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Wie ein Schwert in Stein

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So wache ich auf.

Ich liege.

Es ist dunkel, aber meine Augen stört das nicht.

Im Bett gegenüber liegt die stille Frau.

Mein Kopf liegt zur linken Seite geneigt auf dem Kissen. Ich auf dem Rücken, in der gemütlichsten Position, unter der angenehmsten Decke die es gibt.

Sie starrt mir ängstlich in die Augen, wie ein Kind, dass man zum ersten Mal allein unter Fremden lässt. Sie zittert.

Mir fällt auf, dass es sehr kalt in unserem Zimmer ist und ihre Decke auf dem Boden liegt.

Als ich abwechselnd sie und ihre Decke anschaue, mit fragendem Blick, der, wie ich hoffe, ausdrückt: "Soll ich Ihnen helfen sich wieder zuzudecken?", hebt sie ihre beiden zittrigen Hände von der Brust und deutet ein STOPP.

Ich zögere kurz, will ihr aber dann doch Gutes tun, auch wenn es gegen ihren Willen ist.

Ich kann mich nicht bewegen.

Erst jetzt fällt mir die Schwere auf.

Die Leichtigkeit, wohlige Wärme und Versunkenheit, die mich eben noch so behütet hat aufwachen lassen, fühlt sich nun an, als stecke ich in fast ausgekühltem Grießbrei, bis zum Hals.

Es ist warm, aber es hält mich fest, das Federbett drückt mir auf die Lunge und erschwert mir das Atmen. Ich versuche mich zu beruhigen und spüre einzeln in verschiedene Teile meines Körpers. Ich habe Muskelkater. Überall. Als wäre ich einen Marathon gerannt. Und anschließend noch drei weitere. Ich schaue zu Frau Blattzweig herüber und finde Ruhe in ihren Augen.

Sie zittert nicht mehr. Ihr Gesicht wird zu dem einer besorgten und wohlwollenden Mutter. Sie streckt sich, greift nach ihrer Decke und deckt sich wieder zu, besser als ich sie je hätte betten können. Eingekuschelt sieht sie nun wieder zu mir, noch sanftmütiger als zuvor, legt einen Finger auf ihre leicht geöffneten Lippen und schließt langsam ihre Augen, ohne den Blickkontakt zu mir zu verlieren. Ich komme wieder zur Ruhe, die schwere Decke wird wärmend, die kalte Luft an meinem Gesicht angenehm kühl und das Bett eine Herberge.

Ich erinnere mich an den Tee der beiden Herren und mir wird flau nur beim Gedanken daran. Er muss vergiftet gewesen sein. Das ist es. Ich wurde vergiftet.

Was bleibt mir nun? Gefangen in Gemütlichkeit.

Also schließe ich die Augen und fange an zu träumen.

Das Weg ist das Ziel

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