrzaun sind zirka zwanzig fremde Personen. Sie sind den Trucks gefolgt und wollen wissen was hier los ist.“

„Verdammt, Winter! Sorgen Sie dafür, dass die Zivilisten verschwinden und sagen Sie, dass eine Übungsmaschine abgestürzt ist. Das klingt plausibel.“

Lieutenant Winter klärte die Situation und die Neugierigen stiegen wieder in ihre Fahrzeuge und kehrten um. Nur ein schwarzer Range Rover bewegte sich nicht von der Stelle.

„Startprobleme“, fragte Winter.

„Nein, im Gegenteil. Darf ich mich vorstellen? Spezial Agent Morris und Agent Dohle vom SASS, dem South African Secret Service.“ Ein schwarzgekleidetes Pärchen stieg aus und der Fahrer zeigte dem Lieutenant seinen Dienstausweis. „Bringen Sie uns zu Major Colten!“

„Geheimdienst? Was läuft hier Spezial Agent Morris!?“

Colten betrachtete sorgfältig den Dienstausweis.

„Wir haben die schriftliche Order, das gesamte Absturzareal zu übernehmen.“

„Order? Von wem? Zeigen Sie her!“

Der Major studierte das Papier, schüttelte seinen Kopf und reichte es an Winter weiter. Der Befehl kam von ganz oben und besagte, dass der SASS die Bergung übernimmt und der Major mit seinen Leuten abrücken musste.

„Lieutenant Winter, Sie haben es gelesen. Scully und Mulder übernehmen ab sofort! Lassen Sie uns zusammenpacken. Wir verschwinden!“

Grinsend marschierte Winter an den verdutzten Geheimdienstlern vorbei und gab seine Befehle. Colten rief Miller und den Truppenleiter des Räumungskommandos zu sich. Er übergab das Kommando an Spezial Agent Morris und seiner Kollegin. Sofort begann Morris, seine Befehle zu erteilen.

„Miller, auch Sie werden nicht mehr gebraucht und können abrücken.“

„Sir, bei allem Respekt. Wir sind noch nicht fertig!“

„Jetzt sind Sie fertig. Danke für Ihre Arbeit.“

Fluchend verlies Jan Miller das Zelt. „Und Sie, wie ist Ihr Name?“ „Piers, John Piers. Ich leite den Räum- und Bergungstrupp.“

„Ok Piers. Sie schnappen sich Ihre Männer und laden alles auf und zwar pronto!“

„Jawohl Sir!“

„Sehen Sie Major Colten? So funktioniert das!“

Colten sah Morris nickend an und dachte, „Was bist du nur für ein abgewichster Hund? Mit solchen Typen geht unser Land vollends vor die Hunde.“ Zwei Stunden später holte der Hubschrauber das Miller-Team ab und kurz danach waren auch die Männer von Major Colten abmarschbereit. Der Major schritt mit Winter zum letzten Mal das Gelände ab. „Sagen Sie mal Winter, kommt es nur mir so vor, oder wird hier schnell alles planlos aufgeladen, ohne die Spuren sorgfältig zu sichern?“

„So ist es Major und ehrlich gesagt, das geht uns nichts mehr an.“ „Sie haben Recht Winter. Abmarsch!“ Keinem fiel es bei dieser übereilten Aktion auf, dass auch ein Schleudersitz mit aufgeladen wurde.










Hajo staunte nicht schlecht

über das, was Nomi alles erzählte. Er stellte sich vor wie cool es wäre, ein Aqua Jumper zu sein. „Alte Kulturen studieren, nicht an Hand von Ruinen, sondern direkt in der Zeit wo sie ihre Blüte hatten“, tagträumte er vor sich hin.

„Hajo, ich gehe eine Runde schwimmen. Kommst du mit? Schließlich hast du mein Leben gerettet und ich würde mich sicherer fühlen, dich an meiner Seite zu wissen“, blinzelte Vanessa. Diesem Dackelblick konnte er nichts abschlagen. Noch bevor Hajo antworten konnte, streifte sie ihren Anzug ab und sprang splitternackt vom Felsvorsprung aus ins Wasser. Mit offenem Mund starrte Hajo hinterher.

„Sie sprang tatsächlich nackt in den See. Was für ein Körper!“ Hajos Gedanken waren blockiert.

„Was ist mit dir Hajo? Ich warte! Das Wasser ist herrlich.“

Ohne darüber nachzudenken und wie in Trance entledigte sich Hajo seiner Kleider und sprang ebenfalls ins kühle Nass. Wie zwei Teenager plantschten und blödelten die zwei ausgelassen in dem kleinen Kratersee herum. Wie zufällig berührten sich ihre Finger, ihre Hände und ihre nackten Körper. Zitternd zog Hajo Vanessa an sich. Zärtlich küsste er ihre Ohrläppchen. Dies war der Beginn einer Serie von Küssen, von zart bis leidenschaftlich und Streicheleinheiten, die das Wasser des Sees in Wallung brachte. Die Verschmelzung zweier Liebenden, bis hin zur völligen Ekstase überbrückte die Jahrhunderte. Erschöpft, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, ließen sie nach Stunden voneinander und entspannten sich wie Gott sie schuf am Ufer ihres kleinen Privatsees.

Vanessa räkelte sich auf den Bauch und Hajo streichelte sanft über Ihren Rücken, begleitet von seinen zärtlichen Küssen. „Kannst du nicht hier bleiben? Hier bei mir?“

„Hajo, du weist das ist völlig unmöglich! So gerne ich auch bei dir bleiben möchte.“

„Gibt es einen Mister Nomi in der Zukunft?“

„Nein, den gibt es nicht! Aber ich habe einen Auftrag. Auch wenn der gescheitert ist, bin ich es Commander Torres schuldig.“

„Das verstehe ich. Nur was wird aus uns? Jetzt habe ich die Liebe meines Lebens gefunden und verliere sie gleich wieder!“

„Oh, schau nicht so traurig mein Schatz“, zärtlich strich sie mit Ihren Fingern durch Hajos Haar. „Bei uns in der Zukunft gilt das Motto: Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg!“

„Den gibt es bei uns auch“, kam es mit traurigen Augen von Hajo zurück.










Noch am selben Abend

verließen die sechs Trucks und der Bergungskran, angeführt vom schwarzen Range Rover, die Absturzstelle. Der junge, amtsgeile Spezial Agent Morris war zufrieden. Agent Dohle, die ganz neu in der SASS war, konnte ihre Begeisterung vor ihrem Kollegen nicht verbergen.

„Das war wirklich eine schnelle Aktion.“

„Ja Dohle. Diesen Militärfutzis haben wir gezeigt, wie man rasch und effizient eine geheime Aktion durchführt. Nicht erst mal in aller Ruhe Zelte aufbauen und Tee trinken“, entgegnete Morris stolz. Er zündete sich eine Zigarette an, zog genüsslich daran und sah seine Beförderung bereits bildlich vor sich.

„Diese Blitzaktion bringt mich eine ganze Sprosse höher auf meiner Karriereleiter. Und Sie, werde ich dabei nicht vergessen, Agent Dohle!“

Diese Worte gingen runter wie Öl und Agent Dohle war froh, mit so einem erfahrenen Spezial Agent zusammen arbeiten zu dürfen. Die Trucks donnerten über die Schotterpiste und wirbelten dabei Staub auf, wie eine Herde von Büffeln in der Prärie. Auf der befestigten Hauptstraße rollte der Konvoi westwärts, an Clanwilliam vorbei. Auf der National Route 7 ging es nach Süden, in Richtung Kapstadt. Zirka eine Autostunde südlich von Kapstadt liegt ein Marinestützpunkt der Südafrikanischen Navy, in Simons Town. Simons Town war benannt nach Simon van der Steel, der 1679-1699 Kap Gouverneur in Südafrika war. Bereits 1814 bauten die Engländer Simons Town zu einer Marinebasis aus.

In der Marinewerft des Stützpunktes wurden bereits Vorbereitungen getroffen, um die anrollenden Trucks vor neugierigen Blicken zu schützen.

Vizeadmiral Jackson wartete persönlich auf diese brisante Fracht. Als nach Stunden die Fahrzeuge das Haupttor der Marinebasis passierten, war der Vizeadmiral nicht mehr der einzige, der auf den Konvoy wartete. Eine Delegation, bestehend aus südafrikanischen, britischen und amerikanischen Geheimdienstleuten, wartete ebenfalls mit Jackson.

„Meine Herren! Die Trucks sind sicher angekommen Ich lade Sie in mein Besprechungszimmer, zu einer Tasse Tee ein. In der Zwischenzeit werden die Lastwagen abgeladen und wir können danach zur Besichtigung schreiten.“

Aus der entspannten Teerunde wurde nach ein paar Minuten eine heiße Diskussionsrunde.

„Das Ufo muss umgehend in die USA gebracht werden! Wir haben die besten Spezialisten auf diesem Gebiet“, fing der US-Amerikaner an, wurde aber jäh vom britischen Secret Service ausgebremst. „Das ich nicht lache! Ihr seid doch die größten Pfuscher vor dem Herrn! Mit der Geheimniskrämerei vertuscht ihr doch nur eure Unfähigkeit!“

„Das muss ich mir von Ihnen nicht bieten lassen“, konterte empört der Amerikaner, „Ihr trauert doch bloß eurem alten Empire nach! Doch die Zeiten sind endgültig vorbei!“

„Meine Herren, ich darf doch bitten! Wo bleiben Ihre guten Manieren? Sie sind meine Gäste und ich habe hier das Hausrecht. Wenn Sie sich nicht benehmen können, werde ich Sie der Marinebasis verweisen!“

Das Machtwort des Vizegenerals zeigte Wirkung und das Gespräch wurde sachlicher. So ein Ufo Absturz konnte zu technischen Neuerungen führen und deswegen war auch dieses Wrack bei allen sehr begehrt.

„Ich werde Ihnen einen kurzen Überblick über das geben, was bei uns abgestürzt ist“, fing Vizeadmiral Jackson an, während sein Assistent die Bilder von der Absturzstelle auf die Leinwand projezierte. Die Geheimdienstler waren erstaunt, vor allem über die menschliche Leiche.

Schon allein dieser Punkt lieferte genügend Stoff, für die wildesten Spekulationen in der Runde, bis man sich schließlich gegenseitig beschuldigte, der Erbauer dieses mysteriösen Flugteils zu sein.

„Meine Herren, Sie sehen es ist komplizierter, als es sich am Anfang darstellte. Mal angenommen, dieses Ding ist nicht von uns, sondern von einer anderen Nation. Dann sollten wir zusammen und nicht gegeneinander arbeiten“, warf der Sprecher des Südafrikanischen Geheimdienstes ein. „Die Wrackteile bleiben auf der Marinebasis und Sie, meine Herren können Ihre besten Spezialisten schicken. Gemeinsam wollen wir dieses Ufo studieren und alle Ergebnisse werden den drei anwesenden Nationen zugänglich gemacht. Unter höchster Geheimhaltung, versteht sich!“

„Und was ist mit der Leiche?“, fragte der Brite „Die kann uns am ehesten Aufschluss darüber geben, von wo dieses Ding hergekommen ist.“

„Davon gehe ich ebenfalls aus! Wir haben auf der Basis eine hervorragende Gerichtsmedizin. Zusammen mit den besten Gerichtsmedizinern aus den USA, sowie aus Großbritannien werden wir herausfinden, woher die Leiche stammt“, bestätigte Vizeadmiral Jackson. Die Gruppe sichtete alle Fotos und konnte es nicht erwarten, die Teile und die Leiche in Augenschein zu nehmen. Die Stimmung war nicht mehr so gereizt wie am Anfang. Es wurden Absprachen getroffen, mit denen alle Parteien zufrieden waren. Nach einem kleinen Snack wurde der Vizeadmiral darüber informiert, dass die Trucks bereits entladen wurden und die Wrackteile in den Hallen vier und fünf zur Besichtigung bereit lagen.

„Meine Herren, es ist soweit! Wir können die Wrackteile jetzt persönlich in Augenschein nehmen. Bitte folgen Sie mir!“

Gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg zu den Hallen. „Schauen Sie sich in Ruhe alles genauestens an. Auf Strahlung ist der Fund bereits an der Absturzstelle untersucht worden. Es wurde keine Radioaktivität gemessen.“

Wie Profis, die ihr Leben lang schon mit Ufos zu tun hatten, begutachteten sie die Wrackteile.

„Vizeadmiral Jackson, wo ist der Rest des Ufos“, fragte nach einer Weile der Vertreter der Briten.

„Welcher Rest?“ Der Vizeadmiral verstand den Sinn der Frage nicht und auch die anderen der Gruppe wurden hellhörig.

„Ich dachte, wir sind uns einig, dieses Ufo gemeinsam zu untersuchen? Aber auf den Fotos, die wir im Besprechungsraum sahen, waren mehr Teile zu sehen, als es hier tatsächlich sind!“ „Ja, Sie haben Recht! Ihr Engländer seid doch nicht auf den Kopf gefallen“, fügte der Amerikaner hinzu. „Es waren fünf größere Wrackteile, doch hier sind neben etlichen kleinen Teilen nur vier Große.“

Aufgeregt fingen alle an, die zwei Hallen zu durchsuchen. Jedoch ohne den gewünschten Erfolg.

„Wer war für den Transport zuständig“, brüllte Jackson.

„Spezial Agent Morris“, kam es vom Vertreter des SASS zurück. „Bringen Sie mir diesen Morris! Aber zack zack“, tobte der Vizeadmiral und seine sonst sehr freundlichen Gesichtszüge verschärften sich in diesem Augenblick erheblich.

Spezial Agent Morris stand am Peer und betrachtete die Schiffe der südafrikanischen Navy. Das Wasser hatte etwas Beruhigendes. „Hätte mich der Geheimdienst nicht angeworben, wäre ich zur See gefahren“, dachte er, „Ich würde einen hervorragenden Admiral abgeben.“

„Sind Sie Spezial Agent Morris“, fragte ein Soldat und riss ihn aus seinem Tagtraum. „Ja, der bin ich. Was gibt’s?“

„Der Vizeadmiral Jackson wünscht, Sie in Halle 5 zu sprechen, Sir.“

„Danke, ich komme.“

Auf dem Weg zu Halle 5 überlegte Morris, weshalb man ihn rufen ließ. „Bestimmt verleiht er mir einen Orden, oder er ernennt mich zum Ehrenadmiral.“, grinste er. Seine Stimmung war so gut wie seit langem nicht mehr.

„Herr Admiral, Spezial Agent Morris zur Stelle.“

„Morris, mein Guter. Sie waren doch für den Transport dieser Teile zuständig. Ist das richtig?“ Der Vizeadmiral blieb erstaunlich freundlich und Morris antwortete stolz. „Jawohl, Sir!“

„Hätten Sie die Freundlichkeit und würden für uns die beiden Hallen durchschreiten, um zu sichten, dass alles ordnungsgemäß entladen wurde?“

„Mit Vergnügen Sir“, antwortete der Spezial Agent und schritt zur Tat. Die Anwesenden waren mucksmäuschenstill. Nach ein paar Minuten stand Morris wieder bei der Gruppe.

„Herr Admiral, es ist alles perfekt abgeladen und ausgebreitet. Glückwunsch an Ihre Männer, besser hätte ich es auch nicht gekonnt.“

„Das freut mich Spezial Agent Morris. Ich werde Ihre Glückwünsche weiterleiten. Unser Geheimdienst kann sich glücklich schätzen, Leute wie Sie in ihren Reihen zu haben.“ Morris wurde sichtlich ein paar Zentimeter größer.

„Eines noch Spezial Agent Morris. Wo ist der Rest der Ladung?“ Und zu guter Letzt schrie Vizeadmiral Jackson. „Wo ist der Rest?“

„Welcher Rest? Ich verstehe nicht?“

Der Vizeadmiral wurde noch lauter.

„Es waren fünf große Wrackteile, abgeladen wurden nur vier, Mr. Spezial Agent. Wo ist das fünfte Teil? Ist es vielleicht noch auf einem der Trucks? Wie viele Trucks waren es?“

„Sechs und ein Bergungskran, Sir“, stotterte Morris.

„Verdammt noch mal gehen Sie raus und prüfen Sie es nach!“ Wie ein aufgescheuchtes Huhn rannte Morris nach draußen und die anderen folgten ihm. Auf dem Parkplatz links vom Peer standen fünf Trucks und ein Track mit dem Bergungskran. „Verdammt nochmal! Wo ist der sechste Truck“, schrie Spezial Agent Morris verzweifelt.

Einer der Fahrer war noch an seinem Fahrzeug, doch der wusste auch nicht wo der gesuchte LKW abgeblieben war. Vizeadmiral Jackson fragte sofort am Haupttor nach, ob einer der Trucks das Marinegelände bereits wieder verlassen hatte.

„Sir, alle fünf Trucks und der Bergungskran sind noch auf der Basis.“

„Wiederholen Sie das!“

„Herr Vizeadmiral! Es sind vor zwei Stunden fünf Trucks und ein Bergungskran auf der Basis angekommen. Wir haben alle Fahrzeuge fotografiert und die Kennzeichen, sowie die Personalien dokumentiert. Diese Fahrzeuge befinden sich noch immer auf der Basis.“

„Danke! Gute Arbeit. Weitermachen!“ Nun drehte sich Jackson schreiend zu Spezial Agent Morris.

„Sie Stümper! Sie Blindfisch! Ein Truck ist Ihnen unterwegs abhandengekommen! Einfach getürmt, und Sie haben es nicht einmal bemerkt! Das wird ein Nachspiel geben!“

Am liebsten wäre Morris jetzt im Erdboden versunken. Das war das Ende seiner Karriere und das mit der Marine, hatte sich vermutlich auch erledigt. Der Spezial Agent wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Es konnte sich keiner der Anwesenden erklären, wie und wann der Truck völlig unbemerkt verschwinden konnte. Ein schlechter Beigeschmack blieb jedoch bestehen! Vielleicht hatte die Macht, die diese Untertasse baute, Beweismittel verschwinden lassen. Die sofort eingeleitete Großfahndung verlief erwartungsgemäß im Dunkeln. Der vermisste Truck war wie vom Erdboden verschluckt.










Vanessa

zog Hajo zu sich hin und küsste Ihn zärtlich.

„Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt, Hajo van den Bosch! Und ich glaube nicht, dass unser Zusammentreffen Zufall war. Es gibt gar keine Zufälle, denn es fällt uns nichts zu!“

„Und wenn doch, dann nur vom Himmel, wie du“, lachte Hajo und Vanessa musste mitlachen. „Mein Aqua-Pulser ist erst morgen Mittag einsatzbereit. Doch ich habe noch einen zweiten dabei! Der war für Commander Torres gedacht.“

„Du meinst, dass ich mit dir zusammen in deine Zeit springen kann?“ Hajos Puls schlug schneller. Er war total aufgeregt.

„Nicht so schnell mein geliebter Hajo. Diese Entscheidung ist nicht so einfach. Schließlich muss ich meinem Vorgesetzten erklären, warum ich ausgerechnet dir den Aqua-Pulser überlassen habe.“

„Da wird uns mit Sicherheit etwas einfallen. Hauptsache ich bin bei dir!“

Vanessa schaute Hajo fragend an. „Was ist mit deiner Familie und deinen Freunden? Hast du auch an sie gedacht?“

„Wie kann ich jetzt an etwas anderes denken, als an dich!“ Vanessa wusste ganz genau, was er damit meinte. Auch ihre Gedanken waren nicht bei der Arbeit, Familie oder Freunden. Die Synapsen in ihrem Gehirn spielten total verrückt. Ihre Gedanken kreisten ausschließlich um Hajo van den Bosch. Auch die Schmetterlinge in Ihrem Bauch vermehrten sich rasant. Ihr Herz und Ihr Gefühl waren stärker als Ihr Verstand!

„Wir haben noch ein anderes Problem, Hajo.“

„Noch eins“, fragte Hajo, während er ihr eine kurze Hose, sowie eines seiner Shirts, reichte. „Bekomme ich etwa eine böse Schwiegermutter?“, grinste er ein wenig aufgedreht.

„Nein! Im Ernst. Mein Aqua-Pulser ist morgen Mittag sprungbereit. Der Zweite ist noch nicht aktiviert. Somit können wir gar nicht gemeinsam springen.“

„Und was bedeutet das?“

„Das bedeutet, dass ich dir jetzt erst einmal den Aqua-Pulser anlege, um ihn zu aktivieren. Ok?“

Hajo nickte und streckte Vanessa beide Arme hin. „Bist du Rechts- oder Linkshänder?“

„Rechts.“

„Ok. Dann brauche ich deinen linken Arm. So kannst du den Aqua-Pulser besser bedienen.“ Mit wenigen Handgriffen befestigte Vanessa den Aqua-Pulser an Hajos linkem Handgelenk.

„Fühlt sich gut an und sieht schwerer aus als er ist.“

„Jetzt muss ich ihn noch auf deine persönliche Frequenz einstellen und so sichern, damit nur du ihn benutzen kannst. Bist du bereit Schatz?“ Hajo nickte. Sie drückte ein paar Knöpfe und am Aqua-Pulser leuchtete ein rotes Licht auf. Plötzlich schrie Hajo auf, „Verdammt! Das Ding hat mich gestochen!“

Vanessa lachte laut und erklärte, dass das Ding, wie er es nannte, gerade ein paar Blutstropfen von ihm abgezapft hatte, damit der Aqua-Pulser die genaue Eigenfrequenz feststellen konnte. Hajo war beruhigt und nach zwei Minuten schaltete der Aqua-Pulser auf grün und danach auf Rot. „So, die Eigenfrequenz ist ermittelt und der Aqua-Pulser ist aktiviert.“ Jetzt erklärte Vanessa Hajo noch einmal die Funktionsweise. „In vierundzwanzig Stunden ist der Aqua-Pulser geladen und du kannst das erste Mal springen. Es ist besser, wenn du erst ein paarmal in die Vergangenheit springst und nicht sofort mir hinterher.“

„Das verstehe ich nicht? Warum kann ich nicht gleich zu dir kommen?“

„Weil wir andere Gesetze und Sicherheitsbestimmungen haben und ich erst eine Genehmigung brauche, um dich, zu mir nachholen zu können. Dieses Aqua Jumper-Programm ist streng geheim und nur ein paar wenige wissen davon. Die größte Gefahr besteht darin, dass ein Aqua Jumper diese Technik missbraucht, um sich damit zu bereichern.“ Hajo hörte aufmerksam zu und nickte „Ich könnte mir zum Beispiel Aktien einer unbekannten Firma kaufen, weil ich die Zukunft der Firma bereits kenne und ich bereits in der Vergangenheit weiß, dass diese ein Weltkonzern wird. Mit diesem Wissen würde ich Millionen machen! Über Manipulation im großen Stil in Wirtschaft und Politik möchte ich gar nicht nachdenken.“

Hajo war baff. Vanessa hatte Recht. „Wie alles, hatte auch diese Technik zwei Seiten. Die eine, als Beobachter und Geschichtsschreiber direkt vor Ort sein zu können und Abenteuer zu erleben, die jeder Beschreibung spotten.

Die andere Seite stellt allerdings eine enorme Gefahrenzone dar. Die der eigenen Bereicherung, sowie auch die der Manipulation unserer Zukunft.“

„Hajo, ich vertraue dir! Dieses Vertrauen entspringt aus meiner Liebe und meinen Gefühlen zu dir. Aber bei meinem Chef wird diese Argumentation nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Deswegen ist es von Vorteil, wenn du ein paarmal durch die Zeit springst. Du musst beweisen, dass du ein guter Junge bist und er dir zu einhundert Prozent vertrauen kann und du diese Technik nicht zum eigenen Vorteil nutzt.“

„Ja, das kann er auch! Auf ein Abenteuer habe ich schon große Lust. Aber wie komme ich danach zu dir, oder wie findest du mich?“

„Das ist kein Problem. Jeder aktivierte Aqua-Pulser kann von unserer Zentrale geortet werden. Egal wo du dich befindest und in welcher Zeit. Man bemerkt sofort, wenn sich durch Deine Sprünge gravierende Veränderungen ergeben sollten. Wie zum Beispiel, wenn du Dschingis Khan mit Waffen aus unserer Zeit versorgst. Das würde Asiens Zukunft bis in die Gegenwart verändern.“

„Ok. Dschingis Khan bekommt keine Hilfe von mir“, schmunzelte Hajo, „Aber ich verstehe jetzt was du meinst.“

„Wenn du bewiesen hast, dass du nicht auf deinen eigenen Vorteil aus bist, bekomme ich bestimmt die Genehmigung, zu dir zu springen und dich zu holen.“

Hajo war damit einverstanden. Er würde sich auch kleine rosa Schweinchen auf den Rücken tätowieren lassen, um wieder bei seiner Vanessa sein zu können. „Nun genug fachgesimpelt! Mein schöner Südafrikaner, dein Schatz hat Hunger.“

„Dem kann Abhilfe geschaffen werden.“ Hajo küsste seine Vanessa und entfachte Feuer für das Essen. Mit südafrikanischen Steaks und gebratenen Kartoffeln, die zwar vom allerfeinsten waren, konnte er Vanessas Hunger allerdings nicht ganz stillen. „Den Nachtisch gibt’s im See“, rief sie und sprang ins Wasser. Das ließ sich Hajo nicht zweimal sagen. Mit einem Satz, sprang er hinterher.

Der Nachtisch im See und am Ufer war mehr als reichlich. Die beiden wussten, dass sie bald für eine längere Zeit getrennt sein werden. Hajo genoss jeden einzelnen Kuss von Vanessa. Sie küsste ihn von den Zehen bis hinauf zu seinen Augen. Und sie ließ keine Stelle aus. Pure Erotik lag in der Luft, sodass es rundherum knisterte! Auch Hajos Lippen begannen gezielt über Vanessas Körper zu gleiten. Sie waren wie elektrisiert. Die Beiden fühlten sich wie zwei Farben, Hajo war die rote und Vanessa war die blaue Farbe. Und sie mischten sich zu lila! Immer und immer wieder. Es war, als wären sie zwei Eintagsfliegen, die sich liebten als gäbe es keinen Morgen mehr. Die Sonne war schon lange untergegangen, als sie eng aneinander gekuschelt einschliefen.

Der nächste Tag begann, wie der Abend zuvor endete. Wild und animalisch war ihr Liebesspiel, im Bewusstsein, dass diese Erinnerungen für eine Weile alles waren, was sie voneinander hatten. Erschöpft, aber glücklich machte Hajo seiner Sternenfrau Frühstück. Die Stunden rannten dahin und für die Liebenden kam der Moment, den letzten Kuss zu spüren. Vanessa legte ihre Uniform an und verstaute die kurze Hose und das Shirt von Hajo in ihrem Rucksack. „Damit ich nachts einschlafen kann.“

Sie erklärte Hajo noch einmal die Funktion seines Aqua-Pulsers und zeigte ihm erneut, wie er die Frequenz für seinen Rücksprung startet und wie er eine andere Frequenz programmieren konnte. „Mein Schatz, ich habe eine Überraschung für dich.“ Hajo war ganz Ohr „In Speicher Nummer Eins habe ich eine Frequenz einprogrammiert, in eine Zeit, die dich bestimmt interessiert.“

„In welche? Sag schon“, bettelte Hajo.

„Das ist eine Überraschung. Nur so viel, ich war selber schon dort.“ Vanessa lächelte, es war ein Lächeln voller Liebe und Sehnsucht. Sie fielen sich um den Hals und küssten sich innig zum Abschied. Vanessas Aqua-Pulser sprang auf Grün. Mit „Ich liebe Dich“ auf Ihren Lippen, betätigte sie den Startknopf. Ein kurzes Rauschen und Vanessa war nicht mehr da.

Hajo starrte genau dorthin, wo Vanessa gerade eben noch gestanden hatte. Da war nichts mehr.

Er setzte sich traurig nieder. Immer noch hatte er ihren Duft in seiner Nase. Er schaute auf seinen linken Unterarm „Du bist die Fahrkarte zu meiner Sternenfrau!“

Noch leuchtete sein Aqua-Pulser rot. Doch ab jetzt lief die Zeit für ihn. Während Hajo so dasaß, überlegte er, ob er noch auf Onkel Freddy warten sollte. „Ach was soll`s. Wofür habe ich den Aqua-Pulser. Ich springe einfach wieder zurück. Hierher und in die Gegenwart, und keiner wird mit bekommen, dass ich weg war. Genauso mach ich das“, beschloss er. Hajo relaxte noch eine Weile und genoss die Erinnerungen an seine große Liebe. Er bereitete sich einen kleinen Snack und öffnete den Rucksack, um das Besteck herauszuholen. Als Hajo hineingriff, hatte er plötzlich ein Höschen in der Hand. Es war das von Vanessa. Mit rotem Lippenstift stand darauf geschrieben: „In ewiger Liebe, deine Vanessa“. Freudentränen kullerten seine Wangen hinab. „Jetzt habe ich einen Glücksbringer, der auf mich aufpasst!“










Das große Anwesen

mit seinem alten Baumbestand, am Fuße des Helderberges mit Blick auf Somerset West, war ein ausgesprochenes Juwel mit riesigem Weingut. Somerset West, das bei Kapstadt liegt, wurde 1819 nach dem britischen Lord Charles Somerset benannt. Den Zusatz West bekam es später, um nicht mit Somerset East, im Osten von Südafrika, verwechselt zu werden.

Seit Stunden fuhren Autos vor und auch für Außenstehende war ersichtlich, dass die Besitzer des Weingutes ein Fest oder Bankett geben. Die alte Villa, geschützt durch die Parkanlage mit den über dreihundert Jahre alten Kampferbäumen, war ein Idyll. Wachpersonal mit Schäferhunden, patrollierten rund um das Anwesen und sorgten dafür, dass die Gäste unter sich blieben und nicht gestört wurden. Nach und nach wurde die Gästeliste komplett. Die zirka vierzig Gäste versammelten sich in der großen Bibliothek. Nachdem alle mit Getränken versorgt waren, wurden sie von ihrem Gastgeber, dem Industriemagnaten Peterson freundlich empfangen.

„Meine Brüder, ich begrüße euch heute zu unserem alljährlichen Treffen.“ Die Anwesenden klatschten begeistert. „Bevor wir zur Tagesordnung übergehen, bitte ich euch aufzustehen, und gemeinsam mit mir, unseren Schwur zu erneuern!“

Die Gäste standen auf und Peterson fuhr fort:

„Sprecht mir bitte nach! Wir, die Bruderschaft vom weißen Kap, schwören bei allem was uns heilig ist, alles Erforderliche zu tun, um die rechtmäßige Herrschaft der Buren in unserem Lande wieder herzustellen!“

Wie in einem choralen Kirchengebet erneuerten alle laut ihren Schwur. „Verrat an unserer heiligen Sache wird mit dem Tode bestraft! Gott vergibt, die Bruderschaft nicht!“

Diese Worte brannten sich in das Gedächtnis der Mitglieder und jeder wusste, dass dies keine Floskel war.

„Brüder, gibt es irgendwelche Wünsche oder Anträge, die wir noch auf die Tagesordnung aufnehmen müssen?“

Bis auf ein paar unwesentliche Kleinigkeiten kam nichts mehr auf die vorhandene Liste. Die anwesenden Mitglieder der Bruderschaft vom weißen Kap waren aus den Familien der weißen Elite Südafrikas. Industrielle, Weinbarone, Minenbesitzer usw. Die reichsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des Landes. In Zeiten der Apartheid waren diese Familien die heimlichen Herrscher von Südafrika. Die Politiker, die an der Macht waren, wurden von ihnen kontrolliert.

„Meine Brüder, das Ende der Apartheid kam zu schnell, weil einige Politiker ausscherten und plötzlich schwarze Gefühle bekamen. Die Bemühungen, das Ruder wieder herumzureisen, sind beschwerlich und funktionieren nur aus dem Untergrund und überpolitisch. Denn Geld regiert die Welt und nicht die Kaffer“, wie die Bruderschaft die Schwarzen nennt. Peterson arbeitete Punkt für Punkt der Tagesordnung ab. „Brüder, der Aidsvirus ist für unsere Ziele zu spät gekommen. Zwar werden die Kaffer dadurch nicht mehr, aber die Dezimierung durch diese Seuche dauert viel zu lange, um uns legal wieder an die Macht zu bringen. Wir kontrollieren nach wie vor zum größten Teil die Wirtschaft des Landes, aber den Kaffern ist nicht zu trauen! Stichwort Enteignungen durch die Schwarzen in Simbabwe. Wir müssen alles unternehmen, um dies zu unterbinden!“

Die Mitglieder der Bruderschaft sprangen auf und applaudierten minutenlang.

„Die Welt hat überhaupt keine Ahnung, was hier los ist! Mord und Totschlag ist an der Tagesordnung, seit Schwarze unser Land regieren! Wir haben eine der höchsten Vergewaltigungsraten weltweit, und die Regierung schaut tatenlos zu. Mit privater Security müssen wir unser Hab und Gut schützen! Das muss ein Ende haben!“ Alle stimmten lauthals zu.

„Meine Brüder, unser Netzwerk ist so engmaschig, dass uns absolut nichts, was in diesem Lande geschieht, verborgen bleibt! Das sage ich euch zur Einleitung unseres Hauptpunktes. Unserem Netzwerk ist es zu verdanken, dass wir den wahrscheinlich größten Cup seit unserem Bestehen landen konnten!“

Ein Raunen ging durch den Saal, und die Neugier war den Brüdern förmlich ins Gesicht geschrieben. Peterson machte eine Handbewegung und augenblicklich war Ruhe. Man hätte den Flügelschlag einer Fliege hören können.

„Vor kurzem stürzte in den Zederbergen ein unbekanntes Flugobjekt ab.“

Schlagartig ging das Geschnatter wieder los, und Peterson musste erneut um Ruhe bitten. „Dieses Ufo ist beim Absturz in verschiedene Teile zerbrochen. Das Militär und der Geheimdienst verhängten sofort eine absolute Nachrichtensperre.

Das militärische Räumungskommando hatte daraufhin sechs Trucks für den Abtransport geschickt. Unser Glück war es, dass einer der Fahrer zu unserem Netzwerk gehört. Beim Abtransport der Wrackteile ist es ihm gelungen, mitsamt seiner Fracht zu entwischen. Ihr könnt euch vorstellen, wie begeistert das Militär war, als sie merkten das ein Truck verschwunden ist.“

Die Zuhörer brachen in Gelächter aus und lauschten sogleich weiter den Worten ihres Großmeisters.

„Ein glücklicher Zufall ist, dass dieses Teil, welches auf dem entwendeten Laster war, für uns von enormer Wichtigkeit ist! Unser Labor hat die Fracht untersucht und Erstaunliches zu Tage gefördert. Durch eine Art von Blackbox, die wir in einem der Teile fanden, stellten unsere Techniker fest, dass dieses Ufo nicht außerirdisch ist.“

„Von den Amis, oder den Russen“, fragte erstaunt einer der Gäste. „Das wissen wir noch nicht, aber eines können wir bereits sagen! Das Objekt stammt zwar von der Erde. Aber es kam aus der Zukunft zu uns.“

Das war das Stichwort. Sofort entbrannte eine heiße Diskussion. Peterson ließ seine Gäste gewähren. Nach zehn Minuten flachte der Geräuschpegel ab, so konnte er fortfahren.

„Meine Brüder, Zeitreisen sind jetzt bewiesenermaßen Realität! Unsere besten Forscher und Techniker arbeiten Tag und Nacht daran, unsere Beute so auszuschlachten, dass wir in kürzester Zeit in der Lage sind, einen Zeitsprung in das Jahr 1943/44 zu unternehmen. Um dort Vorkehrungen zu treffen, damit es eine schwarze Machtübernahme mit Nelson Mandela nicht geben wird!“ Jetzt stand die Feierlaune im Vordergrund, gepaart mit rassistischen Jubelsprüchen.

Nachdem die Bruderschaft gemeinsam auf den Erfolg dieser Mission getrunken hatte, ging Peterson noch ins Detail. „Wir werden für diese heilige Mission nur einen Versuch haben! Deswegen muss alles genau geplant werden. Mit dem heutigen Wissen werden wir nicht nur politisch unser Land für immer in unserem Sinne prägen, sondern auch unsere Familien zu den reichsten und einflussreichsten der Welt machen! Es lebe die Bruderschaft!“

„Es lebe die Bruderschaft!“








Zeithüter

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