Читать книгу Solange sie schlief - Matthias Rathmer - Страница 6

3 Das einzige, das Frauen niemals werden
manipulieren können, ist der Augenblick.

Оглавление

Bedrückender, als in der Liebe von den Menschen enttäuscht zu werden, war der grundsätzliche Zweifel an diesem Gefühl. Seit Wochen kam es mir so vor, dass ich meinen eigenen Willen nicht mehr kannte. Alle Zumutungen und Enttäuschungen wogen einfach zu schwer, als dass Seele sie unbeschadet ertragen hatte. Die Herausforderung war groß und bedeutete Auseinandersetzung statt Flucht zu suchen, im Unglück Klarheit über sich selbst zu gewinnen. Wie war es möglich, dass ich der einst so starken Gefühle zu Eve müde und bisweilen sogar überdrüssig geworden war? Hatte ich Liebesgefühle zu oft schon entwickelt? Wer gab Liebe und wer nahm sie wieder?

„Ich entscheide mich jeden Tag neu für dich,” hörte ich Eve in meinen Gedanken sagen, als wir über das Wesen und die Endlichkeit von Liebe gesprochen hatten. „Heute möchte ich gerne allein bleiben. Aber mach’ dir keine Sorgen! Ich komme wieder.“

Während sie für sich geblieben war, hatte ich mich zum wiederholten Male für andere Frauen entschieden. Zunächst in meinen Gedanken, später im Vollzug. Meine Konzentration rang mit meiner Zerrissenheit. Was auch immer es war, das mich mit Eve noch verband, ich hatte zweifelsfrei ihre Interessen missachtet. Ich war ihr nicht treu, ich war unanständig. Ich hatte meine Redlichkeit verloren. Dabei. Es gab eine Prägung von Gelöbnis, von der ich wusste, wie dienlich sie war, die Öde von Liebesgewohnheiten zu überwinden. Loyalität. Sie war die Anteilnahme der Seele jenseits jeder Emotion, um den Zufall von Begegnungen und damit von Gefühlen in eine Notwendigkeit zu verwandeln. Mehr als Wohlgefallen, Begierde und Geborgenheit, die allesamt vergänglich waren, trug einen diese besondere Befähigung von Ergebenheit, vor dem anderen nicht davonzulaufen, was die Voraussetzung beinhaltete sich selbst zu ertragen. Ich aber lief davon, vor Eve und zuallererst vor mir selbst.

Mein schlechtes Gewissen verursachte mir eine innere Unruhe, denn daneben bestimmte mich der Gedanke, dass Ehre das einzige Geschenk war, das sich ein Mann selbst geben konnte.

Es war an der Zeit konsequent zu werden.

„Störe ich dich?“ Ich vernahm ihre abschlägige Antwort und teilte ihr unverzüglich den Grund meines Anrufes mit. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ Ich war abseits auf die Veranda des Fitnesstempels getreten um ungestörter zu sein.

„Nein, du störst nicht. Hast du noch nie getan.“ Julia war hörbar überrascht. Sie saß noch im Büro. „Für was möchtest du dich denn entschuldigen?“ wollte sie wissen.

Ich bildete mir ein, einen Unterton in ihrer Stimme vernommen zu haben, der darauf schließen ließ, mich in freudiger Erwartung an ihrem Arbeitsplatz zu empfangen, weil sie, wie sie mir gestanden hatte, diese Form der intimen Begegnung gerne einmal erleben wollte.

„Für mein Benehmen.“ Mit bedingungsloser Offenheit schilderte ich ihr meine Verfassung. Ich gestand ihr, wie sehr ich sie zu etwas degradiert hatte, dass ihrer nicht würdig war, wie unterschiedlich meine wahrhaftigen Gedanken über sie und der Umgang mit ihr waren, wie sehr mich die Scham bedrückte, sie für meinen chaotischen Gefühlszustand missbraucht zu haben, wie sehr ich mit ihr war, dass ich ihr kein authentischer und aufmerksamer Mann gewesen war.

Julia hatte aufmerksam zugehört. Sie schwieg.

„Bist du noch da?“ fragte ich sie zaghaft und befürchtete die mir bekannte Kette weiblicher Emotionsregungen, die mit einem Wutausbruch und allerlei Beschimpfungen begann und doch meistens in Tränen endete.

„Ich bin noch da,” antwortete sie. „Aber ehrlich gesagt...“ Sie zögerte für ein paar Augenblicke in ihrem Redefluss. „Seien wir ehrlich. Der Sex mit dir war ganz ok. Aber auch nicht so umwerfend, dass ich auf der Stelle heulen muss.“

Nun schwieg ich. Da war sie wieder, diese unerträgliche Maske. Nach außen gab sich dieses Weib gewandt und selbstbewusst. Im Bett war sie langweilig.

„Bist du jetzt noch da?“

„Ich bin noch da.“

„Ach, Mat! Was ist denn los mit dir?“ sprach sie nahezu mütterlich und ich stellte mir ihre vorgetäuschte Gelassenheit vor, mit dem sie ihren Ausruf versah. „Du kannst ja richtig niedlich sein. Und so fürsorglich. Wusste ich gar nicht. Aber glaubst du wirklich, dass du der einzige Mann in meinem Leben bist?“

Ich haderte für einen Moment. „Ich war es, Julia! Und nun wünsche ich dir ein langes und sinnerfülltes Dasein. Tu’ dir einfach nicht weiter weh! Und vor allem nicht Leid!“

„Mach’ dir keine Sorgen! Ich kann schweigen,” hörte ich sie noch sagen, bevor ich das Gespräch brüskiert beendet hatte und mich über meine Naivität zu ärgern begann.

Was für eine Zicke, wetterte ich leise. Der Absprung mit der Ermahnung nach Einsicht, wie verlogen die Frauen so oder so sein konnten, war gemacht. Die ersten Momente des Schauderns waren überstanden. Kopfüber war stets eine Überwindung, denn die Vorabendsonne schaffte es nicht mehr, das Wasser auf eine angenehme Temperatur zu bringen. War die erste Bahn geschafft, hatte man sich ebenfalls an die Unruhe im Nass gewöhnt.

Im Schwimmen lag für mich in der Regel ein meditatives Element. Ich zählte Kacheln und vergaß die Welt außerhalb des Beckens. An diesem Tag aber wurde ich meine Unruhe selbst hier nicht los. Ständig kreuzten außerdem Kinder oder Senioren meine Armschläge. Dann und wann sah ich auf einen wohlgeformten Frauenkörper, den ich nach jeder zweiten Bahn überholte. Die Kleine übte sich im Brustschwimmen. Mit jeder Beinschere spreizte sie ihre süßen Pohälften reichlich undamenhaft. Ich fragte mich, warum die Reize von Frauen zu unterschiedlichen Zeiten so unterschiedlich auf mich wirkten. Es gab Tage, da wäre ich aus dem Becken gestiegen um auf diese Frau zu warten, sie anzusprechen, um sie kennen zu lernen, um sie erobern zu wollen. Und es gab Tage wie diesen, an denen ich die gleichen Reize ziehen lassen konnte, weil mir jedes Wort für die Umsetzung dieser Absichten zu schwer fiel. Ich gab den Versuch meiner Abkühlung auf, trocknete mich im Gras, verfolgte den Untergang der Abendsonne und nahm wieder auf der Terrasse Platz. Unverzüglich kehrten Konfusionen zurück. Ich versuchte, mich mit meinen Gedanken zurück in die Nähe zu Eve zu bringen.

„Schön, wenn man die Frau fürs Leben gefunden hat, besser, wenn man ein paar mehr kennt,” erinnerte ich mich an meine Antwort und suchte nach einem Grund, warum ich gerade an diesen Vorfall denken musste.

Er hatte schallend gelacht. Viele Jahre waren vergangen, nach den Dreharbeiten zu einem Fernsehmehrteiler, an dem ich als Regieassistent mitgewirkt hatte. Der Regisseur, ein Meister des Erzählens, republikbekannt, mit Starallüren und ein Frauennehmer erster Güte, hatte mich in einer Drehpause zu einer kirchlichen Hochzeitsszene gefragt, was ich von der Ehe hielt.

„Ich verstehe auch nicht, warum die meisten Frauen in Weiß heiraten wollen,” plapperte ich munter weiter. „Für jeden Beischlaf vor der Ehe gehört ihnen ein schwarzer Fleck auf ihr hübsches, weißes Kleid gemalt. Aber dann könnten ja alle gleich in Schwarz heiraten.“ Wieder erntete ich kräftige Lacher.

„Mat! Kennen Sie eine Frau, die in der Vergangenheit etwas Großes geschaffen hat?“ hatte dieser Regisseur nach einer Weile allgemeinen Geschwafels wissen wollen.

Ich erinnerte mich genau an seinen Gesichtsausdruck, an seinen stechenden Blick, der einem Priester des Jüngsten Gerichts zu gehören schien und befürchtete einen dieser Augenblicke, in denen er, cholerisch, eitel und despotisch wie er war, zu einer Attacke ansetzen würde, um vor versammelter Mannschaft den Glanz zurück auf sich zu ziehen. Gehörig verblüfft stutzte ich. Hatte er seine Frage ernst gemeint? Wollte er mich vorführen?

„Hören Sie! Ich meine etwas wirklich Großes. Ein Bild gemalt. Eine Oper geschrieben. Einen Dom gebaut. Oder ein Buch von Rang geschrieben. Etwas wirklich Großes.“ Seine Augen hatten sich zu einem brennend spitzen Anblick verkleinert, seine Pupillen kreisten nicht eine Nuance. Er hatte seine Frage ernst gemeint.

Ich sah ihm an, wie intensiv er sich in seinem Leben mit der Antwort beschäftigt hatte. Sofort kreisten ein paar Gesichter durch mein Hirn. Ich dachte an unsere Kanzlerin, an Anne Frank, an Jeanne d’Arc, an die Callas, an Artemisia, an die Kahlo, doch diese Damen konnte er nicht wirklich meinen.

„Ist doch eigenartig, oder? Kennen Sie nun eine oder kennen Sie keine?“

Immer noch schwieg ich, wie alle anderen am Tisch.

„Wie auch sollten Sie eine kennen?“ antwortete er schließlich in seiner selbstgerechten Art. „Es gibt sie nicht. Es waren und es sind immer Männer, die etwas Großes geschaffen haben oder schaffen. Oder kennen Sie doch eine?“ fragte er mich ein letztes Mal provozierend und lächelte in die Tischrunde.

„Ja! Ihre Mutter!“ antwortete ich und ergänzte. „Vielleicht!“

Wieder lachten alle lauthals, bis auf einen, der mich mit Eiseskälte abzustrafen begann und mit dem ich fortan noch mehr Probleme bekommen sollte, als ich mit ihm ohnehin schon hatte.

Manchmal wunderte ich mich selbst über das, was meine Hirnwindungen herausbrachten, über die Auslöser, die mich erinnern ließen. Ich hatte mich gefragt, warum Männer Frauen brauchten, warum ich Eve brauchte. Brauchte ich Liebe und Geborgenheit um mich komplett zu fühlen? Frauen schenkten Leben, fiel mir als weitere, mögliche Antwort neben meiner Gedächtniskraft als Zurechtstutzer vermeintlich großer Herren ein. Taten sie das, waren sie etwas Besonderes, etwas Heiliges. Bis sie aber so weit waren ihrer Natur nachzukommen, und in Zeiten wie diesen war diese Bestimmung schon lange nicht mehr selbstverständlich, waren sie viel zu oft zu unausstehlich. Und waren sie Mutter geworden, war keineswegs ausgeschlossen, dass sie es nicht wieder wurden.

Ich brauchte nicht lange um an die Formen zu denken, von denen ich schon immer angenommen hatte, dass sie grundsätzlich zu viel Platz in meinem Leben beanspruchten, ich mich aber dagegen nie ernsthaft gewehrt hatte. Ich war bei Sabrina, der Frau, die mir allein mit ihrer wohlgeratenen Weiblichkeit dermaßen den Kopf verdreht hatte, dass ich sie am liebsten angerufen hätte, um mich gleich hier mit ihr zu verabreden und das zu erkunden, was ich noch nicht von ihr wusste. Doch statt mich darauf zu freuen, was mich, wann auch immer, erwartete, haderte ich, je länger ich über sie nachdachte.

Sabrina war, so wie ich sie bislang gesehen hatte, keine Ausnahme wert. Das Ziel stand unausweichlich fest. Es ging mir einzig darum, diese Frau zu erlegen. Es ging um den Zahlenstrich auf meiner Flinte, es ging um den Kopf für meine Trophäensammlung. Um nichts mehr ging es. Es ging mir darum, eine schöne Frau zu erobern, die möglicherweise auch noch dominant im Bett war. Es ging mir darum, einen Trost als angemessenen Ersatz für die Frau zu finden, die dabei war sich von mir zu trennen. Ich wollte mich in zeitgemäßer und allseits ausgelebter Qualität neu verlieben, um der alten Liebe und ihrer reichlich antiquierten Enge zu entkommen.

Das Resultat meiner Überlegungen war bitter. Rang ich mit diesem großen Gefühl, und zu diesem Zeitpunkt rätselte ich gewaltig über meinen emotionalen Zustand, verachtete ich im Grunde die Frauen. Einzig eine schöne Frau wie Sabrina war mir genehm. Je mehr Makel eine Frau besaß desto weniger Wertschätzung, desto weniger Respekt, desto weniger Vorsicht, desto weniger Scham. Und je weniger von alledem desto ordinärer, subtiler und wilder waren die intimen Momente mit ihnen, austauschbar, verachtend und mitunter doch so erfüllend. Julia war der letzte Beweis dafür gewesen. Ich brauchte Frauen wie Sabrina, die mich vor dem völligen Absturz bewahrten, regelmäßig auf fremden Körpern zu übernachten. Ich brauchte sie als Bremse für meine Triebhaftigkeit.

Maria arbeitete an diesem Abend als Kellnerin auf der Terrasse. Sie war Polin. Sie hatte ein hübsches Gesicht, kleine Brüste, ein unvorteilhaftes Hinterteil und Stummelbeinchen. Verlorene Blicke auf sie brachten mich in die Zeiten zurück, bevor ich mit Eve zusammengekommen war.

Ich erinnerte mich an eine Nacht mit Ewa, einer Landsfrau von ihr und Fotografin. Wir landeten vor Jahren auf ihrer Ledercouch, nachdem sie Champagner und Häppchen gereicht hatte. Von einer Bekannten wusste ich, dass ihre Brüste gemacht waren. Das allein war der Reiz gewesen, zu erfahren nämlich, ob der Arzt seinen Job ordentlich erledigt hatte oder nicht. Er hatte.

Die Flut von Begegnungen und Bildern in meiner Gedankenwelt, die einen ähnlich sinnentleerten Umgang mit dem anderen Geschlecht enttarnten, war nicht mehr zu stoppen. Ein Schwergewicht von Frau stampfte vor meiner Nase die Terrasse entlang. Für übergewichtige Menschen hatte ich wenig Verständnis. Dicke Weiber erzeugten in mir so wenig Begierde. Sie erinnerte mich an eine andere Frau, die ich vor Jahren in einer Bar getroffen hatte. Wir unterhielten uns und tranken reichlich.

„Du kannst mit zu mir, aber nur, wenn du dich auch um meine Freundin kümmerst,” meinte sie nach der letzten Runde Tequila. „Uns gibt es nur im Doppelpack.“

Ihre unästhetisch dralle und ungepflegte Freundin mit einer dicken Warze auf der Wange saß zwei Tische weiter und grinste wie ein Honigkuchenpferd herüber. Sie spielte mit einem alten Mann Backgammon.

„Also was? Kommst du?“ wollte sie tatsächlich wissen.

„Nee, ich gehe jetzt!“ Als ich die Bar verlassen hatte, stürzte sie mir nach und beschimpfte mich aufs Übelste.

Ein anderes Mal feierte ich Karneval, was hoch oben im Norden der Republik grundsätzlich schon schief gehen musste. Ich traf eine Frau und nahm sie mit zu mir. Schon auf dem Weg nach Hause lag sie mit blankem Hintern auf einer vereisten Motorhaube. Am Morgen stieg sie in ein Taxi um zur Arbeit zu fahren. Wochenlang hing nach unserem mäßigen Akt eine Art Fahndungsschreiben an der Tür der Kneipe, in der ich den Narren gegeben hatte. Ich, eine aufregende Nachtgestaltung, sollte mich unbedingt melden. Sie hatte vergessen, wo ich wohnte, wer ich war und wie ich hieß. Während ich gedacht hatte, die Dame würde sich schon wieder beruhigen, hingen noch ein halbes Jahr später weitere Suchblätter an den Laternenpfosten der Straße. Sie suchte nach mir wie andere nach einem entlaufenen Kater.

In einem Bilderrausch schlugen unaufhörlich weitere peinliche bis dämliche Begebenheiten vor meinen Augen ein. Eine Halbtürkin knatterte mir einst als rassige Motorradbraut entgegen. Ich drehte um und fuhr ihr nach. Ich legte einen Zettel mit meinem Namen und meiner Telefonnummer auf ihren Sitz. Sie rief an. Wir trafen uns, gingen essen, tranken reichlich und taten es auf ihrer Maschine, die sie stets mit in ihre Erdgeschosswohnung nahm. Als die Karre in einer der folgenden Nächte zu Boden fiel und ich mir einer Alleinschuld so wenig bewusst war, hetzte sie mir ihren Papa, einen Rechtsanwalt, auf den Hals.

Zwei Frauen traf ich eine ganze Weile regelmäßig. Sie waren reichlich unanständige Kindergärtnerinnen und liebten es vor allem, wenn sie beide gleichzeitig von einem Mann gefickt wurden. Eine von beiden kam erst immer dann so richtig aus sich heraus, wenn sie mich schlagen durfte oder mir ihre Titten links und rechts durchs Gesicht schleudern konnte. Was sie mit ihren Aggressionen anstellte, wenn die Kleinen sie gehörig geärgert hatten, erinnerte ich mich an eine Frage, die mich beschäftigt hatte.

„Ich knall’ ihnen eine! Was sonst?“ antwortete sie und verzog mit Teufelskälte in ihren Augen keine Miene.

Eine Immobilienmaklerin entpuppte sich als Meisterin oraler Sexpraxis. Nahm sie ihn in den Mund, erzählte sie anschließend, wie sie als kleines Mädchen zusammen mit ihrem geschiedenen Vater häufig Eis geschleckt hatte, wenn sie ihn besuchen durfte. Kam ich zwischen ihren Lippen, rannte sie auf die Toilette und spuckte mich aus. Dann weinte sie und klagte, wie schlecht sie doch war ihren Freund zu betrügen, weil sie seinen schrumpeligen Schwanz nicht mochte.

Der Zug meiner Leiden, und nichts anderes waren diese Treffen in Wahrheit gewesen, nahm weiter an Fahrt auf. Tausende, zehntausende von Frauen probierten sich rege an den Schwänzlein-wechsel-dich-Spielchen in meiner Stadt aus, obgleich es so gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passte. Sie gaben sich gebildet, interessiert, sie flirteten und testeten Grenzen. Sie gaben sich mondän und erfahren. Lernte ich ihr kleines, notdürftiges Leben aber nur ein bisschen kennen, entpuppten sich erschreckend viele als überdreht, zerbrechlich und psychotisch. Sie bezahlten horrendes Geld um ihr Aussehen aufzupeppen, weigerten sich aber über Wochen die eigene Klobrille zu reinigen. Kam es richtig schlimm, waren einige ohne fremde Hilfe nicht wirklich lebensfähig.

Meine Erlebnisse lagen in Teilen weit zurück, versuchte ich mich zu beruhigen. Es half nicht. Ich durfte annehmen, dass Frau von heute bestenfalls ähnlich war, wenn sie wollte, dass sie krankhafter, vor allem neurotischer, geworden war, wenn auch Julia aus ihrer Mitte stammte, dass sinnentleertes Ficken mittlerweile so selbstverständlich zu ihrem Leben gehörte wie Dauerdiäten und ein Smartphone, um jederzeit die erträglichsten Penisgrößen an ihre Freundinnen zu twittern.

Mehrfach hatte ich mich damals mit Melanie, einer freien Künstlerin, getroffen. An einem Abend waren wir hinunter zur Elbe gefahren. In ihrer Geilheit beklagte sie, dass sie ihre Tage hatte. Sie versuchte sich an Oralverkehr, doch so misslungen, dass ich die Lust verloren hatte. Als wir zurückgingen, lag ein völlig zugekifftes Mädel auf einem der Tische des benachbarten Lokals. Sie versuchte ihren Begleiter, der neben ihr stand, mit der Hand zu befriedigen. John, wie er seinen Kampfnamen mitteilte, war so betrunken, dass er, in sich zusammengesackt, im Stehen schlief. Melanie forderte mich auf die Kleine zu nehmen. Die Kleine forderte mich auf sie zu nehmen. So geschah es. Sie stolperte mir nach und gab mir ihre Telefonnummer. Olga hieß sie. Ich traf sie über ein Jahr lang. Wenn Melanie danach war, schaute sie uns zu. Ihrem Begehren nach erotischen Bildern in Echtzeit folgten anschließend massenhaft Vorwürfe. Sie beschimpfte mich als verantwortungslosen Macho. Wenn ich sie morgens verließ, kam es ihr so vor, als zöge ich eine Maske vom Gesicht. Sie hatte Recht. Ein paar Tage später indes stand sie doch wieder lustvoll vor meiner Tür, wie immer unangemeldet. Ein guter Orgasmus war ihr mehr wert als jede Konsequenz.

Ein anderes Mal erwachte ich nach einer durchzechten Weihnachtsfeier in einem riesigen Ehebett in der Elbchaussee. Als ich die Augen öffnete, schaute ich erschrocken in das große, runde Gesicht einer Türkin. Sie gehörte zum Reinigungspersonal. Mitgenommen und vernascht hatte mich die Ehefrau eines Chefarztes. Die lüsterne Herrin des Hauses eröffnete mir, dass sie mich erst dann gehen lassen würde, wenn sie mich in jedem Zimmer ihrer Villa gehabt hatte. Danach stellte sie mich ihrer Stieftochter vor.

Eine Pianistin, mit der ich mehrfach zusammengekommen war, stürmte überraschend in meine Wohnung und beklagte sich vehement, dass ich doch immer nur eins wollte. Nach ihrer Schelte stand sie in der Tür, drehte sich herum und fiel über mich her.

Die Straßenfeste dieser Stadt waren nicht minder frivol. Tagsüber trank man sich die Hirse weg, wurde es dunkel, verfiel jede Schonung. Mit einer Frau trieb ich es wie ein Straßenköter im Hinterhof, eine andere hatte ich im Wagen ihres Freundes. Auf dem Kinderspielplatz in der Nähe meiner alten Wohnung stieß ich ebenfalls ein paar Mal zu. Bevorzugter Ort war das Drehrad, vor allem bei Paulina, einer Jurastudentin, die wie eine Kuh muhte.

Ich erinnerte mich an zwei andere Studentinnen aus dem Schwarzwald, die ich zusammen mit einem Freund während unseres Urlaubs auf Sri Lanka getroffen hatte. Wir hatten sie mehrfach in ausgelassener Urlaubsstimmung derart ordentlich beglückt, dass sie uns zum Abschied mit Lotusblüten beworfen hatten und ernsthaft darüber nachdachten, den Studienort zu wechseln.

Mir kam auch eine frühere Nachbarin in den Sinn. Kurz nach ihrem Einzug beklagte sie sich über die Lautstärke, die mein Gang angeblich in ihren Zimmern auslösen würde. Zwei Tage später lag sie in meinem Bett. Wann immer mir danach war, stieg ich zu ihr hinunter. Nahm sie ihre Drogenpillen, war sie zu jedem Dienst bereit. Zwei Jahre nach unserer Zeit traf ich sie in gewohnt zugedröhnter Verfassung wieder.

„Aber ein kleines bisschen hast du mich schon geliebt, oder?“ fragte sie mich. Offensichtlich hatte sie sich daran erinnert, dass sie es stets mochte, wenn ich ihren süßen Hintern rot und blau geschlagen hatte.

„Ja! Sei für heute Nacht mein Mann!” stöhnte mir eine andere Frau entgegen und winkelte ihre Beine auf dem Rücken liegend wie damals im Schulsport an. In ihr hätte man einparken können. Nach dem Akt meinte sie lapidar, dass sie Besseres gewohnt war und präsentierte eine Dildosammlung, die als Erstschlag tauglich war, jeden ungebetenen Eindringling ins Koma zu schicken.

Ein anderes Mal hockte eine Studentin auf mir und stützte sich mit den Fußsohlen auf ihrem neuen Holzboden ab, den ausgerechnet ihr Freund verlegt hatte, weil er immer noch verliebt in sie war. Sie wippte so heftig auf mir auf und ab, dass ich befürchtete, sie würde durch die Decke knallen. Im Rhythmus ihres Ritts meinte sie: „Du darfst aber nicht in mir kommen. Ich nehme nichts!“ Ich kam in ihr. Sie war zu spät. Ich bezahlte die sündhaft teure Pille danach und sah sie nie wieder.

Wieder eine andere zierte sich zunächst. Ich packte sie und setzte sie auf den Küchenunterschrank. Danach war sie völlig außer sich. Sie drückte mich in ihr Schlafzimmer und präsentierte mir ihren Hintern. „Ja, ja! Mach’s mir! Mach’ mir ein Kind!“

Ich schüttelte mich. Mir schauderte. Ich ärgerte mich. Die Ahnung, was mir bevorstand, wenn ich mich neuerlich gehen ließ, verursachte mir Übelkeit. Innerlich stieß ich meinen Kopf gegen eine Wand. Mein Rückblick drohte schon nach nur ein paar Erinnerungen zu dem Geständnis eines Triebtäters zu geraten, der zwar gewaltfrei und stets mit Einwilligung seiner Opfer gehandelt hatte, aber dennoch angeklagt gehörte. Ich ekelte mich vor mir selbst. War ich wirklich so? War ich als Mann derart einfach, plump und peinlich? War ich schwanzgesteuert, weil mein Chromosom mein ES und damit meine Triebe bestimmte?

Begegnete ich einer Frau, konnte ich nach Millisekunden sagen, ob sie als Beute infrage kam. Redete ich eine halbe Stunde mit ihr, konnte ich einigermaßen verlässlich einschätzen, ob sie wie und wann zu haben war, ob sie gleich oder sofort wollte. In diesen Fällen interessierte mich zunächst ausschließlich das äußere Erscheinungsbild ihres Gesichts und ihrer Kurven. Kleinste Verfehlungen reichten um sie beruhigt gehen zu lassen. Die Auswahl war dank des üppigen Angebots genauso vielfältig wie simpel. Was sie im Kopf hatte, was sie im Herzen trug, war kein Wort wert.

Begehren, Freude, Überdruss. Es war immer der gleiche Kreislauf, in dem ein Scheusal drehte, dachte ich, wenn die Verlorenen mich die Wahrheit denken hören könnten, dabei waren sie es, die sich mir entgegenstreckten wie dem König der Nacht eine Opfergabe dargeboten wurde. Frauen nahmen sich Männer, Frauen nahmen sich mich. Dabei gingen nur die wenigsten von ihnen in die Offensive. Wie vor ewigen Zeiten standen sie da und gaben Zeichen, wie empfänglich sie für eine Eroberung waren. Wer tatsächlich die Entscheidung für die zumeist nächtliche, entwürdigende Verbundenheit für ein paar Stunden zuerst getroffen hatte, war belanglos geworden. Auf fremden Körpern zu übernachten, war unmenschlich, gleichgültig, wer oben oder unten lag oder wer von was den Mund zu voll genommen hatte.

Die Frauen wollten es selbst so, beruhigte ich meine Nerven wieder. Auch sie waren nicht als böse Menschen geboren worden. Vermutlich war es nur ihr langweiliges Leben, das sie gequält hatte und die eigene Antriebslosigkeit dazu, dem zu entfliehen. Oder sie wollten mit ungehobelter Weiblichkeit glänzen, damit ich sie weiter traf, um die wahren Werte zu erkennen, derentwegen sie einer Liebesgeschichte würdig waren. Ich hielt ihnen zugute, dass auch sie begehrten oder sich Zwängen ausgesetzt sahen, dass es in den wenigsten Fällen tatsächlich berechnende Absicht war, sich selbst ein derart unwürdiges Chaos anzutun, weil der Grund ihres Handelns einzig ihre Angst war. Die meisten Defizite eines Menschen beruhten auf diesem Gefühl. Aber wer mehr nicht wollte, wer im Kern stets den Wunsch entwickelte, sich in der Anwesenheit des anderen ausruhen zu wollen, und so waren die meisten Frauen in meiner Stadt, musste damit leben, mit seinen Sehnsüchten und Ängsten gleichermaßen enttäuscht zu werden.

Eine andere Erklärung schoss mir durch den Kopf. Die Männer hatten mich zu dem gemacht, wer ich im Umgang mit dem vermeintlich schwachen Geschlecht war. Viele, sehr viele, hatten es den Frauen so recht gemacht, dass sie dadurch erst ihre Ansprüche erhoben hatten, mit denen sie die Nachfolger dieser Idioten belegten. Verwöhnt, verehrt, verlogen und betrogen. Ich und die anderen, die ich nicht kannte, durften ausbaden, was diese Ignoranten an Unheil angerichtet hatten.

Maria brachte unaufgefordert ein zweites Glas Wein. Sie lächelte. Irgendwie schien sie meine Verworrenheit wahrzunehmen, verzichtete jedoch erfreulicherweise auf jede Ansprache. Aufgebracht rutschte ich auf der Sitzbank hin und her. Ebenso wenig wie ich von den Frauen sprechen konnte, konnte ich das Verhalten aller Männer be- oder verurteilen, mag die Anzahl der geistigen Tiefflieger und Tunichtgute unter ihnen auch noch so groß sein. Es ging mir um mich, um meine Erkenntnisse, um meine Erfahrungen und um meine absurde Entwicklung im ständigen Kampf mit weiblichen Existenzen. Ich musste bei und mit mir sein. Um mehr ging es nicht und um doch so viel. Mit allen meinen Bettgeschichten hatte ich nicht die Frauen sondern letztlich mich selbst bestraft und war dabei, es wieder zu tun.

Wann genau es begonnen hatte, konnte ich nicht sagen. Es war auch gleich. Es zählte allein, was sie scham- und zügellos lebten. Zu Beginn waren es einige wenige, dachte ich. Und wie üblich zeigte die Mehrheit mit dem Finger auf sie, obgleich sie ähnlich begehrten. Die ersten Frauen, die sich, befreit von allen Konventionen, Mann nach Mann nahmen, wurden noch als Huren beschimpft. Doch je mehr ihnen folgten, angesteckt von diesem vermeintlichen Lebensglück, desto hoffähiger entwickelte sich die weibliche Befreiung aus Frust und Züchtigung, mit dem Ergebnis, dass das, was einst als so verwerflich galt, heute für jede Frau mindestens ein Gedanke wert war.

Je länger ich über ihr Auftreten und ihren Benimm nachdachte, desto sicherer wurde ich. Im Kern verhielten sie sich in den vergangenen Jahren immer häufiger so, wie es in früheren Zeiten die Geliebten getan hatten. Nur die Rollen hatten dramatisch gewechselt. Hatten sich über Epochen hinweg Männer Geliebte gehalten, hielten sich heute Frauen Männer als Geliebten. Die moderne Frau hatte sich freiwillig auf diesen Status reduziert, aus rein egoistischen Gründen. War Frau schlau, glaubte sie daran, stark zu sein. Sie war überzeugt davon, sich selbst und das Leben, was sie führte, zu bestimmen. Tatsächlich war sie zu einer Gefangenen der Moderne geworden, eine Verlorene im neuen Jahrtausend des grenzenlosen Narzissmus’, und nur die Selbstbefriedigung machte sie bei aller Selbstliebe auf Dauer unzufrieden, weswegen sie in die Unterwelt der Schwänze abzutauchen bereit war, in der Überzeugung, einzig für ihre Geilheit einen Mann zu brauchen. War Frau nicht schlau und lebte sie die alten Traditionen unwissend weiter, gehörte sie in die Rubrik der Dummen und Blöden und war vielleicht glücklicher. Wer wusste das schon, wenn sie sich selbst nicht einmal erklären konnte.

Eve war wie viele, viele Frauen waren wie Eve. Sie traten selbstbewusst auf und lächelten in die Runde. Doch in Wahrheit bestimmte sie eine innere Kopflosigkeit. Jedenfalls diejenigen, die der Reflexion fähig waren. Grundsätzlich, so erinnerte ich mich an die Autofahrt mit Eve zurück, als ich ihr den genialen Ausspruch meines Englischlehrers vorgelegt hatte, kam das Verhalten von Frauen meiner formulierten Allgemeingültigkeit gleich. Je intensiver der Mensch in der Lage war seinen Verstand zu nutzen, desto schwieriger hatte er es. Dieses Dilemma verband alle für immer, selbst Frauen und Männer. Weil es aber weitaus mehr dumme Männer gab, und selbst nur wenige der Einen der Zehn von Hundert diesen Rollentausch registriert geschweige denn verinnerlicht hatten, bestrafte Frauchen von heute diese Dummheit ausgerechnet mit der Rolle, in der sie einst so gelitten hatte, und weil das sozialere Wesen Frau seit jeher den Tratsch gewohnt war, sprach sich diese Entwicklung schneller herum, als Männer denken und zuhören konnten.

Es brauchte keine öffentlichen Demonstrationen oder Diskussionen mehr. Schleichend hatten die Frauen in den letzten Jahrzehnten mit jedem noch so kleinen Gespräch ihre Machtübernahme von Mund zu Mund in die Welt getragen. Sie konnten ficken, wann immer ihnen danach war, auch wenn es nur zu wirklich wenigen passte, sich derart billig und würdelos zu verschenken. Das Lauffeuer dieser Befreiung war entflammt, so wie einst die Fackeln in den Höhlen lodernd gebrannt hatten. Vielleicht war es Rache für vielerlei Entbehrungen, vielleicht war es raffiniert. Doch glücklich machte es nicht. Niemanden.

„Wie war es für dich?“ hörte ich Eve in meinen Erinnerungen fragen, als wir uns das letzte Mal geliebt hatten. Es war an einem Sonntag gewesen, der fast sechs Wochen zurücklag.

„Unbeschreiblich!“ hatte ich ihr im Ausklang von Erregung geantwortet und hätte besser meine Klappe halten sollen.

„Du kannst nicht sagen, wie es für dich war?“

„Es war toll!“

Eve saß augenblicklich aufrecht im Bett. „Kannst du vielleicht ein bisschen deutlicher werden? Nur ein kleines bisschen.“

Ich lächelte sie an, schwieg und streichelte behutsam ihre Brüste. Noch bevor ich meine Gedanken hatte ordnen können, erhielt ich die Quittung für meine drei Verfehlungen.

„Dann eben nicht!“ Eve stieg, enttäuscht von meiner Wortlosigkeit, aus dem Bett, ging ins Bad, wusch mich von ihr ab und nahm angezogen wieder Platz.

Da war er wieder, einer dieser Konflikte, der nicht wirklich einer war. Und es war an mir, das zu sagen, was mein Lächeln bereits erzählt hatte. „Es war wie in einen See von Sinnlichkeit einzutauchen. Ich denke nicht. Ich fliege. Befreit. Ich schwimme. Schwerelos. Dann und wann schaue ich zur Seite. Ich halte dich an deiner Hand. Und du hältst mich. An deiner Hand.“ Beweiskräftig drückte ich ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.

„Besser. Viel besser. Es geht doch!“ Ihre Laune hellte auf. Sie zog sich wieder aus und schmiegte sich an mich.

Für Eve war unser Sex mit dem ersten Mal Anlass, noch mehr Ängste zu entwickeln. Sie befürchtete, dass ich sie, weil ich bekommen hatte, was ich wollte, nach kurzer Zeit als erlegt wieder abhaken könnte. Sie dachte, dass Sex das Ende von Romantik war. Weil ich ihren Hintern gesehen hatte, hielt sie dauerhafte Liebe für aussichtslos. Nach ein paar Orgasmen hatte sie, wie sie später eingestanden hatte, ihren Verstand innerhalb weniger Tage verloren. Sie rotierte. Sie hinterfragte ständig sich selbst. Sie war empfindlich und ausgesprochen melodramatisch geworden.

„Süße! Hätte ich gewusst, dass du heute schon kommst, hätte ich mich nicht selbst befriedigt.“

„Du hast was?“ Eve saß erneut aufgebracht im Bett, als ich ihr, ganz selbstverständlich und eher beiläufig, also erneut unvorsichtig, eine für die meisten Menschen gewöhnliche, sexuelle Praxis mit sich selbst eingestanden hatte. „Wie oft tust du das?“

„Wann immer mir danach ist.“

„Puh! Also ziemlich oft! Oder? Ist doch so, oder?“

Mit meinem Bekenntnis war Eve tief verletzt. Sie argwöhnte, mich nicht befriedigen zu können. Daraus entwickelte sie weitere Ängste, dass ich sie betrügen und letztlich verlassen könnte. Jede einigermaßen attraktive Frau war plötzlich schöner als sie und damit als Konkurrentin eine echte Gefahr. Es war sinnlos ihr zu sagen, dass ich, wenn ich masturbierte, ausschließlich an sie dachte. Sie sah die blonde Studentin, die jünger war als sie, größere Brüste besaß und geiler war beim Sex. Sie sah die langen Beine, die sich in meinem Bett räkelten, wenn sie nicht da war. Sie sah die Schlampen, die mir das Gehirn aushängen konnten, sie sah die Huren und Flittchen, die mir zu zweit ihre Ärsche vorhielten. Die Offenbarung, dass ich diese und andere Frauen hatte, bevor ich mit ihr zusammengekommen war, wäre der Auslöser für eine entfesselte Zornrede gewesen, in deren Verlauf Eve meine komplette Wohnung verwüstet hätte.

„Machst du es dir nie selbst? Ist doch ganz normal, wenn wir uns nicht sehen und dir danach ist.“ Ich war auf ihre Antwort allein insofern gespannt, welches Ausmaß sie artikulieren würde.

„Ich... na ja! Ich habe immer das Gefühl, dass mir mein Vater dabei zuschaut,“ hatte sie herumgedruckst.

„Es würde ihm bestimmt gefallen.“

„Mat! Du spinnst!“ sprach sie immer öfter in meiner Rückschau, als mir lieb war. Jeder Versuch, sie davon zu überzeugen, dass ihr Vater ein Mann war und sich aus Feigheit schwer damit tat, seiner Tochter Wahrheit mitzuteilen, weil er das seiner Frau zu überlassen für angebrachter gehalten hatte, war aussichtslos.

Im Supermarkt, wie mich eine andere Auseinandersetzung beschäftigte, trafen wir eine Frau, mit der ich vor langer Zeit eine Nacht verbracht hatte. Eine Begegnung war sie, nur eine, und mir fiel nicht einmal mehr ihr Name ein.

„Es war belanglos. Wir hatten Spaß. Es ist schon so lange her,” hob ich, frei von jedem Muss lügen zu müssen, beide Hände.

„Warum wart ihr dann zusammen?“

„Ich weiß es nicht mehr. Es ist nicht wichtig. Du bist mir wichtig.“

„Mat! Warum öffnest du dich nicht? Warum kannst du nicht einfach erzählen, was mit ihr damals war?“

„Das habe ich.“

„Ich glaube dir nicht. Wenn es so war, dann bist du reichlich oberflächlich. Und das finde ich schlimmer als...“

„Es ist völlig belanglos. Es ist aus, vorbei und lange her. Außerdem. Als ich mich dir das letzte Mal geöffnet habe, hast du es deinen Freundinnen auf der Toilette einer Bar erzählt.“

„Ich konnte nicht wissen, dass du auch auf dem Damenklo gewesen bist.“

Es war ohne Bedeutung gewesen. Ich hatte Eve lediglich gebeichtet, dass ich es gerne mochte, wenn sie ohne Höschen unter ihren Röcken aus dem Haus ging, so es das Klima zuließ. Dass ich Zeuge einer Diskussion in epischer Breite über eine meiner Vorlieben geworden war, weil die Pissbecken auf der Herrentoilette defekt gewesen waren, ärgerte mich nicht wirklich. Einhellig waren die Mädels auf meiner Seite. Bis auf Eve.

War ich müde und setzte ich Eve in ihrer Lust zurück, was vielleicht ein halbes Dutzend Mal vorgekommen war, quälten sie Vermutungen.

„Erinnere ich dich etwa an deine Mutter?“

Eves Geheimnis lag in der Hierarchie ihrer Ängste. Und jede Enttarnung ihrer Verschüchterung hatte zur Folge, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob sie mich für ein erfülltes Leben brauchte.

Geliebte. Eve verhielt sich mir gegenüber wie eine Geliebte. Was für ein antiquiertes Wort, dachte ich, als ich es zum wiederholten Male in allen Tonlagen ausgesprochen hatte. Passte es wirklich, war es ein Synonym für die aufgeklärte Frau? Das Wort knisterte voller Spannung wie ein Seidenstrumpf, der langsam von einem grazilen Frauenbein heruntergerollt wurde. Ihm haftete bisweilen ein gefährlicher Beiklang an und regte in mir geheimnisvolle Fantasien über eine schöne Unbekannte an, die stets im Halbdunkel blieb und mit Kamelien im Haar längst vergangenen Epochen entstammte. Ihr Schicksal in diesen Zeiten war es, Opfer zu sein. Anna Karenina und Effi Briest hatten für diese Rolle immerhin mit dem Tod bezahlen müssen. Die intelligenten Frauen von heute waren zweifelsfrei Täter geworden. In ihrem Beruf waren sie einigermaßen erfolgreich, finanziell also unabhängig. Sie brauchten keine alten Strukturen für ihr Lebensglück, keinen schrägen Alltag mit ihm, keine schmutzige Wäsche, kein Schnarchen und keine üblen Launen. Sie brauchten keinen Partner, der seine Defizite auf ihre Kosten auslebte.

Traf sie sich mit ihrem Lover, waren beide stets frisch geduscht, munter und in bester Stimmung. Dass der Umgang ohne Alltagstrott eine fast heimliche Qualität besaß, war eher eine Bereicherung als Verfehlung, zumindest am Anfang. Die Heimlichkeit befeuerte die Leidenschaft. Die Liebenden sperrten Weltgeschehen und Hamsterräder gleichermaßen aus, was sie noch inniger werden ließ. Die scheinbare Grenzenlosigkeit machte ihren Umgang immer intensiver. Alles war möglich, weil sich nichts an Wirklichkeit rieb, auf- und erregende Orte für die gemeinsamen Treffen samt Erkundung sexueller Vorlieben eingeschlossen. Das Zusammensein durchlief nie den Praxistest. Und beide Liebenden fühlten sich so jung wie zu ihren Jugendtagen, als sie ihre erste große Liebe vor den Eltern zu verheimlichen versuchten. Zweifelsohne war mit der Damenwelt aktueller Zeitrechnung ein neuer Typ Frau entstanden.

Patsch! Das Schwergewicht war soeben in das Kinderschwimmbecken gesprungen. Immer noch schwappten kleine Wellen über die Kacheln. Tatsächlich! Sie posierte mit ihren Pfunden. Ich verfolgte den Gang einer jungen Mutter, die ihr Kind aus dem Kinderbecken gefischt hatte. Sie hatte die Geburt ordentlich überstanden. Ich fragte mich, mit welchem Mann sie wohl zusammen war. Mir gefielen ihr kleiner Hintern und ihre langen Beine. Als sie an mir vorbeischritt, lächelte sie mich an. Jetzt erst erkannte ich sie an ihrem Bikini. Ihre anregende Figürlichkeit durfte ich bereits im Schwimmbecken bewundern. Ihr Blick verriet mir, dass sie ahnte, auf was ich geschaut hatte. Sie schmunzelte. Eine ganze Weile stand sie ein paar Meter von mir entfernt und wog ihr Baby hin und her. Dann kam Papa. Der Kerl war einer Freakshow entstiegen. Er sah aus, als hätte er einen Fußball verschluckt. Für ein bisschen Geborgenheit hatte sich diese Frau verkauft, dachte ich. Waren es wirklich nur die dummen Frauen, die weiterhin in der alten Rollenverteilung lebten und nach der vermeintlichen Sicherheit suchten, die ihr ein Mann bieten konnte?

Ich hatte es weitgehend mit den Töchtern der Emanzipierten zu tun. Mehr noch als ihre Mütter standen sie angeblich ach so erfolgreich und unabhängig mitten im erfüllten Leben. Tatsächlich waren sie nicht mehr als ein Produkt der Individualisierung, mit dem wesentlichen Merkmal im Leib häufig unfähig zu sein eine taugliche Bindung einzugehen. In einer Zeit, die längst keine Tabus und Geheimnisse mehr kannte und in der sogar die Besucher eines Swingerclubs vor Langeweile gähnten, war es für eine Frau noch nie so einfach, einen entsprechenden Idioten für diese ihre vermeintlich erstrebenswerten Ideale zu finden. Ein Mann reichte für eine Nacht, auch wenn der Sex schlecht war. Brachten sie eine normale menschliche Kontaktaufnahme nicht auf, kriegten selbst die ein paar Tastenbefehle zu den entsprechenden Internetportalen hin, die bei der mehrstündigen Übung eines Automobilclubs zum zügigen Einparken schon zum dritten Mal durchgefallen waren. Ich musste meinen Zynismus zügeln, denn ich war ja schließlich häufig genug ein Teil ihrer neuen Welt gewesen. Sie ließen mich in ihre Betten und mehr, um anschließend unverzüglich die Laken zu wechseln.

Noch nie gab es so viele Frauen, die mit Anfang dreißig geschieden waren oder eine längere Beziehung beendet hatten. Dafür gab es gute Gründe. Frauen waren grundsätzlich von dreißig bis Mitte dreißig sexuell auf dem Höhepunkt ihrer Triebe. Ihr eigenes Einkommen waren dazu Unabhängigkeit und Segen zugleich. Wurden sie von ihm enttäuscht, inszenierten sie fortan ihr Begehren, ihre Lust zu leben und dabei wenig zu geben, mit zunehmendem Kalkül. Zu oft schon hatten sie den schmerzhaften Prozess des Sich-Entliebens bereits entweder selbst erlebt oder davon gehört und gelesen, als dass sie bei ihrer neuen Partnerwahl an die heilende Kraft der ewigen Liebe glauben konnten.

Waren Frauen früher brave Hausmütterchen, die ihren Status schweigsam erduldeten, erbrachten die verzogenen Weiber von heute allenfalls Opfer dann noch auf, wenn sie die Drinks an der schummrigen Bar zahlten. So lange, wie der Typ an ihrer Seite von Nutzen war, genossen sie in vollen Zügen. Begannen sie zu leiden, beendeten sie das Verhältnis, bis das Spiel von vorn startete, den Fluch ihres vermeintlichen Heils immer noch ignorierend. Was machte es auch? Angebot und Nachfrage bildeten einen schier unerschöpflichen Markt. In den Großstadtstuben regierte die Einsamkeit. Ein Besinnen war unmöglich geworden. Auf was auch? Die Geister unserer Zeit forderten ihren Preis. Einmal gerufen, spukten sie in Köpfen und Seelen herum und ließen nicht mehr los. Der schleichende Identifikationsverlust machte Frauen kurzfristig zu berechnenden Wesen. Jede schonte sich selbst, jede schonte die Welt. Alle gingen den Weg des geringsten Widerstandes, denn war das große Glück nicht mehr zu schaffen, hielt man wenigstens für ein paar Augenblicke eine kleine Zufriedenheit in Händen. War der Fick gut, durfte ich wiederkommen.

Meine Synapsen arbeiteten unaufhörlich auf Hochtouren. Ich war mit den Folgen der Folgen der Folgen der Frauenbefreiung groß geworden, ohne zu wissen in welcher Phase ich mich gerade genau befand. Bis zum heutigen Tag wussten es die Frauen vermutlich selbst nicht. Seit mehr als fünfzig Jahren war alles aus dem Gleichgewicht geraten, ohne dass ein neues Maß für ein taugliches Miteinander gefunden worden war. Jeder schlug auf jeden ein. Männer und Frauen waren gleich schlimm und gleich verloren geworden. In der Zeit nach den Müttern des Feminismus’ war nur eins geschehen. Die Nachkommen der Revolution hatten sich das Schlimmste von den Männern abgeschaut und lebten sich genauso laut wie sinnentleert aus. Jede Beschwörung, die Waffen endlich niederzustrecken, gleich aus welchem Lager, verpuffte wie ein seichter Furz ins sündhaft teure Höschen.

„Man sucht sie sich immer selbst aus,” meinte Tom einmal zu mir, als wir uns die Frage gestellt hatten, ob eine Frau überhaupt noch in der Lage war, wenigstens ein bisschen Seelenheil für einen zu sein. Und vor allem womit?

„Sie sind alle so,” erinnerte ich meine Antwort. „In Wahrheit sind sie alle irgendwie unglücklich und strahlen doch vor Glück. Das ist ihre wahre Hinterlist.“

„Sag’ das mal meiner Mutter,“ bemerkte Tom zurück.

Die Feministinnen von einst hatten es zur Ideologie erhoben. Niemand brauchte einen Vater. Die Töchter der ersten und zweiten Welle dieser fatalen Selbstsucht, mit denen ich es seit Jahren zu tun hatte, litten ihr Leben lang unter diesem Entzug. Ihr Mehr an Freiheit hatte ihnen tatsächlich den Verlust von Sicherheit beschert, weil sie sich keinem Mann anvertrauen konnten. Ihnen hatte der Vater gefehlt, ein fürsorglicher Blick, eine verlässliche Größe. Mamas ständig wechselnde Liebhaber konnten diese Kinderwunden nicht heilen. Jetzt folgten sie, unzufrieden mit sich selbst, einem Stylingtipp nach dem anderen, frei nach dem Motto: „Du brauchst keinen Mann. Nur eine neue Frisur.“ Dazu. Noch nie fühlten sich so viele junge Frauen zum eigenen Geschlecht hingezogen wie in dieser Zeit. Oft lebten sie in einer „offenen Beziehung“ miteinander. Fragte man sie nach ihrer Kindheit, hatten sie fast ausschließlich die Scheidung ihrer Eltern hinter sich gebracht. Die Frauen, die es mit einem Mann versucht hatten, lasteten obendrein ihre eigene Unzulänglichkeit oftmals ihrem Partner an. Gerne auch öffentlich. Das Pendel der Befreiung schlug unbarmherzig zurück. Männerhass war in. Der Sündenbock war stets der Ex. Es war gleich, ob sie verheiratet gewesen waren oder eheähnlich zusammengelebt hatten, ob sie Kinder hatten oder nicht. Nie waren sie wirklich glücklich.

Viele Frauen in meiner Stadt hatten sich verrannt und verloren, und keine konnte sagen, wann genau das geschehen war. Neurotisch, psychotisch oder verängstigt. Alle waren auf dem Weg, doch keine kannte das Ziel. So waren sie ganz grundsätzlich, die Frauen. Problemorientiert aber so wenig zielgerichtet in ihrem Handeln. Ihr soziales Quaken verlor sich in mangelnder Umsetzung. Dazu vermisste ich eine gesunde Portion Selbsteinschätzung, die nämlich der Erkenntnis, dass die Enttäuschungen vieler Frauen ihre Erwartungen an die Männer in die Höhe schraubten, denen sie oft genug selbst nicht gerecht wurden. Gleichzeitig aber war ich mir sicher. Bei allem, was war und sein würde, blieb unbestritten, dass alle insgeheim die Sehnsucht und Hoffnung in sich trugen, offen und ehrlich von einem Menschen geliebt zu werden, so wie Frau bis tief in die letzten Winkel ihres Wesens war, in guten wie in schlechten Zeiten, und das schloss ein harmonisches Zusammenleben, in dem beide für den anderen eine Bereicherung waren, verdammt nochmal und konsequenterweise ein. Doch er war verlernt, der Verzicht und verlebt die Geduld.

Ich mochte Menschen, die eine Überzeugung hatten, die kämpfen konnten. Stattdessen hatten viele, Männer wie Frauen gleichermaßen, Gefühle zum Konsumgut degradiert, das an jeder Straßenecke zu haben war. Doch gleichgültig, wie hoch der Preis auch war. Dem verdrängten Wunsch nach wahrer Liebe konnten sie nicht entkommen. Dieses Abenteuer nicht mehr zu wagen, war der größte Verlust im Gegeneinander der Geschlechter. Um das zu erkennen, gehörte jede Frau spätestens mit dreißig per Gesetz auf den Jakobsweg geschickt. Weil Frauen wie Männer nicht mehr über ihre wahren Bedürfnisse redeten, und sie dazu die eigene Wahrhaftigkeit versoffen, verkokst oder verkauft hatten, war ihr Umgang miteinander beliebig, vor allem aber belanglos geworden. Jedes Maß an Fürsorge ertrank im Meer der Eitelkeit, der abscheulichsten Eigenart, mit der Menschen die Welt verseuchten.

Geschichte wiederholte sich. Wieder fraß eine Revolution ihre Kinder. Die Männer standen am Pranger. Seit Jahren schon wurde Galanterie mit Belästigung verwechselt. Was eine Frau fühlte, war unumstößlich. Was ein Mann empfand, war relativ. Die Frauen von heute durften sich nahezu alles erlauben. Niemand kritisierte sie. In aller Öffentlichkeit wurde immer häufiger diskutiert, dass Männer ihre Frauen sexuell nicht befriedigten. Wie lächerlich sich indes Frauen mitunter in ihrem Umgang mit männlichen Schwellkörpern gebärdeten, zierten und drucksten, war tabu. Sie wollten die Gleichberechtigung. Geschaffen hatten sie Dominanz. Nur leider nicht im Bett. Sich als unterdrückt auszugeben, war längst schon zum weiblichen Herrschaftsmittel geworden. Ich konnte mir so gar nicht vorstellen, dass die alten Kämpferinnen von einst das gewollt hatten.

Da standen sie also vor mir, aufgedonnert, die Fäuste in die Hüften gestemmt, fordernd und doch so verloren. Sie hatten einfach kein Selbstbewusstsein, obgleich sie dies paradoxerweise immer wieder neu mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln zur Schau stellten. Deswegen aber waren Frauen so leicht zu kränken, weil sie selbst nur allzu gut um ihr alltägliches Schauspiel wussten. Dazu waren sie innerlich von einer unumstößlichen Ungerechtigkeit der Natur getrieben. Männer konnten, je älter sie wurden, junge Frauen haben. Eine Frau dagegen musste stets blühend wirken um verführerisch zu sein. Dazu, und das stand ebenso zweifelsfrei als Naturgesetz fest, waren allein Männer in der Lage, Frauen zu beschützen. Von dem umgekehrten Fall jedenfalls hatte ich noch nie gehört. Und würde so manche vehemente Verfechterin der Emanzipation ehrlich sein, so müsste sie zugeben, wie sehr sie der Umstand ärgerte, dass viele Frauen fernab ihrer bekundeten Parolen ihrer Natur folgten, wenn sie Schutz und Sicherheit bei einem Mann suchten.

Zwei Girlies nahmen zwei Bänke weiter Platz. Während die eine ihren jungen Knackarsch in eine Hotpants gezwängt hatte und ein Shirt zur Schau stellte, das sie in einer Puppenstube gefunden haben musste, schloffte ihre Begleiterin in einem Bikini herum, den sie gleich hätte ausziehen können. Mir schoss ein Zeitungsbericht in den Sinn. Vierzehnjährige Mädchen hatten sich und ihre Freundinnen beim Oralverkehr mit den Jungs aus ihrer Klasse gefilmt und diese Aufnahmen ins Netz gestellt.

Ich fragte mich, wie die neue Generation heranwachsender Frauen war und erinnerte mich an Mona. Sie war ein entzückendes Kind und erstaunlich belesen. Mich reizte ihre unbegrenzte Zukunft. Sie war zwanzig, als ich sie vor ein paar Jahren getroffen hatte. Wir hatten versucht uns im Pool zu vereinen, doch sie war zu aufgeregt, um die Nummer zu Ende zu bringen. Sie zappelte an mir wie ein Fischlein am Haken. Ein paar Abende waren wir unterwegs gewesen, bevor sie zum ersten Mal bei mir übernachtet hatte. Unvermittelt zog sie sich plötzlich aus und legte sich auf mein Bett. Sie war so voller Lust und Begierde, dass wir drei Wochen lang jede Nacht miteinander verbracht hatten. Ihre Enge war ein Hochgenuss. Ich lehrte sie dominant zu sein. Sie war ausgesprochen dankbar. Nach dem Sommer verschwand sie nach Frankreich, nach Paris, in dessen Verklärtheit und Märchenwelt es schon viele Mädchen gezogen hatte. Ich hätte ihr sagen sollen, dass die Ära der Boheme zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts ausgeklungen und die Stadt der Liebe heute überall war.

Ehrlich gesagt machten mir die durch Youtube, Youporn und andere Hemmungslosigkeiten verdorbenen, jungen Hühner Angst. Ungebildet und ohne jede Selbstreflexion folgten sie den süßen Verheißungen, ihr Leben auf der Überholspur zu gestalten – schnell, egomanisch, rücksichtslos und in der Überzeugung, dass jeder Beifahrer austauschbar war. Der Zickenzirkus, den ein privater Fernsehsender veranstaltete, wenn ein neues Model gesucht wurde, war bedenklich erfolgreich und bereits in mehreren Staffeln über die Mattscheiben der Republik geflimmert. Das allgemeine Prinzessinnengehabe war einfach nicht totzukriegen und stand wie übermenschlich geklont vor den Türen der Clubs dieser Stadt Schlange. Und ihren Einlass gewährten Männer, die allein mit ihrer Anwesenheit Größe zeigten.

Mir kam gleichfalls in den Sinn, ob die Frauen auf dem Land ordinärer oder glücklicher waren. Sie lebten ein so ganz anderes Leben. Waren sie dümmer oder klüger? Lebten sie ebenfalls diese Marotten aus, die ich von den Frauen aus meiner Stadt kannte? Modewellen fluteten auch in die letzte Agrarregion, dachte ich, und einschlägige Schundblätter wie Internet machten auch vor keinem Dorfeingangsschild Halt. Man konnte also davon ausgehen, dass auch die Köpfe in der Provinz mit den Postulaten nach bedingungsloser Freiheit und Selbstverwirklichung infiziert waren.

Magisch hatte die Sehnsucht nach einem aufregenden Liebesakt der anderen Sorte immer schon viele Pomeranzen in die Stadt gezogen, um nach dem Wochenende mit verlogener Planung zurück in den Mief ihrer Bürgerlichkeit zu schlüpfen. Das Knistern des Kaminfeuers wurde für einen Trip der Lust gegen Rotlicht und Vollsuff eingetauscht, um das kleine Geheimnis der Sünde ein Leben lang zu hüten. Die Vorstellungen reizten mich zu der Idee ein Drehbuch zu schreiben, über einen Mann, der sich tagsüber mit einer Draisine durchs Land kurbelte, weil er die Fahrpläne der Bahn auswendig gelernt hatte und nachts zu erkunden versuchte, wie sich die Frauen in den Dörfern und Kleinstädten unserer Republik mit ihren Gelüsten gaben.

„Und? Was erzählt Eve so?“

Für ein paar Momente starrte ich sie an, weil ich annahm, dass sie auch um das wusste, was Eve mir bislang verschwiegen hatte, und sie als Vorbotin geschickt hatte, um ihren Abschied von mir vorzubereiten. „Es geht ihr gut,“ plapperte ich daher und sah auf ihre knallrot geschminkten Lippen, hinter denen ihre lange Zunge schlangenähnlich lauerte.

Karos Anruf hatte mich auf der Terrasse des Sportclubs augenblicklich aus allen Gedanken gerissen. Ich war ihrem Vorschlag gefolgt. Sie wollte an die Elbe und hatte meine Lust nachgefragt sie zu begleiten. Nun ärgerte ich mich darüber, wie leicht ich für Ablenkungen wie diese zu haben war, weil mich ihre Gesellschaft davon abhielt, weiterhin das zu bedenken, was längst überfällig war.

„Vermisst du sie?“ fragte sie mich gewohnt schnörkellos.

„Tut mir Leid. Was hast du gefragt?“ Immer noch rang ich um Konzentration. Ich war anwesend, doch von der Sorglosigkeit und Vertrautheit, die Karo in sich trug, war ich weit entfernt. Ich wollte diesen Vamp einfach konsequent auf Abstand halten.

Ein Gewitter hatte ihren Sinn für ein gemütliches Plaudern am Elbstrand bei Wein und Tapas genommen. Wir saßen draußen vor der Bar. Vereinzelt platschten Regentropfen auf den Schirm.

„Ob du sie vermisst, habe ich gefragt.“

„Sie ist doch gerade einmal ein paar Tage weg,“ antwortete ich und sah auf den Ansatz ihrer Brüste, der eindeutig zu viel von ihrem Paar preisgab.

Wortlos stimmt sie mir zu.

„Sag’! Wenn sich Frauen die Lippen rot anmalen. Sind sie dann Versuchung oder auf dem Kriegspfad?“

„Wie kommst du denn da jetzt drauf?“ erwiderte sie und unterstützte ihre Verblüffung mit entsprechender Gestik.

„Und wenn sie zur Schau tragen, was sie so haben. So wie du heute. Wollen sie dann erobert werden oder einfach nur in ihrer Sinnlichkeit glänzen?“

„Puh! Was geht denn bei dir ab?“

„Was bei mir abgeht? Natürlich denke ich an Eve. Ich denke an eine andere Frau. Ich denke an all die anderen Frauen, die ich hatte. Ein Chaos nach dem anderen schießt mir durch den Kopf. Das Chaos der Geschlechter, das Chaos, so oft nicht eine gemeinsame Sprache zu sprechen, das Chaos der Liebe, das Chaos des Eros’, das Chaos des Lebens. Mir kommt es so vor, als säßen sie alle vor und neben mir und grinsten mir hämisch zu. Und noch erschreckender empfinde ich plötzlich, wie chaotisch ich war und bin. Ich habe an jeder Unordnung reichlich mitgewirkt. Immerzu habe ich die Liebe verloren und mich selbst samt die anderen dafür bestraft. Ich kann ihn hören, im Hall sogar. Immer deutlicher kann ich ihn hören, den Schrei nach Entschiedenheit.“ Demonstrativ, mit aufgerissenen Augen, sah ich sie an. „Das denke ich gerade.“

Überfordert nahm sie einen kräftigen Schluck aus ihrem Weinglas, streckte ihren Hals zu mir herüber und schüttelte den Kopf. „Okay,“ antwortete sie derart lang gezogen, weil ihr eine sofortige Antwort, für die gerade sie stets stand, unmöglich war.

Eine Weile sprachen wir kein Wort, bevor ich ihre Hand griff. „Ich mag dich. Aber bitte! Lass’ uns über etwas anderes reden! Du bist ihre beste Freundin. Und ich bin kein Narr.“

Wieder artikulierte sie ihr Einverständnis mit jenen in Länge gezogenen Silben, obgleich Neugier in ihren Augen funkelte.

Uns verband aufs Neue eine Form der Wortlosigkeit, die aber zu halten deswegen nicht unangenehm war, weil sich die Einsicht um die Unmöglichkeit eines aufrichtigen Gesprächs endgültig eingestellt hatte.

„Hast ja Recht. Eve würde auch nicht wollen, wenn wir hinter ihrem Rücken über sie herziehen würden. Aber eine Frage habe ich noch?“ Sie beugte sich zu mir hervor und genoss sichtlich ihre kleine Provokation, weil sie mir mit dieser Pose ihre Brüste nun vollkommen vor Augen führte.

„Lass’ hören!“ gab ich ohne jede Überlegung zurück.

„Wer ist die eine andere Frau, an die du denkst?“

Ich konnte nicht anders. Augenblicklich brach lautes Gelächter aus mir hervor. „Die bist du. Wer denn sonst?“ schob ich nach, als ich mich wieder beruhigt hatte.

„Ja, ja! Ist klar.“

„Eve wollte diese Auszeit,“ bemerkte ich im Bemühen den Gehalt unseres Gesprächs zu versachlichen, nachdem der Kellner zwei neue Weingläser gebracht und damit für eine wohltuende Unterbrechung gesorgt hatte. „Und die Gelegenheit nutzen, sich darüber klar zu werden, was der eine an dem anderen hat.“

Die folgende Stunde unserer Unterredung versank im Meer allgemeiner Belanglosigkeiten. Karo war schlau, dachte ich bisweilen. Karo war ein Luder, dachte ich in anderen Momenten. Auf jeden Fall war sie Eves beste Freundin. Mit roten Lippen und tief geschnittenem Top wollte sie tatsächlich glänzen, wie sie offenbarte. Sie war nicht auf der Suche. Aber es könnte ja geschehen, wie sie schluchzte. Dass ihr ein cooler Kerl begegnete, einer, der ihr Interesse und mehr reizte, einer, der einen Ritt ins Abenteuer wert wäre. Dann würde sie sich ärgern, wenn sie nicht wenigstens ein kleines bisschen darauf vorbereitet gewesen wäre. Karo war eindeutig auf der Suche nach dem Einen von Zehn von Hundert, schoss es mir ins Hirn, als sie sich selbst, und nach ihrer Meinung die Frauen ganz grundsätzlich, in ihrem Auftreten und Spielverhalten erklärt hatte.

Und doch. Die Wahrheit war eine andere. Ich war tatsächlich ein Narr. Denn dass sich Karo mit mir verabredet hatte, weil sie tatsächlich mehr von der Frau wusste, die ich liebte, die aber gleichzeitig so wenig dafür tat, dass ich es beruhigt tun konnte, und dass sie bereit war ihre Freundschaft zu riskieren, weil sie an dem Glück dieser Frau interessiert war, lag fern ab jeder meiner Wahrnehmung. Für meine Beschränktheit im Zustand meiner Schmerzen sollte ich noch bitterlich büßen.

Ich verharrte. So hatte ich ihn noch nie gesehen, so nahe, wie ich auf ihn blicken konnte, war ich ihm noch nie gekommen. Alle morgendlichen Routinen wie Einzelfrühstück und Körperhygiene waren erledigt. Zwei Glas Wein hatte ich am Abend zuvor mehr gehabt als Karo, die plötzlich vorgegeben hatte, sich für den Arbeitstag schonen zu müssen. Von der Nacht hatte ich nichts mitbekommen. Demnach durfte ich davon ausgehen, dass ich sie einigermaßen ruhig verbracht hatte.

Nun stand ich im Schlafzimmer Kopf, eine Stellung, die ich gelegentlich, vornehmlich während einer Schreibphase, aufsuchte, um aus anderer Perspektive einen neuen Zugang zu erlangen. Ich war nackt. Und mein ständiger Begleiter hing befriedet meinen Bauch entlang in einer Position, von der ich nach reiflicher Überlegung sagen durfte, dass sie genauso ungewollt wie einmalig war. Je länger ich auf ihn schielte, desto mehr verkrampften sich Muskeln. Eine Frage war so überraschend aufgekommen, dass ich mir selbst mit der ersten Suche nach einer Antwort attestierte, endgültig verrückt geworden zu sein. Wie oft schon war ich in eine Frau eingedrungen? Noch unerklärlicher war mir, dass ich diese Frage fortan nicht mehr aus dem Kopf bekam. Wie oft hatte er dort gesteckt, wo nach der Rückkehr früher oder später doch nur Unheil auf mich wartete? Ich ergab mich schließlich. In böser Vorahnung, wieder aufrecht, mit seiner Verhüllung und einem neuen Kaffee, begann ich, zunächst eher zaghaft, dann energischer um ein verlässliches Ergebnis bemüht, zu bilanzieren.

Meine Rechnung war schockierend. Siebenunddreißig Lebensjahre. Sieben Jahre in festen Händen. Mit sechzehn hatte es begonnen. Machte demnach vierzehn Jahre, in denen ich zwei bis drei im Monat, also etwa dreißig im Jahr... Es waren hunderte. Überschlägig über vierhundert. Frauen. Frauen, Menschen also, keine Euro, keine Mark und auch keine Kilometer. Ich war fassungslos. Das konnte nicht sein. Doch es war so. Etwa fünfzig einstige Gespielinnen fielen mir auf Anhieb namentlich ein, als ich das Alphabet innerlich nach ihren Namen durchgegangen war, etwa doppelt so viele befanden sich in dem Speicher meines alten Telefons.

Über all die Jahre fiel ich, erneut vorsichtig geschätzt, drei- bis viermal die Woche allein in Bars hinein und oft zu zweit wieder hinaus. Blieb der Kontakt zu jenen Mädels aufrecht, erweiterte sich der Kreis williger Frauen noch einmal, nämlich dann, wenn die Freundinnen in mein Beuteschema passten. Das Spiel mit dem anderen Geschlecht war ein Sport geworden, über Jahre vervollkommnet, für das es aber weder einen Lohn noch einen Preis gegeben hatte. Allein die Akzeptanz war meine Vergütung. Hamburg bot die besten Reviere. Kiez, Schanze, Hamburger Berg, Eppendorf, Neustadt, Eimsbüttel – es gab nicht eine Bar, die ich nicht kannte. Nach kurzer Zeit wusste ich, welcher Frauentyp wo bevorzugt verkehrte, was sie mochte und was sie gerne hörte, stellte Mann sich ihr vor. Ein paar Drinks reichten meistens, um Zunge und Zweifel zu lösen.

Mir fielen meine Auslandsaufenthalte ein, Polen, Dänemark und England, wo ich ein paarmal für jeweils einige Wochen als Journalist gearbeitet hatte. Die Frauen dort waren unverkrampfter, weiblicher und vor allem unkomplizierter als in der zwischenmenschlichen Wüste Norddeutschland samt ihrer so genannten Weltstadt. Ich erinnerte mich an Dreharbeiten auf Jamaika, wo die Nächte anstrengender waren als die Tagesleistung. Auch drei Jahre Los Angeles waren entgegen allen gemeinhin geäußerten Bekundungen von angeblich typisch amerikanischer Prüderie eine Hochburg der Lust gewesen. Wieder angekommen bei jenem hohen Beischlafergebnis, das mich selbst gehörig verblüfft hatte, zählte ich die Begegnungen hinzu, die ich zu meinen Zeiten als Fotograf vor der Linse und im Bett hatte und addierte sie mit denen, die ich in zahlreichen Urlauben auf Ibiza, Mallorca, Tarifa oder sonst wo besamt hatte. Mitunter war es vorgekommen, dass ich an einem Wochenende mit zwei Frauen intim geworden war, innerhalb eines Tages.

Der Anzahl gehabter Frauen setzte ich die entgegen, mit denen ich mir hätte vorstellen können, sie zu ficken, es aber nicht tat, weil sie mich nicht wollten. Meine Rechnung durfte nicht stimmen, dachte ich und versuchte gewisse Fehlzeiten anzurechnen, wenn ich beispielsweise von morgens bis spät abends gearbeitet hatte und aufgrund von Krankheit, Muskelkater oder Lustlosigkeit einfach Zeit und Kraft fehlten. Das beruhigte zwar, änderte aber an dem Zahlenwerk so gar nichts. Die Vermutung lag nahe, dass es durchaus noch ein paar mehr gewesen waren.

Eine ganze Weile dachte ich über das Wort nach, das beschrieb, was ich derart oft getan hatte. Ich hatte gefickt. Ficken war vulgär, doch von der Allgemeinheit so selbstverständlich verstanden wie gebraucht, dass diese Bezeichnung sogar im Duden stand, als derbe Formulierung für Koitus. Ich konjugierte koitieren, konnte diesem Synonym aber für den Sprachgebrauch im Alltag so wenig abgewinnen. Ficken als Morphem war Lust. Ficken war Begierde, Ficken war Trieb. Schnell und befriedigend, rücksichtslos und so leicht zu haben wie eine beliebige Ware unserer Wegwerfgesellschaft. Im Gegensatz dazu liebte man sich, schlief miteinander oder vollzog Beischlaf. Ein paar Gedanken später war ich mir sicher, das, was ich so oft vollzogen hatte, weiterhin schamlos als Fick zu bezeichnen, denn mit der Geschichte von dem kleinen Jungen, der nicht wusste, ob er in den Bergen oder an der See seinen Urlaub verbringen sollte, also zunächst die oberen oder doch die unteren Regionen einer Frau reizen sollte, musste man den Mädels ohnehin nicht mehr kommen. Spätestens, wenn man mit einer Frau nackt im Bett lag, war klar, dass etwas, mit körperregionalen Unterschieden, irgendwie in etwas anderes gehörte.

In der Logik einer ernst gemeinten Aufarbeitung, wer der wahre Verlierer dieser Exzesse war, ließen sich einfache Fragen nicht länger ignorieren. Worin lag der Sinn von Triebhaftigkeit? Was hatte er mir gebracht? Welche Erkenntnis konnte ich daraus gewinnen, mich hundertfach verschenkt zu haben? War mein Großstadtleben Segen oder Fluch? Gut! Ich durfte davon ausgehen, dass ich über durchaus brauchbare Erfahrungen im Umgang mit den Verlorenen meiner Stadt verfügte. Doch was nutzten sie?

Ich hatte bis heute einen ausgesprochen geduldigen Schutzengel, schoss es mir bei der Suche nach den Antworten als nächstes durch ins Bewusstsein, einen fassungslos dreinschauenden Bediensteten von Gottes beflügeltem Personal, der mich dennoch wunderbar begleitet hatte. Ich sah ihn neben mir stehen, kopfschüttelnd und nach jedem Akt den Schweiß von der Stirn wischend, weil mir kein Unheil widerfahren war. Vermutlich hatte ich sogar mehrere dieser Jungs verschlissen. Ich war gesund und Kinder hatte ich auch keine, jedenfalls wusste ich von keinem, was spätestens dann der Fall gewesen wäre, wenn ich hätte Unterhalt zahlen müssen, um den Unglücksfall einer Geburt in bezahlbare Bahnen zu lenken, weil ich als Vater nicht erwünscht war.

Da war er also wieder, der Strudel des Eros’ mit seinem Sog. Er würde mir heute erneut, wie damals, jede Standhaftigkeit und jede Moral nehmen, wenn ich mich wieder treiben ließ, weil die Liebe immer woanders war, nur nicht mit mir. Die Vorbotin dieses unbeherrschten Wandels hatte ich bereits getroffen. Immerzu würden mir, hatte ich mich erst einmal derart ergeben, neue Frauen entgegentreten. Sie würden in Betten stöhnen oder sich noch auf der Treppe zu ihrer Wohnung ins Höschen fassen lassen. Sie würden im Auto über mich herfallen oder in den Klos der Kaschemmen zum Angriff blasen. Die Orte des Aktes waren austauschbar, weil schon die Lust keine Scham mehr kannte. Die Stadt, in der ich lebte, brachte immer neues Freiwild hervor. Die Verlorenen strömten aus einem riesigen Reservoir der Verzweiflung auf die Straßen und verwandelten die Bars zu märchenähnlichen Landschaften, in denen statt Milch und Honig sämtliche menschliche Körperflüssigkeiten flossen.

Ging ich durch die Straßen, fuhr ich Auto, Bus oder Bahn, kaufte ich ein oder saß in Bars und Restaurants, erfolgte stets die erste Musterung. Auch die Frauen glotzen ständig. Kamen die, die mir begegneten, als Sexualpartnerin in Betracht, versuchte ich mich ihnen zu nähern. Wer einigermaßen nett war, ein bisschen gebildet dazu und über ein akzeptables Äußeres verfügte, hatte es einfach entsprechende Bekanntschaften zu machen. Wer von alledem ein bisschen mehr besaß und dazu verlogen agierte, weil die nackte Begierde ihn trieb, musste sich selbst so wenig anstrengen. Ich war verlogen. Doch meine Schleimspurensuche kam mir, je länger ich sie reflektierte, erschreckend unheldenhaft vor. Sie machte mich noch bänglicher, während andere vermutlich mit stolzgeschwellter Brust den Verkauf ihrer Seele als Kredo gepriesen hätten, ohne annähernd zu erahnen, wie teuflisch das war. Ich war ein Mann, natürlich. Ein Jäger. Aber ich war geschickt darin, meine Opfersuche mit Charme, Eloquenz und Stil zu maskieren. Und ich war geübt darin, sie schneller und zielsicherer zu erlegen als viele meiner Konkurrenten. Während viele meiner Artgenossen noch mit ihrer absurden Selbstsuche beschäftigt waren, lebte ich die Nachwehen des Nachspiels der Frauenbefreiung.

Die meisten Männer in meinen Umgebungen waren feige und dumm. Sie waren Jammerlappen. Sie hatten möglicherweise davon gehört, dass sich die Rollen im Spiel der Geschlechter irgendwann verändert hatten, doch sie hatten dieses Benehmen weder verinnerlicht noch verkehrt. Sie standen der Entwicklung taten- und willenlos entgegen und sich mit ihren Kleingeistern selbst im Weg. Die Frauen bedienten sich ihrer mit zunehmender Härte und Konsequenz. Wurden Männer zu Opfern, bezeichneten sie ihre Frauen als hinterlistig und soffen sich monatelang die Hirse zu. Viele wünschten sich die Traumfrau, doch sie selbst waren so wenig der Mann weiblicher Visionen. Kamen sie in ihrem Äußeren unvorteilhaft daher, wurden ganze Heerscharen von Agenten bemüht, um sie wider jede Persönlichkeit aufzustylen oder ihnen einen erfolgsorientierten Flirtbenimm beizubringen. Einzig, wenn sie Geld besaßen, viel Geld, war jeder Typ gefragt.

Die meisten meiner Geschlechtsgenossen waren sich darüber hinaus nicht wirklich bewusst, dass sie die Macht verloren hatten, dass sie zum Spielzeug geworden waren, zu einer Figur auf den Schachbrettern der Weiber dieser Republik. Sie hatten es versäumt, sich anzupassen. Ich war mir sicher, dass viele von ihnen immer noch nicht wussten, dass das Blondchen Barbie ihren Ken bereits Mitte der achtziger Jahre aus dem schmucken Einfamilienhäuschen geworfen hatte, weil sie einen Surfer kennen gelernt hatte, dessen wilde Ritte mit der Natur jeden Tag aufs Neue im Bett eine Fortsetzung fanden.

Ihre größte Angst war die weibliche Sexualität. Reihenweise liefen Männer zum Schwanzologen, um sich ihren Penis verlängern zu lassen. Wie oft schon hatte ich sie klagen hören. Weil Frauen ganz selbstverständlich mehr als einen Lover in ihren Betten hatten, befürchteten Männer den Vergleich. Es reichte nicht mehr, ihn nur einmal zu versenken, um sich dann auf die Seite zu legen. Eine Frau zu befriedigen war vornehmlich eine Frage der Dauer, aber wer schon einen Ständer bekam, wenn ihn eine selbstbewusste Frau nur anschaute, sollte besser Mamas Heimschläferkind bleiben. Ohnehin waren viele Söhne der ersten Emanzen entweder verweichlicht oder schwul geworden und damit keine Konkurrenz.

„Jetzt sag’ schon! Ist das dein Geheimnis?“ hatte mich Tom einmal gefragt, als wir an einem dieser Abende der Eroberungen in unserer Bar auf der Lauer gelegen hatten.

Ich berichtete ihm von einer Begegnung mit einer alten Getroffenen. Sie hatte sich mit ihrer Begleiterin zu mir gesetzt und mit zunehmendem Alkoholgenuss aus ihrem Ärger keinen Hehl gemacht, wie sehr ich eine Enttäuschung gewesen war. Ihre Repliken hatten jeden Vorwurf gekannt, den Frauen machen konnten. Ihre vermeintlich beste Freundin war engagiert ins Gespräch eingestiegen, was mich bewogen hatte, auch sie zu sticheln, als die Zeit dazu reif war.

„Was ist mir dir? Bist du allein erziehende Mutter?“ hatte ich von der Gefährtin wissen wollen, die mir durchaus dienlich erschien, ein paar Stunden mit ihr zu verbringen.

„Nein! Wieso fragst du?“

„Willst du dann heute Nacht vielleicht eine werden?“

Sie hatte sich ähnlich empört wie ihre Freundin. Dennoch war sie geblieben und am Ende mit zu mir gekommen. Ihre Fingerfertigkeiten waren nicht einmal schlecht gewesen.

„Yapp! Das ist das Geheimnis. Sie wollen schlecht behandelt werden,” erinnerte ich meine Antwort für Tom. „Sie fragen sich dann viel eher, was sie falsch gemacht haben. Und sie können es nicht ertragen, wenn sie ignoriert werden.“

„Ist es wirklich so einfach? Dass der oder die, die man entweder gar nicht oder nur schwerlich bekommt, besonders reizvoll ist? Ist es wirklich das?“

„Ist es! Es ist so einfach. Genau so!“

Ich hatte Tom damals einen anderen Kniff verraten, Frauen wenigstens für eine kurze Zeit in meinen Bann zu ziehen. Ich blieb einfach bei ihnen, wenn ich gekommen war. Nach wenigen Minuten ließ jede Reizung nach und ich konzentrierte mich darauf, der Vorgabe der männlichen Natur zuvorzukommen. Einfach nicht aufzuhören hieß diese Devise. Nicht zu erschlaffen war das Ziel. Es war tagesformabhängig, doch oft genug hatte ich so die natürlichen Prozesse der Reizweiterleitungen samt dem Ende dieser Impulse in mir genauso überlistet.

Tom war verwundert, probierte sich an dieser Technik und gestand, dass diese Sexpraktik wohl einer besonderen Veranlagung bedurfte. Wenn er in einer Verschleppten explodiert war, meinte er, wünschte er sich in der Regel, dass sie sich in eine Pizza verwandeln könnte oder augenblicklich verschwinden sollte.

Die romantische Verklärtheit vieler Männer, die auch Tom in Wirklichkeit entwickelt hatte, hatte ich noch nie begriffen. Die Frauen von heute wollten zuallererst jene Ewigkeit nicht mehr, mit der viele Pimmelträger in beschämend kitschiger Art immer noch meinten, ihre Auserwählte belegen zu müssen. Zusammen alt und versorgt zu werden, war längst schon so unzeitgemäß wie den Papa zu fragen, seine Tochter ausführen zu dürfen, abgesehen davon, dass weder Mama noch Tochter wussten, wo der Erzeuger seit Urzeiten abgeblieben war. Die Pille und die Selbständigkeit, für sich selbst aufkommen zu können, hatten alles verändert. Auf einen Schlag ging es in die Unabhängigkeit. Viele Männer hingegen waren hängen geblieben. Die Frauen von heute lebten intensiver und konsequenter. Sie mochten ein gehaltvolles Gespräch, eine zärtliche Stunde aber eben auch einen echten Kerl an ihrer Seite, vor allem beim Sex. In ihrer Erotik waren Frauen um Längen fantasievoller und ausgeprägter. Sie träumten von der Verführung genauso wie von den Schlägen auf ihre Ärsche, solange sie unterhalb der Schwelle einer groben Körper- und Seelenverletzung lagen.

Die Mehrzahl der Typen war für diese Herausforderung einfach nicht locker genug, nicht sensibel genug, um gleichzeitig souverän zu bleiben, wenn sie es denn jemals waren. Ich konnte über viele Männer einfach nur lachen, wenn ich sie, gleichgültig ob zufällig oder beabsichtigt, in ihrem Umgang mit den Verlorenen beobachten konnte, doch nicht, weil sie mit den Frauen ihre ständigen Kämpfe austrugen, sondern weil sie es mir mit ihrer Einfältigkeit einfach einfacher machten. Dabei war mein Geheimnis, den Willen von Frauen zu brechen, genauso simpel wie menschlich. Das Einzige nämlich, was Menschen und vor allem Frauen nicht manipulieren konnten, war der Augenblick. Viele fühlten sich entblättert und gerieten unsicher, schaute man ihnen nur lange und tief genug in ihre Augen. Hielten sie diesen Blick, hatten sie meistens verloren, waren sie mir früher oder später erlegen. Dann fing ich sie verständnisvoll auf, und schon fühlten sie sich wieder geborgen und teilten mit, wie sehr sie den Eindruck hatten, einen schon seit langer Zeit zu kennen. Wie oft ich das schon gehört hatte, konnte ich wirklich nicht mehr zählen. „Schau’ mich bitte nicht so an!“ Bemerkte ich darauf, dass es mir ein wunderbares Geschenk wäre, wenn sie zulassen könnte, durch ihre Augen in ihr Innerstes zu gleiten, um Seele in ihr werden zu wollen, floss sie förmlich davon, um sich wenig später so schnell wie möglich wieder zu verabreden, oder sie wollte gleich.

Eine ganze Stunde war ich mit meinen Gedanken hitzig und grollend durch die Wohnung gelaufen. Nun reichte es. Genug war genug. Ich hatte Tom abgesagt, der zum Frühstücken in die Bar wollte. Ich hatte vergeblich versucht Eve zurückzurufen, die sich erstmals nicht in der Nacht gemeldet hatte und resümierte allmählich eine andere Feststellung. Es war, wie es immer gewesen war. Niemand war da, dem ich mich in meiner Stimmung hätte anvertrauen können. Niemand war da, der tatsächlich helfen konnte.

Die Abgabe des Drehbuchs stand an. Doch meine Geschichte hatte mir jede Fantasie genommen. Ein Werk Nietzsches fiel mir am Schreibtisch in die Hände. Von ihm hatte ich erfahren, wie wichtig die Kindheit war, die ersten Erlebnisse mit Geborgenheit und Liebe. Sie prägten ganz entscheidend das Sexleben eines Menschen. Ich hatte eine glückliche und unbeschwerte Kindheit, doch die Erinnerungen daran waren zu blass, als dass sie jetzt eine Hilfe waren, ganz abgesehen davon, dass ich eine Psychoanalyse für übertrieben hielt.

Die allgemein öffentlich zugänglichen Abhandlungen über die eklatanten Disharmonien zwischen Frau und Mann hielt ich für eine Farce. Ihren Erfolg hatte ich schon immer als bedenklich empfunden. Meter an Meter reihte sich der anmaßende Schund von Lebens- und Beziehungsratgebern, mit denen sich Kasse machen ließ. In der Regel schrieben Frauen für Frauen. Phrasierten sie für die Kerle, damit sie lernen sollten, was das sensiblere Wesen so bewegt, war jede Objektivität endgültig dahin. Die Raffinessen einer Frau brachten Ruhm und noch mehr Geld, während die Wahrheiten der Männer auch deswegen verkannt blieben, weil die Autorinnen statt taugliche Erfahrungen oft nur verträumte Vorstellungen besaßen. Häufig waren ihre Werke dazu mit einer Komik versehen. Mir war aber nicht komisch zumute. Die Sache war ernst. Menschen neigten dazu, komisch zu werden, wenn der Verstand nach Erklärungen verlangte, die keiner geben konnte.

Alle meine Überlegungen reiften zu einer Konsequenz. Ich hatte mich erinnert und gleichzeitig eine Vorstellung von der Zukunft. Die meisten Menschen folgten, vertraute ich dem Kern meiner Gedanken, im Umgang miteinander mittlerweile einer fast niederträchtigen Berechnung. Sie lebten sich auf Kosten anderer aus. Längst schon begegneten sie sich nicht mehr selbst. Im Guten einten sie allenfalls ihre Sehnsüchte und Wünsche. Die Vermutung lag nahe, dass auch Sabrina ähnlich angestochen oder angezählt durchs Leben ging, in Nuancen differenzierter vielleicht oder, lief es schlecht, möglicherweise sogar ausgeprägter. Entweder ließ ich sie unbehandelt oder ich trat ihr so ganz anders gegenüber.

Sabrina! Wer immer sie auch war. Diese Frau hatte es verdient, einen authentischen, also ehrlichen Mann, zu treffen. Wie auch immer sie sich gab, es war entweder ihr Glück oder ihre Überforderung. Dass sie dazu, wie sie betonte, in einer glücklichen Beziehung lebte, konnte durchaus zum Vorteil gereichen. Möglicherweise hatte sie ein paar Antworten parat, die ich noch nicht hatte, wobei mir die Bezeichnung ihres Status’ gehörig missfiel. Allein Staaten unterhielten Beziehungen zueinander. Partnerschaften also mit der Qualität einer diplomatischen Praxis zu bezeichnen, verriet einmal mehr die willfährige Adaption öffentlich gängiger Gedankenlosigkeit.

Die noch vage Idee wahrhaftig zu sein, gefiel mir zunehmend. Abgesehen von unserem ersten Treffen am Mittwoch und möglichen weiteren, die ich gewillt war sehr behutsam zu dosieren oder sogar ganz zu verschieben, wenn es an mir lag, wollte ich mir eine Woche ohne jeden Frauenkontakt geben, weil ich verspürt hatte, wie hilfreich ehrliche Reflexionen sein konnten. Ich wollte Zeit, in der ich mein Leben und vor allem mein Verhältnis zu den Frauen auf den Prüfstand stellte. Ich wollte mich an ihr Verhalten erinnern, an ihre Worte, an ihre Absichten. Ich war bereit mir das volle Programm von Verständnis zu geben, inklusive Schuhe putzen. Ich war ermuntert mich mit ihnen intensiv auseinander zu setzen. Ich war ermutigt eine tiefe Selbstreinigung zu vollziehen, mir selbst offen und ehrlich gegenüberzutreten. Warum hatte ich stets die Liebe verloren? Warum fickte ich diese Wesen, die ich so wenig verstand und die ihrerseits so wenig dafür taten, dass ich es konnte? Ich wollte endlich meinen Frieden. Ich wollte ein Ende ohne einen neuen Anfang zu kennen. Alles kam zu dem, der warten konnte.

Ich gab meinem Vorhaben einen Arbeitstitel. Liebe rückwärts. Zunächst musste ich die letzten Monate mit Eve überdenken. Die Erlebnisse mit ihr waren mir noch reichlich präsent, und Eve war es allemal wert. Über Melissa würde ich mich zu Sophia hangeln müssen, bei Katrin landen und, so der Zugriff auf mein Unterbewusstsein weiterhin gelang, bei Irene enden, amouröse Abenteuer in dieser Chronik des Leidens eingeschlossen. Das war mein Plan, ein tauglicher Plan, wie ich befand. Es sollte eine Achterbahnfahrt werden, deren Fahrkarte ich, wären mir die Fallhöhen vorher bewusst gewesen, nie und nimmer gelöst hätte.

Da also war ich angekommen. Allein, enttäuscht, desillusioniert und Sabrina als letzte Ausfahrt Sehnsucht im Kopf. Bei jeder Frau, die ich gehabt hatte, hatte ich auch stets etwas verloren. Ich war der bitteren Erkenntnis auf der Spur, dass es mir seit langer Zeit unmöglich war, in einer Stadt voller emotionaler Verkrüppelungen wie der meinen die Liebe zu finden.

Endlich. Mir fielen ein paar Fotografien von Eve in die Hände, nach denen ich fieberhaft gesucht hatte. Ihr unwiderstehliches Lächeln und das Strahlen ihrer Augen hatten mich immer schon in ihren Bann gezogen. War sie heute der Auslöser für meine Missstimmung, so war sie damals der Anlass, dem ständigen Kreislauf des Fickens zu entfliehen. Nach zwei Jahren Partnerschaft aber stand ich neuerlich an der Schwelle, ein ähnlich sinnentleertes Leben zu führen wie vor ihrer Zeit. Ich wäre ihm erneut erlegen, dem weiblichen Begehren, das ausgeprägter war als vielfach angenommen, wenn es mir gelang, Frauen ihren Verstand zu nehmen, der zu oft ihre Vagina zügelte. Ich wäre es wieder, ein Feuerstein, der die weibliche Leidenschaft entflammen konnte, die Treue und Sicherheit genommen hatten. Ich wäre erneut der, mit dem sie bedenkenlos ihr sexuelles Verlangen ausleben konnten, wenn die Neurotransmitter der Biochemie produziert waren, die ihr Hirn durchströmten und die sie aus der Kontrolle in den Rausch ihrer Lust führten. Ich würde selbst die ausfindig machen, die im neusten Modus über Onlineportale so massenhaft erfolgreich nach einem Seitensprung lechzten, weil sie in der Öffentlichkeit die Entschlossenheit nicht aufbrachten, ihre Geilheit zu präsentieren.

Ich erinnerte mich sehr genau an Ort und Zeit, als die Bilder entstanden waren. Wir hatten einen Ausflug zur See unternommen. Es war der Beginn von Verlust. Ich trat auf den Balkon meiner Wohnung. Die Sonne schien wohltuend kräftig. Ich griff die Aufnahmen und eine Schreibkladde, und wie ein Dieb den Ort seiner Untaten ein zweites Mal aufsuchte, saß ich kurze Zeit später wieder in dem Beachclub an der Elbe. Ich hatte neben dem Glauben an die Liebe obendrein meine Poesie verloren. Auch die wollte ich zurück.

Solange sie schlief

Подняться наверх