Читать книгу Bücher gratis für iPhone, Kindle & Co. - Maximilian Buckstern - Страница 8

1. Einführung

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Elektronische Bücher, kurz eBooks (auch „E-Books“ oder „ebooks“ geschrieben), gibt es seit den frühen 1970er Jahren. Aber erst das Internet als Distributionsplattform und die mobilen Lesegeräte (eReader) haben dem Digitalbuch zur Durchbruch verholfen. Laut dem Marktforschungsinstitut Media-Control wurden bereits 2010 in Deutschland fast vier Millionen eBooks verkauft.

Sie lesen diesen Text gerade auf einem eReader. Vielleicht ist es der AMAZON Kindle oder ein APPLE iPad. Möglicherweise auch ein Tablet-PC bzw. Smartphone mit Android- oder Symbian-Betriebssystem. Egal was, Sie gehören zu den fortschrittlichen Menschen, welche die Vorteile von eBooks erleben und nutzen.

Ihr Lesegerät braucht Stoff. Sie möchten wissen, woher Sie kostengünstig, also am besten gratis, gute digitale Bücher, Zeitungen und Zeitschriften für Ihren eReader bekommen. Dazu müssen Sie wissen, wie man illegale von legalen Angeboten unterscheidet. Und Sie haben bereits erfahren, dass die Technik eine größere Rolle spielt als beim Papierbuch.

Lesen im Internet-Zeitalter bedeutet zunehmend Lesen auf eBooks. Das Internet ist ein Synonym fürs Suchen: Viele tausend Bücher liegen gratis im Netz. Leider nicht an einem Ort. Es gibt eine rasch wachsende Anzahl von Verzeichnissen, Datenbanken und Quellen. Die GOOGLE- oder BING-Suche führt Sie nicht unbedingt zum Ziel. Und selbst wenn das richtige Buch gefunden ist, wird Ihr Gerät die Datei womöglich (noch) nicht lesen können. Die Urheber, Verlage, Buchhändler, Geräteindustrie etc. geben über die Technik die Regeln vor. Das ist in Ordnung. Es ist aber auch gut, wenn der Leser Problemlösungen kennt.


Als Verlagsmanager beschäftige ich mich seit Ende der 1980er Jahre mit digitalen Texten. Lange Zeit lag der Nutzen nur auf der Produktionsseite, das heißt, die Papier-Manuskripte der Autoren wurden als Dateien erfasst und diese vereinfachten die technischen Abläufe vor dem Druck. Auf der Druckmaschine kam es zur Rückumwandlung. Aus Computerdaten wurden wieder Papierseiten.

Bedauerlicherweise wollten viele Verlage in den letzten 20 Jahren gar nichts weiter mit den Dateien anfangen. Druckplatten statt Bytes wurden archiviert. Oder die Archivierung erfolgte in unflexiblen Layoutformaten. In der Folge müssen heute auch neuere Werke gescannt werden, bevor man sie als eBooks anbieten kann. Leider produzieren Scans keine vernünftigen Digitalbücher, sondern „Seitenfoto-Sammlungen“. Weitere Bearbeitungsschritte, besonders die automatische Texterkennung (OCR), sind notwendig. Verlage überlegen sich bei jedem Werk, ob sich dieser Aufwand finanziell lohnen wird. Dazu kommt die Angst vor digitalen Raubkopien, wenn von einem gedruckten Buch eine eBook-Version verfügbar gemacht wird.

Heute kommen die meisten Manuskripte vom Autor nach den Verlagsvorgaben formatiert als Word-Dateien zum Lektor. Der Inhalt wird optimalerweise „medienneutral“ bearbeitet und strukturiert in Datenbanken abgelegt. Daraus lassen sich Bücher, eBooks, Webseiten usw. generieren. Das klingt kinderleicht. Ist es aber nicht, wenn der Verlag medienadäquate Qualität bieten will. Das für den Leser sichtbare Layout, also die sinnvolle Verbindung von Text, Grafik und Bild, sollte sich nach den technischen Möglichkeiten des Mediums richten, auf dem der Inhalt wiedergeben werden kann. Das geht von unflexibel (Papier) bis hochdynamisch (Webseiten).

Ein professionelles eBook-Layout stellt keine 1:1-Kopie des statischen, gedruckten Werks dar. Zudem kann ein eBook-Reader neben Text und Grafik oft auch Ton und Video wiedergeben. Hinzu kommen interaktive Elemente, zum Beispiel über Hyperlinks. Ehrfurchtsvoll spricht man dann von einem „enhanced eBook“ (das angereicherte Buch). Und in den Augen der Buchmanager spiegeln sich die Fragezeichen. Woher soll multimedialer Content (Inhalt), zum Beispiel in Form von Videos, kommen? Es fehlen in den Verlagsarchiven die Substanzen und Rechte, weil die elektronischen Medien bisher kaum eine Rolle spielten. Die Neu-Produktionen bzw. Lizenzen sind teuer. Und ist der Leser dann bereit mehr für das „enhanced eBook“ zu bezahlen? Wahrscheinlich nicht.

Bitte richten Sie sich darauf ein: Die meisten kostenlosen eBooks, die Sie heute bekommen können, sind weder medienadäquat noch „enhanced“ aufbereitet. Im besten Fall passt das Dateiformat zu Ihrem eReader (siehe Kapitel 6). Dann können Sie immerhin auf Knopfdruck oder per Fingerzeig die Schriftgröße ändern. LIBRI, CIANDO, THALIA und andere Online-Buchhändler bieten tausende deutschsprachiger Werke − teils kostenlos − im EPUB-Dateiformat zum Download an. Das wird vom iPhone, iPad, dem SONY Reader, dem THALIA Oyo, etlichen Smartphones und vielen anderen eBook-Readern unterstützt. Aber bisher nicht von AMAZON, weil man dort ein proprietäres, geschütztes Format für das eigene Geschäftsmodell entwickelt hat. AMAZON ist der globale Treiber im Online-Business und durch den Kindle erfolgreichster Anbieter von eReadern. Mit dem Ergebnis, dass sich immer mehr Verlage und eBook-Plattformen den technischen Anforderungen der Kindle-Nutzer anpassen. Bestes Beispiel dafür ist das Project Gutenberg (http://www.gutenberg.org/), eine Hauptquelle für klassische Literatur in digitaler Form. Das eBook-Business ist aktuell ein Systemgeschäft, in dem der Händler dem Kunden die Hard- & Software sowie eine komfortable Inhalte-Plattform bietet. APPLE hat mit iTunes gezeigt, wie das erfolgreich geht. SONY und AMAZON haben nachgezogen. Und GOOGLE könnte mit der kostenlosen Smartphone-Plattform Android für alle zum Spielverderber werden. APPLE hat in Deutschland als Newcomer in der Buchhandelsszene bisher keine Bäume ausgerissen und einen langsamen Start hingelegt. Den Leuten aus Cupertino war das Verhandeln und Verträge schließen mit den vielen kleinen Verlagen zu mühsam. Man hat, wie in der Musik- und Filmindustrie, zuerst nur ein paar sehr große Medienunternehmen für die eigene Software-Plattform „iBooks“ gewonnen. Mit dem Ergebnis, dass der deutsche APPLE-Buchshop wie ein unterernährtes Stiefkind des iTunes-Stores wirkt. SONY, nach Ausflügen in die Medienindustrie inzwischen wieder eine Hardware-Company, hat sich den steinigen Weg über die Verlage gleich gespart und kooperiert seit 2009 via System-Software „Reader Library“ mit größeren deutschen Buchhändlern. Dazu gehören die MAYERSCHE und THALIA. Daher liegen in manchen Buchläden auch die SONY PRS-Geräte zum Verkauf aus. Nach meiner Beobachtung ist das eine triste Angelegenheit. Den auf Druckerzeugnisse fixierten, mehrheitlich weiblichen Buchhändlern fällt es sichtlich schwer, den Kunden elektronische Hardware schmackhaft zu machen. Ich kann es ihnen nicht verdenken, schließlich dürften die eReader die Schaufel des Totengräbers sein für den stationären Buchhandel. Große Buchketten in Deutschland treten inzwischen sogar mit „eigenen“ eReadern am Markt an, wie THALIA mit dem Oyo (von MEDION) oder WELTBILDs Aluratek Libre. Das ist pure Selbstverteidigung. Und dringend notwendig. Was nämlich passieren kann, wenn man den eBook-Zug verpasst, ist in den USA zu beobachten. Dort erlebte BORDERS, einst einer der größten Bookseller, seinen dramatischen Abstieg in die Insolvenz, während sich der Konkurrent BARNES & NOBLE (B&N) mit dem innovativen eReader Nook gegen den Niedergang des Filialgeschäfts und AMAZON stemmen kann. Die eBook-Reader bringen Umsatz. „Mitglieder, die einen Nook besitzen, kaufen insgesamt 60 Prozent mehr Bücher und geben im Durchschnitt 120 Prozent mehr Geld bei BARNES & NOBLE aus“, berichtete 2011 der B&N-Chef, Len Riggio auf dem jährlichen Treffen der Association of American Publishers. AMAZON hat in Deutschland erst am 21. April 2011 seinen Kindle Shop geöffnet. Das war ein wichtiger Moment, um hierzulande die Verbreitung von eBooks zu beschleunigen. Zur Fertigstellung dieses Buch waren offiziell die ersten Katalogseiten des Shops im Internet zu sehen und ca. 25.000 deutschsprachige Kindle eBooks verfügbar. Eine Einstiegshürde für AMAZON war sicher das Preisbindungsgesetz für Bücher in Deutschland (BuchPrG) und in Österreich. Nach deutschem Recht braucht die eBook-Version eines Werks zwar nicht so viel wie das gedruckte Buch zu kosten, muss aber in allen Online-Shops den gleichen Verkaufspreis haben. AMAZONs Kindle hat sich in den USA, Großbritannien etc. zusätzliche Marktanteile durch Preiskämpfe erschlossen und dem stationären Buchhandel geschadet. Die deutschsprachige Buchbranche wehrt sich gegen diese Strategie. Die Verlage überlegen sich genau, wem sie ihre eBooks in welchen Dateiformaten zu welchen Konditionen zum Weiterverkauf geben bzw. steigen über ihre Webseiten in die Direktvermarktung ein. Große Buchhandelsketten, wie bereits erwähnt THALIA, binden die Kunden über eigene Online-Shops und eReader. Abgesehen davon, dass Handelsvielfalt Märkte vital hält, hat das Abstecken von Claims und die Auseinandersetzung der deutschen Buchbranche mit AMAZON, APPLE, GOOGLE etc. für Sie als Leser den handfesten Vorteil, dass alle Online-Shops attraktiv sein möchten. Aufmerksamkeit, Sympathie und Kundenbindung wird gerne über Geschenke, oft eben kostenlose eBooks, erzielt. Lassen Sie sich nicht allein vom Null-Euro-Preis bei eBooks und ePapers verführen. Lesen Sie das, was Ihnen Spaß macht oder Sie weiterbringt. Denn Lesen kostet Zeit. Und Lebenszeit ist ein teures Gut. Ein gutes, gekauftes eBook kann preiswerter sein.

Wer auf der schnellen, oberflächlichen Schnäppchenjagd nach erfolgreichen zeitgenössischen Autoren ist, wird rasch ernüchtert. Von legalen Quellen wird – abgesehen von Leseproben – fast nichts verschenkt. Die offensichtliche Gratis-Vielfalt ergibt sich durch die Klassiker der Weltliteratur, uralte Werke und unbekannte Autoren. Bei Goethe, Schiller, Gebrüder Grimm etc. herrscht ein Überangebot. Sie sind in nahezu jedem Kostenlos-Archiv vertreten. Dan Brown, Stieg Larsson oder Simon Beckett werden nicht verschenkt. Das sollte Sie nicht entmutigen. Es gibt genug kostenlose Perlen. Man muss nur tiefer danach tauchen.

Laut dem englischen Marktforschungsinstitut SILVER POLL sind Menschen ab 55 Jahre die häufigsten Käufer von eBook-Readern. Anfang 2011 hatten rund sechs Prozent aller älteren Briten schon einen eReader oder einen Tablet-PC. Dass die reifere Generation hier einen Vorsprung hat, wundert mich nicht. Lesen dient oft der Entspannung. eBooks können, obwohl sie Hardware benötigen, beim „De-Teching“ nützlich sein. De-Teching bedeutet, für bestimmte Zeit digitale Kontakte zu kappen und offline zu sein. Das begrenzt den Zwang zum Multitasking und gibt Raum für erholsame Pausen.

Für viele Deutsche ist ein eBook-Reader aus heutiger Sicht ein überflüssiges Gadget, sogar eine technische Spielerei für Angeber. Bei manchen Leute ist es schon ein Statussymbol und unverzichtbar für den Zugang zur virtuellen Community (neudeutsch für Gemeinschaft). Aus meiner Sicht läuft es wie bei den Handys: Irgendwann hat jeder Haushalt mehrere davon und kaum einer möchte darauf verzichten.

Die UNESCO definiert Bücher als gebundene, nichtperiodische Publikationen mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr. Mit dem elektronischen Medium wird sich der Gattungsbegriff „Buch“ wandeln. Es fängt damit an, dass manches, was als eBook angeboten wird, aus kürzeren Texten besteht, die man in Papierform nicht als Buch akzeptieren würde. Oder dass digitale Werke häufiger aktualisiert werden (Updates) bzw. in unterschiedlichen Versionen vorliegen. Interessant ist dann, welche Auflage man besitzt bzw. gelesen hat. Der Markt der digitalen Bücher bekommt ungeahnte Dynamik. Das lässt das Medium Papier rasch alt aussehen. Wird es in Zukunft keine gedruckten Bücher mehr geben?


An dieser Stelle möchte ich dem „Erfinder“ der kostenlosen eBooks danken. Es ist Michael S. Hart (geb. 1947), der 1971 an der University of Illinois (USA) das Digitalarchiv „Project Gutenberg“ aus der Taufe hob. Er wollte mit den damaligen Computern nicht nur, wie bis dahin üblich, Zahlen verarbeiten, sondern lesbare Informationen verteilen.

Das erstes eBook war die selbst in den Großrechner getippte Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Michael Harts ursprüngliche und in die Realität umgesetzte Idee lautete: „To put at everyone's disposal, in electronic versions, as many literary works of the public domain as possible for free“.

Als Ehrerbietung gegenüber Michael Hart und seinem Project Gutenberg (Mission: “To encourage the creation and distribution of eBooks”) verwende ich im Text, abweichend zum DUDEN („E-Book“), die Schreibweise „eBook“.

Bücher gratis für iPhone, Kindle & Co.

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