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Diagnose Parkinson An meiner Seite

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Riwa

Es war im Jahr 2001, als ich von meinem Mann geschieden wurde und auch die Diagnose Parkinson erhielt. Mein rechter Arm schmerzte seit einiger Zeit im Ellenbogengelenk, das Schreiben ging öfter mal nicht so leicht und flüssig von der Hand, die Schrift wurde kleiner. Bewegungsübungen und Massagen brachten keine merkliche Verbesserung. Meine Hausärztin schickte mich zum Neurologen. Dieser konfrontierte mich gleich beim ersten Besuch mit der eventuellen Diagnose Parkinson. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, habe gewartet, bis alle möglichen Untersuchungen durchgeführt und die Diagnose bestätigt wurde. So, was jetzt? Bei uns in der Familie väterlicher und mütterlicherseits hat und hatte, soweit ich das erfragen konnte, niemand Parkinson.

Ich informierte mich im Internet und beim Parkinsonverband. Doch irgendwie fand ich da nirgends so meinen Platz, ich war ja erst 44 Jahre. Jetzt hatte ich wieder einen Begleiter, dabei wollte ich doch gar keinen. Ich wollte endlich mal frei sein und ich sein, mein Leben leben. Jetzt sollte ich wieder Rücksicht nehmen, mich nach dem Parkinson richten. Unangenehm auffallen wollte ich aber auch nicht. Also wird er, bzw. die Symptome, mit denen er sich bemerkbar machte, mit Tabletten unterbunden. Das ist viele Jahre gut gegangen. Immer wieder hegte ich auch Zweifel, ob die Diagnose überhaupt stimmte. Doch der Parkinson hat auch so seine Tricks, dass man ihn nicht vergisst.

Er schloss sich mit meinem Kopf und meinem Magen zusammen, wie oft hatte ich Kopfschmerzen und Migräne, morgendliche Übelkeit gehörte einige Jahre einfach zu meinem Leben dazu. Andere Menschen mussten mir sagen, dass ich zu viel mache. Also kürzte ich meine Arbeitszeit um die Hälfe, beantragte Erwerbsminderungsrente, die ich auch zur Hälfte bis heute beziehe.

Dazu nahm ich natürlich weiter Medikamente, die meinem Funktionieren-wollen angepasst wurden. Dann lernte ich einen Mann kennen, den wollte ich als Begleiter, eine große Liebe, dachte ich. Für ihn war ich eine unter vielen, eine Freundschaft plus, wie er es nannte. Dass das für mich nicht stimmig war, nahm ich zwar manchmal wahr, konnte aber meine Gefühle nicht steuern. Ich stand um fünf Uhr in der Früh auf, radelte zwölf Kilometer zu ihm, um zu schauen, ob eine andere bei ihm übernachtet hatte, radelte wieder nach Hause und war um sieben Uhr dreißig in der Arbeit. Es gab viele demütigende Situationen, denen ich mich hilflos ausgeliefert fühlte. Ich war nicht mehr ich, dachte an den Sprung von der Brücke. Dann las ich einen Artikel über Impulskontrollstörungen, darin in einem Nebensatz, dass sich diese auch als übermäßige Eifersucht zeigen können. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach mit meinem Neurologen über die Situation. Wir setzten die Agonisten ab, und ich sehe wieder klarer. Den Mann gibt es nicht mehr in meinem Leben, den Parkinson schon.

Im Moment nehme ich nur L-Dopa und in der Früh eine Tablette eines Agonisten und ein Antidepressivum. Parkinson kann auch Depressionen verursachen, Missbrauch und Zurückweisungen auch. Ich lerne immer wieder neu, meine Grenzen zu achten. Ich weiß auch, ich komme ihm nicht aus, diesem Parkinson. Irgendwie macht er sich immer bemerkbar. In der U-Bahn bekomme ich immer öfters einen Sitzplatz angeboten, jetzt nehme ich ihn meistens auch an. Manchmal sehe ich in den Gesichtern der Anderen die Frage: „Was ist denn mit der los?“ Sollte mir mal wirklich jemand die Frage stellen, würde ich antworten: „Da hat sich einer an meine Seite gestellt, der lässt mich mal zappeln, und mal gestattet er mir beinahe keine Bewegung. Ich mag ihn nicht, wollte ihn nicht, aber ich bekomme ihn auch nicht los. Also versuche ich ihn zu akzeptieren, meinen Begleiter, den Parkinson!“

Parkinson - nie mehr allein!

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