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Flüssige Begrüßung

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Nun aber nichts wie rauf und die Suite bestaunen. Durch eine Schwingtür auf Deck fünf betraten sie alle das Innere des Schiffes. „Hmmm, riechst Du das?“ machte Lukas und drehte sich zu seinen Eltern um. „Diesen Geruch gibt es nur einmal, nämlich hier“. Daniel und Jenna wussten sofort was ihr Sohn meinte. Bei dem ureigenen Geruch der Schiffe dieser Kreuzfahrtgesellschaft kam man sofort in Urlaubsstimmung. „Riecht nach Heimat“ schmunzelte Jenna, die sich auf den Schiffen wirklich zu Hause fühlte, Die letzte Reise hatten sie auf dem gleichen Schiff gemacht, nur war es auf dem Mittelmeer vor zwei Jahren deutlich wärmer gewesen. Aber da alle fünf das Schiff gut kannten, konnten die Außenbereiche erst einmal warten. Die bunte Inneneinrichtung der Treppenhäuser strahlte Fröhlichkeit aus und der dicke Teppichboden unter ihren Füßen dämmte die Schritte der vielen Passagiere. Vor den Aufzügen herrschte das übliche Gedränge an An- und Abreisetagen. „Wir können zu Fuß gehen“ entschied Daniel, „wir sind auf fünf und müssen nur bis Deck sieben“. „Ja klar, wir laufen“ stimmte Helga zu. „ Ich muss furchtbar dringend zur Toilette, nach all der Warterei.“ Eilig liefen sie die Stufen hoch. Sie waren durch ein Treppenhaus im mittleren Schiffsteil nach oben gekommen und marschierten nun durch einen scheinbar endlosen Gang in Richtung des Bugs. Im Vorbeigehen lasen sie die Kabinennummern auf den orangefarbenen Türen. „Das ist die falsche Seite“ stellte Lukas fest. „ Wir müssen auf die Steuerbordseite.“ An den verschlossenen Türen der Kabinen klemmten Briefumschläge, die die endgültigen Bordkarten enthielten. Helga trat von einem Bein auf das andere, während sie versuchte den Umschlag zu öffnen. Lukas war es inzwischen schon gelungen die Karten zu befreien und öffnete nun mit seiner die Tür zu Suite. Jenna behielt ihre Eltern im Auge. Noch immer hüpfte Helga mit dem Umschlag kämpfend auf dem Gang herum. Gerade als Jenna sie mit in die Suite ziehen wollte übernahm Herbert den Brief und schaffte es die Tür zu öffnen. Schnell folgte Jenna Lukas und Daniel bevor die Tür ihr wieder vor der Nase zuschlagen konnte.

Während Lukas auf der Suche nach dem Whirlpool sofort in das Bad stürmte, entriegelte Daniel schon die Tür zum Sonnendeck. Von der Sonne war allerdings rein gar nichts zu sehen. Trotzdem folgte Jenna ihrem Mann auf dem Fuße. Jetzt brauchte auch sie zuallererst eine Zigarette. Die Nikotinsucht war einer der Gründe warum sie sich immer für eine Kabine mit eigenem Außenbereich entschieden. Nun war es eben ein Sonnendeck statt eines Balkons. Die Aussicht über den Hamburger Hafen und die dahinterliegende Stadt war unglaublich. Beide verrenkten sich die Hälse um irgendwo am anderen Ende des Hafens das neue große Schiffe ausmachen zu können, aber sie hatten keine Ahnung in welche Richtung Steinwerder lag und der Nebel der in der Luft hing war auch nicht eben hilfreich. „Vielleicht sagt der Kapitän nachher war dazu oder wir können sie sehen wenn wir auslaufen“ hoffte Jenna. Fröstelnd trat sie zurück ins Warme und nahm ihr Schlafzimmer für die nächsten sieben Nächte in Augenschein. „Genug Platz sollten wir haben.“ Daniel war hinter Jenna getreten und ließ sich im nächsten Moment auf das Bett fallen. Es klopfte an der Tür. Sie fielen beinahe übereinander als alle drei einen Satz in Richtung Tür machten. Lukas war in der Zwischenzeit auch mit der Besichtigung des Badezimmers fertig und vermutete seine Großeltern vor der Tür.

„Boah ganz schön voll hier“ stöhnte Herbert als sie das Buffetrestaurant betraten. Vor der Tür hatte ein Besatzungsmitglied mit nur einem Koffer gestanden, woraufhin sie beschlossen hatten, das Auspacken auf später zu verschieben und erst einmal zu Mittag zu essen. Auch Helga und Herbert hatten bisher nur ein Gepäckstück bekommen und bevorzugten den Gang ins Restaurant. Leider waren sie mit dieser Idee nicht alleine. Obwohl erst gegen halb fünf alle Mann an Bord sein mussten waren fast alle Tische besetzt und der Lärmpegel war ohrenbetäubend. Ganz hinten in der Ecke erspähten sie schließlich einen freien Tisch und ließen sich erleichtert auf die darum stehenden Stühle sinken. Leider blieben vier Stühle am Tisch leer, es war für neun Personen gedeckt und so mussten sie damit rechnen bald Gesellschaft zu bekommen. „Wo ist eigentlich der Champagner?“ fiel Jenna plötzlich ein. „Richtig, und die Pralinen. Und das Obst?“ Lukas hatte sofort begriffen, dass seine Mutter die zur Begrüßung angekündigten Extras auf der Suite meinte. Daniel guckte peinlich berührt. „Ist doch egal“ murmelte er, „vielleicht kommt es ja noch und wenn nicht ist auch nicht schlimm.“ „Hallo? Wer hat sich denn immer beschwert was wir für die Suite bezahlt haben. Nö, wenn das nicht mehr kommt fragen wir mal an der Rezeption.“ Jenna war nicht bereit auf die im Preis enthaltenen Annehmlichkeiten zu verzichten. „Das kannst Du aber dann alleine machen“ nörgelte Daniel. „Dann trinken wir aber auch alleine“ kicherte Lukas und machte sich über seine Pommes her. Als Herbert und Helga vom Buffet zurückkamen, hatte sich bereits ein weiteres Ehepaar an ihrem Tisch niedergelassen. Hoffentlich würden sie nicht die ganze Reise auf ihren Lieblingstisch verzichten müssen. Dort hatten sie zu fünft immer ganz in Ruhe das Essen genießen können. Alle Hoffnungen richteten sich nun auf das Abendessen. Wenigstens war der erste Hunger bei allen gestillt und sie konnten sich jetzt gestärkt ans Auspacken machen.

„Hey Mama. Guck mal was da steht.“ Begeistert umkreiste Lukas den kleinen Tisch in der Mitte des Wohnbereichs. Neben den übrigen Koffern war nun also auch der Champagner eingetroffen. Jenna griff zum Telefon und wählte die Kabinennummer ihrer Eltern. Herbert reagierte zwar überrascht auf ihre Bitte die Beiden sollten doch mal eben rüberkommen, fragte aber nicht weiter nach dem Grund. Noch während Jenna alle verfügbaren Gläser zusammensuchte klopfte es an der Tür. „Boah Wahnsinn, hast Du mal ein Foto gemacht?“ Helga bestaunte den Champagnerkübel und das angerichtete Obst. „Mach ich jetzt sofort, aber Daniel, mach doch mal die Falsche auf.“ Jenna reichte schon mal die Schale mit den Pralinen herum. Als alle Gläser gefüllt waren stießen sie auf die kommenden Tage an. „Los Mama, die Erdbeeren sehen super aus und passen toll zum Champagner. Greif zu.“ Jenna kaute bereits auf einer Erdbeere. „Wir können euch doch jetzt nicht alles weg essen. Ich habe schon eine Praline genommen“ zierte sich Helga. Daniel winkte ab „das können wir doch sowieso nicht alles schaffen. Lukas mach doch mal ein Foto von der Oma.“ „Jetzt sollten wir aber wirklich auspacken gehen“ mahnte Herbert als alle noch einmal im Bild festgehalten waren. „Wir treffen uns nachher zur Übung.“

Jenna hatte gerade begonnen die Kleidungsstücke in die Schränke zu räumen und die wenigen vorhandenen Bügel gerecht aufzuteilen, als es wieder an der Tür klopfte. Daniel öffnete und Helga spähte verschreckt ins Innere der Suite. „Ich habe da einem Mann Bescheid gesagt. Ich bin doch wohl nicht zu dumm um auf die Toilette zu gehen. Das Handtuch war gar nicht von uns, es lag noch auf dem Balkon.“ „Ich verstehe gar nichts“ sagte Jenna, „was ist denn los?“ „Ich habe die Toilette benutzt und hinterher ist sie einfach übergelaufen. Papa meint ich könnte eben nicht mit der Spülung umgehen. Wegen der Vakuumtoiletten auf dem Schiff. Jedenfalls war im Bad der ganze Boden nass. Auf dem Balkon lag noch ein Handtuch. Das haben sie wohl nicht weg geräumt beim sauber machen. Damit habe ich den Boden aufgewischt, aber Papa hat gemeint ich soll mal auf dem Flur nachsehen ob ich nicht jemand vom Personal finden kann. Ich habe einen Mann angesprochen, aber der hat mich dann gefragt ob ich einen Koffer vermissen würde. Die Koffer sind ja beide da. Ich habe ihm das nasse Handtuch gezeigt und er hat gesagt er kommt gleich. Es wäre kein Problem.“ „Mama“ Jenna war schon auf dem Weg in die Kabine der Eltern „für sowas geht man zur Rezeption.“ Vor besagter Toilette fand Jenna einen knienden Mann der mit einem Handtuch Wasser aufwischte. „Siehste, sagte Helga, „er hat mich wohl verstanden.“ Herbert beobachtete schweigend das Treiben im Bad. Daniel und Lukas drängten nun ebenfalls durch die Tür. Das arme Crewmitglied schaute verwirrt auf. „No problem“ verkündete er eifrig, „ I will bring a fresh one!“ Also doch! Jenna schwante Böses. „The towel isn’t the problem“ versuchte sie dem Mann verständlich zu machen dass das Handtuch nicht das Problem sei, das stille Örtchen aber ständig überlief. Schließlich entlockte sie ihm zumindest die Zusage einen Techniker zu verständigen.


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