Читать книгу Vom Becher bis zum Baby - Max Sebastian Stremel - Страница 7
Von der Kontaktaufnahme bis zum eigenen Baby
ОглавлениеDer Ablauf ist stets der gleiche:
•Kontaktaufnahme
•Entscheidung zur Spende
•Schriftliche Vereinbarung, notariell beglaubigt
•Spende bis zum Erfolg
•Schwangerschaft
•Geburt des Kindes
•Stiefkindadoption inkl. Verzichtserklärung (nur bei Frauenpaaren)
Die Kontaktaufnahme zu den Frauen erfolgt auf ganz unterschiedlichen Wegen. Gemeinsame Bekannte oder das Internet sind die gängigsten Möglichkeiten. Meine favorisierten Seiten im Netz sind „familyship“ und „Co-Eltern“. Außerdem gibt es Portale wie „Wunschkind4you“ oder auch „Samenspende4you“ sowie diverse Facebook-Gruppen. Die Facebook-Gruppen sind kostenfrei und in der Regel voll mit Männern, die nur Sex wollen, und Frauen, die sich nur umsehen wollen oder für eine Spende kein Geld ausgeben möchten.
In der Regel werde ich angeschrieben, aber es kommt auch vor, dass ich Paare, die mir sympathisch escheinen, selbst anschreibe. Der Einstieg verläuft dabei recht locker. Begrüßung, Anfrage, ob das Angebot oder das Gesuch noch gilt, und schon werden meine groben Äußerlichkeiten abgefragt. Ich erkläre, wie es theoretisch ablaufen würde, und entweder sagt es den Paaren zu oder der Kontakt wird nicht weiter vertieft.
Der nächste Schritt ist dann meist ein Telefonat. Dabei geht es darum, offene Fragen zu klären und vorzufühlen, ob es zwischenmenschlich stimmt. Man tauscht sich über Hobbys, Zukunftswünsche sowie eventuelle Erbkrankheiten aus und vereinbart ein erstes persönliches Treffen.
Falls das Wetter angenehm ist, setzen wir uns nicht in ein Café, sondern gehen in einem Park spazieren. Die Paare sind sehr aufgeregt, halten Händchen und die Partner versuchen sich gegenseitig die Anspannung zu nehmen. Deswegen bemühe ich mich um einen freundlichen und entspannten Eindruck. Dabei bleibe ich sachlich. Es geht ja für mich nicht darum, die Herzen der Paare zu gewinnen, sondern ich versuche herauszufinden, ob ich diesen Personen trauen kann, denn ein vorab geführtes Telefonat trügt sehr oft. Ich erzähle auch die ein oder andere Anekdote. Dabei gehe ich auf Missverständnisse und unschöne Erlebnisse mit anderen Frauen ein. Die Intention dahinter ist, dass sich diese Probleme nicht wiederholen sollen. Also erzähle ich von Unzuverlässigkeit, falsch angesetzten Terminen, Lügen oder unentdeckten gesundheitlichen Problemen.
Das nutze ich als Überleitung, um auf die monetäre Frage zu kommen. Ich behandle alle Frauen gleich. Der fixe Betrag für die Spende ist für die einen fast wie ein Geschenk, anderen erscheint er sehr hoch. Ich erwähne, dass ich mich freuen würde, wenn es bei einem positiven Ergebnis ein weiteres Treffen gibt, bei dem wir etwas essen gehen und auf das Kind anstoßen.
Wir reden auch über die rechtliche Situation, Inhalte der schriftlichen Vereinbarung und den Ablauf der Stiefkindadoption.
Danach wird auf beiden Seiten eine Entscheidung getroffen. Sollten jeweils die positiven Gefühle überwiegen, klären wir, wie es weitergeht. Zunächst wird natürlich die Spendervereinbarung unterschrieben, in der alle wichtigen Punkte zusammengefasst sind.
Schließlich müssen die zukünftigen Muttis beim Frauenarzt prüfen lassen, ob alle körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Sie überwachen den Eisprung und nennen mir mit ein paar Wochen Vorlauf den wahrscheinlichen Termin der Spende. Der genaue Zeitpunkt muss mittels hochwertiger Tests ermittelt werden. Eine App oder simples Rechnen – 14 Tage nach der Periode – gelten als zu unsicher. Eine vorherige Kontrolle beim Arzt kann ebenfalls helfen, den idealen Zeitpunkt für die Insemination zu finden.
Kurz vor dem Eisprung nehmen sich die Paare ein Zimmer in meiner Stadt. Bei der Suche helfe ich natürlich gern, denn es ist auch in meinem Interesse, dass zwischen meiner Wohnung und dem Hotel keine 30 Minuten Fahrt liegen. Wenn es dann so weit ist, fahre ich zum Hotel und unterhalte mich noch einmal mit dem Paar. Das ist die letzte Möglichkeit, die Spende abzubrechen. Ich bitte die beiden, mich in ihrem Hotelzimmer allein zu lassen, gehe ins Bad, wasche mir die Hände und fange an zu onanieren.
Es kann auch vorkommen, dass die Spende von meiner Wohnung abgeholt werden muss. Der Mann ist dann lediglich Kurier, während die Frau im Hotel bleibt, wo sie sich entspannen kann.
Mittlerweile komme ich immer direkt in die Spritze. Dafür muss diese groß genug sein (Durchmesser mindestens 10 mm). Der Schieber ist natürlich vorher herauszunehmen und die kleine Öffnung mit einem Stopper zu verschließen. Nach getaner Arbeit wird der Schieber aufgesteckt und das Paar per Handy informiert. Bis sie wieder eintreten, halte ich die Spende auf Körpertemperatur, da sich das Sperma verflüssigen muss. Bei der Übergabe erhalte ich einen kleinen Umschlag mit einem Dankeschön für mein Vertrauen, die Zeit und meine sonstigen Aufwendungen. Ich verabschiede mich anschließend.
Die Frau muss dann die Spritze bei sich einführen und sich in sexuelle Stimmung bringen. Idealerweise entleert sie die Spritze gleichzeitig mit dem Erreichen ihres Höhepunkts. Um es den Spermien zu erleichtern, die Eizelle zu erreichen, sollte sie die nächsten Minuten die Beine hochlegen und sich entspannen.
Die nächsten zwei Wochen sind für das Paar mit bangem Warten verbunden. Meistens informieren sie mich, sobald sie wissen, ob es funktioniert hat. Es kommt aber auch vor, dass ich selber nachfrage. Im negativen Fall wird dann gleich der ungefähre Zeitraum für die nächste Spende vereinbart.
Der Ablauf wiederholt sich, bis sich ein positives Ergebnis zeigt. Sollte es nach einem halben Jahr noch immer nicht funktioniert haben, kann die Frau noch mal alle Hebel in Bewegung setzen und sich verschiedenen Untersuchungen unterziehen lassen. Oft genug werden dann Zysten, Myome und sonstige Störfaktoren bei der Frau festgestellt. Aber auch ich lasse regelmäßig ein Spermiogramm erstellen, um zu prüfen, ob es an mir liegen könnte.
Sollte sich der Eisprung der einen Frau mit dem Termin einer anderen Frau überschneiden, wird immer die Frau vorgezogen, die schon länger dabei ist. Das kann zu einer bitteren Enttäuschung bei der Frau führen, die nun länger warten muss, aus meiner Sicht ist es aber nur gerecht. Wenn die neuere Frau bereits das 40. Lebensjahr überschritten hat, zählt jeder Monat und sie ist einer 29-Jährigen vorzuziehen. Das ist aber die Ausnahme.
Kommt es zu einer Schwangerschaft, ist die Freude bei dem betreffenden Paar unbeschreiblich groß. In der Regel erhalte ich in den darauffolgenden Monaten Informationen über das Geschlecht des Kindes sowie die Gesundheit und das Befinden der Mutter.
Nach der Geburt wird von den lesbischen Paaren die Stiefkindadoption in Angriff genommen, bei heterosexuellen Paaren wird bereits während der Schwangerschaft der Mann als Vater eingetragen.
Sind alle rechtlichen Punkte endgültig geklärt, habe ich keinen Kontakt mehr zu den jungen Familien.
Falls mich das Kind mit eintretender Volljährigkeit kennenlernen möchte, können die Eltern erneut den Kontakt zu mir suchen, ansonsten wird es keine weiteren Berührungspunkte zwischen mir und den Familien geben.