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Katholische Bevölkerung im Heiligen Land in Zahlen
ОглавлениеEs bleibt schwierig, statistisch zuverlässiges Material über den christlichen Bevölkerungsanteil im Heiligen Land zu erhalten. Insbesondere die Zahlen des Übergangs von der Mandatszeit zur Gründung des Staates Israel sind zum großen Teil widersprüchlich. Immerhin hatte die britische Regierung 1922 und 1931 Volkszählungen durchführen lassen. Diese zeigen einen Bevölkerungsanteil zwischen 9,5 Prozent Christen (1922) und 8,8 Prozent (1931) an (Muslime: 78,3 Prozent bzw. 73,3 Prozent; Juden 11,1 Prozent bzw. 16,9 Prozent). Zum Zeitpunkt der Staatsgründung werden 145.000 Christen (7,6 Prozent) angegeben, von denen 34.000 im neuen Staat Israel blieben, 60.000 zu Flüchtlingen wurden und rund 51.000 Bewohner der Westbank und des Gazastreifens wurden. Eine konfessionelle Differenzierung liegt nicht vor.1
Auch in der aktuellen Bevölkerungsstatistik widersprechen sich die Zahlen. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hat 2001 in Absprache mit den anderen christlichen Konfessionen versucht, aktuelle Zahlen zu präsentieren. Diese korrelieren weitgehend mit den Forschungen von Michael Prior und William Taylor, die vor allem von Bernard Sabella aufgegriffen wurden.2 Von den 7,1 Mio. Einwohnern Israels sind knapp 1,9 Prozent Christen, was ca. 119.000 Menschen ausmacht, die sich wie folgt aufteilen:
Griechisch-katholische: | 60.000 |
Orthodoxe: | 35.000 |
Lateiner: | 12.000 |
Maroniten: | 9.000 |
Protestanten: | 3.000 |
Der christliche Bevölkerungsanteil in den palästinensischen Autonomiegebieten liegt bei 2 Prozent (= ca. 47.500 Christen; Sabella beziffert den Anteil auf 1,4 Prozent und geht von einer höheren Bevölkerungszahl aus):
Griechisch-orthodoxe: | 24.000 |
Lateiner: | 16.000 |
Griechisch-katholische: | 3.000 |
Protestanten: | 2.100 |
Syrer und Armenier: | 1.400 |
Kopten, Äthiopier, Maroniten: | 1.000 |
Ein besonderes Problem hinsichtlich der Statistiken bildet Jerusalem. Eine israelische Studie kommt zu dem Schluss, dass 1944 29.350 Christen in Jerusalem gelebt haben, heute sind es nach vorsichtigen Schätzungen 11.500 Christen, und bereits vor dem Sechstagekrieg waren es nur noch 14.000 Christen.3 Die Konfessionen teilen sich heute in Jerusalem wie folgt auf:
Lateiner: | 4.000 |
Griechisch-katholische und weitere katholische Konfessionen: | 3.400 |
Griechisch-orthodoxe: | 3.400 |
Protestanten: | 700 |
Sonstige: | k. A. |
Insgesamt leben also westlich des Jordans knapp 178.000 Christen, wobei die lokale Verteilung höchst unterschiedlich ist. Bleibt Betlehem mit 50.000 Einwohnern und 11.000 Christen eine Stadt, in der die christliche Präsenz spürbar ist, so sind die 1.000 Christen in Gaza mit über 1 Mio. Einwohnern eine verschwindend geringe Minderheit, die kaum das öffentliche Leben prägt. In dieser Statistik sind die enormen Migrationsströme von Christen aus Afrika bzw. christlichen Gastarbeitern aus Asien noch nicht eingerechnet, da konkrete Zahlen dieses seit 2010 besonders intensiven Phänomens bisher nicht erhoben wurden. Allein aus den Philippinen gibt es schätzungsweise rund 35.000 katholische Migranten in Israel. Von rund 53.000 Asylsuchenden aus Afrika sind vermutlich rund 40.000 Christen.
Während die Lateiner (seit 1847) und griechisch-katholischen Christen (bereits 1752 wurde zunächst eine Erzdiözese in Nazaret eingerichtet, zwanzig Jahre später wurden die Jerusalemer griechisch-katholischen Christen dem Patriarchen von Antiochia unterstellt) unter den katholischen Bekenntnissen führend sind – auf beide wird noch in einem späteren Kapitel eingegangen –, bilden die anderen eine nominell meistens kleine Minderheit. Die syrisch-katholische Kirche, seit 1663 mit Rom in voller Gemeinschaft, unterhält eine eigene Jurisdiktion in Jerusalem erst seit 1980. Die armenisch-katholische Kirche, die sich 1741 von ihrer Mutterkirche trennte, hat seit 1842 einen Patriarchalvikar in Jerusalem. Das maronitische Vikariat wurde 1895 eingesetzt. Das Gesamt der katholischen Konfessionen wird in der „Assemblée d’Ordinaires catholiques de Terre Sainte“ („Konferenz der katholischen Ordinarien im Heiligen Land“) koordiniert, deren Statuten 1991 verabschiedet wurden. Diese wiederum gehört zur „Conférence des éveques latins dans les regions arabes“ (CELRA), die während des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründet und 1967 von der Ostkirchenkongregation mit einem eigenen Statut ausgestattet wurde. Auf ökumenischer Ebene erfolgte Anfang der Siebzigerjahre die Gründung des „Middle East Council of Churches“ (MECC), dem 1990 auch die katholischen Bekenntnisse beitraten.