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Die Wildschweinmama

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Mathilde ist ein hübsches und quicklebendiges Wildschwein. Sie hat ein braunrotes, fast schwarzes Fell mit rauen Haaren und kleine dunkle Augen. Dass sie reizend aussieht findet sie überhaupt nicht, im Gegenteil, sie selbst findet sich ziemlich hässlich. Aber ihre zahlreichen Wildschweinfreundinnen und erst recht die Keiler, nämlich die männlichen Wildschweine, schwärmen geradezu von ihrem Aussehen.

Mathilde lebt mit ihrer Großfamilie, die man Rotte nennt, in einem Laubwald. Zu ihrer Familie gehören Tanten, Großtanten, Cousins, Großmutter und Urgroßmutter. Wenn ein Wildschwein einmal Sorgen oder Probleme hat, wendet es sich an die Urgroßmutter, denn die weiß meistens einen Ausweg.

Im Grunde genommen versteht sich Mathilde gut mit den anderen Familienmitgliedern, aber nun scheint irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung zu sein. Seit einigen Tagen ist sie sehr unruhig und läuft ziellos durch den dichten Laubwald.

Bei der geringsten Anstrengung wird sie müde und muss sich erst einmal ausgiebig ausruhen. Mit ihrem schweren Körper lässt sie sich dann einfach auf den weichen Waldboden fallen. Sie wird schon von ihrer Familie getadelt.

„Du bist doch nicht die einzige, die Wildschweinbabys erwartet,“ zürnen sie, weil Mathilde so zimperlich ist. Sie solle sich doch bloß nicht so anstellen, sondern sich endlich zusammennehmen.

Über das fehlende Mitleid ihrer Artgenossinnen regt sich Mathilde fürchterlich auf. Sie fühlt sich gekränkt. „Kümmert euch doch um eure eigenen Angelegenheiten und lasst mich mit euren überflüssigen Kommentaren in Ruhe,“ giftet sie, denn schlechte Laune hat sie außerdem noch.

„So wie du dich benimmst bekommst du keine Wildschweinbabys sondern Backsteine,“ kichert die vorlaute Lene, die Mathilde zum Verwechseln ähnlich sieht, denn sie ist ihre Schwester. Mathilde wirft ihr im Vorbeigehen einen vernichtenden Blick zu und ist ziemlich gekränkt, was Lene natürlich nicht weiter stört. Und dann zieht sie sich beleidigt zurück. Es geht ihr doch so schlecht!

Schließlich ist Mathildes Zeit gekommen und sie verlässt ihren Familienclan, um für ihre Jungen ein Nest aus Gras und Zweigen zu bauen. Sie polstert es dick mit Moos aus, damit die Wildschweinbabys bequem und weich liegen. Die Kleinen sollen es doch warm und gemütlich haben. Mathilde ist mit viel Liebe und Sorgfalt bei der Sache. Sie spürt außerdem, dass sie nun ruhiger und ausgeglichener geworden ist.

Schließlich ist die "Kinderstube", die man Wurfkessel nennt, fertig.

Zufrieden betrachtet sie ihr Werk und freut sich auf die Kleinen, die von ihr schon sehnlichst erwartet werden. Wie viele mögen es wohl sein? Sie ist wirklich sehr gespannt. Aber es bleibt ihr wohl nichts anderes übrigen als zu warten.

In einer stockfinsteren Nacht ist es endlich soweit. Als die Morgendämmerung hereinbricht, schaut Mathilde auf fünf winzige fast nackte Wildschweinbabys. Das letzte ist kleiner als die anderen und hat sich auch ein wenig mehr Zeit gelassen, denn es kam sieben Minuten später als seine Geschwister.

Da die Neugeborenen nur so spärliche Haare haben, frieren sie entsetzlich, so dass Mathilde sie mit ihrem Körper wärmt. Die Nächte im März sind doch noch recht kalt. Die Wildschweinmutter ist sehr stolz auf ihre kleinen Frischlinge; so werden die Jungen der Wildschweine genannt. Sie behütet sie Tag und Nacht, dass ihnen auch nichts geschieht. Manchmal verlässt sie das Nest für kurze Zeit, um Nahrung für sich zu suchen. Vorher bedeckt sie den Frischkessel sorgsam mit Zweigen.

Nach etwa einer Woche dürfen die Kleinen aus ihrem Nest. Neugierig und noch ein wenig ängstlich beschnuppern sie die Zweige. Aber die Wildschweinmama macht ihnen Mut und die Frischlinge krabbeln nacheinander aus ihrem dick gepolsterten Nest. Jetzt sind sie auch nicht mehr nackt, sondern haben schon ein hellbraunes Fell mit dunklen Streifen. Sie sehen aus wie die Panzerknackerbande mit ihrem gestreiften Kinderfell. Mathilde meint, dass es Zeit ist, ihren Wildschweinkindern Namen zu geben. Das zuletzt Geborene nennt sie Max, das Größte soll Friedrich heißen. Die drei Mittleren sind Mädchen. Sie gibt ihnen die Namen Emma, Paula und Margarethe. Max ist zwar der Kleinste, hat aber das meiste Temperament. Und er war auch der erste, der sich aus dem Nest bewegte. Wäre er nicht so wackeling auf den Beinen gewesen, hätte er schon längst seine nächste Umgebung erkundet.

Mathilde beobachtet stolz ihre Jungen und lässt sie nicht aus den Augen. Auch die Eule, die es sich auf dem Baum gemütlich gemacht hat, wird aufmerksam und nickt der Wildschweinmutter anerkennend zu.

"Hübsche Kinder hast du," meint sie und schaut mit klugen Eulenaugen auf Mathildes Sprösslinge hinab.

"Ja, und sie sind alle gesund und munter," bedankt sich Mathilde stolz.

"Nur Max, der Kleinste, macht mir ein wenig Sorgen. Mir scheint, er ist schon jetzt ein richtiger Abenteurer."

"Ach was, hab nur keine Sorgen, das legt sich," mischt sich die Amsel in das Gespräch ein.

"Frühestens in der Pubertät," schließt sie wichtigtuerisch. Den Begriff hat sie von umherstreifenden Spaziergängern aufgeschnappt, ohne die Bedeutung zu kennen. Mathilde stutzt und schaut erstaunt in den Baum, doch die Amsel ist inzwischen weggeflogen.

Durch die kurze Unterhaltung war Mathilde abgelenkt und nun sieht sie erschrocken auf ihre Kinderschaar. Sie bemerkt sofort, dass Max verschwunden ist. Ärgerlich ruft sie nach ihrem kleinen Sohn und lockt ihn.

"Max, komm her zu mir, es gibt etwas zu trinken."

Doch der hört nicht, weil er gerade fasziniert eine ängstlich umherflitzende Maus beobachtet. Aber seine Geschwister lassen sich das nicht zweimal sagen und schließlich kommt auch Max angetrottet, um Milch aus den Zitzen seiner Mama zu sagen. Das tut gut!

Max

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